Bundestagswahl 2009

[endar]

Das gilt nur für Parteien, die unter 5% kommen und weniger als drei Direktmandate haben. Die direkt Gewählten sitzen natürlich im Bundestag, das war's aber. Und die Klos dürfen sie hoffentlich auch benutzen.

Das stimmt. Aber dann gilt das ja auch nicht als Partei, sondern eben als zwei oder ein Direktmandat, oder? Und nein, sie dürfen die Klos nicht benutzen!

[Largo]

Ich arbeite in einer Firma mit weltweit mehreren zehntausend Mitarbeitern und pro Jahr werden mehrere hundert Mitarbeiter neu eingestellt. Ich kenne einige der dafür Verantwortlichen sehr gut, und arbeite selber oft mit den neu eingestellten Leuten zusammen. Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn wir nach Name oder Aussehen aussortieren würden, dann könnten wir unsere Bude gleich dicht machen.

Ich habe mich auch schon mit Personalchefs und solchen Leuten unterhalten. Einer davon hat mir mal gesagt, er würde lieber jemanden einstellen, der in seinem Studium die ganze Zeit diverse Parties besucht hat, als so einen Streber, der viele Bücher gelesen hat. Leistung und Fachkompetenz ist da wirklich eher zweitrangige Eigenschaften, auch wenn da in der Öffentlichkeit gerne etwas anderes kommuniziert wird. Beim Vorstellungsgespräch kommt es vor allem darauf an, dass der Bewerber sympathisch ist und Sympathie leitet sich vor allem daraus ab, ob man aus dem selben Milieu kommt wie die Gesprächspartner und die entsprechenden Codes beherrscht.
Das kann natürlich anders sein in einer Situation wie Du sie beschreibst, etwa wenn jede Woche 100 neue Leute eingestellt werden müssen oder nur wenige Bewerber miteinander konkurrieren. Der Regelfall ist das nicht.

Also ich kann mir nich vorstellen, dass es ein fehlendes Bewusstsein für soziale Ungleiheit oder soziale Probleme gibt.

Ich habe doch weiter oben zeigen können, dass es bei vielen Leuten eben kein Bewusstsein für soziale Probleme gibt. Eben noch haben einige Diskussionsteilnehmer behauptet, dass die Bildungschancen eines Menschen nicht von der sozialen Herkunft abhängen würden. Weit verbreitet ist auch die Auffassung, dass jeder viel Geld verdienen könne, wenn er sich nur anstrengen würde. Dementsprechend sei auch jeder selbst schuld, wenn er wenig verdient oder sogar arbeitslos ist. Die Liste ließe sich natürlich beliebig fortsetzen, aber es ist klar, dass jemand, der einer "Jeder-ist-seines-Glückes-Schmied"-Ideologie anhängt, die CDU/FDP wählt. Deswegen leite ich das vorliegende Wahlergebnis auch zum Teil aus einem fehlenden Bewusstsein für soziale Probleme ab.

Wird der Anreiz beruflich überhaupt etwas zu erreichen durch Umverteilung praktisch eliminiert, leidet schlussendlich die ganze Volkswirtschaft darunter, da die Leistungsbereitschaft und insbesondere auch die Innovationskraft als ganzes reduziert wird.

Das Argument liest man oft. Wenn allerdings 10% der Bevölkerung 60% des Vermögens besitzen (so wie es in Deutschland nachweislich der Fall ist), kann man schlecht behaupten, dass die Eliten demotiviert seien und deshalb keine Lust auf Innovationen und so hätten. Und wenn soziale Ungleichheit positiv mit Wirtschaftswachstum korrelieren würde, dann hätte die Deutsche Wirtschaft in den letzten 10 Jahren wirklich einen großen Sprung machen müssen – was ja nicht der Fall gewesen ist. Das Gegenteil ist richtig: je größer die soziale Ungleichheit desto schwächer die Wirtschaft, wie man an Ländern wie Südafrika oder Brasilien beobachten kann.

