Schade, daß die Tageszeitung weniger informativ ist als eine Satiresendung!
Warum ist die AfD in den östlichen Bundesländern so stark, wollte ein Zeitungsartikel klären. Doch sonderlich informativ fand ich ihn nicht: Im Osten Deutschlands gäbe es so massiv Ausländerfeindlichkeit, weil die Bevölkerung dort so wenig Kontakt zu Ausländern habe (Ausländeranteil unter Bundesdurchschnitt). Und es wurden Fallbeispiele aufgeführt, wie Bürger sich gegen Ausländerfeindlichkeit engagieren.
Sehr viel griffiger stellte es Oliver Welke in der "heuteshow" dar: Die AfD ist so stark geworden, weil sich die Bevölkerung in den immer noch neuen Bundesländern abgehängt fühlt. Und dabei fühlt sie sich nicht nur abgehängt, sondern sie ist es, ich hoffe, ich bringe es nicht durcheinander: Gerade mal die Hälfte aller Landräte kommen ursprünglich aus den neuen Bundesländern, in den Landesregierungen sind es nur 1/3 und von den Wahlkreisabgeordneten sind es sogar nur 1/4; und in der Ministerrunde der Bundesregierung ist nur eine einzige Ministerin ursprünglich aus den neuen Bundesländern.
Doch sehr viel frappierender fand ich Oliver Welkes Hinweis: Gerade mal 1% der DAX-Unternehmen (oder nur eines?) haben ihren Sitz in den neuen Bundesländern!
Mich erinnerte dies sofort an jenes Unterkapitel "Dunkle Gestalten" irgendwo um Seite 250 des Buches "Die asoziale Marktwirtschaft" von Hans Weiss und Ernst Schmiederer, in dem sie von einer schon fast perversen Gesetzgebung schrieben: Nach der Wende gab es ein Gesetz zum Aufbau Ostdeutschlands, laut dem Investoren, die ostdeutsche Betriebe sanieren wollten, 120 Millionen D-Mark auf die Hand bekamen, lediglich mit der Vorgabe, 10 Millionen D-Mark Strafe zahlen zu müssen, wenn der Betrieb insolvent geht. Daraufhin kamen die genannten dunklen Gestalten, präsentierten sich großzügig als Investor, lieferten aber etwas später vor der Belegschaft eine Nummer ab vonwegen "die Investitionen greifen nicht, wir müssen schließen", zahlten die 10 Millionen D-Mark "Strafe" und steckten die verbleibenden 110 Millionen D-Mark in die Tasche und verschwanden damit auf Nimmer-Wiedersehen.
Als ich den Zeitungsartikel noch einmal las, fand ich diesen Hinweis. Von "Abzockern" wurde geschrieben, die einst die ostdeutschen Betriebe in die Insolvenz führten. Aber so unkonkret und versteckt in bedeutungslosen Nebensätzen, daß ich es glatt übersehen hatte.
Für mich ist das ein absolut bedeutender Hinweis, warum die AfD so "erschreckend" gut bei dieser Bundestagswahl abgeschnitten hat, weil es im Unterbewußtsein gährt: Helmut Kohl hatte im Zuge der Wiedervereinigung einst für Ostdeutschland wirtschaftlich blühende Landschaften versprochen, doch genau das Gegenteil ist eingetreten und dies auch noch mit Hilfe absurdester Gesetzgebung. Die Folge: In den fünf neuen Bundesländern gibt es nach dem großen Aufbruch in die Zukunft, nach der Überwindung des Kommunismus noch weniger Lebensperspektive als zu Zeiten der DDR.
Das Folgeproblem dabei ist aber, sage ich ganz frech, daß die AfD-Anhänger ihren Frust auf die fehlende Lebensperspektive selbst gar nicht verstehen und völlig realitätsfern den Flüchlingen ihre Perspektivenlosigkeit in die Schuhe schieben.
Wenn die AfD schon so scharf auf einen Untersungungsausschuß ist, könnte sie doch einfach mal die Schandtaten der Wiedervereinigung aufdecken (neben Sozialabbau, Privatisierung, Minijobs, etc.), einfach um die grundlegende Ursache des Frustes, der unser Land entzweit (und vielleicht ganz Europa), mal konkret auf den Tisch zu legen und die etablierten Parteien damit zu bedrängen, konfrontieren.
Wenigstens Oliver Welke hat mit einer kleinen, aber wachrüttelnden Bemerkung in diese Richtung nachgebohrt.
