Auf spiegel.de habe ich einen interessanten Beitrag von Matthias Matussek gefunden: "Wie ich aus Versehen ein Linker wurde".
Krise des Konservativen: Wie ich aus Versehen ein Linker wurde - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Kultur
Der früher als konservativ bekannte Journalist beschreibt darin, warum er heute links ist. Als ausschlaggebenden Grund für seinen Wandel nennt Matussek die herablassende Haltung der konservativen Elite gegenüber den kleinen Leute.
Matussek trifft dabei den Nagel auf den Kopf. Ich zitiere einige besonders schöne Passagen:
Krise des Konservativen: Wie ich aus Versehen ein Linker wurde - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Kultur
Der früher als konservativ bekannte Journalist beschreibt darin, warum er heute links ist. Als ausschlaggebenden Grund für seinen Wandel nennt Matussek die herablassende Haltung der konservativen Elite gegenüber den kleinen Leute.
Matussek trifft dabei den Nagel auf den Kopf. Ich zitiere einige besonders schöne Passagen:
...
Der konservativen Intelligenz ist die Welt ein süffisantes Glossenthema. Man sensibilisiert sich allmählich für ihren verkicherten Tonfall. Sie hält sich die Welt auf Armeslänge wie den stinkenden Hering aus Schweden, die "Surströmming"-Konserve, die man besser unter Wasser öffnet, wie uns die "Frankfurter Allgemeine" unter einem entsprechenden Foto auf einer Titelseite im August erklärt.
...
Dem Konservativismus, mit dem ich groß geworden bin, wäre über diese Blasiertheit der Kragen geplatzt. Er hatte mit der Bergpredigt zu tun. Er fand, dass uns das Elend der anderen angeht, dass Eigentum verpflichtet. Er hätte die gigantische Umverteilung der vergangenen zehn Jahre - den Rückgang der Reallöhne um 4 Prozent, die Steigerung der Unternehmensgewinne um 60 Prozent - als Skandal gesehen. Eigentlich muss Gregor Gysi nur diese Zahlen nennen und ansonsten den offiziellen Armutsbericht der Bundesregierung hoch- und runterbeten, und der Konservativismus, den ich kennengelernt habe, hätte ihm grimmig zugestimmt.
...
Wir indes erleben, wie der konservative Klassenkampf von oben total geworden ist, ökonomisch genauso wie mental. Er hat Werte zertrümmert, radikaler, als es die Linke je vermocht hätte. Er hat ein kaltschnäuziges System geschaffen, das dem abgehängten Rest der Gesellschaft nach unten zuruft: Strengt euch gefälligst an.
…
Der Konservativismus, wie ich ihn kennengelernt habe, hätte sich nicht damit begnügt, den Armen Faulheit vorzuwerfen. Mein CDU-Vater, der das "C" sehr ernst nahm, hat die damals sogenannten Asozialen - sehr zum Leidwesen meiner Mutter - nach Hause eingeladen. Er hätte Solidarität gefordert. Dagegen entfuhr Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg jüngst der Satz, der mittlerweile emblematisch die psychosoziale Verdrängungsstrategie der Konservativen beschreibt: "Derjenige, der um sechs Uhr aufsteht, muss besser entlohnt werden als der, der sich um elf aus dem Bett quält." Jeder ist seines Glückes Schmied? Bullshit. Es gibt mittlerweile viele, die um sechs aufstehen und trotzdem nicht wissen, wie sie ihre Familie über die Runden bringen sollen, und Guttenberg und die ständig gutgelaunten Ackermanns und die konservative Elite, die die Kanzlerin zu sich einlud, wissen es.
…
Nichts gegen die Einladung der Kanzlerin, aber alles gegen diese Gästeliste und ihre Symbolik. Das Essen fand bereits im April vergangenen Jahres statt, doch es löste erst jetzt Empörung aus. In der kollektiven Imagination wirkt es wie eine vorweggenommene Siegesfeier des konservativen Milieus. Banker, Fabrikanten, konservative Journalisten und mittendrin eine von allen Überzeugungen entkernte Kanzlerin.
…
Für die publizistische "konservative Elite" wird alles da draußen, da unten zum Witz, besonders die Empörung des linken Gegners. Sie hält sich am liebsten im Schwebezustand der Ironie auf. Sie lacht die Ausgesperrten aus.
Der konservativen Intelligenz ist die Welt ein süffisantes Glossenthema. Man sensibilisiert sich allmählich für ihren verkicherten Tonfall. Sie hält sich die Welt auf Armeslänge wie den stinkenden Hering aus Schweden, die "Surströmming"-Konserve, die man besser unter Wasser öffnet, wie uns die "Frankfurter Allgemeine" unter einem entsprechenden Foto auf einer Titelseite im August erklärt.
...
Dem Konservativismus, mit dem ich groß geworden bin, wäre über diese Blasiertheit der Kragen geplatzt. Er hatte mit der Bergpredigt zu tun. Er fand, dass uns das Elend der anderen angeht, dass Eigentum verpflichtet. Er hätte die gigantische Umverteilung der vergangenen zehn Jahre - den Rückgang der Reallöhne um 4 Prozent, die Steigerung der Unternehmensgewinne um 60 Prozent - als Skandal gesehen. Eigentlich muss Gregor Gysi nur diese Zahlen nennen und ansonsten den offiziellen Armutsbericht der Bundesregierung hoch- und runterbeten, und der Konservativismus, den ich kennengelernt habe, hätte ihm grimmig zugestimmt.
...
Wir indes erleben, wie der konservative Klassenkampf von oben total geworden ist, ökonomisch genauso wie mental. Er hat Werte zertrümmert, radikaler, als es die Linke je vermocht hätte. Er hat ein kaltschnäuziges System geschaffen, das dem abgehängten Rest der Gesellschaft nach unten zuruft: Strengt euch gefälligst an.
…
Der Konservativismus, wie ich ihn kennengelernt habe, hätte sich nicht damit begnügt, den Armen Faulheit vorzuwerfen. Mein CDU-Vater, der das "C" sehr ernst nahm, hat die damals sogenannten Asozialen - sehr zum Leidwesen meiner Mutter - nach Hause eingeladen. Er hätte Solidarität gefordert. Dagegen entfuhr Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg jüngst der Satz, der mittlerweile emblematisch die psychosoziale Verdrängungsstrategie der Konservativen beschreibt: "Derjenige, der um sechs Uhr aufsteht, muss besser entlohnt werden als der, der sich um elf aus dem Bett quält." Jeder ist seines Glückes Schmied? Bullshit. Es gibt mittlerweile viele, die um sechs aufstehen und trotzdem nicht wissen, wie sie ihre Familie über die Runden bringen sollen, und Guttenberg und die ständig gutgelaunten Ackermanns und die konservative Elite, die die Kanzlerin zu sich einlud, wissen es.
…
Nichts gegen die Einladung der Kanzlerin, aber alles gegen diese Gästeliste und ihre Symbolik. Das Essen fand bereits im April vergangenen Jahres statt, doch es löste erst jetzt Empörung aus. In der kollektiven Imagination wirkt es wie eine vorweggenommene Siegesfeier des konservativen Milieus. Banker, Fabrikanten, konservative Journalisten und mittendrin eine von allen Überzeugungen entkernte Kanzlerin.
…
Für die publizistische "konservative Elite" wird alles da draußen, da unten zum Witz, besonders die Empörung des linken Gegners. Sie hält sich am liebsten im Schwebezustand der Ironie auf. Sie lacht die Ausgesperrten aus.
Kommentar