Zitat von SF-Junky
Picard hat viele Fehler!
Zu Beginn von TNG war er auch ein gutes Stück arrogant, isolierte sich von anderen, zudem ist er total hilflos im Umgang mit Kindern, er macht nie Urlaub, verabscheut ihn sogar, was ihn ganz klar zum Workaholic macht- und damit eigentlich zu einem Fall für den Counsellor.
In "Familienbegegnung" erleben wir dann einen Picard, der unter Tränen zugibt, nicht gut genug gewesen zu sein, um die Borg daran zu hindern, ihn für ihre Zwecke zu missbrauchen. Er leidet also sowohl an einem Trauma, dass den Vorzeige-Diplomaten auf Jahre nicht verlassen wird und den Pazifisten sogar zu einem rachsüchtigen Choleriker macht.
Zudem erfahren wir in der Episode, dass Picard ganz offensichtlich von einem enormen Ehrgeiz getrieben wird: immer der Beste sein, um als Sieger zu triumphieren. Das ist für mich ebenfalls keine Einstellung, die auf einen fehlerfreien Charakter schließen lässt.
Das sind für mich alles Eigenarten, die man durchaus als "Fehler" betrachten könnte. Picard macht sich allein der Idee Roddenberrys vom Kommandanten schuldig: Er ist überaus gebildet, besonnen, wägt Pro und Kontra ab, ist ein Vorzeigeobjekt, wenn es um die Internalisierung der Prinzipien der Sternenflotte geht, und bringt zu alle dem ein enormes Maß an Intelligenz mit.
Das könnte man aber von jedem ST-Charakter behaupten, der unter Roddenberrys Einfluss entstand.
Sie sind nun einmal Forscher, und Forscher werden nur dann in entlegene Regionen des Alls entsandt, wenn sie ihr Gebiet perfekt beherrschen. Man denke nur an Erstkontakt-Situationen!
Muss ein Charakter denn immer gleich Alkoholiker sein oder eine pädophile Neigung aufweisen, um ihm Tiefe zu verleihen?! In ST zeichen sich die Charaktere der Protagonisten, wie ich finde, vor allem dadurch auf, dass sie einen gemeinsamen Nenner haben, und das ist die Professionalität. Auf allen Gebieten, die sie miteinander teilen, sind sie Experten oder zumindest überaus bewandert - so, wie Roddenberry sich die Forscher auf Raumschiffen eben vorstellte.
Ich kann nicht umher, offen zu bekunden, dass die ST-Charaktere für mich immer interessant und sehr dreidimensional waren, und ich sehe die langweiligen, hyper-perfekten Strahlemänner nicht, die manche so gerne und hart verurteilen.
Zitat von SF-Junky

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