[414] "Blut in der Waagschale" / "Blood on the Scales" - SciFi-Forum

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[414] "Blut in der Waagschale" / "Blood on the Scales"

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  • MrFalderal
    antwortet
    Zitat von Mayan Beitrag anzeigen
    Seine "Auf zur Erde"-Rede direkt in der Miniserie ist das einzige, was den Leuten in dieser Situation Mut gibt.
    Stimmt, das hatte ich vergessen. Einer der seltenen Fälle, wo er die Hoffnung als Mittel vorzieht.

    Er läßt Tyrol und Cally auf New Caprica siedeln, obwohl er es für einen klaren taktischen Fehler hält.
    Ich finde es ja allein schon anmaßend und gönnerhaft, dass er sie "lässt", als ob er das zu entscheiden hätte. Es ist ihr Leben. Und auch ein Soldat ist nicht dem Militär mit Haut und Haaren bis an sein Lebensende ausgeliefert, sobald er einmal eingetreten ist. Es geht hier schließlich nicht um eine Entscheidung unter Zeitdruck während einer Schlacht, sondern um eine Weichenstellung in ihrem Leben. Darüber hat er imo überhaupt keine Autorität.

    Er riskiert eine bewaffnete Auseinandersetzung mit der Pegasus und alle damit verbundenen Konsequenzen, um Helo und Tyrol vor der Hinrichtung zu bewahren.
    Was wiederum ein Beispiel für seine Eskalationsader ist.

    Unabhängig von diesen konkreten Beispielen halte ich Adamas Hingabe an sein Schiff und dessen Crew für einen seiner prägendsten Charakterzüge überhaupt. Eher noch könnte man darüber diskutieren, ob er da zu stark empfindet und handelt als zu wenig.
    Ja, auf eine dümmlich-machohafte "Militärischer-Ehrenkodex"-Art vielleicht, bei welcher "die Crew" aber relativ gesichtslos und unpersönlich ist. Dass es ihm um Individuen und deren psychologisches Wohlergehen geht, dass er sich dafür interessiert, was sie so denken und durchmachen, kann ich aber nicht sagen. Im Grunde interessiert er sich nur für wenige Menschen wirklich, darunter vielleicht Lee und Tigh. Dass er selbst Lee aus der Armee rausschmeißt, als der mal eine andere Meinung hat, spricht übrigens auch Bände.

    Er ist nach Kobol zurückgekehrt, hat sich mit Roslin versöhnt und die Flotte wiedervereint. Den Putsch selbst kann man gerne und ausgiebig diskutieren und kritisieren, das hat aber nichts mit diesem konkreten Vorwurf zu tun.
    Bitte? Adama hatte da seinen Lolli doch längst zurück und es war völlig klar, wo ab jetzt der Hammer hängt. Alleine wie gönnerhaft er Roslin wieder "eingesetzt" und sie "angekündigt" hat, damit sie dann auf seinem (!), einem militärischen Schiff ein paar demütige Worte sagen darf, treibt mir den Blutdruck hoch. Adama hätte hier für sein Verhalten zur Rechenschaft gezogen werden müssen und (zumindest nach seiner eigenen Logik dessen, was bei Insubordination und bewaffnetem Aufstand in Kriegszeiten angeht) an die Wand gestellt werden müssen. Da ich davon ja bekanntlich nichts halte, wäre zumindest eine kräftige Degradierung Pflicht gewesen, die ganze Zeremonie hätte auf einem zivilen Schiff, ohne viel Militär und von Roslin geleitet stattfinden müssen, die dann vielleicht Adama ankündigt.

    Außerdem läßt er sich trotz anfänglicher Vorverurteilung und starker Parteiischkeit aufgrund seiner Beziehung zu Roslin davon überzeugen, Baltar freizusprechen.
    Da blieb nach Lees Rede ja auch nicht mehr viel übrig. Lee hat ja völlig zurecht auch auf seine Fehlgriffe (u.a. den Militärputsch) hingewiesen und ist ja mit einer generellen "Wir müssen jetzt nach vorne schauen"-Message geendet. Adama war ja wohl völlig klar, dass er sich nach dieser Rede mit der Verurteilung Baltars selbst verurteilt hätte.

