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Ist Hartz IV zu niedrig?

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  • Sternenkreuzer
    antwortet
    An dieser Stelle möchte ich zum Thema Geld und "Generation Praktikum" mal was schreiben. Ich habe ja auch schon Praktika gemacht die unbezahlt waren. So weit so gut.

    Dann habe ich, glaube es war 2007 oder so, mal bei einer Bank in einer Stadt nahe bei meiner Stadt angefragt.
    Dort konnte man ein Praktikum machen und pro Monat sollte es ca. 50 Euro "Gehalt" geben. Ich sagte dazu am Telefon dass sei eine Aufwandsentschädigung.
    Da sagte die Frau von der Bank mit einer recht klaren scharfen Stimme am anderen Ende der Leitung: "Also ich finde, 50 Euro sind wesentlich mehr als eine Aufwandsentschädigung....".
    Ich weiss jetzt nicht mehr so genau ob ich gesagt oder einfach nur gedacht habe:
    Für 50 Euro bekomme ich nicht mal ne ausreichende Monatskarte um mich zum Einsatzort zu begeben!
    Auch wenn es nur 10 km ca. sind.

    Ich habe ja gar kein Problem damit, ein Praktikum ohne Geld zu absolvieren. Aber dass dann ein Unternehmen sagt dass 50 Euro "wesentlich mehr als eine Aufwandsentschädigung" sind, ist der Knaller!

    Ich bin auch der Ansicht dass Hartz 4 zu wenig ist. Habe selbst mal ein paar Wochen ALG II bezogen aber dann wieder verdient und zurückgezahlt. Ich will diesem Staat nix schuldig sein, auch wenns komisch klingt.
    In dem Verein in dem ich vor längerer Zeit war, waren auch Leute die mehr oder weniger von ALG II gelebt haben.
    Also Hartzer waren wenn ich das so sagen darf.
    Wie leben diese Leute? Naja hier mal ne ABM, da mal paar Monate Eingliederungsprogramm, hier mal etwas Schwarzarbeit, da mal etwas nebenbei.
    Manche waren auch ziemlich hasserfüllt und prahlten damit via Prozesskostenhilfe schon mehrmals das Amt "gef*ckt" zu haben. Also per Anwalt gegen das Amt vorgehen wenn die mal wieder rumzicken. Manche waren auch regelrechte Schaumschläger und Prozesshansel.
    Eines konnten sie: Improvisieren und kämpfen. Dabei schreckten auch einige nicht zurück die eignen Kumpels mal ne Runde auszunutzen.
    Manche waren dann mal wieder "dauerkrank" und hatten jeden Tag nen Termin beim Arzt und beim Physiotherpeuten.

    Leiden müssen diese Leute manchmal schon. Manche wurden immer wieder entlassen und wurden vom neuen Arbeitgeber fertig gemacht.

    Zu beneiden ist so eine Lebensweise auf keinen Fall.

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  • Taanae
    antwortet
    Zitat von Ramigo Beitrag anzeigen
    Wenn jemand eine Wohnung hat und H4 bezieht wundert es mich nicht, wenn Personen es ablehnen für den Mindestlohn zu arbeiten, weil 35-40 Stunden pro Woche für 30€ mehr Geld doch eigentlich ziemliche verarsche sind.
    Nicht ganz. Es ist sicherlich besser, für wenig Geld zu arbeiten, als sich der teilweisen Vera***e der ARGE auszusetzen. Hartz IV soll ja auch anstelle des Lohns/Gehalts einsetzen - und ist auf Dauer bestimmt nicht ratsam, wenn man jemals erreichen will, mal mehr zu verdienen. Aber es gibt vielleicht Leute, die gern auf der Stelle treten - damit meine ich natürlich nicht die Kranken und Älteren.

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  • Ramigo
    antwortet
    Ohne alles zu lesen und mich einfach nur auf das Thema selbst zu beziehen:

    Jain, ich denke, Leben ist so sicher möglich. Aber ich frage mich wie jemand mit 400€ (davon gehen ja dann noch Internet/Telefon und Strom ab) an der Gesellschaft teilnehmen soll.

    Es folgt eine Abkapselung und aus meiner Sicht sind solche Leute dann eher im Überlebensmodus und denken von Zahlung zu Zahlung und wenn jemand durchgehend sagen muss "ne, geht nicht, weil kein Geld" dann wundert es mich nicht, wenn diese Personen auch bei Arbeit immer sagen "ne, geht nicht, weil..."