Traumwaldschrat
(#59)
--------------
"87,4% der Wähler haben die AfD NICHT gewählt. Ich übersetz das mal für Doofe: WIR!! SIND DAS VOLK!!!" (in etwa)
Gernot Hassknecht, heuteshow, 6.10.17
Warum ist die AfD in den östlichen Bundesländern so stark, wollte ein Zeitungsartikel klären. Doch sonderlich informativ fand ich ihn nicht: Im Osten Deutschlands gäbe es so massiv Ausländerfeindlichkeit, weil die Bevölkerung dort so wenig Kontakt zu Ausländern habe (Ausländeranteil unter Bundesdurchschnitt). Und es wurden Fallbeispiele aufgeführt, wie Bürger sich gegen Ausländerfeindlichkeit engagieren.
Sehr viel griffiger stellte es Oliver Welke in der "heuteshow" dar: Die AfD ist so stark geworden, weil sich die Bevölkerung in den immer noch neuen Bundesländern abgehängt fühlt. Und dabei fühlt sie sich nicht nur abgehängt, sondern sie ist es, ich hoffe, ich bringe es nicht durcheinander: Gerade mal die Hälfte aller Landräte kommen ursprünglich aus den neuen Bundesländern, in den Landesregierungen sind es nur 1/3 und von den Wahlkreisabgeordneten sind es sogar nur 1/4; und in der Ministerrunde der Bundesregierung ist nur eine einzige Ministerin ursprünglich aus den neuen Bundesländern.
Doch sehr viel frappierender fand ich Oliver Welkes Hinweis: Gerade mal 1% der DAX-Unternehmen (oder nur eines?) haben ihren Sitz in den neuen Bundesländern!
Mich erinnerte dies sofort an jenes Unterkapitel "Dunkle Gestalten" irgendwo um Seite 250 des Buches "Die asoziale Marktwirtschaft" von Hans Weiss und Ernst Schmiederer, in dem sie von einer schon fast perversen Gesetzgebung schrieben: Nach der Wende gab es ein Gesetz zum Aufbau Ostdeutschlands, laut dem Investoren, die ostdeutsche Betriebe sanieren wollten, 120 Millionen D-Mark auf die Hand bekamen, lediglich mit der Vorgabe, 10 Millionen D-Mark Strafe zahlen zu müssen, wenn der Betrieb insolvent geht. Daraufhin kamen die genannten dunklen Gestalten, präsentierten sich großzügig als Investor, lieferten aber etwas später vor der Belegschaft eine Nummer ab vonwegen "die Investitionen greifen nicht, wir müssen schließen", zahlten die 10 Millionen D-Mark "Strafe" und steckten die verbleibenden 110 Millionen D-Mark in die Tasche und verschwanden damit auf Nimmer-Wiedersehen.
Als ich den Zeitungsartikel noch einmal las, fand ich diesen Hinweis. Von "Abzockern" wurde geschrieben, die einst die ostdeutschen Betriebe in die Insolvenz führten. Aber so unkonkret und versteckt in bedeutungslosen Nebensätzen, daß ich es glatt übersehen hatte.
Für mich ist das ein absolut bedeutender Hinweis, warum die AfD so "erschreckend" gut bei dieser Bundestagswahl abgeschnitten hat, weil es im Unterbewußtsein gährt: Helmut Kohl hatte im Zuge der Wiedervereinigung einst für Ostdeutschland wirtschaftlich blühende Landschaften versprochen, doch genau das Gegenteil ist eingetreten und dies auch noch mit Hilfe absurdester Gesetzgebung. Die Folge: In den fünf neuen Bundesländern gibt es nach dem großen Aufbruch in die Zukunft, nach der Überwindung des Kommunismus noch weniger Lebensperspektive als zu Zeiten der DDR.
Das Folgeproblem dabei ist aber, sage ich ganz frech, daß die AfD-Anhänger ihren Frust auf die fehlende Lebensperspektive selbst gar nicht verstehen und völlig realitätsfern den Flüchlingen ihre Perspektivenlosigkeit in die Schuhe schieben.
Wenn die AfD schon so scharf auf einen Untersungungsausschuß ist, könnte sie doch einfach mal die Schandtaten der Wiedervereinigung aufdecken (neben Sozialabbau, Privatisierung, Minijobs, etc.), einfach um die grundlegende Ursache des Frustes, der unser Land entzweit (und vielleicht ganz Europa), mal konkret auf den Tisch zu legen und die etablierten Parteien damit zu bedrängen, konfrontieren.
Wenigstens Oliver Welke hat mit einer kleinen, aber wachrüttelnden Bemerkung in diese Richtung nachgebohrt.
Traumwaldschrat
(#59)
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"87,4% der Wähler haben die AfD NICHT gewählt. Ich übersetz das mal für Doofe: WIR!! SIND DAS VOLK!!!" (in etwa)
Gernot Hassknecht, heuteshow, 6.10.17
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