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Das System DDR - Die guten, schlechten Zeiten

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    #31
    Nein die DDR war wahrlich nicht das gelobte Land, aber es brannten nicht überall Höllenfeuer. Das Einzige das ich mit dieser ganzen Diskutiererei 'erreichen' will ist das Leben der Menschen in der DDR differenzierter betrachtet wird, denn nicht alle die im Lande geblieben sind waren Stasimitarbeiter oder Rote Socken.

    Es gab zu viele denen persönliches Leid und Unrecht angetan wurde. Das darf nicht kleingeredet oder vergessen werden. Aber wer mir einreden will das meine Kindheit, meine Jugend oder das Heranwachsen schlecht gewesen muss weil es hinter dem eisernen Vorhang per Definition schlecht war, dem stehe ich entgegen. Nicht weil ich einer der Unverbesserlichen bin oder in Ostalgie schwebe, nein weil ich dort ein Leben geführt habe. Und ich stelle mich dagegen das das was mich jetzt umgibt das allumfassende Gute war und ist und nur aus dieser moralischen Sicht Bewertungen vorgenommen werden. Schlechtes wird nicht automatisch gut wenn alles andere ringsrum zum Schlechten erklärt wird..

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      #32
      Nein die DDR war wahrlich nicht das gelobte Land, aber es brannten nicht überall Höllenfeuer. Das Einzige das ich mit dieser ganzen Diskutiererei 'erreichen' will ist das Leben der Menschen in der DDR differenzierter betrachtet wird, denn nicht alle die im Lande geblieben sind waren Stasimitarbeiter oder Rote Socken.
      Das hat hier auch niemand so behauptet. Vor allem weil ich mich weniger den Einwohner /Bürger widme, als dem System an sich.

      Wären alles Rote Socken oder dergleichen hätte es echt Jubel gegeben für den Mauerbau... Man sieht auch ein anderes interessantes Phänomen, das im ganzen Ostblock die DDR mit den höchsten Lebenstandard fuhr.. und das trotz der Systembedingen Einschränkungen.

      Es gab zu viele denen persönliches Leid und Unrecht angetan wurde. Das darf nicht kleingeredet oder vergessen werden. Aber wer mir einreden will das meine Kindheit, meine Jugend oder das Heranwachsen schlecht gewesen muss weil es hinter dem eisernen Vorhang per Definition schlecht war, dem stehe ich entgegen.
      Auch das stand nicht wirklich zur Debatte. Nein ein "Elendstaat" war die DDR nicht, siehe oben.

      Schlimmer ist dann die Relativierung des Unrechts oder des Schießbefehls. etc. Aber das liegt eher an mangelnden Hintergrundwissen der Jeweiligen User, wenn sie behaupten der Westgrenzer hätten auch auf Flüchtende Geschossen, oder einfach. "Jedes Land hat Fehler"


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        #33
        In der DDR-Systemkritik sind wir beide gar nicht so weit auseinander. Ich (selber) kann sie aber nicht unabhänig der äußeren Bedingungen, der Zeit oder der Menschen vollziehen. Und sicher ist auch das ich auf Grund der bitteren Erfahrungen mit Staatspolitik und Vereinnahmung heute das aktuelle Um-mich-herum sehr mistrauisch beäuge.

        (Nur wer zu den Eingesperrten gehörte kann wirklich beurteilen was es im einzelnen bedeutete, nicht der der von außen auf den Käfig schaut und zu wissen meint wie der andere sich fühle.)

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          #34
          Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
          Alta, was?

