Zitat von Narbo
Es geht eben nicht mehr einfach um Verteidigung der eigenen Verwandschaft (ob es wirklich Kriege in den ursprünglichen Stammesgesellschaften gab, ist eine andere Frage. Ich bin eher der Meinung, dass es keine Kriege gab). An die Stelle der Verteidigung der unmittelbaren eigenen Interessen, tritt die Verteidigung des Nationalstaats - und damit die Verteidigung der Interessen anderer, die durchaus den eigenen Interessen entgegengesetzt sein können.
Der klassische Fall eines modernes Krieges in Bezug auf die Industriestaaten ist ja nicht, dass es eine unmittelbare Bedrohung für den Einzelnen gibt. Diese Bedrohung ist wenn erst eine Folge des Krieges, aber dies ist bei den meisten Kriegen in den letzten Jahrzehnten auch nicht mehr der Fall. Der einzelne Soldat muss mit anderen Motiven ausgestattet werden, um ihn überhaupt dazu zu bringen für die Interessen anderer zu kämpfen. Neben materiellen Anreizen (Söldner, aber auch bei Berufssoldaten) gibt es eine Reihe von Ideologien, die dem einzelnen Soldaten überzeugen sollen, für die Herrschenden (und nicht sich selbst oder seine Familie) zu kämpfen. Dies funktioniert im wesentlichen darüber, dass diese Ideologie gemeinsame Interessen zwischen Herrschenden und Beherrschten deklariert. Solche Ideologien wären z.B. Religionen (z.B. bei den Kreuzzügen) oder eben Patriotismus/Nationalismus.
Diese Funktion übernehmen diese Ideologien aber nicht nur in Bezug auf Kriege, sondern eben auf die Funktionsweise der gesamten Gesellschaft. Diese Ideologien sollen sicherstellen, dass sich die Beherrschten mit den Interessen der Herrschenden identifizieren und machen dies zeitweise auch mit einigen Erfolg. Aber glücklicherweise eben nur zeitweise.
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