Obwohl das Konzept eines "Wir"-Gefühls innerhalb der Gesellschaft eigentlich etwas positives sein sollte fallen mir dazu spontan eine Menge negative Dinge ein.
Zunächst einmal das "Wir"-Gefühl der Normalbürger wenn es darum geht sich über Sozialschmarotzer auszulassen. Da ist man sich im Allgemeinen immer schnell einig, daß diese "unseren" Status Quo gefährden. Großen Einsatz verlangt es nicht sich einer Meute anzuschließen wenn es darum geht auf die Schwachen einzuschlagen. Die sollen mal schön Arbeiten gehen (wie schwer es u.U. sein kann eine Stelle zu bekommen interessiert dabei gar nicht). Schließlich verdienen wir uns ja auch unser Brot im Schweiße unseres Angesichts, oder ?

Das "Wir"stiftende hierbei ist meist: "Wir" braven Steuerzahler gegen die "faulen Äpfel" der Gesellschaft.
Gleiches kann man auch über den "Normalbürger" berichten wenn z.B. in der Arbeitswelt gemobbt wird. Da ist man dann auch schnell dabei, wenn es auf den "etwas Anderen" Kollegen losgeht. Wie schnell sich da unter den Mobbern ein "Wir"-Gefühl einstellt ist recht erstaunlich. Gründe (an den Haaren herbeigezogene) dafür finden sich im Handumdrehen. Wenn z.B. jemand freiwillig nur Teilzeit arbeitet. Undzwar nicht weil er alleinerziehend ist sondern aus einem anderen privaten Grund, der aber die Kollegen nichts angeht.
Gleiches gilt auch wenn es gegen Einwanderer geht.
Das "Wir" stiftende hierbei: "Wir" mißtrauischen Normalen gegen alles Fremdartige.
Solcherlei Gruppen mit "Wir"-Gefühl finden sich landläufig eine ganze Menge. Im Grunde sind es alles Luxus-"Wir"-Gefühle. Denn es geht dabei eigentlich um nix. Außer um Neid vielleicht.
Dabei wäre es im Gegenteil ganz gut, wenn sich mal ein "Wir"-Gefühl gegen die immer menschenfeindlicher werdende Politik im Ländle, besonders was die unerfreulichen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt angeht (Hartz4,Leiharbeit,Lohndumping), entwickeln würde.
Die wachsende Unfreiheit und schwindende Selbstbestimmung für immer mehr Menschen zumindest erkannt und thematisiert und nicht einfach so hingenommen würde.
Das "Wir" stiftende hierbei vielleicht: "Wir" müssen unseren Gürtel enger schnallen.
Was aber verlogen ist, denn gemeint ist damit meist: "Die" müssen ihren Gürtel enger schnallen.
Eine etwas hinterhältigere Form des "Wir-Gefühls.

Solange es aber der Mehrheit noch relativ gut geht und sie sich nicht selbst betroffen fühlen muß, läßt ein solches, wirklich notwendiges, "Wir"-Gefühl wohl noch sehr lange auf sich warten.
Einen Kommentar schreiben: