Matrix Reloaded - SciFi-Forum

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Matrix Reloaded

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  • Mr.Vulkanier
    antwortet
    Also, um es kurz zu machen, Ash

    Auch wenn ich die Zeit nicht grad hatte, hab ich sie mir mal genommen um Deine Kritik aufmerksam zu lesen und ich kann pauschal sagen, dass ich an keinem Punkt widersprechen würde, Du hasts (zwar ausführlich ) gut auf den Punkt gebracht, was ich auch von dem Film halte und ich kann mich nicht erinnern, wann ich mir jemals solche Gedanken über einen Film gemacht hab.
    Das bezieht sich im wesentlichen auf den philosophischen Anspruch des Films, bzw. ob dieser gegeben ist oder er nur...naja...geschickt vorgetäuscht wird durch undurchsichtige Dialoge. Aber ich stimme Dir zu, dass es dann eher diese kleinen prägnanten Dinge sind (wie etwa der Bonbon), zu denen nicht viel gesagt wird/werden muss, die mich in dieser Hinsicht dann mehr oder weniger beeindrucken

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  • AsH
    antwortet
    So, gestern nochmal die englische Version gesehen und hier mein Review:

    Das Hauptproblem von Matrix Reloaded dürfte Matrix sein. Nicht einmal Matrix als Film per se, sondern eher das was in Matrix hereininterpretiert wurde. Seien wir ehrlich, wirkliche Ideeninnovationen fanden sich in Matrix nicht. Die Idee einer "virtuellen Welt" (benutzen wir den unschönen Terminus "Cyberspace") wurde seit Anfang der 1980er ganz entscheidend von Autoren wie etwa William Gibson (besonders in 'Burning Chrome' und seinem Klassiker 'Neuromancer') oder Neal Stephenson ('Snow Crash') geprägt... die Idee, das die Welt eventuell nicht ist was sie scheint ist auch nicht neu. Da ist die Sache, dass diese Welt vielleicht nur der Traum von jemanden ist. Und was wenn der Träumer erwacht? Ideen die Menschen seit Jahrtausenden verfolgen. Auch diese wurden in der Science Fiction schon schriftlich festgehalten, so zum Beispiel in Stanislaw Lems "Sterntagebücher" oder im Gesamtwerk von Philip Kindred Dick ("Ubik", so ziemlich jede seiner Kurzgeschichten).
    Aber: die Action war bahnbrechend und kombiniert mit einer intelligenten Story, einigen sehr klugen Gedanken und einer geschickt eingewobenen Menge an kleinen Wortspielen und Hintergründigkeiten (Thomas Anderson, Cypher, Morpheus, die Verweise auf Lewis Caroll,...).

    All das hatte es so gemischt noch nicht gegeben und so stach Matrix hervor und wurde verdient zu einem der besten SciFi-Action-Filme der 90er Jahre (wenn nicht sogar aller Zeiten). Nur: die ultimative Innovativität, die Idee, dass man hier philosophisch das Rad ganz neu erfunden hätte (Rad in Scheiben), die unglaubliche Tiefe die manche in Matrix I interpretierten war so halt nicht gegeben. Das Problem an der Sache ist: durch dieses -meiner Ansicht nach- Überbewerten von Matrix I hatte Matrix Reloaded von vornherein mit einer unmenschlichen Erwartungshaltung zu kämpfen.

    Matrix Reloaded startet eigentlich nicht schlecht... Actionlastig. Trinity darf ein Wachhäuschen zerstören und dann in Bullet-Time (die hier wirklich exzessiv langsam ist... das war schon hart an der Grenze) mit einem Agent kämpfen ehe sie ihrem Tod entgegenstürzt. Was mich verwirrte. Nichtmal der Tod (das war klar, dass man Ms. Carrie Ann Moss wohl nicht in der ersten Filmminute sterben lassen wird), aber ich dachte, dass das hier das "Spiel das Spiel, da kann man dann sehen was in dem Gebäude passierte!" war, dass angekündigt wurde. Aber okay, es war nur eine Vision (was lernen wir daraus? Neo visioniert in Bullet Time... aha). Trotzdem zieht der Film direkt weiter an, wir werden mitten in die Action geworfen was auch daran liegt, dass man die Vorgeschichte auf die "Animatrix"-Filme abgewälzt hat.

