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  • xanrof
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    uh ja, das ist aktuell. Vor ein paar Tagen wurde die Terrorstufe mit Bezug auf die Nord-Irland Problematik hier angehoben, ich glaube auf "severe". Ich habe aber nicht verstanden wieso das auf einmal wieder eine Rolle spielen sollte. Heute erwähnt Steinmeier in einem Interview warum, und es macht Sinn: Ein Brexit würde auch bedeuten, dass die Grenze zwischen Irland und Nord-Irland wieder eine EU-Aussengrenze würde, mit Kontrollen, etc. Das kann natürlich den alten Mist wieder aufkochen lassen

    edit
    In gut einem Monat stimmen die Briten über einen Austritt aus der EU ab. Der deutsche Außenminister befürchtet, dass ein Brexit eine ganze Reihe von Problemen auslösen könnte. Großbritannien drohe, die Kontrolle zu verlieren, sagt er.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
    Spannend bleibt auch die Schottland-Frage. Wenn Cameron "Glück" hat, dann drückt er nicht nur sein Land für die nächsten 10 Jahre ins wirtschaftliche Elend, sondern macht aus Grossbritanien ein Kleinbritanien.
    Neulich war ich auf einer Podiumsdiskussion an der Uni und da meinte eine Zuhörerin, dass selbst in Nordirland Separationsbestrebungen - bzw. Reunifikationsbestrebungen mit "Rest-Irland" - wieder aufflammen könnten, sollte UK den Austritt wählen. Ist das Eisen da wirklich auch immer noch so heiß?

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  • endar
    antwortet
    Ich hoffe ja immer noch auf die Vernunft der Mehrheit, auch wenn meine Zuversicht gesunken ist (nicht nur in Bezug auf GB).

    Zu GB/KB:
    Wenn Schottland geht, fliegt dann auch die Monarchie? Muss Schottland mit austreten und wieder eintreten oder muss da echt noch ein Referndum dazwischen?

    Es bliebe "United Kingdom of England, Wales and Northern Ireland" vielleicht? Die Waliser würden es "lieben".
    Zuletzt geändert von endar; 11.05.2016, 13:14.

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  • xanrof
    antwortet
    Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
    Hauptexportpartner ist tatsächlich nicht die EU, sondern die USA. Und das ist genauso problematisch.
    (...)
    Dazu kommt, daß zB die USA schon klargemacht haben, dass sie im Prinzip keine Verträge mit Einzelländern mehr abschließen, sondern nur noch mit Blöcken (siehe TTIP, TTP, etc). Obama hat klar gemacht, dass UK im Falle eines Brexits auch genauso, sprich als Einzelland, behandelt würde. D.h. massive Zollkontrollen, Einfuhrzölle, Steuern, Handelshemnisse, usw. Auch einzelne EU-Kommisare haben eine solche Haltung (inoffiziell) schon angedeutet.
    Das war im Februar. Inzwischen war Obama ja höchstpersönlich in London (im Vorfeld des Hannover-Besuchs) und hat nochmals bekräftigt, dass die USA kein gesteigertes Interesse an einem Handelsabschluß mit einem Einzelland haben. "Im Falle eines Brexit müsse sich GB in der Reihe ganz hinten anstellen", waren (sinngemäß) seine Worte. Er hatte sogar das Wort "queue" benutzt anstelle von "line"

    Und was haben sich UKIP & Co aufgeregt, weil Obama (aka Außenstehende) sich anmaßen, sich einzumischen. Aber das ist natürlich Unsinn. Obama hat da die richtigen Worte gefunden (wieder sinngemäß): "Ständig behaupten irgendwelche Leute, dass Grossbritanien nach dem Verlassen der EU einfach neue Handelsverträge, zB mit den Vereinigten Staaten, aushandeln würde. Da dachte ich, dass der Präsident der Vereinigten Staaten einfach mal klar machen sollte, dass dem nicht so ist."

    (Damals-)Bürgermeister Johnson ("der britische Trump" ) fühlte sich auch gleich genötigt, nicht nur in den Kanon mit Nigel Farage über die "unververschämte Einmischung von außen" einzufallen, sondern auch gleich darauf hinzuweisen, dass Obama mit seiner "halb-kenianischen" Herkunft die Briten wegen ihres kolonialen Erbes eh nicht mögen würde. Nur gut, dass die Antisemitismus-Vorwürfe gegen einige MPs der Labour-Party erst später ans Licht kamen.

