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Tibet-Debatte:Doppelte Wahrheit

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    Tibet-Debatte:Doppelte Wahrheit

    In der Tat haben die westlichen Medien trotz der Gewaltanwendung der tibetischen Protestanten viel Mitleid mit den Tibetern.Das liegt vor allem daran dass die tibetische Bevölkerung laut der westlichen Vorstellung seit Jahrzehnte von China unterdrückt wird und dass den Tibetern sehr viel Unrecht von China getan wurde.Deshalb zeigen die westlichen Medien trotzdem Verständnisse für die Wut der tibetischen Jugend.

    Die Chinesen rechtfertigen sich mit der Aussage dass Tibet schon immer ein Teil von China sei und deswegen die „seperatischen“Ziele der „Dalai Clique“ rechtswidrig seien.

    Jedoch beruhen sie sich auf die falsche Interpretation der Geschichte.

    Die wahre Geschichte:

    Die Chinesen (Han Chinesen) waren in der Geschichte nie an Tibet interessiert.Ein Agrarvolk wie die Chinesen fand Tibet uninteressant.Also war Tibet in der Geschichte NIE ein Teil Chinas.
    1)Die meisten Chinesen wollen nicht zugeben dass die Yuan Dynastie,die Tibet erstmals erobert hatte,eigentlich gar keine chinesische Dynastie war. Sie war eine mongolische Dynastie.Ein mongolisches Reich,das im Laufe des 13.Jahrhunderts sowohl China und Korea, als auch Tibet mit der maßlosen Gewalt eroberte.

    Tibet und China wurden beide von den Mongolen besetzt.Aber das heißt nicht dass Tibet ein Teil von China war.Es ist genauso absurd zu sagen dass Ägypten ein Teil von Griechenland sei,nur weil die beiden Länder Teile vom Osmanischen Reich waren.


    2)Nachdem die Mongolen im 14.Jahrhundert aus China vertrieben worden waren, wurde Tibet auch unabhängig.Tibet hat nie zu dem darauf folgenden Ming Reich von China gehört.

    3)In der Mitte von 17. Jahrhundert eroberten die Halbnomaden Mandschu aus der Mandschurei das chinesische Reich(Ming Reich),das zuvor vom Bürgerkrieg zertrümmert worden war. Im 18. Jahrhundert nahmen die Mandschu Truppen auch Tibet ein.

    Ich denke nicht dass man das Mandschu Reich(1636-1911) mit dem Begriff „China“ gleichsetzen darf.

    Die Mandschu sprachen eine andere Sprache,hatten eine ganz andere Kultur und Schrift und hatten seit der Besetzung Chinas die chinesische Bevölkerung kulturell unterdrückt.Die Chinesen wurden als Menschen zweiter Klasse behandelt.

    Sun Yat-sen,der Staatsvater der chinesischen Republik,hat während der Revelution von 1911 ausgerufen:“Vertreibt die Tataren und Stellt China wieder her!“

    Demzufolge kann man sich feststellen dass das Mandschu Reich nicht „China“ war.

    Die Geschichte wurde aber in China später nach der Umstürzung des Mandschu Reiches uminterpretiert:

    Das Mandschu Reich wurde plötzlich als „China“ in die Geschichte interpretiert.

    Ein entscheidender Grund dafür war dass die Mandschu im 1911 schon sehr sinisiert waren sodass man sie kaum von den Chinesen unterscheiden konnte.Ein weiterer Grund war dass die Mandschurei,das Heimatland der Mandschu, mit der Auflösung des Reiches auch in die Hände der Chinesen gefallen war. Die Chinesen wollten diese Gebiete plus andere Gebiete (Tibet) gerne behalten,die zu Erben des Mandschu Reiches gehörten.

    Folge: Das Mandschu Reich Qing und das Mongolenreich Yuan wurden allesamt als chinesische Kaiserreiche interpretiert.Plötzlich hieß es:Tibet war seit Jahrtausend ein Teil von China.


    Zu dieser Zeitpunk(1911-1912) hat Tibet bereits unabhängig erklärt.Die Republik China hatte Tibet nie als ein unabhängiges Land anerkannt und beanspruchten zugleich auf das Land.Jedoch war die Republik so schwach,dass sie militärisch nicht eingreifen konnte.

    1950-----Nach dem Sieg der Kommunisten in China und der Staatsgründrung der VR.China marschierten chinesische Truppen in Tibet ein.Der Westen hat aber kaum auf diese Invasion reagiert.Das verdanken die Kommunisten den KMT der Republik China.

