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Beweis für Reichensteuer=Neidsteuer?

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    #46
    Zitat von max
    Der Punkt, den du hier total ignorierst, ist woher die Ressourcen kommen, um z.B. den Diensleistungssektor zu finanzieren. Diese Finanzierung ergibt sich ja nicht von selbst, sondern es müssen entsprechende Ressourcen vorhanden sein, um neben der Produktion von Waren auch noch einen Diensleistungssektor zu finanzieren. Eine Gesellschaft braucht dafür eben eine entsprechend hohe Produktivität in der Produktion, um überhaupt in der Lage zu sein, einen Dienstleistungssektor zu unterhalten.
    Du sagst ja selber, dass die Ressourcen immer billiger werden. Da ist also kein Problem. Die Produktivitätssteigerung, die du ständig für die Arbeitslosigkeit verantwortlich machst, wirkt ja bei allen Produkten ab ihrer Einführung. Dein Fehler ist, dass du die Abhängigkeit nur in eine Richtung siehst. Während ein Dienstleictungssektor voraussetzt, dass gewisse Arbeiten von weniger Menschen erledigt werden können, benötigt eine steigende Produktivität eben auch einen wachsenden Dienstleistungssektor. Die Produktivität steigt ja nicht magisch aufgrund der Konkurrenz, sondern weil es wirtschaftlich ist, Menschen zu beschäftigen, die nichts produzieren, sondern Dienstleistungen erbringen. Im übrigen halte ich die Unterscheidung zwischen Produktion und Dienstleistung auch für überholt. Ein Anlagenbauer ist zB ja auch in gewissem Sinne ein Dienstleister.

    Der Punkt oben war allerdings, dass du hier eine Forderung aufstellst, die im klaren Widerspruch zur neoliberalen Theorie steht: eben eine staatliche Beschäftigungspolitik, eine höhere Steuerquote und eine höheren Staatsanteil.
    Nun das liegt daran, dass der Staat offensichtliche Defizite in der Kinderbetreuung hat, während gleichzeitig mehr als genug Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.
    Es muss ja nicht der Staat selber die Kindergärten organisieren, das wäre halt nur der leichteste Weg. Besser wäre es, wenn hier die Privatwirtschaft animiert und unterstützt würde.

