Zehnjährige nahm sich das Leben - Ist der Leistungsdruck schuld? - SciFi-Forum

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Zehnjährige nahm sich das Leben - Ist der Leistungsdruck schuld?

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    #61
    Ich kann Pirx und cmE nur zustimmen.

    Selbstmörder müssen über den Tellerrand der Kurzfristigkeit auf längerfristige Perspektiven blicken. Was ich damit sagen will ist, daß Selbstmord vermutlich sehr oft eine Kurzschlußreaktion auf ein einmaliges schlechtes Erlebnis ist. Dieser psychischen Belastung kann man sich IMO durch ärztliche Hilfe und Kontakt mit Freunden und Familie weitgehend entledigen.

    Liebe Grüße,
    Gene
    Live well. It is the greatest revenge.

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      #62
      Also Gene, behalte Dir Deinen Optimismus.
      Ich kann Deiner Aussage zwar nicht zustimmen, aber es ist immer gut, wenn man so optimistisch ist. IMHO ist es gerade die Langfristigkeit, was Menschen zum Selbstmord treibt.

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        #63
        Vieleicht kann es langfristig wie auch kurzfristig dazu führen. Solange jemand nicht selbst mal kurz vor dem Abgrund stand, wird er es auch zumindest nicht voll und ganz beurteilen können.

        Passend zum Thema: Siehe Sig.
        "Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden." - Oscar Wilde

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          #64
          Original geschrieben von op42
          Also Gene, behalte Dir Deinen Optimismus.
          Gerade die Menschen, die helfen wollen, sollten optimistisch sein.
          Sie müssen sich in die Situation des anderen hineinversetzen und helfen einen Lösungsweg zu finden. Ein demotivierter und pessimistischer Freund ist das letzte was einem potentiellen Selbstmörder hilft.

          Liebe Grüße,
          Gene
          Live well. It is the greatest revenge.

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            #65
            nur so.. wenn du andauernd Depressiv bist, dann kapselst du duch langfristig von der Familie ud von den freunden hab.. ich weiss was ich da schreibe.. also..

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              #66
              Original geschrieben von Gene
              Ich kann Pirx und cmE nur zustimmen.

              Selbstmörder müssen über den Tellerrand der Kurzfristigkeit auf längerfristige Perspektiven blicken. Was ich damit sagen will ist, daß Selbstmord vermutlich sehr oft eine Kurzschlußreaktion auf ein einmaliges schlechtes Erlebnis ist. Dieser psychischen Belastung kann man sich IMO durch ärztliche Hilfe und Kontakt mit Freunden und Familie weitgehend entledigen.

              Liebe Grüße,
              Gene
              Also, das ist ja auch wieder sehr schön formuliert. Was soll man auch auf Formulierungen wie "vermutlich sehr oft" sehr oft antworten? Kurzschlußreaktionen auf einmalige Ereignisse gibt es bestimmt, aber mindestens genauso oft, wenn nicht häufiger wird es wohl der Endpunkt einer sehr langen Zeit sein, in der die Dinge "schieflaufen".
              Zumindest kenne ich das so. Was ist übrigens, wenn man aufgrund der schiefen Entwicklung, welche das auch immer sein mag, keine Freunde und Familie mehr hat - oder das meint?

              Ich finde, es klingt immer so einfach, zu sagen, man solle, bzw. man müsse sich neue Perspektiven suchen oder ärztliche Hilfe oder so. Wir sprechen hier ja von Menschen, die dazu meist psychisch dazu gar nicht der Lage sind, denn sonst würden sie keinen Selbstmord(!) begehen. Diejenigen, die Hilfe in Anspruch nehmen, wollen ja in dem Sinne auch gar keine Selbstmord begehen, weil sie noch den Willen zum Leben haben. Diejenigen, die Selbstmord begehen, sind ja buchstäblich am Ende.

              endar
              Republicans hate ducklings!

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                #67
                Mir fällt auf, daß wir zuwenig wissen, um der Sache auf den Grund zu kommen.

                Allerdings: Ich bin nicht der Meinung, daß es genügt, selbstmordgefährdeten Personen eine optimistische Perspektive aufzuzeigen, im Sinne von "Alles wird gut" und "Es wird schon wieder". Das reicht nicht.

                Andererseits zeigen irgendwelche Studien, Untersuchungen etc., daß tatsächlich die Mehrheit der Selbstmorde in einer Weise inszeniert werden, die ein noch rechtzeitiges Auffinden der jeweiligen Person und das Verhindern des Todes geradezu herausfordert!

                Also ein unglaublich unbeholfener und verzweifelter Versuch, sich mitzuteilen und zu sagen, hey, mir geht´s beschissen.