    Niobe (die Tochter des Tantalus, die in der griechischen Mythologie so eitel war, dass sie sich mit der Göttin Leto anlegte, was dazu führte dass ihre Kinder getötet und sie in Stein verwandelt wurde... foreshadowing?) erzählt den Anwesenden, dass die Invasion der Maschinen direkt bevorsteht. Ein apokalyptischer Grundton wird geschaffen, den man auch im Rest des Filmes beibehalten und wieder und wieder aufgreifen wird. Auffällig an dieser Szene sind zwei Dinge: erstens bemüht man sich erst gar nicht uns Niobe näher vorzustellen (kommt das in einer Animatrix vor?), zweitens sehen die Leute sich alle sehr ähnlich mit ihren Ledermänteln und Designersonnenbrillen. Vier Jahre nach dem ersten Teil hat man diesen Stil in sovielen Filmen gesehen, dass er schon irgendwie antiquiert wirkt. Auch wenn es unfair ist dies Matrix vorzuwerfen, da hier der Grundstein für die Marktüberflutung (mixing metaphors is fun kids, try this at home) gelegt wurde.
    Es geht weiter mit den Andeutungen, denn Neo bekommt ein Geschenk überreicht. Einen Ohrstöpsel... und den Kommentar "he has freed me". Die anschließende Kampfszene wirkt nicht wirklich überwältigend, ist aber ein netter Einstieg der auch hilft das Tempo ganz am Anfang des Filmes bereits hoch zu halten. Als im Anschluß hieran auch noch zwei Agent Smiths auftauchen ist das bedrohliche Grundsetting perfekt. Der Film asphaltiert die Straße zum Erfolg sehr früh...

    Leider verlässt er diese direkt im Anschluß und nimmt die szenische, aber langatmige, Umleitung über Zion. Wir lernen erstmal den neuen Operator "Link" kennen, der im ganzen Film nicht viel mehr zu tun hat als der Token Black Guy zu sein und hin und wieder einen dieser Sprüche abzusondern die im Kino als cool erscheinen ("He's doin' his superman thang again." , "Yeaaah!" , "This is the ugliest hack I've ever done."). Nachdem Link und Morpheus über Vertrauen diskutiert haben landet man in Zion.
    Und die folgenden 30 bis 40 Minuten wirken irrelevant, denn hat man in den ersten zehn Minuten ein Tempo vorgelegt wie Schmidts Katze auf Anabolikazäpfchen so kommt man jetzt scheinbar gar nicht voran. zunächst mal merkt man, dass die Zion-Effekte teuer waren, aber irgendwie erscheint das alles sinnlos, auch weil man hier wirklich sicher ist, dass man das so oder so ähnlich schonmal gesehen hat. Die Zion-Control wirkt ähnlich antiseptisch wie die Raumstationen in 2001, Zion selber ist eine Mischung aus dem dystopischen Moloch des Blade Runner, der namenlosen Stadt aus "Dark Project", Coruscant und ähnlichen Science-Fiction-Megaplexen. Und der Mech, der das Tor bewacht schafft automatisch die "Aliens" Assoziation. Hey, Larry wir haben noch 2 Millionen Dollar übrig... sollen wir einen Mech machen der cool aus sieht? Den können wir später als Actionfigur unter's Volk werfen.

    Was aber auch daran liegt, dass keiner der neuen Charaktere so richtig zündet. Da ist erstmal der namenlose Junge, der Neos Gepäck tragen möchte, da dieser ihn befreit hat ("You've found me." - "Yes, but you've freed me." - "You freed yourself.") und der außer zu diesem Film nichts beiträgt außer Links Tasche. Meine Befürchtung ist, dass dieser Kerl am Ende von Teil III der Auserwählte wird. Ansonsten tut er nämlich gar nichts. Er taucht noch bei Morpheus Rede auf, darf den Löffel abgeben (leider wörtlich zu nehmen) und wird dann auch irgenwie vergessen. Er bringt dem Film als solchem nichts...
    Die anderen neuen Charaktere sollen uns Zion und die menschlichen Seiten der Charaktere näher bringen, was nur teilweise gelingt. Link hat also eine Frau die ihn liebt, die ihre Brüder Tank und Dozer an die Nebukadnezar verloren hat (Matrix I) und die ihn nicht verlieren will. Morpheus hingegen, über dessen Privatleben bisher gar nichts bekannt war, wird nebensätzlich eine ehemalige Affäre mit Niobe angedichtet, die aber nun mit seinem Konkurrenten Locke (wenn Morpheus der Herr der Träume [die Matrix, die Prophezeiung] ist, dann dürfte damit John Locke gemeint sein, der Begründer moderner Empiristik... dazu passt, dass Locke sich auf die Realität konzentriert und nichts von irgendwelchen Auserwählten oder Prophezeiungen wissen will). Allerdings werden diese Handlungsfäden auch nur kurz angedacht. Sowohl Locke als auch Niobe bleiben uns zu fremd um diese Dreiecksbeziehung wirklich wirken zu lassen. Auch weil eben alle Beziehungskisten nach der Abreise aus Zion komplett vergessen sind.

