Die Wiedervereinigung Deutschlands

[ThorKonnat]

Alt:

hat das Deutsche Volk
in den Ländern Baden, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern,

Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden.

Neu:

Die Deutschen in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet. Damit gilt dieses Grundgesetz für das gesamte Deutsche Volk.

Na merkt ihr was in den Formulierungen ?

[newman]

In dem zitierten Abschnitt steht etwas von vollenden, nichts von auflösen.

Dazu musst du schon zu Art. 146 springen. (es gibt keine Paragraphen im GG)

[ThorKonnat]

Das ist richtig. Es heißt aber darin, dass jeder Deutsche zur Freiheit und Einheit streben und vollenden soll. Das impliziert auch ohne den 146er dass dieses Werk seine Gültigkeit mit Erreichen der Einheit verliert.

[Gast]

Gesetze implizieren nichts, sie sagen etwas Konkretes aus. Und die alte Präamble hat nichts weiter ausgesagt als dass das deutsche Volk seine Einheit anstreben soll. Punkt.
Und der Art. 146 sagt nichts weiter aus, als das dass GG nur durch eine vom Volk legitimierte Verfassung abgelöst werden kann. Punkt.

Jegliche Verknüpfungen dieser beiden Punkte entspringen deiner Phantasie.

[newman]

Und nach der Vollendung tritt das GG mit neuer Präambel in Kraft.
Die Einheit wurde Vollendet, ein neues Ziel wird ausgegeben. Legitimiert durch ein gewähltes gesamtdeutsches Parlament.

Ohne 146 kommst du nicht weiter und selbst mit, könnte man theoretisch immer noch argumentieren, dass kein DDRler dazu gezwungen war ausgerechnet die Allianz für Deutschland zu wählen. Da stand sogar eine PDS auf dem Wahlzettel.


Und ja es war ein Beitritt. Die bankrotte DDR trat der BRD bei.
Aber man soll nicht so tun als hätte so etwas in einem Staat mit Meinungsfreiheit und freien Wahl nicht auch Auswirkungen auf die BRD und alles östliche wäre fortan unterdrückt. Man ist nur halt in der Minderheit und durch den wirtschaftlichen bankrott erst einmal in einer argumentativ schlechten Position. Aber mit der Zeit werden Diskussionen unideologischer und differenzierter (siehe Schulsystem) und ohne die PDS wäre womöglich im Westen links von der SPD nichts mehr erstarkt. Die Ostler haben Meinungen und äußern diese (gerade Ostler halten ihre meiner Erfahrung nur selten zurück verglichen zum etwas mundfaulen Schwaben), beeinflussen damit auch die Denkweise im Westen...

[Stargamer]

Das ist richtig. Es heißt aber darin, dass jeder Deutsche zur Freiheit und Einheit streben und vollenden soll. Das impliziert auch ohne den 146er dass dieses Werk seine Gültigkeit mit Erreichen der Einheit verliert.

Das impliziert nix, sonder setzt nur ein Ziel.

Was passieren soll, wenn das Ziel erreicht ist steht dort nicht.

Ergo: Auch kein Ende der Gültigkeit des Grundgesetzes.

Das kann passieren, muss aber nicht.

[RichBoss]

Ja...wobei ich nicht annehme, dass das GG damit seine Gültigkeit verliert - weshalb auch, unsere demokratischen Freiheitsrechte wird niemand aufgeben wollen...

[maestro]

Das ist richtig. Es heißt aber darin, dass jeder Deutsche zur Freiheit und Einheit streben und vollenden soll. Das impliziert auch ohne den 146er dass dieses Werk seine Gültigkeit mit Erreichen der Einheit verliert.

Im Gegenteil. Laut der Fassung der Präambel von 1949 sollte das GG nach einer möglichen Wiedervereinigung für das ganze deutsche Volk gelten und keineswegs danach die Gültigkeit verlieren. Die Einheit ist 1989 gelungen und die Präambel wurde entsprechend geändert. Steht im übrigen schon alles weiter oben.

Art. 146 GG sagt "nur" aus, dass das GG solange gültig ist bis vom Volk eine neue Verfassung beschlossen wird. Mir ist immer noch schleierhaft warum du da eine Verbindung konstruieren willst.

[ThorKonnat]

Ich konstruiere hier gar nichts.
Der Gedanke hinter dem GG war zu seiner Beschließung, dass es nicht für immer gelten soll, sondern durch die Wiedervereinigung durch eine gemeinsame Verfassung abgelöst werden. Dass man das jetzt nicht in Verfassung umgenannt hat halte ich für Faulheit der Gesetzgebung.

