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Irak außer Kontrolle

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  • Gene
    antwortet
    Es ist ein Unterschied, ob jemand für etwas verantwortlich ist oder eine Tat verantworten muss. Die Regierung und das Militär - auf die fällt es letzten Endes zurück, das ist mir schon klar - sind "verantwortlich". Aber sie müssen nicht die Taten von einzelnen verantworten. Tut mir leid, da habe ich mich unklar ausgedrückt. So war das jedenfalls gemeint.

    Das Jammern, Klagen und Entschuldigen von Bush und Blair hat einen faden Beigeschmack, denn sie begannen damit erst, als ihre(!) Soldaten erwischt wurden.
    Klar, ne? Würde jedes Land so machen, ist also kein US Phänomen. Aber den US Gegnern passts halt gut ins Konzept.

    Da du auf die anderen Punkte aus meinem Beitrag nicht eingegangen ist, hör ich jetzt auf da mit dir drüber zu reden. Ist mir einfach zu doof, wenn jemand das große Bild nicht sieht und auf seinem Steckenpferd herumreitet.

    Gene

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  • endar
    antwortet
    Gene, ich glaube, du bist etwas gutgläubig, wenn du meinst, dass Washington und London tatsächlich mit diesen Excessen nichts zu tun haben.
    Darüberhinaus, selbst wenn es so wäre, wäre es die Verantwortung dieser Regierungen gewesen, solche Excesse zu verhindern. Immerhin wissen sie davon seit November oder Januar. Beides, die menschenverachtende Folterpraxis oder auch nur das tiefe Versagen durch eine Tolerieung dieser Praktiken sind derart schwerwiegend, dass die Regierung hier die Verantwortung voll übernehmen müssen.

    Im Übrigen ist eine Regierung wohl kaum für etwas zur Verantwortung zu ziehen, das einzelne getan haben.
    Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ich nenne hier nur Wiedergutmachung oder die Haftung des Bundes für Fehler, die Bedienstete des Bundes im Dienst des Bundes vollzogen haben.
    Ebenso hier: Nichteinmal der skurpelloseste Anwalt des Pentagons käme auf die Idee, zu behaupten, die Soldaten im Irak wären "Privatpersonen" und dort NICHT unter staatlicher Kontrolle und Verantwortung.

    Das Jammern, Klagen und Entschuldigen von Bush und Blair hat einen faden Beigeschmack, denn sie begannen damit erst, als ihre(!) Soldaten erwischt wurden.

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  • Gene
    antwortet
    Ich denke, ihr verwechselt da etwas.

    Bush, Blair, und wie sie sonst noch alle heißen haben sich von den Folterungen distanziert und sich teilweise sogar entschuldigt. Selbstverständlich ist diese Vorgangsweise der US Soldaten auch grausam und abscheulich, aber wenigstens gestehen sie ihre Fehler ein und die Regierung setzt alles daran, dass soetwas nicht mehr vorkommt. Die Soldaten kommen vor ein Gericht und werden sicher bestraft.

    Im Übrigen ist eine Regierung wohl kaum für etwas zur Verantwortung zu ziehen, das einzelne getan haben. Noch einmal: Ich möchte die Folterungen gar nicht herunterspielen oder relativieren. Es ist bloß so, dass die Amerikaner wenigstens daraus lernen - sei es jetzt aktiv oder gezwungenermaßen durch internationale Organisationen etc.

    Aber die Extremisten bereuen nicht ihre Tat, im Gegenteil, sie brüsten sich damit: "Abu Musab al-Sarkawi tötet einen Amerikaner". Und ihre Anführer distanzieren sich nicht davon. Vermutlich blicken diese Monster voller Stolz auf ihre Krieger Gottes herab und erfreuen sich am sündigen Blut, das aus dem Kopf eines Zivilisten fließt. Einfach nur zum Kotzen, echt!