    Zitat von max
    Na ja, immerhin ein deutlicher Bruch mit der Politik der letzten 30 Jahre und damit ein beginnendes Einsehen, dass diese vollkommen falsch war. Aber du schlägst hier immer noch keine Mischung vor. Es fehlt vollkommen die Förderung der Nachfrage. "Billigere Arbeit" sind eben weniger Löhne und damit weniger Konsum und damit weniger Nachfrage. Zusätzliche Nachfrage generierst du so eben gerade nicht. Schliesslich willst du dies durch eine Erhöhung der Verbrauchssteuern finanzieren. D.h. du verteilst die Nachfrage nur um, ohne sie zu vergrössern.
    "Vollkommen falsch" ist auch so ein Spruch. Man könnte auch behaupten, dass sie die bestmögliche Politik war. Solange niemand exakt beweisen kann, wie sich eine irgendwie andere Politik ausgewirkt hätte, sind derartige Aussagen reine Spekulationen.
    In meinen Augen ist die Politik der letzten Jahre und Jahrzehnte viel zu sehr der Verlockung der einen, ultimativen Lösung aufgesessen. Die gibt es einfach nicht. Es gibt nicht die Reform. Vielmehr ist ein Bündel von Maßnahmen richtig, das sich gegenseitig unterstützt. Aus diesen Maßnahmen darf dann nicht wieder aufgrund von Partikularinteressen irgendwas rausgenommen oder "verträglicher" gemacht werden.
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      #47
      Zitat von blueflash
      Du sagst ja selber, dass die Ressourcen immer billiger werden. Da ist also kein Problem.
      Natürlich ist es kein Problem. Habe ich etwas anderes behauptet?
      Zitat von blueflash
      Während ein Dienstleictungssektor voraussetzt, dass gewisse Arbeiten von weniger Menschen erledigt werden können, benötigt eine steigende Produktivität eben auch einen wachsenden Dienstleistungssektor.
      Jein. Der Dienstleistungsektor ist ja sehr heterogen. Teilweise wird sogar industrielle Produktion als Dienstleistung bezeichnet. Natürlich ist z.B. entsprechende Forschung nötig, aber Werbung, Vertrieb etc. sind ja nicht für eine höhere Produktivität nötig. Sie versursachen aber natürlich für die Konzerne Kosten, d.h. dieser Dienstleistungsbereich verringert die Profitraten. Wobei die Konzerne aber auf diese Bereiche angewiesen sind, wenn sie ihr Zeug verkaufen wollen.
      Zitat von blueflash
      Es muss ja nicht der Staat selber die Kindergärten organisieren, das wäre halt nur der leichteste Weg. Besser wäre es, wenn hier die Privatwirtschaft animiert und unterstützt würde.
      Tja, eine profitorientierter Kindergarten. Super. In den Reichenviertel wird er garantiert auch funktionieren, aber für eine essentielle Infrastruktur, die allen zur Verfügung stellen soll, ist nun mal ein profitorientierter Konzern die schlechteste aller möglichen Lösungen, da sich Dienstleistungen ja nicht für jeden Preis rentabel sind. Funktionieren dürfte es höchstens, wenn private Unternehmen staatlich finanziert diese Leistungen anbieten. Aber dies wird garantiert auch eine sehr teuere Lösung, da ja schliesslich die Profite dieser Konzerne mitbezahlt werden müssen (die Privatsierung der Wasserversorung hatte z.B. vielfach dieses Ergebnis).
      Zitat von blueflash
      In meinen Augen ist die Politik der letzten Jahre und Jahrzehnte viel zu sehr der Verlockung der einen, ultimativen Lösung aufgesessen. Die gibt es einfach nicht. Es gibt nicht die Reform. Vielmehr ist ein Bündel von Maßnahmen richtig, das sich gegenseitig unterstützt. Aus diesen Maßnahmen darf dann nicht wieder aufgrund von Partikularinteressen irgendwas rausgenommen oder "verträglicher" gemacht werden.
      Tja, nur ist die Behauptung, dass es nicht nur eine Reform, sondern zahlreiche Massnahmen braucht, doch reichlich banal oder? Der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft beruht ja auch nicht nur auf einer Revolution, sondern zahlreichen Massnahmen, die sich gegenseitig unterstützen müssen. Ich sehe nicht, wo hier auch nur ein Ansatz der Lösung der Probleme ist. Wobei ich positiv feststelle, dass du offensichtlich über diese Probleme etwas offener nachdenkst und weniger auf die neoliberalen Ansätze fixiert nachdenkst.
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        #48
        Zitat von max
        Jein. Der Dienstleistungsektor ist ja sehr heterogen. Teilweise wird sogar industrielle Produktion als Dienstleistung bezeichnet. Natürlich ist z.B. entsprechende Forschung nötig, aber Werbung, Vertrieb etc. sind ja nicht für eine höhere Produktivität nötig. Sie versursachen aber natürlich für die Konzerne Kosten, d.h. dieser Dienstleistungsbereich verringert die Profitraten. Wobei die Konzerne aber auf diese Bereiche angewiesen sind, wenn sie ihr Zeug verkaufen wollen.
        Damit negierst du eine pluralistische Marktordnung, forderst also quasi ein Produkt pro Art. Der Punkt ist ja, dass Werbung heutzutage eindeutig ein Teil der Wertschöpfungskette ist, was ein Materialist naturgemäß nicht verstehen oder akzeptieren kann.
        Aber nicht nur Werbe-, sondern zB auch Consulting Firmen sind Dienstleister, die neue Technologien und Methoden vor Ort Anwenden. Die erhöhen ja die Profitraten eines Unternehmens i.d.R.
        Aber wie bereits gesagt, finde ich bereits die Unterteilung zwischen Dienstleistung und Industrie sehr an den Haaren herbeigezogen. In meinen Augen ist Industrie auch nur eine Art Dienstleistung.

        Tja, eine profitorientierter Kindergarten. Super. In den Reichenviertel wird er garantiert auch funktionieren, aber für eine essentielle Infrastruktur, die allen zur Verfügung stellen soll, ist nun mal ein profitorientierter Konzern die schlechteste aller möglichen Lösungen, da sich Dienstleistungen ja nicht für jeden Preis rentabel sind. Funktionieren dürfte es höchstens, wenn private Unternehmen staatlich finanziert diese Leistungen anbieten. Aber dies wird garantiert auch eine sehr teuere Lösung, da ja schliesslich die Profite dieser Konzerne mitbezahlt werden müssen (die Privatsierung der Wasserversorung hatte z.B. vielfach dieses Ergebnis).
        Es gibt ja auch recht erfolgreiche Privatschulen.
        Die Wasserversorgung ist ein eher schlechtes Beispiel, weil da aus der Unfähigkeit der öffentlichen Hand heraus schon quasi mafiöse Strukturen entstanden sind.
        Im Übrigen sind private Lösungen i.d.R. wesentlich billiger, da die Investitionskosten nicht der öffentlichen Hand zur Last fallen, sondern zu wesentlich günstigeren Konditionen durch die Privatwirtschaft gestellt werden.
        Was spricht überhaupt dagegen, privaten Kindergärten einen Grundbetrag pro Kind zu bezahlen? Wenn sie mehr Geld brauchen, müssen sie halt sehen, wo sie es herbekommen. Sponsoring wäre zB eine Möglichkeit. Immerhin finanzieren viele Konzerne schon jetzt wohltätige Zwecke.

