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Die wichtigste Errungenschaft der Demokratie ist mMn nicht, dass man eine Regierung wählt, sondern dass man die Machthaber abwählen kann.
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Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigenVielleicht weil ihnen diese Interessen besonders am Herzen liegen. Sowie Militärregierungen gerne Mittel fürs Militär abzweigen, wird eine Professorenregierung sich um den Zustand der Hochschulen sorgen. Das ist eigentlich trivial.
Der Bundestag entscheidet ja über viele Dinge. Die meisten davon betreffen dann auch nur Partikularinteressen und nicht die Interessen der Gruppen, die die einzelnen Abgeordneten repräsentieren. "Änderung der jagdrechtlichen Vorschriften" sind für die wenigsten relevant.
In den achso bewunderten Hochburgen demokratischer Meinungfindung irrten nach dem Auslaufen der Wehrpflicht die Vorschläge über einen verpflichtenden Sozialdienst frei herum. Zuvor war es lange Zeit üblich junge Männer in einer der wichtigsten Lebensphasen in die Kaserne zu beordern, was das Bunderverfassungsgericht so toll fand, dass sie ihn zwischenzeitlich verlängern ließ (gegen den Wortlaut der Verfassung wohlgemerkt). Eine Politikpflicht ist im Gegensatz dazu harmlos.
Die wichtigste Errungenschaft der Demokratie ist mMn nicht, dass man eine Regierung wählt, sondern dass man die Machthaber abwählen kann.
Wieso soll es nicht beraten werden? Achso, weil normale Menschen zu blöd sind, sich ein Urteil über irgendetwas zu bilden.
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Zitat von Valdorian Beitrag anzeigenDas einzige, was dazu gesagt wurde, war das hier. Ein Beitrag, der kaum von sonderlicher Sachkenntnis zeugt, weil hier das Scherbengericht mit der Auslosung der Amtsträger im Rat der 500 durcheinander gebracht wurde. ...
Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen1. 600 Personen für eine befristete Zeit aus dem Beruf zu nehmen, dürfte für die Gesellschaft nicht so schwer zu kompensieren sein. ...
Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen2. Eingeschlossenheit erweckt Intresse, Ausgeschlossenheit Desinteresse. Zu hohen politischen Weihen geloste Auserwählte würden sich als hochmotiviert erweisen. Wenn es Generationen schon für ehrenvoll hielten, fürs Vaterland zu sterben, wie ehrenvoll muss es dann erst sein, das Vaterlandsschiff zu steuern. Den ein oder anderen Verweigerer, der sich gelangweilt auf die Hinterbank verkriecht oder gar nicht erst zur Sitzung erscheint, mag es wohl noch geben, aber das System kann dies verkraften. ...
Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen3. Für Lobbyisten wäre der weitesgehende Ausschluss aus dem Parlament, wo man sich nicht mehr in den Fachausschüssen den Rücken kraulen kann. Beeinflussbar werden die Abgeordneten weiterhin sein, aber auch wenn der deliberative Charakter, dem man dem Parlament in der 5.Klasse Sozialkunde gerne zuschustert, auch in einem Zufallsparlament nicht vollständig eingehalten werden kann, so kann man hier doch von Pragmatikern mehr erwarten als von Parteisoldaten. ...
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Zitat von Valdorian Beitrag anzeigenDann kannst Du ja sicher den Beitrag von mir zitieren,...
Beim Thema House of Lords hast du halt einfach mal daneben gelegen und andere etwas mehr Hintergrundwissen gehabt, was soll´s, so ist das Leben...
Zitat von KennerderEpisodenIch vermute aber eher einen faulen Totschläger, der vorgebracht wurde, um sich einerseits nicht an der Diskussion beiteiligen zu müssen, andererseits trotzdem nochmal nachtreten zu können. [Hervorhebung von mir]
Aber nun zurück zum Thema:
Leute, die über die Landesliste in den Bundestag ziehen haben eben keine "demokratische Legitimität"
Es ist dann im Grunde auch relativ unerheblich, wer innerhalb dieser Partei im Parlament sitzt, weil sich eben alle am Programm orientieren sollen. (Die Aufstellung der Landeslisten erfolgt im Übrigen in einem innerparteilich-demokratischen Prozess!)
