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"Steve"

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    Nun, wir werden sehen. So schnell möchte ich Harmakhis noch nicht abschreiben. Aber der Epi-Guide war wirklich ein Glückstreffer.
    Aber reicht mir doch auch mal so´n Glas rüber.

    Wo steckt eigentlich MOLE? Hab ich den im Eifer des Gefechts überlesen, oder ist der wirklich nicht da?
    *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
    *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
    Indianische Weisheiten
    Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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      Neeee, weit und breit nichts zu sehen.

      Aber reicht mir doch auch mal so´n Glas rüber.
      Klar, wenn du mir dafür ein Glas Wein abgibst? Ich trink lieber Wein statt Bier, hab aber auf die Schnelle nichts anderes gefunden. Und Sekt wäre natürlich noch besser.

      Susi

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        Hallo Ihr Fleissigen,

        ich habs geschafft. Ich habe alles gelesen. Wow hat sich bei Euch viel getan in den 2 Wochen, in denen ich weg war.
        Eure FF's haben mich ja von den Socken gehauen. Da habe ich mich auf die Fortsetzung von Noir gefreut, und dann waren da FF's von so vielen.
        Also an Susi, Nomade und Noir - Ich bin stolz auf Euch. !!!!!
        Ganz großes Kompliment.


        Puh, nachdem ich jetzt in 2 Foren und verschieden Threads hin- und her gesprungen bin fühle ich mich richtig Ga-Ga im Kopf.
        Zitat von Nomade
        Aber Susi, verschreck' ihn/sie doch nicht gleich! An das Thema FF muss er/sie ganz behutsam ran geführt werden.
        Ich bin eine sie. Aber wenn ich versuche würde eine FF zu schreiben würde das eine - wie nennt ihr das? - Sue-Ellen-Mary Geschichte werden. Ich habe zwar auch so meine Geschichten (Tagträume) im Kopf, aber würde ich versuchen diese in eine FF umzusetzen, würde sich das lesen wie das bürgerliche Gesetzbuch. Bin halt ein sehr fantasieloser, digitaler Mensch.

        Aber ich bin ganz gespannt auf Geschichten von Euch.
        Zuletzt geändert von Netwurm; 02.08.2005, 16:56.

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          Zitat von Netwurm
          Also an Susi, Nomade und Noir - Ich bin stolz auf Euch. !!!!!
          Ganz großes Kompliment.
          Vielen Dank, schön, dass sie dir gefallen.
          Puh, nachdem ich jetzt in 2 Foren und verschieden Threads hin- und her gesprungen bin fühle ich mich richtig Ga-Ga im Kopf.
          Das glaube ich dir gerne, du musst ja jetzt ohne Unterbrechung am PC gesessen haben.
          Riddick: Think someone could spend half their life in a slam with a horse bit in their mouth and not believe? Think he could start out in some liquor store trash bin with an umbilical cord wrapped around his neck and not believe? Got it all wrong, holy man. I absolutely believe in God... And I absolutely hate the fucker.

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            So - zwölfter Teil....wenn Ihr alle schon so geiert.

            Aber viel ist noch nicht passiert.

            Edit:
            Nachdem mich Kath auf eine kleine logische Ungereimtheit hingewiesen hat (warum Cyr seinen Anspruch auf Rache an Sheppard aufgegeben hat), habe ich der Text ein wenig erweitert.
            Zuletzt geändert von Noir; 03.08.2005, 05:33.
            *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
            *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
            Indianische Weisheiten
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              „Und er hat nicht gesagt, wann er sich melden wird und was er von uns will?“ fragte Elizabeth Weir zum wiederholten Male. Ihr Gesicht war angespannt und wirkte dadurch älter, als sie mit ihren 38 Jahren in Wirklichkeit war. Das indirekte Sonnenlicht, das durch die verglaste Seitenfront ihres Büros fiel, brachte ihr rotbraunes, nackenlanges Haar zum Glühen und verstärkte dadurch den Kontrast zu dem blassen Teint ihrer Haut. Sie saß auf einer Ecke ihres Schreibtisches und sah zu John Sheppard hinüber, der lässig an der gegenüber liegenden Wand lehnte.
              „Nein. Nicht direkt.“ wich der Major ihrer Frage aus. Seit seiner Ankunft in Atlantis vor zwei Tagen, verschwieg er Dr. Weir, dass Steve ganz konkret sein Leben eingefordert hatte, denn hätte sie es gewusst, hätte sie sich vermutlich geweigert, die Com-Verbindung offen zu halten. Elizabeth mochte Teyla zwar, aber einem Tausch „Leben gegen Leben“ würde sie niemals so ohne weiteres zustimmen – vor allem nicht, wenn das Tauschobjekt ein guter Bekannter war – möglicherweise auch mehr. Darauf musste der Major sie erst einmal behutsam vorbereiten.
              „Aber ich wette jeden Betrag, dass es nichts Gutes ist. Er trägt uns die monatelange Gefangenschaft nach und er wird Vergeltung dafür verlangen – zumindest eine Entschädigung.“
              Elizabeth Weir sah den dunkelhaarigen Mann eine Weile prüfend an, bevor sie antwortete. „John, Sie verschweigen mir doch etwas. Was genau hat der Wraith zu Ihnen gesagt? Oder muss ich erst Dr. McKay danach fragen? Sie wissen, dass er früher oder später mit der Wahrheit herausplatzen wird. Rodney ist ein hervorragender Wissenschaftler, aber kein besonders guter Lügner. Also – was hat Steve für Teylas Freilassung verlangt?“
              John Sheppard begann unruhig im Büro auf und ab zu laufen. Dieses Gespräch verlief absolut nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte!
              „Mich.“ sagte er schließlich, und blieb vor Dr. Weir stehen. „Und noch ein paar andere Dinge, über die er sich allerdings nicht näher ausgelassen hat.“
              Entgeistert starrte Elizabeth den Mann vor sich an und erhob sich langsam. „Das kann ich nicht zulassen.“ antwortete sie, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte. „Sie sind der ranghöchste Offizier in Atlantis und überdies der Einzige, der die Antiketechnologie mühelos beherrscht! Außerdem sind sie der beste Pilot, den wir haben! Ich kann nicht auf Sie verzichten, John! Schon gar nicht, wenn uns die Wraith angreifen sollten! Tut mir leid, aber dazu werde ich niemals meine Einwilligung geben!“
              „Ich kann Teyla doch nicht dem sicheren Tod ausliefern!“ antwortete John Sheppard hitzig und begann erneut auf und ab zu laufen. „Sie ist ein Mitglied meines Teams und ich werde sie nicht zurück lassen! Wir lassen niemals jemanden zurück!“
              Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, zwang sich, ruhiger zu werden und blieb vor der Leiterin von Atlantis stehen. „Wir müssen sie da rausholen, Elizabeth. Schon allein um den Athosianern zu zeigen, dass wir auch sie genauso hoch achten, wie einen von uns!“ sagte er leise und beschwörend. „Und ich habe schon eine vage Ahnung, wie das zu bewerkstelligen ist. Lassen Sie uns eine Konferenz einberufen, damit wir darüber diskutieren und einen Plan entwerfen können, bevor die Wraith sich bei uns melden.“
              „John, ich achte und schätze Teyla genauso sehr wie Sie“, antwortete Dr. Weir, und an ihrem angespannten Gesichtsausdruck konnte der Major sehen, wie schwer ihr die nächsten Worte fielen. „Aber Sie sind wichtiger! Ich hasse es, eine solche Entscheidung treffen zu müssen, aber das Wohl von Atlantis geht vor! Ich kann nicht 200 Menschen in Gefahr bringen, um einen Einzelnen zu retten!“
              Im ersten Moment wollte John Sheppard seinem Zorn über diese Worte Ausdruck verleihen, Dr. Weir anschreien, und ihr ins Gesicht sagen, dass er ihre Entscheidung niemals akzeptieren würde, aber er besann sich eines Anderen. Mit Wut würde er hier kein bisschen weiter kommen – so gut kannte er die Frau vor sich in der Zwischenzeit. Er trat vor sie hin, legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr direkt in die Augen.
              „Elizabeth…bitte!“ Er bemühte sich, seiner Stimme einen flehentlichen Klang zu geben, wissend, dass Dr. Weir viel zu gutmütig war, um einer solchen Bitte eine Absage zu erteilen. „Lassen Sie es mich versuchen.“
              Dr. Weir senkte den Kopf und seufzte resigniert. „Und wie sieht Ihr Plan aus?“ fragte sie nach einer Weile leise…

              _________________________

              Cyr befand sich auf dem Weg zur Kommandobrücke des Hives, um die Menschen in Atlantis zu kontaktieren. Drei Tage lang hatte er sie nun schmoren lassen, und er hoffte, dass sie in der Zwischenzeit so zermürbt waren, dass er leichtes Spiel mit ihnen haben würde.
              Er lief den überfüllten Hauptkorridor des Hives entlang und bog am Ende des Ganges links ab, um zur Transporterkammer zu gelangen, die ihn direkt auf die Brücke befördern würde. Auf dem Weg dorthin ließ er die wichtigsten Vorkommnisse der letzten Tage noch einmal an sich vorüberziehen.

              Die neue Wächterin des Hives, Sshi´echál, eine außergewöhnlich schöne Wraith mit schräg stehenden Augen und langem, amarantfarbenem Haar, hatte ihn nach einem langen Gespräch und einer eingehenden mentalen Prüfung als ihren Adlatus und Leibwächter anerkannt. Trotzdem hatte sie ihm eine Reihe neuer, zum Teil recht ungewöhnlicher, Aufgaben zugeteilt, die größtenteils dazu gedacht waren, seine Eignung, Effizienz und Loyalität im Umgang mit den anderen Wraith zu überprüfen, aber er absolvierte sämtliche Aufträge ohne zu zögern und zur vollsten Zufriedenheit Sshi´echáls, einschließlich des widerspruchslosen Abtretens seiner Rache an Major Sheppard an die Wächterin. Die einzige Anordnung, die ihm wirklich schwer gefallen war.
              „Ich sehe, meine Vorgängerin hat eine gute Wahl mit Dir getroffen, Cyr.“ hörte er sie in Gedanken sagen, und ihre dunkle, sinnliche Stimme jagte ein wohliges Schaudern durch seinen Körper, das er sich aber sofort verbot. Die Wächterin eines Hives war unantastbar!
              Erneut verspürte er unbändigen Zorn, als er sich daran erinnerte, wie er aus seiner Betäubung erwacht war, und Shea´echál, die letzte Wächterin des Hives, von den Menschen ermordet und in ihrem Blut liegend vorgefunden hatte. Aber diese Ungeheuerlichkeit würde er bald gerächt haben, das schwor er sich erneut! Der Mensch Sheppard würde dafür sterben, langsam und qualvoll, und durch die Hand der neuen Wächterin, um so den Kreislauf des Lebens zu schließen!
              Zuletzt geändert von Noir; 03.08.2005, 05:31.
              *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
              *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
              Indianische Weisheiten
              Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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                Dreizehnter Teil

