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Kosovo - Grund zur Freude oder Kriegsgefahr?

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    Kosovo - Grund zur Freude oder Kriegsgefahr?

    Ihr habt ja sicher alle mitbekommen, dass sich der Kosovo gestern für unabhängig erklärt hat.

    Pristina: Kosovo erklärt sich für unabhängig - Politik - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

    Mal abgesehen von den Serben gibt es eine Menge anderer Parteien, die die Erklärung nicht für gut befinden und sich dagegen wehren u.a. Russland und China:
    Sicherheitsrat: Russland fordert Annullierung von Kosovo-Unabhängigkeit - Politik - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

    Im Endeffekt wehren sich die Staaten, bei denen ebenfalls eine Abspaltung droht.

    Ich sehe die ganze Sache mit gemischten Gefühlen. Letzten Endes hat der Kosovo sich ja gegen den Willen der Serben für unabhängig erklärt. Ist das jetzt auf internationaler Ebene eine "Zwangsenteignung" wie sie beim Bau einer Umgehungstrasse o.ä. stattfinden kann? Man hat verhandelt, aber es kam zu keinem Ergebnis, daher machen wir es einfach.
    Wenn der Bauer, sein Land nicht hergeben will, rollen einfach die Bagger an?

    Auf "diplomatischer" Ebene hat man nämlich gerade so gehandelt. Das finde ich ehrlich gesagt nicht so gut. Es bedeutet nämlich, dass man die Souveränität der einzelnen Staaten angreift.

    Ich bin gespannt wie das weiter geht. Das albanische Gebiet hört nämlich nicht an den Grenzen auf. Es erstreckt sich über weitere Staaten. Werden die sich dem Kosovo anschließen?

    Auch bedeutet es Gefahr für weitere Gebiete. Was passiert, wenn sich die Kurden für unabhängig erklären? Die Basken? Wo wir wieder bei dem Thema wären "internationale Einmischung" oder nicht. Wenn sich ein Teil des Landes abspaltet, darf die internationale Gemeinschaft eingreifen?

    Ich mag das Ganze aufgrund des geschichtlichen Hintergrunds (Serbe als Auslöser des ersten Weltkriegs) etwas Schwarz sehen, aber auf Grund der Fronten die sich nun auftun kann man es sicher auch nicht außer Acht lassen.
    Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
    Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kreuz. Und hinterher müssen sie's dann tragen. - Ingrit Berg-Khoshnavaz
    Statt 'Gier' sagen wir 'Profitmaximierung', und schon wird aus der Sünde eine Tugend. - Ulrich Wickert

    #2
    Also von Seiten der Kosovaren gab es wahrscheinlich keine andere Möglichkeit von Serbien loszukommen, als die Unabhängigkeit zu erklären. Dafür verlief es gestern ja auch noch recht friedlich. Es hätte ja auch sehr gewalttätig ablaufen könne.
    Von der Seite Serbiens hätte man wohl kaum Zustimmung erwarten können. Wenn man ihnen den Kosovo nicht gerade für eine EU-Mitgliedsschaft, einer Menge Geld oder Rohstoffe abgekauft hätte, kommt die Ablehnung Belgrads nicht gerade überraschend. Bei Montenegro war es doch auch nicht anders.

    Wichtig ist wohl jetzt, wie sich die anderen Staaten verhalten werden. Denn ein Staat bedeutet in der Welt erst etwas, wenn er international anerkannt ist. Wenn das nur ein paar wenige sind, hat es so ein Staat schon nicht so einfach. Wenn da z.B. an Nationalchina bzw. Taiwan denkt, oder die türkische Republik Nordzypern, die beide ja nur von sehr wenigen Ländern als Staat anerkannt werden.
    Ich bin gespannt, wie sich die EU oder Deutschland verhalt, denn bei der Anerkennung des Kosovos spielt ja nicht nur das Wohlwollen Serbiens eine Rolle, sondern auch dessen mächtiger Verbündeter Russland.

