Dauer-Depression der SPD - Ursachen? -
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Naja, so düster sind die Aussichten trotzdem nicht. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass es für Rot-Rot-Grün reichen wird.
Rot/rot/grün auf Bundesebene? Kann ich mir weniger vorstellen (wobei ich jetzt kein Detailwissen für Dtl habe). Vor allem weil es ja (in 2facher Hinsicht) nicht an Ironie entbehrt, dass die SPD, im Versuch sich möglichst von der Linken zu distanzieren, sich so in ein relativ "rechtes" Licht rückt
Eigentlich trifft die Dauerdepression beide großen Volksparteien, daher ist es keine reine SPD-Krise. Dass es die SPD bislang stärker erwischt hat, lässt sich auf "Gas-Gerd" zurückführen, der mit seiner Politik die Gründung einer Splitterpartei geradezu provoziert hat ( ein wenig wie "Atom-Helmut" damals die Gründung der Grünen).
Naja, so düster sind die Aussichten trotzdem nicht. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass es für Rot-Rot-Grün reichen wird. Natürlich wird diese Option in Talkshows etc. vehement zurückgewiesen werdeb, aber letztendlich wird es darauf hinauslaufen, da es die einzige Chance darstellt, sich nicht in der Opposition oder einer erneuten Großen Koalition wiederzufinden.
Naja, ob Studentenwahlen da so ne Aussagekraft haben? Aber ihr habt echt nur 8% Beteiligung Da sind unsere 20%+ ja richtig gut, hätte ich nicht gedacht
Aber um nochmal auf meine Ausgangsfrage zurück zu kommen, natürlich wäre es rein rechnerisch und numerisch wohl kein Problem, wenn so weiter ginge. Aber trotzdem habe ich da meine Zweifel. Oder lasse ich mich da von den "Suderanten", dass so niedrige Wahlbeteiligungen schlecht wären, zu sehr beeindrucken..?
Lässt sich eine Demokratie, in der, sagen wir, im Schnitt nur mehr 40% der Bürger wählen gehen, auf Dauer überhaupt aufrechterhalten..?
Ich weiss jetzt zwar nicht genau, von welcher Demokratie du sprichst, aber ja, natürlich. Wenn die breite Masse nicht Wählen an sich ablehnt, sondern einfach nur egal ist. Unsere Studentenschaft z.B. gibt es nun auch schon seit Jahrzehnten und die hat auch nur < 8% Wahlbeteiligung .
Was betrachtet ihr als potentielle bzw. wahrscheinliche Ursachen, grade im prozentualen Verhältnis zur irgendwie immer gut stehenden CDU?
Die CDU steht keineswegs gut da - insbesondere wenn man anschaut, wie viel Prozent der Wahlberechtigten sie wählen. Selbst wenn man die Prozentzahlen der abgegeben Stimmen anschaut, befindet sich die CDU klar im Niedergang. Dazu hat auch die CDU massiv Mitglieder verloren.
Die Frage ist also eher, warum der Niedergang bei der SPD stärker und schneller ausfällt.
Ich denke, dies liegt an der Art und Weise, wie diese Parteien traditionell ihrer Anhänger mobilisiert haben. Bei der SPD waren es bestimmte Inhalte, die spätestens unter Schröder über Bord geworfen wurden - und jetzt zerrt von Partei an ihrer Vergangenheit und ihrer Rolle als vermeidliches kleineres Übel. Vage Sprüche, die den Eindruck erwecken sollen, dass doch wieder die alte sozialdemokratische Politik gemacht würden, werden überwiegend vor dem Hintergrund dessen bewertet, was diese Partei real gemacht hat - und was war nun mal keine sozialdemokratische Politik (und das ist was anderes als eine revolutionär-sozialistische!), sondern die gleiche neoliberale Politik wie sie die Konservativen überall in Europa auch gemacht haben bzw. machen. Es wurde halt nur "3. Weg", "Neue Mitte" etc. genannt.