                Als Cyr den Subraumkanal nach Lantia geöffnet hatte, sah er sich auf dem Bildschirm einem Mann mit kurz geschnittenem, dunklem Haar gegenüber, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Sichtlich erschrocken versuchte dieser dem Wraith umständlich und stockend zu erklären, dass sich Major Sheppard im Augenblick in einer Besprechung aufhielt und er nicht wisse, wann diese zu Ende sei. „Ich werde aber sofort jemanden los schicken, der ihn benachrichtig, dass Sie…Ihr...ihn zu sprechen wünscht.“ Er wandte sich an seinen Nachbarn und flüsterte kurz mit ihm, worauf sich dieser hastig entfernte. „Wenn Sie…Ihr Euch…noch ein wenig gedulden könntet. Der Major wird jeden Augenblick hier sein.“
                Cyr musste sich zusammen reißen, um nicht laut aufzulachen, während er beobachtete, wie der Mensch verzweifelt versuchte, ihn ehrenvoll zu behandeln, aber gleichzeitig bemüht war, ihm nicht direkt anzusehen. Die Erleichterung, durch das Eintreffen des Majors aus seiner prekären Lage befreit zu werden, war ihm überdeutlich anzusehen. Er floh fast von seinem Stuhl und einen Augenblick später sah Cyr sich John Sheppard gegenüber.
                „Hallo, Steve.“ begrüßte dieser ihn ruhig und setzte sich, aber die dunklen Schatten um seine Augen entgingen dem wachsamen Blick des Wraith nicht. Offenbar hatte der Mensch einige sehr angespannte Nächte hinter sich. „Ich habe schon auf Deinen Anruf gewartet. Wie geht es Teyla?“
                „Den Umständen entsprechend gut“ antwortete Cyr lächelnd. „Noch. Allerdings kenn ich jemanden, der sich liebend gerne um sie kümmern würde, solltest Du meine Forderungen ablehnen.“
                „Und was für Forderungen sind das? fragte eine weibliche Stimme, und eine Frau mittleren Alters erschien hinter dem Major auf dem Monitor. Sie hatte kurzes, braunes Haar und blaue Augen. „Ich bin Dr. Elizabeth Weir, die Leiterin des Atlantis Projekts.“ stellte sie sich mit einem leichten Kopfnicken vor und ignorierte das entrüstete Gesicht des Majors, der offenbar nicht besonders erfreut über die Anwesenheit der Frau war. „Und mit wem habe ich die Ehre?“
                „Elizabeth, ich weiß nicht, ob….“ flüsterte John Sheppard halblaut, aber die Frau schnitt ihm mit einem befehlendem Blick und einer herrischen Geste das Wort ab. Cyr lächelte. Das war also die Befehlshaberin von Lantia. Gut zu wissen!
                „Ich bin Cyr´shaán, Adlatus und Leibwächter Sshi´echál ´s, der Fünften Hüterin des Schlafes seit Bestehen dieses Hives.“ stellte er sich vor.
                „Oh, dann hatten wir ja ein richtig Hohes Tier in unserer Zelle. Wie nett!“ murmelte John Sheppard vor sich hin, gerade noch laut genug, dass Cyr es verstehen konnte.
                „John, das reich jetzt!“ entgegnete Dr. Weir scharf, bevor Cyr etwas antworten konnte. Ihre Augen funkelten vor Zorn. „Sie machen mir das, was getan werden muss, nicht leichter! Wenn Sie also Ihren Mund nicht halten können, dann gehen Sie!“
                Abwehrend hob der Major beide Hände und lehnte sich schweigend zurück. Dr. Weir wandte sich wieder Cyr zu. „Entschuldigen Sie bitte, die kleine Störung.“ sagte sie ruhig und blickte Cyr direkt in die Augen. Kein Anzeichen von Unsicherheit oder Angst war in ihrem Blick oder ihrer Körpersprache zu erkennen.

                Die Beherrschung dieser Frau ist beeindruckend. Sie würde ein exzellentes Mahl abgeben! Und vielleicht auch einen guten Gesprächspartner. Sesh jedenfalls wäre begeistert! Nach so etwas sucht er schon seit einer Ewigkeit! schoss es Cyr durch den Kopf, dann konzentrierte er sich wieder auf das, was die Kommandantin zu sagen hatte.

                „Sie waren eben dabei, uns die Forderungen für Teyla´s Freilassung zu erläutern. Wenn Sie sie uns nun bitte darlegen könnten…“
                „Einen Moment!“ unterbrach John Sheppard erneut, und sah zu Dr. Weir hinüber. „Aber auf diesem Level brauchen wir gar nicht weiter zu reden! Nein, unterbrechen Sie mich nicht, Elizabeth! Das hier ist eine eindeutig militärische Angelegenheit, und fällt damit allein in meine Zuständigkeit! Außerdem kenn ich unseren grünhäutigen Freund hier weitaus besser als Sie!“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, beugte er sich nach vorn und sah Cyr direkt in die Augen. Seine Stimme hatte einen höhnischen Unterton. „Du willst mich? Gut – Du kannst mich haben – im Austausch gegen Teyla, aber mehr nicht! Deine Kleinigkeiten, die Du auf Hoff angesprochen hast, kannst Du vergessen!“ Er senkte seine Stimme zu einem leisen, lauernden Flüstern. „Die einzige Frage, die Du Dir beantworten musst, ist: Wie sehr willst Du mich…Steve!“ Die letzten Worte spuckte er Cyr fast ins Gesicht.

                Eine Weile war es totenstill im Gateraum. Jeder der John Sheppards Worte gehört hatte, schien die Luft anzuhalten und auf Cyrs Antwort zu warten. Nur das Piepen der Computer und das schwere Atmen des Wraith, der mit aller Macht um seine Fassung rang, unterbrachen die drückende Stille.
                „Gut.“ stieß er nach einer schier endlos scheinenden Pause zwischen seinen zusammen gebissenen Zähnen hindurch. Seine bernsteinfarbenen Augen brannten vor Hass, und seine Pupillen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt. „Einverstanden. Morgen. 15 Uhr Eurer Zeitrechnung. Den Ort unseres Zusammentreffens gebe ich Dir noch bekannt!“
                „Nein, nicht morgen“, wandte John Sheppard wüten ein, sprang von seinem Sitz auf und hieb mit der Faust auf den Tisch. „Jetzt!“, aber Cyr unterbrach wortlos die Verbindung, und ließ einen tobenden Major im Gateraum von Atlantis zurück.
                ________________________________

                „Dieses arrogante, impertinente Menschenvieh!“ brüllte Cyr und fegte hasserfüllt die Tastatur, die vor ihm lag vom Tisch. „Was glaubt er eigentlich, wer er ist?! Das wird er mir büßen – er und dieses ganze elende Pack, mit dem er hierher gekommen ist! Wo ist Sesh?! Ich will ihn sprechen – sofort!“
                Ohne auf eine Antwort zu warten, oder die verwunderten Blicke und Gedanken der anderen Wraith, die ihn noch nie zuvor dermaßen aufgebracht erlebt hatten, zu reagieren, drehte er sich um, eilte er aus dem Kontrollraum und begab sich schnurstracks zu den Nahrungsmittelvorräten im Untergeschoss des Hives. Er wusste, dass es kindisch war, als er nach einigem Suchen einem dunkelhaarigem Menschen, der John Sheppard entfernt ähnlich sah, die Krallen in die Brust rammte und ihn voller Wut tötete, aber sein Hass war so groß, dass es ihm egal war. Erst als die Schreie des Menschen abbrachen und er leblos im Kokon hing, konnte Cyr wieder ruhig und entkrampft durchatmen, und die Spannung in seinem Körper verging.
                „Und? Geht es Dir jetzt wieder besser?“ hörte er Sesh´s gedämpfte, kühle Stimme in seinen Gedanken.
                „Ich möchte jetzt keine Moralpredigt von Dir hören, Sesh.“ antwortete Cyr ruhig und drehte sich zu seinem Freund um. „Ich habe einen Auftrag für Dich, der unbedingt bis morgen Mittag, lantianischer Zeitrechnung, beendet sein muss. Es geht um die Athosianerin, die wir gefangen haben. Du musst ihr einen Sender implantieren, und zwar so, dass ihn keiner der Menschen jemals finden wird.“
                *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
                *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
                Indianische Weisheiten
                Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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                  Vierzehnter Teil

                  „Wie konnten Sie mich dermaßen demütigen, Elizabeth!“ zischte John Sheppard die Leiterin von Atlantis an, als sie sich alleine in Dr. Weir´s Büro befanden, in das ihn die Kommandantin beordert hatte, nachdem er seinen Wutanfall im Gateraum einigermaßen überwunden hatte. Aufgebracht lief er im Büro auf und ab. „Von allen Leuten und noch dazu vor diesem Wraith? Sie haben mich abgekanzelt wie einen dummen Jungen!“
                  „Der Sie in diesem Moment auch waren, John.“ antwortete Dr. Weir ungerührt. „Ich verstehe immer noch nicht, warum dieser Wraith Sie so in Rage bringt! Soweit Sie mir erzählt haben, hatte er sich während der gesamten Gefangenschaft zwar nicht gerade kooperativ gezeigt, aber er schien immer höflich und korrekt gewesen zu sein – zumindest war ich nach Ihren Berichten bisher diese Meinung. Was ist los mit Ihnen, John?“
                  John Sheppard seufzte und setzte sich schweigend auf einen Stuhl. Wie sollte er der Frau vor sich erklären, was er empfunden hatte und immer noch empfand, wenn er Steve gegenüber trat!
                  Die Unsicherheit und die Angst, die dieser Wraith in ihm hervorrief, das beunruhigende Gefühl, dass Steve mit seinen gelben, durchdringenden Augen und seiner jahrtausendealten Erfahrung mit Menschen, bis auf den Grund seiner Seele schaut konnte, und dort den furchtsamen, kleinen Jungen erblickte, der sich von einem Moment zum nächsten seiner Eltern beraubt und in der kalten Welt eines Kinderheimes wiederfand, in dem jeder nur für sich lebte und kämpfte. John Sheppard schloss die Augen und verdrängte die schmerzhaften Erinnerungen an seine Kindheit aus seinem Gedächtnis und vergrub sie wieder tief in sich, dort wo niemand sie finden konnte – außer Steve.
                  „Was ist nun mit meinem Plan? Bekomme ich Ihre Erlaubnis dafür?“ fragte er, ohne auf Dr. Weir´s Frage einzugehen.
                  „Ich halte ihn immer noch für äußerst gefährlich. Es gibt zu viele unkalkulierbare Möglichkeiten! Sobald Sie in das Hive der Wraith gebracht worden sind, lässt sich Nichtsmehr exakt vorher sehen! Ich möchte Sie nicht verlieren, John!“
                  „Aber auf Teyla glauben Sie, verzichten zu können, ja?“ stellte der Major bitter fest und starrte auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen. „Warum vertrauen Sie mir nicht, Elizabeth?“
                  „Aber ich vertraue Ihnen, John…“ setzte Dr. Weir an, aber sie wurde von John Sheppard unterbrachen.
                  „Nein, das tun Sie nicht. Täten Sie es, würden Sie nicht jede meiner Entscheidungen anzweifeln.“ Er sah auf und hob beschwichtigend die Hände. „Ja, ich weiß – ich handle oft schneller, als ich denke, und sehr viel emotionaler, als ich sollte, aber….“ Der Rest dessen, was er sagen wollte, ging in einem Seufzer unter. Er schloss kurz die Augen und sprach dann weiter. „Lassen Sie mich Teyla befreien, Elizabeth. Bitte! Mein Plan ist gut, und ich weiß, dass er funktionieren wird!“
                  Die Leiterin von Atlantis stand schweigend und nachdenklich auf und ging zur verglasten Seitenwand des Raumes, um hinaus zu schauen und zu überlegen. Unter ihr befand sich der Gateraum. Sie sah Menschen zwischen den zahllosen blinkenden Monitoren hin und her laufen, an einer Konsole versuchte Rodney McKay wild gestikulierend einem verwirrt dreinblickendem Dr. Zelenka etwas zu erklären und Ford und ein weiterer Soldat saßen auf der großen Treppe und lachten über einen Witz, den Ford soeben gemacht hatte.
                  All diese Menschen waren ihr anvertraut worden – auch John Sheppard, obwohl er sich vehement dagegen aussprechen würde, könnte er ihre Gedanken hören. Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken und konnte seine gespannte Erwartung fast körperlich wahrnehmen.
                  „Gut.“ sagte sie schließlich leise und dreht sich zu John Sheppard um. „Sie haben meine Erlaubnis. Aber ich bitte Sie – seien sie vorsichtig und kommen Sie heil wieder zurück!“
                  _______________________

                  „Wie stellst Du Dir das vor, Cyr?“ fragte Sesh, als sie auf dem Weg zu den Genetiklabors waren. „Sie werden die Frau von Kopf bis Fuß untersuchen, und früher oder später werden sie den Sender finden…“ Er stockte für einen Moment in seinem Redefluss, blieb stehen und sah seinen Freund nachdenklich an. „Es sei denn, wir implantieren ihn dort, wo er durch die elektrischen Impulse der Nervenbahnen quasi unsichtbar ist – im Rückenmark. Das müsste aber ein sehr kleiner Sender sein – an welche Reichweite hast Du denn gedacht?“
                  „Nicht sehr weit.“
                  antwortete Cyr. „Wir haben immer noch die Verstärker auf den Planeten und in den Toren, die uns die Daten übermitteln können.“
                  „Und was genau soll er übermitteln?“

                  „Den Aufenthaltsort der Athosianerin und die Frequenz der Signaturen, durch die das Schutzschild des Tores von Lantia deaktiviert wird. Ich hoffe, das ist machbar.“
                  „Theoretisch –ja.“
                  antwortete Sesh und setzte sich wieder in Bewegung. „Allerdings bräuchte ich einen sehr versierten Techniker, der mir in kürzester Zeit einen solchen Sender herstellt und programmiert. Ich schlage vor, dass Du einen findest und ihm erklärst, was genau Du haben möchtest. Vessh wäre eine gute Wahl. Er ist sehr geschickt und einfallsreich. Ich für meinen Teil halte ihn für ein Genie. Allerdings weiß ich nicht, wo er sich gerade aufhält – aber das herauszufinden dürfte ja kein Problem für Dich sein.“ Er lächelte amüsiert. „Und während Du suchst, werde ich mich um die kleine Athosianerin kümmern. Schließlich sollte sie nach Möglichkeit nichts von unserem Vorhaben erfahren.“
                  __________________________________

