Bedingungsloses Grundeinkommen - machbar? - SciFi-Forum

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Bedingungsloses Grundeinkommen - machbar?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    #46
    Zitat von vanR Beitrag anzeigen
    Ich hatte da auch mal vor Jahren ne Idee, wie wäre es denn wenn alle ihr Bruttogehalt ausgezahlt bekommen würden, also quasi keine Abzüge hätten, dafür aber z.B. die MwSt. dafür auf 30...35% erhöht würde? Die Leute würden mehr verdienen und könnten demnach mehr ausgeben, ein System, das sich quasi nur durch den Konsum finanziert. Wäre dies realisierbar?
    Also da fallen mir doch einige Punkte dazu ein:

    1. Im Grundgesetz ist mehr oder weniger explizit das Leistungsprinzip der Besteuerung verankert, d.h. jeder soll in dem Maße Steuern zahlen, wie er in der Lage dazu ist. Legt man jetzt zugrunde, dass die Konsumquote bei Menschen mit geringerem Einkommen, Familien höher liegt, ist das Leistungsprinzip nicht gegeben.

    2. Neben dem Problem der Steuerinzidenz (Frage: Wer trägt denn letztendlich die Steuerlast?) gibt es noch das Problem der Steuervermeidung. Im derzeitigen Steuermodell (welches an vielen Stellen eingreift) ist [theoretisch] eine Steuervermeidung (Hinterziehung oder in diesem Fall einfach Konsumverzicht in Deutschland) schwierig. Wie soll das denn mit einer so hohen USt aussehen? Die Menschen in den Grenzgebieten kaufen im Ausland ein? Zölle?

    3. Wenn man jetzt ein einfaches Modell hernimmt:
    Yv = (Y-Td) / (P+Ti)

    Das gesamte verfügbare Einkommen Yv ist gleich dem Einkommen Y abzügl. der direkten Steuern Td (z.B. ESt). Wenn man jetzt wissen will, wieviel man dafür kaufen kann, muss man das noch pro Preisniveau P zuzügl. der indirekten Steuer Ti (USt) rechnen.
    Nach deinem Vorschlag fallt jetzt Td raus und Ti wird erhöht. Ergebnis: das verfügbare Einkommen fällt. Wünschenswert?

    __________

    Und noch zum fröhlichen Steuervergleich der Länder:
    Wenn man jetzt nur die Steuersätze der Länder vergleicht, sollte man die Abgabenstruktur beachten. D.h. in welchem Verhältnis stehen direkte zu indirekten Steuern zu Sozialabgaben. Im Beispiel jetzt von Dänemark für das Jahr 2004: direkte Steuern 61% (D: 26,3%), indirekte Steuern 36,1% (D: 31,1%) und Sozialabgaben 2,4% (D: 42,6%).

    Quelle: Eurostat, Structures of the taxation systems in the EU

    EDIT: Ups, sehe gerade, dass Flash schon in diese Richtung geantwortet hat. Sorry für Überschneidung.
    Zuletzt geändert von maestro; 15.05.2007, 14:03.
    Forum verlassen.

    Kommentar


      #47
      Hi maestro,
      Steuerflucht ins Ausland?
      Dazu sage ich nur eins, wer die gleiche Währung hat, sollte auch die gleichen Steuersätze haben. Da muss die EU unbedingt nachbessern.

      Man soll ja nicht nur die MwSt. erhöhen und sich dann in den Sessel zurücklehnen, man muss dann natürlich auch den "Rest" angleichen. Wenn du bei nem Autotuning dein Auto schneller machst, dann baust du die ja auch noch andere Sachen mit ein, um es alles aufeinander abzustimmen.
      Gruß,

      vanR

      Kommentar


        #48
        Zitat von vanR Beitrag anzeigen
        Hi maestro,
        Steuerflucht ins Ausland?
        Dazu sage ich nur eins, wer die gleiche Währung hat, sollte auch die gleichen Steuersätze haben. Da muss die EU unbedingt nachbessern.