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      #3
      Also ich denke die EU hat mal wieder ohne Verstand was entschieden natürlich unter Druck der USA wie soll es anders auch sein.
      Meiner Meinung nach hat man den Serben gar keine andere Möglichkeit gelassen als die Unabhängigkeit des Kosovo hinzunehmen.
      Man hätte vielleicht auch eine für die Serben akzeptable Lösung finden können bzw. müssen.
      Aber durch die jetztige Situation wird die sowieso schon mehr als angespannte Lage noch komplizierter.

      Außerdem gibt es in Europa in anderen Ländern ebenfalls solche Bestrebungen von Minderheiten, damit hat man diesen Staaten nun auch nicht gerade geholfen.

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        #4
        Russlands Verhalten ist scheinheilig: wenn es um die eigenen Interessen geht, ist es sich nicht zu schade, auch mal Separatisten in anderen Ländern zu unterstützen, etwa in Abchasien und Südossetien.

        Aber letztlich ist es bei jeder Staatsgründung das gleiche Theater: Aufheulen auf der einen, Jubelgeschrei auf der anderen Seite. Der "Präzedenzfall" der immer wieder bemüht wird, wurde schon unzählige Male geschaffen, ohne dass die Welt in abertausende von Kleinstaaten zerfallen wäre.

        Das, was zählt, ist das Selbstbestimmungsrecht der Völker: wenn ein Volk wirklich seinen eigenen Staat will, dann wird es ihn früher oder später bekommen. Das kann auf die demokratische, friedliche Weise sein (dafür müssen aber auch die äusseren Umstände stimmen), oder auf gewalttätige Weise. Diese Entwicklung lässt sich letztlich aber nicht aufhalten.

        Gerade Serbien muss sich selbst die Schuld an der Abspaltung Kosovos zuschieben: dort, wo Minderheiten unterdrückt statt mit Autonomie eingebunden werden (Kosovos Autonomie wurde aufgehoben -> Konflikt. Die Autonomie der Vojvodina wurde beibehalten -> Kein Problem), entstehen Konflikte. Und nach den Übergriffen der Serbischen Truppen an den Albanern und dem anschliessenden Eingreifen der NATO 1999 wurden nun Mal Fakten geschaffen, die die Rückkehr des Kosovos unter serbische Herrschaft von vorn herein unwahrscheinlich machten. Oder würdet ihr, nachdem ihr von einem ausländischen Bündnis vor weiteren Übergriffen eures eigenen Staates geschützt worden wärt, unter die Schirmherrschaft des gleichen Staates zurückkehren wollen, zumal dieser Staat keinerlei Einsicht zeigt und weiter auf die nationalistische Karte setzt? Wohl kaum.

        Vielvölkerstaaten können funktionieren, wenn sie demokratisch-freiheitlich sind und Autonomie gezielt und vernünftig einsetzen. Alles andere wird früher oder spätern scheitern. Ich freue mich auf jeden Fall für die Kosovaren.
        Planeten.ch - Acht und mehr Planeten (neu wieder aktiv!)
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          #5
          Ich bin da eigentlich auch ganz positiv eingestellt.

          Das Beispiel mit der Enteignung aus dem Eingangspost ist IMO total falsch gewählt. Der Kosovo bzw. irgendeine Provinz gehört in meinen Augen nicht dem jeweiligen "Mutterstaat", sondern dem Souverän: dem Volk. Wenn also nun die Bevölkerung einer Provinz/Bundesstaat/etc. mehrheitlich für die Unabhängigkeit ist, dann muss man das schon aus demokratischen Gesichtspunkten anstandslos akzeptieren.
          Die Serben kommen jetzt zwar wieder mit jahrhundertealten Gebietsansprüchen an, sowas finde ich persönlich aber lächerlich und kann als Entscheidungsgrundlage nicht akzeptiert werden - die einheimische Bevölkerung sollte immer das Maß der Dinge sein.

          Abgesehen davon, dass sich das Belgrad ja auch ganz alleine mit ihrem unnachgiebigen Kurs gegenüber den Kosovaren eingebrockt hat. Es gab ja nicht ganz ohne Grund von der Nato ein paar Bomben auf den Deckel.

