Der 20.7. und der Widerstand um Stauffenberg - SciFi-Forum

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Der 20.7. und der Widerstand um Stauffenberg

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  • max
    antwortet
    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Er hat es keinesfalls nur wegen der Kriegslage getan, sondern auch deshalb, weil er die Kriegsverbrechen und Konzentrationslager der Nazis abscheulich fand, weil er das Sterben an den Fronten beenden und weil er wieder einen Rechtsstaat schaffen wollte.
    Das stimmt ja eben alles nicht. Stauffenbergs Verhältnis zu den Verbrechen der Nazis müsste man erst einmal belegen - schliesslich ging Stauffenberg erst spät in den Widerstand, viele seine Mitverschwörer und er wohl zum Teil auch waren an der Planung und Durchführung des Vernichtungskriegs im Osten direkt beteiligt.

    Dazu wollte Stauffenberg den Krieg nicht beenden. Er wollte Frieden mit den Westalliierten, aber weiter an der Ostfront kämpfen.

    Jemand, der ein autoritäres Regime wie Stauffenberg wollte, ist auch nicht für einen Rechtsstaat - zumindest nicht, wenn man darunter Menschen- und Bürgerrechte versteht.

    Es spricht eben alles dafür, dass Stauffenberg, der begeistert über die Erfolge in den "Blitzkriegen" war - obwohl zumindest in Polen und in Russland bekanntlich dabei massiven Kriegsverbrechen begangen wurden - eben erst die militärische Misserfolge als Grund nahm, die Unterstützung für Hitler zu hinterfragen.

    Ab wann gab es klare Hinweise dafür, dass Stauffenberg sich für den Widerstand entschieden hat? Mitte 1943? Auf jeden Fall zu einem Zeitpunkt, als die Niederlage klar war.
    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Damit beim nächsten Mal mehr Menschen den Mut haben, so zu handeln wie er.
    Nee, schliesslich hat Stauffenberg Hitler lange unterstützt und danach hat er auf einen Militärputsch gesetzt. So handeln sollte also niemand.

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  • Mortok
    antwortet
    Natürlich hielt er es für nötig, aber es brauchte damals ja auch Zeit sich Leute ins Boot zu hohlen!! Niemand hat sich ja getraut aktiv gegen Hitler zu wirken!

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  • Mr.Viola
    antwortet
    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Ganz einfach: Er hat sein Leben riskiert und geopfert, um einen der grausamsten und blutrünstigsten Diktatoren in der Geschichte der Menschheit zu beseitigen. Er hat dabei großen persönlichen Einsatz gezeigt und unglaublichen Mut an den Tag gelegt.
    Stimmt schon, er hat sich selbst geopfert um die kleine Chance auf Frieden doch noch zu erhalten, er hat wohl selber gewusst dass er den Tag nicht überleben wird und seine Familie deswegen ziemliche Schwierigkeiten bekommt.
    Natürlich war das auch mutig, mutig waren aber auch alle anderen Widerständler, zB auch der gesamte Linke Widerstand, die Erinnerung an diesen wurde leider durch den Mief der Adenauer Zeit erstickt.


    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Er hat es keinesfalls nur wegen der Kriegslage getan, sondern auch deshalb, weil er die Kriegsverbrechen und Konzentrationslager der Nazis abscheulich fand, weil er das Sterben an den Fronten beenden und weil er wieder einen Rechtsstaat schaffen wollte.
    Ach so, habe ich gar nicht gewusst dass es erst ab 1944 Kriegsverbrechen gab. Anscheinend sah er es nicht nötig gegen Hitler vorzugehen, als die deutschen Armeen durch Polen und die Sowjetunion marschierten. Aber durch die ganzen Paraden für die Siege des Führers hat STauffenberg wohl übersehen, was da in den besetzten Gebieten vorging.
    Und einen Rechtsstaat nach Wünschen eines Militaristen, toll das deutsche Kaiserreich war ja so wunderbar.


    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Damit beim nächsten Mal mehr Menschen den Mut haben, so zu handeln wie er. Im übrigen müsste man ihn meiner Meinung nach nicht zum Helden verklären, da er durch seine Taten bereits zum Helden geworden ist.
    Um ein Land, dass Militaristen und Kriegsverbrecher als Helden stiliert, muss es ja wirklich schlecht stehen.

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  • Valdorian
    antwortet
    Zitat von max
    Warum ist er den ein Held?
    Ganz einfach: Er hat sein Leben riskiert und geopfert, um einen der grausamsten und blutrünstigsten Diktatoren in der Geschichte der Menschheit zu beseitigen. Er hat dabei großen persönlichen Einsatz gezeigt und unglaublichen Mut an den Tag gelegt. Er hat es keinesfalls nur wegen der Kriegslage getan, sondern auch deshalb, weil er die Kriegsverbrechen und Konzentrationslager der Nazis abscheulich fand, weil er das Sterben an den Fronten beenden und weil er wieder einen Rechtsstaat schaffen wollte. Ja, er war kein Demokrat, seine Motive waren dennoch die Richtigen. Bei einem Nazi, denm Hitler zu lasch war, lässt sich das kaum sagen.