    Und da ein Austritt aus der EU nicht nur GB selbst sondern auch ganz Europa und vor allem Deutschland (als Haupthandelspartner in der EU) negativ beeinflussen würde, haben selbst verständlich alle "Aussenstehenden" jedes Recht der Welt, sich in die Diskussion einzumischen

    Ansonsten steht es weiter Kopf an Kopf (jeweils 40-45%) mit etwa 10-15% Unentschlossenen und hohen Fehlerbalken.

    Spannend bleibt auch die Schottland-Frage. Wenn Cameron "Glück" hat, dann drückt er nicht nur sein Land für die nächsten 10 Jahre ins wirtschaftliche Elend, sondern macht aus Grossbritanien ein Kleinbritanien.



    Zuletzt geändert von xanrof; 11.05.2016, 12:18.

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  • xanrof
    antwortet
    Als Ergänzung zu meinem Beitrag oben (#11):
    The process of leaving the EU could lead to “up to a decade or more of uncertainty” for the UK, according to a Cabinet Office report. The document assesses the potential impact of the process for leaving the European Union. It argues that the negotiations involved could take over 10 years, with significant impact on the UK.
    Mehr Details:
    http://www.weforum.org/agenda/2016/0...rtainty-report



    (Quelle: Anti-Brexit Kampagne "Stronger IN", sicher nicht neutral, aber auch nicht falsch)
    Zuletzt geändert von xanrof; 02.03.2016, 12:23.

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von Seether Beitrag anzeigen

    Der Teil ist zu simpel. Für den Großteil der Osteuropäischen Länder geht es, auch im kulturellen Selbstverständnis, genau darum. Insofern hast du Recht. Deshalb verstehen sie sich ja auch so gut mit Herrn Cameron.
    Aber für den alten Kern der Eu, insbesondere Deutschland, Benelux, und bis zu seinem wirtschaftlich-politischen Niedergang Anfang der Nuller-Jahre auch in Frankreich, war Europa spätestens seit Ende der 60er Jahre auch ein kulturelles, ideologisches Projekt.
    Das Problem ist einfach, dass vielen Menschen in der EU längst nicht bewusst ist, welche Vorteile sie haben oder hatten. Man sehe sich die Polen und die Finnen an - die Finnen haben nach ihrem Eintritt in die Union einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung hingelegt, traumhafte Wachstumsraten (dito Irland). Auch Polen macht eine vorbildliche Entwicklung durch - trotz der Millionen Polen, die in UK und Deutschland arbeiten gefunden haben und zu einem regelrechten Braindrain geführt haben .
    Schönwetter-Ideologen Wie weit an Prinzipien und Ideologien, sehen wir bei jedem Terror-Anschlag, bei jeder Finanzkrise etwas größeren Ausmaßes. Das ist vorgeschoben, und das sollte der gebildete Mitteleuropäer auch so erkennen können. Griechenland hat seine Hilfe auch nur bekommen, weil man unterm Strich so mit weniger Verlusten rechnet, als ein Kollaps, der die eine oder andere Bank komplett mitnimmt. Geld regiert, nicht Ideologien. Die sind nettes schmückendes Beiwerk, unter der Bedingung, daß sie nicht allzuviel kosten dürfen und bei Bedarf/in der Not zuerst über Bord geschmissen werden. Und das Tollste ist: Am Bespiel Frankreich hast du diese Mechanik selbst enttarnt

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Was die außenwirtschaftliche Position von UK angeht, so sind aus makroökonomischer Sicht zwei Dinge bemerkenswert:

    1. Die Handels- und Leistungsbilanz waren bis Mitte der 1980 relativ ausgeglichen und tendenziell im Plus, sind seitdem aber im Minus gewesen. Ab Ende der 1990er-Jahre ging in Sachen Defiziten in beiden Fällen so richtig die Post ab. Diese Entwicklung ist im Grundsatz sehr ähnlich zu der der USA.