[TheJoker]

Da ich mir Guide Westerwelle allerdings nicht als Außenminister vorstellen kann, wäre mir daher eine FDP-Innenminister lieber, da ich der FDP deutlich mehr Kompetenz in Sachen Schutz vor dem Überwachungsstaat zutraue.

brrr: YouTube - Broadcast Yourself.

wird lustig werden, wenn er als Außenminister mal eine längere Rede halten muss/soll.

[Higherly]

Ich habe doch weiter oben zeigen können, dass es bei vielen Leuten eben kein Bewusstsein für soziale Probleme gibt.

Du hast behauptet und verallgemeinert, nicht bewiesen.

Eben noch haben einige Diskussionsteilnehmer behauptet, dass die Bildungschancen eines Menschen nicht von der sozialen Herkunft abhängen würden.

Das behaupte ich nicht. Ich sage, jeder hat die gleichen Möglichkeiten. Dass die Herkunft aber einen Einfluss hat, weil schon von Kindsbeinen an Kinder aus "gebildeteren Familien" mehr gefordert und gefördert werden, ist leider eine Tatsache, welche demChancengleichheitsgedanken ganz übel mitspielt...

Weit verbreitet ist auch die Auffassung, dass jeder viel Geld verdienen könne, wenn er sich nur anstrengen würde. Dementsprechend sei auch jeder selbst schuld, wenn er wenig verdient oder sogar arbeitslos ist. Die Liste ließe sich natürlich beliebig fortsetzen, aber es ist klar, dass jemand, der einer "Jeder-ist-seines-Glückes-Schmied"-Ideologie anhängt, die CDU/FDP wählt. Deswegen leite ich das vorliegende Wahlergebnis auch zum Teil aus einem fehlenden Bewusstsein für soziale Probleme ab.

Das ist eine sehr, sehr oberflächliche Verallgemeinerung. Die politischen Gesamtkonzepte auf soziales Bewusstsein zu reduzieren, ignoriert einen ganz grossen Teil aller Parteiprogramme und -prioritäten. Mal ganz abgesehen davon, dass die Meinung, dass in Deutschland der Sozialstaat bereits übers Ziel hinausgeschossen ist, nicht im Ansatz mit fehlendem sozialen Bewusstsein zu tun hat, sondern mit anderer Definition von Gerechtigkeit, resp. dem Anspruch was einem "einfach so" zusteht.

Das Argument liest man oft. Wenn allerdings 10% der Bevölkerung 60% des Vermögens besitzen (so wie es in Deutschland nachweislich der Fall ist), kann man schlecht behaupten, dass die Eliten demotiviert seien und deshalb keine Lust auf Innovationen und so hätten.

Du verwechselst Einkommen mit Vermögen, resp. Reichtum. Ich kann ohne steuerbares Einkommen reich werden, indem ich an der Börse erfolgreich anlege, resp. das Eigenkapital in einem mir gehörenden Unternehmung vervielfache. Und genau aus solchen Kapitalgewinnen stammt nämlich der grosse Teil des Vermögens.

Und wenn soziale Ungleichheit positiv mit Wirtschaftswachstum korrelieren würde, dann hätte die Deutsche Wirtschaft in den letzten 10 Jahren wirklich einen großen Sprung machen müssen

Also entweder habe ich mich nicht klar ausgedrückt oder du interpretierst da Dinge, von denen niemand ein Wort gesagt hat...

[McWire]

brrr: YouTube - Broadcast Yourself.

wird lustig werden, wenn er als Außenminister mal eine längere Rede halten muss/soll.

Naja ich kann Englisch auch nicht wesentlich besser, da kann ich mit Guido in einen Club gehen

Gut ich will dafür aber auch nicht AUßENminister werden.

[Enas Yorl]

Naja ich kann Englisch auch nicht wesentlich besser, da kann ich mit Guido in einen Club gehen

Gut ich will dafür aber auch nicht AUßENminister werden.

Nun ja, das Video ist zwei Jahre alt, da kann man nur hoffen das Westerwelle die Zeit genutzt hat, sein Englisch aufzupolieren (ist ja nicht so schwer). Das gezeigte Niveau wäre für einen Außenminister nun doch indiskutabel. Ich persönlich würde es vorziehen, wenn er Wolfgang Schäuble aus den Innenministerium rollt.

