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    Hier geht's ja weiter.

    Eszella ist krank? Tja, er war ja in den Büchern auch schon ein ergrauter Veteran. Und wieviel Jahre sind seitdem vergangen. 15? oder mehr?
    ZUKUNFT -
    das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
    Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
    Captain Future Stammtisch: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...´s-cf-spelunke

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      Mein Beispiel erinnert auch an Shape of Water oder an die Aquawesen von Hamilton oooooder an eine weitere Geschichte von Lovecraft
      Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
      Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
      Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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        Am nächsten Tag flog Curtis nach New York, um seinen alten Freund zusammen mit Joan zu besuchen. Curtis hatte Joan noch genauer beobachtet als sonst, aber es schien ihr gut zu gehen. Curtis hatte Eszella schon oft besucht, was immer schwer für ihn gewesen war. Immer stand ihm vor Augen, dass Eszella diese Krebserkrankung nicht überleben würde, während Eszella das gelassen hinnehmen konnte. Er fühlte sich dabei nicht schlecht, weil er das als Teil seines langen Lebens begriff, das nun seinem Ende entgegen ging. Für Curtis war die Vorstellung sehr viel trauriger, denn er war dabei einen seiner besten Freunde zu verlieren. Joan war nicht unruhig oder nervös. Er hatte ihr beim Frühstück von seinem Plan für den Tag erzählt. Joan hatte sich nicht dazu geäußert, wie immer, aber sie wirkte sehr wach.
        Im Krankenhaus brauchte Curtis nicht nach der Zimmernummer fragen, die kannte er bereits. Er klopfte, Eszellas Stimme bat sie herein. Curtis öffnete lächelnd die Tür.
        „Hallo Eszella! Ich habe dir jemanden mitgebracht!“
        Eszella saß in seinem Krankenbett. Er war noch dünner geworden. Neugierig blickte er zur geöffneten Tür, in der Curtis nun Platz machte für Joan. Joan blickte Eszella offen an, um ihre Mundwinkel spielte ein Lächeln. Eszella sah man an, dass er es eigentlich nicht fassen konnte. Erst war da Überraschung in seinem Gesicht zu Lesen, dann schimmerte es feucht in seinen klugen hellen Augen.
        „Joan! Mein Mädchen!“, sagte er mit erstickter Stimme und Curtis erlebte zum ersten Mal seit der Trennung, dass Joan auf einen Menschen zuging und sich umarmen ließ. Curtis schluckte, nein, sie war keine leblose Puppe!
        Eszella schob sie unruhig atmend von sich, um sie anzusehen.
        „Wunderbar siehst du aus Joan!“ Er musterte sie eindringlich. „Geht es dir und dem Baby gut?“ Joan blickte Eszella nur an, ihre Fingerspitzen fuhren über seine Wange. Curtis antwortete für Joan.
        „Ich bin zufrieden mit ihren Werten, es könnte aber durchaus sein, dass sie jeden Moment niederkommt und du live bei der Geburt dabei bist“, schmunzelte Curtis. Eszella sah ihn an.
        „Dann hättest du sie lieber zu Hause lassen sollen! Nicht, dass jetzt noch etwas passiert!“, tadelte er Curtis.
        „Sie wollte dich sehen!“, erwiderte Curtis leise. In Eszellas Augen schlich sich Bedauern. Immer wieder hatte er sich Vorwürfe gemacht, dass er zu gelassen hatte, dass Joan entgegen Curts Wunsch den Mond verlassen hatte um zur Erde zu fliegen. Er seufzte. Curtis schüttelte den Kopf.
        „Nein, es war nicht deine Schuld! Joan wäre nicht aufzuhalten gewesen, ich weiß ja, wie sie ist!“ Eszella schüttelte den Kopf.
        „Trotzdem, das werde ich mir nie verzeihen!“
        Joan nahm sein schmales Gesicht in ihre Hände. Curtis konnte ihr Gesicht nicht sehen, da sie ihm den Rücken zuwandte. Er blickte in Eszellas Gesicht. Joan schüttelte leicht den Kopf und küsste den alten Mann dann auf die Stirn.


