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Organspender?

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    #76
    Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
    Und wer sich dann als Nicht-Spender registieren lässt verwirkt auch sein Anrecht auf Spenderorgane. Das wäre eine faire Lösung.
    Soweit würde ich nicht gehen. Meine Organe kann jeder haben, auch registrierte Nicht-Spender. Aber ich nehme mir ganz einfach das Recht heraus, diesen Menschen ins Gesicht zu sagen, was ich von ihnen halte.

    Komischerweise sind es gerade die religiösen Menschen, die eher dazu neigen, am Stück ins Grab zu wollen. Und das, obwohl doch die Religion die Moral für sich gepachtet hat ...

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      #77
      Zitat von Stormking Beitrag anzeigen
      Ich schon. Nehmen ohne zum Geben bereit zu sein ist moralisch auf jeden Fall verwerflich.
      So ausgedrückt ist das schon richtig (wobei man über die Moral unendlich diskutieren könnte).
      Allerdings denke ich nicht, dass jemand, der nicht spenden möchte, das aus dem Grunde tut, weil er egoistisch ist oder seine Mitmenschen nicht leiden kann. Es sind doch überwiegend persönliche Gründe, die einen dazu bewegen wie z.B. irgendeine Angst (egal ob begründet oder nicht). Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, der seine Unwilligkeit damit begründet, dass er anderen nicht helfen möchte. So etwas würde ich schon für bedenklich halten, nicht aber, wenn man persönliche Gründe anführt.

      Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
      Natürlich muss man sich rechtfertigen! Wo kämen wir denn hin, wenn man einfach alles tun könnte ohne anderen eine Rechenschaft dafür schuldig zu sein.
      Da könnte ich auch eine Gegenfrage stellen. Was wäre denn, wenn sich jeder für seine persönliche Entscheidung rechtfertigen müsste? Du gehst zur Wahl, machst das Kreuz für eine Partei und musst dich anschließend rechtfertigen, warum du die und nicht die andere Partei gewählt hast. Wäre das dann eine freie Wahl? Ich würde dann meine Entscheidungsfreiheit irgendwie eingeschränkt sehen. Das kenne ich leider so aus dem Betrieb, in dem ich arbeite, wo manchmal auch Entscheidungen diskutiert/kritisiert werden (eine abgesagte Teilnahme an der Weihnachtsfeier). Da frage ich mich dann auch, ob ich überhaupt eine Wahl habe, wenn ein Nein nicht akzeptiert wird.

      Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
      Das ist keine persönliche Entscheidung, sondern eine öffentliche.
      Die Entnahme der Organe ist sehr wohl persönlich. Öffentlich ist die Verteilung der knappen Spenderorgane.

      Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
      Die Frage ob man spendet oder nicht betrifft prinzipiell jeden Menschen, da es jeden Menschen mal erwischen kann.
      Sehr richtig, daher ist es wichtig, dass jeder seinen Willen dokumentiert.

      Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
      Ganz ehrlich gesagt betrifft die Spender-Frage den Spender noch am wenigsten: er ist schließlich tot.
      Das ist natürlich eine Sichtweise, die man haben kann, wenn jemand verstorben ist. Die andere Frage ist aber auch, ob der Wille eines Menschen mit seinem Tod endet.

      Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
      Doch. Menschen die bereit sind Teile von sich für andere zu opfern, sind ganz klar bessere Menschen. Und Menschen die Spenderorgane empfangen wollen, aber keine geben würden, sind ganz klar schlechtere Menschen.
      Wie gesagt, ich bin der Meinung, man sollte nicht immer von einem "bösen" Nichtspender ausgehen, der sich darüber freut, wenn er anderen Leuten nicht helfen kann. Es stecken mit Sicherheit andere Gründe dahinter.
      Übrigens könnte ich mich auch für einen besseren Menschen halten, wenn ich Vegetarier wäre. Wie du siehst sind solche Einteilungen in gut und schlecht sehr relativ.

      Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
      Ich bin auch dafür, dass man eine gesetzliche Regelung einführt, die jeden Bürger - auch ohne Ausweis - automatisch zum Spender macht. Man muss dem Spenden nicht zustimmen, sondern im Zweifelsfall widersprechen.
      Für mich persönlich wäre das ein zu tiefer Eingriff in meine Persönlichkeitsrechte.

      Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
      Und wer sich dann als Nicht-Spender registieren lässt verwirkt auch sein Anrecht auf Spenderorgane. Das wäre eine faire Lösung.
      Das ist natürlich eine legitime Sichtweise. Ich selbst teile sie aber nicht. Sie klingt mir viel zu sehr nach dem Auge-um-Auge-Prinzip und erinnert mich wieder an die Diskussionen im "Die Todesstrafe"-Thema. Das ist mir zu verbissen. Die Welt ist nicht schwarz und weiß und wenn ich selbst Organspänder wäre, wäre es mir ganz egal, wer mein Organ bekommt.
      "You Maniacs! You blew it up!
      Ah, damn you! God damn you all to hell!"
      --Cmdr. George Taylor
      Planet of the Apes (1968)

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        #78
        Zitat von Cmdr.Damien Beitrag anzeigen
        Da könnte ich auch eine Gegenfrage stellen. Was wäre denn, wenn sich jeder für seine persönliche Entscheidung rechtfertigen müsste? Du gehst zur Wahl, machst das Kreuz für eine Partei und musst dich anschließend rechtfertigen, warum du die und nicht die andere Partei gewählt hast. Wäre das dann eine freie Wahl?
        Natürlich wäre das immer noch eine freie Wahl. Ich bin überhaupt kein Freund von geheimen Wahlen. Geheime Wahlen - egal ob politische oder andere - sind generell wenig dienlich, dass Menschen einander verstehen und verantwortlich handeln.
        Um bei deinen Beispiel zu bleiben: ich kann heutzutage relativ einfach, ohne drüber zu reflektieren, die NPD wählen. Das ist zwar mein Recht, aber ich sollte auch einen Grund dafür haben. Wenn ich nicht bereit bin meine Entscheidung argumentativ zu verteidigen, dann stimmt etwas nicht... möglicherweise war es einfach eine willkürrliche Entscheidung.

        Die Entnahme der Organe ist sehr wohl persönlich. Öffentlich ist die Verteilung der knappen Spenderorgane.
        Für mich ist entscheidend welche Folgen eine Handlung hat. Persönliche Folgen hat eine Organentnahme keine, nur öffentliche - man ist ja tot. Und ja, da will ich ganz klar dazu sagen: die weiterreichenden Interessen eines Verstorbenen sind im Zweifelsfall weniger wert, als die Interessen einer lebenden Person - besonders, wenn es um deren Leben geht.
        Der Wille endent nicht zwangsläufig, aber es ist halt ein Luxus ihn zu befolgen. Wenns um die Art der Bestattung, etc. geht kann man sich diesen Luxus sicher erlauben, aber nicht wenn es darum geht anderen Menschen das Leben durch eine Organtransplantation zu retten.

        Übrigens könnte ich mich auch für einen besseren Menschen halten, wenn ich Vegetarier wäre. Wie du siehst sind solche Einteilungen in gut und schlecht sehr relativ.
        Wieso wird sie denn durch dieses Beispiel relativ? Ich habe nie gesagt, dass ich Vegetarier nicht vielleicht auch für bessere Menschen halte. (Wobei das sehr schwer davon abhängt warum man Vegetarier ist.)

        Für mich persönlich wäre das ein zu tiefer Eingriff in meine Persönlichkeitsrechte.
        Nun, in unserer Gesellschaft steht das "Ich" aber sowieso viel zu sehr im Mittelpunkt - aus ganz egoistischen Gründen. Es würde nicht schaden - auch nicht wenn es per Verordnung geschieht - das "Wir" mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Wir Menschen sind ohne Gesellschaft und Gemeinschaft nichts, wirklich gar nichts. Wir sind wohl eine der Spezies, die ohne andere Artgenossen am hilflosesten ist. Da ist es IMO nicht so viel verlangt, wenn man ab und an mal etwas für die Gemeinschaft tut. Vor allem, wenn es keine negativen Folgen für einen selber nach sich zieht.

