LOST - Das gelungene Ende einer großartigen TV-Serie - SciFi-Forum

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LOST - Das gelungene Ende einer großartigen TV-Serie

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  • Logan5
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    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Mir geht es im Grunde um die persönliche Bewertung der Qualität aller oder der meisten Episoden zuvor: Eine gute Lost-Episode irgendwo in der Mitte der Serie bleibt doch gut, selbst wenn die finale Folge kompletter Schwachsinn ist.
    Naja, das hängt aber schon davon ab, wie weit eine zuvor als gut bewertete Folge in den Storyarc involviert ist. Die Geschichte von Nikki und Paulo berührt die übergreifende Handlung z.B. so gut wie gar nicht und sie hat mir gefallen, weil sie am Ende einen wirklich fiesen Plot-Twist hatte. Eine schöne Stand-Alone-Episode.

    Andere Folgen hatte ich zuvor als gut bewertet, weil ich am Ende mit offenem Mund da gesessen habe und dachte: "Wow, ist das verzwickt und es wird immer komplizierter. Ich bin jetzt total gespannt, wie es weiter geht." Solche Episoden sind leider eindeutig in der Mehrzahl und sie werden durch die Bullshit-Auflösung für mich alle hinfällig, weil ich ja jetzt weiß, dass alles im Sand verläuft.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Ich glaube, ich bin einfach nicht in der Lage, ganz nachzuvollziehen, warum man dem Ende der Serie bei der Gesamtbetrachtung derart viel Bedeutung beimisst. Wenn ich die Gesamtqualität einer Serie für mich ermitteln will, geschieht das auf Grundlage des Spaßes und der Unterhaltung, die ich während des Großteils der Serie empfunden habe.
    Mmmh...

    Stell dir vor du sitzt mit ein paar Leuten abends in einer Kneipe und ihr erzählt euch Witze. Über die, die du erzählst, lachen alle am Lautesten und du freust dich darüber, dass deine Pointen bei allen so gut ankommen. Deshalb erzählst du weiter und genießt es, ein bisschen im Rampenlicht zu stehen und so positive Resonanz zu bekommen. Du hast an diesem Abend richtig viel Spaß und hast dabei auch gerne die eine oder andere Runde spendiert. Alle haben dir zugeprostet. Es war richtig schön.

    Am nächten Tag begegnest du ein paar Leuten aus der Kneipe wieder und hörst zufällig mit, wie sie sich über den letzten Abend unterhalten, wobei sich heraus stellt, dass sie eigentlich die ganze Zeit überhaupt nicht über deine Witze gelachte haben, die sie total schlecht fanden, sondern über jemanden, der hinter dir stand und dich jedes Mal beim Reden imitiert und parodiert hat. Sie haben dich also eigentlich ausgelacht und du hast ihnen dafür auch noch ihr Bier bezahlt.

    Bewertest du den erlebten Abend jetzt, nachdem du die Wahrheit kennst, immer noch nach dem Spaß und der Unterhaltung, die du dabei empfunden hast oder schämst du dich, bist verärgert und enttäuscht, weil man sich über dich lustig gemacht hat?

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Nur weil ein Zuschauer meint, da keinen Plan zu erkennen, heißt das ja nicht, dass es auch keinen gab. Oder dass der Plan dem entspricht, was der Zuschauer sich unter einem Plan vorstellt.

    Ich halte es durchaus für möglich, dass es da ein paar grob umrissene Ziele gab, auf die die Geschichte zusteuern sollte. Warum kann das nicht der Plan sein, von dem gesprochen wurde?
    Eigentlich ist das gehüpft wie gesprungen, denn unter diesen Umständen gäbe es zu der Erklärung, dass es keinen Plan gab und man an der Nase herum geführt wurde, die Alternative, dass die Autoren zwar eine grobe Vorstellung hatten, aber so unfähig sind, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, dass sie vielleicht doch besser Maurer oder Floristen geworden wären.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Ich finde, all das läuft darauf hinaus, dass dir das Ende einfach nicht gefallen hat. Weil dir das Ende nicht gefällt oder weil du meinst, dass es nicht zum Rest der Serie passt, heißt das ja nicht, dass das Ende nicht so geplant war. Oder übersehe ich da was in deiner Argumentation?
    Wie gesagt, in meinen Augen war Lost von Anfang an eine Science-Fiction-Show und für mich hat nichts darauf hingedeutet, dass es am Ende keine rational nachvollziehbare Science-Fiction-Auflösung geben würde. Der plötzliche Umschwung zur Fantasy wird von mir als Stilbruch empfunden. Dass das tatsächlich seit mindestens drei Staffeln so beabsichtigt gewesen sein soll, kann ich mir schwer vorstellen.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Ich bin fast überzeugt davon, dass kein Autor der Welt so denkt. Schließlich will man auch weiter in der Industrie arbeiten können und sieht das als Motivator, stets sein Bestes zu geben. Warum sollten sie absichtlich ein Ende schreiben, von dem sie selbst nicht überzeugt sind? Das halte ich einfach nicht für schlüssig. Viel wahrscheinlicher finde ich, dass sie selbst das Ende für das bestmögliche halten.
    Ich denke, dass sie es womöglich für ein ausreichendes Ende gehalten haben. Bei einer Serie, deren Konzept einfach darin besteht, Zeit mit unnötig aufgeblasenen Charakterstudien zu verschwenden und völlig plan- und zusammenhangslos ein Rätsel nach dem anderen aufzuwerfen, fällt es mir ehrlich gesagt schwer, ernsthaft zu glauben, dass die Autoren vor hatten, mit dieser Serie irgend etwas zu sagen, was ihnen am Herzen gelegen hätte.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Werden Charaktergeschichten uninteressanter, wenn sie in einem Science-Fiction-/Fantasy- oder Mystery-Setting erzählt werden? Diese Denkweise ist mir wirklich fremd.
    Science-Fiction ist vor allem ein Genre der Ideen. Da geht es eher zweitrangig um Charaktere. Sind ausführliche Charakterisierungen der erzählten Geschichte dienlich, dann passt das schon. Wenn sich aber Autoren einer solchen Serie plötzlich als unfähig erweisen, eine entsprechende SF-Lösung zu präsentieren und sich damit herausreden wollen, dass es ja eigentlich mehr um die Charaktere gehen würde, dann ist das in meinen Augen eine mächtig billige Ausrede für mieses Storytelling.

    Bei diversen Soaps weiß ich von Anfang an, dass es um die Figuren geht. Bei einer SF - Serie muss aber zunächst einmal die Geschichte stimmig sein. Wenn die nicht richtig passen will, helfen mit auch keine tollen Charaktere. Die sind einfach nicht der Grund, warum ich solche Serien ansehe.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Eine gute Serie ist ja nicht nur die, die ich mir immer wieder ansehen will. Ich denke, ich werde so schnell auch keine Lust haben, mir die Serie noch einmal anzusehen. Aber dennoch ist sie in meiner Gesamtbewertung weit oben.
    Ich weiß, dass ich eine wirklich gute Serie gesehen habe, wenn ich am Ende am liebsten rufen möchte: "NOCHMAL!" Es gibt auch Serien, die gucke ich einmal, habe meinen Spaß dabei und brauche sich nicht gleich wieder. Irgendwann, wenn ich sie lange nicht gesehen habe, würde ich aber schon nochmal einschalten und sei es nur aus nostalgischen Gründen. Lost ist leider eine dieser Serien, bei denen ich auch in ein paar Jahren noch sagen werde: "Schade, das war nixx".

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Einige der Episoden hatten die Qualität eines Kinofilms, was mich wirklich immer wieder überrascht hat; besonders wenn man bedenkt, dass die Serie für's Kabelfernsehen und nicht für's Pay-TV produziert wurde. Alles in allem war die Serie mit das Beste, was seit langer Zeit in Amerika produziert wurde. Das ändert sich für mich nicht, bloß weil das Ende enttäuschend ist. Dafür hat mir die Serie einfach zu viel Spaß gemacht.
    Das klingt für mich allerdings ein bisschen so, als würde man sagen:" Hätte man Ed Wood ein größeres Budget zur Verfügung gestellt, wären alle seine Filme ganz toll gewesen." Wenn etwas inhaltlich wenig taugt, ist mir egal, wie hübsch es aussieht. Das ging mir schon beim neuen Star Trek - Film so und verhält sich bei Lost nicht anders.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Alles in allem finde ich, dass die Mysterien der Serie durchaus eine Auflösung erfahren haben.
    Ich finde, dass man sich für diese Auffassung einfach zuviel zusammen reimen muss und hat man sich hier mit einem solchen Hilfskonstrukt etwas passend gemacht, ergibt es an einer anderen Stelle leider schon wieder keinen Sinn mehr. Mir wurde zu wenig geklärt und vor allem waren die Erklärungen mir nicht plausibel genug.


    Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
    In der Regel kannst du dann jeden an den Pranger stellen, die jemals eine Mysteryserie aus der Taufe gehoben haben. Allen vorran Chris Carter und David Lynch. Das halte ich daher für ein schlechtes Argument, da die Serie grandios gestartet ist und man weiß auch nie, wie sehr sich das Konzept mit der Zeit gewandelt hat.
    Komisch, dass man hier immer wieder Lynch ins Spiel bringt (über die X Files kann ich nicht viel sagen, weil ich davon zu wenig gesehen habe). Zugegeben, Lynch hatte nie vor, den Mörder von Laura Palmer zu enthüllen, aber Twin Peaks war in meinen Augen wesentlich stimmiger, als Lost. Auch mit der Aufklärung des Mordes war ich am Ende absolut zufrieden.

    Aber da ist auch ein großer Unterschied. Lynch wurde von den Produzenten genötigt, den Palmer-Mord aufzuklären. Das hat er auf seine spezielle Weise getan und zwar absolut stimmig und passend. Wenn man nicht weiß, dass es da keinen richtigen Plan gab, merkt man es nicht unbedingt. Bei Lost merkt man es leider schon und die Autoren dieser Serie hatten wesentlich mehr Zeit, ein gutes Ende zu schreiben.

    Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
    Was bleibt denn von Lost übrig, wenn man die Auflösung für absoluten Mist hält?
    Interessante Charaktere? Vl in Staffel 1 und 2, danach Konflikte aus der üblichen Retortenfabrik.
    Eleganter Erzählstil? Das planlose Hin und Her hat für mich ebenfalls in Staffel 3 begonnen.
    Einsichten in die menschliche Natur? Charaktere die ich nicht ernst nehmen kann, können bei mir keinen philosophischen Diskurs auslösen.

    Was bleibt? Gute Musik, gute Kameraarbeit, brauchbare Effekte. Für mich zu wenig, um mir das ganze nochmal anzutun.
    Das trifft es für mich so ziemlich auf den Punkt.
    Zuletzt geändert von Logan5; 05.12.2010, 02:52. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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  • Skeletor
    antwortet
    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Du hast natürlich recht, dass Abrams schon lange nicht mehr am kreativen Prozess beteiligt ist, aber andererseits denke ich eben immer: "Wie kann man eine Mystery-Serie produzieren, ohne am Anfang auch nur den leisesten Schimmer zu haben, worum es eigentlich gehen soll?" und am Konzept - und damit auch an der Entscheidung zur Konzeptlosigkeit - war Abrams ebenso beteiligt, wie die anderen beiden "Gangster".
    In der Regel kannst du dann jeden an den Pranger stellen, die jemals eine Mysteryserie aus der Taufe gehoben haben. Allen vorran Chris Carter und David Lynch. Das halte ich daher für ein schlechtes Argument, da die Serie grandios gestartet ist und man weiß auch nie, wie sehr sich das Konzept mit der Zeit gewandelt hat.

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  • Logan5
    antwortet
    Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
    Irgendwie lese ich dieses Misverständnis immer wieder: Abrams ist schon seit mehreren Staffeln nicht mehr in die kreativen Entscheidungen von LOST eingebunden. Er bekommt lediglich das Ergebnis zu sehen. Deshalb kann man ihm das Ende und auch die letzten Staffeln von LOST nicht wirklich ankreiden.
    Du hast natürlich recht, dass Abrams schon lange nicht mehr am kreativen Prozess beteiligt ist, aber andererseits denke ich eben immer: "Wie kann man eine Mystery-Serie produzieren, ohne am Anfang auch nur den leisesten Schimmer zu haben, worum es eigentlich gehen soll?" und am Konzept - und damit auch an der Entscheidung zur Konzeptlosigkeit - war Abrams ebenso beteiligt, wie die anderen beiden "Gangster".

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  • Cotillion
    antwortet
    Zitat von xon
    Ich glaube, ich bin einfach nicht in der Lage, ganz nachzuvollziehen, warum man dem Ende der Serie bei der Gesamtbetrachtung derart viel Bedeutung beimisst. Wenn ich die Gesamtqualität einer Serie für mich ermitteln will, geschieht das auf Grundlage des Spaßes und der Unterhaltung, die ich während des Großteils der Serie empfunden habe. Ich kann mich nicht ganz in jemanden hineinversetzten, der von den meisten Episoden im Verlauf einer sechs Jahre laufenden Serie begeistert ist (ich spreche jetzt nicht zwingend von einem von euch sondern von einem hypothetischen Zuschauer), diese nach einem schlechten Finale bzw. einer schlechten Staffel dann plötzlich alle nicht mehr mag.
    Zitat von skeletor
    Es kommt aber immer darauf an, was eine Serie verspricht. Bei "Battlestar Galactica" war es auch so, dass eingie Fans mit dem Ende nicht zufrieden waren, weil der Mystery Teil relativ simpel bzw. sehr offen aufgelöst wurde. Nur hatte Galactica dieses "Mysterium" nur sehr sporadisch aufgebaut. Es war zwar Teil der Serie, aber wurde erst relativ spät präsent und deshalb sind mir bisher auch nur hier im Forum vereinzelt Menschen begegnet, welche die Serie nach dem Ende verteufelt haben.
    Zitat von Cotillion
    Bei Lost müsste man mich hingegen zwingen, das ganze nochmal von vorne zu schauen. Fast alle Gänsehautmomente dieser Serie bezogen sich irgendwie auf das große Mysterium.
    Was bleibt denn von Lost übrig, wenn man die Auflösung für absoluten Mist hält?
    Interessante Charaktere? Vl in Staffel 1 und 2, danach Konflikte aus der üblichen Retortenfabrik.
    Eleganter Erzählstil? Das planlose Hin und Her hat für mich ebenfalls in Staffel 3 begonnen.
    Einsichten in die menschliche Natur? Charaktere die ich nicht ernst nehmen kann, können bei mir keinen philosophischen Diskurs auslösen.

    Was bleibt? Gute Musik, gute Kameraarbeit, brauchbare Effekte. Für mich zu wenig, um mir das ganze nochmal anzutun.

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  • Skeletor
    antwortet
    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Ich glaube, ich bin einfach nicht in der Lage, ganz nachzuvollziehen, warum man dem Ende der Serie bei der Gesamtbetrachtung derart viel Bedeutung beimisst. Wenn ich die Gesamtqualität einer Serie für mich ermitteln will, geschieht das auf Grundlage des Spaßes und der Unterhaltung, die ich während des Großteils der Serie empfunden habe. Ich kann mich nicht ganz in jemanden hineinversetzten, der von den meisten Episoden im Verlauf einer sechs Jahre laufenden Serie begeistert ist (ich spreche jetzt nicht zwingend von einem von euch sondern von einem hypothetischen Zuschauer), diese nach einem schlechten Finale bzw. einer schlechten Staffel dann plötzlich alle nicht mehr mag.
    Das kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen. Aber ich kann auch keinem das Recht absprechen diese Meinung zu vertreten. Das Finale von nBSG hatte bei einige ja für ähnlich rückwirkend destruktive Meinungen über die Serie geführt. Ich fand das Finale absolut klasse und passend. Die Autoren haben aber auch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass die Serie soweit im Vorraus nicht geplant wurde. Wobei lustigerweise die Endszene dennoch schon weit im Vorfeld fest stand. Allerdings nicht wie man dort hinkommt.

    Ja, ich denke so habe ich das auch gesehen: Mir war eigentlich die ganze Zeit über bewusst, dass die Möglichkeit besteht, dass mir das Ende nicht schlüssig erscheint oder dass es mir nicht gefällt. Dafür habe ich einfach schon zu viele Serien gesehen und weiß zu viel darüber, wie Fernsehserien produziert werden, als dass ich annahm, dass diesmal wirklich alles stimmen würde.

    Dennoch hat die Serie meiner Meinung nach mehr richtig als falsch gemacht. (Und nein Logan5 und Largo, damit meine ich nicht, den Zuschauer gekonnt zu verschaukeln. ) Einige der Episoden hatten die Qualität eines Kinofilms, was mich wirklich immer wieder überrascht hat; besonders wenn man bedenkt, dass die Serie für's Kabelfernsehen und nicht für's Pay-TV produziert wurde. Alles in allem war die Serie mit das Beste, was seit langer Zeit in Amerika produziert wurde. Das ändert sich für mich nicht, bloß weil das Ende enttäuschend ist. Dafür hat mir die Serie einfach zu viel Spaß gemacht.
    Ich hätte LOST als kurze max. 30 bis 40-teilige Serie wesentlich besser gefunden. Auf jeden Fall wäre das mein Wunsch bei zukünftigen Projekten dieser Art in der ein Mysterium im Zentrum steht. Entweder Mini-Mysterien mit Mini-Auflösungen innerhalb einer Staffel oder ein Mysterium wobei aber klar ist, wie lange die Serie laufen wird.

    Ein Problem von LOST war meiner Meinung auch die Ungewissheit der Laufzeit. Autoren müssen bei solchen Geschichten wissen wieviel Episoden sie mit Inhalten füllen sollen. Ansonsten verstrickt man sich zu sehr ins eigene Storykonstrukt.


    Das respektiere ich. Und wie gesagt; ich vermutete schon recht früh, dass da nicht wirklich alles vorausgeplant war, wurde dann aber immer wieder überrascht, wie viel doch zusammengepasst hat. Alles in allem finde ich, dass die Mysterien der Serie durchaus eine Auflösung erfahren haben. Vielleicht gibst du der Serie ja irgendwann doch noch mal eine Chance; bis zur fünften Staffel würde ich Lost als eine der besten Serien bezeichnen, die ich jemals gesehen habe.
    Ich hab es auf jeden Fall irgendwann mal vor. Es dürfte auch wesentlich einfacher sein, wenn man eben nicht mehr die perfekte Auflösung erwartet.

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  • Sinclair_
    antwortet
    Zitat von Xon
    Warum sollten sie absichtlich ein Ende schreiben, von dem sie selbst nicht überzeugt sind? Das halte ich einfach nicht für schlüssig. Viel wahrscheinlicher finde ich, dass sie selbst das Ende für das bestmögliche halten.
    Das ist ja das Schlimme. Ich glaube auch, dass das gesehene Ende das bestmögliche war, das nach all den desaströsen Widersprüchen, Subplots und mysterymäßig angereicherten unenträtselbaren Rätseln noch zeigbar war, ohne die eigene Arbeit noch mehr zu entblößen. Auf eine Menge Fragen konnten die Autoren schlichtweg gar nicht mehr eingehen, weil der Versuch, die schlüssig zu beantworten, erst recht offenbart hätte, dass es keine Logik hinter diesen Rätseln gab und sie nur aufgeworfen und eingestreut wurden, um die Zuschauer bei Laune zu halten.

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  • Xon
    antwortet
    Zitat von Largo Beitrag anzeigen
    Das hat etwas mit Konsumentensouveränität zu tun. Man muss eine Serie nicht gut finden, nur weil man sich über lange Zeit mit den Figuren solidarisiert hat. Ich bin in der Lage, eine emotionale Bindung, die ich über Jahre hinweg aufgebaut habe, innerhalb einer relativ kurzen Zeit zu durchtrennen. "Lost" ist für mich ein Produkt der Unterhaltungsindustrie und bei der Gesamtbetrachtung dieser Serie verhält es sich daher anders, als wenn ich mich z.B. an persönliche Kindheitserlebnisse mit Verwandten oder Freunden zurückerinnere. Bei einer TV-Serie gibt es für mich wenig Veranlassung, auf Kritik zu verzichten, denn ich muss ja nicht meine gesamte Biografie umschreiben und neu bewerten, nur weil ich die Serie im Rückblick schlecht finde. Dagegen ist es z.B. sehr viel schwieriger, die Verhältnisse in der Verwandtschaft zu hinterfragen (z.B. Alkoholexzesse der Eltern, Gewalterfahrungen in der Familie etc.), da man hier persönlich sehr stark involviert ist. Kurz: "Lost" ist nur eine Ware und die emotionale Bindung an den Konsumenten ist typischerweise weniger stark ausgeprägt als es z.B. bei einer Mutter und ihrem Kind ist (Sun und Ji Yeon mal ausgenommen).
    Mir geht's weniger um die Solidarität, die sich beim Schauen der Serie zu den Charakteren entwickelt hat, oder die emotionale Bindung zur Serie, die durch ein schlechtes Ende durchtrennt wird. Ich meine nicht irgendeine blinde Verehrung der Serie, zu der man sich selbst nach einem schlechten Ende noch verpflichtet fühlt. Mir geht es im Grunde um die persönliche Bewertung der Qualität aller oder der meisten Episoden zuvor: Eine gute Lost-Episode irgendwo in der Mitte der Serie bleibt doch gut, selbst wenn die finale Folge kompletter Schwachsinn ist. Verstehst du, was ich meine? Oder seht ihr das alle anders?

    Ich glaube, ich bin einfach nicht in der Lage, ganz nachzuvollziehen, warum man dem Ende der Serie bei der Gesamtbetrachtung derart viel Bedeutung beimisst. Wenn ich die Gesamtqualität einer Serie für mich ermitteln will, geschieht das auf Grundlage des Spaßes und der Unterhaltung, die ich während des Großteils der Serie empfunden habe. Ich kann mich nicht ganz in jemanden hineinversetzten, der von den meisten Episoden im Verlauf einer sechs Jahre laufenden Serie begeistert ist (ich spreche jetzt nicht zwingend von einem von euch sondern von einem hypothetischen Zuschauer), diese nach einem schlechten Finale bzw. einer schlechten Staffel dann plötzlich alle nicht mehr mag.

