Auf SPIEGEL ONLINE - Nachrichten habe ich einen interessanten Artikel zum Thema soziale Ungleichheit gefunden. Darin werden zwei Männer des selben Jahrgangs (1949) miteinander verglichen. Der eine ist Lindechef Wolfgang Reitzle, der andere, Heinz Höffken, ein Ingenieur, der seit mehreren Jahren arbeitslos ist.
60 Jahre Bundesrepublik: Zwei Leben in Deutschland - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Panorama
Mich hat der Artikel sehr traurig gemacht, u.a. weil deutlich wird, dass völlig integere Menschen in eine aussichtslose Lage geraten und ihr Schicksal nicht mehr selbst bestimmen können … eine menschliche Katastrophe.
Sehr wütend hat mich allerdings eine Äußerung von Herrn Reitzle, dem Vorstandschef, gemacht. Er behauptet, in Deutschland könne jeder, auch wenn er aus einfachen Verhältnissen stammt, eine erfolgreiche Laufbahn einschlagen wie er. Auf den Fall des arbeitslosen Ingenieurs angesprochen behauptet Reitzle sinngemäß, er solle flexibel sein, wenn er in Arbeit kommen wolle. Fehlende Flexibilität als Ursache für Arbeitslosigkeit? … so, so.
Zu dem Artikel gibt es eine Diskussion im SPIEGEL-Forum: SPIEGEL ONLINE Forum - 60 Jahre Bundesrepublik: Zwei Leben in Deutschland
Beim Lesen hat es mich fast aus den Socken gehauen, da der arbeitslose Ingenieur darin von einigen Diskussionteilnehmern auch noch verhöhnt wurde:
Diese Äußerungen spiegeln vermutlich sehr treffend wider, was weite Teile der Elite über Hartz-IV-Empfänger und soziale Ungleichheit denken: wer fleißig und flexibel ist, kommt nach oben – alle anderen müssen unten bleiben. Soziale Ungleichheit ist also das Resultat ungleicher Leistung.
Diese naive Beschreibung der Realität verfolgt offenbar ein konkretes Ziel: Ablenkung von den wirklichen gesellschaftlichen Zusammenhängen, um weite Teile der Öffentlichkeit zu täuschen und die eigenen Privilegien zu sichern. Mit aller Kraft soll verhindert werden, dass die Öffentlichkeit davon erfährt, welche Mechanismen wirklich für die Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft verantwortlich sind. Die Sorge ist berechtigt, denn die Eliten müssten bei Bekanntwerden mit gewaltigen Einschnitten rechnen. Zu diesem Zweck gehen die Eliten aus Wirtschaft, Politik, Medien aber auch einem Teil der Wissenschaft Hand in Hand. Eine massive Täuschung der Bevölkerung durch die Eliten ist die Folge.
Symptomatisch hierfür:
- Man behauptet, "soziale Gerechtigkeit" könne nicht exakt definiert werden, und schlussfolgert daraus, soziale Gerechtigkeit könne nicht hergestellt werden.
- Umverteilung von unten nach oben wird mit schönen (teilweise neuen) Begriffen wie "Freiheit", "neue soziale Marktwirtschaft”, "Eigenverantwortung" oder "Chancengerechtigkeit" versehen und dadurch salonfähig gemacht.
- Vertreter von Kapitalinteressen (wie z.B. Meinhard Miegel, Bernd Raffelhüschen) werden als unabhängige Sachverständige präsentiert, um so den Eindruck von Seriosität und Glaubwürdigkeit herzustellen.
- Durch neue Feindbilder (z.B. Hartz-IV-Empfänger, islamische Terroristen, Neonazis) wird von den zentralen Problemen abgelenkt.
- Kritische Fernsehsendungen (z.B. "Monitor") werden auf ungünstige Sendeplätze verlegt, gekürzt oder abgesetzt.
- Entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird in Fernsehen und Zeitung häufig der Eindruck vermittelt, jeder könne nach oben kommen, wenn er nur an den Erfolg glaube.
Die Gehirnwäsche zeigt offenbar Wirkung. Herr Höffken, der arbeitslose Ingenieur (siehe oben), glaubt weiterhin an das System und würde lieber FDP/Grüne statt Linkspartei wählen.
Wie steht ihr dazu?
60 Jahre Bundesrepublik: Zwei Leben in Deutschland - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Panorama
Mich hat der Artikel sehr traurig gemacht, u.a. weil deutlich wird, dass völlig integere Menschen in eine aussichtslose Lage geraten und ihr Schicksal nicht mehr selbst bestimmen können … eine menschliche Katastrophe.