[Regel1]

[...]

Ach ja, weils ja so schön ist, hier mein Wunschkabinett:

Bundeskanzler: Angela Merkel CDU
Auswärtiges Amt / Vizekanzler: Gudio Westerwelle FDP
Inneres: Wolfgang Schäuble CDU
Justiz: Max Stadler FDP
Finanzen: Roland Koch CDU
Wirtschaft / Entwicklung: Andreas Pinkwart FDP
Arbeit / Soziales: Karl Theodor zu Guttemberg CSU
Familie: Ursula von der Leyen CDU
Ernährung, Landwirtschaft: Ilse Aigner CSU
Verteidigung: Dirk Niebel FDP
Verkehr, Bau: Thomas de Maizière CDU
Gesundheit: Peter Ramsauer CSU
Umwelt: Cornelia Pieper FDP
Bildung und Forschung: Annette Schavan CDU

Träumen ist ja erlaubt, aber Du glaubst doch nicht im ernst, dass die CSU mit Ihrem desaströsen Ergebnis (republikweit ca. 6,5%) 3 Ministerposten stellen darf? Da sind erstmal CDU + FDP am Zuge.

[Largo]

Das ist eine sehr, sehr oberflächliche Verallgemeinerung. Die politischen Gesamtkonzepte auf soziales Bewusstsein zu reduzieren, ignoriert einen ganz grossen Teil aller Parteiprogramme und -prioritäten.

Ich setze gesellschaftliches Bewusstsein überhaupt nicht mit Parteienprogrammen gleich. Ich stelle nur fest, wenn behauptet wird, dass die Stellung eines Menschen in der Gesellschaft nicht vom Elternhaus sondern von Leistung abhänge oder dass Menschen freiwillig arbeitslos seien, weil das Arbeitslosengeld zu hoch ist ("Arbeit muss sich wieder lohnen"), offenbar kein Bewusstsein für soziale Probleme existiert. Symptomatisch ist auch, dass eine große Zahl von Menschen überhaupt nicht bescheid weiß, dass es gar nicht genügend Arbeitsplätze gibt – auch dann nicht, wenn sich alle anstrengen. Und es ist klar, dass sich das in der Parteienpräferenz niederschlägt. Eine linke Partei wählt man schließlich nur, wenn man selbst soziale Probleme als zentrales Problem identifiziert.
Nicht jede Wahlentscheidung lässt sich auf politisches Bewusstsein zurückführen (es gibt z.B. auch Reflexe und solche Dinge), aber es dürfte klar geworden sein, dass es sich um einen sehr zentralen Faktor handelt.

brrr: YouTube - Broadcast Yourself.

wird lustig werden, wenn er als Außenminister mal eine längere Rede halten muss/soll.

Ich glaube nicht, dass Westerwelle Außenminister wird. Er hat ja immer gesagt, es gehe nicht um Posten sondern ums Land. Und da die FDP vor der Wahl sagt, was sie nach der Wahl macht, wird Westerwelle einem fachlich geeigneten Kandidaten dem Vortritt lassen.

[Ltd. Commander Data]

Mal was anderes:

Angela Merkel ist in Meck-Pomm angetreten und hat ihr Direktmandat gewonnen.
In Mecklenburg-Vorpommern gab es zwei Ueberhangmandate (ÜBERHANGMANDATE - MECKLENBURG-VORPOMMERN SCHICKT 14 ABGEORDNETE IN DEN BUNDESTAG :: REGIONAL :: NORD).

Heftig, stellt euch mal vor sie haette ihr Direktmandat nicht gewonnen und waere dann nicht in den Bundestag eingezogen (wegen den Ueberhangmandaten zieht die Liste ja nicht mehr).

Wer waehre dann wohl Kanzler geworden? Guttenberg?

[Largo]

Heftig, stellt euch mal vor sie haette ihr Direktmandat nicht gewonnen und waere dann nicht in den Bundestag eingezogen (wegen den Ueberhangmandaten zieht die Liste ja nicht mehr).

Wer waehre dann wohl Kanzler geworden? Guttenberg?

