Tanzverbot am Karfreitag

[Sandswind]

Man kann kein Angebot wie Ethik in Anspruch nehmen wenn auf einer Schule mit 1000 Schülern nur 5, von verschiedenen Jahrgängen, dieses Angebot in Anspruch nehmen möchten.

In einer staatlichen Schule darfst Du jedenfalls nicht zum Religionsunterricht, gleich welcher Konfession gezwungen werden. Das verstößt auch in Bayern gegen Art. 4 GG, in dem Fall die "negative" Glaubensfreiheit. Wenn die Schule aber in kirchlicher Trägerschaft ist und nur staatlich anerkannt, ist das natürlich nicht so.

Axo? Ich hatte das immer so in Erinnerung, dass es von 1 bis 20 ginge...

Ist ein gerne gemachter Fehler, man überliest das recht schnell. Der Grundrechtskatalog in seiner bestehenden Form ist jedenfalls nicht von der Ewigkeitsklausel geschützt. (Aber: Viele Autoren lesen die einzelnen Grundrechte sowieso "nur" als spezielle Ausprägungen der unabänderlichen Menschenwürde, so daß ein zumindest ähnlicher Katalog auch in einer neuen Verfassung nötig wäre. Allerdings halt nur ähnlich, nicht zwingend der gleiche Schutzumfang.)

[Spaceball]

In einer staatlichen Schule darfst Du jedenfalls nicht zum Religionsunterricht, gleich welcher Konfession gezwungen werden. Das verstößt auch in Bayern gegen Art. 4 GG, in dem Fall die "negative" Glaubensfreiheit. Wenn die Schule aber in kirchlicher Trägerschaft ist und nur staatlich anerkannt, ist das natürlich nicht so.

Ja das war ne private Schule. Trotzdem reichlich merkwürdig das es einen Unterschied gibt.

cu, Spaceball

[Sandswind]

Ja das war ne private Schule. Trotzdem reichlich merkwürdig das es einen Unterschied gibt.

Grundrechte binden grundsätzlich nur den Staat. Nur der kann Dich zwingen, eine seiner Schulen zu besuchen, also greift da insoweit Deine (negative) Glaubensfreiheit.

Niemand zwingt Dich allerdings, eine private Schule zu besuchen. Die kann das Angebot eben auf Religionsunterricht beschränken. Alternativ kannst Du nämlich Deiner Schulpflicht nachkommen und eine staatliche Schule besuchen, die Dich dann eben nicht zum Religionsunterricht zwingen kann.

[Flexier]

Beim Radiohören ist mir heut folgende Story zu Ohren gekommen. Man hat neue Fussbälle für Kleinkinder mit allen Flaggen der an der WM antrettenden Nationen verkauft. Kurz darauf hat sich die muslimische Glaubensgemeinschaft darüber beschwert, da auf der Saudi-Arabischen Flagge in arabisch das Glaubensbekenntnis der Muslime steht. "Allah allein ist der einzige Gott und Mohammed sein Prophet".Auf einem Glaubensbekenntnis rumzukicken sei entwürdigend für den islamischen Glauben. Kurzum hat sich der Hersteller sofort entschuldigt und die restlichen 30000 Bällezurüchgezogen. Immerhin 30000 Bälle! An die Käufer solcher Bälle wendete er sich mit dem Appell die Schrift unkenntlich zu übermalen.
Was ich damit sagen möchte:
Warum muss man ausländische Religionen und deren Sitten und Bräuche respektieren und sich danach richten, vor allem auch als vollkommen Ungläubiger. Wenn es aber darum geht den Karfreitag, also den höchsten Feiertag der Christen, unserer eigenen Religion, die in Deutschland noch wesentlich mehr Anhänger hat als der Islam, zu feiern und Rücksicht auf Gläubige zu nehmen wird darüber heftig diskutiert.
In meinen Augen muss man sich entscheiden. Entweder man respektiert beides und richtet sich auch als "Nicht-Anhänger" danach, oder man fasst den Begriff Religionsfreiheit eben etwas offener auf:
Jeder kann seinem Glauben nachgehen muss aber auch aktzeptieren wenn andere sich nicht an Sitten und Bräuche halten, auch in der Öffentlichkeit!

[Sandswind]

Naja, das Christentum hat natürlich schon deutlich mehr Anhänger in Deutschland, als der Islam. Das steht außer Frage, auch daß die islamischen Einflüsse auf die Kultur hier deutlich marginaler als die des Christentums sind.

Wenn man aber mal die nackten Zahlen ansieht, wonach nämlich nur 60% der Gesamtbevölkerung einer der beiden großen Kirchen angehört (de facto also nur 30% katholisch und 30% evangelisch sind - von den "Karteileichen" mal ganz zu schweigen), fällt es zumindest mir schwer, (noch) von "unserer Religion" zu sprechen.

(Meine ist es übrigens sowieso nicht.)

[Harmakhis]

Jeder kann seinem Glauben nachgehen muss aber auch aktzeptieren wenn andere sich nicht an Sitten und Bräuche halten, auch in der Öffentlichkeit!