Im Prinzip geht es mir auch nicht allzusehr darum ob oder ob nicht das GG die Gültigkeit verliert bei der Wiedervereinigung. Worum es mir im Ursprungspost eigenltich ging (was hier nebenbei bemerkt niemand überhaupt kommentiert hat, aber warum denn auch, stürzen wir uns lieber auf nur ein Argument) war, dass alles aus dem östl Teil des Landes automatisch aufgrund seiner Herkunft als weniger wert bzw nötig erachtet wurde. Bestes Beispiel der grüne Pfeil an Ambeln. Aber nagut. Eine Wiedervereinigung ist in meinen Augen eine Fusion beider Rechts- und Wirtschaftssysteme. Hier kann wohl kaum einer bestreiten dass die östl Teile des Landes das westl Rechtssystem aufgezwungen bekommen haben, genau wie das Geld, die Wirtschaft und alles andre auch.

[Jolly]

...dem wurde im Osten aber auch kräftig zugestimmt. Einseitige Schuldzuweisungen bringen bei diesem komplexen Thema nicht. Gepfuscht wurde jedenfalls auf beiden Seiten.

Gruß, succo

Da muss ich dir leider recht geben. Die Wiedervereinigung ging viel zu schnell mit viel zu falschen Versprechungen und viel zu hohen Erwartungen. Man hätte noch zwei drei vielleicht sogar zehn Jahre warten müssen und langsam auf einander zukommen müssen.

So war es ein kuddelmuddel von CDU SPD SED was weiß ich gemuddel. Keiner wußte was er machen sollte aber jeder hat dran rum gewurschtelt.

[Galactus]

Naja, zu den "von Kohl enttäuschten" kann ich nur sagen:
Wir wollten den ja 4 Jahre vorher schon nicht mehr. Der stand für Stillstand.
Und dann konnte er sich durch die Wv noch mal 8 Jahre sichern. Wir sind schon arme Schweine. Ich hab mir als politischer Verliererwähler damals nur gedacht:"Wenn die da drüben merken wie die gerade über`n Tisch gezogen werden/worden sind, dann kommen die alle mit ihre Kalschnikows rüber."
Ist aber z.Glück nicht dazu gekommen.

Z.Schreiben animiert fühlte ich mich von Spocky in post#3. So erfrischend wie er sollte man mit der Situation umgehen.
Die Jugend hat schon von selbst das überwunden, was die Eltern nicht konnten.

Respekt.

[Cordess]

Ich such mir mal raus was ich für relevant halte:

2. Lebten Sie in der BRD oder der DDR?

BRD

3. Wollten Sie die Wiedervereinigung?

Ja.

4. Hat sich die Gesamt-Situation in Deutschland seit der Wiedervereinigung gebessert?

Für den Westen hat sie sich definitiv verschlechtert.
Die Straßen sind im Westen unter aller Sau und müßten mal dringend renoviert werden und die Rentenkasse ist ebenfalls schlechter bedient, weil nun eine Gruppe davon profitiert, die nie reales Geld, das auch nen Wert hat, da was reingezahlt hat.
Nicht falsch verstehen, aber das ist nunmal ein Faktum, egal was die Bürger in der DDR damals geschuftet haben, die DDR Markt taugte nichts mehr und
das Kapital und eventuelle Rücklagen der DDR waren wertlos und bestenfalls geschönt. Daraus folgt also, daß der Westen die gesamte Rente stemmte und zum Großteil bezogen auf die Rücklagen auch heute noch tut.
Auch wenn das sich mit der Zeit etwas verbessert hat und nun auch noch PKW Faher kräftig in die Kassen einzahlen.

Bezügl. Ostdeutschland würde ich sagen, hat sich die Lage ebenfalls verschlechtert, zumindest wenn ich es mit der Wirtschaft in Polen vergleiche.
Lediglich bei der Infrastruktur sieht die Lage dank Westgeld besser aus.

6. Ist Ihrer Meinung nach die Aufbauhilfe für den Osten gerechtfertigt?

Nein, 12 Jahre bzw. inzwischen sind es 18 Jahre sind genug.

Die Straßen im Westen zeigen, wo jetzt Aufbauhilfe reingesteckt werden sollte.

8. Würden Sie die Wiedervereinigung rückgängig machen, wenn Sie könnten?

Nein.
Denn ich bin Optimist und denke Langfristig, in 100 Jahren könnte es sich vielleicht auch mal rückblickend betrachtet gelohnt haben.
Außerdem würde es jetzt keinen Sinn mehr machen.

