Also es sind zwei paar verschiedene Schuhe. Dennoch denke ich das die Mathematik ein Hilfsmittel der Naturwissenschaften ist und ursprünglich nur objektorientiert war.
Das sagt aber nichts darüber aus, ob die Wahrheit der Aussagen der Mathematik von Erkenntnissen der empirischen Wissenschaften abhängig ist, (was ich bestreite) oder ob die Wahrheit mathematischer Aussagen eine "apriorische" Angelegenheit ist, d.h. etwas, das unabhängig von aller empirischen Erfahrung gültig ist, da es allein aus der Definition der mathematischen Zeichen folgt (was meine Behauptung ist).
Die Wahrheit der Mathematik ist tatsächlich von aller Empirie - und damit von den Zufälligkeiten der Realität - unabhängig. Es klingt zwar etwas nach starkem Tobak, ist aber durchaus richtig, wenn man sagt: Die Naturgesetze könnten beliebig anders sein, die Wahrheit der mathematischen Aussagen aber nicht.
Dadurch ist die Mathematik (zusammen mit der Logik) etwas total anderes als alle empirischen Wissenschaften. Was die Frage nach der Gültigkeitsart der Aussagen angeht, steht die Physik der Geschichtswissenschaft tatsächlich näher als der Mathematik. Denn Physik und Geschichtswissenschaft haben gemeinsam, dass die Aussageinhalte beider Wissenschaften letztlich nur durch Erfahrungsdaten determiniert werden, was bei der Mathematik eben nicht der Fall ist. Die Physik erscheint nur deshalb so nahe verwandt mit der Mathematik, weil sie eben ein mathematisches Beschreibungssystem verwendet.
Die heutigen abstrakten und nicht überprüfbaren Modelle wie Stringtheorien haben sich er im Laufe der Zeit als reine Theorien entwickelt.
Die Stringtheorie unterscheidet sich nur dadurch von anderen empirischen Aussagen ("da steht eine Flasche Bier auf dem Tisch"), dass sie eben extrem stark von der Sinneswahrnehmung abstrahiert und deshalb viel schwieriger durch Beobachtung bestätigt oder falsifiziert werden kann. Aber auch diese abstraktesten Theorien unterstehen voll und ganz dem "Gerichtshof" der empirischen Beobachtung.
Rein theoretische Erkenntnis gibt es in den empirischen Wissenschaften nun mal nicht, was eigentlich schon aus dem Begriff folgt. Die empirischen Wissenschaften fangen immer bei Beobachtungsdaten an, aus denen sie dann versuchsweise Verallgemeinerungen ableiten, die dann wiederum in Experimenten der Beobachtung ausgesetzt werden, usw.
"Reines Denken" hingegen, also Erkenntnisse, deren Wahrheit von der Sinneserfahrung vollkommen unabhängig ist, gibt es ausschließlich im Bereich der Logik u. Mathematik.
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