          Ich sehe es wie gesagt generell eh so, dass man Unabhängigkeitsbestrebungen nicht künstlich unterdrücken darf. Das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung wirkt IMO moralisch höher, als die Integrität des "Mutterstaates".
          Und zumindest in Europa kommen sie über kurz oder lang doch eh alle wieder zurück in die große Familie. Okay, bis auf die Schweiz.

          Insgesamt ist es eh lächerlich, wie man sich in der Unabhängigkeitfrage immer mit irgendwelchen Diktaturen oder nationalistischen Verbrecherregimen anbiedert. Da wäre ein konsequenterer Kurs wirklich mal angesagt, anstatt immer einzuknicken.
          Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
          Makes perfect sense.

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            #6
            Deine große Moralische Ansprache überdeckt aber nicht die zukünftigen Probleme in diesem Gebiet.
            Meiner Ansicht nach hat man sich hier in Angelegenheiten eingemischt die Sache eines Souveränen Staaten sind, ob moralisch oder nicht.

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              #7
              Meiner Ansicht nach hat man sich hier in Angelegenheiten eingemischt die Sache eines Souveränen Staaten sind, ob moralisch oder nicht.
              Du findest also, man hätte die Serben 1999 schon einfach machen lassen sollen? Schliesslich sind es ja ihre "Angelegenheiten"...
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                #8
                Was nun daraus werden wird , kann nur die zukunft zeigen.
                Prinzipiel ist es das worauf ich gehofft hatte und es ist schon mal ein gutes zeichen das die Anerkennung gut läuft, auch wen es ein paar der "schlagkräftigen" Staaten schon ziemlich nervös sind
                Ein Tropfen kann einen Ozean zum überlaufen bringen.
                "Der ELch, der saß still lächelnd da,
                der Wald um ihn her zerschoßen war.

                Ein bisschen Güte von Mensch zu Mensch ist besser als alle Liebe zur Menschheit!

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                  #9
                  Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
                  Ich sehe es wie gesagt generell eh so, dass man Unabhängigkeitsbestrebungen nicht künstlich unterdrücken darf. Das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung wirkt IMO moralisch höher, als die Integrität des "Mutterstaates".
                  Und zumindest in Europa kommen sie über kurz oder lang doch eh alle wieder zurück in die große Familie. Okay, bis auf die Schweiz.

                  Insgesamt ist es eh lächerlich, wie man sich in der Unabhängigkeitfrage immer mit irgendwelchen Diktaturen oder nationalistischen Verbrecherregimen anbiedert. Da wäre ein konsequenterer Kurs wirklich mal angesagt, anstatt immer einzuknicken.
                  Ich bin auch nicht dafür, dass Minderheiten unterdrückt werden und man Verbrecherregime toleriert.
                  Trotzdem beunruhigen mich diese Unabhängigkeitsbestrebungen auf dem Balkan. Denn ich glaube, dass so manche dieser Unabhängigkeitsbestrebungen genauso künstlich sind, wie die Unterdrückungsbemühungen der selben.
                  Wichtig ist doch, ob es den Menschen danach auch wirklich besser geht.
                  In einem Kosovo-Staat werden sicherlich nicht mehr die Albaner benachteiligt werden, aber ob es ihnen trotzdem gut gehen wird, ist eine andere Frage. Außerdem sind nun die Serben in diesem Land die Minderheit und die könnten sich wiederum gegen die Fremdherrschaft der Albaner wehren.

                  Mir ist dieser ganze Nationalismus auf dem Balkan suspekt und gerade diese immer neuen Unabhängigkeitsbestrebungen fördern den ja gerade noch.
                  Man sollte besser versuchen, den Menschen dort auf dem Balkan zu helfen, einigermaßen vernünftig leben zu können, so dass die nicht ständig auf die Idee kommen, sich zu bekriegen. Mir ist dabei egal, ob man jetzt einen Staat "Rest-Serbien" hat, oder wie man das jetzt nennen will. Ich denke, dass es besser ist, wenn es einen großen demokratischen Staat gibt, als wenn man viele kleine Pseudo-Demokratien hat, in denen die ethnische (oder "religiöse") Mehrheit wieder den Minderheiten sagt, wo es lang geht.
                  In Deutschland sind wir doch auch stolz darauf, dass wir es nach Jahrhunderten der Kleinstaaterei und Jahrzehnten der Teilung, in Frieden und relativen Wohlstand miteinander leben können.

