KT & Friends - Plagiatsvorwürfe bei Doktorarbeiten

[endar]

Er hat zugegeben, dass er "Fehler" gemacht hat. Er lässt es jetzt so aussehen, als wären ihm bei all seiner Arbeit als Familienvater und Politiker ein paar Schlampereien unterlaufen, und will seinen großzügigen Verzicht auf den Doktortitel als Reaktion auf diese "Fehler" darstellen. In Sachen Täuschung hat er gar nichts zugegeben.

Die Uni Bayreuth wird ihm den Titel natürlich aberkennen, aber dabei möglicherweise zurückhaltende Formulierungen benutzen. Am Ende wird nicht mehr genug öffentlicher Druck übrig sein, um seinen Rücktritt zu erzwingen.

Ich sach dir war: Ich hier ne, wenn bei mich einer kommt, und sagt der endar hat geschummelt, dem erzähl ich aber was. Wer wirklich sieben Jahre investiert und sich schuldfrei fühlt, der kämpft! Meinen Titel gibts nur über meine Leiche und das gilt für jeden, der sich diesen Kram hart erarbeitet hat. Dieser Doktortitel hat mich bis an die Grenzen geführt und nicht nur mich, das kennen fast alle.

Wie mehrfach und mehrfach ausgeführt, kann der Titel nur bei einer nachgewiesenen Täuschung entzogen werden. Die Promotionsordnung lässt nichts anderes zu. Das geht also nicht mit schwammigen Formulierungen. Und was das andere anbetrifft, so ist das Schema F bei Politikerskandalen. Jetzt geht der Druck erst richtig los. Zumal der offenbar ein echter Waschlappen ist. Wer Freitag noch von "absurd" redet und Montag den Titel zurückgibt, der ist nicht mehr zu retten. Wie gesagt, wer meint, sich den ehrlich verdient zu haben, der würde kämpfen.

[Chloe]

So ist es. Und deshalb ist es auch absurd zu behaupten, solche Fehler könnten ja mal passieren, wenn man viel zu tun hat, und wenn auf der Strecke in der Regel nicht geblitzt wird, dann könne man ja ruhig zu schnell fahren.

Niemand, der jahrelang oft unter denkbar beschissensten Bedingungen eine Dissertation verfasst hat, würde durch derartige Schlamperei riskieren, dass man sie wegen "Fehlern", "Schludrigkeiten" oder in der Hoffnung, nicht geblitzt zu werden, wieder aberkannt bekommt. Niemand. So etwas riskiert man nicht, wenn man das hinter sich hat. Punkt.

[Eye-Q]

Da liegt das eigentliche Problem,....

Ich möchte aber noch erklären, wie ich das, was du bei mir fett herausgehoben hast, im Detail meinte. Nämlich in "Ausnahmefällen" für sich runterzuhieven und blabla Gründe vorzuschieben wie "er war ja Abgeordneter", "Familienvater", "man soll nicht so pingelig sein" und den ganzen Schmonzus. Aber für alle anderen gelten solche Gründe dann nicht (mehr). Und/oder werden die Anforderungen sogar noch nach oben geschraubt (Zugangsbeschränkungen, Bologna Prozess usw)! Und das finde ich unverfroren.

[Kid]

Immerhin kann die CDU jetzt die nächsten 2 Jahre nichts zu Raubmordkopierern sagen...

[Eye-Q]

Denkst du...
Irgendwer muss dafür büßen, wenn schon einer der ihren so angepöbelt wird.

[Karl Ranseier]

Im Crichtons ursprünglichem Post hieß es ausdrücklich, umformulierte Passagen müsse man nicht kennzeichnen. Nicht, dass das soundso oft (wie oft, darüber kann man streiten) durchgeht. Sondern man muss es nicht kennzeichnen.

Und das ist nicht zutreffend. Das könnt ihr drehen und wenden, wie ihr wollt.

Und wenn jemand sagt/er damit meint "das mußt du nicht kennzeichnen, weil es niemandem auffällt", stimmt die Aussage schon wieder, dafür ist ein einfaches "muß" in der Formulierung zu schwach. "Muß man laut Vorschrift/Prüfungsordnung nicht kennzeichnen" wäre eine als eindeutig falsch belegbare Aussage - wie ich oben schon geschrieben hab. Wenn Korinthenkacken, dann richtig Abgesehen davon ist ein Rückschluß von den Verhältnissen an deiner U auf andere Universitäten grundsätzlich eine nicht belegbare Verallgemeinerung. Natürlich sollte der Anspruch überall derselbe sein, aber vergiss bitte nicht, daß unser Universitätssystem unter sich ein Schulsystem hat, in dem Schüler mit gleichem Leistungsstand und gleicher gezeigter Leistung je nach Bundesland eine andere Abschlußnote in ihrem Abitur haben (noch).