Genau das sollte Religionsfreiheit ja auch heißen und es ist echt schlimm, dass es auch in diesem Staat nicht der Fall ist. Religion ist was privates und hat in der Öffentlichkeit und im Zusammenhang mit dem Staat nichts verloren.

Religionsfreiheit bedeutet dass ich meine Religion frei ausüben darf und mir daraus kein Nachteil erwachsen darf; und nicht, dass der Staat irgendeine Religion bevorzugt, noch dass ich aufgrund meiner Religion irgendeine Narrenfreiheit genießen, noch besonders schutzbedürftig bin, als irgendeine andere Bevölkerungsgruppe.

Und was den Fußball angeht: sorry, dass finde ich auch affig und ich hätten sicherlich die Bälle im Umlauf gelassen. Also sich deswegen aufzuregen. Die sollen lieber mal froh sein, dass ihre Flaggen korrekt dargestellt waren und nicht wie bei dem ersten WM-Führer, wo unglaublich viele Länder mit falschen Flaggen dargestellt waren.
Generell bin ich sowieso der Meinung, dass man das Recht haben sollte jede Weltanschauung (das schließt Religionen mit ein) mit den Füßen zu treten und durch den Kakao zu ziehen. Als Atheist, politisch-linksorientierter, Idealist, etc. musst du dir auch die übelsten Sprüche anhören, wenn ich aber dann mal einen Witz über Moslems mache, bin ich aufeinmal ganz böse. Na sicher...
Eine Gesellschaft in der man keine Witze mehr übereinander machen kann, ist IMO eine wertlose Gesellschaft.

[Sandswind]

@ Harmakhis:

Ich habe den Eindruck, daß vieles von dem, was sich Atheisten anhören müssen zum einen darauf zurückzuführen ist, daß sie schlicht und ergreifend keine Dachorganisation und entsprechend leider auch keine Lobby haben. Wenn das Christentum angegriffen wird, schreit die Kirche auf, entsprechendes bei anderen Religionsgemeinschaften. Das ist bei Atheisten eben nicht der Fall.

[Mr.Viola]

Beim Radiohören ist mir heut folgende Story zu Ohren gekommen. Man hat neue Fussbälle für Kleinkinder mit allen Flaggen der an der WM antrettenden Nationen verkauft. Kurz darauf hat sich die muslimische Glaubensgemeinschaft darüber beschwert, da auf der Saudi-Arabischen Flagge in arabisch das Glaubensbekenntnis der Muslime steht. "Allah allein ist der einzige Gott und Mohammed sein Prophet".Auf einem Glaubensbekenntnis rumzukicken sei entwürdigend für den islamischen Glauben. Kurzum hat sich der Hersteller sofort entschuldigt und die restlichen 30000 Bällezurüchgezogen. Immerhin 30000 Bälle! An die Käufer solcher Bälle wendete er sich mit dem Appell die Schrift unkenntlich zu übermalen.

Ich hab zwar noch nichts davon gehört, aber seit der Sache mit den Mohammed-Karrikaturen is es wohl so, einige Moslems schreien einfach auf und beschweren sich andauernd, weil sie eh wissen dass der Westen (in diesem Fall der Hersteller) nachgeben wird. Sonst gibt es halt wiedermal Morddrohungen.
Solche Fanatiker kann man mit kleinen Kindern vergleichen, wenn man denen einmal ein Leckerli gekauft hat, weil sie zum schreien anfingen probieren sie es das nächste mal gleich wieder mit der Tour.

[Ezri Chaz]

Solche Fanatiker kann man mit kleinen Kindern vergleichen, wenn man denen einmal ein Leckerli gekauft hat, weil sie zum schreien anfingen probieren sie es das nächste mal gleich wieder mit der Tour.

Kinder hören aber sofort damit auf, wenn sie merken daß keiner drauf eingeht.
Warum geht also der "Westen" auf die schreienden "Islamisten" ein?

[Spocky]

Ist ein gerne gemachter Fehler, man überliest das recht schnell. Der Grundrechtskatalog in seiner bestehenden Form ist jedenfalls nicht von der Ewigkeitsklausel geschützt. (Aber: Viele Autoren lesen die einzelnen Grundrechte sowieso "nur" als spezielle Ausprägungen der unabänderlichen Menschenwürde, so daß ein zumindest ähnlicher Katalog auch in einer neuen Verfassung nötig wäre. Allerdings halt nur ähnlich, nicht zwingend der gleiche Schutzumfang.)

In dem Fall gehts wohl weniger ums falsch lesen, als um meine Erinnerungen an die 10. Klasse in sozialkunde, wo ich meinte, dass mein Lehrer das so erzählt hätte. 10. Klasse sind nun aber auch schon 13 Jahre her, insofern kann mich auch meine Erinnerung trüben

[Sandswind]

In dem Fall gehts wohl weniger ums falsch lesen, als um meine Erinnerungen an die 10. Klasse in sozialkunde, wo ich meinte, dass mein Lehrer das so erzählt hätte.