    Zum Abschluss dieses Beitrages möchte ich euch die Situation noch einmal vor Augen führen: Sowohl die Misshandlungen der US Soldaten als auch das öffentliche Kopfabtrennen eines Zivilisten sind Angriffe gegen das Leben - weder das eine noch das andere ist grausamer, es ist einfach falsch! Der Unterschied ist bloß der: Die einen distanzieren und entschuldigen sich dafür, während die anderen stolz darauf sind und den Tod eines Menschens als politische Propaganda missbrauchen.

    Gene

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  • endar
    antwortet
    Jetzt geht der Onkel Donald ja selber in den Irak und guckt, dass seine Leute die Irakers nicht mehr so viel schimpfen und hauen. Das ist doch voll nett von dem Onkel Donald, nicht?

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Stimmt. Deswegen habe ich mein "Quote" auch nur mit "Gewalt erzeugt Gegengewalt" kommentiert und mir kein Urteil erlaubt.

    Aufgrund dieser Tat werden jetzt natürlich viele (gerade in den USA) argumentieren, dass die Folterungen und Übergriffe seitens der Alliierten wohl doch gar nicht so schlimm waren, denn... "Diese Bestien haben es ja nicht anders verdient!".

    Bush bekommt wieder einen Haufen Argumente, mit den Mördern auf dem Video auch gleich ein konkretes Ziel zum jagen und fangen.
    ...und wenn ihm das gelingt, wird er bestimmt auch wiedergewählt...

    Damit will ich die Ermordung von Nick Berg auf keinen Fall herunterspielen. Allerdings denke ich auch, dass der Schock auch nur deshalb so groß ist, weil man nun mal tatsächlich sah, was dort passiert. Hätte es nur eine Meldung gegeben wie "Enthauptete Leiche eines US-Bürgers gefunden", hätte das in der breiten Öffentlichkeit wohl kaum jemanden interessiert.
    Letzten Endes steckt hinter jeden Toten ein tragisches Schicksal, auch wenn die meisten für uns nur Nummern sind.

    succo

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  • endar
    antwortet
    Ja, das finde ich auch.
    Wir müssen langsam von dieser "Fußball-Club"-Denken wegkommen, das immer so tut, als ginge es hier um Nationen, nicht aber um deren Bevölkerungen. Denn dieses Fußballclub-Denken wird nur die Gewalt immer weiter hochschaukeln. Die auf brutalste Weise gefolterten Gefangenen haben mit den Mördern (wahrscheinlich) außer einem Pass und einer, so sie denn aus dem Iraks stammen, eventuell gemeinsamen Geschichte und Prägung nicht viel gemeinsam. Um sie über einen Kamm zu scheren, reicht das aber nicht aus.

    Dann frage ich mich, wie lange diese naive Sicht von wegen "die netten Aufbauleute" noch so umgefragt kolpoltiert werden soll? Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass Iraker das eben nicht als reine Wiederaufbauhilfe aus Freundlichkeit ansehen, wenn die Leute immer noch keinen Strom und Wasser haben. Ich habe tiefes Mitleid mit den amerikanischen Familien, deren Söhne und Töchter für diesen sinnlosen und grundauf falschen und kontraproduktiven Krieg gestorben sind, aber das heisst nicht, dass ich nicht nachvollziehen könnte, dass viele Iraker fragen: Wer hat den Irak denn kaputtgemacht? Natürlich ist die Situation etwas komplizierter, aber viele Iraker werden sich den Luxus zu differenziertem Denken nicht leisten können und wollen. Was erwartest du von Leuten, die Tote in der eigenen Familie zu beklagen haben und das oftmals grundlos, dass Iraker angesichts der Folter und Demütigung auf die Straße rennen und fragen. DAS soll Demokratie sein? DAS ist eure Freiheit?

    Aus diesem Grund kann ich gut verstehen, wenn der Mord in arabischen Ländern auf Zustimmung und Genugtuung stoßen wird, wenn auf der anderen Seite Berichte herumgeistern, dass 8jährige Mädchen erschossen werden und die Regierungen sich umd diese Berichte nicht kümmern, sondern sogar noch im Verdacht stehen, solche Vorgänge zu unterstützen, wenn nicht gar initiiert zu haben.