    Ich denke, letzten Endes läuft es wirklich darauf hinaus, warum man die Serie geguckt hat. Ich kann ehrlich von mir sagen, dass es für mich nie nur um den staffelübergreifenden Handlungsbogen ging. Die Serie hatte meiner Meinung nach so viel mehr zu bieten als einfach nur diese Geschichte, die die ganze Serie umspannt. Wenn ich damals eine Episode toll fand, weil sie mich unglaublich unterhalten hat und ich dachte, sowas noch nie im Fernsehen gesehen zu haben, dann kehrt sich das nicht plötzlich um, nur weil mir die letzte Folge nicht ganz zugesagt hat.

    Zitat von Largo Beitrag anzeigen
    Allerdings haben sie die Zuschauer dahingehend getäuscht, dass all die Jahre in den verschiedenen Interviews immer wieder angedeutet wurde, dass man einen durchdachten Plan verfolge. Symptomatisch hierfür die berühmte Aussage mit der "Spitze des Eisberges" im Zusammenhang mit der Enthüllung von Libby als Mithäftling von Hurley. Oder die Aussage, man könne Walt nicht mehr zurückbringen, weil er zu alt geworden sei (was natürlich geschwindelt ist).
    Die Autoren hätten stattdessen eher sagen müssen: "Unsere Serie ist eine Ad-hoc-Ansammlung von coolen Ideen. Wir schauen später, ob wir das alles noch miteinander verknüpfen können."
    Alternativ könnten sie auch durchaus einen Plan gehabt haben, dessen Inhalt dir entweder nicht gefallen hat oder der weitaus gröber war als du es dir vorstellst. Warum stehen nur die Alternativen "Die Autoren hatten einen Plan" oder "Sie hatten keinen Plan" zur Verfügung? Ich halte es durchaus für möglich, dass es da durchaus einen grob umrissenen Plan gab, dies aber nicht bedeutete, dass man alles wusste. Ein grobe Richtung ist ja auch ein Plan, oder nicht?

    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Naja, eine Täuschung sehe ich schon gegeben, wenn man die ganze Zeit behauptet, einen Plan zu haben, obwohl man ganz schön offensichtlich keinen hatte. Was man sieht widerspricht den Aussagen der Autoren. Das kann man ruhig Täuschung nennen, wie ich finde.
    Oder: Sie hatten einen Plan, der ...
    (1.) dir einfach nicht gefällt,
    (2.) nicht so spezifisch ist, wie vielleicht angenommen oder
    (3.) nicht so umgesetzt wurde, wie sie es sich gewünscht hätten.

    Nur weil ein Zuschauer meint, da keinen Plan zu erkennen, heißt das ja nicht, dass es auch keinen gab. Oder dass der Plan dem entspricht, was der Zuschauer sich unter einem Plan vorstellt.

    Ich halte es durchaus für möglich, dass es da ein paar grob umrissene Ziele gab, auf die die Geschichte zusteuern sollte. Warum kann das nicht der Plan sein, von dem gesprochen wurde?

    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Statt sich aber mit drei weiteren, zugesicherten Staffeln dann ins Zeug zu legen, die aufgeworfenen Rätsel plausibel und kohärent zum Rest der Serie zu lösen, haben sie sich in meinen Augen überhaupt keine Mühe damit gegeben, sondern einfach die schnellste und stressfreieste Lösung gewählt. Dafür wurde plötzlich ein simpler Gut vs. Böse - Kampf draufgesetzt, der überhaupt nicht zum Rest passen will und das große Rätsel der Insel ist eine magische Funzel in einer antiken Badewanne.
    Ich finde, all das läuft darauf hinaus, dass dir das Ende einfach nicht gefallen hat. Weil dir das Ende nicht gefällt oder weil du meinst, dass es nicht zum Rest der Serie passt, heißt das ja nicht, dass das Ende nicht so geplant war. Oder übersehe ich da was in deiner Argumentation?

    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Ich werde das Gefühl nicht los, dass Cuse und Lindelof es sich da verdammt leicht gemacht und gedacht haben: "Die Leute werden es schon schlucken und wer eine sinnvollere Auflösung wollte, hat eben Pech gehabt. Unser Geld haben wir schließlich auch so damit verdient."
    Ich bin fast überzeugt davon, dass kein Autor der Welt so denkt. Schließlich will man auch weiter in der Industrie arbeiten können und sieht das als Motivator, stets sein Bestes zu geben. Warum sollten sie absichtlich ein Ende schreiben, von dem sie selbst nicht überzeugt sind? Das halte ich einfach nicht für schlüssig. Viel wahrscheinlicher finde ich, dass sie selbst das Ende für das bestmögliche halten.

    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Sicher waren die einzelnen Charaktergeschichten gut gemacht, aber wenn ich Charaktergeschichten will, kann ich auch Denver-Clan gucken.
    Diese Argumentation kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Charaktergeschichten kannst du auch beim Denver Clan haben. Ja, und? Vielleicht kannst du das, stimmt. Aber was sagt das darüber aus, ob man Charaktergeschichten nicht auch bei Lost haben kann? Werden Charaktergeschichten uninteressanter, wenn sie in einem Science-Fiction-/Fantasy- oder Mystery-Setting erzählt werden? Diese Denkweise ist mir wirklich fremd.

    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Klar, es war insofern kein Komplettverlust, dass man trotzdem ganz ordentlich unterhalten wurde, aber nochmal brauche ich das nicht.
    Eine gute Serie ist ja nicht nur die, die ich mir immer wieder ansehen will. Ich denke, ich werde so schnell auch keine Lust haben, mir die Serie noch einmal anzusehen. Aber dennoch ist sie in meiner Gesamtbewertung weit oben.

    Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
    Aber ich finde es auch ziemlich erstaunlich, wie du jahrelang diese Serie geliebt hast und du ihr so drastisch einfach den Rücken zuwendest. Ich hatte im letzten Sommersemster noch ein Seminar zu "TV-Serien" und auch eine Sitzung zu LOST. Meine Dozentin schien mir ein ziemlicher LOST-Fan zu sein, aber sie meinte, dass die Faszination einer solchen Serie immer der Weg ist und niemals die Auflösung. Und ihr war auch ziemlich klar, dass das Ende keine befriedigende und absolut schlüssige Auflösung präsentieren kann.
    Ja, ich denke so habe ich das auch gesehen: Mir war eigentlich die ganze Zeit über bewusst, dass die Möglichkeit besteht, dass mir das Ende nicht schlüssig erscheint oder dass es mir nicht gefällt. Dafür habe ich einfach schon zu viele Serien gesehen und weiß zu viel darüber, wie Fernsehserien produziert werden, als dass ich annahm, dass diesmal wirklich alles stimmen würde.

    Dennoch hat die Serie meiner Meinung nach mehr richtig als falsch gemacht. (Und nein Logan5 und Largo, damit meine ich nicht, den Zuschauer gekonnt zu verschaukeln. ) Einige der Episoden hatten die Qualität eines Kinofilms, was mich wirklich immer wieder überrascht hat; besonders wenn man bedenkt, dass die Serie für's Kabelfernsehen und nicht für's Pay-TV produziert wurde. Alles in allem war die Serie mit das Beste, was seit langer Zeit in Amerika produziert wurde. Das ändert sich für mich nicht, bloß weil das Ende enttäuschend ist. Dafür hat mir die Serie einfach zu viel Spaß gemacht.

    Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
    Hier muss ich Logan5 und Largo durchaus recht geben. Ich bin nach der zweiten Staffel/Anfang dritten Staffel genau aus dem Grund aus der Serie ausgestiegen. Nach außen faselten die Autoren etwas davon, dass dieses abstruse Konstrukt irgendeinen Sinn ergeben soll, aber hinten rum erfährt man (z.B. nach dem Ausstieg von David Fury), dass dieser "Plan" eigentlich überhaupt nicht existiert. Je länger die Serie lief, desto offensichtlicher wurde es für mich und genau das hat die Serie für mich gekillt. Ich konnte das einfach nicht mehr ernstnehmen, weil alle Figuren sich irgendwann so verhielten um ja nichts konkretes zum Hintergrund der Insel zu sagen, da man sich am Ende ja vielleicht darauf festnageln lassen müsste.
    Das respektiere ich. Und wie gesagt; ich vermutete schon recht früh, dass da nicht wirklich alles vorausgeplant war, wurde dann aber immer wieder überrascht, wie viel doch zusammengepasst hat. Alles in allem finde ich, dass die Mysterien der Serie durchaus eine Auflösung erfahren haben. Vielleicht gibst du der Serie ja irgendwann doch noch mal eine Chance; bis zur fünften Staffel würde ich Lost als eine der besten Serien bezeichnen, die ich jemals gesehen habe.

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  • Skeletor
    antwortet
    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Am Ende hat kaum etwas darin für mich einen Sinn ergeben und das so offensichtlich, dass da einfach keine zweite Chance mehr drin ist. Und Cuse, Lindelof und Abrams bekommen von mir sicher auch keine Chance mehr, zumal zwei davon ja auch am unterirdischen Star Trek - Revival beteiligt waren. Um diese "Künstler" mache ich demnächst einen riesigen Bogen.
    Irgendwie lese ich dieses Misverständnis immer wieder: Abrams ist schon seit mehreren Staffeln nicht mehr in die kreativen Entscheidungen von LOST eingebunden. Er bekommt lediglich das Ergebnis zu sehen. Deshalb kann man ihm das Ende und auch die letzten Staffeln von LOST nicht wirklich ankreiden.

    Aber ich finde es auch ziemlich erstaunlich, wie du jahrelang diese Serie geliebt hast und du ihr so drastisch einfach den Rücken zuwendest. Ich hatte im letzten Sommersemster noch ein Seminar zu "TV-Serien" und auch eine Sitzung zu LOST. Meine Dozentin schien mir ein ziemlicher LOST-Fan zu sein, aber sie meinte, dass die Faszination einer solchen Serie immer der Weg ist und niemals die Auflösung. Und ihr war auch ziemlich klar, dass das Ende keine befriedigende und absolut schlüssige Auflösung präsentieren kann.

    EDIT: Huch, ich hab die Beiträge auf dieser Seite vollkommen überlesen. Letzterer Abschnitt wurde ja schon thematisiert.


    .
    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

    Skeletor schrieb nach 32 Minuten und 29 Sekunden:

    @ Xon:

    Ich betone das deshalb, weil du das "Verschaukeln" durch die Autoren hauptsächlich daran festzumachen scheinst, dass am Ende deutlich wurde, dass da kein Plan hinter dem ganzen war. Klar, bei einer Serie, die derart lang gelaufen ist, wäre es vielleicht von Vorteil gewesen, einen Plan zu haben. Aber für mich heißt das im Umkehrschluss nicht, dass der Umstand, dass es da vielleicht keinen Plan gab für die mindere Qualität des Finales verantwortlich ist.

