Nürnberg ist wirklich lohnenswert!

Als Kind Nordrheinwestfalens hatte ich irgendwie ein anderes Bild im Kopf, halt Nürnberger Lebkuchen, versichert im Zeichen der Burg und so, aber Nürnberg ist anders, nicht spießig, sondern die Szene, nimmt man mal die tausenden von Touristen aus, ist ganz unkonventionell.
Die kleinen Gassen werden gesäumt von mittelalterlichen Hausfassaden, bis man dann im Dokumentationszentrum des ehemaligen Reichsparteitagsgelände der NSDAP erfährt, dass Nürnberg noch im Januar 1945 quasi todgebombt wurde, zumindest was die alten Häuser angeht.
Die Menschen hat es nicht so schlimm erwischt, weil die Stadt frühzeitig ihr mittelalterliches Tunnelsystem (Felsengänge) zu Luftschutzbunkern umgebaut hat. Das ist dann der erste Tipp, "Felsengänge" besuchen, dauert nicht lang und ist eindrucksvoll, weil es eine ganz andere Welt widerspiegelt, die man sonst so gewohnt ist.
Guter Restauranttipp für einen Abend ist Finyas Taverne (unbedingt reservieren, ist uns mit Ach und Krach noch gelungen, außerdem ist sie Sonntags geschlossen
!).Draußen flackern in der Abenddämmerung schon die Öllampen freundlich, es stehen ein paar dunkel gekleidete Typen im Henkerslook herum, aber das sind ganz nette Zeitgenossen! Du kommst rein und es ist Nacht!
Es gibt so gut wie kein elektrisches Licht! Öllampen und Kerzen!
Man gewöhnt sich aber schnell, es eilt eine fesche Kellnerin im Mittelalterlook heran, es gibt normale Softdrinks, alle im Tonkrug!, aber auch dunkles Bier/Met mit Honig. Vorsicht, hat ziemlich unvermutet hohe Prozente!
Das Essen, Fleisch, aber auch recht zeitgenössische Eintöpfe (Linseneintopf eins a) und zum Nachtisch Griesküchle!
Für Technikfreaks (da gab es welche unter uns) ist das DB-Museum ein Muss!
Der "Adler", wenn auch nur als Nachbau, das Original ist verschollen (gäbe vielleicht eine gute Grundlage für einen Krimi her), anschauliche Ausstellung, schönes Außengelände und ein Eisenbahn-Kinderparadies KiBaLa.
Es ist schön an einem lauen Abend einfach nur durch die Gassen zu schlendern und zur Burg aufzusteigen, die noch gut begehbar ist, auch mit Tunneln und ein paar umliegenden Kneipen.
Gar gruselig wurde es mir in den Lochgefängnissen.
Die kargen Räume wirken leer, aber wenn der Museumsführer dann von Todeszellen erzählt, der Folterkammer, in der es zwar Folterwerkzeuge gibt, die aber erst gar nicht so bedrohlich aussehen, dann geht einem der A.... auf Grundeis, denn das ist keine Fiktion, das ist echt, das hat über Jahrhunderte arme Schweine gequält, die zu Recht oder Unrecht da eingekerkert waren. Ein Hoch auf die derzeitige Justiz, nicht perfekt, aber sehr viel humaner!
Nürnberg macht sehr wenig aus seinen Stadthelden, Albrecht Dürer, Hans Sachs, Veit Stoss und den Lebkuchen!
Alles wird fast etwas verschämt versteckt, muss man doch gar nicht! Ist doch alles toll, etwas mehr Werbung und Infos dazu!
Die Lebkuchengeschäfte mussten wir suchen!
Was auch etwas zu kurz kommt, ist die Werbung zum Doku-Zentrum des ehemaligen Reichstagsgeländes der NSDAP!
Das liegt außerhalb und wenn du mit dem Auto da bist, dann such mal Junge!
Mit dem Bus ist man schneller da!
Ich war immer der Meinung ich wüsste schon viel über diese Zeit, aber man lernt immer dazu. Das Gelände ist riesig, erschlägt einen in seinen monströsen Dimensionen. Die Ausstellung ist gut gemacht, aber alles über Audioguide, das ist erst ganz nett, aber wenn einem dann an Tafel 33 das Ohr nässt, ist es nicht mehr wirklich schön.
Etwas multimedialer, was zum Anfassen und ausprobieren, vielleicht ein paar Modelle mehr und kürzt um Gottes Willen den Infofilm zu Leni Riefenstahls "Triumph des Willens" (14 Minuten!!!), sonst wird das noch zu einer Werbeveranstaltung für die Nazis!
Ein Highlight ist der von monochrom erwähnte SF/Fantasyladen! Es gab da Mitreisende, die hätten sich gern eine ganze Metallrüstung zusammengestellt und die Comicabteilung ist ein besonderes Schmankerl! Ich bin nicht ganz durchgekommen!
Ein besonderes Dankeschön an monochrom, denn ohne ihn hätte ich Finyas Taverne nie gefunden, in der es auch mal "Einheimische" gab, sonst landet man immer nur in Touristenrestaurants, oder die Tipps mit den Lochgefängnissen und dem SF/Fantasy-Laden.
Also, nutzt hier die Gelegenheit und fragt die "Einheimischen" nach ihrer Stadt oder ihrer Gegend, die haben wirklich gute Ideen und man wandelt nicht nur auf den Konsumwegen der Touri-Industrie!
LG
earthquake



! Naja, es gibt noch andere schöne Orte und Länder 
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