Och, das kann gut sein. Ich hab mich an der Uni im Jura-Studium dann auch nachträglich über das gewundert, was meine Sozialkundelehrer aus dem Grundgesetz teilweise so zum Besten gegeben hatten.

EDIT: Nochmal zum Thema. Ich hab gerade gelesen, daß die katholische Kirche jetzt allen Ernstes juristisch gegen MTV wegen "Popetown" vorgeht, unter anderem sogar Strafanzeige gestellt hat. Die arrogante Selbstverständlichkeit, mit der hier eine Unterlassungserklärung von MTV gefordert wurde und der Schaum vor dem Mund, mit dem hier gegen eine satirische Zeichtricksendung (!) gewettert wird, zeigen das Selbstverständnis, mit dem die Herren sich in dieser Gesellschaft bewegen. Da ist ein Tanzverbot noch das Geringste.

[Ford Prefect]

EDIT: Nochmal zum Thema. Ich hab gerade gelesen, daß die katholische Kirche jetzt allen Ernstes juristisch gegen MTV wegen "Popetown" vorgeht, unter anderem sogar Strafanzeige gestellt hat. Die arrogante Selbstverständlichkeit, mit der hier eine Unterlassungserklärung von MTV gefordert wurde und der Schaum vor dem Mund, mit dem hier gegen eine satirische Zeichtricksendung (!) gewettert wird, zeigen das Selbstverständnis, mit dem die Herren sich in dieser Gesellschaft bewegen. Da ist ein Tanzverbot noch das Geringste.

...und wie üblich geht die Sache völlig nach hinten los. Wieviele Menschen hätten den überhaupt etwas von der Serie mitbekommen, wenn die Katholische Kirche nicht solch einen Aufriss veranstalten würde. Ich weiß nicht ob es auch anderen so geht, aber ich werde mir heute 21.30 Uhr sicherlich die Popetown Episode zu Gemüte führen, allein um zu sehen worüber dort eigentlich diskutiert wird. Ohne das Geschrei wäre die Serie von mir überhaupt nich wahrgenommen worden.
Please mtv, pimp my church!

Die katholische Kirche beruft sich ja auf §185 StGB (Beleidigung) und den Klassiker §166 (Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen). Letzterer greift nur, wenn der öffentliche Friede durch die Schrift (also hier Popetown) gestört wird. Wenn es tatsächlich noch Richter in diesem Land gibt, die meinen, dass eine solche Gefahr von einer Zeichentrickserie ausgeht, wäre das echt arm.

[Spocky]

@ Sandswind: Zum Glück verliert die Kirche die allermeisten ihrer Klagen, die die so ausgeben. Also die Kirchensteuerverschwendung könnten die sich meist sparen und selbst Fälle, die sie in der Vergangenheit noch gewonnen haben würden sie heute verlieren. Das verbotene Theaterstück über Maria würde heute nicht mehr verboten werden und er Autor wird auch eine Neuprüfung anstreben, wenn die entsprechende Frist abgelaufen ist. In jedem Fall ist sein späteres Werk "Stollbergs Inferno" weit heftiger geartet, als das eigentlich harmlose Maria-Syndrom.

[Sandswind]

Tja, weil wir gerade dabei sind: Ich habe mir Popetown nicht angesehen, weil es mich offengestanden nicht gerade interessiert. Dafür habe ich zufällig das Ende der anschließenden Diskussionsrunde mitbekommen. Die war erwartungsgemäß flach, aber auch nicht wesentlich schlimmer als Christiansen. Was ich aber bezeichnend fand: Weder die katholische Kirche, noch die CSU hat einen ihrer Scharfmacher (lediglich einen recht moderaten Jugendvertreter) geschickt - trotz Einladung.

Das macht die Sache aus meiner Sicht noch schlimmer: Man sieht noch nicht mal die Veranlassung, sich einer Diskussion zu stellen, da man qua Amt, zumindest aber moralisch meint sowieso recht zu haben. Selbst wenn sie sich mit ihrer Anzeige eine blutige Nase holen - es zeigt die ganze Geisteshaltung dieser Leute. Ich kann mich nur wiederholen: Wen wundert es da, daß bei uns am Karfreitag die Disse zu bleibt? Und vor allem: Wo liegt der Unterschied zum Mohammed-Karrikaturenstreit? Die Reaktion verläuft (klar) friedlicher, aber ebenso uneinsichtig und in völliger Ignoranz der Presse- und Rundfunkfreiheit.

Selbst wenn alle Katholiken in Deutschland gegen die Ausstrahlung dieser Sendung wären, wäre das gerade mal ein Drittel der Bevölkerung. Warum kann diese Minderheit nicht einfach die Glotze auslassen und der Quote den Vortritt lassen? Nein, man bevormundet in altbekannter Manier die Mehrheit.

[Spocky]

Also für MTV war die Sache ja letztlich ein totaler Erfolg. Sie haben mit der Episode und der Diskussion die höchste Einschaltquote in der Geschichte des Senders erreicht