Zitat von meguré
Die DDR war eine Klassengesellschaft, in der die herrschende Klasse die Arbeiterklasse unterdrückt und ausgebeutet hat. Der wesentliche Unterschied zwischen DDR und BRD in Bezug auf die Kontrolle der Wirtschaft war, dass im Falle der DDR die herrschende Klasse die Wirtschaft als "Staatsbesitz" kontrollierte und koordinierte, während in der BRD die herrschende Klasse die Wirtschaft als "Privatbesitz" kontrolliert, aber untereinander konkurriert. Die DDR hat sich im Wesentlichen wie ein Grosskonzern verhalten, deren interne Bürokratie der Bürokratie in einem westlichen Grosskonzern durchaus stark ähnelt.
Wenn du einen Hauch einer Ahnung der Verhältnisse der DDR hast, dann sollte dir klar sein, dass es überhaupt keine Entsprechungen zwischen einer demokratischen, egalitären kommunistischen Gesellschaft und der DDR gab.
Zitat von Liska
Beitrag anzeigen
Dazu übertreibst du die Manipulationsmöglichkeiten grandios - ausgehen von der gleichen Annahme.
Man kann nicht auf der einen Seite behaupten, man wäre für Demokratie (die setzt nun einmal mündige Bürger und nicht nur ein paar Experten voraus) und einzelne Menschen könnten vernünftig sein - aber dann argumentieren, dass Demokratie nicht funktioniert, weil plötzlich in grösseren Gruppen die gleichen Menschen zu Idioten werden. Gehst du selbst davon aus, dass du im Rahmen einer Abstimmung von Millionen zum leicht manipulierbaren Idioten mutierst? Warum behauptest du dann, dass andere Leute so wären?
Zitat von Liska
Beitrag anzeigen
Ich könnte dir jetzt übrigens massenhaft Beispiele bringen, die zeigen, dass man keineswegs davon sprechen kann, dass die Unternehmungsführungen auch nur ansatzweise sich so verhalten, als hätten sie Fähigkeiten gesamtwirtschaftlich zu denken, was sich wiederum dann auf ihre politischen Pendants auswirkt (Beispiel Klimaentwicklung). Das liegt aber nicht an deren Qualifikationen, sondern an den gesellschaftlichen Zwängen, die diese Leute zu anderen Prioritäten (in erster Linie betriebswirtschaftlichen) zwingen.
Zitat von Liska
Beitrag anzeigen
In einer Klassengesellschaft ist es die Regel, dass die Beherrschten durch die herrschende Klasse benachteiligt werden. Aber das liegt wiederum an der gesellschaftlichen Struktur, die darauf optimiert ist, dass die herrschende Klasse ihre Interessen der klaren Mehrheit der Menschheit aufzwingen kann - alleine eben schon über materielle Zwänge.
Zitat von Sandswind
Die Definition von Kapitalist ergibt sich nicht durch die Höhe des Einkommens, sondern durch die Stellung im Produktionsprozess. Wenn man die Produktionsmittel unter demokratische Kontrolle stellt, dann gibt es automatisch keine Kapitalisten mehr. Es bleiben dann nur noch zwei Fragen: wo definiert man die Grenze, welche Produktionsmittel jemand noch privat nutzt? Und was macht man mit Geldvermögen? Ersteres ist meiner Meinung einfach zu beantworten: Produktionsmittel für den Eigenbedarf und die man ohne Hilfe anderer nutzen kann, sind privat. So bald jemand Arbeitskräfte braucht, um produzieren zu können, muss er sich der demokratischen Kontrolle unterwerfen, d.h. andere Arbeitskräfte als gleichberechtigt akzeptieren und akzeptieren, dass der Zugang von Rohstoffen und der Vertrieb von Waren demokratisch kontrolliert ist (also nicht mehr durch die Höhe des Besitzes). Die Frage der Geldvermögen könnte man auch einfach regeln. Man erhebt einfach eine einmale Vermögensabgabe, die progressiv mit zunehmenden Vermögen ansteigt. Also eine Abgabe, die die Ersparnisse von Durchschnittsbürger überhaupt nicht betrifft und alle Vermögen darüber einzieht. Die Grundlage dürfte natürlich nicht das Durchschnittsvermögen sein. Ich kenne niemand, der ein solches Vermögen besitzt. Das gleiche gilt dann auch für Immobilien, die nicht unmittelbar Produktionsmittel sind (nicht selbstgenutzter Wohnraum würde sowieso demokratisch kontrolliert werden, genauso Bürogebäude, Fabrikgelände etc). Man müsste nur regeln, wie gross privat genutzter Wohnraum sein darf. Diese Grenzen wird aber niemand sehr niedrig setzen, weil er sich so ja nur selbst ins Bein schiesst.