    Mir tut es um jeden Menschen leid.

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  • LuckyGuy
    antwortet
    Zitat von max
    Sehr interessant, dass dieser Beitrag nicht kam, als die Folterungen in US-Gefängnissen im Irak bekannt wurden und hier nicht steht "zum Glück bin ich im Augenblick nicht der oberste Mullah im Irak, sonst würde es jetzt in den USA Feuer und Schwefel regnen." Ein US-Amerikaner wird grausam umgebracht und es kommt ein solcher Beitrag. Tausende von Iraker werden umgebracht oder misshandelt und von gewissen Leuten kommt überhaupt nichts.
    *Unterschreib*

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  • Edain
    antwortet
    Mooooooomentchen mal, Gene, du redest dich da in etwas hinein. Dein Mitgefühl für sie als Gefangene im eigenen Land ist erloschen? Du hast kein Mitgefühl, wenn Iraker misshandelt, gefoltert, gar getötet werden? Mit den Individuen, die dort von den GIs traktiert werden (die vielleicht nicht mal was getan haben - Spekulation), hast du kein Mitleid, weil ein paar wahnsinnige Terroristen einen Amerikaner abschlachten? Du pauschalisierst, weil ein paar Iraker Bestien sind, hast du mit ihnen allen kein Mitgefühl. Aber sind dann nicht auch alle Amis, die unten sind, einschließlich des Zivilisten, Böse, weil ein paar Perverse ihre Spielchen treiben?

    Und eins hoffe ich inbrünstig - wärst du Präsident der Vereinigten Staaten, hätte es diesen Krieg unter dem Vorwand von Demokratie und Frieden, niemals gegeben. Oder etwa schon?

    PS: Ich will die Gewalt der Terroristen keinesfalls legitimieren, im Gegenteil. Ich kenne nichts Abscheulicheres, als zB das, was succo oben gequoted hat. Aber genauso verdamme ich das, was die GIs in den Gefängnissen machen. Sie treten den Islam quasi mit Füßen, also müssen sie auch mit Widerstand, gleich welcher Art rechnen. Und von einer "zivilisierten Nation", wie sie sich ja so gerne bezeichnen, kann man doch etwas mehr erwarten.

    Edit: Ich will net sagen, dass man "von denen dort unten" kein vernünftiges Handeln erwarten soll, aber 1. kennen sie hauptsächlich Gewalt und ist daher für sie Lösung Nr. 1 und 2. stehen sie nicht unter dem moralischen Erwartungsdruck, unter dem die "Befreier" stehen.

    Stimme Max ansonsten zu.

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  • max
    antwortet
    Zitat von Gene
    Ich denke, jetzt ist das Maß voll. So wenig ich auch von den US Praktiken im Irak halte - was sich die radikalen Islamisten da geleistet haben ist an Unmenschlichkeit wohl kaum zu überbieten.
    Sehr interessant, dass dieser Beitrag nicht kam, als die Folterungen in US-Gefängnissen im Irak bekannt wurden und hier nicht steht "zum Glück bin ich im Augenblick nicht der oberste Mullah im Irak, sonst würde es jetzt in den USA Feuer und Schwefel regnen." Ein US-Amerikaner wird grausam umgebracht und es kommt ein solcher Beitrag. Tausende von Iraker werden umgebracht oder misshandelt und von gewissen Leuten kommt überhaupt nichts.

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  • Cu Chulainn
    antwortet
    Zitat von Gene
    Ich denke, jetzt ist das Maß voll. So wenig ich auch von den US Praktiken im Irak halte - was sich die radikalen Islamisten da geleistet haben ist an Unmenschlichkeit wohl kaum zu überbieten. Ich verabscheue solche Menschen, und meine Toleranzgefühle für ihre Position als Gefangene im eigenen Land sind mittlerweile vollständig erloschen.