    Denn die Republik China war international anerkannt und hatte durch ihre Verdienste im zweiten Weltkrieg hohes internationales Ansehen erworben.Der Anspruch der Republik China auf Tibet war selbstverständlich auch von dem Westen teilweise anerkannt worden.

    Die Republik China saß im 1950 in Taiwan fest,aber sie hob ihren Anspruch auf Tibet nicht auf.Deshalb war auch nichts „Verwerfliches“ für den Westen,wenn die chinesischen Truppen der VR China Tibet besetzten.Schließlich waren die chinesischen Kommunisten auch Chinesen.

    Nach dem blutigen Aufstand in Tibet in 1959,bei dem allein in der Region von Lhasa 87.000 Tibeter umkamen,kritisierte der Westen VR.China scharf. Nachdem der Dalai Lama später im Westen hohes Ansehen errungen hat, unterstürzen die westlichen Medien seither für die Freiheit der Tibeter.


    ………………………………………………………………………………………………........

    So viel zur Geschichte.Nun komme ich auf die Frage zurück,warum die meisten Chinesen denn so überhaupt kein Verständnis für die Unabhängigkeitswünsche der Tibeter zeigen.

    1)Die Chinesen dachten sie hätten die Tibeter von einer finsteren Sklavengesellschaft des Lamatums befreit und hätten den Tibetern schließlich Wohlstand und Glück gebracht.

    Dabei übersehen sie bewusst die tiefe Religiosität der Tibeter.
    Die Tibeter waren auch keines Falls dankbar für die sogenannte Befreiung durch die Chinesen.

    Dass die Chinesen überhaupt nichts von der Religiosität der Tibeter verstehen,zeigt sich durch folgendes Beispiel:


    In den 80er Jahren wurde die Unterdrückung der Tibeter von China bisschen nachgelassen.
    Da kehrte der Bruder von dem Dalai Lama wegen einer Einladung der VR China mit einer Delegation nach Tibet zurück.Die Funktionäre der KPCH befahlen der tibetischen Bevölkerung,diesen Mann nicht mit stein oder Eiern zu bewerfen,da er ein Gast der Partei sei.Sie dachten wirklich dass die Tibeter sonst das tun würden,da diese ja seit 20 Jahren von den Chinesen die Gehirnwäsche verpasst bekommen haben, die seperatistische „Dalai Clique“ zu hassen.

    Was passierte da?

    Tausende Tibeter gingen auf die Straße,weinten und flehten den Mann an,sie zu berühren.

    Die Funktionäre der KP waren von diesem Bild total schockiert.


    2)
    Die Minderheitspolitik der VR. China war in der Tat günstig für die Tibeter.Zumindestens laut der Verfassung werden sie bevorzugt.Zum Beispiel bekommen die Angehörige der Minderheiten(ink.Tibetern) mildere Strafen als die ethischen Chinesen(Han Chinesen),wenn diese Straftaten begehen.Ausserdem werden viele Angehörige der Minderheiten oft von dem Gericht von der Todesstrafe begnadigt,die sonst wegen der Straftaten zum Tode verurteilt werden würden.

    Ob alle chinesischen Behörden in Tibet tatsächlich diese Politik durchsetzen ist eher
    fragwürdig.

    Laut der Aussagen vieler Exil-Tibeter werden die Tibeter von den chinesischen Militärpolizisten oft misshandelt.Auch heißt es dass die Chinesen in Tibet von den chinesischen Firmen bevorzugt werden.Das kann alles möglich sein,da die Chinesen immerhin besser Chinesisch sprechen können und dadurch oft bessere Schulausbildung haben.

    Auch kommen jährlich nach der Eröffnung der China-Tibet-Bahnstrecke viel mehr chinesische Einwanderer auf der Jobsuche nach Tibet.Sie sind den Tibetern im Konkurrenz oft überlegen.Die Tibeter haben langfristig gegen die Zuströmung chinesischer Einwanderer auf dem Arbeitsmarkt keine Chance.

    Die chinesische Kultur,die die hunderttausenden chinesischen Zuwanderer mitbrachten veränderte das Bild Tibets auf sehr dramatische Weise.Tibetische Kultur wird mehr und mehr nur eine Show für die chinesischen Touristen.

    Diese Fakten wollen die meisten Chinesen leider nicht gestehen oder verstehen.Viele chinesische Kleinbürger fühlen sich sogar als Menschen zweiter Klasse im Vergleich mit den Tibetern, die laut ihrer Meinung von der „Gesetzgebung“ bevorzugt werden.