    Die Zusammenarbeit mit Teilen der Zylonen und damit gerade der Anlaß der Meuterei steht in krassem Widerspruch zu dieser Behauptung.
    Habe ja schon festgestellt, dass sein Rassismus sich gebessert hat. Seinen Umgang mit dem Aufstand macht das nicht besser.

    Zitat von Mayan Beitrag anzeigen
    Adama hat bei seinem Putsch im Gegensatz zu Gaeta keinen bewaffneten Konflikt vom Zaun gebrochen, der zahlreiche Opfer gefordert und nebenbei die Galactica zeitweise handlungsunfähig gemacht hat. Er hat diesen Konflikt außerdem auch selbst aktiv wieder beigelegt.
    Bei seinem ersten Putsch wurden vier Menschen erschossen. Du erinnerst dich? Okay, da war er nicht direkt für verantwortlich, aber er hat die Ereignisse in Gang gesetzt, die dazu führten. Gleiches gilt für Gaeta. Direkt verantwortlich ist Zarek (für das Quorum).

    Und zum Thema "die Galactica handlungsunfähig machen": Wenn sein Betthase in Gefahr ist, springt er schonmal mit der ganzen Galactica weg und lässt die Zivilflotte ungeschützt zurück. Das ist ja wohl mindestens genauso verantwortungslos.

    Ich meine außerdem mich erinnern zu können, dass Adama Gaeta zu Beginn der Meuterei im CIC und damit öffentlich mit eben diesen Konsequenzen gedroht hat. In meinen Augen kann er da einfach nicht zurück
    Das finde ich, sorry, ein ziemlich schwaches Argument. Weil er also schon in einem Anfall von Pathetik und Großmäuligkeit am Anfang Bockmist erzählt hat, muss er sich am Ende auch daran halten? Bitte!

    NBSG ist alles, aber keine Utopie.
    Ich werfe das ja auch nicht BSG vor, sondern Adama. Dass "seine" Serie keine Utopie beschreibt, entschuldigt sein Verhalten nicht. Im übrigen mache ich mir wirklich sorgen, wenn irgendjemand Leute wie Adama wirklich als Vorbild oder sowas sieht. Als das war er auch bestimmt nicht gedacht.

    Die Handlungen der Charaktere sind daher nicht in erster Linie an abstrakten Moralvorstellungen zu messen, sondern an ihrem konkreten Umfeld.
    Es gibt trotz der Situation wesenlich komplexere, Reflektiertere, moralischere und fähigere Charaktere bei BSG als Adama. So alle nämlich. Naja, zumindest ja mal Lee, Helo, selbst Baltar hat imo mehr menschliches uind sympathisches als Adama. Bei BSG machen ausnahmslos alle mal Fehler, auch schwere. Aber nirgendwo passiert so viel Bockmist, dass es derart zum Himmel stinkt. Adama hat nicht mal hier und da ein paar fragwürde Auftritte, er tritt die Demokratie mit Füßen.

    Zitat ich: "Stattdessen habe ich das Gefühl, dass hier, wie auch in der Faschismusdiskussion, relativ repititiv (und unbegründet!) behauptet wird, man könne unsere Moral ja nicht einfach auf die BSG-Situation übertragen."

    Zitat von Stormking Beitrag anzeigen
    Ich finde, Du willst hier zu sehr das Ideal einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft in eine Situation zwängen, in der es einfach nicht mehr 100%ig paßt.
    q.e.d.