    Neo muss sich... und hier ist ein guter Punkt zu finden... mit seiner Rolle als "Auserwählter" zurecht finden. Er soll Kinder segnen, für Verwandte beten. Die Szene in der Neo alleine vor all denen die Erleuchtung sucht und dabei verloren wirkt ist wirklich gut photographiert. Leider wird auch dieses Element der Unsicherheit später etwas stiefmütterlich behandelt. Aber es ist schön zu sehen wie die "Göttlichkeit" Neos die Menschen in Zion beeinflusst. Danach kommt die am meisten und verdientesten kritisierte Szene des Films: die Party.
    Das geht schon mit Morpheus Rede im Sportpala... ähm... Felsendom los, die arg nach Propaganda stinkt, auch weil man ihre Logik nicht hinterfragen sollte. Morpheus sagt den Leuten, dass in 24 Stunden eventuell Zion untergeht, aber heute machen wir Party als wäre es 1999, damit die Maschinen mal sehen was Sache ist. Bitte, was für eine Logik ist das denn? Erschwerend kommt hinzu, dass keiner der Anwesenden Angst zu haben scheint sobald das Lied losgeht und Laurence Fishburne diese Szene einfach nicht trägt. Wenn Fishburne leise spricht, was er den Großteil des Filmes über tut, dann hat der Herr ein beeindruckendes Charisma, seine Baritonstimme sollte man im Original hören, damit man merkt was da bei der Synchronisation verloren geht. Aber in dieser Szene, in der er laut sein muss, geht alles Charisma verloren. Morpheus wirkt sehr verloren da oben, obwohl er ja den gesamten Film hindurch blindlings an Neo glaubt, komme was wolle.
    Die Tanz-Sexszene soll einen Dualismus darstellen (Melancholie - Ausgelassenheit?) der mir entgangen ist. Ich fand sie einfach viel zu langatmig für viel zu wenig Inhalt und eine ziemlich sterile Sexszene zwischen Neo und Trinity. Kleiner Gag am Rande: Morpheus darf derweil Zion "sweet dreams" wünschen.
    Danach unterhält sich Neo mit dem Kanzler Zions, der verschiedene mystische Andeutungen wie "There are many things in this world I don't understand.", "You are her fore a reason... I hope we find out this reason before it's too late." macht und dessen Funktion es ist darauf hinzuweisen, dass Zion indirekt immer noch von Maschinen (wenn auch nicht von intelligenten) abhängig ist. "Yes, that's real freedom... we could smash them if we'd want to."

    Zwischendrin wurde ein Agent Zions, der eine Botschaft des Orakels überbringen soll, von Agent Smith infiziert und übernommen ("Oh my god!" - "Smith will do."). Wir erfahren nun also, dass Agent Smith inzwischen wiiirklich gefährlich geworden ist und nicht mehr nur auf die Matrix beschränkt ist. Die Nebukadnezar soll nun aufbrechen um sich in der Matrix mit dem Orakel zu treffen. Kurz vor dem Aufbruch allerdings versucht ein Mann Neo abzustechen. Mit dieser Szene hatte ich anfangs Schwierigkeiten, da die Übernahme-Szene in der Matrix sehr kurz und sehr dunkel ist. Es ist, indeed, jener Zionist (?) den Agent Smith übernehmen durfte und der sich kurz vor dem versuchten Attentat die Hand aufritzt um zu sehen, dass er nun wirklich ein Mensch ist (if you prick us, do we not bleed?).
    Das Treffen mit dem Orakel beginnt mit einem weiterem Kung-Fu-Fighting (every body was...) ehe man zum Kern kommt. Das Orakel, das Neo am Anfang des Films schon erfolglos suchte, erwähnt nun, dass Neo sie zur "Gläubigen" gemacht hat und so verrät sie ihm, dass er den Schlüsselmacher finden solle und mit diesem zur Quelle gehen. Zwischendrin gibt es noch jede Menge Kommentare über die Freiheit zu Wählen, Entscheidungen die bereits getroffen sind und jede Menge Bubblegumphilosophie. Außerdem gibt es Süßigkeiten (keine Lollies) für beide. Dabei fiel mir folgendes auf: während sie das Bonbon austeilt redet das Orakel von der Wahrheit. Das Bonbon ist rot, so wie die rote Pille am Anfang von Matrix I (die, die Thomas Anderson die Augen öffnet). Während das Orakel dieses Bonbon verspeist nimmt Neo es nur an sich ohne es zu verspeisen. Falls hier Symbolismus intendiert ist könnte dies bedeuten, dass Neo die Wahrheit zwar in der Hand hält, nicht aber bereit ist diese zu akzeptieren. Das Orakel geht und Agent Smith kommt... mehrmals, erstmals allerdings höchst bedrohlich einzeln begleitet von einem Krähenschwarm (sehr cooler Auftritt).