        ****
        Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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          Sehr emotional und schön beschrieben. Schade dass der alte Haudegen nicht miterleben wird wie Joans Baby aufwächst. Er wäre ein prima Opa
          Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
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            Curtis hatte es nicht gemerkt, die Wellen des Meeres waren heute Nacht sehr laut. Joan lag nicht mehr neben ihm. Sofort sah er sich alarmiert um. Nein, sie war nicht im Schlafzimmer, auch nicht im angrenzenden Bad. Beunruhigt durchsuchte er das Haus, um dann hinaus zu sehen. Er sah gerade noch, wie sie um die Ecke auf dem Weg zum Strand bog.
            Curtis sprintete los. Was wollte sie mitten in der Nacht am Meer? War sie verrückt geworden? Es war zwar eine helle Mondnacht, aber das Meer war hier auch stellenweise gefährlich! Er kam unten am Strand an, wo Joan in ihrem Nachthemd ins Wasser trat.
            „Nein!“, rief er instinktiv vor Angst, sie könnte sich etwas antun, aber so wirkte sie gar nicht. Etwas stimmte nicht, dann beobachtete er ihre starre Haltung, ihre Hand auf dem Bauch.
            Verdammt, sie hatte Wehen! Angst würgte ihn. So wie es aussah, waren es schon starke Wehen. Er lief zu ihr.
            „Joan! Komm mit! Du musst ins Krankenhaus!“ Joan krümmte sich ächzend. Sie war erstaunlich stark. Seine Hand auf ihrem nackten Arm machte keinerlei Eindruck auf sie. Joan ließ sich rücklings in eine große Welle fallen.
            „Joan!“, Curtis hatte Angst sie würde ertrinken, aber ihr Gesicht blieb über dem fast warmen Wasser.
            „Ich rufe Grag und Otto!“, Curtis hielt sie an den Armen fest, sie beugte sich schmerzverzerrt auf. Ihre blauen Augen starrten ihn nicht nur wach an, sondern fast verzweifelt, seit der Trennung hatte er sie noch nie so erlebt.
            „Nein!“, presste sie unter den fast unmenschlichen Schmerzen der Presswehen hervor. Curtis war unfähig sich ihr in diesem Moment zu widersetzen. Sie hatte mit ihm gesprochen! Sie war wieder da! Sie wusste, was sie wollte!
            „Ich...“, versuchte er es trotzdem, doch sie schoss mit der nächsten Welle fast auf Augenhöhe zu ihm auf.
            „Es ist zu spät!“ Ihre Hände umklammerten seine Oberarme, um besser auszutreiben und um nicht unter zu gehen. Sie schrie laut auf und Curtis wusste, dass das Baby da war.
            Fast augenblicklich verebbten die hohen Wellen, mit denen sie an den Strand gespült wurden, sanft. Joan versuchte selbst nach dem Baby zu greifen, aber Curtis half ihr, zog das warme, kleine Bündel aus dem Wasser. Joan atmete schwer, aber regelmäßig. Curtis beobachtete das Baby ängstlich, das er ihr auf die Brust gelegt hatte. Es regte zittrig seine kleinen Ärmchen, das Wasser lief ihm aus Nase und Mund. Es nieste und gähnte. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Es lebte. Er lebte.
            Alles war auf einmal ruhig. Curtis legte sich neben Joan und seinen Sohn auf ihrer Brust, um beide anzusehen. Joan wirkte müde, aber nicht zu Tode erschöpft. Curtis rief über sein Phone Otto an, er solle trockene Sachen und Decken zum Strand bringen. Otto fragte nicht nach und Curtis erzählte es ihm nicht. Er würde es gleich sehen. Joan drehte ihm ihr Gesicht zu. Ihre Augen waren ganz klar.
            Otto kam.
            „Herrgott! Was ist denn hier passiert? Aber das ist ja...“, selbst Otto fehlten die Worte. Curtis richtete sich etwas auf.
            „Es ist alles gut! Nur der Kleine friert etwas!“, entgegnete Curtis und half Otto den Knirps zu zudecken.
