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Deutsche Sprache Opfer der Globalisierung?

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    Zitat von ZayneCarrick Beitrag anzeigen
    Leider wurde der entsprechende Thread viel zu schnell geschlossen, bevor ich darauf antworten konnte. Als Sprachwissenschaftler fühlte ich mich hier natürlich besonders angesprochen, denn das meiste bezog sich auf die Situation, in der sich das Deutsche angeblich befinden soll.
    Der Thread wurde geschlossen, weil dasselbe Thema und zwei anderen Threads besprochen wurde. Dann wird das Forum doch so unübersichtlich, wenn überall dasselbe drinsteht. Und du hast ja auch einen Thread gefunden, der passt.
    Republicans hate ducklings!

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      Ich glaube nicht, das die Globalisierung die deutsche Sprache tötet. Das eine "Weltsprache" die einzelnen Kultursprachen verdrängen wird, halte ich für nahezu ausgeschlossen. Daher bin ich auch eher der Ansicht, dass das Eindringen von englichen Vokabeln in die deutsche Sprache kein Resultat der Globalisierung ist, sondern ein Resultat einer fehlenden Globalisierung.
      Ein Großteil der Fremdwörter, die in eine Sprache eindringen, tun das über Fach-. oder Szenesprachen. Niemand fängt einfach so an, sein Auto als "Car" zu bezeichnen. "Tastatur" durch "Keybord" zu ersetzen ist aber weit verbreitet, weil Keybord ein akzeptierter "Fachterminus" aus der PC-Szene ist.

      Globalisierung mag auf politischer und wirtschaftlicher Ebene bestehen, nicht aber auf privater und fammiliärer. Ich kenne viele Leute, die Kontakte in den englischsprachigen Raum haben. Leute mit Kontakten im europäischen, nicht-englissprachigen, Ausland sind da schon sehr viel seltener. Und Kontakte irgendwo nach Uganda-Burundi hat praktisch keiner. Eine echte Globalisierung existiert damit nicht ... man kann das ganze eher als Netzwerk betrachten, bei dem der englischsprachige Raum als Server fungiert.
      Die Folge ist: Entwickelt sich irgendwo auf der Welt ein neuer Trend, wandert dieser zu 95% zuerst in den englissprachigen Raum - zumeist die USA - und wird dann von dort in den Rest der Welt exportiert. Da für die mehrheit der menschen auf diesem Planeten damit Englisch zur ursprungssprache der "Szene" wird, gelangen durch diese fachsprache wiederum weitere englische Vokabeln in die lokalen Sprachen.

      Ein tolles Gegenbeispiel dafür ist der Anime und Manga-Kult aus Japan. Hier ist die USA tatsächlich NICHT das Zentrum der Szene, sondern Japan. Daher dominieren im entsprechenden Szenen-Vokabular auch japanische lehnwörter, keine englischen.

      Würde die Globalisierung auch auf familiärer und persönlicher ebene wirklich existieren, würden sich neue trends verstärkt von ihrem Ursprungsland aus in die Welt verbreiten. So lange sie aber in 95% der Fälle den Umweg über die USA nehmen müssen, weil die Internationale Vernetzung mangelhaft ist, so lange wird jeder neue Trend auch immer von englischen lehnwörtern begleitet werden.
      Was ist Ironie?
      Nachdem Kirks Leben 30 Jahre lang bestimmt wurde von "Captain auf der Brücke"
      endete es schließlich mit einer Brücke auf dem Captain.

      Kommentar


        caesar_andy,

        wie willst Du denn politisch-wirtschaftlich von privat-familiär trennen?

        Natürlich gibt es solche Kontakte auch nach Uganda oder Burundi:

        afrikanische Studenten kommen nach Deutschland zum Studieren, deutsche Ingenieure werden von deutschen Organisationen nach Afrika geschickt. Genauso führt das Geschäftliche Europäer nach Afrika und Afrikaner nach Europa. Deutsche Firmen exportieren in alle Welt, in der Regel ohne amerikanische Vermittlung, also kommt es zu Kontakten zwischen Deutschen und Angehörigen anderer Kulturkreise überall auf der Welt.