                  Teyla saß in den warmen Ledermantel gehüllt auf dem Boden der Zelle und dämmerte vor sich hin, als sie Schritte den Korridor entlang kommen hörte. Beunruhigt setzte sie sich auf, aber als sie sah, dass es nur der Wraith war, der ihr den Mantel und das Essen gebracht hatte, entspannte sie sich wieder. Sie kannte ihn in der Zwischenzeit und wusste, dass er ihr nichts antun würde. Sein Name war Sesh, und er hatte sie schon öfter besucht und mit ihr geredet, um ihr die Zeit zu vertreiben – wie er es nannte. Meist kam er alleine – so wie auch dieses Mal. Er lächelte, als er die Zelle betrat.
                  „Wie geht es Dir, Teyla?“ fragte er und näherte sich ihr langsam und vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken. „Ich habe Dir zu Essen mitgebracht, und eine Flasche frisches Wasser. Entschuldige bitte, dass ich Dir gestern keine Nahrung bringen konnte, aber ich hatte sehr viel zu tun.“ Er stellte die Flasche auf den Boden und legte zwei Oonaros daneben. Dann zog er sich zurück und setzte sich auf die kleine Bank. Teyla griff nach den seltenen, ovalen, gelblich-grünen Früchten und biss herzhaft in eine hinein. Sie liebte diese Oonaros, mit dem fast durchsichtigen Fleisch und dem saftig-süßen Geschmack. Leider wuchsen sie nicht auf Athos, und auch sonst waren sie nur sehr schwer zu bekommen.
                  „Stört es Dich, wenn ich ein wenig hier sitzen bleibe und mich mit Dir unterhalte?“ fragte Sesh, während er sie amüsiert beobachtete. Teyla schüttelte wortlos den Kopf und aß weiter. Sie mochte Sesh irgendwie, auch wenn sie sich gegen diese Erkenntnis vehement wehrte! Seine dunkle, weiche Stimme, seine ruhige Art, die respektvolle Art und Weise, wie er sie behandelte…. Aber er war ein Wraith und damit ihr Feind, und Teyla verdrängte alles, was diese Meinung in irgendeiner Weise verändern konnte, aus ihrem Bewusstsein. In ihren Augen käme es einem Verrat an ihrem Volk gleich, würde sie anders empfinden!

                  Sesh beobachtete aufmerksam, wie die Athosianerin die Früchte aß. Er hatte sie mit einem schnell wirkenden Schlafmittel versetzt, das ein Wraithchemiker eigens für einen solchen Zweck erschaffen hatte, denn der Betäubte konnte sich nach dem Erwachen nichtmehr daran erinnern, betäubt worden zu sein. Außerdem hinterließ das Mittel keinerlei Rückstände, und wirkte solange, bis man ein Gegenmittel injizierte. Kurz das perfekte Betäubungsmittel für einen Wraithbiologen, wie Sesh es war.
                  Er begann ein unverfängliches und langweiliges Gespräch, wie Menschen es führten, erkundigte sich nach dem Geschmack der Früchte, und ob sie eine Waschgelegenheit haben wolle und dergleichen, bis er merkte, dass ihre Augenlider schwerer wurden und ihre Bewegungen langsamer. Leise stand er auf, ging zu Teyla hinüber und nahm ihr vorsichtig die Flasche aus der Hand. Ein nasser Mensch war das Letzte, das er jetzt brauchte. „Ich glaube, Du solltest Dich ein wenig hinlegen und ausruhen.“ sagte er leise. „Du scheinst sehr müde zu sein.“
                  „Sag mir nicht, was ich zu tun habe, Wraith.“ hörte er sie murmeln. „Ich werde ganz sicher nicht in Deiner Nähe schlafen.“
                  „Natürlich nicht.“ antwortete Sesh lächelnd und fing Teyla auf, als sie zur Seite fiel. „Wie konnte ich nur auf so einen abstrusen Gedanken kommen.“ Er schob seine Hände unter ihren Rücken und ihre Knie und hob sie hoch. Sie seufzte leise und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. Sesh schmunzelte. „Und Du kannst mich auch überhaupt nicht ausstehen, nicht? Schade, dass ich Dich nicht länger hier behalten kann. Das wäre mit Sicherheit ein interessantes Experiment geworden.“
                  Er drehte sich um und verließ mit seiner schlafenden Fracht die Zelle.
                  _________________________

                  John Sheppard erwachte bei Sonnenaufgang und fühlte sich wie gerädert. Er hatte schlecht geschlafen und war immer wieder von dem gleichen Alptraum geplagt worden: Steve, der ihn mit hasserfüllten Augen anstarrte und sich an ihm nährte…
                  Der Major gähnte und streckte sich ausgiebig, schwang dann seine Beine aus dem Bett und schlurfte in Richtung Duschkabine. Auf dem Weg dorthin fischte er ein frisches Shirt und Unterwäsche aus dem Schrank.
                  „Wenn ich schon sterben muss, dann wenigstens frisch gewaschen und in sauberer Kleidung.“ brummte er sarkastisch. „Ich will ja nicht, dass Steve an einer Lebensmittelvergiftung stirbt.“
                  Eigentlich war ihm überhaupt nicht zum Lachen zumute, wenn er an den heutigen Nachmittag dachte, aber ändern konnte er es nun auch nichtmehr. Während er unter der Dusche stand, ging er den Plan, den er gestern mit Ford, Kato, und Baker besprochen hatte, nochmals durch, um sicher zu gehen, dass er auch nichts Wichtiges vergessen hatte. Teyla und sein Leben hingen davon ab!
                  „Also, John. Du gehst durch das Gate, stolperst, sobald Du auf der anderen Seite raus kommst, damit der getarnte und im Flüstermodus fliegende Jumper, der drei Sekunden nach Dir das Tor passiert, an Dir vorbei fliegen kann, ohne Dir den Kopf abzureißen. Dann wird Teyla gegen Dich ausgetauscht, verschwindet durch das Tor nach Atlantis, Du legst Deine P90 auf den Boden und begibst Dich in die Hände der Wraith.“ Er seufzte und wusch sich die Seife aus den Ohren. „Und Du hoffst inständig, dass Steve sich sehr viel Zeit für Dich nehmen und Dich nicht sofort aussaugen wird.“ Er trat ein Stückchen aus dem Wasserstahl heraus, griff nach dem Shampoo und begann sich die Haare zu waschen. „Danach bringen die Wraith Dich auf das Hive und der getarnte Jumper folgt ihnen. Er versteckt sich an einer ruhigen Stelle irgendwo im riesigen Hangar des Wraithschiffs und wartet, bis es – hoffentlich bald– ruhiger wird. Ich aktiviere den Sender, den mir Beckett jetzt dann unter die Haut in meinem Unterarm einbauen wird – und hoffe, dass Ford und Kato mit dem Jumper nahe genug an meine Position heran kommen, dass eine Flucht möglich ist, und dass sie mich rechtzeitig finden, bevor Steve sein Mahl beginnt.“ Er seufzte und begann, sich die Haare auszuspülen. „Elizabeth hat Recht: Es ist Wahnsinn!“ Allerdings hatte sein Plan den Überraschungsmoment auf seiner Seite: Kein Wraith würde jemals auf die Idee kommen, dass ein Mensch einen so selbstmörderischen Plan fassen und auch noch durchziehen könnte! Die einzig wirkliche Unsicherheit bestand in Steve. Allerdings glaubte John Sheppard dem Wraith nach der langen Zeit, die er mit ihm zu tun gehabt hatte, einigermaßen einschätzen zu können. „Das hoffe ich zumindest.“ seufzte der Major, drehte den Wasserhahn zu und griff nach dem Handtuch.
                  *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
                  *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
                  Indianische Weisheiten
                  Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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                    Fünfzehnter Teil

                    Nachdem er sich angezogen und in der Kantine gefrühstückt hatte, lief Major Sheppard unruhig durch die Stadt. Wieder und wieder ging er seinen Plan durch, und versuchte alle Eventualitäten durchzuspielen, um auf alles vorbereitet zu sein. Nach etwa einer Stunde ziellosem Herumwanderns fand er sich bei Dr. Beckett im Labor ein um sich den Sender implantieren zu lassen.
                    „Es ist nur ein kleiner Sender, eigentlich mehr ein flacher Chip.“ beruhigte ihn der Arzt. „Es wird überhaupt nicht weh tun und kaum bluten. Aktivieren können Sie ihn, indem Sie auf diesen Punkt hier drücken.“ Er deutete mit dem Finger auf eine kleine Erhebung in der Mitte des Metallplättchens. „Sehen Sie – hier. Ein kleiner Stups mit dem Finger und schon aktiviert er sich.“
                    „Wie weit sind sie mit dem Serum schon gekommen Dr. Beckett?“ erkundigte sich der Major, um sich von dem bevorstehenden Eingriff abzulenken, und verzog im selben Moment das Gesicht, als der Arzt ihm ein Betäubungsmittel in den Arm injizierte.
                    „Nun, nachdem unser Versuchsobjekt nicht mehr greifbar ist, verzögern sich die Experimente natürlich ein wenig. Die noch vorhandenen Gewebeproben lösen sich sehr schnell auf und die Ergebnisse sind dann weniger aussagekräftig, aber ich denke, Dr. Perna und ich kommen gut voran.“ Er zögerte kurz, bevor er weiter sprach. „Sie könnten uns nicht zufällige einen neuen Wraith…“ Er stockte unsicher und sah John Sheppard in die Augen. Dann schüttelte er den Kopf, blickte zur Seite und griff verlegen nach dem Skalpell. „Nein, wahrscheinlich nicht…Tut mir leid….Vergessen Sie´s.“
                    „Dr. Beckett.“ antwortete der Major tadelnd und sah den Arzt missmutig an. „Wraith findet man nicht an jeder Straßenecke – zumindest noch nicht. – Au! Sie sagten, es würde nicht weh tun!“ Entrüstet sah er zuerst auf seinen blutenden Arm und dann zu Dr. Beckett hinüber. „Das hat aber weh getan!“
                    Die Antwort des Arztes ging in Dr. McKay´s lautstarkem „Oh! Hier sind Sie also, Major!“ unter. Der Wissenschaftler kam auf John Sheppard zugelaufen, zog einen Stuhl zu sich, auf dem er den Laptop, den er unter dem Arm getragen hatte, abstellte und öffnete und setzte sich neben den Major auf die Behandlungsliege. „Ich habe Folgendes herausgefunden. Sehen Sie sich diese Dateien einmal an….“
                    „Rodney, Sie stören!“ protestierte Dr. Beckett quengelig. „Ich versuche hier zu operieren!“
                    „Und?“ war die verwunderte Antwort. „Das bisschen Herumschnipseln können Sie doch auch, während ich hier sitze, oder?“ Er schüttelte konsterniert den Kopf und fuhr in seiner Erklärung fort. „Das hier sind die Daten des Hives, die wir von den Genii – nun ähm…bekommen haben. Ich habe eine 3-D-Projektion erstellt, in der die einzelnen Ebenen und Gänge gut zu erkennen sind. Sie sollten sich diese Bilder wirklich gut einprägen, denn wenn etwas schief geht….“Er beendete seinen Satz nicht, sondern schlug sich verlegen auf die Schenkel. „Nun…aber das wird es ja nicht, nicht wahr?…Carson – was machen Sie da eigentlich?“
                    „Ich versuche dem Major den Sender, den Sie mir gegeben haben, zu implantieren, falls Sie nichts dagegen haben.“ antwortete Carson Beckett gereizt.
                    „Den Sender…oh ja ja…Das bringt mich zu der Erkenntnis, die ich vorhin hatte: Durch die anscheinend organischen Wände innerhalb der Wraithschiffe ist die Sendeleistung des Chips...nun...wie soll ich sagen... begrenzt.“ Nervös spielte er mit seinen Fingern und sah den Major bedrückt an. Betretenes Schweigen machte sich im Raum breit.
                    „Und das sagen Sie erst jetzt?!“ John Sheppard drehte seinen Kopf langsam zu Rodney McKay hinüber und sah ihn ärgerlich an. „Inwiefern begrenzt? Wie nah muss der Jumper sein, damit er das Signal empfangen kann?“
                    „Weniger als 10 Meter.“
                    „Na wunderbar!“ John Sheppard holte tief Luft und atmete danach geräuschvoll aus. „Ich werde das Nachtmahl eines Wraith werden und habe mich auch noch selbst zum Essen eingeladen!“ Er schluckte schwer. „Kann man die Sendeleistung irgendwie erhöhen? Oder…“ er fuchtelte mit beiden Armen in der Luft herum und fegte Dr. Becketts Operationsbesteck vom Beistelltisch herunter. „…was weiß ich! Verdammt, McKay! Sie sind das Genie! Wenn Sie nicht wollen, dass ich als alte, verrunzelte Mumie ende, dann lassen Sie sich etwas einfallen!“
                    „Ich arbeite schon daran, aber es könnte etwas dauern. Doktor…Doktor… wie war doch gleich sein Name? Dass ich mir den einfach nicht … oh ja! - Zelenka…genau!…jedenfalls hat er die Überlegung angestellt, dass man mit einem kleinen Verstärker innerhalb des Empfängers des Jumpers die Feinheiten der Sensoren vielleicht erhöhen könnte…um sagen wir mal…20%.“
                    „Und das heißt?“ Der Major beobachtete abwesend, wie Carson Beckett seine Gerätschaften vom Boden aufsammelte und erneut desinfizierte.
                    Rodney McKay tippte auf der Tastatur des Laptops herum und verkündete nach kurzer Zeit „Etwa 15 Meter.“
                    „Na, besser als nichts.“ seufzte John Sheppard und unterdrückte ein Schaudern, als ihm sein Alptraum von gestern Nacht wieder einfiel. „Tun Sie Ihr Bestes, Rodney – Und vergessen Sie nicht: Es geht um mein Leben!“
                    Dr. McKay stand auf und packte mit etwas fahrigen Bewegungen seinen Computer zusammen. Mit den vor sich hingemurmelten Worten „Natürlich nicht. Wie könnte ich das.“ verließ er den Raum und ließ einen angespannten und nervösen John Sheppard zurück.
                    Der Major saß schweigend auf der Liege und hatte das Gefühl, als wäre um ihn herum tiefste Nacht und als befände er sich im freien Fall aus 10000 Meter Höhe. Er merkte kaum, dass Dr. Beckett mit seiner Operation fortfuhr, und sah erst auf, als dieser ihn bat, mit zum Antikerlaser zu kommen, damit er die Wunde vollständig versiegeln konnte.
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                    Kommentar


