...endlich habei ich mal Zeit für eine längere Antwort.
...demnächst heißt es noch:
Einen ALG II Empfänger kann man einen „armen Deutschen“ nennen, aber gemessen am Anteil der „armen Weltbevölkerung“ ist er immer noch Wohlhabend. Also seid glücklich über ALG II, ist doch besser als in Somalia.
Einen ALG II Empfänger kann man einen „armen Deutschen“ nennen, aber gemessen am Anteil der „armen Weltbevölkerung“ ist er immer noch Wohlhabend. Also seid glücklich über ALG II, ist doch besser als in Somalia.
Selbstverständlich profitiert ein Arbeitsloser von einem Sozialsystem, das ist schließlich dessen Zweck. Die Vorstellung das 4-5 Millionen Menschen ohne jegliche finanzielle Hilfeleistung dastehen, gleicht einem apokalyptischen Endzeitszenario.
Das es betrügerische Nutznießer gibt, ist allgemein bekannt und wird auch von mir nicht bestritten. Genauso wenig, das ein Missbrauch geahndet werden muss.
Pauschale Denkweisen sind mitverantwortlich dafür, dass in jedem Arbeitslosen ein „Taugenichts“ oder ein „Sozialschmarotzer“ steckt. Gerne wird uns durch verallgemeinerte Einzelfälle der einschlägigen Medien suggeriert, das alle Arbeitslosen und Hartz IV Empfänger vom Stamm eines „Florida-Rolf“ und eines Enrico F. abstammen und hinter vorgehaltener Hand wird dann laut ausgesprochen, was uns die Medien hübsch subtil verpackt servieren.
Zitat von vanR
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Zitat von vanR
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Recht einseitig, wenn nur auf „Alkohol und Zigaretten“ rumgeritten wird.
Wenn man selber nicht betroffen ist, fällt es leicht, alle Erwerbslosen über einen Kamm zu scheren und strafend in die böse Ecke zu stellen.
Das wirtschaften nach dem ökonomischen Prinzip – optimale Verwendung der vorhandenen Mittel - fällt schon Top-Managern nicht leicht. Nur das Unternehmerische Fehler folgenreicher sind. Beispiele wie BENQ oder Philips-LG sind nur die Spitze des Eisberges.
Zitat von vanR
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Klar doch, der sowieso schon überproportional aufgeblähte Verwaltungs- und Bürokratieapparat wird noch zusätzlich aufgestockt, um die Gelder von Geschäftsunfähigen, bzw. beschränkt Geschäftsfähigen Sprösslingen zu verteilen.
Zitat von vanR
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Der Starke hilft dem Schwachen. Was bedeutet, dass derjenige der ein Einkommen hat, über seine Steuern und Abgaben seinen ganz persönlichen Beitrag für die Gemeinschaft leistet.
Der Großteil dieser Sozialversicherungsbeiträge wird von der arbeitenden Bevölkerung getragen, ergo von den Arbeitnehmern und Arbeitgebern.
Wir alle zahlen in dieses System ein, von daher ist es unverständlich mit diesen alten Parolen vom „Hart arbeitenden Ottonormalverbraucher“ zu kommen.
Durch unser einzahlen in den großen Topf der Sozialkassen erwirbt man das Recht, im Bedarfsfall, aus diesem Topf der Solidargemeinschaft Leistungen zu beziehen und somit vom Staat unterstützt zu werden – der die Umverteilung dieser Transferleistungen übernimmt.
Das bedeutet aber nicht, dass die Verwalter dieser Beiträge auch deren Eigentümer sind, sie besitzen und verteilen es nur.
Die Gelder landen ja nicht, auf nimmerwiedersehen, im Sparstrumpf der Empfänger, sondern fließen wieder in den allgemeinen Wirtschaftskreislauf zurück. Denn auch der Arbeitslose ist Konsument und muss einkaufen.
Demnach fließt das Geld vom Konsumenten, über den Händler bis zum Produzenten einer Ware/Dienstleistung. Mit dem so erwirtschafteten Geld bezahlt der Produzent letztlich dann...na wen bzw. was wohl?
Richtig! Das Gehalt und den Lohn der in seinem Unternehmen arbeitenden Angestellten und der Arbeiter.
Der klassische Wirtschaftskreislauf einer Volkswirtschaft.
Richtig ist, dass bei steigender Arbeitslosenzahl immer weniger in den gemeinschaftlichen Topf eingezahlt werden kann. Und schon hat man mehr Arbeitslose und die Ausgaben steigen. Dies den Opfern einer ignoranten Politik und anzulasten ist schon mehr als nur dreist.