Wir haben kein Mehrheitswahlrecht wie in Großbritannien. Angela Merkel war über die Landesliste abgesichert und wäre auf jeden Fall über die Zweitstimme ins Parlament gekommen.

[Oliver Hansen]

Wir haben kein Mehrheitswahlrecht wie in Großbritannien. Angela Merkel war über die Landesliste abgesichert und wäre auf jeden Fall über die Zweitstimme ins Parlament gekommen.

Nein, hätte sie das Direktmandat nicht gewonnen, wäre sie aufgrund vorhandener CDU-Überhangmandate nicht reingekommen. Aber das hätte nichts ausgemacht. Die Mitgliedschaft im Bundestag ist keine Wahlvoraussetzung für den Bundeskanzler.

[Ltd. Commander Data]

Wir haben kein Mehrheitswahlrecht wie in Großbritannien. Angela Merkel war über die Landesliste abgesichert und wäre auf jeden Fall über die Zweitstimme ins Parlament gekommen.

Nein.
Ueber die Landesliste zieht man nur ein, wenn man mehr Sitze ueber die Zweitstimmen gewonnen hat, als man bereits Direktmandate hat.
Deshalb spricht man doch auch von Ueberhangmandaten.

Die CDU hat in Meck-Pomm 287.555 Stimmen bekommen. In Deutschland wurden 43.357.542 gueltige Stimmen abgegeben, was einen Anteil von 0,66 % ausmacht. (Quelle: Bundeswahlleiter).Umgerechnet sind das ungefaehr 4 Sitze im Deutschen Bundestag.
Gewonnen wurden 6 Direktsitze aus Meck-Pomm, d.h. 2 zusaetzliche.
Haette Angie ihr Direktmandat nicht gewonnen, haette es immer noch ein Ueberhangmandat gegeben. Die Meck-Pommsche Landesliste haette nicht mehr gezogen.


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EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :
Ltd. Commander Data schrieb nach 1 Minute und 10 Sekunden:

Nein, hätte sie das Direktmandat nicht gewonnen, wäre sie aufgrund vorhandener CDU-Überhangmandate nicht reingekommen. Aber das hätte nichts ausgemacht. Die Mitgliedschaft im Bundestag ist keine Wahlvoraussetzung für den Bundeskanzler.

Achso, das wusste ich nicht. Man kann also Minister oder Bundeskanzler sein, ohne im Parlament zu sitzen? Sehr interessant.

[maestro]

Wir haben kein Mehrheitswahlrecht wie in Großbritannien. Angela Merkel war über die Landesliste abgesichert und wäre auf jeden Fall über die Zweitstimme ins Parlament gekommen.

Richtig. Hier die Liste: CDU Mecklenburg-Vorpommern - Aktuelles: 11/05/2009 Angela Merkel führt Landesliste zur Bundestagswahl an

Vokabel zum Nachschlagen: Personalisierte Verhältniswahl

EDIT: Oh, Klugscheißen sollte man können. Hab wohl auch nicht aufgepasst. Zweitstimme bestimmt die Sitze bzw. das Verhältnis. Aufgefüllt wird mit Direktmandaten. Bleiben Sitze übrig, kommt die Liste zum Zug, werden mehr Direktmandate gewonnen -> Überhangmandate.
peinlich, peinlich...

Im übrigen fand ich das YouTube-Video vom Außenguido gar nicht so schlimm. Sollte er Außenminister werden, hat er genügend Möglichkeiten, sein vermeintlich schlechtes Englisch irgendwie auszubügeln.

[Harmakhis]

Achso, das wusste ich nicht. Man kann also Minister oder Bundeskanzler sein, ohne im Parlament zu sitzen? Sehr interessant.

Eigentlich wäre das ja schön, wenn das die Regel wäre. Eine Trennung von Exekutive und Legislative hat noch keinem Staat geschadet.

[blueflash]

Eigentlich wäre das ja schön, wenn das die Regel wäre. Eine Trennung von Exekutive und Legislative hat noch keinem Staat geschadet.

Sicher. Vor allem ist es ja nicht so, dass beides Nebenjobs wären, die man halbtags erledigen kann.