        Man soll ja nicht nur die MwSt. erhöhen und sich dann in den Sessel zurücklehnen, man muss dann natürlich auch den "Rest" angleichen. Wenn du bei nem Autotuning dein Auto schneller machst, dann baust du die ja auch noch andere Sachen mit ein, um es alles aufeinander abzustimmen.
        Richtig. Aber kannst du dir das in der EU vorstellen? Gemeinsame Steuerpolitik? Gemeinsame Sozialpolitik? Gemeinsame Wirtschaftspolitk? Außerdem sind immer noch Lösungen für 1. und 3. offen.
        Forum verlassen.

        Kommentar


          #49
          Zitat von maestro Beitrag anzeigen
          Aber kannst du dir das in der EU vorstellen? Gemeinsame Steuerpolitik? Gemeinsame Sozialpolitik? Gemeinsame Wirtschaftspolitk?
          Auf Dauer wird es gar nicht anders gehen, denn die EU soll ja einen unbeschränkten und freien Binnenmarkt darstellen. Wie soll ein solcher zustandekommen, wenn die Steuern in den einzelnen Mitgliedsstaaten derartig auseinanderliegen?

          Es gibt ja auch -insbesondere von deutscher Seite- immer wieder Vorstöße in die Richtung einer einheitlicheren Steuergesetzgebung. Das könnte (mal wieder über das Hintertürchen EU) auch der so dringend ersehnte Befreiungsschlag im deutschen Steuerrecht sein.
          Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
          -Peter Ustinov

          Kommentar


            #50
            Zitat von Sandswind Beitrag anzeigen
            Auf Dauer wird es gar nicht anders gehen, denn die EU soll ja einen unbeschränkten und freien Binnenmarkt darstellen. Wie soll ein solcher zustandekommen, wenn die Steuern in den einzelnen Mitgliedsstaaten derartig auseinanderliegen?

            Es gibt ja auch -insbesondere von deutscher Seite- immer wieder Vorstöße in die Richtung einer einheitlicheren Steuergesetzgebung. Das könnte (mal wieder über das Hintertürchen EU) auch der so dringend ersehnte Befreiungsschlag im deutschen Steuerrecht sein.
            Schon klar, aber wie ich schonmal auf die unterschiedliche Abgabenstruktur der EU-Länder hinwies, reicht eben eine Anpassung der Mehrwertsteuern allein nicht aus (wobei hierzulande ja immer nur nach oben "angepasst" wurde), sondern verzerrt nur das Bild. Und Binnenmarkt ist ja schließlich auch mit unterschiedlichen Steuersätzen möglich.

            Natürlich bin ich immer dafür, dass deutsches Steuerrecht vereinfacht wird. Gottseidank muss mich im Studium nur ansatzweise damit rumschlagen.

            Wieviel Prozent aller Steuergesetze sind auf deutsch geschrieben?
            Forum verlassen.

            Kommentar


              #51
              Zitat von maestro Beitrag anzeigen
              Und Binnenmarkt ist ja schließlich auch mit unterschiedlichen Steuersätzen möglich.
              Möglich schon, das sehen wir ja schon an der gegenwärtigen Situation. Allerdings wäre eine Umsetzung mit einer vereinheitlichen Besteuerung natürlich konsequenter, da die dann den Wettbewerb nicht mehr beeinflussen kann. Wie gesagt: Auf lange Sicht wird das bestimmt ein Thema werden, denn wenn man mit dem Binnenmarkt ernst macht und ihn weiterentwickelt, müssen konsequenterweise die Steuer-, Sozialsysteme zumindest zu einem gewissen Grad harmonisiert werden.

              Aber warten wir's mal ab, momentan steckt die EU ja in einer Sinnkrise. Allzu spektakuläres ist da nicht zu erwarten.

              Zitat von maestro Beitrag anzeigen
              Wieviel Prozent aller Steuergesetze sind auf deutsch geschrieben?
              Angeblich alle, die Amtssprache ist Deutsch. Verstehen kann die Steuergesetze trotzdem kein Mensch.
              Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
              -Peter Ustinov

              Kommentar


                #52
                Zunächst einmal, zu "Grundeinkommen ist nur was für Faule" und ähnliche Aussagen.