          Ich habe ja gut überlegt ob ich auf das alte "das waren aber nur x% der Bevölkerung, die demonstriert haben" eingehen soll, aber nachdem wir jetzt schon bei "In der DDR war Kabarett noch toll, weil einem die Staatsmacht da auf die Fresse gehauen hat, wenn man das Falsche gesagt hat und heute ist dem Staat ja alles egal" (= seine Meinung angstfrei sagen zu dürfen ist eigentlich was Schlechtes und staatliche Totalüberwachung voll gut, weil "der Einzelne das Gefühl hat, dem Staat wichtig zu sein") angekommen sind...
          Du schreibst wie immer einen solchen Müll. Die "freie Meinungsäußerung" ist doch am Ende nichts anderes als eine Phrase, da diese "Meinung" doch im Grunde keinerlei Auswirkung auf irgendetwas hat. Man darf sagen, XY ist Shice und ein anderen entgegnet, XY ist es nicht, hebt sich das doch am Ende auf.
          Und den restlichen Schrott von Dir, den ich so nicht gesagt habe und den Du, Dank freier Meinungsäußerung wie immer absondern darfst, lasse ich einfach unkommentiert ...
          Heaven is where the police are British, the chefs are Italian, the mechanics German, the lovers French and it all is organized by the Swiss.
          Hell is where the police are German, the chefs are British, the mechanics french and the lovers are Swiss and it all is organized by the Italians.

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            #35
            Du schreibst wie immer einen solchen Müll. Die "freie Meinungsäußerung" ist doch am Ende nichts anderes als eine Phrase, da diese "Meinung" doch im Grunde keinerlei Auswirkung auf irgendetwas hat. Man darf sagen, XY ist Shice und ein anderen entgegnet, XY ist es nicht, hebt sich das doch am Ende auf.
            Hä? Muss man das verstehen, wieso ist Freie Meinungsäußerung nur eine Phrase, weil die Exekutive nicht auf deine Meinung hört? Oh bei 82 Mio Einwohnern jedem seine Meinung eine Wirkung zugestehen...

            Nix für Ungut, aber hier gibt es ganz ganz viele Formen Mitzuwirken.. aber dafür reicht es nicht.

            Dir rate ich nochmal eine intensive Recherce zum Thema "Meinungsfreiheit" und was das bedeutet.


            Und den restlichen Schrott von Dir, den ich so nicht gesagt habe und den Du, Dank freier Meinungsäußerung wie immer absondern darfst, lasse ich einfach unkommentiert ...
            es war recht unklar was du zum Thema Meinungsfreiheit sagen wolltest. Es entstand der Eindruck seine Meinung zu Äußern sei nur von Bedeutung wenn Konsequenzen nach sich zieht..

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              #36
              Oha! Na, da hat das Triggerle aber dolle zugebissen.


              Zitat von Feydaykin Beitrag anzeigen
              es war recht unklar was du zum Thema Meinungsfreiheit sagen wolltest. Es entstand der Eindruck seine Meinung zu Äußern sei nur von Bedeutung wenn Konsequenzen nach sich zieht..
              Also ich finde, er hat sich relativ klar ausgedrückt. Freie Gesellschaft ist wieder mal so Privathobby von ein paar Gutmenschen. Mei, wir hatten hier schon kranke Irre im Forum, die gefordert haben, die Bundeswehr in Afghanistan solle Leichenschändung betreiben damit die Taliban endlich mal wissen wo der Hammer hängt oder die NATO solle die halbe Welt militärisch besetzen und Milliarden Menschen in Umerziehungslager stecken (so bisschen "Pol Pot war für Kinder"). Da ist so ein wenig "In der DDR war Kabarett noch spannend" doch echt harmlos.

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                #37
                Meinungsfreiheit und ihre Wirkung in die Gesellschaft hinein sind zwei getrennte Schienen, sollte man in der Diskussion nicht vermischen. Es gibt aber (zum Glück) auch strafrechtliche Grenzen. Wenn jemand (dann auch noch anonym) twittert in der Art "Du alte Sau Du gehörst abgestochen." oder "Mach so weiter und wir holen Dich ab." hat das mit Meinungsfreiheit absolut nichts mehr zu tun und darf so nicht tolleriert werden. Meinungsfreiheit kann also auch mißbraucht werden. Ähnlich verhält es sich mit der Pressefreiheit. Wenn ich in Richtung Boulevard-Journalismus und Paparazzi denke.