    Sehr kontrovers,nicht wahr?

    Dennoch sind beide Sachen Realitäten.Die Chinesen verstehen die Tibeter nicht,da sie der Ansicht sind dass die Tibeter schon von dem Staat so gut behandelt werden.

    Die Tibeter sehen ihre alte Kultur in akuter Gefahr.Sie sehen auch keine Zukunftsperspektive,wenn die chinesische Zuwanderung nach Tibet weitergehen sollte.


    .
    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

    mzhu schrieb nach 1 Minute und 39 Sekunden:

    Tibet war NIE ein Teil Chinas - MyVideo


    .
    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

    mzhu schrieb nach 1 Minute und 33 Sekunden:

    Es sind ja meistens chinesische Studenten im Ausland,die jetzt heftige Wortschlachten mit Pro-Tibetern im Internet liefern.Da bin ich mir ganz sicher.

    Die Auslandchinesen die in Europa oder Amerika aufgewachsen sind,haben wenig Lust auf die internationale Politik und sind auch keinesfalls nationalistisch.

    Die chinesischen Auslandsstudenten sind in China aufgewachsen und werden in den chinesischen Schulen streng patriotisch aufgezogen.Sie können sich mit dem Rot-China identifizieren,zumal sie sich jeden Morgen auf dem chinesischen Schulhof versammeln und die Nationalhymne singen mussten.Ein guter Schüler war einer,der sein chinesisches Vaterland,das chinesische Volk(inklusiv Tibeter) und die KPCH liebt.
    Die Idee,dass Tibet ein Teil Chinas ist und die Tibeter zum chinesischen Volk gehören ist fest in deren Köpfen verankert.

    Wenn ein normaler chinesischer Schüler aus dem Festland China über den Begriif "Chinese" denkt,dann meint er den "Zhongguoren",also Angehörige aller Völkern von China,inklusive den Tibetern und ethischen Chinesen. Derzeit dominiert der Begriff ---das Staatsvolk:"Zhongguoren",da die ethischen Chinesen-also Han Chinesen---die chinesische Herrschaft über Tibet und Ostturkistan rechfertigen wollen,werden die Uiguren und Tibeter einfach zu Chinesen gezählt und mittlerweile ist dieser Begriff in den Köpfen der Chinesen bereits verankert.Deshalb sind sie jetzt sehr wütend und können nicht verstehen warum die Tibeter Unabhängigkeit von China haben wollen,obwohl sie laut ihrer Meinung auch Chinesen sind.

    Zum genauen historischen Hintergrund habe ich hier einen Text verfasst.




    Also werden die Chinesen keinesfalls nationalistisch im Sinne vom ethischen Volk erzogen.Mittlerweiler ist das Bewusstsein als Han Chinese(ethischer Chinese)bei den jungen Chinesen fast gelöscht worden.

    Sie identifizieren sich mit dem Rot-China und Angehörige eines gemeinsamen Staatsvolkes(Zhongguoren),zu dem wie erwähnt auch der Tibeter hingehört.

    Das ist der eine Aspekt, der andere wichtige Grund für die heftige Reaktion dieser Studenten kann man wie folgt erklären:

    Viele jungen chinesischen Studenten in Deutschland haben in der Tat starke Minderwertigkeitskomplexe,was auch nicht komisch ist da sie ja aus einem wirtschaftlich relativ rückständigen Land kommen.

    Aber die Frage ist wie geht man richtig mit diesem Gefühl um?Leider haben sich viele chinesische Studenten von den anderen Volksgruppen(wie den Deutschen )und deren Gesellschaft isoliert,sei es auch wegen den enormen sprachlichen und kulturellen Unterschiede.Dennoch wollen sie nicht allein sein,was tun sie nun?Zum Glück gibt es inzwischen Zehntausende von chinesischen Studenten in Deutschland und sie nähern sich an.Es entsteht also feste Gemeinschaften für die chinesischen Studenten, und sie leben im kleinen engen Kreis.

    Da wird der eine oder andere von den Deutschen diskriminiert und alle teilen dann diese Wut.
    Ausserdem teilen sie die selben Werte und der Patriotismus dieser Studenten wird dadurch weiter vertieft.

    Nun kommt die Tibet Krise,wobei die westlichen Medien ziemlich einseitig gegen China berichtet haben.Sie trägt zur emotionalen Explosion der chinesischen Studenten in Deutschland bei.