            „Warum habt ihr uns nicht geweckt und seid ins Krankenhaus!?“, fragte Otto verdattert. Curtis schüttelte den Kopf.
            „Dazu war es zu spät!“
            Aber im Grunde war Otto das egal, er hatte sich zu Joan und dem Baby gehockt. Während Otto in Babysprache verfiel, sah Curtis Joan ernst an. Joan erwiderte den Blick fest. Curtis konntet es nicht benennen, aber etwas was ganz tief als absurde Idee in ihm gelauert hatte hatte sich in dieser Nacht manifestiert. Natürlich war das seine Joan, aber sie war noch etwas mehr. Das Meer hatte sich ihren Stimmungen angepasst, das konnte kein Zufall sein.
            War das schlimm? Trennte ihn das von seiner Frau?
            Nein!
            Curtis beugte sich zu Joan hinab, um sie zärtlich auf die Stirn zu küssen.


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            Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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              Also wenn sie das Meer beeinflussen kann.... vielleicht verwandelt sie sich noch in eine Meerjungfrau? Man kann nie wissen, was dieses eine Prozent am Ende für Auswirkungen hat
              Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
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                So Leute, bin gerade an einem neuen Projekt am basteln und habe hier gerade nicht so viel Zeit!
                Aber das hier ist ja schon seit Jahren fertig!


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                Ihm war fast etwas übel vor Müdigkeit. Sein Sohn war nachts aufgewacht und hatte Hunger, so war er aufgestanden, um das Baby zu Joan zu tragen. Bedauernd blickte er sie an. Joan hatte zwar geschlafen, aber die Hälfte der Zeit im Schlaf gewimmert. Sie begann sich zu erinnern und zu verarbeiten. Das war sehr schmerzhaft und zehrte sie aus. Sicher, er war auch müde, aber sicher nicht so wie Joan. Körperlich hatte sie kaum noch Reserven. Curtis legte seinen leise vor sich hin schmatzenden Sohn an Joans Brust. Sie erwachte nicht einmal ganz, legte ihn aber sicher an. Erschöpft, aber zufrieden blickte er sie an.
                „Vielleicht solltet ihr doch auf das Fläschchen übergehen!“, schlug Simon leise hinter ihm vor. Curtis verdrehte die Augen, nicht nur, weil Simon ihre Intimsphäre hier im Schlafzimmer ohne zu Fragen gestört hatte, sondern weil er sich in etwas einmischte, was ihn nichts anging, überhaupt nichts! Curtis drehte sich um und ging ihm entgegen. Seine grauen Augen funkelten gefährlich.
                „Wir könnten uns dann mehr um ihn kümmern und euch entlasten!“, fügte Simon hinzu.
                „Joan will es so und ich will das, was sie will!“, entgegnete Curtis knapp.
                „Ah, ja! Natürlich! Fragt sich nur, ob es gesund ist auf jemanden zu hören, der mit sich selbst gerade soviel zu tun hat!“
                „Auch wenn dich der Gedanke erschüttert, Joan ist seine Mutter und durchaus in der Lage ihn zu umsorgen!“
                „Ihn! Das namenlose Kind!“, spottete Simon leicht sarkastisch.
                „Das kommt noch früh genug! Ich und Joan sind seine Eltern! Ihr habt ja „eigene“ Kinder, um die ihr euch kümmern könnt!“, giftete Curtis leise zurück. Nein, er hatte es nicht vergessen und längst nicht vergeben.
                Simon und er maßen sich lange mit Blicken.
                „Und wenn ich Hilfe brauche, dann ist da immer noch Meggie und ihre Familie!“
                „Der ihr noch immer nicht die Wahrheit gesagt habt!“
                „Die Wahrheit ist ja besonders für dich ein dehnbarer Begriff!“, hielt Curtis ihm kalt vor.
                „Scht...“, kam es leise vom Bett hinter seinem Rücken. Sie hatten beide vergessen, dass Joan durchaus alles mitbekam. Hatte Joan alles verstanden? Curtis presste die Lippen aufeinander.