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                    #10
                    Ist auf jeden Fall eine schwierige Situation, einerseits kann man natürlich die Albaner im Kosovo verstehen, dass sie nach den Ereignissen der letzten Jahre nicht mehr unter serbische Herrschaft zurückwollen, aber diese einseitige Unabhängigkeitserklärung war auf jeden Fall nicht der richtige Weg, ist ja klar dass Serbien und seine Verbündeten das nicht akzeptieren werden. Die EU hat sich wiedermal ziemlich scheinheilig und stümperhaft verhalten, denn in diesem Fall treten sie als Moralapostel auf, und sprechen von Souverenität für den Kosovo, aber anderen Seperationsbewegungen wie die der Kurden, der Basken oder in Abchasien und Südossetien gestehen sie diese Privilegien nicht zu, nur weil in diesen Fällen Staaten die Gebiete abtreten müssen, die Verbündete der EU bzw. NATO sind. Diese einseitige Betrachtung der Dinge ist absolut falsch, und wird sicherlich noch auf die EU zurückkommen. Ich frage mich, wie würde sich die EU verhalten, wenn es irgendwann mal Pläne für ein Groß-Albanien gibt, wo dann zB auch Mazedonien Teile von seinem Staatsgebiet abtreten muss.
                    Am besten wäre es, den Kosovo weiterhin als serbisches Gebiet zu betrachten, ihm aber eine innenpolitische Selbstverwaltung zu ermöglichen. Außerdem müssen die Kosovaren jetzt darauf schauen, dass die serbische Minderheit nicht unterdrückt wird.
                    Meine Beiträge sind genderfrei und das ist gut so

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                      #11
                      Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
                      Du findest also, man hätte die Serben 1999 schon einfach machen lassen sollen? Schliesslich sind es ja ihre "Angelegenheiten"...
                      Das ist kein Vergleich zur jetztigen Situation, aber ich fürchte durch dieses doch mehr hektische als Überlegte handeln jetzt hat man einen neuen Konflikt heraufbeschworen.
                      Wie ich schon schrieb, man hätte sich etwas mehr Zeit lassen sollen und eine für beide Seiten akzeptable Lösung finden können.
                      Auch angesichts dessen, das die Serben die noch im Kosovo leben jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit den Kosovo verlassen werden/müssen.

                      Wie Viola schon geschrieben hat, in Sachen der Basken, Kurden usw.... hält die EU wie immer die Klappe aber da unten mischen sie sich ein.

                      Außerdem ist das für mich der Beweis dafür das alles auf ein EU-Diktat rausläuft, in dem einfach in Brüssel die zerstückelung von Ländern beschlossen wird, das kanns ja auch nicht sein.

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                        #12
                        Zitat von Geordie Beitrag anzeigen
                        Ich denke, dass es besser ist, wenn es einen großen demokratischen Staat gibt, als wenn man viele kleine Pseudo-Demokratien hat, in denen die ethnische (oder "religiöse") Mehrheit wieder den Minderheiten sagt, wo es lang geht.
                        Natürlich wäre das besser. Genauso wie ein gemeinsamer israelisch-palästinensischer Staat, Vereinigte Staaten von Europa und Frieden zwischen den Stämmen in Afrika.

                        Machbar bzw. erzwingbar ist das aber nicht. Wenn die einzelnen Bevölkerungsteile eben so dumm oder durch nationalistische Parolen zu verblendet sind, dann ist räumliche Trennung IMO das Beste.

                        Ich denke ja, dass die EU da doch ein ganz gutes Vorbild ist: der freiwillige Zusammenschluss ist erst möglich, wenn man erst mal souverän war. Man kann nicht sofort mit der Weltregierung kommen. Man muss erstmal als souveräne Staaten und Völker miteinander klar kommen, dann kann man langsam Grenzen abreißen.
                        Auch dass du Deutschland erwähnst zeigt doch, dass es mit der Dampfhammer-Methode à la Jugoslawien bzw. Großserbien nicht klappen kann: Deutschland zu einen hat lange Zeit, viel Ärger, Krieg und Diskussionen gebraucht. Und in allem waren sich die deutschen Kleinstaaten wohl auch noch sehr viel ähnlicher, als es Kosovaren und Serben sind.

