Bericht zur Lage der Nation

[max]

Für einen Idealisten reicht es also eine Utopie zu entwerfen. Ein Materialist untersucht, wie die Welt verändert werden kann.[...]

Würde ja bedeuten, dass es die Kapitalisten sind, welche also als einzige die Welt verändern können. Das aus deiner Feder max!! Erstaunlich!

Das bedeutet das genaue Gegenteil. Ein Idealist kann erwarten, dass ein Kapitalist die Welt verändern wird, wenn man ihn nur die richtigen Argumente gibt. Ein Materialist sieht, dass ein Kapitalist, wenn er die kapitalistische Wirtschaft abschafft, seine Privilegien verliert und seine sozialen Interessen verleugnen muss. Es also eher unwahrscheinlich ist, dass ein Kapitalist Interesse an einer gesellschaftlichen Veränderung hat. Deshalb sucht der Materialist Menschen, die ein soziales Interesse an einer Veränderung haben und versucht diese zu überzeugen.

Es geht immer um Werte. Was Müntefering in die Medienlandschaft gesetzt hat ist gut.
Die Feststellung, dass Konzerne auf Menschen verzichten kann, die Gesellschaft aber nicht, ist eine gute Feststellung und sollte wirklich zum Nachdenken anregen.

Ich finde auch gut, dass Müntefering diese Diskussion angestossen hat (auch wenn er vollkommen unglaubwürdig ist) und man sollte wirklich über den Kapitalismus und nicht nur über einzelne Kapitalisten nachdenken, aber diese Schlussfolgerung von Gabriel ist trotzdem falsch:

Genauso die Feststellung von Sigmar Gabriel, dass es um neue Spielregeln geht und nicht um eine Revolution, ist schlüssig.

Gabriel vertritt hier nur die Position, die die SPD seit über 100 Jahren hat und weigert sich offensichtlich zu lernen. Gabriel behauptet im Endeffekt doch nur, dass die Regeln zu lasch sind und deshalb einzelne Kapitalisten sich daneben benehmen können. Damit ignoriert er eben die Zwänge, denen eben auch die Kapitalisten ausgesetzt sind und er ignoriert eben die Funktionsweise der kapitalistischen Gesellschaft. Und genau diese Zwänge im Kapitalismus waren es, die dazu geführt haben, dass die SPD die Regeln gelockert hat und damit diese Handlungen gefördert hat, die jetzt Müntefering, Gabriel & Co vollkommen populistisch und heuchlerisch kritisieren.

Und welche politischen Systeme hätten erfolgreiche Revolutionen bewirkt?

Waren das Arbeiterrevolutionen gegen den Kapitalismus?

Kamen danach die Diktaturen? In Deutschland, Italien und Rußland?

Bezieht sich deine erste Frage darauf, warum die Revolutionen in Deutschland und Italien gescheitert sind? Dies lag nicht daran, dass die gesellschaftlichen Voraussetzungen nicht gegeben waren. Diese waren gegeben. Die Revolutionen scheiterten wegen Fehler der Revolutionäre.

Diese Revolutionen richteten sich gegen den Kapitalismus, da z.B. die Firmen in vielen Fällen von den Arbeitern besetzt wurden und von Arbeiterräten kontrolliert wurden. Es gelang nur nicht, die gesamte Gesellschaft zu kontrollieren. Dies ermöglichtete der herrschenden Klasse mittels faschistischer Milizen ihre Macht zu sichern.

In Deutschland sicherten sich die Kapitalisten ihre Macht durch eine Kombination aus Terror, der durch die Freikorps verübt wurde, und Zugeständnissen (allgemeines Wahlrecht, 8 Stunden-Tag etc.). In Italien setzten die Kapitalisten voll auf Terror durch Mussolinis Faschisten, die eine faschistische Terrorherrschaft errichteten. Sowohl in Deutschland, als auch in Italien, war ein anderes Ergebnis möglich. In Deutschland wurde z.B. der Kapp-Putsch der Rechten durch einen Generalstreik besiegt, während z.B. in Italien in Parma die Faschisten zurückgeschlagen wurden. Die Kräfteverhältnisse waren also eigentlich günstig, wurden aber nicht genutzt.

Die Leute sollten erstmal anfangen zu demonstrieren. Wenn sie das öfters und solidarisch tun, kann man eventuell mal in Betracht ziehen, dass irgendwann, in unabsehbarer Zeit mal ein Systemwechsel erzwungen wird. Vielleicht sogar friedlich.

[Kay]

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Aber ein wenig besser geht es dir doch. Oder?

Es gibt noch "Schlimmere". Die sagen immer "Damals war alles besser!".

Es geht mir besser, ich habe Reisefreiheit(ohne Geld, wohin?)
Bekomme fast alles im Supermarkt. (daß was es nicht gibt, verlangt nur ein OSSI).
Früher hat man nichts gesagt, um nicht in den KNAST zu kommen.
Heut sagt man nicht`s um Arbeitslos zu werden!