                Tatsache ist, dass es schon jetzt eine Art Grundeinkommen gibt - es ist lediglich nicht bedingungslos. Kündigen die Leute deshalb ihre Stellen und liegen den Ämtern auf den Taschen? Wohl kaum, denn mit ganz wenigen Ausnahmen ist niemand gerne arbeitslos und von anderen abhängig. Deshalb hätte man wohl kaum zu befürchten, dass die Hälfte der Bevölkerung alles stehen und liegen lässt und von nun an in der Sonne liegt.

                Ändern dürfte sich aber, wie von Sandswind angesprochen, der Arbeitsmarkt. Allerdings kann er sich auch positiv verändern: zwar dürfte eine Entlassung aus den genannten Gründen leichter fallen, aber gleichzeitig dürften damit auch neue Anstellungen leichter zu finden sein (höhere Durchsatzrate). Zudem dürften flexible Arbeitsplatzmodelle Verbreitung finden, weil es immer mehr Leute geben dürfte, die nur noch bereit wären, eine 80% Stelle (oder weniger) anzunehmen. Da mit dem Wegfall der Lohnnebenkosten ein Grossteil der Bürokratie wegfällt, ist es für Unternehmen auch kein Problem mehr, viele verschiedene Personen einzustellen.

                Der einzige grosse Schönheitsfehler des "bedingungslosen Grundeinkommens" ist meiner Meinung nach, dass wirklich jeder, ob er es nun nötig hat oder nicht, Geld bekommt. Also auch Millionäre, zum Beispiel. Das ist doch letztlich völlig sinnlos, den Leuten das Geld erst per Steuer abzuzwacken und es dann wieder per Giesskanne zu verteilen, ungeachtet der Bedürfnisse.

                Besser wäre es, einen Minimallohn festzulegen (z.B. 18000 Euro pro Jahr, entspricht dem bedingungslosen Grundeinkommen). Wer volljähig ist und weniger verdient, bekommt den Rest zum Minimallohn vom Staat bezahlt, wer mehr verdient, bezahlt Steuern. Gleichzeitig müsste man aber einen gesetzlichen Mindestlohn, der bei einer 100%-Stelle dem Minimallohn entspricht, verankern, weil sonst diese Regelung von den Firmen ausgenützt werden würde, um die Löhne zu drücken. Neben dem Minimallohn gäbe es dann natürlich keine weiteren Sozialleistungen mehr. Es steht aber natürlich jedem frei, private Zusatzversicherungen abzuschliessen (insbesondere für gutverdienende, bei denen der Absturz auf den Minimallohn recht gravierend wäre, könnten solche Zusatzversicherungen attraktiv sein).
                Planeten.ch - Acht und mehr Planeten (neu wieder aktiv!)
                Final-frontier.ch - Kommentare vom Rand des Universums

                Kommentar


                  #53
                  Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
                  Kündigen die Leute deshalb ihre Stellen und liegen den Ämtern auf den Taschen? Wohl kaum, denn mit ganz wenigen Ausnahmen ist niemand gerne arbeitslos und von anderen abhängig.
                  Aber auch nur weil ALG II wirklich keine Großen Sprünge erlaubt. Und man über kurz oder lang eben einen zugeteilten Job annehmen muss.
                  Das kann bei einem Grundeinkommen ganz anders aussehen.
                  Wenn ich im Monat ~ 1.500€ bar auf die Hand bekommen würde ginge ich sicher nicht mehr arbeiten. Und wenn dann nur Just for Fun bei einer Sache die mir wirklich Spaß macht.
                  Womit man beim zweiten Hauptproblem wären (IMO): Die unattraktiven Arbeiten macht keiner mehr.

                  Kommentar


                    #54
                    Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
                    Zunächst einmal, zu "Grundeinkommen ist nur was für Faule" und ähnliche Aussagen.