                Meinungsfreiheit und Pressefreiheit sind ein hohes Gut - aber sie müssen mit Verantwortung wahrgenommen werden! In der DDR gab es sie beide nicht und deshalb schätze ich beides sehr hoch ein und schaue besorgt auf die Verwerfungen.

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                  #38
                  Ich muss gestehen, dass ich erst 10 Jahre alt war, als die Wende war und ich als Kind viel weniger miterlebt habe, als meine Eltern. Allerdings hat mir das, was meine Eltern und ich und mein Bruder erlebt haben gereicht, um der DDR nicht hinterher zuweinen.

                  Meine Eltern, besonders mein Vater, waren gegen die DDR eingestellt. Sie haben sich geweigert wählen zu gehen, weshalb sie von "netten" Polizisten in unserer Wohnung aufgesucht und angewiesen wurden endlich wählen zu gehen, wobei vorab sowieso feststand, welche Partei gewinnen würde.

                  Meine Eltern haben irgendwann dann einen Ausreiseantrag gestellt. Sie mussten jeden Freitag zu einer Behörde und denen jeden Freitag erklären, weshalb sie das Land verlassen wollen. Das ging dann Monate so, die Leute in dieser Behörde in Berlin meinten dann irgendwann, dass meine Eltern ja ausreisen könnten, allerdings müssten sie die Kinder (also meinen Bruder und mich) in der DDR lassen. Das wars dann, danach haben sie den Antrag zurückgezogen und wurden durch meinen Onkel, der bei der Stasi war, ausgespitzelt. Meine Eltern wussten das. Wir wurden dann in der Wohnung verwanzt und wenn meine Eltern sich über was wichtiges unterhalten wollten, haben sie die Wohnung verlassen müssen. Mir haben sie dann gesagt, dass ich mit niemanden über den Ausreiseantrag sprechen dürfe. Als Kind habe ich natürlich uberhaupt nicht verstanden weshalb. Meine Eltern haben sich nach der Wende dann die Stasiunterlagen anschauen dürfen und da stand dann alles mögliche und unmögliche drin.

                  Meine Schulzeit war auch nicht so lustig, wenn man einmal in der Woche einen merkwürdigen "Nazi" äh "Pionier"nachmittig abhalten muss, um sich irgend einen Propaganda-Scheiß anhören zu müssen. Mein Vater hat es dann immer so gedreht, dass er mich in irgendwelche Sportveranstaltungen gesteckt hat, die genau an diesem Tag gelegen sind. Deshalb habe ich als Kind sehr viel Sport getrieben. Diesen komischen Pionierknoten, den man immer bei Aufmärschen tragen musste, konnte ich auch nicht. Das hat dann immer eine Freundin übernommen, die das besser konnte. Die selbst aber keine Pionierin sein durfte, weil sie in der Kirche war. Ja, ja. In der DDR wurden viele Menschen diskriminiert.

                  Allerdings haben meine Eltern wahnsinnig viel Geld verdient, durch Schwarzarbeit, die in solchen diktatorischen Systemen natürlich mehr als florieren. Allerdings konnte man das ganze Geld gar nicht ausgeben. Weder für einen schönen Urlaub, noch fur coole Autos. Aber die Wende hat uns dann die Erlösung gebracht und wir konnten das ganze Geld endlich ausgeben. Wahrscheinlich haben meine Eltern deswegen auch den Ausreiseantrag gestellt. Wohin nur mit der ganzen Kohle, haben sie sich wahrscheinlich gedacht.

                  Alles in allem fühlte ich mich im "Westen" immer am wohlsten, weshalb mein Abispruch auch hieß: Sunny (richtiger Name) findet`s am besten, im golden schönen Westen".