[Skymarshal]

Es geht mir besser, ich habe Reisefreiheit(ohne Geld, wohin?)

Naja.

Bekomme fast alles im Supermarkt. (daß was es nicht gibt, verlangt nur ein OSSI).

Du bekommst schonmal mehr als damals. Nur ist es fraglich ob du dir das alles kaufen kannst.

Früher hat man nichts gesagt, um nicht in den KNAST zu kommen.
Heut sagt man nicht`s um Arbeitslos zu werden!

Die Leute haben mehr Angst das stimmt. Aber mehr Freiheiten hast du heute schon.

Und sei mal ein wenig optimistischer.

[Kay]

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Naja.

Du bekommst schonmal mehr als damals. Nur ist es fraglich ob du dir das alles kaufen kannst.


Die Leute haben mehr Angst das stimmt. Aber mehr Freiheiten hast du heute schon.

Und sei mal ein wenig optimistischer.

Ich bin Optimist!
Sonst wär ich nicht Fan von SciFi, und würde mir nicht Premiere leisten.
Etwas schwarz sehen kann man trotzdem, zur Lage der Nation!

[EREIGNISHORIZONT]

Etwas schwarz sehen kann man trotzdem, zur Lage der Nation!

Aber nicht Parteipolitisch!!!

Finde auch, dass in vielen Bereichen schlicht weg zu viel gejammert wird und die, denen es wirklich schlecht geht, sagen gar nichts. Ist einfach so ein Gefühl.

Dennoch, einige Grundsatzdebatten im sozialen Umgang miteinander sind in diesem Lande von Nöten und auch in der Frage der Prioritäten politischer Sicht- und Handlungsweisen müsste so einiges sich ändern. Denke da an die Förderung des Bildungssektors und vor allem die Kinderfreundliche Gestaltung unserer Gesellschaft.

[Noulder]

Finde auch, dass in vielen Bereichen schlicht weg zu viel gejammert wird und die, denen es wirklich schlecht geht, sagen gar nichts. Ist einfach so ein Gefühl.

Die haben halt keine Zeit dazu.

"Früher haben nur die Bauern gejammert, heute jammert jeder - z.b. dass er nur einmal im Jahr in Urlaub fliegen kann!" ;-)
(oder hab ich des schon geschrieben?)

[matrix089]

Dennoch, einige Grundsatzdebatten im sozialen Umgang miteinander sind in diesem Lande von Nöten und auch in der Frage der Prioritäten politischer Sicht- und Handlungsweisen müsste so einiges sich ändern. Denke da an die Förderung des Bildungssektors und vor allem die Kinderfreundliche Gestaltung unserer Gesellschaft.

Ein Wunschtraum! Da müsste es schon eine Katastrophe geben wie z.B. einen Bombemhagel auf Deutschland, so dass man hier zu Lande wieder vernünftig miteinander Arbeitet, anstatt gegeneinander.

Ich mag zwar eher im konservativen Lager zu finden sein, muss aber dennoch eingestehen, dass uns der Wohlstand kaputt gemacht hat. Nun da die Situation wieder schlechter wird, jammer jeder herum anstatt was dagegen zu tun. Egal ob es um Politik bis zur nächsten Wahl geht, oder um den eigenen Urlaub.

Wie auch immer. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten 2 Jahren zu einem großen Knall kommen wird, der die Grundfeste unserer Gesellschaft erschüttern wird. Vielleicht ist es ja die Katastrophe die Deutschland benötigt?

[Noulder]

Ich denke, du unterschätzt die Fähigkeiten der Deutschen nichts zu tun.
=> denke es wird länger dauern!

[Kay]

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Ein Wunschtraum! Da müsste es schon eine Katastrophe geben wie z.B. einen Bombemhagel auf Deutschland, so dass man hier zu Lande wieder vernünftig miteinander Arbeitet, anstatt gegeneinander.

Ich mag zwar eher im konservativen Lager zu finden sein, muss aber dennoch eingestehen, dass uns der Wohlstand kaputt gemacht hat. Nun da die Situation wieder schlechter wird, jammer jeder herum anstatt was dagegen zu tun. Egal ob es um Politik bis zur nächsten Wahl geht, oder um den eigenen Urlaub.

Wie auch immer. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten 2 Jahren zu einem großen Knall kommen wird, der die Grundfeste unserer Gesellschaft erschüttern wird. Vielleicht ist es ja die Katastrophe die Deutschland benötigt?

Glaube ich nicht, daß Deutschand ein Bombenhagel haben müß !!
Wir (Ossis haben es ohne Gewalt Geschaft!), eine unbeliebte Regierung zu stützen.
Man muß nicht "rechts" oder "links" sein um seine Meinung frei auszusprechen,
dafür haben wir die Medien.

[Nicolas Hazen]

Wie auch immer. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten 2 Jahren zu einem großen Knall kommen wird, der die Grundfeste unserer Gesellschaft erschüttern wird. Vielleicht ist es ja die Katastrophe die Deutschland benötigt?