    2. Im Jahr 1966 hatte UK ein positives Nettoauslandsvermögen von 1,2 Milliarden Pfund. Seitdem sind bis Ende 2014 kumuliere Leistungsbilanzdefizite von ca. 743 Milliarden Pfund angefallen. Die NIIP des Vereinigten Königreichs sollte also nach Adam Riese -741 Milliarden Pfund betragen, was etwa 41% der Wirtschaftsleistung entspräche. Tatsächlich beträgt die NIIP aber nur -17% des BIP. Das ist schon ziemlich geiler Scheiß: Die leben seit 30 Jahren, insbesondere seit ca. 20 Jahren, permanent über die Verhältnisse, haben aber weniger als die Hälfte der Schulden angehäuft, die eigentlich aufgelaufen sein sollen. Auch diese Entwicklung ist sehr ähnlich der in den USA. Auch dort ist die eigentliche Auslandsverschuldung viel kleiner als sich qua Leistungsbilanz sein sollte. Da weiß man dann, wozu fette Finanzzentren so gut sein können.

    Aber solange es Dumme wie Deutschland gibt, die sich jedes Jahr auf's neue einen von der deutschen Eiche schubbern ob ihrer großartigen Exportüberschüsse, für die sie niemals auch nur ansatzweise einen angemessenen realen Gegenwert sehen werden, ist das ja auch ein bequemes Modell. Wir haben ja Griechenland als Prügelknaben. Ich gehe auch fest davon aus, dass wenn UK tatsächlich den Austritt beschließen sollte, von deutscher Seite aus (Bug Business und ihr Kumpel Sigmar Gabriel) sofort ein Geschrei losgehen wird, dafür zu sorgen, dass sie möglichst weitgehend im Binnenmarkt integriert bleiben. Das dürfte auch relativ easy funktionieren. Die Schweiz z.B. ist stärker in den Binnenmarkt integriert als manches EU-Land. Ich glaube, die haben auch fast alle Binnenmarktregelungen in nationale Gesetzgebung übernommen.
    Zuletzt geändert von Gast; 06.03.2016, 17:39. Grund: typos, typos, typos...

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  • Seether
    antwortet
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Es ist ja nicht so, daß die EU von einer gemeinsamen, humanitären Idee zusammengehalten würde - es geht lediglich um Geld, die Aussicht auf mehr Geld und gute Gewinnprognosen.
    Der Teil ist zu simpel. Für den Großteil der Osteuropäischen Länder geht es, auch im kulturellen Selbstverständnis, genau darum. Insofern hast du Recht. Deshalb verstehen sie sich ja auch so gut mit Herrn Cameron.
    Aber für den alten Kern der Eu, insbesondere Deutschland, Benelux, und bis zu seinem wirtschaftlich-politischen Niedergang Anfang der Nuller-Jahre auch in Frankreich, war Europa spätestens seit Ende der 60er Jahre auch ein kulturelles, ideologisches Projekt.
    Das Problem ist einfach, dass vielen Menschen in der EU längst nicht bewusst ist, welche Vorteile sie haben oder hatten. Man sehe sich die Polen und die Finnen an - die Finnen haben nach ihrem Eintritt in die Union einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung hingelegt, traumhafte Wachstumsraten (dito Irland). Auch Polen macht eine vorbildliche Entwicklung durch - trotz der Millionen Polen, die in UK und Deutschland arbeiten gefunden haben und zu einem regelrechten Braindrain geführt haben .

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  • xanrof
    antwortet
    Zitat von Ace Azzameen Beitrag anzeigen
    Großbritannien ist afaik zu großen Teilen vom Import abhängig, welcher sich bei einem Brexit wohl erheblich verteuern würde. Im Gegenzug bietet die Insel nur geringen Export in das restliche Europa an,
    Hauptexportpartner ist tatsächlich nicht die EU, sondern die USA. Und das ist genauso problematisch.
    WEIL: Mit einem Austritt aus der EU würde UK auch aus allen Handelsverträgen der EU mit der restlichen Welt austreten (müssen). Das sind afaik mehrere Hundert. Um weiter Handel mit der restlichen Welt betreiben zu können, müsste UK all diese Verträge einzeln nachverhandeln. Als Einzelland! Gerade bei großen Industrienationen dauert das nicht 1 oder 2 Jahre, sondern eher 8 bis 10 Jahre, bei Ex-Commonwealth-Ländern geht es vielleicht etwas schneller. Dazu kommt, daß zB die USA schon klargemacht aben, dass sie im Prinzip keine Verträge mit Einzelländern mehr abschließen, sondern nur noch mit Blöcken (siehe TTIP, TTP, etc). Obama hat klar gemacht, dass UK im Falle eines Brexits auch genauso, sprich als Einzelland, behandelt würde. D.h. massive Zollkontrollen, Einfuhrzölle, Steuern, Handelshemnisse, usw. Auch einzelne EU-Kommisare haben eine solche Haltung (inoffiziell) schon angedeutet.