    Eine Demokratie kann sich auch mal Irrwege leisten, in der Situation der Flotte kann der nächste Fehler das Ende bedeuten. Nicht einer Gruppe, nicht eines Staates, nicht eines Zeitalters. Sondern der gesamten Menschheit. Aus und vorbei, für immer.
    Wäre nett, wenn du mal auf meine "pragmatischen" Argumente eingehen würdest. Du tust immer noch so, als würde ich nur aus prinzipieller Sicht argumentieren, obwohl ich das nicht tue.
    Zuletzt geändert von MrFalderal; 05.07.2010, 17:14. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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  • Stormking
    antwortet
    Ich finde, Du willst hier zu sehr das Ideal einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft in eine Situation zwängen, in der es einfach nicht mehr 100%ig paßt. Eine Demokratie kann sich auch mal Irrwege leisten, in der Situation der Flotte kann der nächste Fehler das Ende bedeuten. Nicht einer Gruppe, nicht eines Staates, nicht eines Zeitalters. Sondern der gesamten Menschheit. Aus und vorbei, für immer.

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  • Mayan
    antwortet
    Zitat von MrFalderal Beitrag anzeigen
    Wenn du so argumentierst, hätte Adama schon mindestens zwei Mal an der Wand stehen müssen, als er geputscht hat.
    Adama hat bei seinem Putsch im Gegensatz zu Gaeta keinen bewaffneten Konflikt vom Zaun gebrochen, der zahlreiche Opfer gefordert und nebenbei die Galactica zeitweise handlungsunfähig gemacht hat. Er hat diesen Konflikt außerdem auch selbst aktiv wieder beigelegt.

    Darüberhinaus bedeutet nachgeben, die Motive des anderen verstehen und verzeihen, keine Schwäche, sondern Größe. Das heißt nicht, dass man Gaeta einfach wieder ins CIC setzen und weitermachen sollte, als sei nichts geschehen. Es heißt aber, dass ein differenzierterer Umgang mit dem Aufstand, der ja von seinen Motiven her durchaus nicht völlig absurd war, moralisch richtig, menschlich besser und für die Sicherheit der Flotte förderlicher gewesen wäre.
    Die Motive für Widerstand waren nicht völlig absurd, die Art und Weise aber war in der Situation der Flotte völlig indiskutabel. Ich meine außerdem mich erinnern zu können, dass Adama Gaeta zu Beginn der Meuterei im CIC und damit öffentlich mit eben diesen Konsequenzen gedroht hat. In meinen Augen kann er da einfach nicht zurück, insbesondere da die Meuterer ihrerseits auch keine diesbezüglichen Skrupel gezeigt haben.


    Mal davon abgesehen argumentierst Du, obgleich durchaus interessant, in meinen Augen auf völlig falscher Grundlage. NBSG ist alles, aber keine Utopie. Die Handlungen der Charaktere sind daher nicht in erster Linie an abstrakten Moralvorstellungen zu messen, sondern an ihrem konkreten Umfeld. In der Serie wird mehrfach angedeutet, dass es schon in den zwölf Kolonien gewisse gesellschaftliche Defizite gab. Du aber forderst eine Weiterentwicklung der kolonialen Gesellschaft hin zu mehr Demokratie und Liberalität inmitten eines extremst bedrohlichen Konfliktes. Das ist schlicht absurd.

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  • Larkis
    antwortet
    Zitat von MrFalderal Beitrag anzeigen
    04x12 A Disquiet Follows my Soul

    Adama ignoriert nicht nur die Entscheidung des Quorums, den Kapitänen die Entscheidung zu überlassen, ob sie Zylonen an Bord lassen wollen, er lässt sich Marines sogar gewaltsam Zutritt verschaffen. Hat er vielleicht ein schlechtes Gewissen deshalb? Hinterfragt er seine Entscheidung? Achwas, er gönnt sich mal eine wohlverdiente Auszeit zwischen den Laken mit seinem Betthäschen!
    Das ist ein reines Militärproblem, Die Schiffe müssen mit den cylonischen Sprungantrieben ausgerüstet sein und zwar alle. Sonst kann er sie nicht mehr beschützen. Und im kriegsrecht haben die Anweisungen der Militärs vorrang.

    Was hätte Picard gemacht wenn er den Auftrag hat eine Flotte Ziviler Schiffe zu schützen und die sich weigern sich ihre Warpantriebe reparieren zu lassen wobei jederzeit ein Borgkubus auftauchen kann?