Würde man nun hingegen jede Abstimmung im Bundestag freigeben, würde sich die Legitimation natürlich nicht erhöhen, sondern sie würde sinken, weil ein Abgeordneter dann auch Programmpunkte anderer Parteien zur Durchsetzung verhelfen bzw. eigene Programmpunkte oder auch die komplette eigene Regierung scheitern lassen könnte. Kann er ja rein theoretisch auch, macht er aber aus guten Gründen normalerweise nicht. Für all dies wurde er nämlich gerade nicht gewählt.
Abseits der Legitimationsfrage würde im Übrigen auch die Handlungsfähigkeit der Regierungen in parlament. Systemen erheblich (wenn nicht gar völlig) eingeschränkt, wenn man jede Abstimmung im Parlament freigeben würde. Dann muss man die Regierung schon auch institutionell unabhängiger machen, wenn man keine Fraktionsdisziplin will.
Aber wie gesagt, dafür gibt es ja auch ein funktionierendes demokratisches Modell: Das präsidentielle System. Da braucht man immer noch kein Los.
Das werte Verfassungsgericht sah das in Bezug auf den Wehrdienst wie gesagt anders. Eine zweijährige Amtsdauer (ähnlich der des amerikanischen Repräsentantenhauses) wäre sicherlich vertretbar.
Bedenke aber, dass dieser idR zumindest noch auf einen klar definierten Lebensabschnitt festgelegt ist, und zwar ziemlich genau nach der Schule (oder Lehre) und noch vor dem eigentlichen Berufseintritt, also in einer Phase in der sowieso alles im Umbruch ist.
Was macht denn bei unserem Losparlament und einer 2-jährigen Zwangsverpflichtung z.B. der 50-jährige Selbständige, der in dieser Zeit vlt seinen ganzen Kundenstamm verliert? Was macht der Studierende in der Mitte des Studiums, der nach 2 Jahren dann vieles noch einmal lernen darf? Was der Wissenschaftler oder Entwickler, der kurz vor dem großen Karrieredurchbruch steht und dem ein anderer nun sein Projekt wegschnappt? Was der Profisportler, der seine Karriere beenden muss oder der selbst haftende Unternehmer, der sein Geschäft in die Hände eines anderen legen muss. Oder nehmen wir irgendwelche normalen Büroangestellten, die sich im Umfeld ihrer Kollegen einfach nur so pudelwohl fühlen, dass sie dort schlicht nicht wegmöchten. Und werden z.B. auch Rentner zwangsverpflichtet? Da wöge der Zwang zur Arbeit ja quasi doppelt schwer und wenn man sie ausnimmt, wären sie als Gruppe nicht repräsentiert.
Also mit meinem Verständnis von freier Entfaltung ist das alles jedenfalls unvereinbar.
Als überzeugter Konsensdemokrat, der der Meinung ist, dass alle von einer Politik betroffenen Gruppen auch über diese mitbestimmen sollten, wäre ein nach Mehrheitswahl gewähltes Parlament womöglich nicht sehr legitim.
Dann könnten wir jetzt sogar einen (theoret.) Höchstwert der Skala klar benennen: Das wäre dann die Zustimmung zu jedem Gesetz durch 100% aller Bürger. Dieser Idealwert ist logischerweise nicht zu erreichen, aber das spricht ja nicht gegen die Grundidee mehr konsens-demokratische Elemente einzubauen und es gibt solche Elemente ja auch in einigen Staaten (und ganz rudimentär auch bei uns).
Was mit der Skala nichts zu tun hat, aber man dabei auch nicht ganz vergessen sollte: Je heterogener und ausdifferenzierter eine Gesellschaft ist, desto schwerer wird es sein, überall Konsens zu erzielen. Die Handlungsfähigket eines komplexen Staates sinkt also meiner Ansicht nach tendenziell, je stärker der Wunsch nach Konsens im politischen System umgesetzt ist. Es wird wohl jeweils einen kritischen Punkt geben, den ein Staat nicht überschreiten sollte, aber prinzipiell spricht auch erst mal nichts gegen das Streben nach Konsens.