    Ich persönlich glaube einfach, dass die Autoren das ehrlich für ein gutes Ende gehalten haben; ob nun vor Jahren geplant oder nicht. Von Verschaukeln gehe ich da nicht aus.
    Hier muss ich Logan5 und Largo durchaus recht geben. Ich bin nach der zweiten Staffel/Anfang dritten Staffel genau aus dem Grund aus der Serie ausgestiegen. Nach außen faselten die Autoren etwas davon, dass dieses abstruse Konstrukt irgendeinen Sinn ergeben soll, aber hinten rum erfährt man (z.B. nach dem Ausstieg von David Fury), dass dieser "Plan" eigentlich überhaupt nicht existiert. Je länger die Serie lief, desto offensichtlicher wurde es für mich und genau das hat die Serie für mich gekillt. Ich konnte das einfach nicht mehr ernstnehmen, weil alle Figuren sich irgendwann so verhielten um ja nichts konkretes zum Hintergrund der Insel zu sagen, da man sich am Ende ja vielleicht darauf festnageln lassen müsste.
    Zuletzt geändert von Skeletor; 04.12.2010, 13:34. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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  • Logan5
    antwortet
    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Mein Punkt ist, dass du meiner Meinung nach viel zu leicht den Schluss ziehst, dass da eine absichtliche Verarsche seitens der Autoren dahinter steckt. Meine Vermutung wäre, dass man es nicht besser wusste und das einfach ehrlich für ein gutes Ende hielt. Ich denke, dass ein Autor eigentlich immer mit der Intention, eine gute – seine bestmögliche – Geschichte zu erzählen, ans Schreiben einer Episode geht. Das Motiv für eine absichtliche Zuschauertäuschung kann ich nicht so recht erkennen.
    Naja, eine Täuschung sehe ich schon gegeben, wenn man die ganze Zeit behauptet, einen Plan zu haben, obwohl man ganz schön offensichtlich keinen hatte. Was man sieht widerspricht den Aussagen der Autoren. Das kann man ruhig Täuschung nennen, wie ich finde.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Ich denke auch, dass das Finale deutlich werden ließ, dass vieles nicht wirklich vorausgeplant wurde. (Was die Rätsel der Serie betrifft, passt für mich mehr oder weniger alles zusammen; an der Stelle stört mich nichts so wirklich. Was mich tatsächlich gestört hat, war allerdings, dass gegen Ende hin alles etwas besser hätte erzählt werden können. Der Fokus lag mir plötzlich zu sehr auf dem Schicksal der Insel und des Rauchmonsters.) Aber der Umstand, dass nicht alles vorausgeplant wurde, bedeutet an sich ja nicht, dass wir es automatisch mit einer beabsichtigten Täuschung des Zuschauers zu tun haben. Auch ein ungeplantes Ende hätte gut (bzw. besser) sein können. Ob geplant oder nicht macht das Ende ja nicht per se besser oder schlechter.

    Ich betone das deshalb, weil du das "Verschaukeln" durch die Autoren hauptsächlich daran festzumachen scheinst, dass am Ende deutlich wurde, dass da kein Plan hinter dem ganzen war. Klar, bei einer Serie, die derart lang gelaufen ist, wäre es vielleicht von Vorteil gewesen, einen Plan zu haben. Aber für mich heißt das im Umkehrschluss nicht, dass der Umstand, dass es da vielleicht keinen Plan gab für die mindere Qualität des Finales verantwortlich ist.

    Ich persönlich glaube einfach, dass die Autoren das ehrlich für ein gutes Ende gehalten haben; ob nun vor Jahren geplant oder nicht. Von Verschaukeln gehe ich da nicht aus.
    Für mich ist die Planlosigkeit bei angeblicher Planhaftigkeit schon ein Indiz, vielleicht nicht für gezieltes an der Nase herum führen, aber doch immerhin für ziemliche Gleichgültigkeit.

    Ich sehe das so, dass da eine Serie voller Mysterien aufgebaut wurde und obwohl man komplette drei Staffeln Zeit hatte, alles zu einem stimmigen, passenden Ende zu führen, wurden in der letzten Staffel noch neue Rätsel und Unstimmigkeiten hinzu gefügt, während man gleichzeitig eine Menge Zeit mit dem größten Red Herring der gesamten Film- und Fernsehgeschichte verschwendet hat.

    Für mich sieht das einfach so aus, als hätten die Autoren niemals vor gehabt, die Serie am Ende vernünftig aufzulösen, sondern wohl einfach nur darauf gehofft, irgendwann mitten drin abgesetzt zu werden. Statt sich aber mit drei weiteren, zugesicherten Staffeln dann ins Zeug zu legen, die aufgeworfenen Rätsel plausibel und kohärent zum Rest der Serie zu lösen, haben sie sich in meinen Augen überhaupt keine Mühe damit gegeben, sondern einfach die schnellste und stressfreieste Lösung gewählt. Dafür wurde plötzlich ein simpler Gut vs. Böse - Kampf draufgesetzt, der überhaupt nicht zum Rest passen will und das große Rätsel der Insel ist eine magische Funzel in einer antiken Badewanne.

    Ich werde das Gefühl nicht los, dass Cuse und Lindelof es sich da verdammt leicht gemacht und gedacht haben: "Die Leute werden es schon schlucken und wer eine sinnvollere Auflösung wollte, hat eben Pech gehabt. Unser Geld haben wir schließlich auch so damit verdient."

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Klar, Lost baute auf einen großen, die ganze Serie umspannenden Handlungsbogen auf und kann deshalb, wenn man so will, als eine lange Geschichte gesehen werden. Wenn man die Serie nur so sieht, kann ich nachvollziehen, dass ein schlechtes Ende das ganze herunterreißt.
    Genau so habe ich das gesehen. Es ist eine lange Geschichte und ich hätte auch erwartet, dass die ganzen, kleineren Charaktergeschichten am Ende einen zusammenhängenden Sinn für eben diese Geschichte ergeben. So waren sie in meinen Augen letztendlich nicht weniger unnötig, wie dieser ganze Flashsideways-Krempel.

    Ich glaube es war in der Space View, wo einmal der Vergleich angestellt wurde, Lost wäre wie eine Bedienungsanleitung zu einem technischen Gerät, von der man einfach nur wahllos ein paar unzuammenhängende Blätter ausgehändigt bekommt, auf deren Grundlage man sich dann irgendwie zusammenpuzzlen muss, wie das Gerät funktioniert.

    So ähnlich kommt mir das auch vor und meine Lösung für dieses Problem ist einfach, mir ein anderes Gerät zu kaufen, das Ähnliches leisten kann und mit einer vollständigen Anleitung geliefert wird.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Aber für mich ist Lost niemals nur ein großer Plot gewesen, der sich von Episode zu Episode hangelt. Im Grunde waren es doch viele kleine Geschichten, die auch irgendwie immer abgeschlossen wurden. Viele der Episoden (insbesondere in den ersten paar Staffeln) haben den serienübergreifenden Plot kein bisschen weitergetrieben, sondern in den Flashwhatevers eine für sich stehende Geschichte erzählt, die jeweils in derselben Episode ein Ende fand. Oder die Character Arcs um Sayids Foltervergangenheit, Lockes Beziehung zu seinem Vater, Kates kriminelle Vergangenheit, Charlies Drogenabhängigkeit und und und ... All diese Geschichten wurden doch auch innerhalb der Serie erzählt. Und die wurden auch jeweils zu einem Ende gebracht.
    Sicher waren die einzelnen Charaktergeschichten gut gemacht, aber wenn ich Charaktergeschichten will, kann ich auch Denver-Clan gucken. Hier ging es für mich vor allem um den "Whodunnit"-Plot und wenn der nicht passt, interessieren mich auch die Charaktere kein Stück mehr. Klar, es war insofern kein Komplettverlust, dass man trotzdem ganz ordentlich unterhalten wurde, aber nochmal brauche ich das nicht.

    Ich sehe bei Lost deshalb eben einfach keinen weiteren Haltbarkeitswert. Es ist ein Wegwerfprodukt, das man nach einmaligem Konsumieren getrost in die Tonne kloppen kann. Etwa so, wie eine Fernsehzeitschrift, die über das Programm der kommenden Woche informiert, ein paar ganz nette, wenig ernst zu nehmende Artikel beinhaltet und auf der letzten Seite einen witzigen Cartoon hat, über den man lachen konnte. Trotzdem schmeißt man das Teil nach Ablauf der Woche in den Müll, weil es keine weitere Verwendung dafür gibt. Jedenfalls für mich. Es gibt ja auch Leute, die einen riesengroßen Stapel Hörzu-Hefte zuhause haben. Denen sei ihr Hobby gegönnt.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Nichts von alledem kann aus meiner Sicht dadurch geschmälert werden, dass der staffelübergreifende Plot am Ende nicht ganz zufriedenstellend aufgelöst wurde.
    Zugegeben, es waren ein paar wirklich herausragende Folgen dabei, die auch für sich gesehen gut funktionieren. Ich mochte die Geschichte, in der Sajid sich einem seiner Folteropfer stellen musste oder auch die Geschichte von diesem Päärchen, das lebendig begraben wurde. Bei den für mich wirklich spannenden und interessanten Hurley- und Locke- Folgen hatte ich aber z.B. immer gehofft, dass dies für die Inselhandlung noch relavant werden und zu einem runden Ende geführt würde. War aber nicht. Locke wird von Ben ermordet und sein einziger Zweck für die Geschichte war, dass der MIB sein Aussehen annimmt. Ende. Hurleys Zahlenfluch wird nie aufgeklärt, aber schön, dass Jakob einen Faible für Zahlen hat und Hurley später Inselguru wird. Ende. WTF?! Das einmal gesehen zu haben reicht mir völlig aus.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Um dein Krimibeispiel mit fragwürdigem Ende aufzugreifen: Ja, wenn der Krimi unglaublich tolle Darsteller, interessante gut gezeichnete Charaktere, einen innovativen Einsatz von Musik, eine filmreife Cinematography und einige unerwartete Wendungen aufweist, kann ich ihn auch trotz des enttäuschenden Endes mögen und sogar lieben.
    Siehst du, das wiederum kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen. Alles in einem Film oder einer Serie hat in meinen Augen der Story zu dienen und wenn die nicht funktioniert, muss man künstlerisch schon etwas ganz und gar Extravagantes bieten, wenn ich trotzdem Spaß dabei haben soll. Ansonsten halte ich es für Mist und werde es demnächst links liegen lassen.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Nur am Rande: Versteht man unter einer sogenannten "Bottle Show" nicht eher eine Episode einer Serie, die keine "Außenaufnahmen" aufweist und nur auf "Standing Sets" spielt; also im Grunde eine Sparfolge?
    Du hast vollkommen recht. Ich hab' da offenbar etwas verwechselt. High Concept - Show war das Wort, das ich eigentlich verwenden wollte.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Ich denke, für mich ist einfach der Weg das Ziel. Der "Weg" bei Lost hat mir persönlich sehr gefallen. Ein enttäuschendes "Ziel" ändert daran nichts.
    Eben das verhält sich bei mit im Bezug auf Lost völlig anders.