    Wie kann man einen unschuldigen Zivilisten, der noch dazu im Begriff war, den Irak wieder mitaufzubauen, auf eine derart bestialische Art und Weise abschlachten? Was für Leute sind das? Das ist unfassbar... mir wird richtig schlecht, wenn ich daran denke.

    Zum Glück bin ich im Augenblick nicht der Präsident der vereinigten Staaten, sonst würde es jetzt im Irak Feuer und Schwefel regnen.

    Gene
    Genau deine Einstellung ist der Grund für Grausamkeiten auf beiden Seiten. "Weil die anderen Grausam sind, müssen wir noch grausamer sein!" Wenn die USA jetzt mit Härte reagieren, werden die Terroristen noch härter reagieren. So etwas nennt man Gewaltspirale!

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  • Gene
    antwortet
    Ich denke, jetzt ist das Maß voll. So wenig ich auch von den US Praktiken im Irak halte - was sich die radikalen Islamisten da geleistet haben ist an Unmenschlichkeit wohl kaum zu überbieten. Ich verabscheue solche Menschen, und meine Toleranzgefühle für ihre Position als Gefangene im eigenen Land sind mittlerweile vollständig erloschen.

    Wie kann man einen unschuldigen Zivilisten, der noch dazu im Begriff war, den Irak wieder mitaufzubauen, auf eine derart bestialische Art und Weise abschlachten? Was für Leute sind das? Das ist unfassbar... mir wird richtig schlecht, wenn ich daran denke.

    Zum Glück bin ich im Augenblick nicht der Präsident der vereinigten Staaten, sonst würde es jetzt im Irak Feuer und Schwefel regnen.

    Gene

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  • LuckyGuy
    antwortet
    Zudem zeigt sich, dass sich die Gewalt immer weiter aufschaukelt.

    Als "Vegeltung" für Misshandlungen ein amerikanischer Zivilist geköpft!

    Das ist nicht Auge um Auge, sondern Mord um Schläge!

    Das ist keine Vergeltung, sondern "noch-eins-draufsetzen".

    Wie um alles in der Welt will man verhindern, dass die Mörder, sollten sie jemals gefasst werden, in amerikanischen Gefängnissen nicht misshandelt werden? Jeder wird es als Ehrenamt auffassen, die Schuldigen zu quälen - und in diesem Falle kann ich das sogar nachvollziehen...

    Das ist ähnlich wie mit Kinderschändern: Die haben auch nichts Gutes im Knast zu erwarten. Weder von den Wärtern, und von den Mithäftlingen schon mal gleich gar nicht.

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  • Cu Chulainn
    antwortet
    Und wieder zeigen sich die Parallelen zu Vietnam. Die totale Entmenschlichung von Krieg in einem unkontrollierbarem Zustand.
    Ähnlich wie in Vietnam begehen GIs grausame Verbrechen, teilweise aus einem perversem Spaß. Im Gegenzug kommen Rachegrausamkeiten von Seiten der Guerrilla. Die undurchschaubare Situation führt dazu, dass die Besatzungssoldaten unter enormen nervelichen Anspannungen stehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die ersten Berichte von Drogenabhängigen Besatzungssoldaten die Runde machen....

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  • endar
    antwortet
    Ja, ich suche gerade mal danach.
    (...) Ist ja sehr schön zu lesen. (...) Dauert ja ewig, bis man die Seite gefunden hat...
    Oh, am 18.5.2003 schrieb ich tatsächlich, dass es Bush und Blair gut gemeint haben.
    http://www.scifi-forum.de/showthread...highlight=Irak Beitrag 702
    Am 29.5. fragte ich, ob Gracia in einen Bühnenschacht gefallen sei.
    Aber sonst kann ich zu den zehn Beiträgen, die ich in dem Thread geschrieben habe, wohl stehen.

