Deutscher Austauschschüler in Montana erschossen - SciFi-Forum

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Deutscher Austauschschüler in Montana erschossen

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  • Soundwave
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    Wenn man sich mal die Kommentare auf diversen Websites von US-Zeitungen bzgl. dieses Falls anschaut ergibt sich wohl folgendes Bild:

    Die "Castle Doctrine" wurde wohl vor ein paar Jahren in Montana gegen den Willen der Staatsanwaltschaft (auf Druck der Waffenlobby aka NRA) durchgedrückt. Dies macht es extrem schwer im Falle von tödlicher Gewalt in einem Haus die Leute zu verurteilen, weil sich diese nun ständig hinter dieser Doctrine "verstecken". Die Staatsanwaltschaft hofft wohl, hier einen Präzedenzfall zu schaffen, um der Castle Doctrine den Saft abzudrehen. Man beruft sich hierbei auf zwei besondere Umstände:

    1) Dies war eine angelegte Falle und überschreitet hiermit die Castle Doctrine, da es sich um Selbstjustiz handelt. Auch in den USA ist die Strafverfolgung das Hoheitsrecht des Staates.

    2) Der Schütze hat etwas gemacht, was sogar gegen das Schulungshandbuch der NRA für Schußwaffen verstößt: Man muss wissen, auf was man schießt. Der Schütze und seine Lebensgefährtin haben zugegeben, dass die Schüsse blind in einen dunklen Raum abgefeuert wurden. Dies ist nach Meinung der Staatsanwaltschaft unverantwortlicher Umgang mit einer Schußwaffe.

    Desweiteren, sollte sich die Aussage der Lebensgefährtin bestätigen, war Diren mit seiner Aussage "Wait" dabei, sich zu ergeben. Dies hätte den Einsatz der Waffe nicht länger notwendig gemacht. Zusammen mit der Ankündigung beim Frisör (Can't wait to shoot a f*cking kid) liegt daher ein Mord aus Rachegründen vor, da eine Gefahrensituation nicht länger gegeben war.

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
    Wie weit ist denn dort die nächste "örtliche Polizei" entfernt?
    Die "Gegend" hat knapp 120.000 Einwohner, die Stadt selbst um die 70.000 - da sollte die "nächste" Polizeistation zumindest am Ort sein und nicht im Nachbarstaat

    Nein, hab die mal gegooglet: Polizei ist natürlich vor Ort und scheint sogar ein eigenes SWAT zu haben; Hauptthema und in beiden Listen (quick links wie Navigation) an oberster Stelle ist aber "Sexual Assault". Tatsächlich also gut möglich, daß man für ein paar marodierende Jugendliche und Bagatelleinbrüche keine Ressourcen hat: Offene Stellen und Freiwilligendienst werden ebenso beworben wie Neighborhood Watch. Und bevor da mit dem Finger gezeigt wird: Was Bagatellvorfälle angeht, steht die deutsche Polizei in den meisten Städten hier ähnlich unterbesetzt und ähnlich "abwehrend" da, nur wird hier nicht zu "hilf dir selbst" geraten.

    Aber was auch immer der Grund war, daß der Junge in der fremden Garage war, macht es moralisch nicht richtiger, sich auf die Lauer zu legen und ins Dunkle, auf ein unbekanntes Ziel zu ballern.
    In Gegenden mit geltender "Castle Doctrine" sehen die Bewohner das moralisch anders. Mit dem auf die Lauer legen hat der Schütze hier den rechtlichen Rahmen der Selbstverteidung - siehe Anklage - wohl auch für den amerikanischen Rechtsraum überschritten, aber der Hintergund ist ja, daß man den Selbstverteidigungsfall eben auf die Verletzung des Wohnraums ausdehnt. Das wird also prinzipiell mal "jemand" moralisch als "ok" eingestuft haben.

    Meine Kritik geht daher viel mehr in die Richtung, daß eine "systematische" Verletzung von Wohnraum und Eigentum es bis zur "Üblichkeit" gebracht hat - und der Täter schon zweimal Opfer war in jüngster Zeit. Jetzt kann man den Jugendlichen ein Beispiel geben und sagen "ihr könnt dabei erschossen werden" und die glauben's, nur finde ich es eine völlige Scheiß-Situation, daß das Beispiel erst geschaffen werden mußte.

    In den USA ist die "hilf dir selbst"-Einstellung wesentlich verbreiteter - wenn auch auf dem Rückmarsch - als hier in Deutschland; und bevor du mir da Verallgemeinerung unterstellst: Damit meine ich generell und in allen Lebensbereichen, nicht speziell beim Schutz des Hauses. Die weitverbreitete Ablehnung gegen Sozialsysteme beruht auf dieser Einstellung, Sprichworte wie "Give a man a fish, and you feed him for a day; show him how to catch fish, and you feed him for a lifetime" thematisieren diese Einstellung. Moral ist eine Frage der Kultur.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Ein paar Tage vorher gab es schon einen bericht über einen ganz ähnlichen, allerdings noch deutlich extremeren Fall aus dem Jahr 2012: 'You're dying ... b----!' Court hears chilling audio recording of US homeowner shooting two teens

    Im Fall des Deutschen muss man jetzt eben die genauen Umstände klären, um zu entscheiden, ob das noch Selbstverteidigung war. Aber irgendwann ist die Grenze dann halt auch überschritten, wo es den Leuten dann nicht mehr darum geht, sich und das eigene Hab und Gut zu verteidigen, sondern die Einbrecher gezielt zu töten.