                  ____________________

                  Mein 3-jähriger Sohn zu einem Song von AC/DC: "Mama, warum kann die Frau nicht singen?"

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                    #39
                    Die Pionierorganisation war eine Kinderorganisation die die Kinder für die Ideale des Sozialismus in staatlicher Leseart erziehen sollte. Damit ist eindeutig eine parapolitische Organisation. Aber sie war weit mehr. Ich kann zwar nur über die mittleren 60er sprechen, kann mir aber nicht vorstellen das es zwanzig Jahre später so viel anders war. Sie war auch Lernhilfe, förderten den Gemeinschaftsgeist, die Achtung der Arbeit und der Menschen,organisierte Hilfe für Ältere.

                    Pioniernachmittage als reine Propagandaveranstaltungen habe ich wie benannt nicht erlebt. Diese Themen und die Theorien des des Marxismus-Leninismus wurden erst ab der 7. Klasse
                    im sog. Staatsbürgerkundeunterricht und in dann auch in den Reihen der Jugendorganisationen, der FDJ vermittelt. Der Pionierkoten war nur komisch wenn sich die innere Einstellung dagegen sträubte. (Ander Organisationen haben auch ihre Knoten - warum sind die nicht komisch?)

                    Mein Elternhaus hat mir keine Widerstände gegen die DDR oder der Gesellschaft mitgegeben. Ich stamme gewiss nicht aus einem "roten" Elternhaus. Mein Vater war wie mein Großvater und mein Urgroßvater private Fleischermeister. (Mein Ururgroßvater war privater Töpfermeister). Das heißt meine Familie hatte schon ein paar Einschränkung bei der Aufrechterhaltung des Handwerksbetriebes unter den gesellschaftlichen Bedingungen. Das führte aber nicht dazu das wir mit der Gesellschaft im Klitsch lagen. Meine Familie war so gesehen politisch relativ passiv. Die Werte nach denen ich erzogen wurde war relativ bürgerlich.

                    Da es mein allererstes Paßbild beinhaltet habe ich meinen Pionierausweis aufgehoben. Nicht aus Nostalgie! Ich zitiere hier mal aus dem Gelöbnis:

                    Wir Jungpioniere
                    lieben unsere Deutsche Demokratische Republik.

                    Wir Jungpioniere
                    lieben unsere Eltern.

                    Wir Jungpioniere
                    lieben den Frieden.

                    Wir Jungpioniere
                    halten Freundschaft mit den Kindern der Sowjetunion und aller Länder.

                    Wir Jungpioniere
                    lernen fleißig, sind ordentlich und diszipliniert.

                    Wir Jungpioniere
                    achten alle arbeitenden Menschen und helfen überall tüchtig mit.

                    Wir Jungpioniere
                    sind gute Freunde und helfen einander.

                    Wir Jungpioniere
                    singen und tanzen, spielen und basteln gern.

                    Wir Jungpioniere
                    treiben Sport und halten unseren Körper sauber und gesund.

                    Wir Jungpioniere
                    tragen mit Stolz unser blaues Halstuch.
                    Das alles stand nie im Widerspruch mit der Erziehung traditioneller bürgerlicher Werte. Was an dem was dort steht ist jetzt schlecht, böse oder verachtungswürdig?

                    Und wenn ihr wirklich wissen wollt was bei den Pionieren und ihren Nachmittagen los war empfehle ich die Pioniergeschichten aus der Monatskinderzeitschrift "ATZE"(1955-1991) dazu zu lesen. Über die Stadtbibliotheken kann man per Fernleihe Einsicht nehmen.
                    Zuletzt geändert von Holger58; 14.12.2019, 16:40.

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                      #40
                      Tja die Sozialistische fortführung der HJ..

                      selbe Prinzip..