    Es folgt "beschäftigungs-Therapie" für das Hirn durch TV und Internet und diese Leute denken wie gesagt dann von Geld zu Geld und wie sie was wo machen können. Das diese Menschen sich dann nach einiger Zeit geistig nicht mehr um Arbeit kümmern ist für mich dann vorprogrammiert.

    Entweder die werden depressiv oder finden sich halt damit ab...

    ---

    Ob nun jemand mit dem Mindestlohn bei 1000€ alleine Wohnung haben kann (meine kostet z.B. 520€ und damit komme ich noch gut weg) und nach seiner Fahrkarte bzw Benzinkosten und erhöhten kosten für Nahrung (der kann ja nicht durchgehend billig Kochen, wenn Harzer das überhaupt können) sind diese Menschen am Ende des Monats doch sicher auch auf H4.

    520€ Wohnung
    50€ Fahrkarte

    Da hätte ich trotz Arbeit ein Leben 30 Euro über H4 Level, wenn ich nur den Mindestlohn hätte. Was soll ich groß dazu sagen? Wenn jemand eine Wohnung hat und H4 bezieht wundert es mich nicht, wenn Personen es ablehnen für den Mindestlohn zu arbeiten, weil 35-40 Stunden pro Woche für 30€ mehr Geld doch eigentlich ziemliche verarsche sind.

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  • Infinitas
    antwortet
    Ich habe mir die Reportage mal auf RTL now angesehen. Konkretisiert wird da nicht gerade viel es ist ein Sammelsurium aus Interviews in verschiedenen Perspektiven- Langzeitarbeitsloser, Arbeitsloser , Ehemaliger Arbeitsloser, Falmanager, Praktikant, Leitung der Bundesagentur und einer Fallmanagerhilfe in Rente die in ihrer Laufbahn(ca. 20 Jahre) 14 Zeitverträge bei der BA hatte. Nach Krankheit wurde der 14te nicht weiter verlängert. Da habe ich mich schon gefragt ob das Arbeitsrechtlich überhaupt Legal ist.


    Ich selber kann ein lied von Statistiken der BA singen da auch ich schon mal Arbeitslos war, das stimmt. Auch kann ich bestätigen das ein großteil der Maßnahmen zur (Re)Integrierung auf dem ersten Arbeitsmarkt ohne Zweck sind. Es gibt allerdings auch ein paar gute Maßnahmenpakete. Ich denke es ist ein sehr individueller Prozess das richtige zu finden auch bei einem älteren Langzeitarbeitslosen stelle ich mir die Umstellung besonders schwierig vor. Allerdings habe ich da schon lange meine eigene Statistik.
    Das allerdings innerhalb der BA solche desolaten Zustände im Bezug auf eigenes Personal herrschen ist in dieser Form neu für mich.

    LG Infinitas

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  • Defender
    antwortet
    Von dem Bericht habe ich nur am Rande mitbekommen. Allerdings stimmt da einiges. Letztes Jahr verlor ich nach kurzer Arbeitszeit (Langzeitarbeitloser...) den Job im Verkauf. Bis ich das Geld wieder hatte, musste sogar mein Anwalt aktiv werden. Und dann verlangte eine andere Dienststelle sogar noch Mahnkosten. Das konnte der Anwalt verhindern, da mangels Kommunikation des für mich zuständigen Jobcenters keinerlei Infos ausgehändigt wurden. Mehrere Monate war ich ohne einen Cent! Da ich im Hause meiner Eltern eine Art Einliegerwohnung habe, konnten wir uns einigermaßen helfen. Doch es war schon auf Messers Schneide. Meine Eltern sind beide bereits Rentner und bekommen ein regelrechtes Taschengeld von Rente! Sie sind auf meine Unterstützung angewiesen. Nach einiger Zeit bekam ich dann dank meines Anwaltes das Geld. Im Laufe der Jahre habe ich allerdings auch gelernt, mich zu wehren und Sanktionen zu vermeiden. Dennoch kann das immer mal wieder passieren. Mir graut es heute schon davor, wenn mein Fallmanager in Ruhestand geht. Er hatte eine schwere Krankheit und wird wohl dieses oder nächstes Jahr in den Ruhestand gehen. Sein Nachfolger und ich müssen uns dann wieder neu arrangieren. Über "mein" Jobcenter gabs schon mal einen sehr brutalen Artikel. Damals hätte Team Wallraff schon aufmischen kommen können...