                „Wenn du doch unsere Hilfe willst, dann lass es uns wissen!“, verabschiedete Simon sich. Curtis wandte sich wieder seiner Frau zu, die den Kleinen bereits an die andere Brust angelegt hatte. Einen Moment sah er sich nur zufrieden dieses Bild an, bevor er sich zu ihnen legte. Als der Kleine satt eingeschlafen war, nahm er ihn vorsichtig zu sich hoch, um ihn in seine kleine Wiege zu legen, die auf seiner Seite des Bettes stand. Im Halbschlaf wog er den Kleinen noch eine Weile, bevor er selber etwas schlief.
                Als er am Morgen an den Frühstückstisch trat, saß Joan bereits daran und las in der Zeitung. Auf seinem Platz lag ein kleiner Zettel, Curtis nahm ihn hoch und las die vier Buchstaben. Es war Joans Schrift. Er blickte sie erstaunt an, aber sie wich ihm aus. Curtis schluckte, ein ungewöhnliches Wort, kein Name, der in seiner oder ihrer Familie vorkam, aber er begriff es durchaus als Namen.
                Iden.
                Curtis runzelte die Stirn. Wie war Joan nur darauf gekommen? War das überhaupt ein Name? Er nagte an seiner Unterlippe. Erneut fixierte er sie.
                „Iden?“, fragte er leise. Joan hob leicht den Kopf, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen. Sie atmete hörbar ein und nickte leicht. Curtis erwiderte es.
                „Okay, dann heißt er Iden! Ich melde ihn dann mal endlich an!“
                Im Laufe des Tages bekam Curtis einen Anruf aus dem Krankenhaus indem Eszella lag. Curtis schluckte, er zögerte den Anruf anzunehmen, weil er schlechte Nachrichten erwartete und es lief sowieso schon schlecht. Fatalistisch nahm er den Anruf entgegen, aber auf dem Bildschirm zeigte sich gar kein Mitleid heuchelnder Arzt, es war Eszella selber und er grinste.
                „Hallo Curtis! Du bist erstaunt mich zu sehen?!“ Curtis runzelte die Stirn.
                „Ich hatte nicht erwartet dich so gut gelaunt anzutreffen“, gestand Curtis ein.
                „Oh, ich habe ja auch allen Grund dazu! Gratuliere zum Nachwuchs! Das Geschenk kommt später!“ Eszella so großzügig über Zeit reden zu hören war fast noch seltsamer als seine gute Laune. Zudem sah Eszella wirklich munter aus. War das das letzte Aufbäumen, Curtis hatte das schon bei anderen erlebt, aber bei Eszella wirkte es so echt!
                „Ich rufe eigentlich an, um dir zu sagen, dass es eine kleine Wendung in meinem Fall gegeben hat. Meine Blutzellen haben sich erholt und mein Rückenmark produziert wieder rote Blutkörper!“ Das haute Curtis fast vom Stuhl. Eszella lachte fröhlich.
                „Egal was Joan mit mir gemacht hat, es hat geholfen!“, fügte Eszella gut gelaunt hinzu.
                „Joan?“ Eszella sah seinen jungen Freund ernst an.
                „Ja, Joan, deine Frau! Seitdem sie hier war, da geht es mir besser!“ Eszella winkte ab, als Curtis Einwände erhoben wollte. „Nein, nein! Ich weiß es genau, versuche nicht es zu relativieren! Es war Joan, es war, als sie mich berührt hat!“, behauptete Eszella fest. Curtis runzelte die Stirn.
                „Egal, wenn du daran glaubst, dann soll es mir recht sein und die Umkehr ist amtlich?“, fragte Curtis das Thema wechselnd, das andere war ihm unangenehm.
                „Ja, ist es! Ich würde euch alle gern sehen so schnell es geht! Wie heißt Euer Sohn nun eigentlich?“


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                  Fingerheb...

                  Kann Joan mich auch mal berühren? BIn gestern ab mittag flach gelegen. Der Rücken.