        Aus solchen Kontakten entstehen Freundschaften und aus Liebesbeziehungen entstehen dann auch Familien. Habe ich selbst in einem Entwicklungsland erlebt.

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          Zitat von ZayneCarrick Beitrag anzeigen
          caesar_andy,
          wie willst Du denn politisch-wirtschaftlich von privat-familiär trennen?
          Trennen will ich gar nichts, das ist einfach eine Beobachtung. Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal von jemandem gehört habe, der ein jahr im Ausland verbringen wollte, und dies in einem Land getan hätte, in dem nicht englisch - oder ggf. Französisch - die Verkehrssprache war.
          Will ich heute im Internet jemanden aus einem anderen land kennenlernen, ist zu 95% eine englischsprachige community dazwischen geschaltet. Genau so wie hier im Board englischsspracher in der Minderheit sind, wird sich auch kaum jemand aus deutschland einfach so in einem italieneischen Forum anmelden und dort mitreden, ohne italienisch zu können.
          Internationale Kommunikation kann immer nur dann stattfinden, wenn AUF BEIDEN SEITEN eine Sprache genutzt wird, die BEIDE SEITEN Verstehen. Und in Muttersprachler-Communities wie dieser hier, ist das nicht der fall. Zwar können Östereicher und Sweizer hier mitreden, Inder, Russen und Chinesen aber eher nicht...die MÜSSEN ein Forum suchen, in dem englisch gesprochen wird.

          Natürlich gibt es solche Kontakte auch nach Uganda oder Burundi:
          Aber nicht im selben Maße wie in den englischsprachigen raum. Um mal ganz banal zu bleiben:
          Welche Chance betrachtest du als wahrscheinlicher?
          Das eine amerikanischen band in Europa zu Bekanntheit gelangt, oder dass eine koreanische Band in Europa zu Bekanntheit gelangt?
          Was ist Ironie?
          Nachdem Kirks Leben 30 Jahre lang bestimmt wurde von "Captain auf der Brücke"
          endete es schließlich mit einer Brücke auf dem Captain.

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            Zitat von caesar_andy Beitrag anzeigen
            Trennen will ich gar nichts, das ist einfach eine Beobachtung. Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal von jemandem gehört habe, der ein jahr im Ausland verbringen wollte, und dies in einem Land getan hätte, in dem nicht englisch - oder ggf. Französisch - die Verkehrssprache war.
            Und für genau solche Fälle wurde der Leitsatz erfunden: Anekdoten sind keine Daten. Ich kenne nämlich sehr viele Leute, die dies getan haben.

            Aber Du verschiebst hier ein wenig die Zielpfosten ("moving the goalposts", ja auch die Internetdiskussionskultur ist englisch geprägt). Es ging erstmal darum, wo Globalisierung stattfindet, und da brachtest Du das Uganda-Beispiel. Es ging erstmal nicht um die Sprache.

            Sicher finden viele Kontakte in Verkehrssprachen statt, im Zweifelsfall Englisch, aber darum ging es ja auch nicht. Sprachenlernen ist auch eine Talentfrage und eine der Einstellung: manche leben Jahrzehnte im Ausland ohne ein Wort der Landessprache zu sprechen, manche eignen sich die Sprache an. Aber schau dann auf die nächste Generation in binationalen Ehen, die dann durchaus zweisprachig, dreisprachig aufwachsen können. In vielen Teilen der Welt ist Mehrsprachigkeit die Norm.

            Will ich heute im Internet jemanden aus einem anderen land kennenlernen, ist zu 95% eine englischsprachige community dazwischen geschaltet. Genau so wie hier im Board englischsspracher in der Minderheit sind, wird sich auch kaum jemand aus deutschland einfach so in einem italieneischen Forum anmelden und dort mitreden, ohne italienisch zu können.
            Kommt drauf an, wo Du suchst. Es gibt Deutschlernende überall, wenn Du auf den entsprechenden Seiten suchst, wirst Du auch jemanden finden, der Deutsch lernt. Das zweite Beispiel verstehe ich nicht. Wenn ein Forum eine bestimmte Sprache als Umgangssprache hat, dann ist der Gebrauch dieser ja Voraussetzung für die Teilnahme am Forumsverkehr, liegt das nicht auf der Hand?