Der Bundeshaushalt für 2005 sah z. B. Ausgaben von 254,3 Mrd. Euro vor. Allein die Hälfte des gesamten Ausgabevolumens – 128,1 Mrd. € – entfiel dabei auf die Soziale Sicherung.
Die Rentenversicherung lag mit 77,9 Mrd. € an erster Stelle; 33,6 Mrd. € waren für den Bereich ALG II/Hartz IV eingeplant. Die Zinslasten betrugen 15% des Haushaltes und lagen bei 38,9 Mrd. €.
Demgegenüber wurden Steuereinnahmen von 190,8 Mrd. und 41,5 Mrd. € aus Verwaltungseinnahmen, Privatisierungserlösen Münzeinnahmen usw. erwartet.
Der unwesentliche Rest von 22,0 Mrd. € (Netto-Kreditaufnahme) wurde neuverschuldet.
Zitat von vanR
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Im Normalfall ist jeder ALG II Empfänger auch gesetzlich Krankenversichert. Seit neuestem auch für alle die vorher in einer privaten Krankenversicherung waren und über das 55 Lebensjahr hinaus.
Damit liegst Du absolut Richtig.
Doch die Realität sieht leider anders aus. Die Lücke – die schon seit 1993 besteht - im System füllen die aus, die nicht mehr erwerbsfähig sind, auch wenn davon nur ein kleinerer Teil betroffen ist. Es reicht schon, wenn im Nachweis über die Versicherungszeiten Tage oder Monate fehlen. Allein dieses Fehlen ist ein gesetzlich festgelegtes Ausschlusskriterium.
Zum Thema Medikamente und Zweiklassensystem stimme ich dir zu, das ist eine „never ending story“ für einen eigenen Thread...
Zitat von vanR
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Zitat von vanR
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Aktuelle Info, die passt
Zur Zeit gibt es ca. 6,4 Millionen ALG II Empfänger. Mit dem aktuellen Eckregelsatz können die Menschen ihre Grundbedürfnisse nicht ausreichend befriedigen, da dieser Eckregelsatz von 345 € ( für alleinstehende Personen ) als Berechnungsgrundlage für alle anderen Regelsätze gilt.
Bedürfnisse sind Mangelempfindungen mit dem Wunsch, diese zu beseitigen. Daraus entsteht dann der Bedarf ( die finanzielle Möglichkeit, eine Produkt/eine Dienstleistung zu kaufen )
Das Niveau von ALG II liegt im Durchschnitt bei 650€ ( Eckregelsatz incl. Warmmiete).
Noch 2003 lag das Armutsniveau, nach Auffassung der damaligen Bundesregierung, bei 938€.
Interessant, dass 2003 das Armutsniveau noch bei 938€ lag, aber die Menschen heute mit durchschnittlich 650€ im Monat auskommen müssen.
Richtig, es gibt unter den ALG II Beziehern viele die seit der Einführung mehr erhalten als vorher. Aber es gibt ebenfalls Verlierer.
Stromkosten sind anteilig im pauschalen Regelsatz enthalten. Laut Verbraucherpreisindex stiegen die Strompreise im Zeitraum von 1998-2006 um 26.8%. Die Regelsätze für den privaten Stromverbrauch wurden aber nur um 7,2% angepasst. Eine für dieses Jahr angestrebte Anpassung, auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2003, wird die verursachten Kosten nur teilweise decken können. Bedenkt man, das die armen Energieversorgungsunternehmen bereits weitreichende Preissteigerungen angedroht haben und der Eckregelsatz in diesem Jahr eingefroren wurde.
einige Vorschläge meinerseits:
- - anheben des Eckregelsatzes auf mindestens 500 €
- - kostenlose Nutzung des ÖPNV,
- - Mietzahlungen nicht pauschal auszahlen und Anpassen von Kautionserstattungen,
- - keine Eigenbeteiligungen und Zuzahlungen mehr im Gesundheitswesen,
- - Einführung eines Mindeststundenlohnes von 10€,
- - reelle Anpassungen an den jeweiligen Preisindex
Beispielsweise fordern die paritätischen Wohlfahrtsverbände in Bayern eine Anhebung des ALG II um 20%. Der läge dann bei 414 € und für München und Umgebung. Wer von da kommt, wird die dortigen Preise schmerzlich kennen.