@Eye-Q:
Jeder ist für sich selbst doch grundsätzlich die Ausnahme
Da darf man nicht parken - ja, aber ich will ja nur kurz was abholen und bin sofort wieder weg....
Da gilt Tempo 50 - ja, aber ich bin zu spät dran wegen der blöden Baustelle(oder Überstunden oder Stau oder oder oder) und 70 ist ja noch ok....
Dafür braucht man einen Spezialisten - ja, aber mein Studienkollege kann das eigentlich auch ganz gut und die 5% weniger Leistung/mehr Kosten verträgt der Chef schon, also geb ich ihm den Job....
Läßt sich beliebig fortführen, und erweitert sich auch leicht auf andere in der unmittelbaren Nähe oder Nähe des sozialen Umfelds (Ja, der Kalle halt. Der hat's nicht bös gemeint....) Jeder Sonderfall, jede Beugung, jedes Übersehen eines Regelbruchs macht die betroffene Regel wertloser. Und macht das Anlegen einer solchen, ausgehöhlten Regel dann aus Sicht des Betroffenen sogar verwerflich (Wie kann der Schiri denn da falschen Einwurf pfeiffen? Macht man doch heute nicht mehr!) oder unfair

[Eye-Q]

Nur macht es einen gewaltigen Unterschied, ob sich jeder lediglich für die Ausnahme hält, aber andere sie wirklich durchsetzen können... (und damit auch noch durchkommen)

[Chloe]

Und wenn jemand sagt/er damit meint "das mußt du nicht kennzeichnen, weil es niemandem auffällt", stimmt die Aussage schon wieder, dafür ist ein einfaches "muß" in der Formulierung zu schwach. "Muß man laut Vorschrift/Prüfungsordnung nicht kennzeichnen" wäre eine als eindeutig falsch belegbare Aussage - wie ich oben schon geschrieben hab.

Also bitte. Wir reden hier von einem Fall, der vor die Promotionskommission geht. Natürlich geht es hier darum, was vorschriftsmäßig ist, und nicht darum, was "niemandem auffällt".

Abgesehen davon ist ein Rückschluß von den Verhältnissen an deiner U auf andere Universitäten grundsätzlich eine nicht belegbare Verallgemeinerung.

Die Richtlinien für wissenschaftliches Arbeiten erfindet nicht jede Universität für sich selbst. Es gibt hier international gültige Standards. Die Rede ist nicht von "meiner" Uni. Die Rede ist von allgemeinverbindlichen Vorschriften für wissenschaftliches Arbeiten, die in jeder einschlägigen Anleitung nachzulesen sind - es gibt deren ja genug. Und die sind völlig unabhängig von der Universität. Anscheinend hast du auch noch in keine davon reingesehen. Und weil es in jeder Anleitung steht, ist es keine "nicht belegbare Verallgemeinerung". Siehe zum Beispiel die Vorschriften der DFG.

[Kid]

Denkst du...
Irgendwer muss dafür büßen, wenn schon einer der ihren so angepöbelt wird.

Man muss ja einfach nur darauf rekurrieren, dass der werte von und zu Verteidigungsminister selber ein Raubmordkopierer ist - vielleicht ja sogar verurteilt bis dahin.

[Chloe]

Langsam wachsen endlich die Wissenschaftler auf:
Wissenschaftler über Plagiatsvorwürfe - Dr. strg. c. Guttenberg - Job & Karriere - sueddeutsche.de

[endar]

Das ist ein ganz interessanter Artikel. Auch die Präsidtenten der Bundeswehr-Unis haben sich übrigens schon zu Wort gemeldet und G. heftig kritisiert. Interessant ist vor allem der letzte Absatz, der durchaus zutrifft: Wer selbst schon 100te von Veröffentlichungen hinter sich hat, wie es wohl bei dem Haeberle der Fall ist, ist mit Noten großzügig. Wer selbst nur drei oder vier hat, ist geizig und stuft runter, um die eigene Position zu stützen. Das ist ein gutes Beispiel für die Notenvergabe vor dem Hintergrund der Hochschulpolitik.

Rigorosum nach jeder Abgabe? OMG, ich bin froh, dass ich kein Rigorosum hatte, sondern eine Disputation - die auch ein Witz war.

[Gast]

Hier geht's ja ab...

Auch wenn hundert Zeugen einen Mord beobachtet haben, gibt es ein Gerichtsverfahren, das eine Weile dauert. Du musst unterscheiden zwischen dem offiziellen Verfahren, das der Uni Bayreuth vorbehalten ist, und der Fakten-Frage. Die Fakten-Frage ist längst beantwortet und bei der Beantwortung dieser Frage ist die Uni Bayreuth auch nicht privilegiert. Jeder kann sich die mehreren hundert Plagiat-Seiten selbst ansehen und kein geistig gesunder Mensch kann bestreiten, dass es sich um geistigen Diebstahl und absichtliche Täuschung handelt.

Volle Zustimmung. Natürlich muss Gutti auch die Möglichkeit gegeben werden, sich nicht nur auf Wahlkampfveranstaltungen, sondern in seriösem Rahmen, also vor diesem Kommissionsdingens da, sachlich zu äußern. Rechtstaatlichkeit muss auch bei Titelenzug gelten.

Na ob sie ihr Gesicht wahren würde, wenn sie den Grad nicht aberkennt..? (also mal nur so überlegt)

Ich sehe das wie endar: Die Uni hat sich schon längst blamiert. Wenn an einzelnen Stellen bewusst und hinterlistig getrickst wird, kann man auch einem geübten Prüfer nicht vorwerfen, das nicht zu bemerken. Aber bei einer dermaßen umfassenden Betrügerei gibt es keine Entschuldigung für die Korrektoren.

Ich warte nur, bis jemand einen Artikel aus der BILD findet. Würde mich interessieren, ob es dann mit der Solidarität vorbei wäre.

Ach was, da würde man sich höchstens geehrt fühlen, weil der große KT sie als Quelle benutzt hat.

Nimmt jemand Wetten an, wer beim diesjährigen bayerischen Nockherberg die meiste Häme abbekommen wird?

Ja. Gerade die CSU-Granden haben in den letzten Jahren schon ordentlich Stunk gemacht und erfolgreich Leute (z.B. Django Asül) rausgeekelt, weil es ihnen nicht gepasst hat, mal ordentlich ihr Fett wegzukriegen. Es würde mich nicht wundern, wenn die Veranstalter dieses heiße Eisen (Die Plagiatsaffäre, nicht Gutti allgemein) nur am Rande bearbeiten.

Mittlerweile habe ich auch die Anne Will Sendung gesehen. Schwarzer ging so, aber Hohlmeier war ja unerträglich. Aber gut, die hat das natürlich schon in die Wiege gelegt bekommen, dass verbrecherisches Verhalten nicht so schlimm ist, solange man für die CSU arbeitet.

Auch sonst stimme ich dem allgemeinen Tenor hier zu: Kalle versucht die Flucht nach vorne. Nun kann er sich natürlich als reumütiger Held inszenieren, der seinen Fehler eingesehen und reuig seinen ergaunerten Titel abgegeben hat. Das ganze Geblubber von wegen das seien halt Schlampereien gewesen, ist natürlich für jeden Menschen, der halbwegs klar bei Verstand ist, Unfug hoch drei, aber wie der durchschnittliche Stammtischbruder dazu steht, hatten wir ja schon.

[endar]

Mittlerweile habe ich auch die Anne Will Sendung gesehen. Schwarzer ging so, aber Hohlmeier war ja unerträglich. Aber gut, die hat das natürlich schon in die Wiege gelegt bekommen, dass verbrecherisches Verhalten nicht so schlimm ist, solange man für die CSU arbeitet.

Ich habe da in der Medaithek nochmal ein bisschen durchgesurft.

Also die Hohlmeier musste doch sagen, was sie da sagte. Das fordert schon die Parteidisziplin/freundschaft von ihr. Ist natürlich schon etwas grotesk, wenn sie ihn dann so lobt "Der Karl Theodor, der legt gar keinen großen Wert auf den Titel, der lässt sich niiiiie damit ansprechen, der Karl Theodor"...
Aber eine Sternstunde des amüsanten Politiktalks: Wie Hohmeier da vor sich babbelt und von Lauterbach immer "aber Frau Hohlmeier" kommt und das in einem leidenden Ton kommt, ist schon sehr köstlich

Aber die Schwarzer... Erst beklagt sie sich über die Hetzjagd, sowas dürfe es ja nicht geben, wo kommen wir denn dahin? und in Minute 30 spekuliert sie dann fröhlich darüber, dass der jawohl ein Beitrüger sei und man jetzt rasch herausfinden solle, ob da ein Ghostwriter am Werk gewesen war. Das habe ja nun eine Dimension, die bedrückend sei! Dann beklagt sie wieder die Hetzjagd, wie unmöglich es sei, wie so ein Mensch demontiert werde, was - wie ich ja schon schrieb - vor dem Hintergrund ihres eigenen Privatfeldzuges gegen Kachelmann sehr befremdlich wirkt.

Wo war eigentlich Arnulf Baring?

[Eye-Q]

Habe ja jetzt die letzte Stellungnahme Guttenbergs ein paar mal gesehen und finde es immer skurriler. Vor allem wenn er meint, dass er sich quasi letztes WE nochmal hingesetzt und die Arbeit angeschaut hätte und ihm nun ebenfalls gravierende Fehleraufgefallen wären oder so - das ist doch alles pillepalle! Hat er das während er das "geschrieben" hat bzw vor der Abgabe nicht getan?! Da drängt sich dann doch wieder der Gedanke auf, dass es nicht von ihm ist....

Hier ein passendes Lied, welches vom Bandnamen passt, aber noch mehr von Titel und Text:
Die Prinzen - Alles nur geklaut

[Chloe]

Die Union sagt, mit der Rückgabe des Doktortitels sei die Affäre erledigt. Das werden wir noch sehen, was den wissenschaftlichen Dienst angeht.

Und Herr Mappus meint, das Land habe wichtigere Probleme, als ob Fußnoten richtig gesetzt sind, und Guttenberg werde im Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen.

Was will man auch erwarten von einer Partei, die die Universitäten im Land seit Jahrzehnten verlottern lässt und einem Mann, der seine eigene Promotion abgebrochen hat. Hoffen wir, dass das mit dem Wahlkampf nach hinten losgeht.