            Internationale Kommunikation kann immer nur dann stattfinden, wenn AUF BEIDEN SEITEN eine Sprache genutzt wird, die BEIDE SEITEN Verstehen. Und in Muttersprachler-Communities wie dieser hier, ist das nicht der fall. Zwar können Östereicher und Sweizer hier mitreden, Inder, Russen und Chinesen aber eher nicht...die MÜSSEN ein Forum suchen, in dem englisch gesprochen wird.
            Ich kenne Foren, in denen Chinesen auf deutsch mitreden. Soll es auch geben.
            Inder und Russen soll es auch schon mal gegeben haben, die Deutsch gelernt haben.

            Aber nicht im selben Maße wie in den englischsprachigen raum. Um mal ganz banal zu bleiben:
            Welche Chance betrachtest du als wahrscheinlicher?
            Das eine amerikanischen band in Europa zu Bekanntheit gelangt, oder dass eine koreanische Band in Europa zu Bekanntheit gelangt?
            Darum ging es bei Deinem Post aber nicht. Du hast behauptet, dass fast alles nach Deutschland nur über die USA kommen würde. Da habe ich Dir entgegengehalten, dass Globalisierung für Deutsche überall auf der Welt stattfindet. Und dass sie ohne Vermittlung der USA stattfindet.

            Dass die amerikanische Kultur den größten Einfluss weltweit ausübt, ist klar. Und dass teilweise Trends aus den USA nach Deutschland kommen, die ursprünglich woanders herkamen auch. Aber unterschätze die Netzwerke nicht, in denen Deutschland sich befindet.
            Ein banales Gegenbeispiel: diese Eurovision-Songs. Davon haben die Amis gar keine Ahnung, und der kulturelle Austausch findet komplett ohne sie statt. Oder auch die globale Fußball-Kultur. Ich sitze irgendwo in einem abgelegenen Dorf in Südostasien und die Leute diskutieren deutsche Bundesligaaufstellungen mit mir.

            Und Anime hast Du ja schon genannt. Als ich Japanisch in der VHS unterrichtete, kamen einmal zwei meiner Schülerinnen an und wollten, dass ich ihnen ein Anime-Titelsong übersetze. Jetzt nicht Koreanisch, sondern Japanisch. Aber wer weiß, vielleicht setzen koreanische Seifenopern demnächst ihren Siegeszug über Asien hinaus fort und kommen auch bei uns an, und die Titelsongs werden dann auch berühmt...

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              Irgendwer hat in einem Post weiter oben schon auf die Wikipedia-Liste gelinkt, in der deutschstaemmige Begriffe in der englischen Sprache gelistet sind. Die Liste ist lange nicht vollstaendig, ich kenne noch mehr.
              Ich sehe sie als nur ein Beispiel fuer den gigantischen *melting pot*, den die amerikanische Kultur repraesentiert. Speziell die englische Sprache ist aus sehr vielen Sprachen entstanden, auf das amerikanische Englisch hatten nicht nur europaeische Sprachen signifikanten Einfluss. Als Resultat ist eine Sprache mit einer vergleichsweise einfachen Grammatik entstanden, die einfach zu lernen ist. Dies wiederum fuehrte dazu, dass Englisch die Sprache ist, mit der man in der Welt am ehesten weiterkommt.