                    Tatsache ist, dass es schon jetzt eine Art Grundeinkommen gibt - es ist lediglich nicht bedingungslos. Kündigen die Leute deshalb ihre Stellen und liegen den Ämtern auf den Taschen? Wohl kaum, denn mit ganz wenigen Ausnahmen ist niemand gerne arbeitslos und von anderen abhängig. Deshalb hätte man wohl kaum zu befürchten, dass die Hälfte der Bevölkerung alles stehen und liegen lässt und von nun an in der Sonne liegt.

                    Ändern dürfte sich aber, wie von Sandswind angesprochen, der Arbeitsmarkt. Allerdings kann er sich auch positiv verändern: zwar dürfte eine Entlassung aus den genannten Gründen leichter fallen, aber gleichzeitig dürften damit auch neue Anstellungen leichter zu finden sein (höhere Durchsatzrate). Zudem dürften flexible Arbeitsplatzmodelle Verbreitung finden, weil es immer mehr Leute geben dürfte, die nur noch bereit wären, eine 80% Stelle (oder weniger) anzunehmen. Da mit dem Wegfall der Lohnnebenkosten ein Grossteil der Bürokratie wegfällt, ist es für Unternehmen auch kein Problem mehr, viele verschiedene Personen einzustellen.
                    Völlig richtig! Außerdem würden wohl die Leute nicht mehr so leicht aus reiner Angst, seine von-allem-abhängige Stelle zu verlieren, wenn man sich dann eben bewusst davon löst, um genau das zu machen (bzw. es dadurch herauszufinden), was man wirklich machen möchte und was man dabei gut kann. Die Folge: Mehr Spaß und damit im Endeffekt auch mehr Produktivität und Kreativität fürs Unternehmen! Und der Mensch ist ein Naturprodukt. Die Natur hat ein natürliches Gleichgewicht. Jeder Mensch ist anders, das Gleichgewicht von Arbeitern/Angestellten zu den zu besetzenden Stellen dürfte kein großes Problem sein. Die kleine Lücke, die evtl./vermutlich sich auftun würde, wäre nicht nur so klein und damit nicht sonderlich anders, als heute auch schon, sondern ließe sich ähnlich, wenn auch nie völlig (wie auch heute auch schon!) mit besonderen Anreizen schließen.

                    Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
                    Der einzige grosse Schönheitsfehler des "bedingungslosen Grundeinkommens" ist meiner Meinung nach, dass wirklich jeder, ob er es nun nötig hat oder nicht, Geld bekommt. Also auch Millionäre, zum Beispiel.
                    Ja. Das stimmt wohl, zumindest das mit den Millionären. Man könnte natürlich sagen, wer soundsoviel hat, bekommt ab dem Wert nix mehr. Nur wieviel wird dauerhaft von einem Millionär investiert? Wieviel zur reinen freizeitlichen Vergnügung hat ein Millionär dann wirklich? Ist evlt. etwas schwierig.
                    Im Endeffekt wäre es einfacher, dem Millionär auch einfach das Geld zu geben, da die Anzahl der Millionäre sehr gering ist.

                    Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
                    Das ist doch letztlich völlig sinnlos, den Leuten das Geld erst per Steuer abzuzwacken und es dann wieder per Giesskanne zu verteilen, ungeachtet der Bedürfnisse.
                    Eben nicht! Der Sinn ist doch, dass System Arbeitsmarkt und insbesondere auch Lohnnebenkosten, sowie auch Arbeitsmotivation dadurch zu verändern. Gerade mal ganz praktisch gesehen: Klar bekommt man es abgenommen und wieder zugeführt. Aber eben das Zugeführte hat man, und hat man auch, wenn man gerade arbeitlos/-suchend ist und ist wie bei einem Fixum nicht nur eine soziale Sache und lässt selbst den Arbeitslosen noch (je nach Höhe des Geldes) zum der Wirtschaft beitragenden Konsumenten werden, sondern ist auch ein idealer Anreizpunkt für den Wert der Arbeit selbst, da man seine Lebensqualität eben durch die Arbeit merkbar steigern kann. Und das halt alles mit dem Nebengedanken, dass das (kurzzeitige?!) Arbeitslos-sein eben keine soziale Abgrenzung mehr bedeutet.

