Das sehe ich jetzt nicht so, dass die generelle Ablehnung von Suizid eine egoistische Handlung ist. Wenn dem so wäre, dann würde ich jetzt hier sicherlich nicht mit dir diskutieren, da mir "Fremde" und deren Ableben völlig egal wäre, da ich keiner Beziehung zu denen stehe.
Denk nur mal an jene Menschen, die ihren Mitmenschen elende Schuldgefühle einreden, wenn sie nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. Oder - natürlich ein ganz extremes Beispiel - der eifersüchtige Liebhaber, der die Freundin eher totschlägt als sie anderen zu überlassen.
Egoismus und Interesse an anderen Menschen können also problemlos gepaart auftreten. Folglich kann es durchaus purer Egoismus sein, der einen Menschen dazu treibt, einem anderen Menschen den Wunsch nach einem würdigen Ende zu verwehren.
Ich sehe es aber generell als nicht "klug" an, egal wie man es dreht und wendet. Denn so wie ich das sehe sind Menschen in Selbstmordsituationen ja nicht mehr ganz "bei Sinne" und nicht in der Lage ihre Situation objektiv beurteilen, weil sie von Schmerz, Unglück, Einsamkeit, usw. übermannt werden.
Aber solche Pauschalisierungen gehen meist an den Tatsachen vorbei. Und hier sogar definitiv. Denn Selbstmörder können aus dem Affekt handeln. - Oft kommt es aber auch vor, dass einer die Entscheidung aus kühlem Kopf trifft, oft wird monate- oder jahrelang abgewogen. Ich denke da nur an den Fall des Ganzkörpergelähmten, der viele Jahre in seinem Zustand gelebt hat, bis die Entscheidung kam.
Willst du den Leuten auch in diesen Fällen die Entscheidungsfähigkeit absprechen, nur weil die Entscheidung so ausfällt, dass es dir nicht gefällt?
Aber wie du auch bei Verlustschmerz selber korrekt festgestellt hast: das geht alles vorbei. Und sich deshalb trotzdem das Leben zu nehmen, ist ja sehr kurzsichtig.
Aber ob und in welchen Fällen die Entscheidung zum Freitod <klug> ist, halte ich als Streitpunkt in diesem Rahmen für unbedeutend. Die Frage ist nicht, ob die Entscheidung klug ist, sondern ob der einzelne Mensch ein Recht auf diese Entscheidung hat. Wenn er ein Recht darauf hat (und ich denke, diese Frage muss man bejahen), dann ist es irrelevant, ob Selbstmord klug oder dumm ist.
Denn innerhalb des Verfügungsbereiches, der mir als freier Mensch zusteht, darf ich auch dumme Entscheidungen treffen. Wenn ich z.B. deinen PC mit einem Vorschlaghammer bearbeite, dann tue ich Unrecht. Wenn ich dasselbe mit meinem PC mache, dann ist das eben <dumm>, aber mein gutes Recht, denn der PC ist mein Eigentum. Es steht mir zu, damit zu machen, was ich für richtig halte.
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