    Es gibt noch ganz viele Gründe für die heftige Reaktion der chinesischen Studenten…
    Dennoch finde ich wer in dieser Situation keinen kühlen Kopf bewahrt der kann nicht erwarten dass die Menschen aus anderem Kulturkreis durch ihre Argumente überzeugt werden,die doch ziemlich identisch sind wie die Propapanda der KPCH.
    Zuletzt geändert von mzhu; 30.03.2008, 14:19. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

    #2
    Wieder ein sehr interessanter Beitrag.

    Welche Auswirkungen hätte deiner Meinung nach eigentlich ein Boykott der Olympischen Spiele? Glaubst du, dass man damit etwas erreichen könnte?

    Kommentar


      #3
      Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
      Wieder ein sehr interessanter Beitrag.

      Welche Auswirkungen hätte deiner Meinung nach eigentlich ein Boykott der Olympischen Spiele? Glaubst du, dass man damit etwas erreichen könnte?
      Es bringt nichts wenn Deutschland allein die olympischen Spiele boykottiert.Wenn aber andere westlichen Großmächte das mitmachen,wäre das wahrlich ein Schlag ins Gesicht für die Chinesen.

      Die Chinesen können sehr empfindlich und wütend sein wenn es darum geht das Gesicht zu verlieren.

      Die Folge eines gemeinsamen Boykotts des Westens wäre verheerend.Denn dann hat der Westen nicht mehr mit der chinesischen Regierung zu tun,sondern mit dem chinesischen Volke.Das chinesische Volk will die Spiele,und wer da nicht mitmacht,wird als "china-feindlich/Chinesen-feindlich" verstanden.


      Aber dennoch glaube ich dass ein derartiger Boykott tatsächlich den Tibetern in China helfen kann.
      Die meisten Chinesen kennen den Ernst der Lage noch gar nicht.Das chinesische Staatsfernsehen hat bisher immer von "einigen Saboteuren und Randaliern der Dalai Clique" gesprochen.Niemand in China glaubt im Ernst dass der Westen deswegen die olympischen Spiele boykottiert.
      In China wird zur Zeit auch recht wenig über die Ursachen des Aufstandes gesprochen,da man der Ansicht ist dass die Unruhen nur von der "Dalai-Clique" angeheuert wurde und nicht aus dem Willen des tibetischen Volkes.

      Wenn also jetzt der Westen die olympischen Spiele boykottiert, werden die einfachen Bürger in China erst dann ernsthaft über die Situation in Tibet und die Tibet-Politik der Regierung nachdenken müssen,da viele dann selber davon betroffen sein werden.

      Auf diese Weise kann der Olympia-Boykott tatsächlich den Tibetern helfen,jedoch riskieren die boykottierenden Länder auch zugleich mit der Feindlichkeit des chinesischen Volkes.
      Zuletzt geändert von mzhu; 30.03.2008, 13:20.

      Kommentar


        #4
        Zitat von mzhu Beitrag anzeigen
        Es bringt nichts wenn Deutschland allein die olympischen Spiele boykottiert.
        Das ist klar.


        Wenn also jetzt der Westen die olympischen Spiele boykottiert, werden die einfachen Bürger in China erst dann ernsthaft über die Situation in Tibet und die Tibet-Politik der Regierung nachdenken müssen,da viele dann selber davon betroffen sein werden.

        Auf diese Weise kann der Olympia-Boykott tatsächlich den Tibetern helfen,jedoch riskieren die boykottierenden Länder auch zugleich mit der Feindlichkeit des chinesischen Volkes.
        Na ja, Feindlichkeit hin oder her, die chinesische Wirtschaft ist letztlich genauso vom Westen abhängig, wie umgekehrt. Wirtschaftlich hätten wir also nicht wirklich etwas zu fürchten, würde der Westen tatsächlich gemeinsam einen Boykott durchziehen. Das dürfte auch dem Ottonormal-Chinesen klar sein, weshalb man sich mit "feindlichkeiten" etwas zurückhalten sollte. Und wenn der durchschnittliche chinesische Bürger genauso vergesslich ist wie der deutsche Wähler, wenn es um Wahlversprechen diverser Politiker geht, sehe ich da nicht wirklich ein Problem.

        Insofern könnte ein gesamtwestlicher Boykott wenn überhaupt nur gutes (oder zumindest nichts negatives) bewirken - für alle Beteiligten.