    Agent Smith (Hugo Weaver) hat es mit diesem Film in die Topriege der Hollywoodschurken geschafft. Respekt, Respekt. Diese unterkühlte Ausstrahlung, die perfekt beherrschte Mimik ist schon schwer zu toppen. Das in Kombination mit einer Stimme wie ein Eisdolch und wirklich gelungenen Semi-Dialogen (er redet ja irgendwie mit sich selber: "Me, me, me." - "And me.") machen die Rolle zu einer der Erinnerungswürdigsten des Filmes. Der Mann kann es vom Charisma her ohne weiteres mit Laurence Fishburne aufnehmen (solange dieser leise spricht). Hier erfahren wir teilweise was mit Smith geschah: irgendwie ging sein Programm eine Verbindung mit Neos Programm ein (denn Neo ist in der Matrix ja nur ein Avatar, ein Stück Code) und gelangte dadurch Freiheit (was wieder zu philosophischen Blubb führt). Er ist ausgestöpselt, was der Kopfhörer bedeutete den er Neo am Anfang des Filmes überließ, und er hat neue Fähigkeiten. Das schon gesehene assimilieren anderer Programme (interessanterweise scheint Smith damit das geworden zu sein, das er in Teil 1 so sehr verachtete.. ein sich selbst reproduzierender Virus).
    Das demonstriert er dann in einer unglaublichen Kampfszene. Neo gegen ein paar Dutzend Agent Smiths. Die Szene ist schnell geschnitten, gut gedreht, die Kamera macht es zur Achterbahn... Daredevil aufpassen, so muss Kung Fu aussehen! Hin und wieder erkennt man zwar, dass der Computer Teile dieser Szene komplett animiert, da Keanu Reeves Gesichtsausdruck aber ohnehin ein Special-Effect ist fällt das gar nicht so sehr auf. Ansonsten können Asterix und Obelix hier Lehrstunden nehmen wie man große Mengen an Feinden effektiv durch die Gegend schleudert... ... man kann diese Szene nicht großartig beschreiben, man muss sie gesehen haben. Dann weiss man wo das Geld hingeflossen ist.
    Zuletzt fliegt Neo davon und lässt, neben einem Haufen verwirrt und gedemütigt dreinblickender Smiths eine Frage zurück: warum ist er nicht ganz am Anfang weggeflogen? Egal...

    Anschließend trifft man im 101. Stock (a-ha) auf zwei weitere entscheidende Charaktere: den Merowinger und dessen Frau Persephone. Der Merowinger ist ein Programm, dessen Intentionen nicht ganz klar sind ("Er will das was alle mächtigen Leute wollen... mehr Macht.") und der den schon erwähnten Schlüsselmacher in Verwahrung hält. Die Merowinger waren historisch ein fränkisches Königsgeschlecht, das von etwa 481 bis 751 herrschte. Persephone, die Tochter von Zeus und Demeter, ist in der griechischen Mythologie gleichwohl die Göttin der Toten wie auch die Göttin der Fruchtbarkeit (hmmm), sie symbolisiert den Frühling.
    An dieser Stelle kommt der Film ein letztes Mal ins Stocken ehe er ein derartiges Bewegungsmoment bekommt, dass ihn nichts mehr stoppen kann (außer dem "Wird fortgesetzt"). Der Dialog mit dem Merowinger deutet darauf hin, dass die Gebrüder Wachowsky es wirklich ernst genommen haben mit dem philosophischen Unterbau der Matrix und so darf auch der Merowinger hier von Sinn und Bestimmung, Kausalität und Unfreiheit berichten, allerdings blieb bei mir am Ende der Eindruck, dass das alles philosophischer Blubb ist von dem man sich nur "es ist als würde man sich den Arsch mit Seide abwischen" (über das Fluchen auf französosch bleibt).

