Tatsächlich ist sogar der Aufbau recht ähnlich: Zu Beginn des Zweiteilers gibt es viele private Szenen der Charaktere – Siskos Gespräch mit seinem Dad vor der Abreise, O’Brien und Bashir im Quarks, Jadzia in Odos Quartier –, dann eine Phase, in der mehrere Dinge nach und nach zu seiner Erkenntnis hinauslaufen (man muss sich gegen die Klingonen bzw. Leyton stellen) und schließlich irgendeine Art von Weltraum-Action.
Okay, dass die Weltraum-Action im Vergleich etwas mickrig auffällt, ist am ehesten einzusehen, allerdings für mich noch das geringere Problem. Klar, es ist schade, und ja, man konnte in „Der Weg des Kriegers“ mit der Schlacht noch einmal massig Eindruck schinden, aber schlechte oder wenige Effekte sind noch das geringere Problem.
Fangen wir einfach mal mit diesen privaten Szenen an. Diese sind sicherlich im Kern genauso auf irgendeine Art und Weise mit der Restfolge verbunden wie die privaten Szenen in „Der Weg des Kriegers“, aber…
… während O’Briens und Bashirs Gespräche mit Quark in „Der Weg des Kriegers“ die bedrückende Kulisse der Klingonenanwesenheit nahebringen, ist die O’Brien-Julian-Quark-Szene hier eher lähmend: Man möchte ja endlich wissen, wie es auf der Erde aussieht, stattdessen bekommen wir etwas über das Innenleben zweier Charaktere mit, die für den Rest der Doppelfolge unwichtig sind. Und seit wann sind O’Brien und Julian wieder gut genug für so etwas befreundet? Klar, in „Kleine, grüne Männchen“ haben sie gemeinsam Nog das Buch überreicht, aber das war noch bisschen eine andere Nummer.
… während die Quark-Garak-Rotbier-Szene in „Der Weg des Kriegers“ wunderbar symbolisch die Föderation beschreibt und die merkwürdige Situation dieser beiden Charaktere, die nicht zur Föderation gehören, so ganz anders als die Föderation sind und dennoch auf die Föderation hoffen, soll Odos Reaktion auf Jadzias kleinen Streich wohl eine ähnliche Symbolik haben und Odos Andersartigkeit verdeutlichen. Leider kenne ich wohl niemanden, der es witzig finden würde, wenn jemand in sein Zimmer einbricht und alles umstellt. Das hat dann nichts mehr mit Odos oft zitierten Ordungswahn zu tun, sondern ist einfach nur dreist. Und seit wann Jadzia so ein Spaßvogel sein soll, weiß ich auch nicht wirklich.
… während wir in „Der Weg des Kriegers“ in fast jeder Szene irgendwas Neues erfahren, dass später in der Folge nochmal relevant wird, sind hier einfach viele Szenen drin, die ich unnötig finde. Dann bringt auch der Running Gag mit dem ewig keinen Witz verstehenden Morn nichts, denn die Szene, in die er einführt, bringt auch der Folge nichts. Klar kann man mal erwähnen, dass die Bajoraner, wenn sich das Wurmloch andauernd öffnet und schließt, auf gewisse Zeichen der Propheten achten, aber beispielsweise die Szene, in der Worf und Kira ihren Glauben vergleichen – so lustig der Gag auch ist, aber es sind Szenen wie diese, die in „Der Weg des Kriegers“, ohne dass ich es wirklich erklären kann, super funktionieren, während ich sie hier als enorm handlungsbremsend ansehe. Das liegt vermutlich auch daran, dass viele dieser Szenen eben an jenem Ort spielen, an dem die Musik nicht spielt.
Die Musik spielt auf der Erde. Und ja, man hat schon eine solide Arbeit geleistet, um die Erde im Spannungsverhältnis zwischen Paradies und Gefahrenzone darzustellen. Ein Wechselbalg, der als O’Brien einen gemütlichen Plausch mit Sisko hat, der Föderationspräsident, von dem ich gerne noch mehr gesehen hätte, die verheiratete Zwillingsschwester von Leah Brahms (

Zum einen sieht es irgendwie ab Folge 2 so aus, als hätten die Autoren erst nach Schreiben des Drehbuchs zur ersten Folge gemerkt, dass es die coolere Wendung wäre, wenn die Wechselbälger selbst eigentlich relativ wenig tun würden. Die ersten wirklichen Hinweise für Leytons Verrat fliegen Sisko eher zufällig entgegen… und wie das geschieht und wie es dann weitergeht, ist wirklich schlecht.
Leyton hat das alles sicherlich länger geplant. Muss er, denn sonst hätte er niemanden schicken können, um das Wurmloch zu öffnen und zu schließen. Es scheint ein ganzer Verband an Admirälen zu sein, die hinter ihm stehen, es gemeinsam mit ihm geplant haben. Und dann lässt Leyton einen wichtigen Punkt der Aktion von Kadetten ausführen, die zwar zu den Besten der Besten gehören, aber eben auch direkt den Fehler machen, auf den Sisko anspringt? Und dann sind das auch noch solche Weicheier, dass sie vor einem etwas lauter werdenden Sisko die Nerven verlieren? Beziehungsweise: Hat man den nicht gesagt, dass sie mit niemandem über ihre Machenschaften reden sollte?
Und als es dann so aussieht, als könnte Leyton es doch vertuschen, in dem er einen der betreffenden Kadetten entführt, was macht Leyton stattdessen? Zeigt direkt, dass es ER war, der alles geplant hat, indem er das Restaurant betritt. Dabei war bisher der Name Leyton noch gar nicht wirklich gefallen. Also läuft er hier direkt ins Messer.
Ich würde dem Zweiteiler gerne
2,5 Sterne
geben. Um anzuzeigen, dass Teil 2 aber im Grunde die besseren Szenen hatte (Kampf der beiden Schiffe, der O’Brien-Wechselbalg), werde ich diesem in der Episodenliste 3 Sterne geben, während Teil 1 eben die 2 Sterne bekommt. Aber das ist dann recht willkürlich.
Siskos Vater taucht hier das erste Mal auf. Die Gerüchte über seinen Tod sind also zu verfrüht, es ist “nur“ Arteriosklerose.
SPOILER
Judith Sisko wird wieder erwähnt. Schade, dass es nie für einen Auftritt gereicht hat. Wollte man sich nie auf eine Darstellerin einigen oder was war da los?
Joseph Sisko beschreibt hier übrigens eine wirklich wunderbare Methode, wie die Wechselbälger Bluttests umgehen können: jemandem Blut aussaugen und dann irgendwie in Reserve halten. Leider sehen wir das nie direkt, aber es erklärt doch so manches.
Schade finde ich, dass dieser Präsident der Föderation nicht noch einmal aufgetaucht ist. Bücher wie „Die Gesetze der Föderation“ und andere Auftritte von Nanietta Bacco in den Büchern zeigen, dass man solche Politiker auch sehr gut in die Geschichte einbinden kann – und zwar besser als es hier geschehen ist. Immerhin wird Morn immer eingebunden: Dass Quark ihm einen Witz erzählt, den er nicht versteht, wird langsam zum Running Gag.
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