    Nein, mal ganz im Ernst. Vor einem Jahr sind die doch tatsächlich für den Friedensnobelpreis nominiert worden. Mist, wenn ich das jetzt hier nicht angekündigt hätte, wäre das eine schöne Meldung für "Remember" geworden.
    Aber es ist aber doch echt unglaublich. Es ist ja nicht so, als ob ich solche Verbrechen nicht für möglich gehalten hätte, aber dass die Amerikaner so dumm und inkompetent sind, Folterungen in halber Öffentlichkeit so durchzuführen, da hätte ich sie dann doch für taktisch geschickter gehalten.

    Demokratie ist schon übel. Da haben sich die Amerikaner einmal so richtig verwählt (Wahlfälschung hin oder her), aber sie werden an den Früchten dieser Präsidentschaft noch lange Freude haben.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    ...und wieder einmal wurde die Tatsache das Gewalt Gegengewalt erzeugt auf perverse Weise bestätigt.

    RACHE FÜR US-FOLTER

    Bin-Laden-Vertrauter schneidet Amerikaner den Kopf ab

    Der Krieg der Bilder wird immer brutaler: Auf einer islamistischen Website wurde ein Video veröffentlicht, auf dem zu sehen ist, wie maskierte Al-Qaida-Terroristen einem gefesselten Amerikaner bei lebendigem Leib den Kopf abtrennen. Bin Ladens Statthalter im Irak, Abu Musab al-Sarkawi, rühmt sich in einer Erklärung der Tat.

    "Abu Musab al-Sarkawi tötet einen Amerikaner" verkündet der Vorspann des gut fünfeinhalb Minuten langen Mord-Videos, das heute Abend auf einer Internetseite auftauchte, die schon in der Vergangenheit Bekennerschreiben, Videos und Erklärungen des Terrornetzwerks al-Qaida veröffentlicht hatte.

    Auf den ersten Bildern ist lediglich ein gefesselter Mann in einem orangefarbenen Overall vor einer gelblichen Wand zu sehen. Seine Kleidung erinnert stark an die Gefängniskluft der Insassen des US-Lagers von Guantanamo. Dann beginnt der junge Mann, dem ein vielleicht zehn Tage alter schwarzer Bart im weißen Gesicht steht, zu sprechen: "Mein Name ist Nick Berg, der Name meines Vaters ist Michael, meine Mutter heißt Suzanne", erklärt der Mann. "Ich habe einen Bruder und eine Schwester. Ich lebe in Philadelphia."

    Im Hintergrund erscheinen nun plötzlich fünf schwarz gekleidete, mit verschiedenfarbigen Tüchern maskierte Männer. Einer von ihnen liest eine mehrseitige arabische Erklärung von Zetteln ab. Berg hört mit schockstarrer Mine zu, an Händen und Füßen gefesselt. Wie ein Lamm sitzt er vor seinen Mördern. Nach der Kommandoerklärung zieht einer der Maskierten ein Messer aus seinem Gewand. Die Vermummten stoßen Nick Berg auf den Boden.

    Was dann geschieht, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten: Unter furchtbaren Schreien, die sich mit dem Flehen des Opfers mischen, schneiden die Mörder dem Amerikaner in mehreren Anläufen die Kehle durch, trennen den Kopf vollständig ab und halten ihn am Ende triumphierend in die Kamera. Kurz vor, während und nach der bestialischen Hinrichtung brüllen die Mörder: Allah u akbar - Gott ist groß.

    Der Mord fand schon vor einigen Tagen statt; der Tod Bergs ist bereits bestätigt. Der 26-Jährige, Besitzer einer Firma für Kommunikationszubehör, war in den Irak gereist, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen. Seine Mutter sagte heute, ihr Sohn sei bereits seit dem 9. April vermisst gewesen.

    Blut und Seelen für Abu Ghreib

    In der Erklärung, die vor der Enthauptung Bergs verlesen wurde, rechtfertigen die Täter den Mord mit den Misshandlungen irakischer Kriegsgefangener in Abu Ghuraib durch Koalitionstruppen. An die Adresse der "Mütter und Ehefrauen der amerikanischen Soldaten" gerichtet erklärte der Sprecher, möglicherweise der Bin Laden-Vertraute al-Sarkawi selbst, der als Schlüsselfigur des Terror im Irak gilt: "Wir teilen Euch mit, dass wir der US-Regierung angeboten haben, diese Geisel gegen einige der Inhaftierten von Abu Ghuraib auszutauchen. Aber sie haben abgelehnt." Die Würde der misshandelten Muslime von Abu Ghuraib könne deshalb nur mit "Blut und Seelen" wiederhergestellt werden.