    In der folgenden Toilettenszene in der Persephone ihre Hilfe anbietet wenn Neo sie küsst (der arme Mann muss sich richtig überwinden) bemerkt man erstmals Carrie Ann Moss. Moss hat eine schwierige Rolle, da sie wenig Dialog in diesem Film hat, aber ihre Sätze allesamt treffsicher ins Ziel bringt. Die ganze Rolle wirkt... hmmm... "herb", eben auch weil Carrie Ann Moss mit dem spitzen Kinn, den stechenden Augen, den harten Gesichtszügen keine Denise Richards, Cameron Diaz oder eben Monica Belluci ist. Die Auftritte von Moss fallen weniger auf, es ist eher so als würden sie einwirken. Eine angenehm zurückhaltende, aber dennoch spürbare Präsenz.
    Fast-forward. Man findet den Keymaker (bei der Werbelastigkeit von M:R stellt sich die Frage wieso der Herr nicht aussieht wie Mister Minit... das wäre Productplacement) und findet nebenbei noch heraus, dass Persephone ihre eigenen Ziele verfolgt-- die Frau hat eine Rolle die den Frauen aus dem Film Noir nicht unähnlich ist. Auch wenn sie Anfangs nur wie nützlicher Szenenschmuck wirkt, der Frau klebt ein Hauch von Femmè Fatal an, wenn sie ohne mit der Wimper zu zucken einen Bodyguard erschießt. Dies führt dazu, dass der Merowinger den Verrat mitbekommt (was Persephone wollte). Persephone verlässt die Szene ohne das wir wissen was ihre genauen Absichten waren (wollte sie nur ihren Gatten bloßstellen? Hatte der Kuß tiefere Bedeutung, von wegen Fruchtbarkeitsgöttin und Verschmelzen ihres Programms mit dem von Neo [siehe Agent Smith]... ich habe das Gefühl, dass wir hier noch nicht das letzte von ihr gesehen haben). Und während Trinity und Morpheus mit Mister Minit fliehen darf Neo wieder Kung-Fu-Tricks zeigen...

    Wie schon die ersten beiden Kungfu-Szenen ist auch diese filmisch astrein, nicht ganz so überfrachtet wie die mit den 100 Agent Smiths aber dennoch schön. Interessant das der Kampf scheinbar in einer Art "Valhalla" stattfindet (Waffengallerie, nordische Statuen), was durchaus passen würde, da der Merowinger hier Programme beherbergt die eigentlich hätten gelöscht werden sollen. Eine Art "Leben nach dem Tod" wenn man so will. Wie in der Lobby in Matrix I darf Neo hier mal alles in die Hand nehmen was nach Waffe aussieht (war's in der Lobby die Zimmerflak in all ihrer Varianz so sind es hier die Stullenschmiermesser) und zuletzt wieder ein paar kryptische Hinweise sammeln. Soso, der Merowinger hat also Neos "Vorgänger" überlebt und das Neo blutet ist der Beweis das er "nur ein Mensch" ist (ähnliches sagte auch der Kanzler in Zion: "That's a proof that you're still human.")... a-ha. Auch den Merowinger werden wir sicher in Teil 3 wiedersehen.
    Trinity und Morpheus fliehen derweil auf dem Highway vor den Geisterbodyguardalbinos (Albinos sind im Kino immer die bösen! So wie Heino in "Otto - Der Film"...) und Agenten der Matrix. Auch hier kann man wieder nur sagen: ansehen! Die ganze Verfolgungsjagd toppt alles was man bisher in dieser Hinsicht gesehen hat, da können die Blues Brothers noch so schöne Anzüge und Sonnenbrillen tragen, mit dieser Zerstörungsorgie können sie nicht mithalten. Kung-Fu, Geballer, explodierende Autos, noch mehr Kung-Fu und zwei Trucks die Bullet-Time zusammenstoßen... was will man mehr?

    Resultat dieser Szene ist ein Plan von Morpheus, Captain Soran und Captain Niobe von der Logos (die ausgesandt wurde um Morpheus zu finden, ebenso wie Captain Soran) wie man es Neo ermöglicht zur Quelle zu gelangen und damit den Krieg zu beenden. In dieser Szene lässt man drei nacheinander folgende Handlungsströme parallel laufen, ein wenig wie in Mission Impossible oder eher noch "Ocean's Eleven". Wir sehen Neo der Trinity bittet nicht in die Matrix zu gehen, wir sehen wie die drei Captains das vorgehen planen und wir sehen teilweise wie die Vorgehen umgesetzt werden. Captain Niobe schafft es ein Kraftwerk in die Luft zu jagen um so ganze Blöcke der Matrix lahmzulegen. Und was ich schon am Anfang fürchtete lässt sich hier finden: wenn sie wissen wollen wie Captain Niobe das Kraftwerk sprengt dann spielen sie bitte "Matrix Reloaded" das Spiel. Finde ich persönlich nicht so toll, wenn etwas passiert dann habe ich's gerne im Film, nicht im Merchandising um den Film, aber diesen Tie-In-Effekt kann man wohl nicht mehr verhindern. Captain Sorans Schiff wird derweil von den Maschinen in der Realität zerstört, so dass sein Team nicht das "Notstromaggregat" ausschalten kann. Trinity muss nun doch in die Matrix und dies erledigen...