              Sprache ist etwas Lebendiges, deren Entwicklung von den Kontakten der Menschen untereinander gepraegt ist. Diese Entwicklung wird noch sehr viel weiter gehen und diese Entwicklung darf man nicht behindern.
              Ich persoenlich lese gerne auch alte deutsche Texte, nicht nur die in solchen Diskussionen gerne zitierten Goethe und Schiller, auch Adalbert Stifter, Heinrich Heine u.a.m. Ich mag diese Kuenstler fuer ihre Sprachfertigkeit, ich geniesse ihre Sprache. Ich weiss aber auch, dass sie eine Episode der Geschichte repraesentieren und dass man heute anders spricht - weil die Sprache sich entwickelt hat.
              Ich selbst bin Naturwissenschaftler. Ich publiziere in englisch (was mich freut, weil mehr Leute meine Sachen lesen) und in Instituten ist englisch allgegenwaertig. Wenn ich mit anderen Deutschen Fachliches diskuttiere, ist das tatsaechlich oft ein Mix aus englischen und deutschen Begriffen, einfach, weil sich manche Worte nicht direkt uebersetzen lassen. Man kann sie hoechstens mit mehreren anderen deutschen Worten umschreiben - und das klingt dann wirklich fuerchterlich und ist umstaendlich (zumindest fuer meine Ohren).
              Doch wie es klingt, darauf kommt es nicht an. Wichtig ist nur, dass man sich versteht. Und fuer die Gesellschaft es nur wichtig, dass sie den Anschluss nicht verliert, dass die Aenderungen nach und nach eintreten und niemand (von der Geschwindigkeit) ueberfordert wird - eben eine normale Entwicklung (Gegenbeispiel: Rechtschreibreform - das ging zu schnell)

              Zum Schluss noch eine Spekulation: Gegeben, Goethe und Schiller haetten nie existiert und HEUTE wuerde jemand genau diese Texte herausbringen. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses *veraltete* Deutsch heute die Massen begeistern wuerden. In diesem Sinne: ein klares Nein an die selbsternannten Schuetzer der deutschen Sprache. Sie hat es nicht noetig!
              .

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                Deutsche Sprache als Opfer der Globalisierung? Mit nichten, davon zeugen doch Wörter wie:
                Fu(h)rer
                Blitzkri(e)g
                Panzer
                und
                (Sauer)Kraut

                Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
                Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

                Kommentar


                  -Englisch setzt sich immer mehr durch in unserer Sprache und da sind nicht mehr englische Begriffe wie Handy gemeint sondern es geht schon soweit, dass man statt "Ich gehe in die Stadt" - "Ich gehe in die city" sagt. Redet so ein Franzose oder Spanier oder Pole in seiner Sprache? Nein eben. Ein Professor an der Uni meinte irgendwann können wir gleich ganz Englisch im umseren Land reden wenns so weiter geht.
                  Besonders diese Stelle hier finde ich ziemlich Lustig. Nur komisch, dass sich niemand über die ganzen Latin- und Gallizismen aufregt? Warum haben es alle gegen die Anglizismen? Weil zur Abwechslung nicht nur Wissenschaftler, sondern der ganz normale Bürger Fremdwörter einführt?

                  Da dieser Punkt in der Öffentlichkeit oft diskutiert wird, wollte ich darauf eingehen. Den Rest von Knörfs Beitrag lasse ich mal unkommentiert, denn bei dem ist alles schon zu spät. Erleuchten kann man sich nur selbst.

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                    Zumal es das Wort Handy nur im Deutschen gibt. Im Englichem heisst es Mobile oder Phone.

                    Also ich finde dass die deutsche Sprache nicht in Gefahr ist. Es mag zwar viele Anglizismen geben und selbst wenn das nicht bloß eine Mode ist, wird die englische Sprache die deutsche in den nächsten Jahrzehnten/Jahrhunderten wohl nicht "übernehmen".

                    Auch ist das Deutsche eine sehr lebendige Sprache, die nicht so leicht aussterben wird, da braucht man keine Angst zu haben.