                In diesen Fällen gibt es oft schon vorher Anzeichen - die jedoch so subtil sind, daß man sie nur schwer wahrnehmen kann.

                In der Minderheit der Fälle läßt sich ein Selbstmörder nichts anmerken, und versucht sicherzugehen, daß er an seiner Tat nicht gehindert wird. Das ist aber eher die Ausnahme.

                Auch sollte uns klar sein, daß "Hilfe annehmen" ein wirklich weiter Begriff ist. Das ist nicht einfach und nicht immer die Ab-zur-Therapie-Tour.

                Oft wird Hilfe, welcher Art auch immer, scheinbar abgelehnt, lange Zeit, aber das Angebot selbst erhält in jemandem die Hoffnung aufrecht und verhindert das Schlimmste.

                Es stimmt, daß viele depressive Menschen Kontakte abbrechen und sich isolieren. Aber ebenso denkbar ist, daß jemand scheinbar voll im Leben steht - und sich eigentlich und völlig unbemerkt wie der letzte Dreck vorkommt und tragische Schlüsse aus diesem Gefühl zieht.



                Was ich eigentlich und ursprünglich in diesem Thread zum Ausdruck bringen wollte:

                Selbstmorde gibt es immer wieder, seit die Menschen von den Bäumen runtergekommen sind. Könnten wir das wirklich nachvollziehen, wären wir alle selbstmordgefährdet.

                Aber die Ursachen darin, daß zunehmend auch Kinder und Jugendliche diese allerletzte Grenze überschreiten, sehe ich - wie in meinem ersten Post ausgeführt - in dem Zusammenspiel von gesellschaftlichem Leistungsdruck ohne Ausgleichsmöglichkeit und mangelnder Erziehung.

                Und dies unabhängig davon, was und wie genau nun jemand fühlt, der sich umbringt oder umbringen will.

                Gruß,

                Pirx
                Versucht, die Welt ein bißchen besser zu hinterlassen, als ihr sie vorgefunden habt.

                Baden-Powell, Gründer der Weltpfadfinderbewegung

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                  #68
                  Mein Psychologe erzählte mir, dass sich Selbstmorde, Selbstmordgedanken und -versuche in den letzten Jahren besorgniserregend gesteigert haben.

                  Er erklärte wie folgt, und ich hoffe, ich gebe es richtig wieder:

                  Jede Generation hat ihre eigene Mentalität, geprägt von der politischen/wirtschaftlichen Situation und Atmosphäre, den momentanen Trends etc.

                  So gibt es in jeder Generation auch ein psychologisches Krankheitsbild, das speziell und ganz besonders gehäuft vorkommt. Das war zB zu Zeiten Freuds die Neurose im Allgemeinen und vor ein paar Jahren noch Essstörungen. Neurosen und Eßstörungen sind glücklicherweise Krankheiten, die nicht vordergründig mit Aggression zu tun haben (bzw. ist die Essstörung bereits ausgelebte Aggression).

                  Die momentane "Modekrankheit", die auch liebend gerne von allen Psychologen diagnostiziert zu werden scheint, nennt sich Borderline Persönlichkeitsstörung, siedelt sich zwischen Neurose und Psychose an und hat eine ganze Menge mit Aggresion zu tun. In den meisten Fällen geht es bei den Betroffenen darum, daß sie Aggressionen nicht auf gesunde und kontrollierte Weise ausleben können. Das führt weit schneller als bei den oben genannten Krankheiten einerseits zu einem hohen Fremdaggressionspotential (siehe Littleton und Erfurt) und andererseits zu großer Autoaggression. Selbstmordversuche sind sogar ein Diagnosekriterium dafür.

                  Warum das so ist, weiß ich leider nicht und mein Therapeut auch nicht, obwohl er spekulierte, dass es damit zusammenhängt, dass unsere Eltern aus der "Lasst und hungern und kiffen-Generation" stammen (verwandte Symptomatik).

                  Jedenfalls erklärt es auf einer abstrahierten Ebene teilweise die zunehmende Selbstmordrate.

                  Phelia
                  Schaut doch mal auf meinem Blog vorbei... freue mich immer über alte Bekannte!
                  Lest *gute* Harry Potter-Fanfiction!

                  Kommentar


                    #69
                    Ja, das mit den Modekrankheiten habe ich mir auch schon gedacht, als ich das mal halbironisch auf "das ist halt modern" zusammenfasste.

                    nix für ungut.

                    endar
                    Republicans hate ducklings!