                      Cyr stand schon seit einer ganzen Weile mit verschränkten Armen an die Wand beim Eingang zum Genetiklabor gelehnt und beobachtete geduldig und schweigend, wie Sesh über einen Monitor gebeugt, mit einem ferngesteuerten, schwebenden Roboter den Eingriff an der Wirbelsäule der gefangenen Athosianerin vornahm.

                      „So, das war´s für´s Erste.“ hörte er seinen Freund in seinen Gedanken sagen, als dieser sich aufrichtete und seine schmerzenden Schultermuskeln lockerte. „Jetzt muss ich nur noch die Operationswunde verschließen, die Hautzellen zur Regeneration anregen, damit Deine lantianischen Freunde keine Wunde entdecken können, und dann kannst Du Dein Spielzeug mitnehmen.“
                      Die Empfindungen, die Cyr von seinem Freund empfing, erlaubten ihm, darauf zu schließen, dass die Operation an der Menschenfrau zu dessen vollsten Zufriedenheit verlaufen war.
                      Sesh begab sich zu einer anderen Konsole, tippte einen Code ein, und Cyr beobachtete, wie der Roboter ein anderes Werkzeug – offenbar einen Laser – ergriff, mit dem er die Verletzung verschweißte. Gleichzeitig begann die Maschine die Wundränder des Menschen von den Seiten her mit einem leuchtend blauen Licht zu bestrahlen, und Cyr konnte erkennen, dass sich in den bestrahlten Bereichen langsam neue menschliche Haut bildete.
                      Der Adlatus stieß sich von der Wand ab und schlenderte hinüber zu seinem Freund, während er im Vorbeigehen die bewusstlose, halb entkleidete Teyla eingehend musterte. Er erinnerte sich an ihren Kampgeist und ihren Entschlossenheit, und ein kleinwenig bedauerte er es, dass er sich nicht an ihr laben konnte. Aber er hatte sie Ssar versprochen, und an sein Wort war er gebunden, gleichgültig, was geschehen würde. „Wie lange wird es dauern, bis die Athosianerin wieder bei vollem Verstand ist?“ fragte er.
                      „Nicht sehr lange. Etwa 5-10 Niésh nachdem ich das Gegenmittel injiziert habe. Ich werde bei ihr bleiben, bis ich sicher sein kann, dass sie sich an nichts erinnert.“ Eine unerschütterliche, uneingeschränkte Gewissheit schwang in seinen Emotionen mit. Sesh war sich absolut sicher, dass es keine Probleme geben würde.
                      "Gut. Dann kann ich mich nun den Menschen und Major Sheppard widmen. Ich hoffe, sie warten bereits ungeduldig auf mein Erscheinen".

                      Er nickte seinem Freund zu und verließ den Raum.
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                      John Sheppard unterbrach seinen rastlosen Marsch durch das Kontrollzentrum und sah beunruhigt auf seine Armbanduhr. Es war bereits Viertel vor Drei, und der Wraith hatte sich noch immer nicht gemeldet. Wo blieb der Kerl?

                      Hoffentlich ist Teyla nichts geschehen! Bei diesen Burschen kann man ja nie sicher sein! Komm schon, melde Dich endlich! Aber so, wie ich Dich kenne, wirst Du bis zur letzten Sekunde warten. Ich hoffe, es macht Dir Spaß!

                      Er schlenderte in Richtung Stargate und starrte versonnen durch das dahinter liegende Fenster hinaus auf das azurblaue Meer. Die Sonne schien von einem fast wolkenlosen Himmel und ihre Strahlen brachen sich auf den flachen Wellen, die auf die Rändern der geraden Plattform, auf der Atlantis erbaut worden war, schwappten. Das Betrachten des gleichmäßigen Auf und Ab der Dünung entspannte ihn, und für einen Augenblick lang war sein Geist frei von allen Ängsten, Sorgen und Gedanken.

                      Eine sanfte Berührung auf seiner Schulter riss ihn aus diesem angenehmen Zustand, und als er sich umwandte, sah er in das Gesicht von Dr. Weir, die ihm ein flaches, ovales, etwa handtellergroßes Objekt entgegen hielt.
                      „Was ist das?“ fragte er, nahm Elizabeth das Gerät aus der Hand und betrachtete es verwundert von allen Seiten.
                      „Eine Art „Türöffner“, den Rodney und Carson entwickelt haben – zumindest haben sie es so genannt.“ Sie lächelte. „Es sendet – soweit ich das verstanden habe – einen elektrischen Impuls aus, der irgendwie kurzfristig Stromkreise unterbricht, wenn man ihn ganz nah an einer Leitung aktiviert, und zusätzlich hat Dr. Carson noch Wraith-DNA integriert, so dass man damit die speziell gesicherten Türen in einem Wraithschiff öffnen kann. Zumindest theoretisch.“ fügte sie hinzu. „Das Gerät wurde natürlich noch nie vorher getestet, aber Rodney ist zuversichtlich, dass es funktionieren wird.“
                      „Nun, wenn McKay zuversichtlich ist, dann sollten wir es einfach mal ausprobieren.“ antwortete Sheppard mit einem gestellt munterem Unterton in der Stimme. Er bückte sich und schob das Gerät in den Schaft seines Stiefels. „Bisher lag er mit seinen Prognosen selten daneben und ich kann jede Hilfe brauchen, die ich kriegen kann.“
                      Er drehte sich um und ging zurück in Richtung Computerkonsolen. Dr. Weir begleitete ihn. „Noch etwas, John.“ bemerkte sie ruhig. „Versuchen Sie den Wraith so wenig wie möglich zu reizen. Er ist sowieso schon nicht besonders gut auf Sie zu sprechen, also tun Sie sich und uns einen Gefallen und sprechen Sie ihn mit seinen richtigen Namen an – Cyr.“
                      „Natürlich!“ schnaubte der Major verächtlich und sah Elisabeth verärgert an. „Ich bringe ihm auch noch einen Strauß rote Rosen zu unserem ersten Date mit!“
                      „John, ich meine es Ernst! Ich glaube nicht, dass die Wraith Sie sofort töten werden. Dazu sind Sie ihnen zu wichtig! Sie benötigen Informationen über uns und unsere Absichten, und die werden sie von Ihnen bekommen wollen. Wenn Sie es allerdings übertreiben, könnte es sein, dass Cyr Sie dennoch in einem Wutanfall tötet, und dann nützt Ihnen McKay´s Türöffner auch nichts mehr!“
                      Sie wollte noch etwas sagen, wurde aber von dem schrillen Signalton unterbrochen, der eine eingehende Meldung ankündigte. Einen Herzschlag später war John Sheppard bei der Konsole und stellte die Verbindung her, und Cyr´s Gesicht erschien auf dem Monitor vor ihm.
                      „Ich grüße Dich, Major Sheppard.“ sagte der Wraith nonchalant und nickte ihm höflich zu. Seine Augen schienen zu lächeln. Nichts in seinem Verhalten oder seiner Stimme erinnerte an den unterdrückten Hass, den er bei ihrem letzten Gespräch empfunden hatte. „Ich sende Dir nun die Koordinaten des Planeten, auf dem wir uns treffen werden, und diejenigen, auf dem wir Deine Freundin Teyla für den Austausch bringen werden. Die Übergabe erfolgt, sobald Du Dich mir ergeben hast. Ich werde exakt drei Minuten Eurer Zeitrechnung auf Dich warten. Solltest Du in diesem Zeitrahmen nicht erscheinen, ist unser Handel geplatzt.“
                      „Einen Moment!“ warf Sheppard ein. „So hatten wir nicht gewettet. Ich verlange, dass Teyla…“ Cyr´s gedämpftes und amüsiertes Lachen unterbrach ihn in seinem Redefluss. „Du verlangst gar nichts.“ sagte er leise und nachsichtig, als spräche er zu einem kleinen Kind. „Du wirst gehorchen und brav das tun, was ich Dir sage. Mehr nicht.“
                      „Woher weiß ich, dass Teyla noch am Leben ist?“ warf der Major ein.
                      „Sie ist putzmunter.“ war die ruhige Antwort. „Ich gebe Dir mein Wort darauf.“ Er sah kurz über seine linke Schulter. „Und so wütend wie ein gereiztes Tark. Wir sehen uns in drei Minuten.“ Die Verbindung wurde unterbrochen, und der Major starrte auf einen schwarzen Bildschirm.
                      „Verflucht!“ fauchte er und schlug mit der Faust auf den Tisch. Er lief zur Brüstung, sprang mit einem Satz darüber und rannte zum Jumperhangar. „Das hat mir gerade noch gefehlt! Ford!!“ brüllte er durch die offene Luke in der Decke nach oben. „ Sie nehmen mit Baker Jumper Zwei und holen Teyla von diesem Planeten ab. Jetzt sofort! Melden Sie sich, wenn Sie Teyla sehen! Und Kato, Sie folgen mir im Tarnmodus durch das Gate – und passen Sie bloß auf, dass Sie mich nicht verlieren! Los jetzt! Wir haben nicht viel Zeit!!“ Er rannte zurück zur Konsole, um das Gate für Jumper Zwei zu öffnen, das kurz darauf im schimmerndem Ereignishorizont verschwand.
                      Etwa eine halbe Minute später hörte er Ford´s Erlösendes „Ich kann Teyla sehen, Major. Es scheint ihr gut zu gehen!“ Er schloss die Augen und nickte. „Gut. Dann begebe ich mich jetzt in die Höhle des Löwen. Ich hoffe, alles Weitere geht nach Plan!“ Er holte tief Luft und verschwand im Ereignishorizont des Stargates.
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                        Als der Major auf der anderen Seite des Gates heraustrat und sich gerade anschickte, zu stolpern, damit der nachfolgende Jumper an ihm vorbei fliegen konnte, spürte er von rechts einen schmerzhaften elektrischen Schlag, der durch seinen gesamten Körper jagte, die Beine knickten unter ihm weg und er fiel gelähmt aber bei vollem Bewusstsein zu Boden.
                        Der Schuss eines Wraith-Stunners hatte ihn getroffen.