                    Kommentar


                      Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
                      Irgendwer hat in einem Post weiter oben schon auf die Wikipedia-Liste gelinkt, in der deutschstaemmige Begriffe in der englischen Sprache gelistet sind. Die Liste ist lange nicht vollstaendig, ich kenne noch mehr.
                      Ich sehe sie als nur ein Beispiel fuer den gigantischen *melting pot*, den die amerikanische Kultur repraesentiert. Speziell die englische Sprache ist aus sehr vielen Sprachen entstanden, auf das amerikanische Englisch hatten nicht nur europaeische Sprachen signifikanten Einfluss.
                      Definiere "signifikant". Eine Untersuchung von 1.400 "grundsätzlichen Begriffen" ergab folgendes Bild:

                      - Französisch: 25,2%
                      - Lateinisch: 8,0%
                      - Alt-Nordisch: 3,5%
                      - Niederdeutsch und Mittelniederdeutsch: 1,3%
                      - Griechisch: 0,1%
                      - andere Sprachen: 3,0%
                      - Erbwortschatz: 59,0%

                      Deine Aussage lässt sich also so nicht halten.

                      Wenn man sich die englische Sprachgeschichte anschaut, wird man allerdings folgendes feststellen:

                      - der Kontakt zu Sprechern des Altnordischen vor der Eroberung durch die Normannen war sehr intensiv. Bis in die Grammatik hat sich das ausgewirkt, so wurden z.B. die Pronomen für die 3.P.Pl. entlehnt, they-them, und die Pluralform Präsens von "be", are (vgl. schwedisch är, isl. er). Und viele Wörter des Grundwortschatzes.
                      - die Normannenherschaft führte zu einem großen Einfluss von frz. Vokabular. Es machte das Englische auch um einiges empfänglicher für die Integration von lateinischen Wörtern, denn als die Entwicklung einsetzte, Wissenschaft nicht mehr auf Latein zu betreiben, wurde es notwendig, die europäischen Einzelsprachen entsprechend auszubauen. Im Englischen hat man hier dann oft das lateinische Wort direkt (wenn auch oft in einer normandisierten Form) genommen, während in den Schwestersprachen Deutsch und Niederländisch germanische Elemente verwandt wurden.

                      Beispiel: con-scientia: engl. con-science, dt. Ge-wissen, nl. ge-weten

                      Deine Annahme, Englisch sei ein Produkt Sprachen aus aller Welt, ist also sprachwissenschaftlich wenig haltbar. Viele europäische Sprachen haben Lehnwörter aus verschiedensten Sprachen, aber das führt mitnichten zu einer Mischsprache.

                      Als Resultat ist eine Sprache mit einer vergleichsweise einfachen Grammatik entstanden, die einfach zu lernen ist. Dies wiederum fuehrte dazu, dass Englisch die Sprache ist, mit der man in der Welt am ehesten weiterkommt.
                      Auch diese beiden Annahmen stimmen nur teilweise.

                      - es gibt tatsächlich Linguisten, die annehmen, dass intensiver Sprachkontakt zu einer Vereinfachung der englischen Grammatik geführt habe. Aber da geht es vor allem um die Kontakte zum Altnordischen. Aber nicht, was Du als Grund anführst. Man darf auch nicht vergessen, dass alle germanischen Sprachen, bis auf Isländisch und Faröisch, ihre Grammatik erheblich vereinfacht haben. Dies gilt auch fürs Deutsche.
                      - einfach zu lernen: das ist immer abhängig von Deiner Muttersprache. Für Sprecher nicht-europäischer Sprachen ist Englisch durchaus schwierig, und die Grammatik auch nicht unbedingt leicht (hängt aber auch von der Sprache ab). Außerdem ist nicht nur die Grammatik wichtig, sondern auch der Wortschatz. Wie oben dargelegt, stammen 60% des englischen Grundwortschatzes aus dem germanischen Erbwortschatz und 25% aus dem Französischen. Sprecher von Sprachen, die weder germanisch noch romanisch sind, werden schon hiermit große Probleme haben.
                      - es hat sich gezeigt, dass Weltsprachen zumeist ihre Stellung durch die politische Macht der hinter ihnen stehenden Imperien erlangt haben. Griechisch, Lateinisch, Chinesisch, Deutsch (in Nord- und Osteuropa), Arabisch, Französisch, Russisch, Englisch. Englisch hatte zudem das Glück, dass nach dem Niedergang des britischen Weltreichs nahtlos die Vereinigten Staaten zur Supermacht aufstiegen. Aber jede Verkehrssprache ist bis jetzt gelernt worden, aus politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Notwendigkeiten, nicht weil sie besonders leicht zu erlernen gewesen wäre. Sonst wäre die Weltsprache heutzutage Esperanto.