Die CDU dagegen hat sehr viel weniger mit konkreten Inhalten mobilisiert. Sehr viel wichtiger sind Sprüche, die an ein "konservatives Lebensgefühl" appellieren (dazu gehören auch die "Modernisierer"-Sprüche, da wohl die meisten Mitglieder erkennen, dass es dabei um ein Forderungen nach Zurück in die Vergangenheit geht). Das kann man auch sehr viel weniger enttäuschen, weil es irgendwie alles und doch auch nichts bedeutet. Trotzdem wirkt sich auch für die CDU aus, dass der Lebensstandard der breiten Mehrheit sinkt, da ja auch die Mehrheit ihrer Anhänger von ihrer Politik negativ betroffen sind. Nur durchschnittlich reicht es für die CDU halt eher, wenn sie Kampagnen wie jetzt für die Europawahl machen: "wir" vor dem Hintergrund der deutschen Fahne. Ein klares nationalistisches Signal - und Patriotismus und Nationalismus ist eben etwas, was eben auch alles möglich bedeuten kann, also niemand davon enttäuscht werden kann.
Triffts mMn sehr gut - insb der Punkt, dass sich die Sozialdemokraten in Auftreten und Gehabe in den letzten Jahrzehnten Regierungsverantwortung sehr stark von "der Basis" entfernt haben, man denke nur an einen Schröder oder einen Klima. Oder jetzt einem Faymann - kann man es einem Menschen, der 50 Stunden arbeitet für 1.000 € netto, verübeln, dass er diese Gestalten als unglaubwürdig empfindet?
Mal wieder ein schönes Beispiel, dass man mit Wählen sehr wohl was bewirken kann. Mich freuts, auch wenn die Grünen ansonsten nicht auf meiner Wellenlinie liegen.
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Ein Gast antwortete
Ja, davon habe ich gestern auch schon gehört, allerdings ohne Zahlen - das ist einfach zu geil. Ich hoffe wirklich, dass die Grünen in Stuttgart den Wünschen der Wähler nachkommen, denn selbstverständlich sind solche Ergebnisse (leider) nicht.
Kleine Randnotiz: Bei den Kommunalwahlen, die in einigen Bundesländern gleichzeitig zur Europawahl stattgefunden haben, sind die Grünen in Stuttgart offenbar stärkste Partei geworden.
Ursache dafür dürfte das sowohl von CDU als auch SPD unterstützte Projekt "Stuttgart 21" sein, das eine milliardenschwere Umgestaltung des Bahnhofs und der Streckenführung vorsieht.
Die Unionsparteien hatten auch '99 und auch zuvor schon bei diversen Europawahlen deutlich mehr als 38%. Und bei BT-Wahlen waren 40+x für die Union bis 1994 eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Die Zeit zählt nicht. Da glaubten unsere Steinzeitmenschen noch SPD vs. CDU sei Demokratie
Inzwischen ist, wohl auch durch die große Koalition, ein Trend hin zu kleineren, spezialisierteren Parteien zu erkennen. 4 % für die FDP, vielleicht gabs ja sogar was für die Grünen, ein paar zerquetschte für Rentnerparteien und sonstige Andere und schon hätte man das alte CDU Ergebnis zusammen.
Ich denke nicht, dass 40+x derzeit realistische Ergebnisse für große Parteien darstellen. 35 + x ist zur Zeit einer großen Koalition denke ich das Maximalziel, das CDU und SPD anstreben können.
Wahrscheinlich weil 38% der Normalzustand der Union ist und das höhere Ergebnis von 2004 noch ein überhöhtes Oppositions/Anti-Schröder Ergebnis war.
Die Unionsparteien hatten auch '99 und auch zuvor schon bei diversen Europawahlen deutlich mehr als 38%. Und bei BT-Wahlen waren 40+x für die Union bis 1994 eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Erst seit dem Absturz von 1998 dümpelt auch die Union immer um die +-35% herum. Das war ja auch 2005 so drollig: Da reichten Frau Merkel lausige 35,2% um Kanzlerin zu werden - noch sieben Jahre vorher hatte dieses Ergebnis eine krachende Niederlage bedeutet.
Der Union geht es nicht recht viel besser als der SPD. Es fällt nur nicht so auf, weil man im bürgerlichen Lager keine Abspalter hat, sich nicht ständig selbst mit irgendwelchen idiotischen Aktionen ein Bein legt und zudem die Wähler an seinen Wunschkoalitionspartner (FDP) verliert.
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