                        Na, das fängt ja gut an! schimpfte er in Gedanken. Hoffentlich geht es Ford und den anderen nicht ebenso! Ich hätte wissen müssen, dass man diesem Pack nicht trauen darf! Wie konnte ich nur so naiv sein! Na, wenigstens ist der Jumper unbemerkt geblieben…

                        Unfähig sich zu bewegen, lag er halb auf der Seite und starrte zornig auf ein Grasbüschel, das sich direkt vor seinen Augen befand und ihm den größten Teil der Sicht nahm. Er hätte zu gerne lauthals geflucht und sich beschwert, aber seine Zunge war, genau wie der Rest seiner Muskeln, durch den Schuss betäubt, und so konnte er nur hilflos da liegen und beobachten, wie sich ihm zwei schwarze Stiefel unter einem langen, schwarzen Mantel langsam näherten. John Sheppard musste nicht aufsehen, um zu wissen, wer da herankam und stöhnte innerlich auf. Steve!
                        „Wie ich sehe, bist Du pünktlich.“ sagte der Wraith mit leichtem Spott in seiner Stimme, als er auf John Sheppard herab blickte. Mit der Spitze seines Stiefels tippte er ihn leicht an der Schulter an, so dass der Major auf den Rücken rollte und ihn ansehen konnte. Eine Weile verharrte der Wraith in seiner aufrechten Position und betrachtete den Mann vor sich, bis er spürte, dass sein Opfer langsam zappelig wurde. Er lächelte, kniete sich halb neben dem Menschen auf den Boden und verschränkte seine Arme auf dem Knie. „Weißt Du eigentlich, wie angenehm es ist, hier zu sitzen und die Ruhe zu genießen?“ fragte er, und seine Stimme troff vor Sarkasmus. „Ohne Deine impertinenten Erwiderungen erdulden zu müssen?“ Er sah die Wut in den Augen des Menschen auflodern und schmunzelte. „Du würdest jetzt gerne etwas sagen, nicht wahr? Fragen, wie es Deinen Freunden geht, und ob sie das gleiche Schicksal erleiden wie Du?“ Er schwieg einen Moment und legte den Kopf schief, als würde er überlegen, dann lächelte er erneut und sah John Sheppard in die Augen. „Ich könnte Dir diese Fragen zwar beantworten, aber ich glaube nicht, dass ich das möchte. Es ist doch viel amüsanter, Dich darüber im Unklaren zu lassen, findest Du nicht? So hast Du immer etwas, worüber Du Dir Gedanken machen kannst und es Dir wird nicht langweilig werden.“ Er beugte sich nach vorn und öffnete gemächlich die Knöpfe an der Jacke des Majors – einen nach dem anderen. Genüsslich stellte er fest, dass sich die Gefühle des Menschen mit jedem Knopf von Wut langsam zuerst in Angst und dann in nackte Panik verwandelten.
                        Cyr wusste, dass er dem Menschen nichts antun würde, aber der Major nicht, und der Wraith genoss jede einzelne Gefühlsregung des Mannes und sog sie förmlich in sich hinein! Wie lange hatte er darauf gewartet! Und wenn er es richtig bedachte, so schmeckte diese Art der Rache noch viel süßer, als die Lebensenergie des Majors, auch, wenn sie nicht so nahrhaft war.

                        „Nun, genug des Zeitvertreibs.“ sagte er gleichmütig, als er beim letzten Knopf angelangt war und mit der Rückseite seiner Krallen am Shit des Majors entlang bis zu dessen Brustkorb strich und dort verharrte. John Sheppard hatte seine Augen geschlossen und sein Atem ging heftig und stoßweise. Schweißperlen bildeten sich an seinen Schläfen und er schluckte krampfhaft.
                        Cyr lachte leise und stand auf. „Nehmt ihn mit und sperrt ihn in eine der Zellen.“ sagte er zu einem der Soldaten und trat einige Schritte zurück. „Und bewacht ihn gut. Er wird uns noch sehr nützlich sein.“
                        Der Major registrierte sein Weggehen offenbar, denn er riss erstaunt die Augen auf und Cyr brach in schallendes Gelächter aus, als er den perplexen Gesichtsausdruck bemerkte. „Glaubst Du allen Ernstes, wir würden es Dir so einfach machen, Mensch? Nach allem, was Du getan hast?“ fragte er immer noch lachend, dreht sich um und begab sich, ohne auch nur einen einzigen, weiteren Blick an den Menschen zu verschwenden, zu einem der Darts, die in einiger Entfernung zum Gate abgestellt waren.
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                        Als Cyr wieder im Hive angekommen war, begab er sich zuerst zu Sshi`echál. Er fand sie in ihren Rückzugsräumen, versunken in Zse´ra´azzh. Mit gebührendem Respekt wartete er schweigen, bis sich die Hüterin ihm zuwandte, dann setzte er sie über die letzten Vorkommnisse in Kenntnis und bat um neue Instruktionen für die weitere Vorgehensweise.
                        „Lass den Menschen Sheppard zuerst einmal dort, wo er sich jetzt befindet. Im Augenblick ist er ungefährlich für uns, und die Zeit der Untätigkeit und Unsicherheit wird ihn mürbe und gefügiger machen. Mit ihm können wir uns später noch befassen.“ erklärte die Wächterin. „Kümmere Dich vornehmlich um die Stadt auf dem Wasserplaneten und ihre Einnahme. Wir müssen diese neuen Weidegründe finden, denn wie ich von anderen Hives erfahren habe, haben sich nicht alle Herden so großartig vermehrt, wie das auf einigen unserer Planeten der Fall ist. Wir werden daher einige unserer Weidegründe für andere Hives öffnen müssen, da sonst eine weitreichende Überbeanspruchung der weniger üppigen Welten stattfinden könnte, was letztendlich zum Zusammenbruch der Gesamtversorgung führen würde.“ Geschmeidig und anmutig stand sie auf und ging hinüber zu der Stelle, an der Cyr sich befand. „Wie ist Dein Plan die lantianischen Sicherheitscodes zu erhalten, verlaufen?“ Sie schlenderte einmal um ihn herum und musterte ihn eingehen, sowohl mental als auch visuell.
                        „Darüber wollte ich mir gerade eine Übersicht verschaffen, hielt es jedoch für angebrachter, Euch zuerst von den letzten Ereignissen zu berichten.“ erwiderte Cyr und blickte ruhig und entspannt nach vorn. Er hatte nichts vor der Hüterin zu verbergen und gewährte ihr vollen Zugriff auf seine Gedenken und Gefühle.
                        Aber Du bist mit meiner Entscheidung, den Menschen Sheppard betreffend, nicht einverstanden? - Warum?“
                        „Weil ich ihn für gefährlich und unberechenbar halte.“
                        „Aber er ist nur ein Mensch – ein etwas intelligenteres Tier, das sich nicht annähernd mit uns gleichstellen lässt. Was bringt Dich zu Deiner Annahme, er könne eine Gefahr darstellen?“
                        „Diese Menschen sind anders, Gebieterin.“
                        Cyr zögerte einen keinen Augenblick, bevor er weiter sprach. „Den Lantianern ähnlicher, als den Menschen auf unseren Weidegründen. Sicher, sie sind uns geistig, kulturell und technologisch weit unterlegen, aber sie lernen schnell. Und sie sind im Besitz selbsthergestellter Apparaturen, die den unseren entfernt ähneln, die wir erschufen, bevor unsere Rasse begann, zwischen den Sternen zu wandeln. Des Weiteren sind sie in der Lage, komplexe Zusammenhänge zu erkennen.“ Er drehte sich um und sah Sshi`echál in die Augen.
                        „Und Du beginnst, die Überlegungen des stellvertretenden Kurators nicht mehr nur als reine Phantasiegebilde abzutun.“ beendete die Hüterin seinen Gedanken. Sie schlenderte nachdenklich ein paar Schritte von Cyr weg und drehte sich dann zu ihm um. „Ich werde über Deine Worte nachdenken, Cyr. Und solange wie ich dies tue und Dir nichts anderes auftrage, beachte bitte meine Anweisungen.“ sagte sie schließlich und entließ den Wraith. Der Adlatus verbeugte sich ehrerbietig und verließ den Raum.
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                        *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
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                          Kurz nachdem Major Sheppard durch das Stargate gegangen war, aktivierte es sich erneut, und Ford´s Erkennungssignal zum Deaktivieren des Schutzschildes wurde gesendet. Sekunden später schwebte der Jumper im Stargateraum und die Ausstiegsluke wurde geöffnet. Teyla und die Anderen stiegen aus. - Sie waren alle unverletzt.
                          Dr. Weir fiel ein Stein vom Herzen! Sie lief die Treppe hinunter und auf die Menschen zu. „Geht es Ihnen gut, Teyla?“ fragte sie. Teyla nickte.
                          „Danke. Mir ist nichts geschehen.“ Sie sah Elisabeth prüfend in die Augen. „Stimmt es, dass Major Sheppard gegen mich ausgetauscht worden ist? Steve hat etwas Derartiges erwähnt.“
                          Dr. Weir nickte. „Ja. John hat darauf bestanden.“
                          „Dann müssen wir ihn unbedingt befreien. Nicht auszudenken, was die Wraith alles mit ihm anstellen werden!“ Teyla´s Gesichtsausdruck war hart und entschlossen. „Ich schulde ihm mein Leben – jetzt schon zum zweiten Mal, und ich werde nicht hier in Atlantis bleiben und zulassen, dass dem Major irgendetwas geschieht. Haben Sie schon einen Plan, wie wir in das Hive kommen werden?“
                          „Beruhigen Sie sich, Teyla. John ist nicht blindlings in sein Verderben gerannt, wie Sie offenbar anzunehmen scheinen. Ein getarnter Jumper ist ihm gefolgt, und sobald John eine Fluchtmöglichkeit sieht, wird er dem Piloten ein Zeichen geben, damit er gerettet werden kann. Sie sollten sich jetzt zuerst einmal zu Dr. Beckett begeben und sich vollständig von ihm untersuchen lassen.“
                          „Wozu?“ fragte Teyla überrascht. „Mir ist nichts geschehen.“
                          „Sie wurden nicht narkotisiert, untersucht oder irgendetwas in dieser Art?“ fragte Dr. Weir verwundert. „Die ganze Zeit über nicht?“
                          „Nein.“ antwortete Teyla. „Daran würde ich mich erinnern! Ich wurde ja nicht einmal betäubt, als sie mich auf das Hive gebracht haben.“
                          „Ich würde mich trotzdem besser fühlen, wenn Dr. Beckett Ihre Annahme bestätigte.“ versuchte Elisabeth der jüngeren Frau zu erklären. „Die Wraith sind mit Sicherheit nicht dumm, und ich gehe davon aus, dass jede ihrer Aktionen durchdacht und logisch ist. Für mein Verständnis haben sie sich viel zu schnell auf diesen Handel eingelassen, auch wenn Major Sheppard wertvoller für sie sein dürfte, als Sie das sind, Teyla. - Ich hoffe, sie verstehen mich jetzt nicht falsch!“ beeilte sie sich hinzuzufügen, als sie glaubte, ein kurzes Zusammenzucken der Athosianerin bemerkt zu haben. „Es ist nicht so, dass Sie nicht wichtig wären…“
                          „….aber Major Sheppard könnte den Wraith mehr und nützlichere Informationen liefern, als ich.“ beendete die Athosianerin den Satz und nickte leicht. „Keine Angst, Dr. Weir, ich habe Sie schon verstanden und ich bin auch nicht beleidigt. An Ihrer Stelle hätte ich nicht anders reagiert. Ich bin ebenfalls die Anführerin eines Volkes.“ Die kleine Spitze in ihren Worten konnte sie sich jetzt nicht verkneifen! Was glaubten diese Menschen eigentlich, wer oder was sie waren? Nur weil sie sich höflich und zurückhaltend verhielt, war sie noch lange nicht dumm oder begriffsstutzig! Aber Höflichkeit, so wie die Athosianer sie verstanden, war in der Welt, aus der diese Menschen kamen, offenbar ein Fremdwort. „Ich werde mich nun zu Dr. Beckett zur Untersuchung begeben.“ setzte sie hinzu, verbeugte sich knapp und verließ den Gateraum.