Sehr wütend hat mich allerdings eine Äußerung von Herrn Reitzle, dem Vorstandschef, gemacht. Er behauptet, in Deutschland könne jeder, auch wenn er aus einfachen Verhältnissen stammt, eine erfolgreiche Laufbahn einschlagen wie er. Auf den Fall des arbeitslosen Ingenieurs angesprochen behauptet Reitzle sinngemäß, er solle flexibel sein, wenn er in Arbeit kommen wolle. Fehlende Flexibilität als Ursache für Arbeitslosigkeit? … so, so.
Zu dem Artikel gibt es eine Diskussion im SPIEGEL-Forum: SPIEGEL ONLINE Forum - 60 Jahre Bundesrepublik: Zwei Leben in Deutschland
Beim Lesen hat es mich fast aus den Socken gehauen, da der arbeitslose Ingenieur darin von einigen Diskussionteilnehmern auch noch verhöhnt wurde:
Ich glaube auch, daß viele arbeitslose ältere Leute (gerade Ingenieure usw.) lernen müssen, über den Tellerrand ihrer Region zu schauen - sprich: sie müssen örtlich flexibler werden.
Die Hälfte der Menschheit wäre glücklich einen Lebensstandard eines deutschen Hartz 4 Empfängers zu haben, d.h. menschenwürdige Wohnung, ausreichend zu essen, gute medizinische Versorgung etc. und das ohne Gegenleistung.
Was lehrt uns der Artikel? Es kommt nicht auf Chancengleichheit an, nicht auf das Elternhaus, nicht auf Beziehungen, nicht auf soziale Herkunft, nicht auf Schulausbildung. Nicht auf ominöse "Umstände" und auch nicht auf Glück.
Was zählt ist, was einer aus seinem Leben macht. Chancen gibt es immer, jeden Tag. Man muss sie halt sehen - und nutzen.
Was zählt ist, was einer aus seinem Leben macht. Chancen gibt es immer, jeden Tag. Man muss sie halt sehen - und nutzen.
Herr Höffken hat schlicht und ergreifend die falsche Mentalität an den Tag gelegt (im Studium/Berufswechsel).
Diese naive Beschreibung der Realität verfolgt offenbar ein konkretes Ziel: Ablenkung von den wirklichen gesellschaftlichen Zusammenhängen, um weite Teile der Öffentlichkeit zu täuschen und die eigenen Privilegien zu sichern. Mit aller Kraft soll verhindert werden, dass die Öffentlichkeit davon erfährt, welche Mechanismen wirklich für die Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft verantwortlich sind. Die Sorge ist berechtigt, denn die Eliten müssten bei Bekanntwerden mit gewaltigen Einschnitten rechnen. Zu diesem Zweck gehen die Eliten aus Wirtschaft, Politik, Medien aber auch einem Teil der Wissenschaft Hand in Hand. Eine massive Täuschung der Bevölkerung durch die Eliten ist die Folge.
Symptomatisch hierfür:
- Man behauptet, "soziale Gerechtigkeit" könne nicht exakt definiert werden, und schlussfolgert daraus, soziale Gerechtigkeit könne nicht hergestellt werden.
- Umverteilung von unten nach oben wird mit schönen (teilweise neuen) Begriffen wie "Freiheit", "neue soziale Marktwirtschaft”, "Eigenverantwortung" oder "Chancengerechtigkeit" versehen und dadurch salonfähig gemacht.
- Vertreter von Kapitalinteressen (wie z.B. Meinhard Miegel, Bernd Raffelhüschen) werden als unabhängige Sachverständige präsentiert, um so den Eindruck von Seriosität und Glaubwürdigkeit herzustellen.
- Durch neue Feindbilder (z.B. Hartz-IV-Empfänger, islamische Terroristen, Neonazis) wird von den zentralen Problemen abgelenkt.
- Kritische Fernsehsendungen (z.B. "Monitor") werden auf ungünstige Sendeplätze verlegt, gekürzt oder abgesetzt.
- Entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird in Fernsehen und Zeitung häufig der Eindruck vermittelt, jeder könne nach oben kommen, wenn er nur an den Erfolg glaube.
Die Gehirnwäsche zeigt offenbar Wirkung. Herr Höffken, der arbeitslose Ingenieur (siehe oben), glaubt weiterhin an das System und würde lieber FDP/Grüne statt Linkspartei wählen.
Wie steht ihr dazu?
Kommentar