[Galactus]

Nein.
Denn ich bin Optimist und denke Langfristig, in 100 Jahren könnte es sich vielleicht auch mal rückblickend betrachtet gelohnt haben.
Außerdem würde es jetzt keinen Sinn mehr machen.

Bis auf den Optimisten, den ich Pragmatiker nennen würde, stimme ich Dir zu.
Die Deutsche Wiedervereinigung ist nur eine Episode im Karusselll der immer noch stattfindenden Geschichte. Geschrieben, selbstverständlich, nur von den Gewinnern. Die einzige Geschichte, die wir bekommen, oder ?
Vielleicht sollte man die Geschichte teilen. In Gewinnergeschichte und Verlierergeschichte.
(Nur um mal die Auswirkungen zu sehen.)

Helden sollen aber Helden bleiben. deshalb zählt die THW-Hilfe bei der Flut voll mit.
"Als damals die Mauer aufgeplatzt ist, ist auch keiner mit Sandsäcken gekommen.", witzelte Ende der Neunziger noch Ingo Appelt, von dem man heute nichts mehr hört, in seiner Schmutzshow.
Er war einfach zu ekelerregend für das Mainstream-Publikum.

Heute stellt sich die Situation eben so dar, daß die Straßen im Westen aussehen wie die alten Straßen im Osten vor 20 Jahren aussahen. Hier fährt man sich mittlerweile seine SUV´s kaputt.
Alle 3 Wochen in die Werkstatt. Immer geht´s um`s Fahrwerk, ich ärger mich schon.

Aber des alles Wessiprobleme, nä ?
Wir sind ja alle reich hier. Ich auf jeden Fall nicht.
Steuerklasse 1 muß trotzdem sein.

Die "Keine Freundin Find Steuer". Betrifft alle, die zwar einigermaßen gutes Geld verdienen, aber das halt zu Zeiten, die keiner Freundin schmeckt. Sie muß dann immer Schlafen. Time Out bekommt in diesem Zusammenhang einen sehr zynischen Beigeschmack.
"Der frühe Vogel", sagen sie, fängt den Wurm. So stehen sie alle um 5:00 uhr auf um den Wurm zu kriegen.
Ich kann als Nachtarbeiter dazu nur sagen: "Auch am späten Abend ist der Wurm nicht abgeerntet.Er schlängelt sich bis zum Morgen fort."

Nicht weitersagen.

[Valdorian]

Zitat von Cordess
Nicht falsch verstehen, aber das ist nunmal ein Faktum, egal was die Bürger in der DDR damals geschuftet haben, die DDR Markt taugte nichts mehr und
das Kapital und eventuelle Rücklagen der DDR waren wertlos und bestenfalls geschönt. Daraus folgt also, daß der Westen die gesamte Rente stemmte und zum Großteil bezogen auf die Rücklagen auch heute noch tut.

Dieses Argument, sehr oft von vielen Leuten gehört, zeugt von einem falschen Verständnis unseres Rentensystems. Wir haben ein umlagefinanziertes System. Das heißt, das Geld, das man einzahlt, wird nicht angelegt und gespart, um irgendwann mal die eigene Rente damit auszuzahlen, sondern es wird sofort wieder ausgezahlt, um die Renten der aktuellen Rentner zu finanzieren. Von daher ist es natürlich auch völlig egal, dass sie "DDR-Renter" niemals was eingezahlt haben - in unserem Rentensystem wäre es ja auch nicht angelegt worden, sondern gleich an die damaligen Renter ausgezahlt worden. Die jetzigen Renten werden von den jetzigen Arbeitnehmer erwirtschaftet, völlig unabhängig davon, wer früher mal was eingezahlt hat und wer nicht. Außerdem stemmt auch der Westen nicht die ganze Rente, sondern alle Arbeitnehmer, unabhängig davon, ob sie in Ost oder West arbeiten.

[maestro]

Ich konstruiere hier gar nichts.
Der Gedanke hinter dem GG war zu seiner Beschließung, dass es nicht für immer gelten soll, sondern durch die Wiedervereinigung durch eine gemeinsame Verfassung abgelöst werden.

Stimmt, dies war das eine Möglichkeit, die die Verfasser des GG sich vorgestellt hatten. Geeintes Deutschland und neue Verfassung. Jedoch hat man sich für die zweite Möglichkeit, nämlich den Beitritt der einzelnen Länder zur BRD, entschieden und das GG entsprechend geändert. Statt Fusion eine Übernahme - wenn du es so nennen willst. Diplomatisch gesagt: Wir beide hatten recht.

Bestes Beispiel der grüne Pfeil an Ambeln. Aber nagut.

Hö? Im Westen gibts doch jede Menge Grünpfeile. Es heißt übrigens Ampel.