Zitat von DefiantXYX
Beitrag anzeigen
Selbstverständlich ist es aus heutiger Sicht ein absolutes No-Go, weiterzumachen, wenn jemand ersichtlich Angst hat oder weint. Aus Sicht der dargestellten Gesellschaft gebietet die Konvention aber den Vollzug der Ehe (Der Ehemann _muss_ es zwar nicht zwingend, letztlich ist das aber der eigentliche Sinn und Zweck einer solchen Nacht). Und mehr ist da in der Szene nicht. Keine Verhöhnung, keine (über die Prozedur an sich hinausgehende bewusste oder angestrebte) Erniedrigung.
Aus einer solchen Situation heraus, ist es dann für Dany durchaus schnell wieder möglich, Kontrolle für ihr Leben zurückzuerlangen, aus der sich neue Perspektiven ergeben (der Typ ist ja gar nicht so schlimm wie gedacht und die Sache an sich ist richtig ausgeführt auch gar nicht so verkehrt). Und so erzählt es die Geschichte im weiteren Verlauf ja dann schließlich auch und ist auch im Rahmen einer solchen Serie zumindest halbwegs glaubwürdig dabei.
Wie auch immer man nun dazu stehen mag, man nehme aber bitte zur Kenntnis, dass diese Szene filmsprachlich klipp und klar und ganz bewusst nicht als Folterszene _inszeniert_ ist, das ist, soweit das im Rahmen solcher ästhetischen Fragen überhaupt möglich ist, ein objektivierbarer Fakt.
Und ebenso müsste es doch eigentlich möglich sein, Konsens darüber zu erzielen, dass die Sansa/Ramsey-Szene im Gegensatz dazu glasklar als Folterszene inszeniert ist.
Darum verstehe ich in keinster Weise, wenn du in einem späteren Post wieder anfängst mit:
Zitat von DefiantXYX
Und ich finde es auch reichlich absurd, anzunehmen, dass sich jemand aus Rachegedanken heraus, freiwillig der Folter aussetzten sollte. Insofern greift dein Gedanke einfach nicht, „dass sie genau wusste was kommt“. Bezüglich dieser speziellen Situation (und der Folterungen, die vielleicht noch folgen werden), wusste sie es nicht. Wie ja auch spidy1980, der ähnliches behauptete, später schreibt, dass sie Ramsey, was die Hochzeitsnacht angeht, eben gerade „falsch eingeschätzt hat“. Sie wusste es nicht.
Abschließend: ich habe durchaus Verständnis für eine Meinung, wie sie EarMaster hier vorträgt, der wenn ich ihn korrekt verstehe, die Szene selbst eben exakt so rezipiert hat, wie sie auch inszeniert ist, nämlich nicht als „normalen“ Zwangsehevollzug. Nur das er andere Schlussfolgerungen für die Figur daraus zieht als ich oder Anvil das tun.
Wie Sansa weiterhin inszeniert wird, müssen wir ja sowieso abwarten. Ob und inwieweit das dann halbwegs glaubwürdig ist, darüber können wir sicherlich nach den kommenden Folgen streiten. Falls das der Serie entgegen meiner Skepsis gelingen sollte, bin ich auch sofort bereit, diesbezüglich meinen Irrtum einzugestehen.
Noch kurze Überlegung zu den möglichen Szenarien in den nächsten Folgen:
- Sansa weiter passiv und leidend und dann gerettet (wäre(bis auf die Rettung) unschön, aber zumindest auf die Figur bezogen glaubwürdig, von dem Punkt, wo sie jetzt ist.)
- Sansa aktiv zu ihrer Rettung/Untergang der Boltons beitragend (wäre schön, aber nicht ganz leicht, es glaubhaft darzustellen.)
- Sansa wird nach weiterem Leiden irgendwann umgebracht (wäre für mich ein absoluter Tiefpunkt der Serie), sehr abstruse Spekulation dazu: SPOILER
- langfristig: Sansa wird gerettet und hat jetzt zumindest eine Sache ein für alle mal verinnerlicht: Littlefinger war es, der sie nur benutzt und nach Strich und Faden verar...t hat. Sie verbirgt dieses Wissen jedoch vor ihm und bringt ihn in der nächsten Staffel dazu einmal sein Credo (Vertraue niemandem) zu missachten und ihr zu vertrauen. Und dann, metaphorisch gesprochen, den Dolch in den Rücken! Vor diesem Hintergrund könnten dann auch die Entwicklungen aus der letzten Staffel wieder einen tieferen Sinn ergeben (der zum aktuellen Zeitpunkt zumindest sehr fraglich ist). Also wenn die Serie das von Anfang an und auf lange Sicht so geplant hat und der Figur jetzt noch die nötige Zeit dazu gibt, dann ziehe ich tatsächlich meinen Hut (auch wenn ich die Folterung immer noch überflüssig fände).
Warten wir´s ab.
Grüße
FL
Einen Kommentar schreiben: