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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von endar Beitrag anzeigen
    Ob meine Bäckereifachverkäuferin nun die Gesetze macht oder darüber abstimmen soll, ist doch Jacke wie Hose. Ich sehe da keinen großartigen Unterschied. Beides erfordert ein nicht gerade kleines Maß an Kenntnissen und Erfahrung.
    Du und deine Bäckereifachverkäuferin immer. Du bist der einzige, der dauernd davon redet. Wo habe ich eigentlich behauptet, man solle willkürlich Leute ins Parlament losen? Vma könnte man es so machen, dass es neben den Direkt- und Listenmandaten noch Losmandate gibt, für die man sich ebenso bewerben muss wie für die anderen. Es kommen also von vornherein nur die Leute überhaupt in Frage, die von sich aus ein Interesse haben, Abgeordnete zu werden, womit deine Bäckereifachverkäuferin, die du scheinbar als Dummy für "politikverdrossenen, ahnungslosen Gimpel, der zwar dauernd rummault, sich aber trotzdem nicht interessiert" einsetzt, schonmal ausscheidet. Wer sich für ein Losmandat bewirbt, darf sich nicht gleichzeitig für ein Listen- oder Direktmandat bewerben und in der unmittelbar darauffolgenden Periode allensfalls wieder für ein Losmandat bewerben.

    So könnte man Parlamentarier rekrutieren, die zwar ein Interesse an sachlicher Parlamentsarbeit haben, aber nicht unmittelbar von einer Partei abhängig sind. Das würde gar nicht schaden.


    Zitat von endar Beitrag anzeigen
    Und wenn du gerne in einem Staat leben würdest, wo irgendwelche Leute ohne jede Erfahrung und Qualifikation die Regeln für dein Leben bestimmen, ich möchte das nicht.
    Wenn man das liest zwängt sich einem glatt die Frage auf, warum du noch in Deutschland lebst. Oder haben die Oldenburger sich neuerdings für unabhängig erklärt?
    Zuletzt geändert von Gast; 20.02.2013, 12:13.

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  • Fritz Lang
    antwortet
    Sicherlich als Gedankenspielerei mal ganz interessant, ein wenig darüber zu spekulieren.
    Aber schon einige der Prämissen im Ausgangspost sind problematisch, wie auch das Modell insgesamt.
    Dieser Satz hier:
    Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen
    Angesichts dessen, dass die Hälfte der Abgeordneten bereits heute über keinerlei demokratische Legitimität verfügen, weil sie sich über starre Parteilisten in die Gänge der Mächte durchgemogelt haben
    ist rein sachlich falsch. Zusammen mit einem weiteren Satz:
    Jeder Bürger hat die Chance selbst einmal in ein hohes öffentliches Amt zu gelangen, auch wenn er seine Seele und Entscheidungsfähigkeit nicht an eine Partei verkauft
    scheint er mir aber auch auf ein Missverständnis bzw mangelndes Hintergrundwissen bzgl der Rolle der Fraktionsdisziplin in parlamentarischen Systemen hinzudeuten. Die ist in solchen nämlich essentiell wichtig.
    Wenn einen das stört, kann man für die Einführung eines präsidentiellen Systems eintreten. Das ist aber auch nicht per se besser, nur eben anders.
    Losen braucht man deswegen jedenfalls noch lange nicht...

    Aber nun zum Los-Modell selbst:
    Es wurde ja hier auch schon angedeutet: Ein sehr wichtige Frage betrifft die Länge der Legislaturperiode.
    Sollen das wie aktuell 4 oder 5 Jahre sein? Ganz abgesehen von der Möglichkeit dann auch zwischendurch mal für einen relativ langen Zeitraum einem Parlament von Vollpfosten (man kann auch dreimal hintereinander eine 6 Würfeln) ausgeliefert zu sein, gegenüber denen die jetzigen Parlamentarier vlt wie ein Rat aus Philsophen erscheinen würden, bleibt die Frage, ob man die Auswahl annehmen muss, also ob es einen Zwang zum Mandat gibt.
    Für 4, 5 Jahre aus dem Beruf auszusteigen dürfte für die meisten mit erheblichen Problemen verbunden sein, für einige (z.B. Unternehmer, kleine Selbständige usw.) käme es schon beinahe einer Vernichtung der beruflichen Existenz gleich.
    Und das Geschrei möchte ich hören, wenn etwa ein Marko Reus an der nächsten Fußball-WM nicht teilnehmen könnte, weil er seine Karriere beenden musste, um Parlamentarier zu werden.
    Und wir sind uns doch hoffentlich sowieso alle einig, dass ein solcher Zwang mit unserem rein intuitiven Verständnis von Freiheit und freiheitlicher Entfaltung des Individuums schlicht unvereinbar ist.

    Machte man die Annahme der Auswahl hingegen freiwillig, wer würde das wohl für Jahre annehmen? Ganz sicher niemand, der mit Berufswahl und Beruf einigermaßen zufrieden ist, viel Zeit in seine Ausbildung gesteckt hat oder sich in seinem beruflichen/sozialen Umfeld wohlfühlt. Ganz sicher noch weniger Hochbegabte und Akademiker als jetzt.
    Wir hätten dann zwar kein Parlament aus Beamten und Juristen (die ja zumindest insofern sinnvoll sind, als sie etwas von verwaltungsrechtlichen und -technischen Fragen verstehen), sondern ein Parlament der sozial Abgehängten und unterdurchschnittlich Begabten, der Hartzer, Rentner und Frustierten.

    Bliebe also wie auch schon in anderen Posts angedeutet die zwangsweise Verpflichtung über einen sehr kurzen Zeitraum von vlt 3 Monaten. Und was hätten wir denn dann?
    Das Gesetzgebungsverfahren ist ja recht komplex. Bis ein Gesetz durch die verschiedenen Lesungen und Ausschüsse durch ist, vergehen vlt oft schon drei Monate. Könnte sein, dass Gesetze dann oft gar nicht zustande kommen, weil das Nachfolgeparlament keinen Bock mehr darauf hat und andere Prioritäten setzt.
    Ich könnte mir auch gut ein gesetzgeberisches Hick-Hack vorstellen mit Gesetzen, die nach entsprechendem Bashing in Medien und Netz vom nächsten Parlament direkt wieder einkassiert würden. Der Begriff „Hammelsprung“ erführe dann vlt eine völlig neue Konnotation.
    Und wie du so schön mit dem Begriff „Wiederwahlsperre“ bermerkst, hätten wir nicht nur alle 3 Monate ein neues Parlament, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch stets eine neue Regierung.
    Erinnert ein bisschen an das Chaos der Präsidialkabinette in den letzten Tagen der Weimarer Republik.
    Gewiss super auch für die internationalen Beziehungen.
    Und an den Spitzen der Ministerien (die meisten dürften mehrere hundert Mitarbeiter haben) alle drei Monate ein neuer Chef.
    Ich weiß auch nicht, ob dann dein Satz so noch zutreffend sein wird:
    Außerdem keine Dominanz von professionalisierten Machtmenschen.
    Dagegen würde nämlich die Dominanz professionalisierter Hinterzimmer-Machtmenschen erheblich zunehmen. Jemand, der nur für wenige Monate in einen Beruf hineinschnuppert dürfte nicht weniger, sondern mehr der Beratung/Beeinflussung Außenstehender ausgesetzt sein.
    Die Rolle der Medien wird angemessen zurückgestutzt. Sie übt keinen manipulativen Einfluss auf das Wahlergebnis mehr aus
    Siehe oben. Auf das Wahlergebnis wird dann kein Einfluss mehr ausgeübt, das stimmt, wohl aber auf die Gesetzgebung selbst durch kurzfristige skandalorientierte Tagesberichterstattung und Shit-Stürme im Internet.
    Abgesehen davon halte ich die Anfälligkeit, von Medienkampagnen manipuliert zu werden, bei zufällig gelosten Parlamentariern auch insgesamt für höher als bei gewieften Berufspolitikern.

    Also da tun sich doch erhebliche Fallstricke auf, würde ich mal sagen...

    Grüße
    FL

    PS: Da wir im SF-Forum sind: Es gibt mWn auch eine Kurzgeschichte von Asimov (Name ist mir momentan entfallen), in der ein Computer den absoluten Durchschnittsamerikaner berechnet, der so wählt, wie die Mehrheit gewählt hätte. Dieser allein wählt dann den Präsidenten.
    Wenn man so will, die Idee von Umfragen- und Meinungsforschung konsequent zu Ende gedacht...
    Zuletzt geändert von Fritz Lang; 19.02.2013, 17:51.

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  • Fiesel
    antwortet
    Wow, so viel gelebte Politikverdrossenheit in einem einzigen Thread!

    Oder wie wäre es mit dieser tollen Variante: "Wir sollten einfach EINEN haben, der WEISE ist, und der entscheidet dann alles!"
    (Jaaaa, genau, das ist von Mr. Skywalker... der kam halt letztens!)


    Oder noch was anderes: wie wäre es, wenn wir so eine Art Goooovernment programmieren würden, also quasi ein Google das Regierungsarbeit leisten kann. Ich mein, da sind oft viele gute Treffer schon auf den ersten paar Seiten! *blub*


    Was haben wir noch? Ah! Schachspieler! Wer Weltmeister im Schach ist, darf Verteidigungsminister werden - der muss das doch können! - und wer Weltmeister in... pfff.. Memory ist, wird Bildungsminister.. und den Rest füllen wir mit Gewinnern von Wer wird Millionär, das sind ja allrounder.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Mir ist schon organisatorisch nicht klar, wie so was funktionieren sollte. Wer bearbeitet dann welche Themen oder wird man bestimmten Ausschüssen zugelost? Wer schreibt die Gesetzentwürfe? Wie stimmen die Abgeordneten über die Gesetzentwürfe ab, von denen sie nicht die geringste Ahnung haben? Regieren dann die Beamten/Experten in den Ministerien?
    Auch glaube ich nicht wirklich, dass man damit Lobbyismus verhindert. Vermutlich wären die Abgeordneten den Lobbyisten eher sogar noch stärker ausgeliefert. Da warten die Verbände doch nur darauf, dass man den unter Garantie total überforderten Neupolitikern irgendeine Informationsveranstaltung mit nettem Abendessen anbieten kann.

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  • endar
    antwortet
    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Und die Unterbasis Deiner Aussage ist "Alle Bürger sind Idioten, und diesen dummen Pöbel muss man von der Gesetzgebung fernhalten", was irgendwie auch ziemlich pessimitisch, menschenfeindlich und letztlich natürlich auch Demokratiefeindlich ist.
    Ich halte die meisten Menschen generell durchaus für mündig. Ich begrüße auch den "Wutbürger", der sich bei Stuttgart 21 wochenlang auf die Straße stellt. Das finde ich sehr gut. Die Mündigkeit des Bürgers besteht aber nicht darin, ad hoc Parlamentsarbeit aufzunehmen.

    Natürlich halte ich den durchschnittlichen Deutschen nicht für qualifziert, die Arbeit in einem Landes- oder im Bundesparlament ad hoc aufzunehmen. Die Idee, irgendwelche Leute willkürlich fürs Parlament zu losen und dass jeder Mensch das könnte - unabhängig von seiner Ausbildung - , ist völlig weltfern und bagatellisierend und Stammtischniveau. Muss ich das wirklich detailliert ausführen?

    Die meisten übersehen z.B. bei dieser ganzen Idee, dass a) das die Demokratie abschaffen würde oder b) die Ähnlichkeit zu völkischem Gedankengut von rund 1870, in der Parlamentarismus mit "Plapperbude" und Selbstbedienungsladen gleichgesetzt wird. Wir leben nicht mehr in vormodernen Zeiten, wo man das Dorf noch im Blick hatte.

    Ihr selbst würdet euch wohl offensichtlich selbst für qualifiziert halten, nach einem 4Wochen-Kurs z.B. darüber zu entscheiden, wie man mit Nordkoreas Atomwaffenkurs umgehen soll oder ob man gewisse Medikante verbieten sollte. Ich halte mich für derartige Entscheidungen nicht für qualifziert. Soviel Selbstreflektion besitze ich dann doch noch.

    Ich wiederhole mich gerne: Wenn man die mangelnde Partizipation der Bürger bemängelt, ist doch sinnvoller, mehr Möglichkeiten für Petitionen, Volksentscheide etc. zu fordern. Das ist etwas ganz anderes.

    Und wenn du gerne in einem Staat leben würdest, wo irgendwelche Leute ohne jede Erfahrung und Qualifikation die Regeln für dein Leben bestimmen, ich möchte das nicht.

    - - - Aktualisiert - - -

    Zitat von Kopernikus Beitrag anzeigen
    Grundsätzlich finde ich die Grundidee, Los statt Parteiengeklüngel, eigentlich gar nicht schlecht. Aber um mal ein paar der Kritikpunkte aufzugreifen schlage ich ein kleine Abänderung vor: Jeder Erwachsene kann sich für den Bundestag bewerben, in die Auslosung kommen aber nur diejenigen, die einen Test vergleichbar mit dem für den Diplomatischen Dienst bestanden haben und durch ein psychologisches Gutachten für fit erklärt wurden (Noch ein Experiment mit einem größenwahnsinnigen Landschaftsmaler und Hobbystrategen brauchen wir nun wirklich nicht). So würde man sicherstellen, das die Parlamentarier auch tatsächlich einigermaßen für diesen Verantwortungsvollen Job geeignet sind.
    Das käme der Abschaffung des Grundgesetzes gleich und würde politische Zustände schaffen, wie sie vor 150 Jahren in Preußen und Co. gegolten haben.

    Ganz abgesehen davon ist es sachlich betrachtet völlig unmöglich, dass z.B. mehrere Millionen Bewerber psychologisch analysiert werden würden, zumal man ihnen in einem Rechtsstaat die Möglichkeit eines Widerspruchs einräumen müssten, so dass sich letztendlich Gerichte und Gutachter damit befassen müssten, was die Arbeitsfähigkeit eines Parlamentes komplett zerstören würde.

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  • Kopernikus
    antwortet
    Grundsätzlich finde ich die Grundidee, Los statt Parteiengeklüngel, eigentlich gar nicht schlecht. Aber um mal ein paar der Kritikpunkte aufzugreifen schlage ich ein kleine Abänderung vor: Jeder Erwachsene kann sich für den Bundestag bewerben, in die Auslosung kommen aber nur diejenigen, die einen Test vergleichbar mit dem für den Diplomatischen Dienst bestanden haben und durch ein psychologisches Gutachten für fit erklärt wurden (Noch ein Experiment mit einem größenwahnsinnigen Landschaftsmaler und Hobbystrategen brauchen wir nun wirklich nicht). So würde man sicherstellen, das die Parlamentarier auch tatsächlich einigermaßen für diesen Verantwortungsvollen Job geeignet sind.

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  • endar
    antwortet
    Zitat von Dannyboy Beitrag anzeigen
    Warum dann nicht gleich das Parlament abschaffen und Gesetze vom Zufallsgenerator entwerfen lassen?
    Eben. Ein solches System würde nämlich jedem Bürger die Möglichkeit nehmen, sich politisch zu engagieren. Man hätte ja gar keine Möglichkeit mehr, politisch zu gestalten und es hätte gar keinen Zweck, z.B. einer Partei beizutreten oder auch eine neue zu gründen. Politischer "Wille" kann so nicht mehr entstehen.