    Damit ermöglicht sie Neo, nach einem weiteren Treffen mit den unzähligen Agent Smiths (die ihn immer noch mit "Mister Anderson" anreden... und eigentlich auch nur "Smith", denn er sagt ja, dass er nun kein Agent der Matrix mehr ist), ein Treffen mit dem Architekten der Matrix und ich muss mich korrigieren... der Film kommt hier doch nochmal ins Stocken. Die Architektenszene hat ein Problem: entweder überschätzt man sich oder das Publikum, denn hier werden "fancy words" wie "concordantly", "eventually of an anomaly", "ascidously", "fluctuations" in einem Tempo abgefeuert, dass selbst der erfahrenste Trekker Probleme hat am Ball zu bleiben. Kern der Sache ist, dass der Auserwählte nicht die Maschinen besiegen soll sondern die Matrix, die inzwischen zu fehlerhaft ist, rebooten und Zion neu gründen (warum Zion erhalten bleiben soll verstehe ich ehrlich gesagt nicht). Die Szene ist aber schön gedreht mit Neo vor den TV-Neos, die hier ablaufenden Meta-Ebenen sind eine nette Anspielung auf die "Was ist Realität"-Frage des Filmes. Wir erfahren zudem, dass Neo geplant war und das er die sechste Emanation (Emanation bedeutet in der Theologie das ein Teil des göttlichen Wesens ausfließt (emanare)... in diesem Falle in Neo. In der Gnostik bedeutet dies aber auch, dass das Göttliche an Wesen verliert, also einen Teil seiner Göttlichkeit aufgibt) ist, man die Matrix also schon sechs mal neu gebootet und Zion sechs mal neu erschaffen hat. Dann erfährt Neo, dass Trinity ihn der Matrix ist und der sterben wird. Neo wird vor die Wahl gestellt: Trinity sterben lassen und die Matrix neu starten oder Trinity retten mit dem Risiko das alle Menschen, sowohl die in Zion als auch die in der Matrix gefangenen, sterben werden. Neo entscheidet sich für Trinity, für die Liebe die er als erste dieser sechs Emanationen empfindet. Mehr als Ausfluss, doch ein Mensch?

    Neo schafft es Trinity zu retten (hier schließt sich der Kreis, bzw. jene Vision vom Anfang des Filmes bewahrheitet sich nicht, denn hier ist Trinity ja in das Auto unter ihr gestürzt). Die Kugel tötet Trinity, aber Neo darf hier ganz den Auserwählten raushängen lassen und ihr erst die Kugel entfernen und Trini dann wiederbeleben (anders aber als Trinity, die Neo in Matrix I in der Realität wiederbelebte initiiert Neo ja nur ihr Programm erneut, er verändert also ihren Code... das ganze läuft ja auf einer Metaebene ab).
    Danach verlässt man die Matrix überbringt Morpheus die schlechte Nachricht, das die Prohezeihung eine Lüge war, muss die Nebukadnezar aufgeben (Hier darf Morpheus, Herr der Träume, einmal mehr von diesen Reden: "I had a dream... but this dream was a lie."), Neo schafft es die auch außerhalb der Matrix die Maschinen zu stoppen und man erfährt, dass die Abwehrflotte Zions von den Maschinen zerstört wurde und es nur einen Überlebenden gab: den Mann der von Smith übernommen wurde...

    Fazit: Der Film ist ziemlich gut, aber nicht überragend. Das liegt einerseits daran, dass er versucht hat den Erwartungen gerecht zu werden und damit musste er scheitern. Die gesamte Zion-Szene ist zu langatmig für das geringe Resultat das sie bietet (keiner der Charaktere aus Zion bleibt wirklich langfristig im Gedächtnis) und wenn man anfängt zu philospohieren (besonders beim Merowinger) schaltet man besser seine Ohren auf Durchzug, denn das wirkt zu bemüht um lässig zu sein...