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                          Als John Sheppard sich nach Stunden wieder einigermaßen vernünftig bewegen konnte, und das Kribbeln und Stechen in seinen Muskeln nach ließ, inspizierte er zuerst einmal steifbeinig sein neues „Heim“.
                          Es war eine, etwa 15 m² große Zelle, offenbar ausgelegt für einen längeren Aufenthalt, denn sie war vergleichsweise üppig ausgestattet. An der rechten Wand, in der Nähe der Türe, befand sich eine metallene, im Boden verankerte Pritsche mit zwei dünnen, aber äußerst warmen und flauschigen Decken, deren Material dem Major vollkommen unbekannt war. Am Fußende befand sich ein kleiner Tisch und im hinteren, linken Teil der Zelle, verborgen durch einen kleinen Wandvorsprung, etwas, das ihn entfernt an eine sanitäre Einrichtung erinnerte. „Wenn ich jetzt noch ein Fenster mit Ausblick auf´s Meer bekommen könnte, könnte ich mich hier durchaus wie zu Hause fühlen.“ brummte er vor sich hin. „Viel größer war meine Bude in Frisco auch nicht.“
                          „Es freut mich, dass Dir die Unterbringung zusagt.“ bemerkte eine spöttische Stimme hinter ihm. Der Major fuhr herum und sah Cyr in einiger Entfernung von der Türe stehen und ihn beobachten. „Auch wenn sie mit der bequemen Zelle in Lantia nicht im geringsten konkurrieren kann.“ Er lächelte. „Aber wir sind eben nur Rohlinge, die nichts Besseres zu tun haben, als Millionen unschuldiger Menschen zu töten.“
                          Der Major zuckte zusammen, als ihm bewusst wurde, dass der Wraith einen der ersten Sätze zitiert hatte, die er Cyr an den Kopf geworfen hatte. Unvermittelt tauchten die Bilder der kahlen Zelle von Atlantis vor seinem geistigen Auge auf, in der der Gefangene monatelang untergebracht war, und in der sich nicht einmal ein Stuhl befunden hatte. Er biss sich verlegen auf die Lippen, senkte den Blick und schwieg.
                          Der Wraith sah ihn noch eine Weile schweigend an, nickte dann langsam, drehte sich um und ging. Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung für diesen hochnäsigen Menschen mit den schlechten Umgangsformen.

                          Sein Weg führte ihn quer durch das ganze Hive hinauf zur Brücke des Schiffs. Er begab sich zur Subraum-Kommunikation und erkundigte sich bei dem diensthabenden Wraith nach der Übermittlung des lantianischen Codes.
                          „Wie haben zwar eine bruchstückhafte Sequenz aufgefangen, aber die Empfindlichkeit der Subraum-Empfänger auf den Planeten und in den Toren musste noch erhöht werden. Der Ausgangsleistung des implantierten Senders war einfach zu schwach.“ erklärte der Angesprochene ruhig. „Bei ihrem nächsten Eintritt in eines der Tore werden wir die vollständige Sequenz erhalten.“
                          Cyr nickte zufrieden. Nun mussten sie also nur noch solange warten, bis sich die Menschen wieder aus ihrem Schlupfloch heraus wagten, um endlich das zu bekommen, was sich sein gesamtes Volk so sehnlichst wünschte: Die Möglichkeit in den Besitz der Koordinaten der Erde zu gelangen und eine reelle Aussicht auf ein Leben ohne permanenten Hunger! „Benachrichtige mich sofort, wenn Du ein Signal erhältst.“ trug er dem Wraith auf und verließ die Brücke. Es wurde langsam Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie der Angriff auf Lantia stattfinden sollte und ihn mit den anderen Hives zu koordinieren.
                          _________________________

                          „Ich habe sie dreimal untersucht, Elisabeth, und ich habe nicht das Geringste finden können – abgesehen von ein paar blauen Flecken, die sie sich bei der Auseinandersetzung mit dem Wraith zugezogen hat, der sie gefangen nahm.“ sagte Dr. Beckett zum wiederholten Male. Warum glaubte ihm diese Frau eigentlich nicht? Er machte seinen Job doch nicht erst seit gestern! „Selbst wenn sie einen Antikerlaser besitzen würden – was ich für gänzlich unmöglich halte – hätte man Farbveränderungen der Haut feststellen müssen, wenn sie einen Eingriff an Teyla vorgenommen hätten. Aber da ist nichts, außer ein paar Frakturen, die schon seit Jahren verheilt sind!“ Er setzte sich wieder und sah Dr. Weir nachdenklich an. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und schien übermüdet zu sein, und von Sorgen zerfressen. „Haben Sie etwas von Kato gehört?“ fragte der Doktor leise und sanft. „Und Sie müssen endlich etwas Schlaf finden, Elisabeth.“
                          Dr. Weir schüttelte schweigen den Kopf und seufzte.
                          „Ich hätte ihn niemals gehen lassen dürfen.“ sagte sie schließlich tonlos.
                          „Das hätte ihn auch nicht zurückgehalten.“ versuchte Carson sie zu trösten. „Sie wissen doch, wie starrsinnig der Major ist. Und wie Sie selbst gesagt haben: Lebend ist er wertvoller für die Wraith als tot. Und er ist intelligent genug, um auch aus der ausweglosesten Situation wieder heraus zu kommen. Es wird ihm nichts passieren.“
                          „Das hoffe ich, Carson. Ich hoffe es wirklich.“ Dann holte sie tief Luft, riss sich zusammen und sah dem Arzt in die Augen. „Aber das ändert nichts daran, dass wir eine Mission haben, und dass uns immer noch die notwendigen Nahrungsvorräte fehlen. Wenn Sie hinausgehen, Carson, könnten Sie mir den Gefallen tun und alle Führungsoffiziere in den Versammlungsraum bitten? Wir müssen einige Missionen vorbereiten. Sergeant Bates wird während der Abwesenheit John Sheppard´s die militärische Leitung der Station übernehmen.“
                          *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
                          *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
                          Indianische Weisheiten
                          Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

                          Kommentar


                            John Sheppard erwachte vom Piepsen seiner Armbanduhr, die man ihm überraschenderweise gelassen hatte. Der Wraith, der ihn nach seiner Ankunft gründlich durchsucht hatte, hatte sie zwar inspiziert und eine Art Fingerscanner darüber gehalten, sie ihm danach aber wortlos in die Brusttasche seiner Jacke gesteckt. McKays Türöffner hatte der Wraith trotz gründlicher Untersuchung dennoch nicht gefunden, und John Sheppard gratulierte sich in Gedanken dazu, dass er es sich schon bei seiner Grundausbildung angewöhnt hatte, das Futter seiner Stiefel vom Leder zu lösen und mit einem dünnen Klettband zu versehen, so dass er immer ein kleines Geheimversteck mit sich herum trug!
                            Er schwang seine Beine aus dem Bett, stand auf und verzog das Gesicht, als er feststellte, dass sich seine gesamte Muskulatur durch die ungewohnt harte Unterlage völlig verkrampft hatte. Ein paar Übungen könnten nicht schaden. brummte er in Gedanken, aber zuerst begab er sich zu den sanitären Anlagen. Herauszufinden, wie die Toilette funktionierte, war kein Problem, aber er entdeckte keinen Wasserhahn oder einen Kübel, in dem er sich hätte waschen können. Nach einigem Herumprobieren fand er schließlich heraus, dass dieses seltsame, längliche Gebilde an der Wand eine Ultraschalldusche war, mit der er nicht nur sich reinigen, sondern auch seine verschwitzte Kleidung säubern konnte. „Gar nicht mal dumm.“ murmelte er, als er an seinem Shirt roch und nichts, außer dem frischen Geruch sauberer Baumwolle wahrnahm. „Dann wollen wir doch auch mal den Rest der Sachen dieser Prozedur unterziehen.“
                            Danach beschäftigte er sich mit gymnastischen Übungen oder lag untätig auf seiner Pritsche herum. Während des restlichen Tages wurde die Eintönigkeit seiner Haft nur einmal unterbrochen, als ihm ein maskierter Wraith etwas zu Essen durch das Gitter reichte, aber ansonsten war John Sheppard sich und seinen Grübeleien überlassen.
                            Es wird langsam Zeit, dass ich von hier verschwinde, dachte er und strich gedankenverloren über die kleine Erhebung unter der Haut seines Unterarms. Zu dumm, dass ich nicht genau weiß, wo ich mich befinde, und mir daher der Plan des Hives nur geringfügig weiter hilft. Aber zumindest scheint hier unter ziemlich wenig Betreib zu herrschen. Seit Stunden ist keiner mehr vorbei gekommen. Er betrachtete eine der seltsamen Decken und fuhr mit der Hand über die Faserschicht. Die Härchen richteten sich auf und schlangen sich sanft um seine Finger. Komisches Zeug…Gibt es hier eigentlich Überwachungskameras? Oder sind die Herrschaften so arrogant, dass sie glauben, niemand könne aus ihrem Gewahrsam entkommen? Er ließ seinen Blick an den Wänden der Zelle entlang gleiten, ohne etwas entdecken zu können. Aber es muss welche geben! sinnierte er weiter. Teyla´s Zelle wurde auch überwacht…Wie beiläufig erhob er sich, streckte sich ausgiebig und schlenderte dann zu Zellentüre. Aufmerksam betrachtete er die metallenen Wände des runden Gangs vor ihm, aber das Licht war einfach zu schlecht und die Wände zu uneben, um etwas Genaueres erkennen zu können. Nun gut. Dann muss ich es eben drauf ankommen lassen. Er schlenderte zurück zu seiner Pritsche und setzte sich und zog die Beine an. Heute Nacht würde er es versuchen. Hoffentlich war McKay´s Türöffner kein Reinfall!
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                            „Nein!“ donnerte Bates. „Ich werde diese Frau nicht mit in mein Team nehmen, Dr. Weir! Sie hat uns bisher nur Ärger gemacht und ich traue ihr immer noch nicht! Wenn Sie mich als vorrübergehenden militärischen Leiter haben wollen, dann müssen Sie auch meine Entscheidungen im Bezug auf die Auswahl der Mitglieder der Außenteams akzeptieren! Diese Frau war tagelang eine Gefangene der Wraith, und selbst wenn Dr. Beckett nichts gefunden hat, bin ich nicht überzeugt, dass sie sie nicht doch irgendwie manipuliert habe, sei´s durch Gehirnwäsche oder was auch immer! Keiner von uns kennt die Technologie dieser Bastarde und weiß, wozu sie fähig sind!“
                            „Sie bezichtigen mich also der Kollaboration mit den Wraith?!“ fauchte Teyla, sprang von ihrem Sitz auf, und versuchte sich aus Fords Griff zu befreien, der sehr schnell begriffen hatte, dass Teyla auf die andere Seite des runden Tisches wollte, um Bates diese Beleidigung heimzuzahlen. „Was fällt Ihnen eigentlich ein, Sie arroganter, armseliger Mistkerl!“
                            „Jetzt ist es aber genug! Setzen Sie sich wieder! Alle beide! Bin ich hier im Narrenhaus?!“ Dr. Weir war aufgestanden und stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab. Ihre Stimme war ungewohnt scharf und gebieterisch. Sie atmete heftig, und in ihren Augen blitzte es zornig. „Sie sind alle erwachsene Menschen! Wird es Ihnen möglich sein, vernünftig miteinander zu reden?!“ Sie blickte einem nach dem anderen in die Augen, bekam aber keine Antwort. Bates schnaubte abfällig, entspannte sich aber und ließ sich auf seinen Stuhl zurück fallen. Auch Teyla setzte sich wieder, mustere Bates aber immer noch wütend.
                            „Gut.“ sagte sie und ließ ihren Blick nochmals über die Runde gleiten. Teyla und Bates funkelten sich immer noch zornig über den Tisch hinweg an, Dr. Beckett war in sich zusammen gesunken und schien sich offenbar zu wünschen, irgendwo anders zu sein. Ford beobachtete die Kontrahenten von vorhin genau und schien bereit zu sein, jederzeit einzugreifen, sollte es zu einer weiteren Konfrontation kommen, und Dr. McKay hatte die ganze Szene nicht im Geringsten interessiert. Er tippte auf seinem Laptop herum und hatte nur einmal kurz aufgesehen, als Teyla von ihrem Stuhl aufgesprungen war. „Dann werde ich jetzt die Zusammenstellung der Teams für den morgigen Außeneinsatz bekannt geben, und ich möchte keine Widerworte hören! Habe ich mich für alle verständlich ausgedrückt?“ Als keine Erwiderung kam, nannte sie ein paar Namen und fügte am Ende hinzu „Teyla, Sie werden sich nochmals bei Dr. Beckett einfinden und sich untersuchen lassen, und zwar bis hinunter auf mikrozellularer Ebene, wenn es sein muss! Und Bates! Sie können sich ihren triumphierenden Blick sparen! Das ist in Ihrer momentanen Stellung vollkommen unangebracht und außerdem entbehrt es jeglicher Form der Ehre und des Anstands!“ Sie registrierte befriedigt, wie der Soldat bei ihren Worten sichtlich zusammen zuckte. „Sie können jetzt gehen.“
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                            „Was hältst Du von ihm?“ Cyr stand an einem der Überwachungsmonitore und musterte Major Sheppard, der entspannt auf seiner Pritsche lümmelte und vor sich hin starrte.
                            „Schwer zu sagen. Ich habe noch zu wenig Erfahrung mit seiner Art“ antwortete Sesh, der auf einem bequemen Stuhl saß und den Major schon seit einiger Zeit beobachtete. „Auf alle Fälle ist er nicht so entspannt, wie er sich gibt. Faszinierend für mich war, wie schnell er die Funktionsweise der ihm offenbar vollkommen unbekannten Ultraschalldusche herausgefunden hat.“ Er überlegte einen Augenblick, beugte sich nach vorn und betrachtete den Major intensiv. „Ich halte ihn allerdings für sehr intelligent. Und ich glaube auch, dass es sich sehr wohl bewusst ist, dass er beobachtet wird – er weiß nur nicht genau, wie. Sein ganzes scheinbar uninteressiertes Verhalten lässt zumindest darauf schließen. Und auch wenn er uns etwas anderes glauben machen will – er hat sich ganz und gar nicht aufgegeben. Ich bin mir sicher, dass er an einem Fluchtplan arbeitet. Wie er den allerdings durchsetzen will, ist mir ein Rätsel.“ Cyr spürte ein starkes Gefühl von Bedauern, als sein Freund sich erhob und sich bereit machte, zu gehen. Er verstand auch ohne Erklärung. Das Hive würde demnächst einen neuen Planeten der Weidegründe erreichen, und Sesh musste die ihm zugeteilten Aufgaben erfüllen. „Wir haben schon lange nicht mehr diskutiert.“ sagte Sesh beim Hinausgehen. „Ich würde mich freuen, wenn Du wieder einmal die Zeit dazu finden könntest. Ein interessantes Gesprächsthema hätten wir ja jetzt. Und gib mir Bescheid, wenn Du den Gefangenen besuchst. Ich würde ihn mir gerne aus der Nähe ansehen. Vielleicht kann ich dann mehr über sein Wesen aussagen.“
                            *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
                            *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
                            Indianische Weisheiten
                            Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