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                  das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
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                    Also was dieses eine Prozent Monsterchen so ausmacht... tolle Sache
                    Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
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                      Jaja, nur 1 %!!! Mr. Monster hätte auch Gutes tun können!

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                      Da Otto den Wagen fuhr war es ihm möglich das Profil seiner Frau zu beobachten. Joan wusste natürlich, dass er das oft tat, aber sie ignorierte sein Interesse für sie einfach. Inzwischen war er nicht mehr böse darüber, nicht wütend, sondern dankbar, dass sie wirklich da war, an seiner Seite. Ob es je so werden würde wie früher, das wusste er nicht, aber es machte ihn nicht mehr traurig, denn er hatte endlich etwas zurück bekommen, was ihm eine Weile abhanden gekommen war, Zuversicht, Hoffnung.
                      Der Tag würde schwer für sie werden, der erste Tag im Familienkreis. Nicht nur Meggie würde mit ihrer Familie da sein, nein, auch ihre Eltern, ihr Bruder, Eszella...
                      Unter mehreren Personen verschwand Joan einfach, es war, als wäre sie nicht mehr da, daher hatte Curtis bisher solche Situationen vermieden, doch heute war Idens Taufe. Er selber war nicht getauft, aber Joan hatte für Iden auf einer Taufe bestanden. Pater Filippi war so aus dem Häuschen, dass er sofort angeboten hatte, die Taufe im Vatikan auszurichten. Joan hatte bei diesem Angebot nicht eine Sekunde gezögert, sondern es lächelnd akzeptiert. Es war in diesem Moment gewesen, als wäre die Sonne nach einem langen und harten Winter wieder aufgegangen. Dieses Lächeln seiner Frau hatte ihn tagelang beschwingt.
                      Joan atmete tief durch, als der Wagen innerhalb des Vatikans zum stehen kam. Curtis griff instinktiv nach ihrer Hand, die er leicht drückte. Ihre blauen Augen blickten ihn kurz direkt an. Curtis lächelte aufmunternd. Es war, als läge kurz ein Lächeln um ihre Lippen, dann öffnete sie ihre Tür. Otto half ihr, Idens Sitzschale herauszunehmen. Iden schlief selig. Sein kurzes Haar war in den letzten vier Monaten gewachsen und prangte nun unübersehbar dunkelrot auf seinem Kopf. Alles war besser geworden, Joans Alpträume, tiefe Krisen, manchmal hatte er Angst gehabt, sie würde aus der Starre nicht mehr herausfinden. Er war da gewesen, hatte sie aber nie bedrängt, war ihr auf ihren nächtlichen Streifzügen durch das Haus gefolgt, die sie oft an den Strand getrieben hatten. Die Costa Brava hatte in diesem Jahr mehr Stürme erlebt als sonst.
                      Ihm machte Joan, und das was sie wohl auslösen konnte, keine Angst mehr, das waren Spiegelbilder ihrer inneren Kämpfe, das was sie erst verarbeiten musste. Curtis hatte nur den Hauch einer Ahnung, was sie gesehen und erlebt hatte, Jahrtausende, in denen eine Bestie im Blutrausch war. Konnte sie sich an alles erinnern? Oder waren das verwischte Alpträume. Er hatte das Meer gesehen, das ihrem Willen, ihren Gefühlen unterlag.
                      Simon glaubte an all das nicht, auch nicht daran, dass Joan Eszella geheilt hatte, obwohl ihm klar sein musste, dass Eszellas Überleben ein Wunder war, ein echtes Wunder. Alles medizinische hatte versagt, selbst Simon hatte Eszella aufgegeben, aber er gestand Joan diese Fähigkeit einfach nicht zu. Simon hatte Joan immer unterschätzt, schon früher.
                      Curtis gab es unumwunden zu, er war über Filippis Aufgebot nicht nur überrascht, sondern sehr beeindruckt. Mehrere Chöre sangen in der Sixtinischen Kapelle für seinen Sohn, der dem Spektakel nur mit großen blauen Augen folgte. Es war, als sehe Iden nur die Deckengemälde. Die Musik und der Rahmen machten auch ihm das Herz weit. Es gab etwas was größer war, als sie alle und in diesem Moment hatte er die Gewissheit, dass alles gut enden würde, weil es eine Macht gab, die so groß war, dass sie ihm die Möglichkeit gegeben hatte, seine Frau zurückzuholen.