                    Ich bin absolut für das (bedingungslose) Grundeinkommen, da es fairer, selbstregelnd, im Endeffekt sogar wirtschaftlicher bei gleichzeitig mehr Freiheit und Zufriedenheit des Einzelnen ist!

                    Besser wäre es, einen Minimallohn festzulegen (z.B. 18000 Euro pro Jahr, entspricht dem bedingungslosen Grundeinkommen). Wer volljähig ist und weniger verdient, bekommt den Rest zum Minimallohn vom Staat bezahlt, wer mehr verdient, bezahlt Steuern. Gleichzeitig müsste man aber einen gesetzlichen Mindestlohn, der bei einer 100%-Stelle dem Minimallohn entspricht, verankern, weil sonst diese Regelung von den Firmen ausgenützt werden würde, um die Löhne zu drücken. Neben dem Minimallohn gäbe es dann natürlich keine weiteren Sozialleistungen mehr. Es steht aber natürlich jedem frei, private Zusatzversicherungen abzuschliessen (insbesondere für gutverdienende, bei denen der Absturz auf den Minimallohn recht gravierend wäre, könnten solche Zusatzversicherungen attraktiv sein).[/QUOTE]
                    Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche. (Franz von Assisi; 1181 od. 82 - 1226)

                    Kommentar


                      #55
                      Zitat von Sandswind Beitrag anzeigen
                      Zitat von maestro
                      Wieviel Prozent aller Steuergesetze sind auf deutsch geschrieben?
                      Angeblich alle, die Amtssprache ist Deutsch. Verstehen kann die Steuergesetze trotzdem kein Mensch.
                      Ich meinte alle (international). Hab da mal einen pervers hohen Wert gehört.

                      Zitat von Valen
                      Aber eben das Zugeführte hat man, und hat man auch, wenn man gerade arbeitlos/-suchend ist und ist wie bei einem Fixum nicht nur eine soziale Sache und lässt selbst den Arbeitslosen noch (je nach Höhe des Geldes) zum der Wirtschaft beitragenden Konsumenten werden, sondern ist auch ein idealer Anreizpunkt für den Wert der Arbeit selbst, da man seine Lebensqualität eben durch die Arbeit merkbar steigern kann. Und das halt alles mit dem Nebengedanken, dass das (kurzzeitige?!) Arbeitslos-sein eben keine soziale Abgrenzung mehr bedeutet.

                      Ich bin absolut für das (bedingungslose) Grundeinkommen, da es fairer, selbstregelnd, im Endeffekt sogar wirtschaftlicher bei gleichzeitig mehr Freiheit und Zufriedenheit des Einzelnen ist!
                      Darf ich noch eben anmerken, dass es eben nicht egal ist, wie viel und wie oft verteilt und wieder umverteilt wird. Wer hier nach dem Energieerhaltungssatz argumentiert, liegt falsch, denn je öfter etwas verteilt wird, desto kleiner wird der "Gesamtkuchen". Fair und wirtschaftlich ist jedenfalls ein so einfaches Modell nicht. Kombilohn-Modelle sind weitaus wirtschaftlicher.
                      Forum verlassen.

                      Kommentar


                        #56
                        Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
                        zwar dürfte eine Entlassung aus den genannten Gründen leichter fallen, aber gleichzeitig dürften damit auch neue Anstellungen leichter zu finden sein (höhere Durchsatzrate). Zudem dürften flexible Arbeitsplatzmodelle Verbreitung finden, weil es immer mehr Leute geben dürfte, die nur noch bereit wären, eine 80% Stelle (oder weniger) anzunehmen. Da mit dem Wegfall der Lohnnebenkosten ein Grossteil der Bürokratie wegfällt, ist es für Unternehmen auch kein Problem mehr, viele verschiedene Personen einzustellen.
                        Das mag durchaus richtig sein; allerdings berücksichtigt diese Überlegung nicht, dass das nur ein sehr verkümmertes "Flexicurty"-System ist. Der Erfolg dieser Systeme (s. Dänemark) beruht ja darauf, dass auch im Fall einer nicht sofort erfolgenden Neuanstellung trotzdem Sicherheit gegeben ist - und zwar nicht nur in Höhe eines Mindesteinkommens (das in unserem Fall sowieso zusammenschrumpft auf eine sehr geringe Summe), sondern fast das gesamte letzte Nettogehalt.