    Wenn man die mangelnde Partizipation der Bürger bemängelt, ist doch sinnvoller, mehr Möglichkeiten für Petitionen, Volksentscheide etc. zu fordern. Aber wenn man allem Politischen gegenüber eine derartig ablehnende Grundhaltung hat, ist das natürlich schwierig.

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  • Valdorian
    antwortet
    Zitat von endar Beitrag anzeigen
    Das ist eine pessismistisch-misagonistische Auffassung von dir. Du magst es vor dir weisen oder es nicht bemerken, aber der Unterbass deiner Aussage ist "Alle Politiker sind Verbrecher".

    Das Prinzip der Demokratie ist nämlich die Teilhabe des Bürgers, welches du durch eine Zwangsverpflichtung ersetzen möchtest.

    Letztendlich redest du der Abschaffung der Demokratie - nämlich der politischen Teilhabe des Bürgers - das Wort. Und das ist das prinzipiell antidemokratische an deinen Ausführungen.
    Und die Unterbasis Deiner Aussage ist "Alle Bürger sind Idioten, und diesen dummen Pöbel muss man von der Gesetzgebung fernhalten", was irgendwie auch ziemlich pessimitisch, menschenfeindlich und letztlich natürlich auch Demokratiefeindlich ist.

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  • Dannyboy
    antwortet
    Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen

    Menschen die gewählt werde wollen, brauchen bestimmte Eigenschafte, damit sie gewählt werden. Wahlprozesse selektieren nicht nach politischer Weisheit, Altruismus oder großartigen Visionen, sondern schlicht nach der Fähigkeit Wahlkämpfe zu gewinnen.
    Welche Fähigkeiten entscheidend sind, Wahlkämpfe zu gewinnen, hängen immer noch von der Kompetenz der Wähler ab.
    Wenn die Masse der Bevölkerung schon nicht fähig ist, kompetente Leute zu wählen, inwiefern sollte dann eine Zufallsauswahl auch nur minimalst besser befähigt sein, das Land zu regieren?


    Die Aufgabe dieses Unterfangens, sprich die Delegierung an den Zufall, ist da nur äußerst pragmatisch.
    Warum ist es pragmatisch? Es ist kompliziert, umständlich und wird sehr wahrscheinlich noch mehr Unzufriedenheit produzieren.

    Warum dann nicht gleich das Parlament abschaffen und Gesetze vom Zufallsgenerator entwerfen lassen?

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  • endar
    antwortet
    Zitat von SF-Junky
    Nö, ich habe Enas Yorls Vorschlag ganz gut gefunden, eine zweite Kammer einzurichten, oder alternativ vorgeschlagen nur einen Teil des Bundestages zu losen. Die gesamte Legislative zu losen, so wie KdE es vorgeschlagen hat, habe ich nirgendswo unterstützt.
    Ob meine Bäckereifachverkäuferin nun die Gesetze macht oder darüber abstimmen soll, ist doch Jacke wie Hose. Ich sehe da keinen großartigen Unterschied. Beides erfordert ein nicht gerade kleines Maß an Kenntnissen und Erfahrung.

    In einer komplizierten Welt, in der wir nunmal leben, lässt sich leider nicht alles mit "gesundem Menschenverstand" lösen. Es ist auch nicht die Funktion von Gesetzen, "allgemeinverständlich" zu sein. Gesetze müssen juristisch einwandfrei und eindeutig sein. Das Juristendeutsch ist nämlich nicht dazu da, die Leute zu ärgern.

    Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen
    Menschen die gewählt werde wollen, brauchen bestimmte Eigenschafte, damit sie gewählt werden. Wahlprozesse selektieren nicht nach politischer Weisheit, Altruismus oder großartigen Visionen, sondern schlicht nach der Fähigkeit Wahlkämpfe zu gewinnen. Nein, deswegen sind sie nicht böse sowie zufällig ausgewählte Menschen nicht automatisch gut sind. Die traurige Ausgangslage ist die, dass kein Selektionsverfahren bekannt ist, das zuverlässig kompetentes politisches Personal bereitstellt. Wahlkämpfe sind hierfür leider auch nicht besser als die Berufung von Gottes Gnaden. Die Aufgabe dieses Unterfangens, sprich die Delegierung an den Zufall, ist da nur äußerst pragmatisch.
    Das ist eine pessismistisch-misagonistische Auffassung von dir. Du magst es vor dir weisen oder es nicht bemerken, aber der Unterbass deiner Aussage ist "Alle Politiker sind Verbrecher".