    Falls sich die Briten im Juni für einen Brexit entscheiden würden, dann bliebe dem Land genau zwei Jahre, um den eigentlichen Austritt vorzubereiten. Es ist absolut ausgeschlossen, in dieser Zeit ausreichend Handelsverträge (inklusive mit der EU) abzuschließen. Auch die Verhandlungen von zB Norwegen oder der Schweiz für deren Sonderstatus haben länger gedauert.

    Man darf auch nicht die britischen Expats in Europa vergessen. Etwa zwei Millionen Briten arbeiten auf dem Kontinent. Viele hochqualifizierte Leute, deren Aufenthaltsstatus plötzlich sehr unsicher würde. Eventuell müssten diese dann ins Heimatland zurückkehren und würden einen zusätzlichen negativen Input zur britischen Arbeitsmarktsituation liefern. Allerdings auch umgekehrt: Europäische Firmen müssten u. U. den plötzlichen Verlust von 2 Millionen (Hoch-)qualifizierten verschmerzen.

    Ebenfalls darf man nicht übersehen, dass auf der Insel ein sehr labiler Immobilienmarkt vorherrscht. Durch ein Thatcher-Programm in den 80ern ("wer etwas besitzt, wählt konservativer") haben sehr viele Leute ein Eigenheim, an dem sie tlw. noch abbezahlen. Der Anteil ist viel, viel höher als zB in Deutschland. Auch heute ist es (nicht zuletzt wegen der katastrophalen Mietrechtssituation) üblich, dass junge Leute schon mit Eintritt ins Arbeitsleben ein eigenes Häuschen anstreben und aufgrund günstiger Bedingungen auch oft bekommen. Viele Haushalte sind verschuldet, können allerdings durchaus, wenn auch geradeso, zurückzahlen. Daher kann man es nicht mit der US-Immobilienblase vergleichen. Dennoch würden signifikante zusätzliche Belastungen das System zum Kippen bringen.

    Es mag sein, dass UK auf lange Sicht >>10 Jahre den Austritt verkraften und wieder einen stabilen Markt aufbauen kann.
    Aber bis dahin wird es schlimm werden.

    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Es ist ja nicht so, daß die EU von einer gemeinsamen, humanitären Idee zusammengehalten würde - es geht lediglich um Geld, die Aussicht auf mehr Geld und gute Gewinnprognosen.
    Primär geht es darum, dass die Europäer im Falle von Konflikten nicht gleich aufeinander schießen. Mit Blick auf die europäische Geschichte und mit Blick auf aktuelle Entwicklungen in Osteuropa ist das keineswegs eine veraltete Sichtweise.
    Zuletzt geändert von xanrof; 29.02.2016, 11:18.

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
    @Karl (und jeder der so denkt)Ich hoffe, ihr denkt nicht wirklich, dass das so einseitig abläuft. Das wäre ein Katastrophe für UK UND die EU.

    Die folgenden 2 Artikel zeigen deutlich die Verzahnung der beiden Blöcke.

    Europe minister says under EU rules UK would be cut out of single market before it could negotiate new deals


    http://www.theguardian.com/politics/...-everyday-life
    Das ist die Katastrophe, auf die ich warte, seit der Krempel gegründet worden ist. Es ist ja nicht so, daß die EU von einer gemeinsamen, humanitären Idee zusammengehalten würde - es geht lediglich um Geld, die Aussicht auf mehr Geld und gute Gewinnprognosen. Mit UK aus der EU raus fällt ein gravierender Widerspruchsfaktor bezüglich höherer Kontrolle der Finanzmärkte weg; den Eiertanz der deutschen und franzöischen Regierungen will ich einfach erleben, wenn die bei dem Thema nicht mehr mit dem Fingerzeig übern kleinen Teich und "Die waren's!" davonkommen