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  • Suthriel
    antwortet
    Aloha,

    da es hier noch nicht erwähnt zu sein scheint, es gibt eine neue Reportage, welche diverse Misstände in Jobcentern aufzeigt:

    Das "Team Wallraff" hat diesmal die Jobcenter ins Visier genommen und ist auf Personalmangel, Frust bei den Mitarbeitern und geschönte Statistiken gestoßen. Der Kölner Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und ein Reporterkollege kritisieren nach ihren Undercover-Einsätzen, viele Jobcenter kämen ihrem Auftrag - Langzeitarbeitslose zu beraten und wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren - kaum nach.

    ...

    Dem Bericht zufolge geraten Hartz-IV-Empfänger mitunter in Existenznot, weil sich die Auszahlungen monatelang verzögerten. "Es gibt Leute, die haben noch nicht mal Geld zum Essen", erzählt eine Mitarbeiterin. Es würden auch Vorschriften umgangen. Das Reporterteam zeigt zudem, wie Arbeitslosenstatistiken geschönt werden und bekommt sogar Hinweise darauf, dass gelegentlich Akten vernichtet werden. "Es verschwinden schon mal Sachen", verrät ein Angestellter. Es gehe nur darum, dass irgendwelche Zahlen stimmen, der Mensch bleibt dabei auf der Strecke.

    Wallraff kritisiert völlig sinnlose Maßnahmen für Hartz-IV-Empfänger, wie zum Beispiel Spaziergänge mit Lamas im 14-tägigen Abstand, fragwürdige Teambildungsmaßnahmen oder Motivationsseminare. "Was wir bei unseren Recherchen aufgedeckt haben, sind keineswegs Einzelfälle", sagt er. Mit Steuergeldern würden "absurde und entwürdigende Maßnahmen durchgeführt, Statistiken geschönt und Mängel verwaltet." Die Politik sei gefragt.
    Quelle unter anderem: Frust und geschönte Statistiken: "Team Wallraff" undercover im Jobcenter - n-tv.de

    Das Video davon gibt's sicher irgendwo online anzuschauen, ich selbst habs noch nicht gesehen, werds mir aber noch anschauen, sobald ich es finde (vermutlich auf RTL *schauder*).

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  • Sternenkreuzer
    antwortet
    In manchen Städten ist es halt ein ziemlicher Kampf wenn man nicht grad vom Amt leben will. Ich war ja früher in Berlin. Hier mal paar hunderter, da mal paar hunderter. Messe- und Ladenbau hier, dort archäolog. Grabung.

    Erst am Rhein habe ich dann was passendes gefunden.

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von Sternenkreuzer Beitrag anzeigen
    Mein Standarftipp ist bei sowas ja meistens bei der Messe nach Arbeit zu suchen.
    Schlecht in dem Fall. Bei Auf- und Abbau wird immer noch ein nicht unerheblicher Anteil Schwarz gemacht, und bei der Standbetreuung usw. wird mit Zeitraum-Überschreitung getrickst (Messe vom 5.-15. eines Monats, bezahlt in 2 Teilen als 450 Euro Job für die Monate [Messemonat] und [Folgemonat]. Versuch geht immer, aber man sollte dann schon auf dem voll-sozialversicherungspflichtigen Halbzeitjob (wenigstens) als Beschäftigungsverhältnis bestehen.

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  • Sternenkreuzer
    antwortet
    Mein Standarftipp ist bei sowas ja meistens bei der Messe nach Arbeit zu suchen.

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von Nilani Beitrag anzeigen
    Sie ist Dolmetscherin für Russisch, Englisch und Italienisch, hat hier einen Teil ihrer Ausbildung gemacht. Ich müsste noch mal nachfragen, was das genau für ne Ausbildung war.
    Wichtig ist dabei eigentlich nur, ob sie für die Ausbildung gezahlt hat oder ob sie im Rahmen der Ausbildung Entgelt von einem deutschen Unternehmen egal welcher Größe erhalten hat.

    Statt nach einem "richtigen" bzw. "passendem" Job (also Dolmetscher, Übersetzer im Verlagswesen usw.) zu suchen, sollte sie, wenn sie wirklich in Deutschland bleiben will, erstmal schnell eine sozialversicherungspflichtige halbe Stelle im Bereich "irgendwas" suchen - sowas, wo häufig ungelernte Kräfte eingesetzt werden - um damit erstmal in die Sozialsysteme zu gelangen. Schon bei der halben Stelle zahlt sie ein, und je nach Lohnniveau ist dann ggf. sogar schon die Aufstockung möglich. Oder eine saisonale, volle Stelle - auch wenn der Job dann nach 2-3 Monaten wieder weg ist, kann der Sachbearbeiter dann den Hilfsantrag nicht mehr so einfach ablehnen. Wer eingezahlt hat, hat ein Anrecht.