Nur: was Konsens-Elemente innerhalb einer Demokratie mit dem Losverfahren zu tun haben sollen, erschließt sich mir dann immer noch nicht. Durch Einbeziehung des Konsens-Gedankens in unsere Skala wird doch die Legitimität des Losverfahrens nicht erhöht, das bleibt natürlich am unteren Ende (wenn wir Diktaturen usw. ausklammern).
Wie du ja richtig sagst, bei Stimmengleichheit entscheidet das Los, damit ist doch genau ausgedrückt, dass der eigentlichen Wahl der Vorzug vor dem Los zu geben ist, das Los ist quasi nur die Notlösung. So wie bei Fußball-WM-Gruppen erst x andere sportliche (!) Kriterien ausgeschöpft werden, bevor man lost. Nicht nur beim Sport ist doch der Grundgedanke dahinter, dass sich im Wettbewerb letztlich das bessere Prinzip (oder der bessere Kandidat) durchsetzen möge und nicht der Zufall.
Ich komme auch hier noch mal auf die Komplexität moderner Gesellschaften zu sprechen: Ansatzweise gerecht kann ein Los immer nur dann sein, wenn aus einer möglichst homogenen Gruppe ausgelost wird. Als einfaches Beispiel nehmen wir einen Korb mit 10 Äpfeln unterschiedlicher Sorten. Wenn ich jetzt Apfelliebhaber bin, dann kann ich bei der Auswahl getrost das Los entscheiden lassen, denn ich werde in jedem Fall einen Apfel erhalten (auch wenn ich manche Sorten vlt bevorzugen würde und andere nicht). Wenn ich aber einen Korb mit 10 unterschiedlichen Früchten habe, von denen einige vlt noch faul sind, dann werde ich natürlich keinesfalls das Los entscheiden lassen, sondern immer selbst auswählen wollen, weil andernfalls die Gefahr besteht, eine Frucht zu erhalten, die mir nicht schmeckt (oder gar eine, die faul ist)...
Wenn ich deine Ausführungen richtig verstehe, dann geht’s dir doch in Teilen auch einfach nur darum, dass abseits der Parteien „normale“ Leute von nebenan mehr einbezogen werden.
Dann lass uns doch für diese unsere kleine Reißbrettdemokratie ein Verfahren ersinnen, wo das auch ohne Los möglich wäre. Z.B. könnten wir in einem geregelten Procedere die 100 o. 200 wichtigsten gesellschaftlichen Gruppen ermitteln bzw. definieren lassen. Jede dieser Gruppen wählt dann 1 oder 2 Delegierte für ein Gremium, dass in etwa mit den Kompetenzen des Bundestages ausgestattet wäre. Man kann auch den Konsens einbauen, dass innerhalb der Gruppen so lange gequatscht und gewählt wird, bis ne ¾-Mehrheit da ist oder Einstimmigkeit herrscht. Vorher darf nicht entsendet werden...
Das Los braucht es mE jedenfalls auch in derartigen Konzepten nicht.
Grüße
FL
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Zitat von Dannyboy Beitrag anzeigenWarum sollte jemand die Interesse seiner "Gruppe" vertreten?
Es geht um individuelle Rechte.
Das ist pures Wunschdenken.
Nein, denn das Zufallsparlament benötigt dringend Beratung. Wie stellst du dir denn den die Parlamentsarbeit vor?
Nein. Die würden sich einfach auch die Taschen vollstopfen.
Zitat von Fritz Lang Beitrag anzeigenSicher richtig, aber auch wenn wir mal bzgl „demokratischer“ Legitimität eine Skala von 1-10 entwerfen würden, sieht´s für das Los mE nicht gut aus.
Ein durch direkte, allgemeine, freie und gleiche Wahlen gewähltes Parlament würde ich dann mal, auch wenn man verschiedene Probleme einbezieht, immer noch so bei 7-8 einordnen. Einen höheren Legitimationsgrad hätte dann nur noch die Gesetzgebung durch das Volk selbst (Direktdemokratie).