    Das Prinzip der Demokratie ist nämlich die Teilhabe des Bürgers, welches du durch eine Zwangsverpflichtung ersetzen möchtest.

    Letztendlich redest du der Abschaffung der Demokratie - nämlich der politischen Teilhabe des Bürgers - das Wort. Und das ist das prinzipiell antidemokratische an deinen Ausführungen.

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  • Kid
    antwortet
    Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen
    600 Leute sind für ein Parlament schon eine ziemlich große Anzahl, die sollte man nicht nicht dafür erhöhen, dass man die Geselleschaft am Ende auf das Prozent genau repräsentiert ist. Ja, vielleicht kommt es zu einem 55 % Frauen-Parlament, oder zu einem Parlament der Studenten, der Selbstständigen etc. . Aber statistische Schwankunge würde sehr wahrscheinlich keine Verklumpungen bestimmter Profile erzeugen, wie das heute der Fall ist. Zur Überproportionalität von Parteigängern sei angemerkt, dass bereits jetzt demokratischen Systeme verbreitet sind , die bewusst Mehrheiten im Parlament erzeugen, die in der Wählerschaft nicht existieren (etwa durch Mehreitswahlrecht oder Sperrklauseln). Dies wird für gewöhnlich nicht groß hinterfragt, obgleich hier gewisserweise Vorsatz herrscht. In unserem Zufallsparlament stellt sich das Problem jedoch gar nicht so da. Die wenigstens Menschen haben feste Parteizugehörigkeiten, sondern sind ihrer Erstwahl nur flüchtig verbunden.
    Bliebe immer noch das Problem der großen Beeinflussbarkeit durch charismatische Personen, deren Agenda systembedingt nicht bekannt ist.

    Beispiel: Adel wird reingewählt und lässt sich Vorteile in die Verfassung schreiben, nachdem sie das halbe Parlament um den Finger gewickelt haben.
    Stichwort Guttenbergs und deren Zustimmungsraten.

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  • Großfürst Pavel II.
    antwortet
    Demarchie, nein danke.
    Ich hätte nichts dagegen unser repräsentativ-universaldemokratisches System durch eins mit größeren direktdemokratischen und/oder meritokratischen Zügen zu ersetzen, aber die Demarchie würde wie die Anarchie höchst problematisch sein und mehr Probleme schaffen als es lösen würde.

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  • xanrof
    antwortet
    Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen
    Kandidaten unabhängig von einer Bewerbung aus dem Bereich der Wahlberechtigten (also etwa keine schulpflichtigen Kinder) auszuwählen. So wie obligatorischer Wehr-, Wahl- oder Sozialdienst, den es in zahlreichen demokratischen Staaten gibt und gab, wäre der Dienst als Volksvertreter eine bürgerliche Pflicht. Es würde in dem Fall zwar eine Härtefallreglung geben (schwere Krankheiten, sicherheitsverwahrt etc.), aber "Ich habe keine Lust auf Politk" sollte nicht als Ausrede gelten.
    Genau hier liegen gleich 2 wesentliche Kritikpunkte:

    (1) Man kann nicht immer mal eben jemanden fuer 3 Monate aus seinem Job entfernen. Das mag beim Fliessbandarbeiter oder bei der Putzfrau noch gehen, aber jeder Mensch, der einen etwas spezielleren Job hat, kann man nicht so einfach austauschen. Vom kleinen Einmannbetrieb ganz zu schweigen. Selbst, wenn man jemanden findet, der die gleiche Ausbildung hat, so gibt es doch in jeder Firma besondere Arbeitsweisen. Fuer 3 Monate einen Ersatz anzulernen, ist unsinnig. Das bedeutet immer einen Nachteil fuer so eine Firma. In der heutigen Konkurenzsituation ist das nicht vertretbar. Und wenn die drei Monate rum sind, dann muss der/die Ex-Abgeordnete die Versaeumnisse der Ersatzkraft aufholen. Die Person wird sich freuen und hat ganz sicher Lust auf den Abgeordneten-Job. Und das fuehrt direkt zum naechsten Punkt:

    (2) Was ist mit Leuten, die auf diese verantwortungsvolle Taetigkeit keine Lust haben. ZB, weil man sie in einer unguenstigen Situation aus ihrem Job gerissen hat oder weil sie halt schlicht keinen ''Bock'' auf Staat haben. Ja doch, man kann sie vielleicht zwingen, ihr ''Ehrenamt'' anzutreten, sprich fuer 3 Monate in die Hauptstadt zu ziehen und dort regelmaessig im Buero und bei den Abstimmungen zu erscheinen. Aber was tun sie dann dort? Bewusst fuer die Vorschlaege der Extremparteien stimmen? (Ich gehe mal davon aus, dass es in deinem Modell noch geheime Wahlen gibt) Ergo: Man wird nicht verhindern koennen, dass Unlust-behaftete Leute dort Mist anstellen. Und selbst, wenn es nur wenige seien: 1 einzelne/r Abgeordnete/r vertritt viele Menschen. Das sollten Leute tun, die es tun wollen.

    Nachtrag
    (3) Auch bzw. GERADE ''Kurzzeit-Abgeordnete'' sind auf den ganzen Beraterstab im Parlament angewiesen. Es mag Themen geben, wo sich einzelne Abgeordnete gut auskennen, aber bei den meisten Themen wird das nicht der Fall sein. Also versucht man, auf die Berater zu hoeren. Und damit haetten diese eine gigantische -und nicht vertrebare- Machtposition. Ein Neuling im Politgeschaeft merkt doch gar nicht, wenn er/sie beeinflusst wird. Und die ganzen Lobby- und Korruptionbemuehungen zielen dann eben auf die Berater ab.

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  • Liopleurodon
    antwortet
    Zitat von HerrHorst Beitrag anzeigen
    Dazu war im Rahmen ihres Modells sowieso die Industrie verstaatlicht, womit sich das Problem ohnehin nicht stellt.
    Als ob ein Staatsbetrieb keine eigenen Interessen verfolgen würde.

    Ansonsten kann ich den Vorschlag nur ablehnen. Volksvertreter sollten sich dadurch auszeichnen, dass sie sich für Politik interessieren und dies auch öffentlich demonstrieren. Immerhin müssen sie sich sowohl bei der Wahl als auch innerhalb ihrer Partei einem Wettbewerb stellen. Unerfahrene und lustlose Individuen per Los ins Parlament zu hieven würde die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung nur potenzieren. Am Ende käme wieder der Wunsch nach einer Diktatur, nur um die ausgelosten Idioten wieder aus den Ämtern loszuwerden.

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  • Thomas W. Riker
    antwortet
    "Die" griechische antike Demokratie gab es nicht, sondern die in Stadtstaaten.
    Das bekannteste/einflussreichste Demos war die

    Attische Demokratie ? Wikipedia.

    In dieser waren praktisch zu jeder Zeit ca 5% Amtsträger, 20% Schöffen und gut 30% nahmen an den Versammlungen teil. Bei den wichtigsten Themen gab es bei den ekklesias ein Quorum von ca 20% der freien Vollbürger über 20 Jahren.

    Das angesprochene, aber nicht als Begriff genannte Scherbengericht betraf im Wesentlichen gescheiterte Strategoi (Feldherren) die für bis zu 10 Jahren aus Attika verbannt, oder sogar hingerichtet wurden.

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