    Aber die Action ist auf jeden Fall bahnbrechend, selbst die kleineren Szenen sind exzellent gefilmt und geschrieben. Die großen Szenen derweil sind... groß... wirklich groß. Schnell, rasant, beeindruckend. Actionkino auf allerhöchstem Niveau, damit hat man die Maßstäbe die Matrix 1 gesetzt hat mindestens gehalten, stellenweise (die unzähligen Agent Smiths, die Verfolgungsjagd) sogar überboten. Und die kleine Philosophie, die man in Matrix 1 so überbewertet hat, gefällt auch hier wieder. Neo bekommt eine weitere rote Pille angeboten, Morpheus Leitmotiv der Träume, die Andeutungen die in den Namen versteckt scheinen, all das gibt einem schon das Gefühl, dass man hier mehr als einen stupiden Action-Film vor sich hat. Was auch daran liegt das die Darsteller (außer Pinocchio Reeves) mitreißen. Laurence Fishburne und besonders Hugo Weaver sind das Eintrittsgeld alleine wert.

    Man muss sehen, dass man hier einen Zwischenteil hat der eben nicht nach dem gängigen 5-Stufen Muster verläuft. Das Ende dieses Filmes muss entweder der Klimax oder zumindest eine Vorstufe zum Klimax von Matrix 2 & 3 sein. Wahrscheinlich muss man einfach beide Filme zusammen sehen um Matrix Reloaded richtig beurteilen zu können. Als erster Teil eines Zweiteilers überzeugt er auf jeden Fall. Er ebnet das Fundament für einen wirklich bedrohlichen dritten Teil: die Maschinen haben die Flotte geschlagen, Zion droht zu fallen, Neo ist eventuell nicht der Auserwählte, die Prophezeiung eine Lüge, die Nebukadnezar ist zerstört, da sind hunderte Agent Smiths in der Matrix und einer außerhalb der Matrix, Neo liegt im Koma, der Merowinger und Persephone laufen auch noch irgendwo herum (und die Geisteralbinos scheinen die Explosion auch überlebt zu haben, lösen sie sich doch während dieser Explosion in Luft auf). Wenn das keine Grundlagen für einen dritten Teil sind, dann weiss ich's auch nicht mehr...

    Und er bietet Diskussionsstoff: lügt das Orakel oder der Architekt. Vielleicht beide? Welche Rolle spielt der nun freie Smith? Was will der Merowinger? Ist Neo wirklich nicht der Auserwählte? Und ist die Zion-Realität vielleicht auch nur eine Matrix, die Matrix also eine Matrix in der Matrix (ein alter Gedanke (siehe wieder: Phil K. Dick) aus dem man aber viel rausholen kann)? Fragen über Fragen... .... ... ich persönlich freue mich wirklich auf Matrix: Revolutions.

    Auf der Bart Simpson Skala von 1 bis 10 wobei 1 das Allerletzte und 5 glatter Durchschnitt ist würde ich Reloaded (aufgrund des philosophischen Blubbs und dem schlecht getimeten Anfang) vollkommen passable 7Punkte geben.
    Zuletzt geändert von AsH; 28.05.2003, 16:41.

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  • Mr.Vulkanier
    antwortet
    Aber im Trailer sieht man die Mechs deutlich darummarschieren und die Maschinen über Zion herfallen, da werden die wohl unweigerlich zum Einsatz kommen

    Der Schluss liegt schon nahe

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  • DocBashir
    antwortet
    Original geschrieben von Night Watch
    Der Mech ist aber wichtig für den 3. teil, sonst hätte sich wohl jeder gefragt, wo die plötzlich herkommen.

    Woher weißt du denn das der so wichtig ist im 3. Teil?

    Im Trailer sieht man davon mal nichts und was genau im 3. Teil abgeht, steht ja noch nirgends konkret.

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  • Admiral Ross
    antwortet
    okay das die da rumwartscheln okay hätte man bringen können aber nicht diese doofe western aktion

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  • Night Watch
    antwortet
    Der Kampfroboter der die Tore von Zion bewacht hat.

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  • endar
    antwortet
    Was ist denn Mech nochmal?

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  • Night Watch
    antwortet
    Der Mech ist aber wichtig für den 3. teil, sonst hätte sich wohl jeder gefragt, wo die plötzlich herkommen.

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  • Admiral Ross
    antwortet
    klasse film...

    ich sag nur "scheisse vom arsch mit seide abwischen"


    allerdings fande ich die FX bei manchen szenen überflüssig.. zB der Mech hätte nicht sein müssen sonst finde ich nur.. neo nimmt bestimmt drogen!

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  • Mr. Doom
    antwortet
    Nunja, ich habe gestern Matrix 2 gesehen und ich war weder überrascht noch enttäuscht.

    Ich hatte nicht viel Handlung erwartet, wie auch nach dem 1. Teil.