Ein Gremium wie der Bundesrat stünde dann vlt bei 4-6. Das wären dann aber sicherlich immer noch mehr Punkte als bei einem gelosten Parlament, das vlt, je nachdem, bei 1-3 liegen würde. Wenn durch besonders ausgefuchste Verfahren ein wirklicher Querschnitt durch die Bevölkerung erzielt wäre (also die erwähnte „dreifache 6“ ausgeschlossen wäre), käme man auf die 3 oder meinethalben auch 4.
Ansonsten eher auf die 2 und wenn man das Mandat freiwillig macht bzw an Bewerbungen koppelt ist man eher wieder bei der 1, weil man dann den gewünschten Querschnitt kaum erreichen wird.
Ich würde dem Volk die Möglichkeit des fakultativen Referendums geben, so dass Gesetztentwürfe des Parlaments gekippt werden können, wobei angemessene Beteiligungshürden gewährleisten, dass es hierfür eine große Unzufriedenheit der Bevölkerung geben muss. Der Legitimitätsgrad des Parlaments steigt, weil jede Entscheidung auf der schweigenden Zustimmung der Bevölkerung ruht. Das Los an sich hat als Entscheidungsinstrument bereits einen hohen Stellenwert, weil es ein grundsätzlich faires Verfahren darstellt (das Wahlrecht selbst sieht vor, bei Stimmengleichheit das Los entscheiden zu lassen). In Kombination wäre unser Zufallsparlament deutlich über indirekt legitimierten Körpern wie Bundesrat oder Verfassungsgericht (welches selbst ohne Legitimation eine hohe Achtung in der Bevölkerung genießt) anzusiedeln.
Ein langjähriges Zwangsmandat ist mit der Vorstellung der freiheitlichen Entfaltung des Individuums absolut unvereinbar.
Ich bin ja nun insgesamt nicht der Meinung, dass die vorgetragene Grundidee Stammtisch ist. Aber wenn im Ausgangspost Aussagen fallen, wie die von den Parlamentariern, die ihre „Seelen“ an die Partei verkauft hätten, über „keinerlei demokratische Legitimität“ verfügen würden und sich zur Macht „durchgemogelt“ hätten, dann wird an diesen Stellen schon extrem am Stammtischniveau gekratzt, sorry.
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Zitat von Fritz Lang Beitrag anzeigenInsofern: ja, ist das Oberhaus ein schlechtes Beispiel, wenn man es als Begründung anführt, warum in einer heutigen Demokratie ein Losparlament gesetzgeberische Kompetenzen erhalten soll.
Grüße
FL
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Zitat von Valdorian Beitrag anzeigenAuch das House of Lords ist ein sehr gutes Beispiel. Du hattest gesagt, dass es der Tod der Demokratie wäre, wenn eine Kammer nicht demokratisch gewählt werden würde. Eine wie auch immer geartete Einschränkung, dass beide Kammern die gleichen Kompetenzen haben müssten, hattest Du gar nicht gemacht, und natürlich war das House of Lords auch nicht immer ein "zahnloser Tiger".
In GB gab es keine demokratische Revolution, sondern eher eine Evolution (es hat ja z.B. auch keine schriftlich niedergelegte Verfassung).
Von einem halbwegs allgemeinen Wahlrecht kann man erst gg. Ende des 19. Jhs sprechen. Ich habe eben kurz nachgeschaut: Alle Männer ab 21 durften dann erst seit 1918 wählen, Alle Frauen ab 21 erst seit 1928, beides also sogar noch _nach_ der Entmachtung des Oberhauses.
Insofern: ja, ist das Oberhaus ein schlechtes Beispiel, wenn man es als Begründung anführt, warum in einer heutigen Demokratie ein Losparlament gesetzgeberische Kompetenzen erhalten soll.
Grüße
FL
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Zitat von endar Beitrag anzeigenIch find da noch mehr.
Stimmt. Dass ich keine Lust habe, eine dreiseitige Herleitung zu schreiben, habe ich ja auch zugegeben. Das hat ja eben keinen Zweck, weil zwei Beiträge nach einem sachlichen Einwurf wieder dasselbe steht und dann kommt wieder das House of Lords und der undemokratische Bundesrat.