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  • Nilani
    antwortet
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Die Kürze des bisherigen Aufenthalts lässt die innerbetriebliche Ausbildung ja fast völlig unwahrscheinlich erscheinen, aber man weiß ja nie....
    Sie ist Dolmetscherin für Russisch, Englisch und Italienisch, hat hier einen Teil ihrer Ausbildung gemacht. Ich müsste noch mal nachfragen, was das genau für ne Ausbildung war.

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  • Sternenkreuzer
    antwortet
    Da fällt mir ein: Wenn ein Student dauerhaft für sagen wir mal 800 Euro im Monat arbeitet, hat der Arbeitgeber evtl auch Vorteile durch den Studentenstatus?
    Gut, führt auch jetzt vielleicht zu weit. Kam mir nur grad so in den Sinn.

    Ich hab ja als Student auch dann nachher dauerhaft gearbeitet. In einem großen UNternehmen das spezielle Studentenstellen hatte.

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von Nilani Beitrag anzeigen
    Sie lebt seit 7 Monaten in Deutschland, ist italienische Staatsbürgerin, aber in Berlin gemeldet. Hergekommen ist sie wegen der Ausbildung, seit sie damit fertig ist, arbeitet sie in diesem 450 € Job.

    Also hat sie noch nicht ins deutsche Sozialsystem eingezahlt. Auf der Suche nach einem richtigen Job ist sie natürlich.
    War das eine innerbetriebliche Ausbildung, oder so ein Schulungs-/Fortbildungsding? Ein Azubi bezahlt heutzutage im Regelfall auch Sozialabgaben - es sei denn, die Entlohnung liegt unter 325 Euro im Monat. So niedrig liegen fast nur noch Friseure im ersten Lehrjahr und regional vereinzelt Fachverkäufer im Lebensmittelbereich (auch erstes Lehrjahr). Dabei weiß ich nicht, wie sich der Mindestlohn jetzt auf die Entlohnungen im ersten Lehrjahr niederschlägt.

    Die Kürze des bisherigen Aufenthalts lässt die innerbetriebliche Ausbildung ja fast völlig unwahrscheinlich erscheinen, aber man weiß ja nie....

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  • Nilani
    antwortet
    Studenten können abgabefrei arbeiten, wenn das Arbeitsverhältnis befristet ist (kurzfristige Beschäftigung)

    Ist das Arbeitsverhältnis eines Studenten von vornherein auf maximal zwei Monate bzw. 50 Arbeitstage befristet, dann ist der Student unabhängig von Arbeitsentgelt und Arbeitszeit sozialversicherungsfrei (auch in der Rentenversicherung). Dabei spielt es keine Rolle, ob der Student während des Semesters oder in den Ferien arbeitet.
    Im Zusammenhang mit der Einführung des Mindestlohns kommt es ab 2015 zu einer befristeten Ausweitung der kurzfristigen Beschäftigung.
    Für die Dauer von vier Jahren wird die Möglichkeit der sozialversicherungsfreien kurzfristigen Beschäftigung von 50 auf 70 Tage ausgeweitet.
    Quelle: Beschäftigung von Studenten - Lohnabrechnung

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  • Sternenkreuzer
    antwortet
    Meines Wissens nach werden auch bei Minijobs gewisse Sozialabgaben geleistet. Zumindest in die Rentenkasse.
    Sozialabgaben beim 450 Euro Job

    Und übrigens habe ich mal mitbekommen dass das Anmelden eines Minijobbers ein ziemlich bürokratisches Unterfangen ist. Nicht nur die Abgaben in finanzieller Form, sondern eben vor allem die Formulare auszufüllen verbraucht einiges an Zeit.
    Ein Minijob ist durchaus einer ernstzunehmende Sache. Habe auch schon dabei mitgeholfen (einem Arbeitgeber in Kleinformat) solche Formulare auszufüllen. Die Minijobzentrale und die Knappschaft mögen noch so nett sein, sie sind nun mal sehr bürokratisch.

    Als ich in den 2000ern Student war habe ich gehört, dass ein Arbeitgeber für einen Studenten den er als Minijobber beschäftigt keine diese Abgaben zahlen muss. Ist das heute auch noch so?
    Jedenfalls sind Studenten wegen solcher Regelungen als Arbeitnehmer für "halbe Stellen" und Minijobs manchmal recht beliebt.

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