    Das Ende von Lost abzuwarten war für mich so, wie wenn man sich als Kind auf Weihnachten freut. Nur dafür war man das ganze Jahr über ganz besonders brav und artig zu sein, um zum Fest ein besonders tolles Geschenk zu bekommen, dass man sich schon lange gewünscht hat. Schließlich gab es in der Serie ja auch einige Charaktere, die mich kaum interessiert haben oder mir sogar richtig unsympathisch waren und so manche Flash-Geschichte, die ich totlangweilig fand (z.B. wie Jack zu seinen Tatoos gekommen ist). Naja und am 24. Dezember bekommt man dann erzählt, dass dieses Jahr Weihnachten ausfällt und es gar keine Geschenke gibt. Mann, ganz ehrlich, da pfeif' ich doch auf den Weg.

    Zitat von Largo Beitrag anzeigen
    Kurz: "Lost" ist nur eine Ware und die emotionale Bindung an den Konsumenten ist typischerweise weniger stark ausgeprägt als es z.B. bei einer Mutter und ihrem Kind ist (Sun und Ji Yeon mal ausgenommen).
    Gut gebrüllt, Löwe.

    Für mich würde ich noch anfügen, dass eine Serie durchaus mehr als eine Ware sein kann, wenn sie in der Lage ist, mit dem eigenen Denken und Erleben in Interaktion zu treten und einen bestimmten Eindruck, einen Einfluss zu hinterlassen.

    Beispielsweise haben Star Trek und Star Trek - The Next Generation oder auch das originale Battlestar Galactica und Babylon 5 mein Weltbild mit geprägt und einige meiner heutigen Einstellungen und Ansichten mit gebildet und gefestigt. Zu so einer Serie habe ich einen ganz anderen Bezug, als zu einer schlichten Unterhaltunsserie, wie etwa dem "A-Team" oder "Dallas".

    Lost hatte vom Potential her bei mir durchaus Chancen, in die erstgenannte Kategorie zu gelangen. Umso enttäuschender, dass am Ende nicht mehr als "Ich liebe es, wenn ein nicht vorhandener Plan trotzdem funktioniert" dabei heraus gekommen ist und die Serie damit, um wirklich nachhaltig berühren zu können letztendlich zu platt, aber für simple Unterhaltungsanprüche wieder viel zu aufgebauscht war. Was soll ich damit noch anfangen können?
    Zuletzt geändert von Logan5; 04.12.2010, 10:49. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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  • Largo
    antwortet
    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Ich werde wohl nie verstehen, wie man als Zuschauer eine ganze Serie, die man bis zu einem bestimmten Zeitpunkt mochte, durch ein Ende, das einem wiederum nicht gefällt, retroaktiv negativ bewerten kann.
    Das hat etwas mit Konsumentensouveränität zu tun. Man muss eine Serie nicht gut finden, nur weil man sich über lange Zeit mit den Figuren solidarisiert hat. Ich bin in der Lage, eine emotionale Bindung, die ich über Jahre hinweg aufgebaut habe, innerhalb einer relativ kurzen Zeit zu durchtrennen. "Lost" ist für mich ein Produkt der Unterhaltungsindustrie und bei der Gesamtbetrachtung dieser Serie verhält es sich daher anders, als wenn ich mich z.B. an persönliche Kindheitserlebnisse mit Verwandten oder Freunden zurückerinnere. Bei einer TV-Serie gibt es für mich wenig Veranlassung, auf Kritik zu verzichten, denn ich muss ja nicht meine gesamte Biografie umschreiben und neu bewerten, nur weil ich die Serie im Rückblick schlecht finde. Dagegen ist es z.B. sehr viel schwieriger, die Verhältnisse in der Verwandtschaft zu hinterfragen (z.B. Alkoholexzesse der Eltern, Gewalterfahrungen in der Familie etc.), da man hier persönlich sehr stark involviert ist. Kurz: "Lost" ist nur eine Ware und die emotionale Bindung an den Konsumenten ist typischerweise weniger stark ausgeprägt als es z.B. bei einer Mutter und ihrem Kind ist (Sun und Ji Yeon mal ausgenommen).

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Meine Vermutung wäre, dass man es nicht besser wusste und das einfach ehrlich für ein gutes Ende hielt. Ich denke, dass ein Autor eigentlich immer mit der Intention, eine gute – seine bestmögliche – Geschichte zu erzählen, ans Schreiben einer Episode geht. Das Motiv für eine absichtliche Zuschauertäuschung kann ich nicht so recht erkennen.
    Hier stimme ich Dir sogar zu: die Autoren wollten die Zuschauer vermutlich nicht absichtlich/mutwillig verarschen. Es war sicherlich beabsichtigt, das ganze einigermaßen vernünftig abzuschließen, aber es war einfach nicht mehr möglich, die vielen widersprüchlichen Informationen sinnvoll miteinander zu verknüpfen.
    Allerdings haben sie die Zuschauer dahingehend getäuscht, dass all die Jahre in den verschiedenen Interviews immer wieder angedeutet wurde, dass man einen durchdachten Plan verfolge. Symptomatisch hierfür die berühmte Aussage mit der "Spitze des Eisberges" im Zusammenhang mit der Enthüllung von Libby als Mithäftling von Hurley. Oder die Aussage, man könne Walt nicht mehr zurückbringen, weil er zu alt geworden sei (was natürlich geschwindelt ist).
    Die Autoren hätten stattdessen eher sagen müssen: "Unsere Serie ist eine Ad-hoc-Ansammlung von coolen Ideen. Wir schauen später, ob wir das alles noch miteinander verknüpfen können."

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  • Xon
    antwortet
    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    ...was dann unter die Kategorie "oder nicht" fällt.
    Stimmt, da habe ich nicht weit genug gedacht. Sorry.

    Mein Punkt ist, dass du meiner Meinung nach viel zu leicht den Schluss ziehst, dass da eine absichtliche Verarsche seitens der Autoren dahinter steckt. Meine Vermutung wäre, dass man es nicht besser wusste und das einfach ehrlich für ein gutes Ende hielt. Ich denke, dass ein Autor eigentlich immer mit der Intention, eine gute – seine bestmögliche – Geschichte zu erzählen, ans Schreiben einer Episode geht. Das Motiv für eine absichtliche Zuschauertäuschung kann ich nicht so recht erkennen.

    Ich denke auch, dass das Finale deutlich werden ließ, dass vieles nicht wirklich vorausgeplant wurde. (Was die Rätsel der Serie betrifft, passt für mich mehr oder weniger alles zusammen; an der Stelle stört mich nichts so wirklich. Was mich tatsächlich gestört hat, war allerdings, dass gegen Ende hin alles etwas besser hätte erzählt werden können. Der Fokus lag mir plötzlich zu sehr auf dem Schicksal der Insel und des Rauchmonsters.) Aber der Umstand, dass nicht alles vorausgeplant wurde, bedeutet an sich ja nicht, dass wir es automatisch mit einer beabsichtigten Täuschung des Zuschauers zu tun haben. Auch ein ungeplantes Ende hätte gut (bzw. besser) sein können. Ob geplant oder nicht macht das Ende ja nicht per se besser oder schlechter.

    Ich betone das deshalb, weil du das "Verschaukeln" durch die Autoren hauptsächlich daran festzumachen scheinst, dass am Ende deutlich wurde, dass da kein Plan hinter dem ganzen war. Klar, bei einer Serie, die derart lang gelaufen ist, wäre es vielleicht von Vorteil gewesen, einen Plan zu haben. Aber für mich heißt das im Umkehrschluss nicht, dass der Umstand, dass es da vielleicht keinen Plan gab für die mindere Qualität des Finales verantwortlich ist.

    Ich persönlich glaube einfach, dass die Autoren das ehrlich für ein gutes Ende gehalten haben; ob nun vor Jahren geplant oder nicht. Von Verschaukeln gehe ich da nicht aus.

    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Ist das wirklich so schwer nachzuvollziehen?
    Irgendwie schon, ja.

    Klar, Lost baute auf einen großen, die ganze Serie umspannenden Handlungsbogen auf und kann deshalb, wenn man so will, als eine lange Geschichte gesehen werden. Wenn man die Serie nur so sieht, kann ich nachvollziehen, dass ein schlechtes Ende das ganze herunterreißt.

    Aber für mich ist Lost niemals nur ein großer Plot gewesen, der sich von Episode zu Episode hangelt. Im Grunde waren es doch viele kleine Geschichten, die auch irgendwie immer abgeschlossen wurden. Viele der Episoden (insbesondere in den ersten paar Staffeln) haben den serienübergreifenden Plot kein bisschen weitergetrieben, sondern in den Flashwhatevers eine für sich stehende Geschichte erzählt, die jeweils in derselben Episode ein Ende fand. Oder die Character Arcs um Sayids Foltervergangenheit, Lockes Beziehung zu seinem Vater, Kates kriminelle Vergangenheit, Charlies Drogenabhängigkeit und und und ... All diese Geschichten wurden doch auch innerhalb der Serie erzählt. Und die wurden auch jeweils zu einem Ende gebracht.

    Nichts von alledem kann aus meiner Sicht dadurch geschmälert werden, dass der staffelübergreifende Plot am Ende nicht ganz zufriedenstellend aufgelöst wurde.

    Um dein Krimibeispiel mit fragwürdigem Ende aufzugreifen: Ja, wenn der Krimi unglaublich tolle Darsteller, interessante gut gezeichnete Charaktere, einen innovativen Einsatz von Musik, eine filmreife Cinematography und einige unerwartete Wendungen aufweist, kann ich ihn auch trotz des enttäuschenden Endes mögen und sogar lieben.

    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Immerhin sprechen wir hier von keiner Bottle-Show
    Nur am Rande: Versteht man unter einer sogenannten "Bottle Show" nicht eher eine Episode einer Serie, die keine "Außenaufnahmen" aufweist und nur auf "Standing Sets" spielt; also im Grunde eine Sparfolge?

    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Natürlich schmälert das in meinen Augen schlechte Ende in keiner Weise nachträglich den Spaß, den ich beim Gucken hatte, als ich es noch nicht kannte. Klar habe ich mich die ganze Zeit über gut unterhalten gefühlt.
    Gut. Ich hatte schon das Gefühl, die Serie wäre nun plötzlich rückwirkend komplett schlecht für dich.

    Ich denke, für mich ist einfach der Weg das Ziel. Der "Weg" bei Lost hat mir persönlich sehr gefallen. Ein enttäuschendes "Ziel" ändert daran nichts.

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  • Logan5
    antwortet
    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Ich glaube der Fehler in deiner Logik besteht darin, dass du nur diese beiden Szenarien als mögliche Alternativen zu akzeptieren scheinst.
    Diese beiden Szenarien sind: Verschaukelt oder nicht...

