Das Mittelalter - war es wirklich finster? - SciFi-Forum

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Das Mittelalter - war es wirklich finster?

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  • Uriel Ventris
    antwortet
    Zitat von Amaranth Beitrag anzeigen
    Allgemein verwendet man eigentlich drei: Frühmittelalter, Hochmittelalter und Spätmittelalter.
    Wie du dir eventuell vorstellen kannst, weiß ich das.

    Die Entwicklung ging aber ab 1000 aufwärts, während sie bis 1000 stagnierte oder negativ wuchs.

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  • Amaranth
    antwortet
    Zitat von Uriel Ventris Beitrag anzeigen
    Wenn man es doch einteilen will, kann man das Mittelalter ebenfalls in zwei Teile teilen.
    Allgemein verwendet man eigentlich drei: Frühmittelalter, Hochmittelalter und Spätmittelalter.

    @Hana Soline:
    Die Hexenprozesse im (Spät)Mittelalter wurden allerdings großteils fallen gelassen. Ja, man hatte diese im Rahmen der Inquisition durchgeführt, allerdings war das bei weitem nicht so grausam, wie man es sich heute vorstellt. Eigentlich war es eher eine Art Verwarnung, weil man die Leute nur bekehren wollte und nicht gleich umbringen, Hauptziel des Ganzen waren sowieso nur die Häretiker, die Hexen waren eher irrelevant.
    Interessante Personen in dem Zusammenhang sind zum Beispiel Papst Alexander IV. und Karl der Große.

    Die Hexenverfolgung, wie man heute von ihr berichtet, war definitiv eine Erfindung der Neuzeit.

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  • Hana Soline
    antwortet
    Zitat von Pyromancer Beitrag anzeigen
    Auf dem flachen Land ist der alte germanisch-heidnische Brauch, "Schadzauberer" zu verbrennen, sicher hier und da mal wieder hervorgeholt worden, erreichte aber nie auch nur annähernd die Ausmaße der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen.
    Also bitte . Allein die Verfolgung der Beginen forderte immens viele Opfer. Und zwar im Mittelalter!
    Es gab noch viele weitere verfolgte Gruppierungen und es gibt auch viele mittelalterliche Bezeichnungen für unterschiedliche Hexenarten (es gab ja für jeden Quark eine Hexe) und es gab einen regelrechten Hexenwahn, dem auch Kinder und Tiere zum Opfer fielen.
    Ich rede hier nichts schlecht, ich bin bloß keine Freundin von Schönfärberei .
    Und ich fand es total toll, dass dieser Thread seitenlang ohne dieses Thema ausgekommen ist :-).

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  • Uriel Ventris
    antwortet
    Wenn man es doch einteilen will, kann man das Mittelalter ebenfalls in zwei Teile teilen. Das wäre ab 500 der Niedergang, die Stagnation, die "Verelendung"; sowie ab 1000 eine Zeit der langsamen Erholung, die dann geradewegs in die Renaissance bzw. die Neuzeit führte.

    Als "Übergangzeit" kann man das Mittelalter nicht bezeichnen; eher die Renaissance: gestützt auf das Wissen der Antike konnte man in die "richtige" Neuzeit starten und wieder über das hinausgehen, was schon erreicht war.

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  • xanrof
    antwortet
    Zitat von Pyromancer Beitrag anzeigen
    Aber klar, wir können uns das Mittelalter auch schlechtreden, in dem wir alles gute des Mittelalters als Vorbote der Neuzeit oder Überbleibsel der Antike betrachten, und alles schlechte der Neuzeit als Nachwirkung des finsteren Mittelalters.
    Warum wird hier ueberhaupt irgendwas gut- oder schlechtgeredet? Warum kann man nicht die Fakten betrachten und die Folgen diskuttieren, ohne es als "gut" oder "schlecht" zu bewerten?

    "Das" Mittelalter war offensichtlich so komplex, dass man es nicht als eine Einheit betrachten kann. Demzufolge kann man nur einzelne Events oder Phasen und deren Konsequenzen fuer den weiteren Verlauf der Geschichte bewerten.

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  • irony
    antwortet
    Zitat von Pyromancer Beitrag anzeigen
    Auf dem flachen Land ist der alte germanisch-heidnische Brauch, "Schadzauberer" zu verbrennen, sicher hier und da mal wieder hervorgeholt worden
    Es geht allgemein um Aberglauben, dem immer wieder Menschen zum Opfer gefallen sind. Das gab es schon vor 3000 Jahren bis in die Neuzeit.
    Zuletzt geändert von irony; 23.10.2012, 18:18.