    Und Zarek ist von Anfang an ein Terrorist der mehr doer weniger nur geduldet wird. Aber das ist eine einzelne Situation, bei einer Situation kann man nicht von einem regelmäßigem Verhalten sprechen.

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  • MrFalderal
    antwortet
    Zitat von Larkis Beitrag anzeigen
    Welche Belange seiner Crew haben ihn den nicht interessiert? Wo hat er sich nicht um seine Männer gekümmert und vor allem welcher 2. Militärputsch?

    Nenne bitte die genauen Folgen wo du das gesehen haben glaubst.
    04x12 A Disquiet Follows my Soul

    Adama ignoriert nicht nur die Entscheidung des Quorums, den Kapitänen die Entscheidung zu überlassen, ob sie Zylonen an Bord lassen wollen, er lässt sich Marines sogar gewaltsam Zutritt verschaffen. Hat er vielleicht ein schlechtes Gewissen deshalb? Hinterfragt er seine Entscheidung? Achwas, er gönnt sich mal eine wohlverdiente Auszeit zwischen den Laken mit seinem Betthäschen!

    Muss ich überhaupt noch erwähnen, dass er Zarek verhaften lässt und erpresst, um jeglichen Widerspruch aus der Regierung zu verhindern? Nur zur Information: Zu diesem Zeitpunkt war es noch nicht Zarek, der Autoritäten missachtet, einen illegalen Aufstand angezettelt und mit in Kriegszeiten mit Waffengewalt rebelliert hat. Hier ist es Adama, der das tut.

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  • Mayan
    antwortet
    Au fein, harte Fakten, bei denen man einfach nur Gegenbeispiele bringen muß. Los geht's!


    Zitat von MrFalderal Beitrag anzeigen
    Er hat nicht die geringsten People-Handling skills,
    Seine "Auf zur Erde"-Rede direkt in der Miniserie ist das einzige, was den Leuten in dieser Situation Mut gibt.

    interessiert sich in der Regel relativ wenig für die Belange seiner Crew (solange sie nicht zu seinen persönlichen Lieblingen gehört)
    Er läßt Tyrol und Cally auf New Caprica siedeln, obwohl er es für einen klaren taktischen Fehler hält.

    Er riskiert eine bewaffnete Auseinandersetzung mit der Pegasus und alle damit verbundenen Konsequenzen, um Helo und Tyrol vor der Hinrichtung zu bewahren.

    Unabhängig von diesen konkreten Beispielen halte ich Adamas Hingabe an sein Schiff und dessen Crew für einen seiner prägendsten Charakterzüge überhaupt. Eher noch könnte man darüber diskutieren, ob er da zu stark empfindet und handelt als zu wenig.

    und, am wichtigsten, er hat meines Erachtens nicht ein einziges Mal einen Konflikt (in den eigenen Reihen) durch Deeskalation, Diplomatie, Fingerspitzengefühl gelöst. Er hat nicht ein einziges Mal anerkannt, dass "nachgeben können" und "Fehler eingestehen" zwei der wichtigsten Qualitäten eines Anführers sind, hat nicht einmal merklich darüber reflektiert, ob er vielleicht auch unrecht haben könnte.
    Er ist nach Kobol zurückgekehrt, hat sich mit Roslin versöhnt und die Flotte wiedervereint. Den Putsch selbst kann man gerne und ausgiebig diskutieren und kritisieren, das hat aber nichts mit diesem konkreten Vorwurf zu tun.

    Außerdem läßt er sich trotz anfänglicher Vorverurteilung und starker Parteiischkeit aufgrund seiner Beziehung zu Roslin davon überzeugen, Baltar freizusprechen.

    Schließlich hinterfragt er die Gründe für den Zylonenangriff, sowohl allgemein in Bezug auf das Verhalten der Colonies als auch mit Blick auf seine eigene Rolle.

    Er löst Konflikte durch Eskalation, Autoritätsbeweise und Machtproben, mit Gewalt. Ein Konflikt wird so lange eskaliert und gekämpft, bis er ihn bedingungslos "gewonnen" und die Gegenseite unterworfen hat. Deshalb "Bulldozer".
    Die Zusammenarbeit mit Teilen der Zylonen und damit gerade der Anlaß der Meuterei steht in krassem Widerspruch zu dieser Behauptung.