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Eine andere Möglichkeit wäre ja, dass die Autoren keine böswillige Absicht hatten, mit dem besten Gewissen das erzählt haben, was sie für eine gute Geschichte hielten, und letzten Endes dennoch gescheitert sind. Eine andere Sichtweise könnte sein, dass die Autoren einfach etwas anderes erzählen wollten als das, was du gern gesehen hättest. Die Autoren sind ja nicht dazu verpflichtet, deinen Geschmack zu treffen.
    ...was dann unter die Kategorie "oder nicht" fällt.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Wie auch immer; in beiden Szenarien hätten die Autoren keine Absicht, den Zuschauer zu verschaukeln. In der letzteren Variante muss man den Fans der Serie außerdem nicht unterstellen, sich selbst etwas vorzumachen.
    Vorausgesetzt eben, dass man davon ausgeht, dass die Autoren einen Plan hatten und sich nicht nur mit immer neuen Rätseln von Folge zu Folge gehangelt haben, um am Schluss dann eine platte 08/15 - Rätsel und Science-Fiction beiseite - es geht um die emotionalen Charaktermomente, magisches Licht und Badewannenstöpsel - Auflösung aus dem Hut zu zaubern.

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Das ist nicht speziell an dich gerichtet, aber weil es gerade passt: Ich werde wohl nie verstehen, wie man als Zuschauer eine ganze Serie, die man bis zu einem bestimmten Zeitpunkt mochte, durch ein Ende, das einem wiederum nicht gefällt, retroaktiv negativ bewerten kann.

    Klar, das Ende einer Geschichte ist wichtig und fällt bei einer abschließenden Bewertung der Qualität derselben ins Gewicht. Aber bei einer sechs Jahre laufenden Serien mit so vielen Episoden, die so unglaublich gut inszeniert wurden, fällt es mir doch etwas schwer, nachzuvollziehen, wie ein Finale oder von mir aus auch eine ganze, letzte Staffel die Serie in ihrer Gesamtheit derart herunterziehen können.
    Ist das wirklich so schwer nachzuvollziehen?

    Immerhin sprechen wir hier von keiner Bottle-Show, wo jede Folge für sich allein steht, sondern von einer Serie mit handlungsübergreifendem Plot, die auf eine Auflösung zuvor aufgeworfener Rätsel hinarbeitet. Wenn beim Raumschiff Enterprise mal 'ne Folge dämlich oder langweilig ist - was soll's? Selbst, wenn's die letzte Episode wäre, wär's egal. Aber bei einer zusammen hängenden Geschichte, wie bei Lost, sieht das völlig anders aus.

    Der Krimi-Vergleich trifft es meiner Meinung nach recht gut.

    Es geschieht ein Mord in einem geschlossenen Haus und neben der Frage, wer aus einer Reihe Verdächtiger, die wir alle ausführlich vorgestellt bekommen, der Mörder ist, stellt sich noch das Rätsel, wie der Täter ins Haus und wieder hinaus gekommen ist, ohne Spuren zu hinterlassen. Außerdem muss das Motiv ermittelt werden.

    Wir erfahren also alles über das Opfer und in welcher Beziehung es zu den Tatverdächtigen stand. Die Verdächtigen lernen wir detailliert kennen und auch ihre möglichen Mordmotive werden enthüllt. Der ermittelnde Kommissar stellt verschiedene Theorien auf, wie der Mörder ins Haus gelangen konnte. Jede erscheint plausibel, aber alle müssen sie nach einer Weile wieder verworfen werden, weil etwas Neues hinzu kommt, womit man nicht gerechnet hätte.

    Man ist wirklich gespannt, denn man kommt einfach nicht dahinter, wie das alles aufzulösen ist und will wirklich wissen, wie das alles endet und wie sich das Rätsel entwirrt. War es der oder der? Hat er es so oder so angestellt? War das oder das sein Motiv? Vielleicht war es auch ein Komplott und sie waren alle beteiligt oder es war der Verdächtige, der in der Mitte gestorben ist und er hat seinen Tot nur vorgetäuscht. Wie passt es wohl am Besten zusammen?

    Aber plötzlich, im letzten Kapitel, stellt sich heraus, dass alle Spuren , völlig nutzlos waren, denn der Mörder war in Wirklichkeit ein Außerirdischer, der sich einfach mittels hochentwickelter Technik in das Wohnzimmer des Opfers gebeamt hat. Warum er den Mord begangen hat, weiß man nicht und wieso dem Kommissar die Lasereinschüsse nicht aufgefallen waren ebenso wenig. Die Tatverdächtigen haben sich bei der Befragung durch den Kriminalbeamten allerdings so gut kennen gelernt, dass die Hälfte von ihnen heiraten möchte. Schön, oder?

    Ehrlich, da kann die Geschichte noch so spannend und über lange Zeit unterhaltsam sein und über noch so interessante Charaktere verfügen. Das alles zählt überhaupt nichts mehr, wenn das Ende Bullshit ist, denn ab dem Augenblick, wo man es kennt, weiß man ja, dass die Hälfte dessen, was einem erzählt wurde, gar nicht wirklich relavant war und dass kaum etwas zusammen passt.

    In genau dieser Weise habe ich Lost wahrgenommen.
    Die Figuren sind zwar ganz interessant, aber die ausführlichen Charakter-Flashbacks sind es nicht, die mich vor den Bildschirm gefesselt haben, sondern die Handlung und ich wollte eine passende Auflösung. Plötzlich das Genre zu wechseln, um sich diese Lösung zu erleichtern, ist etwas, das ich als massiven Stilbruch empfinde, der das Gesamtgefüge zerstört. Was nutzen mir da noch einzelne Trümmerstücke?

    Zitat von Xon Beitrag anzeigen
    Ich würde mich auch nicht als größten Fan der letzten Episode bezeichnen, aber selbst wenn es das mieseste Stück Fernsehen gewesen wäre, das ich in meinem ganzen Leben gesehen habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass das den Genuss, den ich während der letzten sechs Jahre bei so vielen Episoden empfunden habe, schmälern würde.
    Natürlich schmälert das in meinen Augen schlechte Ende in keiner Weise nachträglich den Spaß, den ich beim Gucken hatte, als ich es noch nicht kannte. Klar habe ich mich die ganze Zeit über gut unterhalten gefühlt. Jetzt fühle ich mich aber verarscht und sehe keine Veranlassung, die Serie ein weiteres Mal anzusehen, sie mir auf DVD zu kaufen oder in ein - zwei Jahren noch einen einzigen Gedanken an den Mist zu verschwenden, geschweige denn, dass ich jemals wieder eine Cuse/Abrams/Lindelof-Produktion ansehen würde.

    Das ist dann eben der Unterschied zu einer Serie wie "Babylon 5", die eine runde, in sich schlüssige Geschichte erzählen konnte. Die habe ich mir mitterweile schon etliche Male angesehen und werde es sicher auch noch oft wiederholen. Die DVDs stehen in meinem Regal und wenn ich irgendwo den Namen J.M. Straczynski lese, ist mein Interesse geweckt. Die Serie hat für mich einen gewissen Kultstatus, den Lost bei mir nicht mehr erreichen kann. Lost werde ich bald wieder vergessen haben.

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  • Xon
    antwortet
    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Entweder haben die Autoren uns absichtlich verschaukelt, weil ihnen nur das Geld wichtig war oder nicht.
    Ich glaube der Fehler in deiner Logik besteht darin, dass du nur diese beiden Szenarien als mögliche Alternativen zu akzeptieren scheinst. Eine andere Möglichkeit wäre ja, dass die Autoren keine böswillige Absicht hatten, mit dem besten Gewissen das erzählt haben, was sie für eine gute Geschichte hielten, und letzten Endes dennoch gescheitert sind. Eine andere Sichtweise könnte sein, dass die Autoren einfach etwas anderes erzählen wollten als das, was du gern gesehen hättest. Die Autoren sind ja nicht dazu verpflichtet, deinen Geschmack zu treffen.

    Wie auch immer; in beiden Szenarien hätten die Autoren keine Absicht, den Zuschauer zu verschaukeln. In der letzteren Variante muss man den Fans der Serie außerdem nicht unterstellen, sich selbst etwas vorzumachen.

    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Für mich steht und fällt so eine Show eben mit ihrer Story und die fiel für mich am Ende in sich zusammen wie ein schief gebautes Kartenhaus.
    Das ist nicht speziell an dich gerichtet, aber weil es gerade passt: Ich werde wohl nie verstehen, wie man als Zuschauer eine ganze Serie, die man bis zu einem bestimmten Zeitpunkt mochte, durch ein Ende, das einem wiederum nicht gefällt, retroaktiv negativ bewerten kann.

    Klar, das Ende einer Geschichte ist wichtig und fällt bei einer abschließenden Bewertung der Qualität derselben ins Gewicht. Aber bei einer sechs Jahre laufenden Serien mit so vielen Episoden, die so unglaublich gut inszeniert wurden, fällt es mir doch etwas schwer, nachzuvollziehen, wie ein Finale oder von mir aus auch eine ganze, letzte Staffel die Serie in ihrer Gesamtheit derart herunterziehen können.

    Ich würde mich auch nicht als größten Fan der letzten Episode bezeichnen, aber selbst wenn es das mieseste Stück Fernsehen gewesen wäre, das ich in meinem ganzen Leben gesehen habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass das den Genuss, den ich während der letzten sechs Jahre bei so vielen Episoden empfunden habe, schmälern würde.

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  • Logan5
    antwortet
    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Ich weiß so wie so nicht weshalb du immer so fort an die Decke gehst.
    Warum ich sofort an die Decke gehe, kann ich dir sagen. Es wäre in diesem Forum nicht das erste Mal, dass mir gegenüber die sachliche Ebene verlassen wurde, um persönlich oder sogar beleidigend zu werden und meinen Schreibstil zu kritisieren. Dabei darf ich dann auch nicht gerade selten feststellen, dass meine Beiträge ihrer Länge wegen gar nicht wirklich gelesen und erst recht nicht in ihrem Kontext verstanden wurden (womit ich kein Problem habe, solange man nicht meint, trotzdem mitschwatzen zu müssen). Dazu kommt, dass der Griff zu solchen unfairen rhetorischen Mitteln in meinen Augen darin begründet liegt, dass dem Diskussionspartner die Argumente ausgehen oder ihm meine Argumentationsweise zu schwierig ist und er trotzdem auf Teufel komm raus recht haben will. So etwas nervt irgendwann einfach.

    Auf der anderen Seite wüsste ich nicht, wann ich jemals von mir aus dermaßen unsachlich geworden wäre und andere ohne vorherige Provokation in ihrer Person oder ihrem Schreibstil kritisiert hätte und es gibt in diesem Forum genügend Leute, denen man schon allein wegen einer grauenhaften Rechtschreibung und einem kaum zu entschlüsselnden Satzbau an den Karren fahren könnte. Solange ich noch halbwegs nachvollziehen kann, worum es gehen soll, mache ich so etwas nicht. Ich achte auch immer streng darauf, meine Meinung deutlich als solche zu kennzeichnen und richte polemische Angriffe in der Regel allein auf das Thema, nicht auf die Person, mit der ich diskutiere. Warum geht das nicht auch im Gegenzug?