                      Nach der Messe gratulierte ihm Filippi.
                      „Vielen Dank Pater!“ Curtis sah sich um. „Ich hätte nie gedacht, dass sie zulassen, dass hier etwas so profanes stattfindet wie eine Taufe!“ Filippi lachte leise.
                      „Das lassen wir im allgemeinen auch nicht. Die letzte Taufe hier liegt zweihundert Jahre zurück!“ Filippi fixierte ihn ernster. „Wir sind uns einig, dass dies unbedingt notwendig war!“ Curtis runzelte die Stirn besorgt.
                      „Ist die Seele meines Sohnes in Gefahr?“
                      „Wir alle leben in der Gefahr den rechten Weg zu verlieren, doch ihr Sohn Iden hat mehr durch gemacht als andere, deshalb hat der heilige Vater der Taufe hier zugestimmt!“
                      „Iden! Was für ein Name!“, schnaubte Simon etwas verächtlich, der ihrem Gespräch gelauscht hatte. Zum Glück war Joan etwas von ihnen entfernt, so dass sie das nicht hörte.
                      „Oh Professor, sagen sie das nicht! Iden, das sind nicht nur die Iden des März! Mit Iden bezeichneten die Römer ein Mondviertel, den Neumond! Und sind sie nicht Lunarier?“
                      Curts Lippen öffneten sich erstaunt. Nein, auch Simon hatte an diesen Zusammenhang nie gedacht.
                      „Wirklich?“, fragte Simon erstaunt. Filippi nickte.
                      „Ja, aber nun folgen sie mir bitte! Ich habe für sie alles vorbereiten lassen!“
                      Das konnte man wohl sagen. Inmitten eines riesigen Salons aus Marmor, mit antiken Möbeln hatte er eine riesige Tafel aufbauen lassen. Filippi saß am Ende der Tafel, Joan am anderen. Curtis beobachtete seine Frau sehr genau. Joan fühlte sich wohl und Iden auch. War nun alles vorbei? Gab es keinen Grund mehr zur Sorge?

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                      Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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                        Hm... ist das jetzt echt der Schluss? Ne oder?
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                        Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                        Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                          Zitat von Twister-Sister Beitrag anzeigen
                          Hm... ist das jetzt echt der Schluss? Ne oder?
                          Nein! Da kommen noch ein paar Seiten. Wollen wir mal sehen, ob CF und Joan sich nicht doch noch wieder näherkommen!
                          Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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                            Curtis war duschen gegangen, obwohl es schon so spät war. Er hatte es nicht erst lernen brauchen, er war sehr leise, lautlos, da er weder Joan noch seinen Sohn nebenan in seinem Kinderzimmer stören wollte. Der Tag war ihm endlos und anstrengend erschienen. Seit ein paar Wochen hatte er es übernommen in New York eine diplomatische Mission zu leiten, Unterhandlungen für einen Friedensvertrag zwischen Fendi und Nahab. Beides kriegerische Völker, beide rau und grob im Ton, beide hochsensibel. Es war zu Untaten auf beiden Seiten gekommen. Es war schwer, aber Curtis war auch froh wieder etwas zu arbeiten.
                            Joan und Iden waren an der Costa Brava, nicht weit weg, nur ein Katzensprung, aber er kam immer sehr spät nachhause. Joan schlief meist schon, aber er war froh sie neben sich zu haben, sie zu riechen, zu hören, ihre Wärme zu spüren, wenn ihre Hand sich unbewusst auf seine Brust legte...
                            Curtis seufzte. Manchmal tat es weh, weil er sich so sehr nach ihr sehnte, nachdem was nur sie in ihm auslösen, ihm schenken konnte, sonst niemand.
                            Er hatte die Tür geschlossen, die nun leise aufging. Joan blinzelte ins Licht.