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                        #41
                        Dann musst Du "Flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl" irgendwie zwischen den Zeilen gelesen haben. Jetzt würde mich nicht mehr wundern wenn Du der DDR geplanten Holokaust unterstellst. Was Du hier teilweise so in diesem Diskussionsblock einwirfst ist sowas von primitiver und niveauloser Stammtisch das es schon fast die untere Skala sprengt. Ich bin bestimmt nicht überheblich und kann auch recht gut mit anderen Meinungen und Ansichten leben, aber langsam kann ich Dich nur noch müde belächeln.

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                          #42
                          Zitat von Holger58 Beitrag anzeigen
                          Tirot Sing
                          Ich verstehe das es für Dich schwer sein muss was hier von uns scheinbar als innerdeutsches Duell ausgetragen wird nach zu vollziehen.
                          Tatsache es kann geben Streit, ich schon kann verstehen. Wahrscheinlich gibt kein Gemeinschaft, wo nicht Streit gibt. Manchmal daher auch teilt auf sich Gemeinschaft und nur für übergeordnet Ziele zusammenarbeiten, aber bei mehr Details in Ruhe lassen und nicht einmischen....
                          Obere in mein Familie in Meinung, besser man nicht gerät zwischen "Fronten", wenn Streit gibt bei Menschen von andere Kulturen, Gemeinschaften..... Besser für uns nicht einmischen, wenn nicht uns angeht und überhaupt, wenn nicht mal ich gut auskenne bei Thema! ;-)

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                            #43
                            Dann musst Du "Flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl" irgendwie zwischen den Zeilen gelesen haben. Jetzt würde mich nicht mehr wundern wenn Du der DDR geplanten Holokaust unterstellst. Was Du hier teilweise so in diesem Diskussionsblock einwirfst ist sowas von primitiver und niveauloser Stammtisch das es schon fast die untere Skala sprengt. Ich bin bestimmt nicht überheblich und kann auch recht gut mit anderen Meinungen und Ansichten leben, aber langsam kann ich Dich nur noch müde belächeln.
                            Du das war nicht der Eid der HJ. Und du kannst den Kern der Aussage nicht verstehen.

                            Ich sagte doch es ist die Sozialistische Variante der HJ, die Jugend vereinnahmen, prägen, ideologisch schulen, ein bischen Wehrkunde, loyalität gegenüber der Staatsführung..

                            Und nein das ist nicht Stammtisch, dass nennt man Analyse. Die Parallelen sind eigentlich recht leicht zu erkennen.

                            Da wurden und werden sogar immer noch Diplomarbeiten drüber geschrieben.




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                              #44
                              Zitat von Holger58 Beitrag anzeigen
                              Ich bin bestimmt nicht überheblich und kann auch recht gut mit anderen Meinungen und Ansichten leben, aber langsam kann ich Dich nur noch müde belächeln.
                              Weshalb willst du ihn belächeln. Weil er dir zeigt, wie ähnlich das System der ehemaligen DDR und das von Nazideutschland war und du es nicht wahr haben möchtest. Weil du, wie du selbst geschrieben hast, nicht besonders staatskritisch erzogen worden bist. Laut deinen Aussagen, die du uns hier in diesem Thread mitteilst, würde ich das auch so sehen.

                              Sehr viele Menschen, die aus den ehemaligen DDR-Regionen stammen und die z. T. die DDR noch nicht einmal miterlebt haben, sondern durch ihr gesellschaftliches Umfeld geprägt wurden, vertreten ähnliche Ansichten wie du. Sehr verklärt und sehr romantisierend. Für mich hinterlässt das einen recht verstörenden Eindruck, aber jedem das seine.
                              ____________________

                              Mein 3-jähriger Sohn zu einem Song von AC/DC: "Mama, warum kann die Frau nicht singen?"