Auch das House of Lords ist ein sehr gutes Beispiel. Du hattest gesagt, dass es der Tod der Demokratie wäre, wenn eine Kammer nicht demokratisch gewählt werden würde. Eine wie auch immer geartete Einschränkung, dass beide Kammern die gleichen Kompetenzen haben müssten, hattest Du gar nicht gemacht, und natürlich war das House of Lords auch nicht immer ein "zahnloser Tiger".
Aber wie Du selbst sagt, an einer richtigen Diskussion bist Du ja gar nicht interessiert, Du möchtest das ganze nur mit Totschlagsargumenten abwürgen.
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Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigenDemokratie lässt sich sehr wohl auf einem Kontinuum von wenig demokratisch hin zu sehr demokratisch anordnen. Wie ein politisches System organisiert sein muss, um möglichst demokratisch zu sein, ist dementsprechend eine höchstinteressante Frage.
Ein durch direkte, allgemeine, freie und gleiche Wahlen gewähltes Parlament würde ich dann mal, auch wenn man verschiedene Probleme einbezieht, immer noch so bei 7-8 einordnen. Einen höheren Legitimationsgrad hätte dann nur noch die Gesetzgebung durch das Volk selbst (Direktdemokratie).
Ein Gremium wie der Bundesrat stünde dann vlt bei 4-6. Das wären dann aber sicherlich immer noch mehr Punkte als bei einem gelosten Parlament, das vlt, je nachdem, bei 1-3 liegen würde. Wenn durch besonders ausgefuchste Verfahren ein wirklicher Querschnitt durch die Bevölkerung erzielt wäre (also die erwähnte „dreifache 6“ ausgeschlossen wäre), käme man auf die 3 oder meinethalben auch 4.
Ansonsten eher auf die 2 und wenn man das Mandat freiwillig macht bzw an Bewerbungen koppelt ist man eher wieder bei der 1, weil man dann den gewünschten Querschnitt kaum erreichen wird.
In jedem Falle haben gewählte Gremien einen höheren demokratischen Legitimationsgrad, das ergibt sich doch eigentlich schon aus der Definition der Begriffe selbst. Zufall kann aus demokratischer Perspektive einfach niemals legitimer sein als Wahl, das ist doch völlig klar. Ob man „besser“ regiert würde, ist eine andere Frage (ich glaube es nicht), aber demokratisch legitimer kann dieses Modell keinesfalls sein.
Na ja und bzgl. der Fallstricke nur noch mal kurz aus meinem Beitrag # 38 zusammengefasst :
Ein langjähriges Zwangsmandat ist mit der Vorstellung der freiheitlichen Entfaltung des Individuums absolut unvereinbar.
Ein langjähriges freiwilliges Mandat erzeugt whrs ein Parlament der Geringverdiener und Unzufriedenen.
Eine hingegen sehr kurze Legislatur schränkt die Handlungsfähigkeit von Parlament und Regierung erheblich ein...
Man stelle sich vor, man befände sich vor einer Tabula Rasa und müsse ein politisches System entwerden, das den Menschen gerecht wird. Ich halte das nach wie vor für ein lohnendes Unterfangen, das Stammtischdenken diametral entgegengestellt ist.
Noch zum Thema Bundesrat:
Seethers Einwand mit dem Proporz ist sicherlich zu beachten, in Demokratien oder demokratieähnlichen Gebilden ist so was aber auch nicht völlig ungewöhnlich (man denke an den US-Senat, den EU-Rat oder die GV der UNO). Es ist eher eine Frage der Gewichtung, ob man gewissen in sich „geschlossenen“ Entitäten in manchen Fällen ein höheres Gewicht beimisst als dem Proporz.
Dadurch sind solche Konstrukte aber aus demokratischer Hinsicht auch noch lange nicht vollkommen illegitim, sofern deren Vertreter zumindest mittelbar durch demokratische und ordentlich geregelte Verfahren bestimmt wurden. Jedenfalls ist diese mittelbar vorhandene Legitimation dann immer noch höher als die eines reinen Losverfahrens.
Und ich sollte ja im Übrigen auch nicht extra darauf hinweisen müssen, dass der Bundesrat insgesamt _weniger_ Kompetenzen als der Bundestag besitzt. Der eigentliche Gesetzgeber ist und bleibt der Bundestag. Dem geringeren Maß an Legitimität ist also wenn man so will schon systemimmanent Rechnung getragen.