                            Kommentar


                              John Sheppard lag zusammengerollt auf seiner Pritsche und versuchte, den Eindruck zu erwecken, eingeschlafen zu sein, in der Hoffnung, so einen möglichen Beobachter zu täuschen und unachtsam zu machen. Wer überwachte schon einen Schlafenden? Er hatte sich unter der Decke verkrochen, drehte sich ab und an um und sah zwischendurch immer wieder ungeduldig auf die Digitalanzeige seiner Uhr. In zwei Stunden wollte er einen Fluchtversuch wagen. Heimlich tastete er nach dem Türöffner in seinem Stiefel. Der Major wusste zwar nicht, welche Zeitabläufe in einem Hive herrschten, und ob es überhaupt so etwas wie eine Nachtruhe gab, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Wer wusste schon, wie lange es dauerte, das heraus zu bekommen, und ob es überhaupt möglich war! Nein, er wollte hier weg und zwar so schnell wie möglich!

                              Ich muss es ja nur bis in die Nähe des Hangars schaffen! sagte er sich. Dann kann Kato mich aufnehmen, wir tarnen den Jumper und dann auf Nimmerwiedersehen, Steve!

                              Er war so versunken in seinen Gedanken, dass er erst relativ spät hörte, dass sich etwa zwei Personen seiner Zelle näherten. Mit klopfendem Herzen lauschte er den Schritten, und als sie vor seiner Zelle anhielten, beschloss er, einfach nicht darauf zu reagieren und sich weiterhin schlafend zu stellen. Aber sein Plan ging nicht auf.
                              „Du kannst mich nicht täuschen, Major Sheppard.“ sagte eine bekannte Stimme ruhig. „Ich kann Deine Unruhe schon fast körperlich spüren, so stark ist sie. Störe ich Dich bei irgendetwas?“ Beim letzten Satz klang ein Hauch von Spott mit.
                              John Sheppard drehte sich auf seiner Pritsche um, blieb aber liegen. Wie hätte er dem Wraith auch erklären sollen, dass er in seinen Stiefeln und voll angezogen schlief? Er stützte seinen Kopf auf dem angewinkelten Arm ab und sah gelangweilt zur Zellentüre hinüber. Zwei Wraith in schwarzen Mänteln standen vor seiner Zellentüre – Cyr und ein anderer, den Sheppard noch nie zuvor gesehen hatte. Letzterer hatte eine Tätowierung über dem rechten Auge und lehnte ein Stück zurück an der Wand. Das Lächeln, das um seinen Mund spielte, und der aufmerksame Ausdruck in dessen Augen, denen keine seiner Bewegungen entging, gefielen dem Major überhaupt nicht. Er kam sich beobachtet und durchleuchtet vor, und zwar auf eine Weise, die ihm mehr als nur unangenehm war.
                              „Ich wollte gerade schlafen gehen.“ brummte er und versuchte, müde zu klingen. „Ist ja nicht viel los hier, also besteht keine Gefahr, dass ich etwas verpasse. Wie ich sehe, hast Du Verstärkung mitgebracht? Wer ist der Typ? Deine Anstandsdame?“
                              „Mein Name ist Sesh.“ antwortete der fremde Wraith, stieß sich von der Wand ab und schlenderte näher. „Ich weiß zwar nicht genau, was eine „Anstandsdame“ ist und wozu sie dient, aber ich bin mir sicher, Cyr benötigt so etwas nicht.“ Sesh ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und sah den Major danach mit einem Lächeln in den Augen an. „Du schläft in Deinen Stiefeln?“ fragte er amüsiert. „Sehr ungewöhnlich.“
                              „Was geht es Dich an, ob ich in meinen Stiefeln schlafe oder nicht?!“ schnappte John Sheppard, wütend darüber, dass dem Wraith dieses kleine Detail aufgefallen war. „Oder gibt es hier so etwas wie eine Bett-Ordnung?“
                              Wütend schlüpfte er unter seiner Decke hervor, stand auf und ging hinüber zur Türe. „Aber wenn Du unbedingt eine Erklärung für mein Verhalten haben willst – bitte! Ich schlafe deshalb voll angezogen, weil ich davon ausgehe, dass ich jederzeit von Euch zum Essen abgeholt werden könnte!“
                              „Ist es immer so unbeherrscht?“ fragte Sesh seinen Freund, ohne auf die Worte des Menschen einzugehen und mit deutliche Betonung auf dem Wörtchen „es“. Cyr, der die ganze Szene schon mit einem breiten Lächeln verfolgt hatte, brach in schallendes Gelächter aus, als er John Sheppard´s Gesichtausdruck sah. Der Major stand mit geballten Fäusten vor der Türe und versuchte krampfhaft, sich zu beherrschen.
                              „Ich bin kein Tier!“ stieß er schließlich hervor, drehte sich um und setzte sich zurück auf seine Pritsche.
                              „Nein, das bist Du wahrscheinlich nicht.“ stimmte ihm Sesh zu, sehr zur Überraschung des Majors. „Aber Du verhältst Dich wie eines, und solange Du das tust, werde ich Dich wie eines behandeln.“ Er senkte den Kopf zu einer angedeuteten Verbeugung. „Können wir jetzt vernünftig miteinander reden? Cyr hätte nämlich einige Frage an Dich – und ich möglicherweise auch.“
                              „Ich werde nichts über Atlantis, die Menschen dort oder sonst irgendetwas verraten, was für Euch von Bedeutung sein könnte.“ antwortete John Sheppard nach einer kleinen Weile mit normaler Stimme.
                              „Oh, das wird auch nicht notwendig sein.“ erwiderte Cyr. „Ich wollte Dich eigentlich nur fragen, ob Du einen Menschen mit dem Namen Takeshi Kato kennst.“