                        Man kann das zwar forcieren, aber das ist nur künstlich aufgesetzt und würde jede Menge Gewalt erfordern... das muss man nicht unbedingt ablehnen, aber ideal wäre es sich nicht.
                        Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
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                          #13
                          Und Amerika hat nun wieder ein paar neue Freunde hinzugewonnen.

                          Ich bin gespannt, wie Putin als kommender Prime Minister diese Sache weiter behandeln wird.
                          Klar, dass der weiterhin Russland als Einflussfaktor gelten lassen will und sicherlich auch diese Entwicklung als eine Bedrohung russischer Interessen anprangern wird.

                          Schon komisch, irgendwelche "Spielbälle" scheinen die Supermächte immer haben zu wollen, selbst wenn diese es schon lange nicht mehr sind.
                          "Education is the most powerful weapon which you can use to change the world."Nelson Mandela
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                            #14
                            @Mr. Viola: Dass die EU sich nicht bei allen Separationskonflikten gleich verhält, ist richtig. Aber diese Konflikte sind auch nicht wirklich gleich oder vergleichbar: Spanien hat nie eine grosse Militäroffensive gestartet, um Basken zu töten und zu vertreiben, dort geht die Gewalt von einer terroristischen Organisation aus, die nicht gewillt ist, den demokratischen Weg zu gehen (natürlich ist mir klar, dass auch von spanischer Seite aus nicht alles mit sauberen Dingen läuft - die Konflikte sind aber denoch sehr verschieden von der Situation in Kosovo). In der Türkei fordert die EU schon lange, dass den Kurden mehr Autonomie zugestanden wird, und die Mehrheit der Kurden will schon heute keinen unabhängigen Staat mehr, dafür aber Autonomie und Anerkennung - und wie es scheint, ist man auch langsam, langsam auf dem Weg dorthin. Es gilt eben, für jeden Konflikt die massgeschneiderte Lösung zu finden. Ein Verbleib Kosovos bei Serbien war angesichts der vergangenen Ereignisse einfach undenkbar.

                            Natürlich muss der Minderheitenschutz im Kosovo gewährleistet sein: das ist ja auch eines der zentralen Anliegen der eurpäischen Mission im Kosovo. Der neue Staat weiss auch, dass man ihn genau daran international messen wird - nicht umsonst verewigt die neue Flagge die Minderheiten mit Sternen, und nicht umsonst hat sich der neue Ministerpräsident in serbischer Sprache an die Minderheit gewandt und sie gebeten, beim Aufbau des neuen Staates mitzuhelfen. Das sind zumindest starke Symbole, die man in Belgrad nie zu sehen bekommen hätte.

                            Zitat von Atahualpa
                            Wie ich schon schrieb, man hätte sich etwas mehr Zeit lassen sollen und eine für beide Seiten akzeptable Lösung finden können.
                            Beide Seiten verharrten stur auf ihrer Position, zwischen der es keinen Kompromiss geben konnte: Die einen wollten nur Eigenstaatlichkeit, die anderen nur Verbleib im Staat. Dieser ewige Schwebezustand ist zudem Gift für die Entwicklung des Kosovos: wie sollen Investoren angezogen werden, wenn man nicht mal weiss, wer das Sagen hat im Land, welche Gesetze gelten, ja nicht einmal, welche Telefonvorwahl oder Internetdomain man zu benutzen hat?

                            Von "hektisch" und unüberlegt kann zudem keine Rede sein: Kosovo ist seit 1999 besetzt, und man hat seit diesem Zeitpunkt mit der Unabhängigkeitserklärung zugewartet - immerhin 9 Jahre!
                            Planeten.ch - Acht und mehr Planeten (neu wieder aktiv!)
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                              #15
                              Deutschland scheint sich erst mal mit einer Anerkennung zurückzuhalten:

                              Diplomatie : Merkel zögert mit der Anerkennung Kosovos - NachrichtenPolitik - WELT ONLINE
                              Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
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