    Gleiches gilt für seinen abgebrochenen Plan zur Beseitigung Cains.

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  • Larkis
    antwortet
    Welche Belange seiner Crew haben ihn den nicht interessiert? Wo hat er sich nicht um seine Männer gekümmert und vor allem welcher 2. Militärputsch?

    Nenne bitte die genauen Folgen wo du das gesehen haben glaubst.

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  • MrFalderal
    antwortet
    Oh, hey, danke für die Verteidigung hier, wäre gar nicht nötig gewesen. Ich gebe ja sogar zu, dass ich einfach gerne diskutiere und damit die Leute sich auch animiert fühlen, mitzumachen, muss dann eben manchmal ein bisschen provokant auf die Kacke gehauen werden, bevor man sachlicher weiter macht. Könnte man durchaus als Troll-Ader werten, ja :P.

    Im Übrigen wollte ich gar nicht BSG gegen TNG ausspielen. Beide Serien sind einfach anders und auf ihre eigene Art gut (auch wenn ich TNG zugegeben doch noch ein Stückchen besser finde). Es geht mir mehr um Adama, den ich so ziemlich für den verabscheuungswürdigsten Protagonisten (nicht Antagonisten) einer Serie halte, der mir bisher untergekommen ist (Roslin wäre wohl knapp zweite ^^).

    Warum das? Und warum ist er ein "Bulldozer mit Gottkaiser-Ego"? Naja, im Prinzip könnte ich einfach die vor einiger Zeit von mir losgetretene Diskussion Ist Adama ein Faschist? verlinken, aber seit meinem damaligen Stand (Ende Staffel 2) hat er sich natürlich schon entwickelt. Zum Beispiel ist er wesentlich weniger rassistisch den Zylonen gegenüber geworden. Weniger militaristisch und autoritär ist er aber nicht geworden, im Gegenteil.

    Mir will ehrlich gesagt nicht in den Kopf, wie man jemanden, der zivile Autorität nur anerkennt, wenn es ihm gerade passt, der zwei Militärputsche durchführt (also nichtmal was nach dem 1. gelernt) und auch sonst nur Präsidenten ans Ruder lässt, die ihm gerade passen, der Militärtribunale auflöst, sobald sie ihm seinen Lolli klauen, nicht als Bulldozer mit Gottkaiser-Ego bezeichnen kann.

    Darüberhinaus ist Adama wohl einer der erbärmlichsten mir bekannten Anführer. Er hat nicht die geringsten People-Handling skills, interessiert sich in der Regel relativ wenig für die Belange seiner Crew (solange sie nicht zu seinen persönlichen Lieblingen gehört) und, am wichtigsten, er hat meines Erachtens nicht ein einziges Mal einen Konflikt (in den eigenen Reihen) durch Deeskalation, Diplomatie, Fingerspitzengefühl gelöst. Er hat nicht ein einziges Mal anerkannt, dass "nachgeben können" und "Fehler eingestehen" zwei der wichtigsten Qualitäten eines Anführers sind, hat nicht einmal merklich darüber reflektiert, ob er vielleicht auch unrecht haben könnte. Er löst Konflikte durch Eskalation, Autoritätsbeweise und Machtproben, mit Gewalt. Ein Konflikt wird so lange eskaliert und gekämpft, bis er ihn bedingungslos "gewonnen" und die Gegenseite unterworfen hat. Deshalb "Bulldozer".

    Er lässt sich von niemandem etwas sagen, nutzt Waffengewalt anstatt Argumenten, erkennt keine Autoritäten außer sich selbst an. Deshalb "Gottkaiser-Ego".


    Picard ist ein völlig anderer Typ Anführer. Jedenfalls in den meisten Fällen. Er ist ruhig und besonnen, wo Adama polternd und aggressiv ist, zurückhaltend, wo Adama forsch ist. Er setzt Vertrauen in seine Leute und lässt sie machen, wo bei Adama die Autoritäten immer wieder betont werden. Picard agiert im Hintergrund und handelt nach reiflicher Überlegung zum richtigen Zeitpunkt. Am wichtigsten ist aber, dass Picard deeskaliert, indem er sich in die "Gegenseite" hineindenkt und ihr Anliegen zu verstehen versucht.

