Libyen -> nach Gaddafi -> Lösungen?

[Admiral Ahmose]

Also nach dem was man als Aussenstehender so lesen kann hat die Masse wohl eher von Gaddafi profitiert.
Gesundheitsvorsorge, Bildungssystem, ein soziales Netz das in der Weltgegend seines Gleichen gesucht hat, Frauenrechte, das Bewässerungsprojekt und viele andere Dinge. ...

Na klar, war alles ganz toll unter Gaddafi. Da gings allen gut. Außer den Hingerichteten, Gefolterten, Vertriebenen, Unterdrücken und Geknechteten. Die hätten eben ein bisschen mehr buckeln sollen. Wer braucht schon Freiheit und Demokratie? Das Volk soll seinen Diktator gefälligst ewig ertragen. Oder wenigstens fröhlich winken, wenn sie unterm Fallbeil stehen, weil sie Freiheit wollten.

Es ist doch immer wieder erstaunlich wie sehr solche Diktatoren unterstützt werden. Schon komisch das so ein Typ hier überhaupt verteidigt wird. Warum muss denn sein Unrechtsregime schöngeredet werden? Was hat man denn davon?

[Valdorian]

Zitat von prince
Erst war der pöse Gaddfi ein ganz böser Terrorist, dann war er plötzlich ein ganz dicker Freund der westlichen Staatschefs , mit dem man sich gern traf und ablichten lies und ganz plötzlich war er dann wieder DAS Böse.

Und? Die Tatsache, dass sich Europäer gerne mit Diktatoren gut stellen, ist doch wohlbekannt. Soll ich jetzt deswegen rumflennen, weil sie ausnahmsweise das richtige getan und den Lybiern geholfen haben, ihren Diktator zum Teufel zu jagen?

Wie nennt man solche Leute eigentlich, wenn sie zufälligerweise gegen eine westliche Armee kämpfen ?

Das kommt auf die Umstände an. Manchmal nennt man sie Terroristen, man kann viele Gruppen mit einer gewissen Berechtigung auch Widerstandskämpfer nennen. Darüber kann man sicher diskutieren, mir erschließt sich nur nicht, was das mit Lybien zu tun hat.

Ich weiß, auch so eine Sache auf die heute alle scheißen, aber auch das wird uns noch auf die Füße fallen.

Ich rechne eher damit, dass Lybien uns nochmal sehr nützlich sein wird. Viele Araber werden nicht vergessen, das wir ausnahmsweise mal das Volk untertstützt haben, und nicht wie üblich ihre Unterdrücker.

[prince]

Ich rechne eher damit, dass Lybien uns nochmal sehr nützlich sein wird. Viele Araber werden nicht vergessen, das wir ausnahmsweise mal das Volk untertstützt haben, und nicht wie üblich ihre Unterdrücker.

Das wird sich noch zeigen.
Angeblich sitzen in Ägypten inzwischen so viele politische Gefangene in Haft wie in der gesamten Mubarak Ära zusammen nicht.
Man hört ja oft die These das die Aufstände grade jetzt überall ausbrechen, weil die Regime nicht mehr in der Lage waren/sind, die wachsende Bevölkerung ausreichend zu versorgen bzw eine Zukunftsperspektive zu bieten.
Und diese Gründe dafür haben sich mit irgendwelchen Umstürzen nicht geändert.

[HerrHorst]

"Menschenrechtler berichten von Massaker an Gaddafi-Anhängern" :Sirt: Menschenrechtler berichten von Massaker an Gaddafi-Anhängern - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Nachdem Sirte (um die Zivilbevölkerung zu schützen!) wochenlang bombardiert und belagert wurde, werden jetzt die Gefangenen ganz schnöde erschossen. Mir wird ganz warm ums Herz angesichts solch menschenfreundlicher Methoden.

Die Zukunft des Landes wird wohl von radikalen Islamisten bestimmt werden: http://www.spiegel.de/politik/auslan...793505,00.html Vielleicht werden dort in Zukunft auch Frauen zu Peitschenhieben verurteilt, wenn sie Auto fahren.

[Kid]

Die Zukunft des Landes wird wohl von radikalen Islamisten bestimmt werden

Aha und wieso?

Das islamische Recht gehört doch wohl zum Islam, und ein islamisches Land wird dies wohl auch haben wollen.

Und wenn es demokratisch entschieden wird, dass sie so eine Rechtsordnung haben wollen - dann ist es auch später ihr Problem wenn sie danach gerichtet werden.