Zitat von Sandswind
Das Problem ist meiner Meinung nach, dass du glaubst, dass die Kontrolle von Grundrechten durch ein spezielles Staatsorgan erfolgen muss. Du kannst aber eben nicht erklären, warum dieses Staatsorgan dies auch machen sollte. Kurioserweise bist du aber der Meinung, dass ein demokratisch kontrolliertes Staatsorgan die Grundrechte nicht garantieren würde. Aber hier kommt schon dein nächstes Problem: du bist der Meinung, dass der Staat in der BRD demokratisch kontrolliert sei. Die gesamte Argumentation ist also in sich vollkommen widersprüchlich.
Zitat von Sandswind
Das gleiche gilt dann im Endeffekt für die Richter: die Behauptung, dass diese unabhängig seien, stellt doch sofort die Frage auf, von wem? Vom Wähler? Ja. Von der Regierung? Na ja, es mag sicher unterschiedliche Auffassungen geben auf der Basis gleicher Interessen geben, aber real ist es schon sehr unwahrscheinlich, dass jemand, der jemand anderen, der auch noch aus der gleichen Partei (gemeinsame politische Ziele und Ideologie!) kommt, seinen Posten verdankt, keinerlei Abhängigkeiten gibt. Auf jeden Fall muss man davon ausgehen, dass es gemeinsame Interessen gibt und der Richter sich entsprechend verhält. Auf jeden Fall muss sich der Richter an die Gesetze und die Verfassung halten. Entweder behauptest du dann, dass diese Gesetze und die Verfassung nicht demokratisch seien - oder du müsstest akzeptieren, dass die Gewaltenteilung alles andere als real ist.
Es ist eben ein weiteres Beispiel für die massiven Widersprüche. Es macht einfach keinen Sinn, zu behaupten, dass eine demokratische Gesellschaft nicht funktionieren könne - aber gleichzeitig sich selbst als Demokraten zu bezeichnen. Das bedeutet noch lange nicht, dass du mir in jedem Punkt zustimmen müsstest, um Demokrat seinen zu können. Du kannst nur nicht meine Ziele auf der Basis kritisieren, dass Demokratie grundsätzlich nicht funktionieren kann.
Zitat von Sandswind
Die Behauptung also, dass ein Staatsapparat, der viel direkter demokratisch kontrolliert würde, als der heutige, nicht kontrolliert wird und es eine gefährliche Machtkonzentration gäbe, ist eben unsinnig. Statt einer Aufteilung in drei Staatsorgane, gäbe es eben eine Aufteilung der Macht auf Millionen oder besser Milliarden, eine Dezentralisierung der Macht auf Milliarden. Es gäbe keine starke Zentralmacht, die unabhängig handeln könnte.
Das ist eben erneut der Widerspruch zwischen der Behauptung für eine demokratische Gesellschaft zu sein, aber tatsächlich zu argumentieren, dass gerade die Einschränkung bzw. das Nicht-Vorhandensein demokratischer Kontrolle notwendig sei. Wenn man die repräsentative Demokratie verteidigen will, dann sollte man dies auf der Grundlage machen, dass diese die bessere Form der Demokratie sei. Und nicht auf der Basis, dass diese besser sei, weil sie in grundlegenden Elementen gar nicht demokratisch ist.
Zitat von Sandswind
Man muss eben berücksichtigen, was es bedeutet, wenn einzelne Leute die "Freiheit" haben, massiv in die Freiheit anderer einzugreifen. Die Realität in einer Klassengesellschaft, in der eine winzige Minderheit mittels ihres Besitzes ihre Interessen dem Rest aufzwingen kann, ist eben alles andere als frei oder "freiheitlich". Es gibt keine "freie Konkurrenz", wenn Grosskonzerne die Märkte beherrschen. Es gibt keine Freiheit, wenn materielle Zwänge, die darauf beruhen, dass grosse Teile der vorhandenen Ressourcen im Besitz einer winzigen Minderheit sind, das Leben bestimmen. Jemand, der seine Arbeitskraft verkaufen muss, ist eben nicht frei. Dabei ist es egal, ob dieser Verkauft jetzt als "Arbeitnehmer" erfolgt (also jemand, der alle Produkte der eigenen Arbeit abgeben muss) oder als "Selbständiger" (der in der Form von Zinsen den Mehrwert an den Kapitalgeber abgeben muss).
Kommentar