    Ich hatte viele Effekte erwartet, die habe ich bekommen.


    So war der Film für mich ein überaus unterhaltender Film, der durch seine Visuelle und seine Sound-Kulisse wahnsinnig was hergemacht hat und ausgesprochen beeindruckend war.
    (z.B. die Szene am Anfang, wo Trinity und der Agent aus dem Fenster springen und sich beschießen oder wo die beiden LKW zusammenstoßen)


    Für mich 4 Sterne.

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  • Wolf 359
    antwortet
    Ich habe auch die Vermutung, dass die Autoren uns auf eine falsche Fährte locken wollten. Denn die Theorie mit der Untermatrix ist so logisch und (im Nachhinein) offensichtlich, dass sie IMO fast nicht stimmen kann.
    Die andere Möglichkeit, dass Neo auch in der realen Welt übernatürliche Fähigkeiten besitzen soll halte ich aber für noch unwahrscheinlicher.
    Ich hoffe, dass sich die Autoren eine wirklich originelle Erklärung einfallen haben lassen, mit der sie dann die Kinobesucher auch noch überraschen können.

    Aber wenn es gut umgesetzt wird, dann fände ich die Submatrix-Variante auch ganz reizvoll.

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  • AsH
    antwortet
    Erstmal es ist nur ein Film.
    Wenn wir hier schon den Trusth-No-One-What-Is-The-Reality-Mode am laufen haben, dann muss ich dazu sagen: Wirklich? Bist du dir da ganz sicher?

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  • Logic
    antwortet
    Original geschrieben von AsH
    Falsche Fährten könnten aber alles sein, da spukt mir noch etwas aus Teil 1 im Kopf herum:

    Warum hat das Orakel in Teil 1 behauptet, dass Mr. Anderson nicht der Auserwählte sei und das entweder er oder Morpheus draufgehen würde? Okay, das hat sie in diesem Teil revidiert, aber irgendwie blieb mir das hängen. Was wenn Neo zwar gaanz toll ist, aber eben wirklich nicht der Auserwählte, denn er kann ja bluten und was blutet, dass kann man auch töten.

    Den Auserwählten gibt es ja angeblich gar nicht, sagt zudem Herr Architekt... aber warum sollten wir diesem Mann trauen, bloss weil er sich wie Gott in Klischeeform gibt und unverständlichsten Technobabble absondert (Geordie würde prima mit diesem Mann auskommen). Woher wissen wir, dass es wirklich schon 6 Inkarnationen gibt?
    Erstmal es ist nur ein Film.
    Klar kannst du nicht wissen, dass es stimmt was der Architekt sagt aber genauso gut kann auch nicht stimmen was Morpheus und jeder Charakter sagt....
    Was das Orakel und Mr. Anderson angeht. Vielleicht gehörte es dazu zu sagen, dass er es nicht sei. Wenn sie es nicht getan hätte, würde vielleicht was passiert sein. Es muss eben alles seine Bahnen gehen.

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  • AsH
    antwortet
    Falsche Fährten könnten aber alles sein, da spukt mir noch etwas aus Teil 1 im Kopf herum:

    Warum hat das Orakel in Teil 1 behauptet, dass Mr. Anderson nicht der Auserwählte sei und das entweder er oder Morpheus draufgehen würde? Okay, das hat sie in diesem Teil revidiert, aber irgendwie blieb mir das hängen. Was wenn Neo zwar gaanz toll ist, aber eben wirklich nicht der Auserwählte, denn er kann ja bluten und was blutet, dass kann man auch töten.

    Den Auserwählten gibt es ja angeblich gar nicht, sagt zudem Herr Architekt... aber warum sollten wir diesem Mann trauen, bloss weil er sich wie Gott in Klischeeform gibt und unverständlichsten Technobabble absondert (Geordie würde prima mit diesem Mann auskommen). Woher wissen wir, dass es wirklich schon 6 Inkarnationen gibt?

    Und damit erntet Matrix, neben Phil K. Dick und William Gibson, nun auch noch Surfboy Chris Carter ab. Trust no one.

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  • Logic
    antwortet
    Original geschrieben von endar
    Jaja, "Das Schiff in der Flasche lässt grüßen". Allerdings glaube ich nicht so recht daran, weil die "Neo stoppt Wächter"-Szene ebenso eine falsche Fährte sein könnte, mit der so spinnterte diskussionsfreudige Fans (wie wir ) in die Irre geführt werden sollen.
    Das könnte natürlich sein. Aber es zeichnet doch einen guten Film aus, wenn man darüber in dieser Art diskutieren kann

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