        Tja, nur ist die Behauptung, dass es nicht nur eine Reform, sondern zahlreiche Massnahmen braucht, doch reichlich banal oder?
        Ja. Natürlich. Es ist aber ein entscheidender Ansatz. Die Wirtschaftspolitik muss endlich lernen die Wirtschaft als ein physikalisches System zu begreifen, man kann hier nichts per se "erzeugen" sondern muss vor allen Dingen Entropie verhindern.
        Das ist übrigens ein radikal anderer Ansatz als deiner, da du ja jegliche Wirtschaftspolitik ablehnst und nur gesellschaftsmodelle als Lösung forderst.
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          #49
          Zitat von blueflash
          Damit negierst du eine pluralistische Marktordnung, forderst also quasi ein Produkt pro Art. Der Punkt ist ja, dass Werbung heutzutage eindeutig ein Teil der Wertschöpfungskette ist, was ein Materialist naturgemäß nicht verstehen oder akzeptieren kann.
          Offensichtlich kann ein Idealist nicht verstehen, dass man verschiedene Produkte herstellen kann und dafür keinerlei Werbung braucht. Werbung ist ja keine seriöse Informationsquelle über unterschiedliche Produkte, sondern ein Teil des Versuchs den Mehrwert zu realisieren, d.h. die Produkte zu verkaufen und sich damit auf dem "Markt" gegen Konkurrenten durchzusetzen oder zu behaupten. Werbung schafft damit keine Werte, sondern ist unter den heutigen Bedingungen essentiell, um diese verkaufen und Profit machen zu können. Dies verursacht enorme Kosten, genauso, wie enorme Kosten verursacht werden, wenn Firmenbürokratien selbst unfähig sind und deshalb Unternehmensberater (im Endeffekt eine Parallelbürokratie) oder andere externe Berater notwendig sind. Natürlich erhöhen diese Berater und eine erfolgreiche Vermarktung die Profitrate - wenn ohne diese Berater und ohne die Werbung mit veralteten Technologien nichts verkauft wird.
          Zitat von blueflash
          Aber wie bereits gesagt, finde ich bereits die Unterteilung zwischen Dienstleistung und Industrie sehr an den Haaren herbeigezogen. In meinen Augen ist Industrie auch nur eine Art Dienstleistung.
          Ich sehe es umgedreht: der Grossteil dessen, was heute als Dienstleistung bezeichnet wird, ist tatsächlich ein Teil der Produktion und der Verteilung (Verkauf) der produzierten Güter
          Zitat von blueflash
          Es gibt ja auch recht erfolgreiche Privatschulen.
          Sicher - in der Regel mit Kinder von wohlhabenden Eltern, die die Schulgelder für die Privatschule zahlen können. Das war ja auch genau mein Punkt: es ist nicht profitabel jede Dienstleistung jedem zugänglich zu machen - unabhängig von dessen Eigentum. Damit sind profitorientierte Bildungseinrichtungen, genauso wie profitorientierte Sozial- und Gesundheitseinrichtungen im Gegensatz zu gleichen Rechten und Möglichkeiten. Sie sind eben Grundlage für eine soziale Selektion im Bildungswesen bzw. eine medizinische und soziale Zweiklassen-Gesellschaft.
          Zitat von blueflash
          Ja. Natürlich. Es ist aber ein entscheidender Ansatz. Die Wirtschaftspolitik muss endlich lernen die Wirtschaft als ein physikalisches System zu begreifen, man kann hier nichts per se "erzeugen" sondern muss vor allen Dingen Entropie verhindern.
          Das ist mir zu vage. Schliesslich geht es ja um das "Erzeugen" - eben die Grundlage für ein möglichst angnehmes Leben. Willst du damit sagen, dass der Staat nichts "erzeugen" kann? So pauschal wäre dies ja offensichtlich falsch - vollkommen unabhängig davon, was man jetzt für eine effektive Grundlage hält. Oder willst du sagen, dass eine Wirtschaftspolitik nichts erzeugen kann? Das ist mir dann viel zu vage. Was meinst du konkret? Die Angebotstheoretiker gehen ja davon aus, dass sie Wirtschaftswachstum über die Stärkung des Angebots "erzeugen" könnten, die Nachfragetheoretiker über die Stärkung der Nachfrage, andere über eine Mischung einer Stärkung von Angebot und Nachfrage etc. Hierbei ist es vollkommen klar, dass alleine wirtschaftspolitische Massnahmen keine Wertschöpfung darstellen, sondern nur die Organisation, Effektivität etc. beeinflussen. Ich sehe deinen Punkt einfach nicht.
          Zitat von blueflash
          Das ist übrigens ein radikal anderer Ansatz als deiner, da du ja jegliche Wirtschaftspolitik ablehnst und nur gesellschaftsmodelle als Lösung forderst.
          Dass dein Ansatz radikal anders ist als meiner, sehe ich aus so - aber die Behauptung, dass ich jegliche Wirtschaftspolitik ablehnen würde, ist jetzt ziemlich absurd - für marxistischen wirtschaftspolitischen Theorien hast du ja zumindest schon gehört. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man behauptet, dass es eine Wirtschaftspolitik gibt, die den Kapitalismus zu einem Wirschaftssystem machen könnte, was für alle vorteilhaft ist oder wenn man angesichts der Erfahrungen der letzten 200 Jahre der Meinung ist, dass nur eine andere Wirtschaftspolitik vollkommen ungenügend ist und viel grundlegendere Veränderungen notwendig sind - also eben nicht nur Veränderungen bei der Wirtschaftspolitik, aber natürlich auch eine Wirtschaftspolitik auf einer anderen theoretischen Grundlage.
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