        Das ist natürlich eine legitime Sichtweise. Ich selbst teile sie aber nicht. Sie klingt mir viel zu sehr nach dem Auge-um-Auge-Prinzip und erinnert mich wieder an die Diskussionen im "Die Todesstrafe"-Thema. Das ist mir zu verbissen. Die Welt ist nicht schwarz und weiß und wenn ich selbst Organspänder wäre, wäre es mir ganz egal, wer mein Organ bekommt.
        Ja, das ist sehr schwarz-weiß und eigentlich auch nicht so mein Ding. Ich würde das aber einfach mal als Instrument der staatsbürgerlichen Erziehung gebrauchen. Mir persönlich wäre es auch egal, wer meine Organe bekommt, aber der Staat muss auch immer moralisch Position beziehen. Und durch so eine Regelung könnte er das sehr deutlich.
        Man könnte für Organspender noch die Option hinzufügen, dass sie angeben ihre Organe für alle Mitbürger - nicht nur Spender - freizugeben. Aber der Standard würde halt auf den "Solidaritätsprinzip" basieren.
        Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
        Makes perfect sense.

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          #79
          Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
          Ich bin auch dafür, dass man eine gesetzliche Regelung einführt, die jeden Bürger - auch ohne Ausweis - automatisch zum Spender macht. Man muss dem Spenden nicht zustimmen, sondern im Zweifelsfall widersprechen.
          Bis hierher stimme ich dir einmal mehr zu.

          Und wer sich dann als Nicht-Spender registieren lässt verwirkt auch sein Anrecht auf Spenderorgane. Das wäre eine faire Lösung.
          Hier hingegen muss ich mal hart widersprechen! Bestmögliche medizinische Versorgung, ganz gleich wer jemand ist und was er/sie getan hat, ist wohl eine unserer grundlegendsten Errungenschaften. Auch wenns abgedroschen klingt, aber mit einer solchen Forderung ist man irgendwie nicht besser als die, die sich - aus welchen Gründen auch immer - weigern, ihre Organe zu spenden. Es mag richtig sein, dass der Staat auch moralisch Stellung beziehen sollte, aber es ist nicht seine Aufgabe zu entscheiden, wer wie viel von welchen Rechten bekommt.

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            #80
            Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
            Natürlich wäre das immer noch eine freie Wahl. Ich bin überhaupt kein Freund von geheimen Wahlen. Geheime Wahlen - egal ob politische oder andere - sind generell wenig dienlich, dass Menschen einander verstehen und verantwortlich handeln.
            Das ist die eine Seite. Die andere aber ist, dass Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, geheim zu wählen (auf welchem Gebiet auch immer), dazu neigen, einer Sache ihre Stimme zu geben, von der sie selbst nicht überzeugt sind. Im schlimmsten Fall werden sie bei ihrer Wahl direkt beobachtet und stehen unter hohem Erwartungsdruck oder Gruppenzwang. Wenn sie dem nicht standhalten können, stimmen sie für das, was von ihnen erwartet wird, unabhängig von der eigenen Meinung. Aus meiner Sicht ist das schlecht, weil es auf diese Weise kein Vorwärtskommen, sondern nur Stillstand gibt.

            Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
            Um bei deinen Beispiel zu bleiben: ich kann heutzutage relativ einfach, ohne drüber zu reflektieren, die NPD wählen. Das ist zwar mein Recht, aber ich sollte auch einen Grund dafür haben. Wenn ich nicht bereit bin meine Entscheidung argumentativ zu verteidigen, dann stimmt etwas nicht... möglicherweise war es einfach eine willkürrliche Entscheidung.
            Selbst wenn man für seine Entscheidung gute Argumente hat, wird man es schwer haben, sie zu verteidigen, wenn sie nicht dem allgemeinen Konsens entspricht. Das wird gerade am Beispiel der oben genannten Partei deutlich. Man steht immer auf dem verlorenen Posten, wenn einem gute Gründe für die Wahl der NPD einfallen und man in die Situation gerät, sie darzulegen.
            Egal jetzt, ob von links nach rechts oder von rechts nach links, nur eine geheime Wahl ist eine freie Wahl, weil so kein Zwang entsteht.

            Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
            Für mich ist entscheidend welche Folgen eine Handlung hat. Persönliche Folgen hat eine Organentnahme keine, nur öffentliche - man ist ja tot. Und ja, da will ich ganz klar dazu sagen: die weiterreichenden Interessen eines Verstorbenen sind im Zweifelsfall weniger wert, als die Interessen einer lebenden Person - besonders, wenn es um deren Leben geht.
            Da ist schon was dran. Die Frage ist nur, ob man das generell gelten lässt oder eben nur in diesem Zweifelsfall.

            Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
            Der Wille endent nicht zwangsläufig, aber es ist halt ein Luxus ihn zu befolgen. Wenns um die Art der Bestattung, etc. geht kann man sich diesen Luxus sicher erlauben, aber nicht wenn es darum geht anderen Menschen das Leben durch eine Organtransplantation zu retten.
            Angesichts der knappen Spenderorgane ist das richtig. Ich habe irgendwo gelesen, dass ca. zwei Drittel der Menschen nichts gegen eine Entnahme nach dem Tod haben. Wenn alle diese Menschen das im Spendeausweis festhalten würden, gäbe es diese Knappheit vielleicht nicht. Dann wäre die relativ geringe Anzahl der Nichtspender zu vernachlässigen und das Respektieren dieser Wünsche kein Luxus mehr.

            Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
            Wieso wird sie denn durch dieses Beispiel relativ? Ich habe nie gesagt, dass ich Vegetarier nicht vielleicht auch für bessere Menschen halte. (Wobei das sehr schwer davon abhängt warum man Vegetarier ist.)
            Wenn ein Nichtspender Vegetarier wäre, wäre er ja genauso gut/schlecht wie ein Fleisch essender Organspender. Blödes Beispiel, aber ich meine damit, dass Organspender nicht per se gut und die anderen schlecht sind. Meiner Meinung nach braucht die Menschheit so eine Klassifizierung nicht.

            Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
            Nun, in unserer Gesellschaft steht das "Ich" aber sowieso viel zu sehr im Mittelpunkt - aus ganz egoistischen Gründen. Es würde nicht schaden - auch nicht wenn es per Verordnung geschieht - das "Wir" mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Wir Menschen sind ohne Gesellschaft und Gemeinschaft nichts, wirklich gar nichts. Wir sind wohl eine der Spezies, die ohne andere Artgenossen am hilflosesten ist. Da ist es IMO nicht so viel verlangt, wenn man ab und an mal etwas für die Gemeinschaft tut. Vor allem, wenn es keine negativen Folgen für einen selber nach sich zieht.
            Wenn es um den eigenen Körper geht, muss ein Ich-Gedanke schon erlaubt sein, auch wenn es sich Dinge handelt, die einen erst nach dem Tod betreffen. Ich finde es gut, dass nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch jeder einzelne durch Gesetze geschützt wird, auch wenn der Sozialismus sicherlich auch seine Vorteile hätte.

            Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
            Ja, das ist sehr schwarz-weiß und eigentlich auch nicht so mein Ding. Ich würde das aber einfach mal als Instrument der staatsbürgerlichen Erziehung gebrauchen. Mir persönlich wäre es auch egal, wer meine Organe bekommt, aber der Staat muss auch immer moralisch Position beziehen.
            Der Staat ist mit diesen Dingen überfordert. Da gibt es einige Beispiele, wo der Staat die Moral schlecht vertritt (Stammzellenforschung, Sterbehilfe aber auch einfache Sachen wie Gesundheits- oder Steuerpolitik).


            Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
            Und durch so eine Regelung könnte er das sehr deutlich.
            Man könnte für Organspender noch die Option hinzufügen, dass sie angeben ihre Organe für alle Mitbürger - nicht nur Spender - freizugeben. Aber der Standard würde halt auf den "Solidaritätsprinzip" basieren.
            Mit der Solidarität würde ich das nicht so eng sehen. Ich würde einem Menschen auch keine Blutkonserve verweigern, weil er Angst vor Nadeln hat oder kein Blut sehen kann und deswegen nicht zur Blutspende geht.
            Selbiges würde für mich auch bei der Organspende gelten, auch wenn so eine Angst völlig unbegründet ist.
            Ob man den Verstorbenen dann "vergewaltigt" um einem anderen zu helfen muss dann jemand entscheiden, der das mit seinem Gewissen verhandeln will.
            "You Maniacs! You blew it up!
            Ah, damn you! God damn you all to hell!"
            --Cmdr. George Taylor
            Planet of the Apes (1968)

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