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                                #45
                                Zitat von Sunny Beitrag anzeigen
                                Sehr viele Menschen, die aus den ehemaligen DDR-Regionen stammen und die z. T. die DDR noch nicht einmal miterlebt haben, sondern durch ihr gesellschaftliches Umfeld geprägt wurden, vertreten ähnliche Ansichten wie du. Sehr verklärt und sehr romantisierend. Für mich hinterlässt das einen recht verstörenden Eindruck, aber jedem das seine.
                                Vielleicht kann man solche ehrabschneidenden Äußerungen einfach unterlassen und einfach sachlich argumentieren. Du hast selber geschrieben gehabt, dass Du aufgrund Deiner negativen persönlichen Erfahrungen befangen bist. Deshalb kannst Du Dich ebenso wenig objektiv äußern, wie jemand, der überwiegend positive Erfahrungen mit der DDR gemacht hat.

                                Ich finde, dass eine einzige Perspektive nicht ausreicht, um sich die DDR als Phänomen vollständig zu erschließen. Das ist nur durch Perspektivenvielfalt möglich. Die DDR war sowohl Diktatur als auch eine für viele Menschen lebenswerte Heimat zugleich. Dass sich Menschen in der DDR wohlgefühlt haben, liegt aus meiner Sicht an folgenden Gründen:
                                1) Das Konzept der Heimat funktioniert überall und unabhängig vom Gesellschaftssystem – in der DDR aber vielleicht noch etwas besser, weil die Gesellschaft deutlich entschleunigter gewesen ist.
                                2) Viele Menschen fühlen sich der DDR verbunden, weil sie der Überzeugung sind, eine wichtige Aufgabe für die Gesellschaft übernommen zu haben (z.B. als Krankenschwester, Arbeiter). Die Ablehnung der DDR würde auch ihre eigenen Leistungen infrage stellen.
                                3) Die Widrigkeiten in der DDR (z.B. Engpässe bei der Versorgung mit bestimmten Gütern) haben dazu geführt, dass die Menschen stärker zusammenrücken und sich als Schicksalsgemeinschaft empfunden haben. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wurde auch durch die geringen ökonomischen Unterschiede zwischen den Menschen gestärkt.
                                4) Viele Erinnerungen werden im Laufe der Zeit verzerrt oder vergessen. Man erinnert sich z.B. an die Weihnachtsfeier im volkseigenen Betrieb und verdrängt das stundenlange Anstehen beim Fleischer. Anhand von persönlichen Erinnerungen lässt sich daher nur ein ungenaues Bild der DDR zeichnen.
                                5) Der Staat hat Leistungen bereitgestellt, die ihn attraktiv gemacht haben.

                                1), 2), 3) und 4) sind von der politischen Führung sicher nicht absichtlich herbeigeführt worden und somit nicht als Leistung der DDR zu würdigen. Daher würde ich Argument 5) etwas genauer ausführen. Was sind besondere Leistungen, die den Staat für seine Bürger attraktiv gemacht haben oder die man auch als Nicht-Bürger würdigen könnte?
                                • In der DDR hatte jeder Bürger per Verfassung ein Recht auf Arbeit, was er aufgrund der hohen Arbeitskraftnachfrage auch leicht einfordern konnte. Die Kehrseite der Medaille war, dass es sich gleichzeitig um eine Arbeitspflicht gehandelt hat. Arbeitsunwillige wurden daher von zu Hause abgeholt und in den Betrieb gebracht. Da die meisten Menschen in der DDR aber gerne gearbeitet haben, wurde das als positiv bewertet.
                                • Die DDR besaß eine vollumfängliche, flächendeckende und kostengünstige Versorgung mit Kindergärten.
                                • Das Bildungssystem der DDR hatte viele moderne Elemente, z.B. zentrale Lehrpläne, Trennung von Kindern erst nach der 10.Klasse, die von anderen Ländern (z.B. Finnland) teilweise übernommen wurden.
                                • In der DDR gab es eine Impfpflicht, mit der große Erfolge beim Kampf gegen bestimmte Krankheiten erzielt wurden. Heute wird es als besonderer gesellschaftlicher Fortschritt angesehen, wenn sich junge Eltern gegen das Impfen ihrer Kinder entscheiden.
                                • Die DDR hatte lange Zeit Probleme damit, ausreichend Wohnraum bereitzustellen. In den 80er Jahren konnte man den Bedarf jedoch dank ambitionierter Wohnungsbaupolitik decken. Wohnen war in der DDR sehr günstig.
                                • Die DDR war weltweit anerkannt in der Förderung des Theaters und hat somit zum Erhalt und zur Entwicklung dieser Kunstsparte beigetragen.
                                • Die DDR hatte zu vielen Staaten gute Beziehungen (z.B. Chile und Mongolei), von denen die BRD noch heute profitiert.
                                Ist keine vollständige Liste und man kann sicher auch mindestens ebenso lange Listen mit den Fehlleistungen der DDR benennen. Mein Ziel war aber, zu illustrieren, warum man der DDR auch Positives abgewinnen kann. Es gibt da ein schönes Wort, das leider viel zu selten verwendet wird, aber gut beschreibt, dass die Welt nicht nur schwarz oder weiß ist. Es heißt „Ambivalenz“.