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  • Liopleurodon
    antwortet
    Zitat von Ace Azzameen Beitrag anzeigen
    Einseitig mit Sicherheit nicht. Die britischen Nettozahlungen in die EU müssten z.B. mit Sicherheit schmerzhaft aufgefangen werden, aber die Briten dürfte ein solcher Schritt wohl erheblich härter treffen. Großbritannien ist afaik zu großen Teilen vom Import abhängig, welcher sich bei einem Brexit wohl erheblich verteuern würde. Im Gegenzug bietet die Insel nur geringen Export in das restliche Europa an, wenn mich nicht alles täuscht. Ich denke wenn die Briten tatsächlich austreten, wird es sehr schnell zu einem Umdenken in der britischen Bevölkerung kommen. Außerdem bin ich per se kein Freund des britischen Austritts, aber ich sehe irgendwo auch nicht ein, weshalb man Großbritannien diese ständigen Extra-Teewürste zugestehen soll.
    Naja, vielleicht, weil man Griechenland mit seinen überteuerten Finanzhilfen noch viel dickere Würste gebraten hat? Vor diesem Hintergrund kann man es ja mal versuchen...

    Wenn ich mich richtig erinnere, konnten aber die meisten Länder schon bei ihrem Beitritt ein besonderes Entgegenkommen aushandeln. Ohne Kompromisse funktioniert die EU nicht. Und wenn man davon ausgeht, dass die Staatengemeinschaft auf Freiwilligkeit basiert und nicht auf Besatzung, dann sollten Nachverhandlungen von Zeit zu Zeit legitim sein. Zugeständnisse, die einst akzeptabel schienen, können 40 Jahre später zur Belastung werden und umgekehrt. Volkswirtschaften entwickeln sich.

    Prognosen über den wirtschaftlichen Schaden eines Austritts sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Es hängt sehr viel davon ab, wie man die eigene Wirtschaft ausrichtet und wie flexibel man dabei ist. Island, Norwegen und die Schweiz sind auch keine EU-Mitglieder, aber alles andere als die europäischen Armenhäuser. Ganz im Gegenteil, in allen drei Ländern ist der Lebensstandard teilweise höher als in manchen Mitgliedsländern der EU. Auch Island muss fast alles importieren und hat nur wenig eigene Produktion - abgesehen von Fischen, Lämmern, Salatgurken, Tomaten und neuerdings auch Aluminium - aber dafür machen sie extrem viel Umsatz mit Ökotourismus. Die drei Länder haben jeweils ihre eigene Nische gefunden, in der sie gut existieren können. Katalonien und Schottland müssten im Falle einer Unabhängigkeit als dann automatische Nichtmitglieder auch kreativ werden, aber das haben sich die Damen und Herren in den Regionalregierungen sicher schon gut überlegt. In Großbritannien würde man bestimmt auch Lösungen finden. Radwanderungen zwischen britischen Industrieruinen haben doch auch ihren Reiz, wenn man das nur geschickt vermarktet.
    Zuletzt geändert von Liopleurodon; 29.02.2016, 04:50.

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  • Ace Azzameen
    antwortet
    Einseitig mit Sicherheit nicht. Die britischen Nettozahlungen in die EU müssten z.B. mit Sicherheit schmerzhaft aufgefangen werden, aber die Briten dürfte ein solcher Schritt wohl erheblich härter treffen. Großbritannien ist afaik zu großen Teilen vom Import abhängig, welcher sich bei einem Brexit wohl erheblich verteuern würde. Im Gegenzug bietet die Insel nur geringen Export in das restliche Europa an, wenn mich nicht alles täuscht. Ich denke wenn die Briten tatsächlich austreten, wird es sehr schnell zu einem Umdenken in der britischen Bevölkerung kommen. Außerdem bin ich per se kein Freund des britischen Austritts, aber ich sehe irgendwo auch nicht ein, weshalb man Großbritannien diese ständigen Extra-Teewürste zugestehen soll.