    Picard soll ein Heuchler sein? Ich erinnere mich noch daran, dass Adama in der ersten Staffel noch etwas von einer notwendigen Trennung zwischen Polizei und Militär gefaselt hat und dass seine Marines einfach nicht dafür ausgebildet sind, Polizeiaufgaben zu übernehmen und das auch nicht sollen. Im Folgenden passiert das allerdings ständig.

    @Larkis: Ich ändere meine Meinung gerne, wenn ich von Argumenten überzeugt werde. Das war in dieser Diskussion noch nicht der Fall. Auf mein grundsätzliches Argument z.B., dass gerade in der Extremsituation von BSG Vertrauen und Menschlichkeit kein Luxus, sondern überlebensnotwendig sind, weil sonst Hemmschwellen sinken und ein Klima der Gewalt gefördert wird, das nur zu mehr Chaos und Zerstörung führt, habe ich noch keine überzeugende Erwiderung gehört. Oder hab ich was überlesen? Auch hat noch keiner den "die Menschen, die Gaetas vorgehen für richtig halten, sind ja nicht einfach weg und werden sich mit seiner Hinrichtung eher in ihrer Haltung verstärken und ihn als Märtyrer sehen" -Gedanken aufgegriffen.

    Stattdessen habe ich das Gefühl, dass hier, wie auch in der Faschismusdiskussion, relativ repititiv (und unbegründet!) behauptet wird, man könne unsere Moral ja nicht einfach auf die BSG-Situation übertragen. Warum eigentlich nicht? Ich habe prinzipielle (Moral ist nur etwas Wert, wenn sie auch unter Druck besteht, sonst ist Moral nur ein Haufen leerer Worthülsen) und pragmatische (siehe 1 Absatz weiter oben) Argumente dagegen geliefert. Also bitte, your turn .

    Zitat von Mayan Beitrag anzeigen
    Gaeta war aber nicht irgendwer, Gaeta war Militär. Und ausnahmslos jedes Militär reagiert in Kriegszeiten [...] sehr verschnupft auf Insubordination oder gar Meuterei. [...] Ich bin an sich auch ein Gegner der Todesstrafe, gehe aber davon aus, daß die in diesem Fall das vorgesehene Strafmaß ist [...] und damit jede andere Handlungsweise Schwäche demonstriert hätte.
    Wenn du so argumentierst, hätte Adama schon mindestens zwei Mal an der Wand stehen müssen, als er geputscht hat. Darüberhinaus bedeutet nachgeben, die Motive des anderen verstehen und verzeihen, keine Schwäche, sondern Größe. Das heißt nicht, dass man Gaeta einfach wieder ins CIC setzen und weitermachen sollte, als sei nichts geschehen. Es heißt aber, dass ein differenzierterer Umgang mit dem Aufstand, der ja von seinen Motiven her durchaus nicht völlig absurd war, moralisch richtig, menschlich besser und für die Sicherheit der Flotte förderlicher gewesen wäre.
    Zuletzt geändert von MrFalderal; 05.07.2010, 16:11.

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  • Larkis
    antwortet
    Zitat von Mayan Beitrag anzeigen
    Moralin ist aber etwas grundlegend anderes als ahabeskes Verhalten. Ersteres ist tatsächlich ein grundlegender, mittlerweile ziemlich angestaubt wirkender Charakterzug Picards. Letzteres eigentlich - First Contact außen vor - nicht.
    Ich seh das so das Picard gerne den edlen moralischen Recken rauskehrt wenn er es sich leisten kann. I´m grund eist er aber nicht besser als die anderen. Er hält sich nur für was besseres was man im Gespräch mit Lily sehen kann.