                      Ich selbst bin Naturwissenschaftler. Ich publiziere in englisch (was mich freut, weil mehr Leute meine Sachen lesen) und in Instituten ist englisch allgegenwaertig. Wenn ich mit anderen Deutschen Fachliches diskuttiere, ist das tatsaechlich oft ein Mix aus englischen und deutschen Begriffen, einfach, weil sich manche Worte nicht direkt uebersetzen lassen. Man kann sie hoechstens mit mehreren anderen deutschen Worten umschreiben - und das klingt dann wirklich fuerchterlich und ist umstaendlich (zumindest fuer meine Ohren).
                      Jargon lässt sich in den meisten Berufsfeldern nicht vermeiden. Gerade in Forschungsfeldern, wo sich viel tut, und das Forschungsvolumen der Naturwissenschaften ist ja sehr groß, denke ich, dass eine Übersetzung der ganzen Begriffe ins Deutsche doch sehr kommunikationsstörend wäre.

                      Doch wie es klingt, darauf kommt es nicht an. Wichtig ist nur, dass man sich versteht. Und fuer die Gesellschaft es nur wichtig, dass sie den Anschluss nicht verliert, dass die Aenderungen nach und nach eintreten und niemand (von der Geschwindigkeit) ueberfordert wird - eben eine normale Entwicklung (Gegenbeispiel: Rechtschreibreform - das ging zu schnell)
                      Naja, bei der Wissenschaftsvermittlung kommt es schon darauf an, wie es klingt.

                      Und die Schrift ist noch einmal etwas anderes, sie ist sekundär im Vergleich zur gesprochenen Sprache und unterliegt anderen Regeln. Ich würde das trennen.

                      Zum Schluss noch eine Spekulation: Gegeben, Goethe und Schiller haetten nie existiert und HEUTE wuerde jemand genau diese Texte herausbringen. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses *veraltete* Deutsch heute die Massen begeistern wuerden. In diesem Sinne: ein klares Nein an die selbsternannten Schuetzer der deutschen Sprache. Sie hat es nicht noetig!
                      Na das weiß ich nicht. Sprachgewaltig waren sie schon.


                      .
                      EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                      ZayneCarrick schrieb nach 1 Minute und 54 Sekunden:

                      Zitat von Uriel Ventris Beitrag anzeigen
                      Besonders diese Stelle hier finde ich ziemlich Lustig. Nur komisch, dass sich niemand über die ganzen Latin- und Gallizismen aufregt? Warum haben es alle gegen die Anglizismen? Weil zur Abwechslung nicht nur Wissenschaftler, sondern der ganz normale Bürger Fremdwörter einführt?

                      Da dieser Punkt in der Öffentlichkeit oft diskutiert wird, wollte ich darauf eingehen. Den Rest von Knörfs Beitrag lasse ich mal unkommentiert, denn bei dem ist alles schon zu spät. Erleuchten kann man sich nur selbst.
                      Ja, es ist ja nicht das erste Mal, dass sich Sprachpuristen zur Rettung der deutschen Sprache erwählt führen. Beim letzten Mal führte dies zu so tollen Vorschlägen wie

                      - Meuchelpuffer für Pistole

                      und

                      - Gesichtserker für Nase. (Nase wurde in völliger Verkennung der Sprachgeschichte als Entlehnung vom lateinischen nasus angesehen)
                      Zuletzt geändert von ZayneCarrick; 27.11.2011, 22:29. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

                      Kommentar


                        Gibt's hier eigentlich überhaupt niemanden, der mit dem Aussterben der deutschen Sprache über die nächsten 5-6 Generationen hinweg uneingeschränkt einverstanden wäre? Würde das Leben für nachfolgende Generationen einfacher machen.
                        Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                        "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                        Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

                        Kommentar


                          Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
                          Gibt's hier eigentlich überhaupt niemanden, der mit dem Aussterben der deutschen Sprache über die nächsten 5-6 Generationen hinweg einverstanden wäre? Würde das Leben für nachfolgende Generationen einfacher machen.
                          inwiefern?

