Zitat von Taanae
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Ich rede von Deutschland und der Zeit, die ich einigermaßen überblicken kann - wenn ich da etwas großzügig bin -, also von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute.
Wenn ich von einer "neuen Dimension der herabgesenkten Hemmschwelle" spreche, dann meine ich die Zeit, in der ich schon gelebt habe oder die Zeit kurz davor, an die sich einige heute noch erinnern können.
Mir ist sonnenklar, dass im Dritten Reich die Hemmschwelle der kollektiven Grausamkeit sehr, sehr tief hing.
Seitdem ist mir dergleichen in (West-)Deutschland aber nicht mehr begegnet; immerhin haben wir eine Demokratie errichtet.
Ich weiß zwar, dass viele die Wiedereinführung der Todesstrafe wünschen - bei Verbrechern, deren Verbrechen sie persönlich verabscheuen.
Ich weiß auch, dass viele in ihren Phantasien manche Menschen oder möglicherweise auch Kinder gerne foltern würden.
Bis zu einem gewissen Punkt kann ich das als krankhaft ansehen.
Wenn es aber stimmt, dass sich das in den letzten Jahren gesteigert hat, dann hilft mir überhaupt nicht der Hinweis, dass es in der Nazizeit oder im Mittelalter auch schlimm war.
Mir geht es um die Zeit, in der ich lebe und die ich überblicken kann.
Es ist ja schließlich nicht nur dieser Einzelfall, wo die Sehnsucht nach Brutalität gestiegen ist.
Ich halte es für möglich, dass sich ein Umschwung in unserer Gesellschaft anbahnt, der die Demokratie ernsthaft gefährden könnte.
Da ich aber nur meine eigene Brille auf der Nase habe, kann ich natürlich vieles falsch einschätzen.
Aber wenn Politiker - das habe ich ja nun mehrmals geschrieben - entsetzt und geschockt sind, welche grauenvollen Drohbriefe sie kriegen, die sie noch nie in ihrem ganzen Leben in dieser Brutalität bekommen haben -, dann scheine ich nicht die einzige zu sein, die das so wahrnimmt.
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