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  • Pyromancer
    antwortet
    Zitat von Hana Soline Beitrag anzeigen
    Das stimmt so nicht. Die Hochzeit (also Hoch-Zeit) dieser finsteren Sitte fand zwar in der Renaissance statt (welche eine gewisse Übergangszeit mit dem Mittelalter hat), die Praxis an sich wurde aber das ganze Mittelalter hindurch durchgeführt.
    Auf dem flachen Land ist der alte germanisch-heidnische Brauch, "Schadzauberer" zu verbrennen, sicher hier und da mal wieder hervorgeholt worden, erreichte aber nie auch nur annähernd die Ausmaße der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen.

    Aber klar, wir können uns das Mittelalter auch schlechtreden, in dem wir alles gute des Mittelalters als Vorbote der Neuzeit oder Überbleibsel der Antike betrachten, und alles schlechte der Neuzeit als Nachwirkung des finsteren Mittelalters.

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  • Hana Soline
    antwortet
    Zitat von Pyromancer Beitrag anzeigen
    Ironischerweise war es im Mittelalter gänzlich unüblich, Hexen zu verbrennen. Im Gegenteil, die Behauptung, es gäbe Hexen, widersprach der damaligen kirchlichen Lehre.
    Die Unsitte, Menschen einen Bund mit dem Teufel zu unterstellen und dann auf den Scheiterhaufen zu bringen kam erst zu Beginn der Neuzeit auf.
    Das stimmt so nicht. Die Hochzeit (also Hoch-Zeit) dieser finsteren Sitte fand zwar in der Renaissance statt (welche eine gewisse Übergangszeit mit dem Mittelalter hat), die Praxis an sich wurde aber das ganze Mittelalter hindurch durchgeführt.

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  • Pyromancer
    antwortet
    Zitat von irony Beitrag anzeigen
    Wirklich geendet hat das Altertum doch erst, als man aufgehört hat, Hexen zu verbrennen.
    Ironischerweise war es im Mittelalter gänzlich unüblich, Hexen zu verbrennen. Im Gegenteil, die Behauptung, es gäbe Hexen, widersprach der damaligen kirchlichen Lehre.
    Die Unsitte, Menschen einen Bund mit dem Teufel zu unterstellen und dann auf den Scheiterhaufen zu bringen kam erst zu Beginn der Neuzeit auf.

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  • Valdorian
    antwortet
    Ganz zu schweigen von der Verbreitung des Dezimalzahlensystems über Arabien nach Europa im Mittelalter, die eine richtige Mathematik überhaupt erst möglich gemacht hat.

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  • Dannyboy
    antwortet
    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen


    Das ist leider nicht richtig...

    Papierherstellung in Europa: 9. Jhr
    Schießpulver in Europa: 13. Jhr
    magnetischer Kompass: 13. Jhr
    Papierbücher: 14. Jhr
    Buchdruck: 15. Jhr
    Nicht zu vergessen, die Einführung der 0 durch Fibonacci 1202.
    Klar, vieles was in der Völkerwanderungszeit verloren ging, musste wieder aufgeholt werden. Aber von Stagnation kann man nach der Jahrtausendwende sicher nicht sprechen.

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  • Uriel Ventris
    antwortet
    Getreide wurde dauernd nach Rom importiert, in Hungerszeiten wird es unwesentlich mehr gewesen sein; Italien war auf Fremdgetreide angewiesen. Wenn man es von dieser Seite sieht, könnte ein Hauptgrund für die Expansion des Imperiums der Bedarf an Getreide gewesen sein (natürlich ist es auch möglich, dass erst das Getreide aus den Provinzen das Wachstum möglich machte).

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  • Valdorian
    antwortet
    Trotzdem ist es bei einem einheitlichen Handelsraum ein Nullsummenspiel. Irgendwohin wird das Getreide immer exportiert, und wenn alles nach Rom umgeleitet wird, weil da gerade eine Hungersnot herrscht, dann fehlt es irgendwo anders, wenn nicht in Ägypten, dann auf irgendwelchen anderen Märkten.

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  • Uriel Ventris
    antwortet
    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Das ist ein Nullsummenspiel. Wenn ich es aus Ägypten wegnehme, um das hungernde Rom zu füttern, fehlte es da.
    Das ist im Falle von Ägypten, welches immer schon eine Kornkammer war, nicht ganz zutreffend; ähnlich Mesopotamien. Nicht umsonst sind ein paar der ältesten Kulturen in diesem Umkreis entstanden; die Überproduktion ermöglichte fortgeschrittene Arbeitsteilung.