(Ich verweise übrigens auch auf den Artikel 51, Abs. 2 GG. Auf die berechtigten Einwände von Seether ist auch damit also zumindest ansatzweise reagiert worden).
Zum Thema Griechenland:
Das ist auch kein sonderlich gutes Beispiel. Symbolisch gesehen stimmt das zwar mit der „Wiege der Demokratie“, dennoch kann man die überschaubaren gr. Stadtstaaten wohl kaum mit den ausdifferenzierten, pluralistischen und komplexen demokratischen Rechtsstaaten heutiger Prägung vergleichen, schon allein von der Einwohnerzahl her nicht, aber auch nicht institutionell (die Griechen hatten z.B. auch keinerlei Problem damit, die Sklaverei als etwas natürlich Gegebenes zu betrachten bzw sie naturrechtlich zu begründen).
Grüße
FL
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Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen
Geht man hingegen davon aus, dass a. jeder die Interessen seiner eigenen Gruppe vertritt und b. jede Gruppe repräsentativ vertreten ist, so kann man davon ausgehen, dass c. des Volkes Stimme (als Aggregat von Einzelstimmen) angemessen gehört wird.
1. 600 Personen für eine befristete Zeit aus dem Beruf zu nehmen, dürfte für die Gesellschaft nicht so schwer zu kompensieren sein.
2. Eingeschlossenheit erweckt Intresse, Ausgeschlossenheit Desinteresse. Zu hohen politischen Weihen geloste Auserwählte würden sich als hochmotiviert erweisen. Wenn es Generationen schon für ehrenvoll hielten, fürs Vaterland zu sterben, wie ehrenvoll muss es dann erst sein, das Vaterlandsschiff zu steuern. Den ein oder anderen Verweigerer, der sich gelangweilt auf die Hinterbank verkriecht oder gar nicht erst zur Sitzung erscheint, mag es wohl noch geben, aber das System kann dies verkraften.
3. Für Lobbyisten wäre der weitesgehende Ausschluss aus dem Parlament, wo man sich nicht mehr in den Fachausschüssen den Rücken kraulen kann. Beeinflussbar werden die Abgeordneten weiterhin sein, aber auch wenn der deliberative Charakter, dem man dem Parlament in der 5.Klasse Sozialkunde gerne zuschustert, auch in einem Zufallsparlament nicht vollständig eingehalten werden kann, so kann man hier doch von Pragmatikern mehr erwarten als von Parteisoldaten.
Angenommen das Parlament wird von armen Schluckern dominiert, die sich in erster Linie von dem hohen Abgeordnetengehalt anlocken ließen und die jetzt gnadenlos in die Taschen ihrer eigenen Schicht umverrteilen. Als Reaktion würden sich unter den Freiwilligen für das nächste Los gewiss genug Bonzen finden, die motiviert sind, dies wieder rückgängig zu machen.
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Ich find da noch mehr.
Der einzige, der hier auf Stammtischniveau argumentiert, bist Du Endar.
edit: Was ich erwarte, um hier nicht von "Stammtisch" zu reden, wären Beiträge wie der von seether #67 . Da findet sich nämlich ein handgreifliches und sachliches Argument, das man greifen kann.
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Das einzige, was dazu gesagt wurde, war das hier. Ein Beitrag, der kaum von sonderlicher Sachkenntnis zeugt, weil hier das Scherbengericht mit der Auslosung der Amtsträger im Rat der 500 durcheinander gebracht wurde.
Zitat von Admiral Ahmose Beitrag anzeigenÜbrigens hatte das Lossystem in Griechenland, wo natürlich nur unter Kandidaten gelost wurde, schwere Nachteile. Durch Verleumdung wurden so manche Leute aus dem politischen System entfernt, die aber besser innerhalb des Systems geblieben wären.
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Wie gesagt, SFF Stammtisch. Dazu hat bereits jemand anderes Gutes und Richtiges dazu gesagt.
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Doch, das Auslosen von Funktionsträgern hatte in der attischen Demokratie seinen Platz. Genau daher kommt das Konzept ja.
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