                                Grundsätzlich fällt mir beim Vergleich zwischen der DDR und der BRD oft auf, dass man die DDR mit der heutigen BRD vergleicht. Man muss sie aber fairerweise mit der damaligen BRD vergleichen. In der DDR gab es z.B. keine Avocados zu kaufen – gab es aber auch nicht in der BRD der 80er.
                                Und die BRD der 50er und 60er Jahre war hinsichtlich der Haltung zum Nationalsozialismus längst nicht so unangreifbar, wie es bei der heutigen BRD der Fall ist. Die DDR konnte sich daher lange Zeit als antifaschistische Kraft legitimieren.

                                Abschließend noch ein paar Gedanken von mir zu der Frage, ob die DDR dieselbe Qualität habe wie das Hitler-Regime von 1933-1945. Auch wenn es viele Strukturen gibt, die in beiden Diktaturen vorkommen, finde ich, die DDR sollte in der Bewertung besser wegkommen als die Nazi-Diktatur und ich möchte dazu folgende Argumente benennen:
                                • Die Gesellschaft der DDR hatte zwar auch militaristische Züge (z.B. verkörpert durch Kampfbrigaden), aber im Gegensatz zum Deutschen Reich hat die DDR nie Krieg geführt, sondern – im Gegenteil - den Ausgleich mit seinen Nachbarn gesucht (z.B. durch Anerkennung der Ost-Grenze). Während das Deutsche Reich aus dem Völkerbund ausgetreten ist, ist die DDR der UNO beigetreten.
                                • Die Rhetorik der politischen Führung der DDR war zwar oft hohl, beschrieb aber trotzdem positive gesellschaftliche Ziele (z.B. Frieden, Freiheit, Brüderlichkeit), die stark kompatibel zu bürgerlichen Idealen waren. Ich sehe auch deutliche habituelle Unterschiede zwischen DDR-Politikern und Nazi-Politikern.
                                • Die DDR hat Menschen, die in Opposition zum System standen, bestraft, indem sie z.B. gesellschaftlich ausgegrenzt wurden. Es gibt aber deutliche Unterschiede zum Nazi-Regime: Die Gegnerschaft definierte sich nicht durch Angehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe und es gab auch keine Bemühungen, die Gegner physisch zu vernichten. Für das Euthanasie-Programm der Nazis gab es in der DDR keine Entsprechung.

                                Ich denke, ihr solltet es einfach sein lassen, den Diskussionspartner wie einen Bären am Nasenring durch die Manege zu ziehen. Wer sich selbst damit feiert, Diktaturen abzulehnen, sollte dann auch so konsequent sein, anzuerkennen, dass unterschiedliche Perspektiven auf eine Sache legitim sind.
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