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Am Ende des letzten Beitrages ja schon wieder nur weil ich das etwas blumige "Rächer der Zuschauer" verwendet habe. Dabei sollte das nur aufgreifen (und ja durchaus mit Sarkasmus), dass du in dem Beitrag den ich an der Stelle zitiert habe von der Unverschämtheit der Autoren gegenüber ihren Zuschauern redest. Dummerweise bin ich auch einer dieser Zuschauer und stimme dem nicht zu. Warum reicht es nicht zu sagen das du es unverschämt fandest. Wieso meinst du deiner Meinung mehr Bedeutung (gegenüber anderen) unterstellen zu müssen indem du auf die anonyme Gruppe der Zuschauer verweist? (So hört es sich dann wenigstens an) Eigentlich redet doch hier jeder nur für sich selbst. So wie du es hingegen formuliert hast, kommt es so rüber als wäre deine Meinung wichtiger als die von anderen. Auf so etwas reagiere ich dann eben gerne mit triefendem Sarkasmus, weil ich es einfach nicht ernst nehmen kann, wenn jemand auf diese Weise so tut, als wäre seine Meinung gewichtiger, weil er ja für irgendeine obskure Masse zu sprechen vorgibt.
    Ich vertrete die Meinung, dass Cuse und Lindelof ihre Zuschauer ziemlich egal waren. Meiner Meinung nach lassen sich die Absichten der Autoren recht deutlich erkennen. Ich habe Gründe für diese Annahme genannt und sie an Beispielen belegt. Leider habe ich auch noch kein Argument gelesen, das mich vom Gegenteil überzeugen konnte.

    Statt dessen wirst du sarkastisch, weil du dich auf den Schlips getreten fühlst und meinst, ich würde meine Meinung für gewichtiger halten, als die Meinung anderer User. Jetzt könnte ich anders herum aber genauso fragen, warum denn deine Meinung gewichtiger sein muss, denn einen Mittelweg kann es hier in diesem Fall eigentlich nicht geben.

    Entweder haben die Autoren uns absichtlich verschaukelt, weil ihnen nur das Geld wichtig war oder nicht. Wenn ich meine, dass sie es haben, kann man mir natürlich unterstellen, zu glauben, dass alle Trotdem-gut-Finder über den Tisch gezogen wurden und es nicht einmal merken oder es einfach nicht wahr haben wollen. Schon habe ich durch schlichtes Aussprechen meiner Meinung eine Beleidigung ausgesprochen, die gar nicht in meiner Absicht lag. Andererseits kann ich aber auch nicht leugnen, dass ich durch logische Deduktion auf genau diesen Schluss komme. Verdammte Zwickmühle. Darf ich jetzt meine Meinung nicht sagen, weil sie nicht "politisch korrekt" ist?

    Warum versuchst du meine Aussagen nicht einfach zu widerlegen und bleibst sachlich? Genau da schleicht sich bei mir nämlich der Verdacht ein, dass du es nicht kannst, weil es nicht geht. Sarkastische Bemerkungen täuschen darüber nicht hinweg, sondern weisen eher darauf hin. Auch von sachlicher auf persönliche Ebene zu wechseln, kann als Indiz für Argumentlosigkeit gesehen werden. Und dann wunderst du dich, warum ich meine Meinung für "gewichtiger" halte - na, weil sie mir logisch erscheint. Kannst du diese Logik mit entsprechenden Argumenten durchberechen, geht der Punkt eindeutig an dich und ich gebe mich geschlagen.

    Es scheint allerdings gerade in diesem Forum teilweise gängige Praxis zu sein, statt zu versuchen, mit Argumenten zu überzeugen, beim Fehlen ebensolcher Argumente einfach persönlich zu werden, um wenigstens der Bessere im Beleidigen zu sein. Das bezieht sich jetzt nicht speziell auf dich, aber ich habe hier ja auch schon so Einiges erlebt. Deshalb mache immer sofort klar, auf welche Weise ich mit mir reden lasse und auf welche nicht.

    Und dass es auch anders geht, zeigen einige Meinungsverschiedenheiten, die ich in diesem Forum mit anderen Usern hatte und die trotz allem immer sachlich geführt wurden. Gut und du hast ja den Vorwurf des schlechten Stils zurück genommen und mir erklärt, aus welchen Gründen du auf meine Beiträge so reagierst, wie du reagiert hast. Das ist dann für mich schon in Ordnung, zumal man auch im Galactica-Forum mit dir immer noch mit am vernünftigsten diskutieren konnte. Bestimmte Diskussionsweisen bin ich hier nur mittlerweile leid. Deshalb das "An die Decke gehen".

    Und jetzt endlich wieder zur Sache:


    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Ich unterscheide bei so etwas immer zwischen dem was quasi "global" in der Serie definiert ist und was nur die Wahrnehmung einzelner Charaktere oder Gruppen von Charakteren betrifft. Für die Others ist der Einfluss den der MiB auf Menschen nehmen kann eine "Krankheit" und sie kann ihrer Meinung nach nicht geheilt werden. Möglicherweise haben sie den Eindruck auch nur deshalb bekommen, weil sie versuchen jeden umzubringen der unter Smokeys Einfluss steht. So haben sie natürlich nie jemanden die Chance gegeben sich von Smokeys Einfluss zu befreien.
    Man könnte es sich auf diese Weise erklären, wenn nicht auch bei Rousseaus Gefährten diese Krankheit aufgetreten wäre und die Gute am Ende gezwungen war, sich mit Waffengewalt gegen die Befallenen zu wehren. Sicher kann man es sich trotzdem irgendwie zusammenreimen, aber das ist eben das Problem, das ich mittlerweile mit der Serie habe - man muss sich einfach viel zu viel selbst zusammenreimen, weil einfach viel zu wenig schlüssig deutlich gemacht wird.

    Die Krankheit von der Rousseau erzählt hat und deren Auswirkung man ja später bei einem der Zeitsprünge auch sehen konnte, erweckte doch eigentlich generell den Eindruck, dass die Persönlichkeit der Befallenen völlig verändert wurde. Eigentlich dachte ich bis dahin sogar, dass sich dadurch auch das Verhalten der entführten Kinder und sogar das der Anderen, inklusive Bens, erklären ließe. Immerhin hieß es, dass Letzterer nach seiner Behandlung im Tempel nicht mehr der Selbe sein würde. Was hatte das denn nun sonst zu bedeuten? Ich dachte - na klar, das ist die seltsame Tempelkrankheit, die wohl der Preis für das zu sein scheint, was auch immer dort mit den Leuten gemacht würde. Mit den neuen Anderen, die Sajid nun umbringen wollen (aber Ben damals komischerweise wohl nicht), ergibt das alles für mich überhaupt keinen richtigen Sinn mehr.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Hieß es wirklich beste Zeit? Irgendwie habe ich das anders in Erinnerung. Mehr in der Art das die Zeit auf der Insel für sie wichtig war, ebenso wie die Personen mit denen sie dort zusammen waren. Und auch wenn Boones Zeit auf der Insel ziemlich kurz war (gemessen an den anderen), denke ich das ihm seine Erlebnisse dort (etwa mit Locke) einiges bedeutet haben und ihm wichtig waren.

    Außerdem ging es am Ende in der Zwischenwelt ja auch darum, dass die in der Kirche quasi "bereit" sind um (wohin auch immer) weiterzugehen. Zurück bleiben die, die noch nicht alles aus ihrem alten Leben in Ordnung gebracht haben, wie etwa Ben, der gegenüber Rousseau und Alex noch einiges gut zu machen hat.

    Boone hingegen hatte eigentlich nichts mehr aus seinem früheren Leben offen, was wohl auch wieder daran liegt, dass sein Ableben so früh in der Serie stattfand
    Zumindest für Jack soll es laut Christian Shepards Aussage die wichtigste Zeit gewesen sein und er habe diese Menschen ebenso gebraucht, wie sie ihn. Über Boone und die restlichen Losties wird zwar keine so konkreten Aussagen gemacht worden, aber immerhin sollen sie ja alle gemeinsam diesen "Ort" geschaffen haben, um sich wieder zu finden und zu erinnern.

    Jetzt kann man natürlich sagen, dass für Boone die Begegnung mit Locke wichtig war, um sich von Shannon zu lösen. Von daher kann man das zwar schon irgendwie hinnehmen, allerdings eben leider nicht, ohne trotzdem das Gefühl zu haben, dass hier etwas ziemlich zurecht konstuiert wurde. Man kann es sich passend denken, aber es bleibt - zumindest bei mir - dieser Beigeschmack des Künstlichen.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Ich sag es mal so. Wenn ich mich mit dem Ende in der Zwischenwelt und auf ins Jenseits abfinden kann, dann auch das Sajid und Shannon in der Ewigkeit füreinander bestimmt sind...
    Da liegt bei mir wahrscheinlich das Hauptproblem, denn ich kann mich mit diesem Zwischenwelt-Quatsch so überhaupt nicht anfreunden. Im Grunde bestand dadurch die halbe sechste Staffel aus einem riesigen Red Herring und wenn man Fisch zu lange liegen lässt, fängt er einfach an zu stinken.

    Sajid kannte Nadja ja bereits bevor er Folterknecht war, wenn ich das richtig in Erinnerung habe und auch wenn da in den Flashsideways Einiges entzaubert wurde, hat man die Beziehung der beiden doch bis dahin immer als sehr wichtig dargestellt.

    Aber Shannon war eben auf der Insel und Nadja halt nicht, also musste es Shannon sein. Das wirkt einfach künstlich. Es ist konstruiert und würde mich vielleicht auch weniger stören, wenn die Serie nicht generell so voll von konstruierten Situationen wäre, die am Ende doch nicht so richtig passen wollen. Für viele Dinge in Lost ist die einzige Erklärung, die ich habe:"Weil die Autoren das eben irgendwie hinbiegen mussten." Bei einer guten Geschichte ist das in meinen Augen einfach nicht so, dass man in jeder zweiten Szene die Autoren entschuldigen und sich etwas Eigenes ausdenken muss, damit es passt.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Ich denke bei den Charakter-Sachen sind wir einfach nicht auf der selben Wellenlänge.
    Schon gut möglich.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Was richtig ist. Lost ist nicht gut in Erklärbär-Situationen. Die gibt es eigentlich nicht (ok in dieser zusätzlichen Kurz-Episode, die nach der Serie veröffentlich wurde schon, aber nicht in der Serie selbst wie ich finde).
    Diese Kurz-Episode gucke ich mir vielleicht einmal an, wenn sie jemand bei YouTube hochlädt. Die kenne ich noch nicht.

    Aber ja, Lost ist nicht gut im Erklären. Ich finde allerdings nicht, dass
    sich die Rätsel durch gezieltes Sammeln wirklich vorhandener Informationen lösen lassen. Das wäre für mich absolut OK und ich habe auch gar kein Problem damit, mal über den einen oder anderen Fehler hinweg zu sehen, aber was zu viel ist, ist einfach zu viel.

    Beispielsweise habe ich kein Problem damit, mir die falschen Bärte der Anderen zu erklären. Ich denke, na gut, die wollten eben verschleiern, dass sie zivilisiert sind und so die Gestrandeten von ihrem großen Inselgeheimnis fern halten. Auch bei Ana Lucia, Libby und Eko kann ich sagen, dass da eben widrige Umstände im Spiel waren.