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  • xanrof
    antwortet
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Generell sind derartige Eskalationen aber auch immer ein Armutszeugnis für die örtlichen Polizeien, die sich um "Bagatellen" einfach nicht mehr kümmern wollen oder können.
    Wie weit ist denn dort die nächste "örtliche Polizei" entfernt?

    Aber was auch immer der Grund war, daß der Junge in der fremden Garage war, macht es moralisch nicht richtiger, sich auf die Lauer zu legen und ins Dunkle, auf ein unbekanntes Ziel zu ballern.

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  • Soundwave
    antwortet
    Laut der taz (Ja, ich weiß, taz ist nich unbedingt der seriöseste Journalismus, daher ist dieses Stück Info mit Vorsicht zu genießen) liegt in diesem Fall wohl eine Mischung der beiden Szenarien vor. Diren's Gastfamilie lagerte wohl Limonade in der Garage und die Jungs wollten Nachschub für ihr Fest holen, auf dem die Schüler in der Nacht waren.

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von Soundwave Beitrag anzeigen
    Bislang nur eine Theorie, klingt aber wahrscheinlich: In der Gegend ist es bei Jugendlichen wohl mittlerweile üblich, sich aus Garagen Getränke zu beschaffen. Diren sollte wohl in der Nacht bei einem Lagerfeuer gewesen sein, daher liet die Vermutung nahe, dass die beiden Jungs das selbe vorhatten.
    Das wäre dann Erschossen bei versuchtem Diebstahl. Das etwas "üblich" ist, macht es ja nicht legal.

    Andererseits war seine Gastfamilie in der selben Nachbarschaft, daher könnte hier auch ein Missverständis vorliegen, da sich die Häuser in der Gegend sehr ähnlich sehen.
    Das wäre dann tragisch. Generell sind derartige Eskalationen aber auch immer ein Armutszeugnis für die örtlichen Polizeien, die sich um "Bagatellen" einfach nicht mehr kümmern wollen oder können. Wenn Opfer zu Tätern werden (müssen), bevor sich was tut, hat die Gesellschaftstruktur vorher versagt.

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  • Soundwave
    antwortet
    Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigen
    Das frage ich mich bei diesem Fall auch.
    Bislang nur eine Theorie, klingt aber wahrscheinlich: In der Gegend ist es bei Jugendlichen wohl mittlerweile üblich, sich aus Garagen Getränke zu beschaffen. Diren sollte wohl in der Nacht bei einem Lagerfeuer gewesen sein, daher liet die Vermutung nahe, dass die beiden Jungs das selbe vorhatten.

    Andererseits war seine Gastfamilie in der selben Nachbarschaft, daher könnte hier auch ein Missverständis vorliegen, da sich die Häuser in der Gegend sehr ähnlich sehen.

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  • Liopleurodon
    antwortet
    Zitat von Soundwave Beitrag anzeigen
    Warum der Junge in der Garage war ist bislang unklar
    Das frage ich mich bei diesem Fall auch.

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  • Soundwave
    hat ein Thema erstellt Deutscher Austauschschüler in Montana erschossen.

    Deutscher Austauschschüler in Montana erschossen

    USA: Anklage gegen Todesschützen des Hamburger Schülers | tagesschau.de

    Laut der ansässigen Lokalzeitung The Missoulian wurde der 17-jährige Diren Dede in der Nacht auf Sonntag von dem Hauseigentümer Hendrik K. (29) in dessen Garage mit einem Schuß aus einer "12 Gauge" Schrotflinte in den Kopf getötet. Warum der Junge in der Garage war ist bislang unklar, ein anderer Teenager, der Dede begleitet hatte und floh als die Schüße abgegeben wurden wird zur Zeit wohl noch vernommen.

    K. wurde trotz der in Montana geltenden "Castle Doctrine", die den Einsatz tödlicher Gewalt zur Verteidigung der eigenen vier Wände gestattet, der vorsätzlichen Tötung ("deliberate homicide") angeklagt als sich herausstellte, dass K. sich bewusst auf die Lauer legte um einen Einbrecher zu stellen, da seine Garage in den letzten 3 Wochen schon 2mal geplündert wurde. Hierzu installierten er und seine Lebensgefährtin Bewegungssensoren und eine Überwachungskamera in der Garage, hinterließen eine Handtasche mit diversen Wertgegenständen und ließen das Tor anschließend ca. 1,60m offen stehen.

    Hinzu kommt, dass sich die Aussagen K.'s und seiner Lebengefährtin widersprechen. Der Schütze behauptete auf ein metallisches Geräusch hin viermal geschossen zu haben, wobei er bewusst hoch zielte, um sein Auto nicht zu beschädigen, es hätte aber keine Kommunikation gegeben. Dabei traf er Diren zwei Mal, einmal am Arm und tödlich am Kopf. Seine Lebensgefährtin jedoch sagte aus, dass K. "hey" in die Garage rief, worauf hin jemand mit "hey" oder "wait" antwortete. Zudem sagte eine Frisörin während der Anhörung aus, dass K. es nicht erwarten könne, ein verdammtes Kind zu erschießen ("I’m just waiting to shoot some f*cking kid").
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