                        Der Bereich Flexibilität würde damit wesentlich erhöht, was für Arbeitgeber von großem Interesse ist. Die Sicherheit der Arbeitnehmer kommt meines Erachtens beim Mindesteinkommen aber zu kurz. Aus dem veränderten Arbeitsmarkt mit der Gefahr des Abrutschens in das geringe Grundeinkommen resultiert nämlich unter Umständen ein geändertes Konsumverhalten und im schlimmsten Fall das vielzitierte Angstsparen.

                        Im Ergebnis müsste man das Grundeinkommen also nicht pauschal für alle gleich gestalten, oder aber so hoch ansetzen, dass nur noch ein sehr überschaubares Risiko verbleibt. Ob das durchsetzbar und vor allem ohne entsprechende Steuerlast finanzierbar ist, wage ich zu bezweifeln.

                        Zitat von Valen Beitrag anzeigen
                        Außerdem würden wohl die Leute nicht mehr so leicht aus reiner Angst, seine von-allem-abhängige Stelle zu verlieren, wenn man sich dann eben bewusst davon löst, um genau das zu machen (bzw. es dadurch herauszufinden), was man wirklich machen möchte und was man dabei gut kann.
                        Wie gesagt: Das funktioniert aber nur dann effektiv, wenn das Grundeinkommen so hoch bemessen ist, dass es auch für den Fall Planungssicherheit bietet, in dem mal Flaute auf dem Arbeitsmarkt ist. Das kann man ja auch in solch flexiblen Systemen nie ausschließen. Und wer kauft dann ein neues Auto auf Pump oder baut ein Haus, wenn er das Risiko vor Augen hat, von seinem satten Lohn auf eine geringe Alimentierung zurückzufallen? Das kann volkswirtschaftlich auch gewaltig nach hinten losgehen und unterscheidet sich nicht nennenswert von der jetzigen Sozialhilfelösung.

                        Zitat von maestro Beitrag anzeigen
                        Ich meinte alle (international). Hab da mal einen pervers hohen Wert gehört.
                        Ich kenne nur die Zahlen zur Literatur zum Steuerrecht. Je nach Hysterie- und Empörungsgrad variieren die Zahlen von 50-80 % deutscher Beiträge an der gesamten Literatur zum Steuerrecht. Bezeichnend ist es in jedem Fall.
                        Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
                        -Peter Ustinov

                        Kommentar


                          #57
                          Zitat von Sandswind Beitrag anzeigen
                          Aus dem veränderten Arbeitsmarkt mit der Gefahr des Abrutschens in das geringe Grundeinkommen resultiert nämlich unter Umständen ein geändertes Konsumverhalten und im schlimmsten Fall das vielzitierte Angstsparen.
                          Zitat von Sandswind Beitrag anzeigen
                          Und wer kauft dann ein neues Auto auf Pump oder baut ein Haus, wenn er das Risiko vor Augen hat, von seinem satten Lohn auf eine geringe Alimentierung zurückzufallen? Das kann volkswirtschaftlich auch gewaltig nach hinten losgehen und unterscheidet sich nicht nennenswert von der jetzigen Sozialhilfelösung.
                          Nein, tut es nicht, denn für beide Zitate hier gilt: Das ist jetzt schon genauso! Heutige Jobs sind ähnlich gefährdet, die Angst vor Arbeitslosigkeit und das damit verbundene niedrige Arbeitslosengeld lässt einen da ebenso Angst haben. Und trotz diese Dinge kaufen noch viele, gerade auch, weil es eine Ausfallversicherungen bei Arbeitslosigkeit mittlerweile gibt.
                          Im Endeffekt zieht das Argument nicht, da es wie gesagt heute kaum anders ist. Dagegen stehen dann die Argumente für das Grundeinkommen.
                          Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche. (Franz von Assisi; 1181 od. 82 - 1226)