Wir sind in Deutschland, einem der wohl unrevolutionärstem Länder der Geschichte, und von daher denke ich, dass ein solcher großer Knall nicht geschehen wird, es sei denn man will den wahrscheinlich kommenden Wahlsieg der Union 2006 und die damit einher gehende vollständige Abschaffung alles sozialem in diesem Land so nennen .

[max]

Man muß nicht "rechts" oder "links" sein um seine Meinung frei auszusprechen,
dafür haben wir die Medien.

Echt? Du hast eigene Medien, die deine Meinung verbreiten?

Wir sind in Deutschland, einem der wohl unrevolutionärstem Länder der Geschichte

Hmm, bist du dir da sicher? 1848, 1918-23, 1989. Wie viele Staaten haben deutlich mehr? In Frankreich gab es z.B. letztes Jahrhundert überhaupt keine Revolution, wobei Frankreich aber den Ruf ein "revolutionäres" Land zu sein. Wobei ich damit nicht sagen will, dass Matrix089 mit seiner 2-Jahre-Prognose recht hat. Aber eine politische Destabilisierung ist in der Form von Massenaustritten aus den Volksparteien und starken Rückgang der Wähler der Volksparteien (s. Wahlbeteiligung) durchaus bemerkbar.

[Nicolas Hazen]

Hmm, bist du dir da sicher? 1848, 1918-23, 1989. Wie viele Staaten haben deutlich mehr? In Frankreich gab es z.B. letztes Jahrhundert überhaupt keine Revolution, wobei Frankreich aber den Ruf ein "revolutionäres" Land zu sein.

Nun, OK, grundsätzlich nicht falsch, aber abgesehen von 1989 waren die Auswirkungen ja nicht so weitgreifend, zumal in Weimar ja letztlich nicht die wirklich revolutionären Kräfte dominiert haben.

Genauer und treffender wäre es aber wohl in der Tat zu sagen, dass zur Zeit in Deutschland eher die Tendenz dazu besteht über alles zu meckern, aber dennoch weiter SPD, CDU und Co zu wählen, so dass im Moment wirkliche Veränderung noch nicht in greifbarer Nähe ist.

[max]

Nun, OK, grundsätzlich nicht falsch, aber abgesehen von 1989 waren die Auswirkungen ja nicht so weitgreifend, zumal in Weimar ja letztlich nicht die wirklich revolutionären Kräfte dominiert haben.

Die Revolutionen von 1848, 1918 und 1989 sind alle im Endeffekt gescheitert - auch wenn 1918 und 1989 bedeutende Zugeständnisse erkämpft werden konnten.

Genauer und treffender wäre es aber wohl in der Tat zu sagen, dass zur Zeit in Deutschland eher die Tendenz dazu besteht über alles zu meckern, aber dennoch weiter SPD, CDU und Co zu wählen, so dass im Moment wirkliche Veränderung noch nicht in greifbarer Nähe ist.

Na ja, die Unterstützung für die SPD und die Union nimmt doch stark ab, was sich in der sinkenden Wahlbeteiligung zeigt. Das Problem ist, dass das berechtigte Jammern keine politischen Konsequenzen hat, weil keine Alternativen aufgebaut werden.

[Gast]

Ich frag mich aber auch, was jetzt bei einer Revolution herauskommen soll. Ein viertes Reich? Eine neue, große DDR? Ich meine, wenn man in der heutigen Situation von Revolution spricht, meint man dann nicht im Prinzip die Abschaffung der Demokratie? Wie wünschenswert ist das denn? Nichts gegen tiefgreifende Reformen, aber Revolution?

Gruß, succo

[Harmakhis]

Nun, ich persönlich finde, dass wir keineswegs in einer idealen, einer demokratischen Demokratie leben, geschweige denn in einem demokratischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem.

Eine Revolution (zumindest eine positive) kann unter anderem eine Demokratisierung der Gesellschaft zum Ziel haben. Und solch eine "radikale" Demokratisierung ist wahrscheinlich nur auf revolutionärem Wege zu erreichen, da die Machtverhältnisse in der Gesellschaft so krass geändert werden würden, dass die jetztigen Macht-Inhaber sich nicht freiwillig von ihrem Einfluß trennen werden.

Die Geschichte der SPD & Co., die sich von ihren revolutionären Wurzeln abgewandt haben und zu dem Standpunkt wechselten, die Gesellschaft von innen heraus durch Reformen zu ändern, ist doch das beste Beispiel, dass dies auf lange Sicht nicht mit Erfolg gekrönt ist. Das Problem bei Reformen ist, wohl wie wenn du ein Pflaster Millimeter für Millimeter entfernst... das tut einfach zu weh und dann macht es niemand. Da muss ein kräftiger Ruck her. Dann klappts auch mit der Herrschaft der Volkes (und dann nicht nur auf dem Papier).