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  • Mayan
    antwortet
    Moralin ist aber etwas grundlegend anderes als ahabeskes Verhalten. Ersteres ist tatsächlich ein grundlegender, mittlerweile ziemlich angestaubt wirkender Charakterzug Picards. Letzteres eigentlich - First Contact außen vor - nicht.

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  • Stormking
    antwortet
    Zitat von Mayan Beitrag anzeigen
    Der Ahab in "First Contact" (so Du den meinst) war dermaßen von out of character, dass ich ihn aus meinem persönlichen Fanon verbannt habe. Typische Serie goes Big Screen Krankheit.
    Ich übertreibe natürlich ein bißchen und dafür ist First Contact genau richtig. Aber Picard triefte schon immer vor Moralin, das wirkte nur früher sympathisch, als man noch an hemdsärmelige, schießwütige Proleten als "Helden" gewöhnt war.

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  • Mayan
    antwortet
    Der Ahab in "First Contact" (so Du den meinst) war dermaßen von out of character, dass ich ihn aus meinem persönlichen Fanon verbannt habe. Typische Serie goes Big Screen Krankheit.

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  • Stormking
    antwortet
    Zitat von Larkis Beitrag anzeigen
    Ansonsten ziehe ich den Trollingvorwurf erstmal zurück war wirklich unbedacht,
    Wie gnädig von Dir.

    Zitat von Larkis Beitrag anzeigen
    trotzdem würde ich gerne wissen inwieweit Adama einen Ego-Gottkaiserkomplex hat und wieso Picard das besser gemacht hätte?
    Auf die Begründung bin ich auch gespannt, schließlich halte ich Picard für einen arroganten, seine Moral vor sich hertragenden Heuchler. Jahrelang große Reden schwingen und jeden, der nicht dem Supergutmenschenschnitt der Sternenflotte entspricht, moralisch verurteilen. Aber wenn er mal selber betroffen ist, sich lässig über Vorschriften hinwegsetzen und den Ahab geben.

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  • Larkis
    antwortet
    Zitat von Stormking Beitrag anzeigen
    *Lach* Ich finde auf der verlinkten Seite nichtmal einen Kommentar von mir aber die Diskussion ist mir wohlbekannt. Da habe ich nach monatelangen Diskussionen mit Logan5 für mich beschlossen, ihn nicht mehr ernst zu nehmen und nur gelegentlich ein wenig zu sticheln, wenn er zum tausendsten Male über das ach-so-unwürdige neue BSG jammert.
    ja wiegesagt Ball flachhalten und so.

    Ansonsten ziehe ich den Trollingvorwurf erstmal zurück war wirklich unbedacht, trotzdem würde ich gerne wissen inwieweit Adama einen Ego-Gottkaiserkomplex hat und wieso Picard das besser gemacht hätte? Zumal Picard ja bei First Contact zeigt das er keine Skrupel hat vom Feind versklavte Besatzungsmitglieder zu töten und das mehrfach.

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  • Stormking
    antwortet
    Zitat von Larkis Beitrag anzeigen
    Dann sagt mir doch mal bitte wo Adama ein Gottkaiser-Ego hat? In welcher Folge hat er jemals so gehandelt?
    Hab ich irgendwo behauptet, daß ich MrFalderal zustimme?

    Zitat von Larkis Beitrag anzeigen
    Ansonsten Stormking würde ich an deiner Stelle den Ball auch mal Flach halten angesichts solcher Kommentare hier:
    http://www.scifi-forum.de/science-fi...ml#post2375245
    *Lach* Ich finde auf der verlinkten Seite nichtmal einen Kommentar von mir aber die Diskussion ist mir wohlbekannt. Da habe ich nach monatelangen Diskussionen mit Logan5 für mich beschlossen, ihn nicht mehr ernst zu nehmen und nur gelegentlich ein wenig zu sticheln, wenn er zum tausendsten Male über das ach-so-unwürdige neue BSG jammert.

    Und nicht nach einer einzigen Diskussion, die trotz ihrer Kürze bei weitem nicht so ergebnislos und repetitiv war wie ein Gespräch mit Logan5 normalerweise abläuft, herausposaunt, daß ich das Gegenüber für einen Troll halte.

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