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  • Valdorian
    antwortet
    Zitat von Admiral Ahmose
    Nein, exakte Daten hat natürlich niemand. Aber ich berufe mich da auf Ward-Perkins und Heather, und deren Publikationen in diesem Jahrhundert. Das mit den 54 Mio kann kaum stimmen, wenn wir für Ägypten 7 Mio und Spanien 9 Mio annehmen. Diese Zahlen sind halbwegs gesichert, während die "alte" Schätzung von 3-4 Mio für Italien einer Meinung nach eine reine Phantasie-Schätzung ist. Jedenfalls meiner Meinung nach. Da, wo man Zahlen hat, sind sie jedenfalls deutlich höher als ältere Schätzungen. Ich sehe keinen Grund nicht auch für Italien 8-9 Mio und für Gallien 15 Mio anzunehmen. Klar sind das auch Schätzungen.
    Die 3-4 Millionen kommen soweit ich weiß aus der Auswertung der römischen Zensus-Daten aus der Zeit der punischen Kriege, die von den Annalisten überliefert sind. Die 54 Millionen sind von Beloch. Neuere Schätzungen gehen bis hin zu 70 - 100 Millionen für das 1. und 2. Jahr, aber ob die zutreffender sind als die 54 Millionen von Beloch, kann kein Mensch sagen.



    Niemals kommt man auf 150 - 200 Millionen, selbst die 100 Millionen gehen schon mit zweifellhaften Annahmen einher, siehe Link.

    Für Frankreich vor der kleinen Eiszeit geht man z.B. schon von 13 Millionen als kleinste Schätzung bis 18 - 20 Millionen als obere Schätzung aus. (Medieval demography - Wikipedia, the free encyclopedia). Wenn man jetzt die 13 Millionen mit den 54 Millionen bzw. die 20 mit den 100 Millionen als oberste Grenze vergleichst, kommt man immer dabei raus, dass alleine Frankreich im Mittelalter 20% der gesamten Bevölkerung des Imperiums hatte. Das kannst Du drehen und wenden wie Du willst, die Behauptung, die Bevölkerung hätte erst nach dem Mittelalter wieder römisches Niveau erreicht, ist unhaltbar.

    Und die röm. Landwirtschaft war auch keinesfalls primitiv. In Gebieten wie Nordafrika, der Levante oder auch Italien erreichte man schon das Maximum. Übertroffen wurde das erst in der Neuzeit.
    Doch, war sie. Gründe wurden schon genannt (keine Drei-Felder-Wirtschaft, primitive Pflüge, die im Mittelalter deutlich verbessert wurden, keine Windmühlen und viele andere Dinge).

    Um eine höhere Bevölkerungszahl zu erreichen gehört auch mehr als nur die Produktivität theoretisch zu steigern.
    Vor allem muss man sie nicht theoretisch, sondern praktisch steigern. Das wurde aufgrund fortschrittlicherer Methoden erreicht.

    Von den vielen Kriegen, Seuchen und Hungersnöten ganz zu schweigen. Rom konnte in Notzeiten immer noch Getreide von anderswoher importieren, später ging das nicht mehr.
    Das ist ein Nullsummenspiel. Wenn ich es aus Ägypten wegnehme, um das hungernde Rom zu füttern, fehlte es da. Auch die Antike ist massiv von Hungersnöten und Seuchen geplagt. Z. B. hat die Pest zur Zeit von Marc Aurel einen massiven Einbruch der Bevölkerung im ganzen Imperium eingeleitet. Und wenn die Getreideschiffe aus Ägypten in einem Sturm gesunken sind, fehlte es in Rom.

    Aber auch das geschah ja wieder zum Ende des Mittelalters. Nicht zuletzt deswegen gings dann ja auch zu Ende.
    Das ist leider nicht richtig...

    Papierherstellung in Europa: 9. Jhr
    Schießpulver in Europa: 13. Jhr
    magnetischer Kompass: 13. Jhr
    Papierbücher: 14. Jhr
    Buchdruck: 15. Jhr

    Zum Ende. Und dann war das Mittelalter auch zu Ende und ein neues Zeitalter begann. Nicht zuletzt deswegen endete ja das Mittelalter. Und die Wikinger waren ja eher plündernde Händler oder handelnde Plünderer, wie man will.
    Nein, nicht zum Ende...

    Gründung der ersten Universitäten in Italien mit folgender sprunghafter Ausbreitung in ganz Europa: 11 Jhr.
    Entstehung des Zunftwesens: 12 Jhr.
    Gründung der Hanse: 12 Jhr.
    Entstehung der großen italienischen Bankhäuser mit Filialen in ganz Europa: 13./14 Jhr.
    Handel zwischen Indien und Europa gab es schon wieder seit der islamischen Expansion, die ein Reich von Spanien bis Indien geschaffen hat...

    Du kannst es drehen und wenden wie du willst: Die Vorstellung von einem dunklen Mittelalter als "Zwischenperiode" ist einfach nur groteskter Unsinn, den heute in der Forschung auch kein Mensch mehr ernst nimmt. Wie diese falsche Vorstellung zustanden gekommen ist, wurde in diesem Thread schon erläutert.

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