    Dass man aber am Ende das Gefühl hatte, dass da die ganze Zeit über jede Menge Leute irgend welche Sachen machen, für die sie selbst die Gründe und Zusammenhänge nicht kennen, war mir einfach zu blöd. Ben weiß im Grund nichts. Richard auch nicht. Und nicht einmal Jakob weiß wirklich bescheid.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Dann ist da noch das Lost bei seinen "Erklärungen" nicht gerade sehr in die "Tiefe" geht.
    Ich sehe das Problem vor allem darin, dass jede Erklärung, die Lost liefert, wieder neue Fragen aufwirft. Für mich ergibt das kein stimmiges Gesamtbild.

    Jakob, der das Licht, von dem er eigentlich selbst nicht so recht weiß, was es genau ist, beschützt, weil seine Stiefmami es eben mal so wollte, holt Andere - irgendwie mit Hilfe eines magischen Leuchtturms - auf die Insel und Richard Alpert wird sein Mittelsmann, obwohl er eigentlich keinen Schimmer hat, was da eigentlich abgeht. Na und die Anderen selbst haben erst recht keinen Plan, sind aber loyale Jakob-Jünger und sie glauben in seinem Sinne zu handeln, als sie Kinder und Frauen entführen und - ohne den wirklichen Grund zu kennen - die gesamte Dharma - Initiative vergasen.

    Ich bekomme da beim Nachdenken ab einem bestimmten Punkt immer nur noch Kopfschmerzen. Also für mich stimmt da gar nichts. Vieles lässt sich mit gutem Willen und Phantasie einigermaßen zurechtbiegen, aber ein stimmiges Gesamtbild kommt bei mir nicht heraus. Dieser ganze Fantasy-Plot am Ende wirkt auf mich aufgesetzt und kommt mir wie eine billige Ausflucht vor, die ganzen Rätsel nicht ansprechender lösen zu müssen.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Man muss natürlich gewisse Entscheidungen der Autoren akzeptieren. Etwa das es eben am Ende deutlich in Richtung Mystery und nicht Science geht.
    Das ist eben die Frage - muss man das?
    Klar gab es immer schon die mystischen Untertöne, aber in den ersten fünf Staffeln hat nichts auf so ein banales Fantasy-Ende hingedeutet. Und auch ein fantastischeres Ende hätte in meinen Augen etwas Origineller ausfallen können. Ich habe den Eindruck, dass man sich mit der billigsten Lösung ziemlich leicht aus der Affäre gezogen hat und das ist einfach enttäuschend.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Du warst ja wenn ich mich richtig erinnere einer derjenigen die mehr die Science-Richtung favorisiert hätten. Mir ging das bei nBSG zum Beispiel so, da hab ich zwischenzeitlich auch gute Gründe dafür gesehen, dass die Erde die eigentlich Ursprungswelt der Menschheit war, Kobol in unserer fernen Zukunft besiedelt wird, die Menschen ihre wahren Ursprünge vergessen, die Erde als 13. Kolonie wiederentdecken und sich in noch fernere Zukunft auf der Suche nach ihr machen. Tja, aber das war nicht das was die Autoren vorhatten. Stattdessen endet die Serie auf der Urzeit-Erde, Gott ist real und ist für eigentlich alles verantwortlich...

    Du scheinst es vorzuziehen in einem solchen Fall Frust auf die vormalige Lieblingsserie zu schieben, ich ziehe es vor sie neu zu bewerten. Wie passt alles zusammen, wenn ich diese neue Richtung als Zielpunkt der Serie akzeptiere. Und imho passt es bei Lost besser als bei nBSG.
    Ich weiß ja, warum ich nBSG nie komplett gesehen habe..

    Ob ich es "vorziehe" Frust zu schieben, weiß ich nicht. Mich hat das Ende von Lost geärgert, so wie ich mich immer ärgere, wenn ich merke, dass mich jemand verarscht hat.

    Mir hat mal Jemand vor vielen Jahren eine Eintrittskarte verkauft, die nicht gültig war. Das hat mich geärgert und ich habe auf die Person geschimpft und mich geschämt, dass ich auf den Trick herein gefallen bin. Darauf, die Situation neu zu bewerten, indem ich sage: "War schon mies, aber hey - wie gerissen. Irgendwie verdient das Respekt und irgendwie war das Fünfmarkstück in meiner Tasche sowieso viel zu schwer. Und wahrscheinlich ist die Party sowieso doof. Dann gehe ich eben woanders hin und gebe da nochmal Geld aus. Und mit der falschen Eintrittskarte kann ich mir noch einen hübschen Flieger basteln." , wäre ich nie gekommen.

    Ebenso geht es mir bei Filmen oder Serien, die mich dermaßen enttäuscht haben oder bei denen ich mich regelrecht über den Tisch gezogen fühle. Immerhin habe ich die erste bis dritte Staffel von Lost innerhalb kurzer Zeit hintereinander gesehen (die dritte dabei zum zweiten Mal) und hatte die vierte und fünfte Staffel, deren Ausstrahlung noch nicht soo lange her war, noch ganz gut in Erinnerung, als die sechste Staffel kam. Für mich hat da recht wenig zusammen gepasst und gerade dieser Riesen-Red-Herring mit den Flashsideways ist für mich ein deutliches Zeichen dafür, wie leicht es sich die Autoren gemacht haben. Nochmal gucke ich mir das sicher nicht an. Dann würde ich nämlich erst richtig Frust schieben.

    Es gibt durchaus auch Filme/Serien, denen ich noch eine zweite Chance gebe, wenn ich beim ersten Angucken irgendwie unkonzentriert oder krank oder einfach mal schlecht gelaunt oder nicht richtig in der entsprechenden Stimmung war und ich das Gefühl habe, dass da vielleicht doch mehr drin steckt, als ich zuvor darin gesehen habe.

    Lost ist leider keiner dieser Fälle, denn diese Serie habe ich so konzentriert und gespannt verfolgt, wie kaum eine andere und ich habe wirklich Jedem, mit dem ich über Fernsehserien gesprochen habe erzählt: "Du musst dir unbedingt Lost angucken. Das ist die beste Serie dieses Jahrzehnts, wenn nicht die beste Serie seit Babylon 5."

    Während Lost lief, war ich für niemanden zu sprechen. Meine Frau hätte in der Zeit ein Kind kriegen können und ich hätte trotzdem Lost geguckt. Wirklich, ich habe diese Serie echt geliebt und keine einzige Folge verpasst. Ich habe ganze Tage damit zugebracht, mir eine Episode nach der anderen anzusehen. Mit anderen Worten - ich war immer voll dabei.

    Am Ende hat kaum etwas darin für mich einen Sinn ergeben und das so offensichtlich, dass da einfach keine zweite Chance mehr drin ist. Und Cuse, Lindelof und Abrams bekommen von mir sicher auch keine Chance mehr, zumal zwei davon ja auch am unterirdischen Star Trek - Revival beteiligt waren. Um diese "Künstler" mache ich demnächst einen riesigen Bogen.

    Aber schade ist es eben doch, wenn ich mir überlege, was weniger schlampige Autoren aus dieser Serie hätten machen können. Für mich steht und fällt so eine Show eben mit ihrer Story und die fiel für mich am Ende in sich zusammen wie ein schief gebautes Kartenhaus.

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  • Largo
    antwortet
    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Wäre das dann ein guter Geschichtenerzähler gewesen, der eine Figur einfach aus der Geschichte heraus spazieren lässt und sie dann nicht mehr explizit erwähnt? Das hört sich für mich eher wie das "nicht-erzählen-einer-Geschichte" an...
    Niemand hat die Autoren gezwungen, Sun ein Kind gebären zu lassen oder Jin auf der Insel zurückgelassen. Man wollte das so, um kurzfristig Spannung aufzubauen. Zum Zeitpunkt der vierten Staffel bestand vermutlich keine genauere Planung im Hinblick darauf, beide Figuren wieder zusammenzuführen. Das Problem ist also hausgemacht.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Na ja. Du unterstellst aber damit das Sun irgendwas in der Art von Schuldgefühlen empfinden muss, weil sie nicht bei ihrer Tochter bleibt.
    Stimmt, aber selbst das wäre ein interessantes Thema gewesen: eine Mutter, die keinen emotionalen Zugang zu ihrer Tochter hat und sich daher sehr schnell von ihr trennen kann. Warum muss eine Mutter für ihre Tochter immer das größtmögliche Maß an Zuneigung empfinden? Leider weist im Vorfeld der Entscheidung von Sun nichts auf eine solche Problemlage hin.
    Man gewinnt als Zuschauer daher den Eindruck, dass Sun ihre Entscheidung nur deshalb getroffen hat, damit sie als Hauptfigur in der Serie verbleibt. Sun konnte Ji Yeon zurücklassen, weil Ji Yeon eben nur eine unwichtige Nebenfigur ist. Das ist der wahre Grund und den Autoren gelingt es an keiner Stelle, dieses Konstrukt zu verschleiern.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Hmm, und welchen Erkenntnisfortschritt sollte man daraus gewinnen den man als erfahrener Serien-Zuschauer nicht eigentlich schon bemerkt haben sollte?
    Weise mir doch bitte nach, wo das Argument bereits an anderer Stelle in diesem Forum gefallen sein soll.
    Davon abgesehen, werde ich beim Lesen Deiner Beiträge in Zukunft natürlich genauestens darauf achten, dass Du wirklich nur "neue" Argumente vorschlägst, die mit einem Erkenntnisfortschritt verbunden sind. Nichts leichter als das.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Sun hat dort natürlich eine T'Pol Frisur und spitze Ohren. Ben ist ein mieser kleiner Ferenghi, Hurley ein übergewichtiger klingonischer Koch, Sajiid ein geläuterter romulanischer Verhörexperte und Jack ist einfach Jack und Kate einfach Kate.
    Das Argument lautet also übersetzt: "Lost ist nur eine TV-Serie". Sorry, aber hier verrätst du uns allen doch nichts Neues.

    Zitat von helo Beitrag anzeigen
    Viele Rätsel erklären sich im Laufe der Serie dadurch das immer wieder Bits and Pieces hier und da als Information ausgestreut werden. Sammelt man alle, dann kann man sich eigentlich alles wesentliche zusammenreimen (z.B. die Eisbären).
    Ja, das ist die Idealvorstellung. Für viele Zuschauer war dies eine zentrale Motivation, die Serie zu verfolgen, und über weite Strecken sah es tatsächlich aus, dass die Autoren tatsächlich diesem Prinzip folgen würden.
    Aufgrund eines fehlenden Gesamtkonzepts widersprechen allerdings viele Informationen einander, was eben dazu führt, dass bestimmte Probleme nur mit aufwändigen gedanklichen Hilfskonstruktionen begreifbar sind. Die Schwangerschaftsproblematik lässt sich beispielsweise nur so zusammenreimen, indem man unterstellt, dass es nicht möglich gewesen ist, die schwangeren Frauen innerhalb der relevanten Schwangerschaftsphase (in der die Embryos sterben) von der Insel zu evakuieren. Aber in der Regel entstehen dadurch immer mehr Fragen. Nachdenken führt eben nicht zwangsläufig dazu, dass sich am Ende ein klares Bild ergibt.

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