                          Kommentar


                            Zitat von ZayneCarrick Beitrag anzeigen
                            inwiefern?
                            Ist das eine ernsthafte Frage oder hast du den Thread für verkniffene Einzeiler so schnell nicht gefunden ?

                            Alle Zeit, die auf das Erlernen von Englisch als Fremdsprache verwendet wird, könnte man sich sparen, weil es gleich die Sprache beim Aufwachsen wäre. Eine Entscheidung über "Welche Sprache" als Kommunikationsplattform gewählt würde, kann bei einem Verbreitungskoeffizienten aus "Anzahl der Sprecher" über "Fläche der Welt" eh nur zwischen Englisch und Spanisch getroffen werden, aber die Grammatik im Spanischen ist komplexer und vom Punkte "Aufwand zur Kommunikationserlernung möglichst gering halten" wäre Spanisch da im Hintertreffen. Durch die simplere Struktur ist Englisch obendrein die präzisere Sprache.

                            Diese gesparte Zeit kann sinnvoller verwendet werden - zumindest von denen, die sich mit Sprachlichem eher schwer tun und auch keinen Sinn für "die Schönheit der Sprache" oder "das geflügelte Wort" haben. Naturwissenschaftler hätten mehr Zeit, sich mit ihren eigentlichen Themen zu beschäftigen. Wer dennoch an vergangener Sprachkunst interessiert ist, kann Deutsch dann ja so lernen, wie man heute Latein lernt und sich dann mit den Original-Schinken befassen. Die weitere tote Sprache ist dann ein Lerninhalt für die, die es interessiert; die investierte Zeit kommt denen, die diesen Lerninhalt aufgreifen, sinnvoll vor.

                            Heutzutage quälen sich ne Menge Menschen mit Englisch rum, das sie nie erlernen wollten aber nun in ihrem Job brauchen - nicht, um dort fachlich besser zu werden, sondern um mit anderen, die es nicht geschafft haben, sich mit Deutsch rumzuquälen, überhaupt einen Austausch zu führen, über den sich dann vielleicht eine fachliche Verbesserung ergibt. Eine Verlagerung der Lasten erscheint mir hier mehr als angemessen: Englisch für alle und wer von Sprache mehr will als damit seinen Job machen zu können, sein Familienleben führen zu können oder alltägliche Dinge à la Einkaufen und Behördenkram zu erledigen, darf dann ganz frei von seiner Zeit welche investieren, um alte Bücher im Original zu lesen statt in der Übersetzung und sich dort an den ursprünglichen Versmaßen und Metaphern ergötzen. Es geschieht dann aus Interesse und nicht erzwungenermaßen - wäre als für alle Beteiligten einfacher.
                            Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                            "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                            Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

                            Kommentar


                              Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
                              Gibt's hier eigentlich überhaupt niemanden, der mit dem Aussterben der deutschen Sprache über die nächsten 5-6 Generationen hinweg uneingeschränkt einverstanden wäre? Würde das Leben für nachfolgende Generationen einfacher machen.
                              Mir ist es ehrlich gesagt wurscht! Man kann die Veränderung der Sprache nicht aufhalten. Das war schon vor 100 Jahren so, und schon damals haben sich einige Menschen bemüht, die deutsche Sprache vor unerwünschten Einflüssen schützen, und gescheitert sind sie immer. Die Menschen werden sich immer an ihre Umwelt anpassen, und damit auch ihre Sprache. Und wenn dies bedeutet, dass die deutsche Sprache in einer globalisierten Welt immer weiter "angliziert" wird, bis sie irgendwann vielleicht im Englischen aufgeht, dann ist das eben so. In fünf oder sechs Generationen sehe ich das aber noch nicht geschehen.

                              Dennoch sollte man jede Sprache bewahren und nicht in Vergessenheit geraten lassen. Es kann niemals verkehrt sein zu verstehen, was frühere Menschen gedacht haben.