                          Kommentar


                            #58
                            Zitat von Valen Beitrag anzeigen
                            Nein, tut es nicht, denn für beide Zitate hier gilt: Das ist jetzt schon genauso! Heutige Jobs sind ähnlich gefährdet
                            Nicht in dem Umfang, in dem sie es im Falle eines garantierten Grundeinkommens wären, denn das ist ja die Crux an dem System und der Grund, weshalb der Vorschlag immer wieder von Seiten der Wirtschaft gebracht wird: Wenn es sowieso ein Grundeinkommen gibt und jeder mehr oder weniger freiwillig arbeitet, braucht es auch keinen Kündigungsschutz mehr, wie er heute existiert. Die Angst vor dem Verlust der Arbeitsstelle müsste größer sein, zumal das Grundeinkommen, wenn es denn wirklich bei nur € 1.500 liegen sollte, viel zu gering bemessen wäre, um damit einigermaßen über die Runden zu kommen.

                            Dafür sorgt nämlich Teil zwei der Interessen der Wirtschaft an diesem System: Integraler Bestandteil aller Modelle für eine garantiertes Grundeinkommen ist die Abschaffung sämtlicher Steuern mit Ausnahme der Umsatz- und Verbrauchssteuern und sämtlicher Ersatzleistungen des Staates. Mit anderen Worten: Die € 1.500 sind ganz schnell wieder weg, weil die Preise explodieren und in Notlagen keine Hilfe von der Allgemeinheit kommt - man hat ja sein Grundeinkommen.

                            Daher bin ich der Meinung, dass das nur auf den ersten Blick gut aussieht. Es funktioniert aber nicht so richtig, bzw. nur auf dem Buckel der Arbeitnehmer.
                            Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
                            -Peter Ustinov

                            Kommentar


                              #59
                              Die Rechnung müsste erst einmal erstellt werden, wieviel Prozent und somit wie die Preise aussehen werden, wenn die MwSt entsprechend besteuert wird, um für alle anderen Steuern der Ersatz zu sein. Denn sonst klingen 1500 Euro weit mehr als genug, um "über die Runden" zu kommen!
                              Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche. (Franz von Assisi; 1181 od. 82 - 1226)

                              Kommentar


                                #60
                                Zitat von Valen Beitrag anzeigen
                                Denn sonst klingen 1500 Euro weit mehr als genug, um "über die Runden" zu kommen!
                                Vor allem ist es ja auch vom Wohnort abhängig. Die Menschen im Norden verdienen relativ gesehen weniger als die in Bayern. In Ostdeutschland noch weniger. Dafür sind Kosten dort wo es mehr Netto gibt auch höher.

                                Mal zum Vergleich aus NRW:

                                Harz IV Empfänger: 345€ für eine Person + ca. 500 für Warmmiete = 845€

                                Ein Leiharbeiter: ca. 800-900€, abzüglich anfallender Kosten

                                Der Leiharbeiter ist schon an der Armutsgrenze. Manche suchen sich sogar mehrere Jobs.

                                1500 Euro würde zumindest hier in NRW dicke zum Leben reichen.

                                Ich wäre eher dafür die gesetzlichen Mindestlöhne flächendeckend einzuführen. Oder ein Mischung aus staatlichen Grundeinkommen(bis zur definierten Armutsgrenze) und Mindestlohn.

                                So das sich das Arbeiten auch lohnt. Und so das niemand einen Grund hat das System auszunutzen.

                                Es kann nicht sein das Leiharbeiter im Schnitt so viel bekommen wie Harz IV Empfänger, obwohl sie genauso ackern wie andere Menschen.

                                Das gleiche gilt für alle andere Niedriglohnbereiche.

                                1500 Euro Grundeinkommen halte ich für absurd.

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X