                              John Sheppard starrte die beiden Wraith fassungslos an und er spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Er hatte das Gefühl, als würde der Boden unter ihm nachgeben, und tausende von Gedanken stürmten gleichzeitig auf ihn ein. Takeshi Kato – der Pilot des Jumpers! Das ließ nur einen Schluss zu: die Wraith hatten den Jumper entdeckt! Wie sollte er jetzt noch von hier weg kommen? Der Major schluckte krampfhaft und ein kalter Schauder jagte über seinen Rücken. Würde er nicht schon sitzen, er hätte sich setzen müssen.
                              „Ich sehe, Du kennst ihn.“ bemerkte Cyr ruhig.
                              John Sheppard´s Blick irrte zwischen den beiden Wraith hin und her. „Was habt Ihr mit ihm gemacht?“ fragte er schließlich, und war sich nicht sicher, ob er auf diese Frage überhaupt eine Antwort bekommen wollte.
                              „Nichts.“ antwortete Cyr. „Es geht ihm offenbar gut – die Frage ist nur: Für wie lange noch?“ er lächelte dünn und warf einen kurzen Blick auf Sesh. Der Major hatte das Gefühl, als würden die beiden Wraith telepathisch miteinander kommunizieren, denn als Antwort auf Cyr´s Blick, schmunzelte der andere und nickte kurz mit dem Kopf.
                              „Ihr werdet nichts aus ihm herausbringen. Es würde gegen Kato´s Ehre verstoßen, Euch irgendetwas zu verraten. Lieber würde er sterben!“ schnaubte John Sheppard, und bemühte sich, seiner Stimme einen überzeugenden Klang zu geben.
                              „Nun, seinen Namen kennen wir ja bereits, und wer weiß, was wir in nächster Zeit noch alles erfahren werden.“ antwortete Cyr. „Wie ich Dir schon einmal gesagt habe: Wir sind eine geduldige Rasse.“
                              Der Major wischte sich den kalten Schweiß von den Schläfen und biss sich unruhig auf die Lippen. Die Schmerzensschreie von Colonel Sumner hallten durch seinen Kopf, und er sah ihn wieder vor sich, wie er um Jahrzehnte gealtert, vor der Wächterin kniete und ihn wortlos anflehte, ihn zu töten.
                              Würde Takeshi einer solchen Folter gewachsen sein? Er schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren.
                              „Und selbst wenn er etwas verraten würde – und ich sage ausdrücklich „wenn!“ - dann bedeutet das immer noch nicht, dass Ihr irgendetwas mit dem Jumper anfangen könntet. Die Antiker haben eine genetische Sicherung eingebaut, wie Ihr Euch sicher erinnern werdet. Ihr habt es damals nicht geschafft, sie zu knacken, und Ihr werdet Euch auch jetzt die Zähne daran ausbeißen!“
                              „Das lag vor allem daran, dass wir noch nie einen intakten Gleiter in die Hände bekommen haben.“ erklärte Cyr vorsichtig. Seine Augen verengten sich und sein Körper nahm eine gespannte und lauernde Haltung ein.
                              „Na schön! Dann habt Ihr ja jetzt einen! Ich hoffe Kato hat Euren Hangar in Stücke geschossen, bevor Ihr ihn erwischt habt!“ Der Major war von der Pritsche aufgesprungen und begann frustriert und ärgerlich in seiner Zelle auf und ab zu laufen. „Aber das wird Euch kein bisschen weiter helfen! Nach Atlantis werdet Ihr niemals gelangen!“
                              Die beiden Wraith sahen sich eine Weile schweigend an, dann nickte Sesh kurz, drehte sich um und ging.
                              „Da wäre ich mir an Deiner Stelle nicht so sicher.“ erwiderte Cyr ruhig. Etwas in der Stimme des Wraith ließ John Sheppard hellhörig werden. Er unterbrach sein unruhiges Auf- und Ablaufen und näherte sich alarmiert der Zellentüre. „Was hast Du damit gemeint? Und was hast Du eben zu …wie war sein Name? ...Sesh? Was hast Du zu ihm gesagt? Und wo geht er hin?“ fragte er beunruhigt.
                              „Das spielt keine Rolle.“ lautete die Antwort des Wraith. „Wir werden Lantia einnehmen – soviel ist sicher. Allerdings könntest Du das Leben Deiner Freunde retten, wenn Du uns dabei hilfst, unseren Plan schneller durch zu führen. Wir könnten uns zum Beispiel dazu überreden lassen, Dir und den anderen Bewohnern Lantias das Leben zu schenken, wenn es soweit ist. Ihr sucht Euch einen Planeten aus, auf dem Ihr leben wollt, und wir lassen Euch in Ruhe – für immer. Von mir aus könnt Ihr auch diese unnützen Athosianer mitnehmen, wenn Ihr es wünscht. Sie bedeuten uns nichts.“
                              „Einen Moment!“ John Sheppard hob abwehrend beide Hände und lachte kurz auf. „Habe ich Dich gerade richtig verstanden? Ich soll Euch dabei helfen, Atlantis einzunehmen? Machst Du Witze?! Für was hältst Du mich? Für einen Verräter? So dumm kann doch nicht einmal in Wraith sein! Und doch – es spielt eine Rolle! Wo hast Du Sesh hin geschickt?“
                              „Du verurteilst also die Angehörigen Deiner eigenen Rasse zum Tode.“ antwortete der Wraith, ohne auf die Fragen des Majors einzugehen. „Gut. Wie Du willst.“ Cyr zuckte mit den Schultern, drehte sich um und begann, fort zu gehen. John Sheppard traute seinen Augen nicht. In hilfloser Wut schlug er mit der Hand gegen das Gitter. „Steve!!!“ schrie er dem Wraith hinterher und sein Herz raste wie verrückt. „Das kannst Du nicht machen!! Verflucht noch mal! Lass mich hier nicht so hängen!“ Er senkte den Kopf, schloss verzweifelt die Augen und schluckte schwer. „Bitte!“
                              *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
                              *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
                              Indianische Weisheiten
                              Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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                                Cyr glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als er dieses klägliche, halberstickte „Bitte“ hinter sich hörte. Er blieb stehen und atmete tief durch. Ein Teil von ihm wollte einfach weiter gehen und den Major in seiner Ungewissheit zurück lassen, aber der andere Teil wusste genau, was der Mensch jetzt empfand, denn er hatte in Lantia etwas Ähnliches selbst erlebt. Was war nur los mit ihm? Er hasse diesen Menschen aus tiefster Seele und wünschte sich nichts sehnlicher als dessen Tod und dennoch stand er jetzt hier und überlegte, ob er zurückgehen sollte!
                                Wütend über sich selbst, machte Cyr auf dem Absatz kehrt und eilte voller Zorn zurück zur Zellentüre. Sie öffnete sich kurz vor ihm, und Cyr baute sich vor dem völlig perplexen John Sheppard auf, der erschrocken zurück wich, bis er mit dem Rücken an der Wand stand, und Cyr vor ihm aufragte. Wütend starrte er auf John Sheppard hinunter, eine Augen zu Schlitzen verengt, die Lippen aufeinander gepresst.
                                „Was glaubst Du eigentlich, mit wem Du es zu tun hast, Mensch?“ fragte er schließlich zornig. „Du glaubst, mich monatelang einsperren und hungern lassen zu dürfen? Mich zu demütigen und zu beleidigen, und dann, wenn es Dir ebenso ergeht, meinst Du, ein unterwürfig vorgebrachtes „Bitte“ könnte mich und meinen Zorn besänftigen? Du sprichst meiner Rasse ab, sich nähren zu dürfen, obwohl zu leben das ureigenste Recht einer jeden Art ist! In Eurer grenzenlosen Arroganz unterscheidet Ihr Euch in nichts von den Lantianern! Wie sie missachtet Ihr Menschen die Natur und ihre Gesetze, Ihr missachtet Euch gegenseitig, und Ihr missachtet sogar Eure eigenen Regeln! Aber von uns verlangt Ihr, dass wir Eure Grundsätze einhalten, weil Ihr in Eurer Selbstgerechtigkeit meint, sie seien viel besser als unsere, obwohl Du Dir nicht ein einziges Mal die Mühe gemacht hast, heraus zu finden, wie unsere Regeln überhaupt beschaffen sind!“ Wütend hielt er inne, um dem Menschen vor sich die Gelegenheit zu geben, sich zu den Vorwürfen zu äußern, aber John Sheppard schwieg.
                                „Was ist?“ fauchte Cyr. „Hat es Dir die Sprache verschlagen, oder hast Du Angst, dieses 'weißhaarige, triebgesteuerte Scheusal' vor Dir könne die Kontrolle über sich und seine Gelüste verlieren und Dich töten, wenn Du antwortest?“ Der Hohn und die Verachtung in seiner Stimme waren unüberhörbar. „Du bist ein armseliger Feigling, Major Sheppard.“
                                Bei den letzten Worten des Wraith zuckte John Sheppard sichtlich zusammen. Er konnte alles ertragen, aber nicht, dass man ihn der Feigheit bezichtigte! „Du wirfst uns Arroganz vor?“ zischte er wütend und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, so dass er Cyr direkt in die Augen sehen konnte. „Und was ist mit Euch, Wraith? Ihr sprecht einer anderen Rasse die Intelligenz ab, degradiert sie zum Status eines Lebensmittels und haltet sie wie Vieh! Ihr maßt Euch an, über uns und unser Leben entscheiden zu können und hindert uns daran, uns unseren Fähigkeiten entsprechend weiter zu entwickeln, damit wir Euch auch ja nicht gefährlich werden können! Und Du wirfst uns Arroganz vor?! Verschone mich mit solch einem Schwachsinn!“
                                Cyr lächelte und entspannte sich. „Das mit dem Lebensmittelstatus macht Dir schwer zu schaffen, habe ich Recht?“ schmunzelte er und legte den Kopf schief. „Ich vermute, es gibt nicht sehr viele natürliche Feinde auf Eurem Planeten?“ Er lachte leise und seine Augen hatten einen humorvollen, verstehenden Ausdruck angenommen. „Das erklärt natürlich Einiges. Mit welcher Begründung habt Ihr sie denn ausgerottet? Damit, dass Ihr ein größeres Recht habt, zu leben, als sie? Wie viele dieser Tierarten waren intelligent? Oder habt Ihr nie danach gefragt. Nein? – Warum sollten wir es dann tun?“ Er drehte sich um und verließ die Zelle. „Ich werde Dir eine Frage beantworten, Mensch.“ sagte er beim Hinausgehen. „Überlege sie Dir gut.“

                                Nur eine Frage! Nur eine Frage! hämmerte es in John Sheppard´s Kopf. Und so, wie ich Steve kenne, wird er diese Worte auch ganz eng auslegen! Wie schaffe ich es, all die Gedanken, die mir im Kopf herum geistern, in nur eine einzige Frage zu packen?? Und was wäre des Wichtigste, das ich erfahren müsste?

                                Er starrte den Wraith an, der geduldig wartend außerhalb der Zelle stand, aufrecht und bewegungslos, als wäre er aus Stein gemeißelt.
                                „Wie sieht Euer Plan für das Eindringen in Atlantis aus?“ fragte der Major schließlich zögernd und hoffend, dass er keinen gedanklichen Fehler gemacht hatte, aber Cyr´s anerkennendes Kopfnicken verdeutlichte ihm, dass seine Frage so schlecht nicht gewählt sein konnte.
                                „Wir werden dafür sorgen, dass Ihr den Schutzschild für uns senkt, und dann haben wir freien Zugang nach Lantia.“ Er nickte kurz mit dem Kopf, drehte sich um und ging.
                                „Das war ja wieder mal eine erschöpfende Auskunft.“ murmelte John Sheppard vor sich hin, als Cyr nicht mehr zu sehen war. Allerdings kannte er den Wraith mittlerweile so gut, dass er wusste, dass die Worte, die Cyr verwendete, nie zufällig gewählt waren!
                                Er ging zu seiner Pritsche, setzte sich mit angezogenen Beinen darauf und grübelte über Cyr´s Antwort nach. Zwei Stunden lang zerpflückte er die Worte des Wraith, beleuchtete sie von allen Seiten und versuchte sie im Kontext zu seiner Frage zu sehen. Letztendlich kam er immer wieder zu dem selben Schluss: Die Wraith hatten eine Möglichkeit gefunden, ein Gerät nach Atlantis zu schaffen, das in der Lage war, den Code zu übermitteln. Da dieser jedoch nur gesendet wurde, wenn ein Außenteam zurück kam, bedeutete dies, dass das Gerät sich an oder in einem Menschen befinden musste.
                                „Und der einzige Mensch, den sie in letzter Zeit in ihrer Gewalt hatten, ist Teyla!“ Aber über die Erleichterung, dass die Athosianerin, und damit auch Ford und Baker, noch am Leben sein mussten, legte sich das Wissen, dass ihm und den Menschen in Atlantis die Zeit davon lief! Es war nur eine Frage der Zeit, wann Teyla zu einem Außeneinsatz abkommandiert würde, und die Wraith in den Besitz eines der Codes gelangten. Und die Menschen in Atlantis waren ahnungslos!

                                Ich muss hier raus – und zwar schnell!

                                Aber wie kam er von hier weg? Der Jumper war für ihn verloren. Wie ihn die Wraith trotz Tarnung gefunden hatte, war ihm immer noch ein Rätsel, über das es sich jetzt allerdings keine Gedanken machen konnte. Also blieben ihm nur zwei Möglichkeiten: Einen Funkspruch vom Hive nach Atlantis zu senden, oder aber sich einen der Darts zu stehlen. Letzteres schien ihm die beste Lösung zu sein, denn mit unbekannter Subraum-Kommunikations-Technologie kannte sich vielleicht McKay aus, aber er selbst nicht. Fliegen dagegen war seine Leidenschaft, in der ihm so schnell keiner das Wasser reichen konnte!

                                Also gut – dann eben eine Flucht mit einem Dart. So viel anders als die Jumper werden die schon auch nicht aufgebaut sein. Und ich wollte schon immer mal so einen Jäger fliegen! Er seufzte in Gedanken. Hoffentlich funktioniert Rodney´s kleines Spielzeug auch bei diesen Dingern, denn ansonsten sehe ich Schwarz, und das wird die kürzeste Flucht in meinem Leben!

                                John Sheppard zog eine der Decken zu sich heran, legte sie sich über Körper und Schultern, so, als würde er frieren, tastete mit der Hand nach McKay´s Türöffner in seinem Stiefel, zog ihn heraus und schob ihn dann vorsichtig so weit in den Ärmel seiner Jacke, dass er nicht mehr so ohne Weiteres heraus rutschen konnte.
                                Kurze Zeit später warf der Major die Decke scheinbar missmutig beiseite und stand auf. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, versuchte, sowohl müde, als auch unruhig zu wirken, und begann mit einer erneuten Wanderung kreuz und quer durch die Zelle, bei der er wie zufällig auch an der Zellentüre vorbei kam. Jetzt musste alles sehr schnell gehen, bevor ein möglicher Beobachter realisieren konnte, was genau in der Gefängniszelle vor sich ging!
                                Er ließ den Türöffner aus dem Ärmel in seine Hand gleiten, sprang am Gitter hoch, kletterte bis ganz nach oben und hielt seinen Arm durch eines der Öffnungen in die Richtung, in der er den Annäherungssensor vermutete. Er murmelte ein leises Stoßgebet, drückte den Einschaltknopf – und die Türe öffnete sich! Mit einem triumphierendem „Ja!“ sprang er vom Gitter herab, schlüpfte aus der Zelle und rannte den Gang entlang, bis zu nächsten Abbiegung. Dort hielt er kurz an, steckte den Türöffner in die Innentasche seiner Jacke und lugte vorsichtig um die Ecke. Weit und breit war niemand zu sehen, und John Sheppard hoffte, dass dies auch so bleiben würde, bis er endlich herausgefunden hatte, wo genau im Hive er sich eigentlich befand!
                                Er huschte in den nächsten Korridor und schlich vorsichtig weiter, bis der Gang endete und er sich auf einer Art Galerie wiederfand, die sich offenbar an der Wand des gesamten Innenbereichs des Hives entlang zog. Ein seltsam unwirkliches Licht herrschte in diesem Raum, fast so, als wäre er lebendig.
                                Langsam ging der Major bis zum Geländer der Galerie und sah hinunter. Überrascht hielt er den Atem an und ein Keuchen entschlüpfte ihm. Der ovale, offene Raum, der sich vor ihm auftat, war etwa 50 Meter tief, und an seinen Rändern befanden sich etliche Galerien, zum Teil verbunden mit Wendelgängen oder schmalen Brücken, die den Abgrund überspannten. Der Boden bestand aus einem halbdurchlässigen glasähnlichen Material, das in einem irisierenden Licht leuchtete und waberte, als würde es atmen. Er sah nach oben, und ihm bot sich ein ähnliches Bild, nur dass die Decke des Raumes einer kristallenen Kuppel glich, in der sich das Licht, das vom Boden ausgesandt wurde, spiegelte.
                                John Sheppard schluckte trocken, zog sich vorsichtig an den Rand des Ganges zurück und unterdrückte ein Schaudern. Offenbar befand er sich nicht im unteren Teil des Hives, wie er gedacht hatte, sondern mitten drin.
                                *Behandle einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen.*
                                *Alles was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form.*
                                Indianische Weisheiten
                                Ich bin nicht kaffeesüchtig, aber wenn ich irgendwann einmal verbrannt werde, werde ich vermutlich nicht zu Asche zerfallen, sondern zu Kaffeesatz! ;)

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