Quellen und Infos:
Die Heuchler
Jeder Experte konnte wissen, dass die sogenannte Entriegelung des Arbeitsmarktes, die Einführung von 400-EuroJobs, die Förderung von Leiharbeit und befristeter Arbeit, der Abbau von Kündigungsschutz, das Schleifen von Tarifverträgen, die Duldung von Scheinselbständigkeit, das ganze Praktikantentum, nur ein Ziel und Ergebnis haben: Den Ausbau gering bezahlter, unsicherer Arbeit auf Kosten regulärer, tariflich bezahlter Arbeit. Das führt ökonomisch zum Sinken der Lohnsumme der Unternehmen und der Einkommen der Arbeitenden. Politisch und moralisch aber zielt es auf das Selbstbewusstsein der Menschen, auf ihre Fähigkeit, für ihre Interessen einzutreten.
Im gleichen Sinne funktioniert die Hartz-IV-Gesetzgebung. Was ist mit dem 50-jährigen BenQ-Ingenieur, der dank der Unternehmenskünste der gierigen Siemens-Manager seinen Job verliert? Ein Jahr bekommt er noch Arbeitslosengeld. Dann greift Hartz IV, und der Ingenieur muss den in 25 Jahren erarbeiteten Lebensstandard auf das Niveau eines Sozialhilfeempfängers reduzieren, sonst bekommt er bald gar nichts mehr. Jeder, der wollte, konnte voraussehen, dass die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe viele Kinder und Jugendliche in die Armut stürzen würde, weil ein Viertel der von Kürzungen Betroffenen alleinerziehende Mütter sind. All dies wird flankiert von faktischen Rentenkürzungen, steigenden Gesundheitskosten, höheren Abgaben. Und die Mehrwertsteuererhöhung und die Gesundheitsreform kommen erst noch.
Berliner Zeitung, 23.10.2006
Jeder Experte konnte wissen, dass die sogenannte Entriegelung des Arbeitsmarktes, die Einführung von 400-EuroJobs, die Förderung von Leiharbeit und befristeter Arbeit, der Abbau von Kündigungsschutz, das Schleifen von Tarifverträgen, die Duldung von Scheinselbständigkeit, das ganze Praktikantentum, nur ein Ziel und Ergebnis haben: Den Ausbau gering bezahlter, unsicherer Arbeit auf Kosten regulärer, tariflich bezahlter Arbeit. Das führt ökonomisch zum Sinken der Lohnsumme der Unternehmen und der Einkommen der Arbeitenden. Politisch und moralisch aber zielt es auf das Selbstbewusstsein der Menschen, auf ihre Fähigkeit, für ihre Interessen einzutreten.
Im gleichen Sinne funktioniert die Hartz-IV-Gesetzgebung. Was ist mit dem 50-jährigen BenQ-Ingenieur, der dank der Unternehmenskünste der gierigen Siemens-Manager seinen Job verliert? Ein Jahr bekommt er noch Arbeitslosengeld. Dann greift Hartz IV, und der Ingenieur muss den in 25 Jahren erarbeiteten Lebensstandard auf das Niveau eines Sozialhilfeempfängers reduzieren, sonst bekommt er bald gar nichts mehr. Jeder, der wollte, konnte voraussehen, dass die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe viele Kinder und Jugendliche in die Armut stürzen würde, weil ein Viertel der von Kürzungen Betroffenen alleinerziehende Mütter sind. All dies wird flankiert von faktischen Rentenkürzungen, steigenden Gesundheitskosten, höheren Abgaben. Und die Mehrwertsteuererhöhung und die Gesundheitsreform kommen erst noch.
Berliner Zeitung, 23.10.2006
- Nahrung, Getränke, Tabakwaren ca. 38% (131,10 Euro) = 4,37 pro Tag
- Bekleidung, Schuhe ca. 10% ( 34,50 Euro) = 1,15 pro Tag
- Wohnung (ohne Mietkosten), Strom, etc. ca. 8% ( 27,60 Euro) = 0,92 pro Tag
- Möbel, Apparate, Haushaltsgeräte ca. 8% ( 27,60 Euro) = 0,92 pro Tag
- Gesundheitspflege ca. 4% ( 13,80 Euro) = 0,46 pro Tag
- Verkehr ca. 6% ( 20,70 Euro) = 0,69 pro Tag
- Telefon, Fax ca. 6% ( 20,70 Euro) = 0,69 pro Tag
- Freizeit, Kultur ca. 11% ( 37,95 Euro) = 1,27 pro Tag
- Beherbergungs- und Gaststättenleistungen ca. 3% ( 10,35 Euro) = 0,35 pro Tag
- sonstige Waren und Dienstleistungen ca. 6% ( 20,70 Euro) = 0,69 pro Tag
(Der Monat wird mit 30 Tagen und das Jahr mit 360 Tagen angesetzt.)
Gruß Night...

[...]
Du bist ja witzig
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