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                                Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
                                Ist das eine ernsthafte Frage oder hast du den Thread für verkniffene Einzeiler so schnell nicht gefunden ?

                                Alle Zeit, die auf das Erlernen von Englisch als Fremdsprache verwendet wird, könnte man sich sparen, weil es gleich die Sprache beim Aufwachsen wäre. Eine Entscheidung über "Welche Sprache" als Kommunikationsplattform gewählt würde, kann bei einem Verbreitungskoeffizienten aus "Anzahl der Sprecher" über "Fläche der Welt" eh nur zwischen Englisch und Spanisch getroffen werden, aber die Grammatik im Spanischen ist komplexer und vom Punkte "Aufwand zur Kommunikationserlernung möglichst gering halten" wäre Spanisch da im Hintertreffen. Durch die simplere Struktur ist Englisch obendrein die präzisere Sprache.

                                Diese gesparte Zeit kann sinnvoller verwendet werden - zumindest von denen, die sich mit Sprachlichem eher schwer tun und auch keinen Sinn für "die Schönheit der Sprache" oder "das geflügelte Wort" haben. Naturwissenschaftler hätten mehr Zeit, sich mit ihren eigentlichen Themen zu beschäftigen. Wer dennoch an vergangener Sprachkunst interessiert ist, kann Deutsch dann ja so lernen, wie man heute Latein lernt und sich dann mit den Original-Schinken befassen. Die weitere tote Sprache ist dann ein Lerninhalt für die, die es interessiert; die investierte Zeit kommt denen, die diesen Lerninhalt aufgreifen, sinnvoll vor.

                                Heutzutage quälen sich ne Menge Menschen mit Englisch rum, das sie nie erlernen wollten aber nun in ihrem Job brauchen - nicht, um dort fachlich besser zu werden, sondern um mit anderen, die es nicht geschafft haben, sich mit Deutsch rumzuquälen, überhaupt einen Austausch zu führen, über den sich dann vielleicht eine fachliche Verbesserung ergibt. Eine Verlagerung der Lasten erscheint mir hier mehr als angemessen: Englisch für alle und wer von Sprache mehr will als damit seinen Job machen zu können, sein Familienleben führen zu können oder alltägliche Dinge à la Einkaufen und Behördenkram zu erledigen, darf dann ganz frei von seiner Zeit welche investieren, um alte Bücher im Original zu lesen statt in der Übersetzung und sich dort an den ursprünglichen Versmaßen und Metaphern ergötzen. Es geschieht dann aus Interesse und nicht erzwungenermaßen - wäre als für alle Beteiligten einfacher.
                                ich hatte befürchtet, dass es in so eine Richtung ging. Bist Du BWLer? Solche Argumentationen habe ich bisher immer von BWLern gehört.


                                Sie verkennt völlig, dass Sprachen nicht bloß Instrument sind, sondern Träger von Kultur und Identität. Das gibt kein Mensch ohne weiteres auf. Für die Aufrechterhaltung einer Kultur werden Unmengen an Anstrengungen in vielen Gesellschaften aufgewandt, das ist nun mal keine Kosten-Nutzen-Analyse.

                                Was man tun kann, ist eine konsequente mehrsprachige Erziehung von Kindern. Kinder können ohne Probleme mit zwei oder sogar mehr Sprachen aufwachsen.

                                Aber falls Du wirklich eine solche (für mich absolut abzulehnende) Haltung hegst: freu Dich, denn die Mehrheit der 6000-8000 Sprachen, die es heute noch gibt, werden in den nächsten Jahrzehnten verschwinden, aus genau den wirtschaftlichen Erwägungen, die Du anführst. Die ungeheure Vielfalt, die damit verloren gehen wird, wirst Du dann wohl nicht vermissen (und nein, da lediglich 100-200 Sprachen überhaupt verschriftet sind, wird auch kaum etwas davon übrigbleiben)


                                Noch eine kleinere Frage: was genau meinst Du mit Präzision? Und wie kann man messen, dass Englisch angeblich präziser sein soll?

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