[Valdorian]

Das ist das übliche uninformierte Blabla, von jemandem, der keine Ahnung hat und mal wieder ein bischen hetzen will. Hier kann man ein paar interessante Informationen zu dem Thema bekommen:

"Scharia und Demokratie sind vereinbar" - Libyen - derStandard.at ? International

[[OTG]Marauder]

Das ist das übliche uninformierte Blabla, von jemandem, der keine Ahnung hat und mal wieder ein bischen hetzen will. Hier kann man ein paar interessante Informationen zu dem Thema bekommen:

"Scharia und Demokratie sind vereinbar" - Libyen - derStandard.at ? International

Man kann jetzt langsam die "Brücke" zum Nachbarthread "demokratischer Islamismuss" schlagen. Vielleicht ist eine (vorübergehende) Machtübernahme von Fundamentalisten in einem grundsätzlich "westlich/modern" geprägten Land wie Ägypten,Tunesien oder auch Lybien,genau das was der Islamismuss "braucht" um sich selber zu reformieren...die Scharia ist ja "grundsätzlich" nix verkehrtes,sie hängt der Zeit halt um ein paar Jahrunderte hinterher..ein "demokratischer" Staat,mit gewählten Volksvertretern wird wohl schlau genug sein dieses "Gesetzwerk" zwar zu übernehmen aber nach und nach an die "moderne" anzupassen...wer glaubt den ernsthaft daran,das sich "Modern geprägte" teilweise in der Armee gediente Frauen zb.in Lybien dauerhaft so einen "Humbug" wie vor 500 Jahren vorschreiben lassen werden?? Jordanien macht das ziemlich beispielhaft vor...das sind wahrscheinlich die "Rosskuren" die diese Länder (und ihre Glaubenshintergründe) brauchen/durchstehen müssen um in "ihrer Art" der islamischen Moderne anzukommen..wir sollten das unterstützen und nicht wegen irgendwelcher "Hindukuschhöhlenislamisten" direkt ins "Mimimi böser Feind" Klischee zu verfallen nur weil Dinge wie : "Islam,Scharia"+Co genannt werden..warum geben wir den Muslimen nicht die Chance ihre eigene "Reformation" durchzuführen??

[Admiral Ahmose]

Ich glaube nicht das Fundamentalisten in Lybien, Tunesien oder Ägypten die Macht übernehmen. Dazu sind sie dann doch ein bisschen zu schwach und haben viel zu viel Konkurrenz.

[Mr.Viola]

So, was haben wir jetzt ein paar Tage nach dem Tod Gaddafis? Er selbst gelyncht, seine Leiche geschändet und ausgestellt anschließend keine Übergabe an seine Familie, Hinrichtungen an seinen Soldaten, Vertreibung ganzer Dörfer weil sie als Gaddafi gegenüber als loyal verdächtig werden, systematischer Rassismus gegenüber Schwarzafrikanern,....
Schön langsam kann die NATO mal zu überlegen anfangen, welche Menschen man da an die Macht gebombt hat.

Der Übergangsrat hat sich mit dem Verhalten im Umgang mit Gaddafis Leiche selbst disqualifiziert, wenn sie angeblich eine Demokratie im westlichen Stil erreichen wollen können sie wohl kaum solche Aktionen liefern.
Dazu noch hat der Übergangsrat nur bedingte Kontrolle über die Rebellenarmeen, wie man an den den Hinrichtungen an Gaddafi, seinem Sohn, sowie seiner Soldaten sieht, agieren die diversen Rebellenarmeen selbstständig wie es ihnen gerade gefällt, ziehen marodierend durchs Land,.... Mal sehen wieviele Waffen "verschwunden" bleiben wenn die einzelnen Rebellen in die neue libyische Armee integriert werden. Da werden weiterhin viele viele unregistrierte Waffen im Umlauf sein, sozusagen falls man keine Arbeit bekommt um seine Familie zu versorgen tut man es eben mit ner Kalaschnikov.

Wie gesagt, ich bin sehr skeptisch gegenüber der Entwicklung in Libyen.

[Gil Grissom]

Schön langsam kann die NATO mal zu überlegen anfangen, welche Menschen man da an die Macht gebombt hat.

Anprangern und Fingerwedeln kann jeder. Erteil mal lieber einen Rat.

Hätte die NATO Gadaffi an der Macht lassen sollen?

Sollte sie jetzt erst recht einmarschieren und den Übergangsrat entmachten?

Oder hätte sie Libyen von Anfang an als westliche Kolonie okkupieren sollen?

Erklär doch bitte deinen Königsweg und wie er sich durchführen ließe.

[Mr.Viola]

Anprangern und Fingerwedeln kann jeder.

Ich war von Anfang an gegen eine Intervention der NATO-Bomber.

Erklär doch bitte deinen Königsweg und wie er sich durchführen ließe.