                    Kommentar


                      #70
                      Ja, in Mode ist es wohl gekommen, wobei ich mir über das Ursachengeflecht noch nicht ganz im Klaren bin. Auf einer objektiven Ebene muss doch die Teilnahme an einem brutalen Krieg viel schwerer auf der Seele lasten, als "ein paar schulische" Probleme. Immerhin habe ich noch nie von einer Suizid-Schwemme ehemaliger Landser gehört...

                      Ob Selbstmord ein Ausweg ist oder sein kann, muss jeder für sich entscheiden. Solch ein Abwägen verdient Respekt und ist keineswegs eine Flucht. Ausserdem erscheint es Aussenstehenden wie immer einfacher, als es in Wirklichkeit ist. Wurde in dem Thread aber schon ausreichend breitgetreten.
                      Recht darf nie Unrecht weichen.

                      Kommentar


                        #71
                        Original geschrieben von Narbo
                        Ja, in Mode ist es wohl gekommen, wobei ich mir über das Ursachengeflecht noch nicht ganz im Klaren bin. Auf einer objektiven Ebene muss doch die Teilnahme an einem brutalen Krieg viel schwerer auf der Seele lasten, als "ein paar schulische" Probleme. Immerhin habe ich noch nie von einer Suizid-Schwemme ehemaliger Landser gehört...
                        Kommt mir sogar sehr logisch vor. Wer in einer Zeit lebt oder lebte, in der Sterben für jeden eine so lebensnahe Sache ist, die einem selbst oder einem Angehörigen ständig drohen kann, dann erscheint das Leben wohl naturgemäß viel "lebenswerter". Man ist so sehr mit dem Überleben beschäftigt, dass etwas wie Selbstmord gedanklich schon gar nicht in Frage kommt.
                        Schaut doch mal auf meinem Blog vorbei... freue mich immer über alte Bekannte!
                        Lest *gute* Harry Potter-Fanfiction!

                        Kommentar


                          #72
                          Original geschrieben von Narbo
                          Ja, in Mode ist es wohl gekommen, wobei ich mir über das Ursachengeflecht noch nicht ganz im Klaren bin. Auf einer objektiven Ebene muss doch die Teilnahme an einem brutalen Krieg viel schwerer auf der Seele lasten, als "ein paar schulische" Probleme. Immerhin habe ich noch nie von einer Suizid-Schwemme ehemaliger Landser gehört...
                          Hhhm, das mag vielleicht daran liegen, dass darüber nicht gesprochen wird, bzw. das noch niemand mal untersucht hat.

                          Mir ist jedoch so ein Fall bekannt, zudem - worüber man auch nicht spricht - gab es in beiden W-Kriegen die "Kriegszitterer" (mehr im ersten als im zweiten).

                          endar
                          Republicans hate ducklings!

                          Kommentar


                            #73
                            Da hat Phelia wohl völlig recht - je besser es einer Gesellschaft geht, je dekadenter sie ist um so mehr verliert sie ihre chtung von den kleinen aber schönen Dingen des Lebens und letztlich dem Leben.

                            IMHO ein weiteres Anzeichen für die ebenfalls zugrunde liegende Verantwortungslosigkeit, die sich heutezutage breit macht!
                            Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
                            Makes perfect sense.

                            Kommentar


                              #74
                              Original geschrieben von endar
                              gab es in beiden W-Kriegen die "Kriegszitterer" (mehr im ersten als im zweiten).
                              Ja, aber so weit ich gelernt habe, waren das doch eher Ängste um die Angehörigen und eine gehörige Portion Paranoia vor irgendwelchen Spionen etc. Dass Selbstmord ebenfalls verbreitet war, wüsste ich nicht. Finde es aber eh enorm, wie manche Leute sowas verarbeiten können.

                              @Proton: Ach, unter Hitler (als es uns schlecht ging) wurde "Achtung vor dem Leben" praktiziert?
                              Recht darf nie Unrecht weichen.

                              Kommentar


                                #75
                                Da hat Phelia wohl völlig recht - je besser es einer Gesellschaft geht, je dekadenter sie ist um so mehr verliert sie ihre chtung von den kleinen aber schönen Dingen des Lebens und letztlich dem Leben.

                                IMHO ein weiteres Anzeichen für die ebenfalls zugrunde liegende Verantwortungslosigkeit, die sich heutezutage breit macht!
                                So ähnlich sehe ich das auch (nachzulesen weiter oben), wenn ich es auch etwas anders ausgedrückt hätte...

                                Pirx
                                Versucht, die Welt ein bißchen besser zu hinterlassen, als ihr sie vorgefunden habt.

                                Baden-Powell, Gründer der Weltpfadfinderbewegung

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