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  • xanrof
    antwortet
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Ich hoffe, Ace hat recht und die Briten treten aus. Ich wär dann für das volle Programm:
    @Karl (und jeder der so denkt)Ich hoffe, ihr denkt nicht wirklich, dass das so einseitig abläuft. Das wäre ein Katastrophe für UK UND die EU.

    Die folgenden 2 Artikel zeigen deutlich die Verzahnung der beiden Blöcke.

    Europe minister says under EU rules UK would be cut out of single market before it could negotiate new deals


    Much of the early debate in the EU referendum campaign has revolved around economics. And while no one can know precisely the impact of leaving the EU, it would be likely to have huge repercussions on many other aspects of UK life

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  • xanrof
    antwortet
    (so, ich versuch mal, meinen alten Beitrag aus dem Google-Cache wiederherzustellen)

    Zu Londons Bürgermeister Boris Johnson muss man unbedingt erwähnen, dass er scharf auf Camerons Job ist. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er sich noch vorsichtig für einen Verbleib in der EU ausgesprochen, dann war er lange Zeit ruhig, aber jetzt ist es ihm wichtiger, sich ggü seinem Partei"freund" zu profilieren. Die Presse weiss das natürlich und tritt es auch breit.


    könnte ein Austritt des Königreichs langfristig zu einer stärker integrierten EU beitragen.
    Das ist die grosse Unbekannte. Genausogut könnte weitere Länder sich davon inspirieren lassen und vergleichbare Erpressungsversuche starten. Wirtschaftlich reichen die meisten sicher nicht an UK heran (eigentlich alle ausser Dtl ), aber für viele Dinge braucht es eine Einstimmigkeit.


    Hier erstmal die schöne Grafik (Stand: 23 Feb 2016): . Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 900px-UK_EU_referendum_polling.svg.png
Ansichten: 300
Größe: 110,6 KB
ID: 4424186

    (Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikiped...um_polling.svg)

    Wie man sieht, im Moment alles recht offen.

    Ich bin z Zt. vorsichtig optimistisch, dass sie in der EU bleiben, weil einfach zu viel auf dem Spiel steht. Es gibt massenhaft wirtschaftliche Argumente, in der EU zu bleiben, während umgekehrt nur nationale Gefühlsduselei und isolationistisches Denken für einen Austritt sprechen.
    Wenn erstmal die ganzen Firmen, die EU-Geschäftsverbindungen haben, sich formieren und geschlossen gegen den Brexit Werbung machen (das wurde bisher aus Kostengründen vermieden), dann kann sich schnell ein eindeutigeres Bild ergeben.

    Wirtschaftliche Gründe, die von UKIP und Co angebracht werden, sind in der Regel nicht haltbar
    Bsp: Norwegen oder die Schweiz als Vorbild nehmen, dass man auf dem EU-Markt durchaus mitmischen könnte, ohne Mitglied zu sein. Gerne wird dabei verschwiegen, dass Norwegen und die Schweiz mit zu den grössten Beitragszahlern gehören.

    Weiterer spannender Diskussionpunkt: Was macht das traditionell EU-freundliche Schottland?
    Es gibt Gerüchte, dass das Brexit-Referendum mit einer erneuten, diesmal bedingten Schottlandfrage verknüpft werden soll.
    D.h., ein erneutes Referendum, das Schottland austritt und in die EU eintritt, NUR wenn Gesamt-UK für den Brexit stimmen würde


    EDIT:

    aus dem BBC-Artikel:
    Leave campaigners point out two-thirds of FTSE 100 firms, including Tesco and Sainsbury, did not back the letter.
    Nun, Tesco und Sainsbury (wer es nicht kennt, das sind 2 der 4 grossen Supermarktketten) gehören sicherlich zu den Branchen, die einen Austritt eher befürworten würden, denn die haben massivst Probleme wegen Aldi und Lidl.
    Die Lebenserhaltungskosten sind in UK ziemlich hoch, etwa das 1.5-fache der Preise von D oder FR. Da haben Billig-Discounter natürlich einen hohen Impakt.
    Und natürlich gibt es Firmen, die sich aus versch Gründen nicht äussern wollen.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Grenzkontrollen gibt es sowieso, da UK nicht Mitlied im Schengener Abkommen ist und was außer kindischem Trotzgehabe dafür spricht, die noch extra zu bestrafen, wenn sie austreten, verstehe ich nicht.

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