                            „Hallo Joan!“ Stumm hatten sie den Umgang im Schlafzimmer und Bad geregelt. Joan betrat es sonst nie, wenn er darin war, dann war die Tür geschlossen. Und nun war sie trotzdem herein gekommen! Sie ging zum Badezimmerschrank, besorgt beobachtete er, wie sie bei den Medikamenten nachsah, aber dann nahm sie nur ihr Magnesium aus dem Schrank, löste es in einem Glas auf, um es dann zu trinken. Wahrscheinlich hatte sie wieder Wadenkrämpfe. Curtis wollte gerade sein T-Shirt überziehen, aber sie streckte ihre freie Hand aus, um ihn daran zu hindern. Ihre Augen hatten seine Haut fixiert. Leise stellte sie das Glas ab. Curtis hatte die Luft angehalten. Mit der zweiten Hand berührte sie ganz sachte seine Narben, ungläubig, verwirrt. Curtis wollte etwas nichtiges sagen, aber jedes Wort blieb ihm im Halse stecken.
                            Und dann hob sie den Blick, ihre Augen sahen ihn unerbittlich an, ihm war kurz, als falle er. Curtis schwappten eine Menge Gedanken und Gefühle im Wechsel entgegen, die er nicht einordnen konnte. Sie waren bedrohlich und gleichzeitig kroch in ihm etwas unangenehmes hoch, Scham...
                            Joan blinzelte, er hörte sie tief Luft holen und dann war es vorbei, Joan ließ ihn abrupt los, um lautlos wieder im Schlafzimmer zu verschwinden.
                            Ratlos blieb Curtis zurück, ohne sich regen zu können. Seine Haut prickelte immer noch an der Stelle, an der sie ihn berührt hatte. Natürlich war es vorgekommen, dass sie sich berührt hatten, aber immer unabsichtlich, doch ihre Handlung in dieser Nacht war zielgerichtet gewesen, auch wenn sie nicht dazu da gewesen war ihn in irgendeiner Weise zu erregen. Curtis schloss die Augenlider. Jetzt würde es ihm schwerer fallen als sonst neben ihr zu liegen.
                            Curtis hatte danach nicht mehr viel Zeit darüber nachzudenken, weil die Verhandlungen nicht gut liefen. Zum Glück kam man kurz vor Weihnachten zu der Einigung, sich erst im neuen Jahr wieder zu treffen, so hatten alle Zeit kurz Atem zu holen.
                            Curtis freute sich sehr auf dieses erste Weihnachten mit seinem Sohn. Den Heiligen Abend verbrachten sie in ihrem neuen zu Hause an der Küste. Ken und Eszella kamen noch dazu, für die Joan die Gästezimmer vorbereitet hatte. Sie hatte auch gekocht und gebacken, wobei Helen ihrer Tochter geholfen hatte. Es lief alles gut.
                            Es war ein schöner, unterhaltsamer Abend. Als Iden schon im Bett war, machte Ken etwas Musik an, keine Weihnachtsmusik, sondern eine von Joans favorisierten Interpreten. Es gefiel Joan, die leuchtende Augen bekam, irgendwann stand Ken auf und zog Joan vom Stuhl und sie tanzten lachend. Selbst Joan lachte, ihre Augen leuchteten, fasziniert beobachtete Curtis das. Ken bemerkte es und sagte dann: „Curtis ist der viel bessere Tänzer! Du solltest mit ihm tanzen!“
                            Curtis wurde etwas bang zumute. Ken übertrieb es schon mal gern, und er hatte keine Lust sich oder Joan vorführen zu lassen, aber Joan ließ Ken los, um vor ihm stehen zu bleiben. Curtis erhob sich mit schwachen Knien. Joan ließ sich von ihm in die Tanzhaltung ziehen.
                            Ken machte die Musik noch etwas lauter und sagte zu Eszella:
                            „Komm alter Mann gehen wir schlafen!“
                            Überrascht sah er den beiden nach. War das geplant gewesen? Warum hatte er davon nichts mitbekommen?