    "Ihr werdet von uns nichts als Särge über Särge erhalten", heißt es in dem Statement weiter, das in Auszügen auch auf der Internetseite zu finden ist, auf der das Video veröffentlicht wurde. "Wie kann ein freier Muslim ruhig schlafen, wenn er sieht, wie der Islam abgeschlachtet wird und seine Würde blutet?", heißt es weiter in der Erklärung.

    An den US-Präsidenten George W. Bush gerichtet, erklärte der Sprecher: "Erwarte schwere Tage! Du und Deine Soldaten werdet bereuen, den Irak betreten zu haben." Den pakistanischen Machthaber Pervez Musharraf, ein Verbündeter der USA, bezeichnete der Rädelsführer als Verräter.

    Eine Odysee durch den Irak

    Die Leiche von Nick Berg aus Philadelphia war am vergangenen Samstag von US-Truppen auf einer Autobahnbrücke nahe Bagdad gefunden worden. Die Mutter des Getöteten sagte der Nachrichtenagentur AP, dass ihr die Armee von der Enthauptung berichtet habe. Den Eltern wurde das Video der Enthauptung am Dienstag gezeigt.

    Der 26jährige Techniker war seit dem 9. April vermisst worden. Damals hatte er sich telefonisch bei seinen Eltern gemeldet und sagte, er wolle sich aus Mossul im Norden des Landes auf dem Weg in die USA machen. In seinem Bagdader Hotel aber kam er nie an.

    Bisher ist unklar, wie er reiste und wo er von Widerständlern festgenommen worden sein könnte. Allerdings verschwanden genau am 9. April auch mehrere Mitarbeiter der Ölfirma Halliburton, von denen schließlich vier getötet aufgefunden worden waren.

    Vor seinem Verschwinden hatte Berg eine Odyssee durch den Irak hinter sich. Auf der Suche nach Arbeit war er durch das vom Guerilla-Krieg geschüttelte Land gereist und hatte nach Projekten gesucht. Nach einem ersten Aufenthalt von Dezember bis zum Februar war er im März 2004 in den Irak zurückgekehrt. Laut lokalen Zeitungen aus Philadelphia fand er aber zunächst in Bagdad keine Auftraggeber und reiste deshalb durchs Land.

    Bei seinen Reisen wurde Berg Ende März auch mehrere Tage festgenommen. Nach Zeitungsberichten hatten ihn die US-Truppen mehrere Tage verhört, da der Grund seines Aufenthalts im Irak unklar war. Das FBI teilte den besorgten Eltern lediglich mit, dass sie den Grund des Aufenthalts von Berg im Irak recherchierten. Gegen die Festnahme und die mehrtägige Inhaftierung hatten die Eltern schließlich vor Gericht protestiert. Kurz darauf war Berg freigelassen worden.

    Die brutale Hinrichtung Bergs erinnert an die ebenfalls von den Entführern auf Video festgehaltene Ermordung des US-amerikanischen Journalisten Daniel Pearl in Pakistan 2002. Vier militante Islamisten wurden für den Mord an Pearl mittlerweile verurteilt, sieben weitere Verdächtige, darunter der mutmaßliche Haupttäter, sind noch nicht gefasst.

    Im April dieses Jahres war ebenfalls im Irak ein Italiener Fabrizio Quattrocchi von seinen Entführern getötet worden. Er wurde von einer bis dahin unbekannten Gruppe erschossen, die mit der Drohung, auch die übrigen in ihrer Gewalt befindlichen Geiseln zu töten, den Abzug der italienischen Truppen im Irak erzwingen wollten.
    Quelle

    succo

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