Ich weiß auch nicht, jetzt ist meiner Meinung nach alles zu spät. Die Infrastruktur zerstört, Wirtschaft am Boden. Und wenn wieder bittere Realität einkehrt nach den Siegesfeiern wird es viel mehr Probleme als unter Gaddafi geben. Ich meine das Leben der Bevölkerung verschlechtert sich, dazu noch wurde die ganze Region weiter destabilisiert. Und wenn man sich die diversen Aktionen der Rebellen so ansieht, gibt es genausoviele Kriegsverbrechen sowie Repressalien gegenüber der Bevölkerung. Genau die Verbrechen, die man Gaddafi vorgeworfen hat.
Aber der Westen wollte dies ja, und ohne einmal nachzudenken wer die Rebellen überhaupt sind, wurden sie an die Macht gebombt. Alles nur weil Sarkozy eine schlechte PR hatte wegem dem Tunesien-Desaster. Natürlich hat das libyische Öl auch keine unwichtige Rolle gespielt.

[Admiral Ahmose]

... Die Infrastruktur zerstört, Wirtschaft am Boden. Und wenn wieder bittere Realität einkehrt nach den Siegesfeiern wird es viel mehr Probleme als unter Gaddafi geben. Ich meine das Leben der Bevölkerung verschlechtert sich, dazu noch wurde die ganze Region weiter destabilisiert. Und wenn man sich die diversen Aktionen der Rebellen so ansieht, gibt es genausoviele Kriegsverbrechen sowie Repressalien gegenüber der Bevölkerung. ...

Der Krieg es gerade eben erst vorbei gegangen und die malst schon den Teufel an die Wand. Ich denke du siehst das viel zu schwarz. In Tunesien sind auch noch keine Islamisten an die Macht gekommen und die Lebensverhältnisse der Bevölkerung ist auch schlechter geworden. Und da wurde das ja auch prophezeit. Dito bei Ägypten. Warum sollte also ausgerechnet in Lybien das allerschlimmste Szenario eintreten?

[Leandertaler]

Schlimmer als Gaddafi sind die Rebellen auch nicht, das einzig vorteilhafte an solchen Diktaturen ist, dass man teilweise recht ordentlich leben kann, wenn man sich mit dem Regime gut stellt. Die Schwarzafrikaner hatten es unter Gaddafi wohl auch nicht leichter und gefoltert und gemordet wurde mindestens im gleichen Maß wie jetzt, nur dass es da der Normalzustand war.

[Mr.Viola]

Warum sollte also ausgerechnet in Lybien das allerschlimmste Szenario eintreten?

Libyen wurde im Gegensatz zu Tunesien und Ägypten durch einen Bürgerkrieg verwüstet, das sind da ganz andere Rahmenbedingungen. Natürlich, auch ohne NATO-Einsatz wäre das Land verwüstet gewesen, aber der Krieg hätte viel kürzer gedauert und vor allem hätte es keinen Systemwechsel gegeben. Jetzt muss das Land neu aufgebaut sowie ein neues politisches System. Aber wie ich schon so oft geschrieben habe, was mich an der ganzen Sache stört, ist dass der Westen einerseits Gaddafi verteufelt hat, und andererseits die Rebellen bedingungslos unterstützt hat, und jetzt sieht man sie begehen dieselben Verbrechen wegen derer Gaddafi weggebombt wurde.
Und ich habe auch nicht Befürchtungen dass Libyen jetzt ein islamischer Gottesstaat wird ala Iran, nein ich befürchte eher, im schlimmsten Fall entwickelt sich das Land so in Richtung wie Somalia.

und gefoltert und gemordet wurde mindestens im gleichen Maß wie jetzt, nur dass es da der Normalzustand war.

Wie ich schon oben schrieb, die Rebellen begehen dieselben Verbrechen und werden von der Weltgemeinschaft noch bejubelt, versteh ich nicht.

[Gil Grissom]

@Mr. Viola

Ich will dir ja nicht mal widersprechen, was die Prognosen angeht, aber ich glaube auch, du und HerrHorst wären die ersten gewesen, die "Buuuuh Westen! Buuuhh NATO!" geschrien hätten, hätte man den Rebellen keine Unterstützung gewährt. Kannst du das ohne rot zu werden abstreiten?

Zumindest bei HerrHorst bin ich mir sicher, es mit einem Profilneurotiker zu tun. Es könnte gar nichts passieren, was ihn nicht zu Buh-Rufen gegen den Westen veranlasst. Dazu passt auch, dass er sich bei jeder Meldung nur das herauspickt, das ihm in seine gegenwärtige Perspektive passt und ihn noch weiter hineinsteigert und anschärft, während alles andere ausblendet und jegliche Gegenbeweise oder -darstelungen selbstverständlich westliche Propaganda sind. Außer halt die Passagen darin, die dem eigenen Profil zu gefallen wissen.