                            Er trat Joan etwas auf den Fuß! Von wegen guter Tänzer! Curtis nahm sich zusammen. Vorsichtig blickte er in Joans Gesicht, aber ihr Blick war auf seine Brust gerichtet, ernst. Langsam atmete er aus. Und dann war es gar nicht mehr so schwer mit ihr zu tanzen. Es war kein langsamer Tanz, aber einer der Ruhe aus strahlte, außerdem war es ein Standarttanz. Joan war ihm ganz nah, wich nicht aus, bewegte sich mit ihm, als seien sie eins. Es war schön.
                            Joan neigte ihm ihr Gesicht mehr zu, legte die Wange auf sein Hemd. Man konnte es ihr ansehen, sie lauschte, seinem Herzschlag, und Curtis biss sich auf die Unterlippe, um nicht verzweifelt einzuatmen. Er spürte ihre Wärme. Leicht verwischte ihr Bild. Und dann hörte er sie leise glucksend lachen, voller Erkenntnis, als habe sie etwas wiederentdeckt, das sie verloren hatte. Curtis schloss die Augen, spürte nur noch ihre Bewegung zu der Musik, ihre Nähe.
                            Ihre Hand löste sich von seinem Nacken, um kurz darauf mit den Fingern sanft wie ein Schmetterlingsflügel seine Wange zu berühren. Curtis gab einen kleinen Laut von sich, bevor er die Augenlider wieder öffnete. Unmittelbar sah er in ihre blauen Augen vor sich. Joan erkannte ihn, war nicht mehr distanziert. Curtis schluckte verkrampft, weil er nicht so recht wusste, was sie von ihm erwartete, ob sie überhaupt etwas erwartete. Ihre Finger fuhren erneut über sein Gesicht und nun erst bemerkte er das Funkeln an ihrer Hand. Seine Augen weiteten sich, seine Pupillen wurden ganz klein. Sie trug ihren Ring. Wie lange schon? Gestern? Heute? Heute Abend?
                            Joan blieb stehen, stellte sich auf die Zehenspitzen und endlich erwachte er aus der Erstarrung. Er schloss die Augen und küsste sie weich. Ihr Mund fühlte sich wunderbar an.
                            Da war kein Zögern, oder Zurückweichen in ihr. Curtis ließ sich Zeit, ihr die Möglichkeit sich würdevoll aus der Sache herauszuziehen, aber Joan erwiderte die Zärtlichkeiten nicht nur, sondern stachelte ihn mit ihrem ganzen Körper nur an. Seine Unsicherheit, sein Abwägen schwand, weil er nur noch fühlte.
                            Darauf hatte er solange gewartet, manchmal schon befürchtet, dass es nie mehr so sein würde. Joan schreckte nicht zurück, auch in der Nacht nicht, so als sei es für sie ganz normal, nackt bei ihm zu liegen. Sie schlief tief, während er nicht schlafen wollte. Er wollte sie festhalten, solange es dauerte und wenn sie morgen wieder ganz anders war, so hätte er jede Sekunde dieser Nacht mit ihr ausgekostet, daran würde sich nichts mehr ändern. Als es dämmerte schlief er ein.
                            ****

                            Zuletzt geändert von earthquake; 28.03.2021, 10:44.
                            Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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                              Superschön beschrieben aber redet Joan immer noch nicht oder hab ich was überlesen?
                              Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                              Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                              Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                                Zitat von Twister-Sister Beitrag anzeigen
                                Superschön beschrieben aber redet Joan immer noch nicht oder hab ich was überlesen?
                                Nein, Du hast nichts überlesen!
                                Sie schirmt sich immer noch von den Anderen ab!
                                Warum das so ist und ob sich das noch ändert, erleben wir in der nächsten Episode!

                                Habe heute "Drachen" gelesen! Das war schön. Nach ein paar Jahren kann ich mich tatsächlich wieder selbst überraschen!
                                Klar, ich weiß noch den groben Verlauf, aber ich erinnere mich nicht so an die Feinheiten!
                                War schon ziemlich freizügig geschrieben!
                                Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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