        Kommentar


          #5
          Es wird aber keinen Boykott geben.

          Demokratische Politiker fürchten sich davor etwas konkretes zu tun oder zu sagen wie der Teufel vor dem Weihwasser.
          Und wenn sie was tun, ist es aus meiner Optik selten sinnvoll...
          Understanding the scope of the problem is the first step on the path to true panic.

          - Florance Ambrose

          Kommentar


            #6
            Ein Boykott wäre wohl in der Tat eher kontraproduktiv. Man sollte die Spiele und China dazu drängen, sich der Welt weiter zu öffnen. So verachtenswert das Regime in Beijing ist, ohne einen von allen Beteiligten gewünschten Dialog wird es weder eine Lösung für das Tibet-Problem, noch für die Frage nach der Zukunft Taiwans. Es muss den Chinesen bei aller Kompromissbereitschaft aber auch klar gemacht werden, das dass Selbstbestimmungsrecht der Völker keine Verhandlungsmasse für irgendeinen Kuhhandel sein kann und darf.

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              #7
              Ein Boykott beruhigt bestenfalls "unser" Gewissen, bringt den Tibetern gar nichts aber den Chinesen die Möglichkeit, sich als Opfer darzustellen. Das Problem war bereits die Vergabe damals, man wußte wem man die Spiele da gibt...
              Jetzt halte ich es für besser hinzufahren und die Gelegenheit zu nutzen, die Regierung vor Ort zu beschämen - die Damen-Hockeymannschaft überlegt z.B. AFAIK, mit Trauerflor aufzulaufen. Auf repräsentativen Besuch sollte auch verzichtet werden, und wenn Boykott, dann der Eröffnungsfeier. Auch wenn die erhoffte zivilisierende Wirkung der Olympiade weitgehend ausblieb - die Augen der Welt werden auf China gerichtet sein, und da muss auch die KP reagieren. Selbst die Nazis mussten 1936 eine hübsche Fassade herstellen und den Druck nachlassen... Letzteres Beispiel zeigt dabei auch: Die Spiele selber sind letztlich nur ein Seitenfeld, gehandelt werden muss vor allem auf politischer Ebene. Ein empörter Boykott ist nach dem Ende der Spiele ganz schnell wieder vergessen.

              Kommentar


                #8
                Zitat von Kopernikus Beitrag anzeigen
                Ein Boykott wäre wohl in der Tat eher kontraproduktiv. Man sollte die Spiele und China dazu drängen, sich der Welt weiter zu öffnen. So verachtenswert das Regime in Beijing ist, ohne einen von allen Beteiligten gewünschten Dialog wird es weder eine Lösung für das Tibet-Problem, noch für die Frage nach der Zukunft Taiwans. Es muss den Chinesen bei aller Kompromissbereitschaft aber auch klar gemacht werden, das dass Selbstbestimmungsrecht der Völker keine Verhandlungsmasse für irgendeinen Kuhhandel sein kann und darf.
                Hier gaben wir mal eine Wertung, wie sie überflüßiger nicht sein könnte. In China gibt es Todesstrafe - in den USA auch. In China darf gefoltert werden - in den USA auch. In China gibt es offene Zensur - in den USA verdeckte. Der letzte Punkt macht die USA irgendwie ein wenig verachtenswerter
                Und noch ein Pluspunkt für China - da werden auch ranghohe Regierungsbeamte hingerichtet, wenn sie bei korrupten Machen erwischt werden (Beziehe mich auf einen konkreten Fall aus dem letzten Sommer) - in den USA werden nur die "Kleinen" hingerichtet.

                Trotz all dieser aufgezählten, existenten Menschenrechtsverletzungen in den USA - Würden olympische Spiele in San Diego oder in New York boykotiert werden ? Würden nicht Leute, die mit Hinweisen auf diese Menschenrechtsverletzungen einen Boykott von Olympischen Spielen in den USA fordern würden, belächelt werden? Ja, würden sie. Denn diese Menschenrechtsverletzungen treffen ja nur Feinde der westlichen Regimestruktur, sind Selbstverteidigung, "irgendwie" ethisch gerechtfertigt. Nun, in China sind die Tibeter die Feinde des Regimes, die Gefahr für die Integrität des Landes.

                Menschen auf dieser Welt sind überall gleich primitiv. Sobald man Verantwortung abwälzen kann, beruhigt das das menschliche Gewissen. Solange man nicht alleine marschiert, hilft das über die eigenen Zweifel hinweg.

                Jedes "Regime" - ob Parteiendemokratie oder Diktatur oder Monarchie - bricht Menschenrechte oder versucht es immer wieder. In Deutschland - Vorratsdatenspeicherung, Online-Durchsuchung, um nur die jüngsten zwei Beispiele zu nennen. Macht korrumpiert Menschen - das ist das größte Problem für die Menschen, die ihre Macht delegieren - Wahlvorgang - oder ihrer beraubt werden - Unterdrückungsregime. Und um bei den zwei Beispielen aus Deutschland zu bleiben - Gerichte haben bestätigt, daß beides SO wie es geplant war und versucht wurde, Verstoße gegen Grundrechte waren. Mit der Masse sind auf diesem Bord einige Benutzer mitgeschwommen und haben deutlich dafür gestimmt - "zu unserem Schutz" - oder haben die "ich habe doch nichts zu verbergen"-Nummer durchgezogen. Warum fragt ihr diese User jetzt nicht mal, wie sie sich bei Befürwortung von Menschenrechtsverletzung gefühlt haben, oder bei der Hinnahme ?

                Es fühlt sich zu gut an, anderen ihre Rechte zu nehmen und sich selbst dadurch in eine etwas bessere Position zu bringen, sich auf die angenommene Gewinner-Seite zu stellen. Menschen werden das immer wieder tun - bösartig könnte man sagen, eine derart boshafte Lebensart sollte eigentlich gar keine Rechte haben

                Fazit: Wir gehen hier hauptsächlich gegen die Chinesen hoch, weil wir "erzogen" wurden, sie als Bedrohung zu sehen und dementsprechend jeden Hinweis auf ihre Schlechtigkeit wahrzunehmen und mit dem Finger darauf zu zeigen. Gleichzeitig wird uns abgewöhnt, derartige Symptome an unserem eigenen Regime zu übersehen. Die Wirtschaft in China boomt - dank der Mithilfe von z.B. BMW und VW. Sobald Geld zu holen ist, entwickelt sich bei den Gierigen eine beispielose "ethische Flexibilität". Und: Ein Boykott aus politischen Gründen ist für eine Sportveranstaltung eine absolut fehlerhafte begründung. Wenn Gefahr für das Leben der Athleten bestünde - ja, dann könnte man darüber Nachdenken. Chinas Haltung in Punkto Doping wäre ein anderer Grund. Ansonsten: Willkommen unter den Anhängern von Doppelmoral.
                Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

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                  #9
                  Mann sollte bei aller moralische Empörung doch vielleicht ein bischen genauer hinschauen: China ließ 2006 z.B. mind. 5000 Menschen hinrichten, die USA 35... (http://www.welt.de/politik/article11...weltweit.html).
                  Nicht daß nicht auch die 35 schlimm wären - ein erheblicher Unterschied ist das aber trotzdem... Von so Dingen wie Zwangsumsiedlungen, Gewalt gegen Dissidenten und aufmüpfige Bauern gehe ich mal gar nicht ein...

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                    #10
                    Ich habe zunächst kein generelles Problem damit, wenn Einzelsportler über ein paar Hürden springen oder einen Hammer werfen und der Meinung sind, dies auch in Staaten tun zu müssen, in denen ein Unrechtsregmie an der Macht ist - das soll jeder Sportler mit sich selbst ausmachen. Womit ich aber ein Problem habe ist, dass diese Sportler mich in der abstrakten Kategorie "meines" Landes repräsentieren sollen. Denn dieses Repräsentieren ist hochpolitisch, ebenso wie die Tatsache, dass die Leistungssportler große Summen aus dem Staatshaushalt bekommen. Und genau deswegen lassen sich Sport und Politik nicht trennen, auch wenn "Sportfunktionäre" dies gerne anders sehen würden.
                    Deswegen ist die Debatte über einen Boykott gerechtfertigt, wenngleich es selbstverständlich scheinheilig ist, vor dem Hintergrund der starken Wirtschaftsverflechtungen, die auch von Seiten der Regierung massiv gefördert wurden, nun plötzlich, wo weniger Geld auf dem Spiel steht, die Menschenrechte zu entdecken.
                    "Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden." - Ludwig Feuerbach

                    Kommentar


                      #11
                      Man sollte doch eigentliche Problem nicht aus den Augen verlieren:

                      Da werden seit Jahrzehnten Menschenrechte verletzt und eine uralte Kultur ausgerottet und viele Anhänger der als "Die friedlichste Religion auf der Welt" bezeichneten fangen mal an laut zu werden.
                      Hätten die Tibetischen Mönche nicht so einen "Aufstand" gemacht oder (wie ich es lieber bezeichnen möchte) einen verzweifelten Aufschrei gestartet, wir wären von selber niemals auf die Idee gekommen Olympia zu boykottieren. (Naja zumindest hätte es keine Diskussion von diesen Ausmaßen gegeben)
                      Wir in Europa kriegen nicht allzu viel davon mit, was da im fernen Osten passiert. U. a. eben auch wegen der stark eingeschränkten Pressefreiheit dort.

                      Wenn eine europäische Firma in China investiert dann sagen die Gutmenschen: "Schön, dass wir was für die chinesische Bevölkerung tun können"; während die Gewerkschafter die nicht weniger berechtigte Forderung nach Arbeitsplätzen im eigenen Land stellen.
                      Nur schade das das alles einen (Verzeihung) Dreck mit der Tibetischen Frage zu tun hat.
                      Da ist ein Volk, das tiefe religiöse Wurzeln hat und einfach nur sein Recht auf Selbstverwirklichung will und ein anderes das jenem die eigene Meinung aufdrücken will. (Erinnert mich stark an den Song "Father and Son" von John Denver )
                      Dieses Land wurde gewaltsam annektiert und seine Bevölkerung zur Assimilation gezwungen, das verstößt schon mal elementar gegen jegliches Menschenrecht und sollte einem aufgeklärten Europäer wirklich übel aufstoßen. (Was wäre, wenn die Bewohner der Stadt Rom versuchen würden ihre Grenzen wie einst zurück bis an den Rhein verlegen wollten, wären wir wohl damit einverstanden? *grübel* Schließlich sind sie vor 2000 Jahren bis dahin vorgedrungen)
                      Na gut ein etwas doofes Beispiel, weils ja schon so lange her ist und die Wahrscheinlichkeit für diesen Fall wohl eher gleich Null ist

                      Sicherlich hätte man bereits die Nominierung Chinas für Olympia gar nicht erst zulassen sollen, nur hat damals noch kein Tibeter ausreichend genug demonstriert. Oder doch? Zumindest wurde es von unseren Medien nicht genügend gewürdigt, als das es uns länger als von 12 bis mittag im Gehirn geblieben wäre.
                      Jetzt aber machen uns die Unterdrückten ganz persönlich darauf aufmerksam und davor die Augen und Ohren zu verschließen ist verdammt schwer. Unser einziges aktuelles Druckmittel ist ... leider Olympia.

                      Die Debatte allein ist aber schon positiv. Es zeigt einem Unterdrückten Volk, dass es gehört wird und das ist schon heilsam, zumindest ein wenig.

                      Es war schon immer das Problem des Menschen, dass er seinem Mitmenschen nicht zuhören wollte, weil er dann von seinem Egoismus abrücken müsste. Das ist im kleinen "du und ich" genauso wie im aussenpolitischen Kontext.

                      Wenn der Mensch nicht endlich lernt seinem nächsten mehr Beachtung zu schenken als sich selbst, wird es auch keinen dauerhaften Frieden geben, so wahr mir Gott helfe!
                      Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer genau rausfindet, wozu das Universum da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch etwas noch Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt. Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.
                      ("Per Anhalter durch die Galaxis")

                      Kommentar


                        #12
                        Zitat von Zev Beitrag anzeigen
                        Dieses Land wurde gewaltsam annektiert und seine Bevölkerung zur Assimilation gezwungen, das verstößt schon mal elementar gegen jegliches Menschenrecht und sollte einem aufgeklärten Europäer wirklich übel aufstoßen. (Was wäre, wenn die Bewohner der Stadt Rom versuchen würden ihre Grenzen wie einst zurück bis an den Rhein verlegen wollten, wären wir wohl damit einverstanden? *grübel* Schließlich sind sie vor 2000 Jahren bis dahin vorgedrungen)
                        Also ich finde die Metapher sehr gut. Immerhin ist das ja genau das womit China argumentiert.

                        Ich denke ein Boykott ist hier angebracht und sollte auch durchgeführt werden. Und wenn es nur unserem Gewissen dient. So what? Manchmal muss man einfach etwas tun weil es richtig ist, nicht weil es den größtmöglichen Effekt erzielt. Auf jeden Fall würde es ein Zeichen setzen, das sicher auch die chinesische Zivilbevölkerung versteht, die normalerweise ja absolut im Dunklen gehalten wird.

                        Nebenbei natürlich wäre ich auch für einen Boykott eventueller olympischer Spiele in den USA. Deren Konzentrationslager auf Kuba und andere Machenschaften der CIA sind einfach nicht akzeptabel. China stehen sie da wirklich nicht mehr viel nach.
                        Ich rege mich sowieso in Abständen immer wieder darüber auf, dass das von unseren Politikern niemals auch nur angesprochen wird.
                        Disclaimer: Meine Post sind meist nicht als Absolute zu vestehen, sondern sollen nur einen weiteren Blickwinkel bieten.
                        "Wer hat uns verraten? - Sozialdemokraten!" - Alte Volksweisheit
                        "The man who trades freedom for security does not deserve nor will he ever receive either." - Benjamin Franklin

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                          #13
                          Zitat von Slowking
                          Ich rege mich sowieso in Abständen immer wieder darüber auf, dass das von unseren Politikern niemals auch nur angesprochen wird.
                          Wen interessieren schon Nichtwähler?
                          Wenn man sich mal die Politiker anschaut, sieht man, dass es denen egal ist was auf der Welt geschieht. Ob jemand von den Amis gefoltert wird oder ob ein Sack Reis in China umfällt, Merkel will es nicht wissen und wir eigentlich auch nicht. Auch wenn wir uns im Moment über das chinesische Vorgehen in Tibet beschweren, zur gleichen Zeit geschehen auch noch wo anders ungerechte und ungestrafte Taten. Aber welche das sein sollen? Keine Ahnung, denn im Moment ist in den Medien nichts zu erkennen.

                          Da fällt mir noch eine Frage ein.
                          Gilt die "Ein-Kind-Politik" auch für die Tibeter? Wenn ja, wird es die Minderheiten in China schon in einigen Generationen nicht mehr geben.

                          @mzhu: Danke für deinen Beitrag.
                          Zuletzt geändert von bozano; 31.03.2008, 03:09. Grund: Wollte nur mal danke sagen.
                          Loriot: Kraweel, kraweel. Taub-trüber Ginst am Musenhain, trüb-tauber Hain am Musenginst. Kraweel, kraweel.

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                            #14
                            Zitat von bozano
                            Gilt die "Ein-Kind-Politik" auch für die Tibeter? Wenn ja, wird es die Minderheiten in China schon in einigen Generationen nicht mehr geben.
                            Das sit eine kontroverse Sache.
                            Man hört immer wieder Beschwerden von Minderheiten über Zwangsabtreibungen im Rahmen der Ein-Kind-Politik, aber offiziell scheinen Minderheiten von der Regelung ausgenommen zu sein, weshalb sich die Han-Chinesen (!) schon staatlich diskriminiert fühlen.

                            Zitat von Wiki
                            Discrimination against Han Chinese
                            More than 90% of the population of China are Han Chinese. Most ethnic minorities have different quotas from Han, with the quotas depending on whether they are living in urban, rural, or remote regions. The 55 official minority groups are limited to two or sometimes three children. Foreigners are exempt from this policy. However, foreigners of East Asian racial appearance are not exempt from this policy. As a partial consequence, ethnic minorities have had their proportion in China grow from 6.1% in 1953, to 8.04% in 1990, 8.41% in 2000, and 9.44% in 2005. While ethnic minorities represent less than 10% of the total population, they comprised 35% of the net increase in China's overall population between the censuses of 1982 and 1990, and 42% of the net increase in China's population between 1990 and 2000. According to a recent survey, ethnic minorities are currently growing about 7 times faster than Han Chinese. However, this relative increase is not only due to differential birthrates but also to a process of ethnic revival or growing self-consciousness or reidentification of minority nationalities, which has been occurring over the past few decades.
                            One-child policy - Wikipedia, the free encyclopedia
                            Coming soon...
                            Your reality was declared a blasphemy against the Spheres of Heaven.
                            For we are the Concordat of the First Dawn.
                            And with our verdict, your destruction is begun.

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                              #15
                              Also die Tibeter haben seit Jahrzehnte immer wieder gegen die chinesische Besatzung protestiert..

                              China hat wie immer brutal zugeschlagen.

                              Ein Beispiel:
                              Eine Videoaufnahme(1987-1989):Proteste der tibetischen Mönche und die Niederschlagung durch das chinesische Militär in Tibet
                              Tibet-Proteste in China(1987-1989) - MyVideo

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