    Zitat von max
    Warum ihn also zum Held verklären?
    Damit beim nächsten Mal mehr Menschen den Mut haben, so zu handeln wie er. Im übrigen müsste man ihn meiner Meinung nach nicht zum Helden verklären, da er durch seine Taten bereits zum Helden geworden ist.

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  • Mortok
    antwortet
    Teils fehlte den Leuten die bildung und das wissen, weil die Pressefreiheit zu wünschen übrig ließ, vielleicht war auch die angst da, dass das Volk sich durch unsicherheit leicht manipulieren lassen könnte und das einige Machtfixierte das ausnutzen könnten!

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von Admiral Ahmose Beitrag anzeigen
    [...] dezentralisiertes [...] autoritär beherrschtes Reich.
    Widerspricht sich das nicht irgendwie? Zumindest meinem Verständnis der beiden Begriffe nach schon...

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  • Admiral Ahmose
    antwortet
    Na ja, Staufenberg war schon ein Nationalist und Militarist. Zu seinen Verbündeten zählten astreine Kriegsverbrecher und Leute, die man heute wohl als extrem rechts oder gar als Radikale bezeichnen würde.

    Staufenberg hatte durchaus seine eigene Vision von einem Deutschland, nämlich eine Art mittelalterliches, militarisiertes, dezentralisiertes, rückwärtsgewandtes und autoritär beherrschtes Reich. Wenn diese Vision wahr geworden wäre, dann hätte sie auch viel Leid verursacht.

    Letztlich aber inszenierte er einen Staatsstreich, der keine Chance auf Erfolg hatte. Selbst wenn er Hitler, Himmler, Goebbels, Göring usw umgebracht hätte, er wäre von Schörner, Dietl und Co, deren milit. Macht er nichts hätte entgegensetzen können, zermalmt worden.

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  • max
    antwortet
    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Natürlich sollte man das (zumindest als Historiker) wissen, aber ein Volk/eine Nation hat auch das Recht auf Helden, und m.E. spricht nichts dagegen, dass ein Mann wie Stauffenberg ein solcher Held sein kann.
    Warum ist er den ein Held?

    Nehmen wir ein fiktives Beispiel: ein Nazi hatte ein Mordanschlag auf Hitler verübt, weil er Hitler hasste, weil dieser seiner Meinung nach zu lasch gegen die Juden vorging? Wer so jemand ein Held? Sicher nicht.

    Natürlich ist es bei Stauffenberg nicht ganz so einfach, auch wenn Stauffenberg anfangs Hitler unterstützt hat und erst zum Zeitpunkt der sichereren Niederlage sich zum Widerstand entschloss.

    Stauffenberg kämpfte aber nun mal sicher nicht für eine demokratische Gesellschaft, also auch nicht für Grundrechte, Bürgerrechte etc.

    Warum ihn also zum Held verklären?

    Abgesehen davon wäre es sowieso besser, wenn man darüber nachdenkt, wie man einen erneuten Faschismus verhindern kann - als nach Helden zu suchen. In Bezug auf diese Frage ist Stauffenberg natürlich ein typisches Negativbeispiel.

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  • Valdorian
    antwortet
    Ich habe aber auch noch nie jemanden sagen hören, dass Staufenberg die Ehre der Wehrmacht gerettet hat. Das muss natürlich nichts heißen. Aber die Leute, die von der Ehre der Wehrmacht reden, sind in aller Regel eher diejenigen, die leugnen, dass es überhaupt Kriegsverbrechen der Wehrmacht gab und für die sind Staufenberg und seine Männer nur allzu oft Vaterlandsverräter gewesen.
    Ich sehe absolut kein Problem damit, Stauffenberg als positive Identifikationsfigur hervorzuheben. Zu einem entspannten Umgang mit der eigenen Geschichte gehört es meiner Meinung nach eben auch, einen Helden haben und positiv von ihm reden zu können, ohne dass dann verkrampfte Sätze wie "er war aber kein Demokrat" oder "es gab aber nur wenig "Wiederständler" sofort dazu kommen. Natürlich sollte man das (zumindest als Historiker) wissen, aber ein Volk/eine Nation hat auch das Recht auf Helden, und m.E. spricht nichts dagegen, dass ein Mann wie Stauffenberg ein solcher Held sein kann.

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  • Sandswind
    antwortet
    Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
    Natürlich dienen die Widerständler als positive Identifikationsfigur aber mehr im Sinne eines "so kann man es machen".
    Ich habe aber nicht den Eindruck, dass das immer so vermittelt wird. Es vergeht eigentlich keine Gedenkrede, ohne eine Überhöhung, bzw. Vereinnahmung des Attentats und Stauffenbergs.

    Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
    Genausowenig kann Stauffenberg eben die "Ehre" der Wehrmacht retten.
    Nein, kann er auch nicht. Das ist ja genau der Witz, weswegen ich solche überstrapazierten Vereinnahmungen nicht nachvollziehen kann.

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  • newman
    antwortet
    Nein im Ernst. Wer schon etwas näher mit Neonazis in Kontakt treten musste weiß, dass es alles andere als selbstverständlich ist, dass sich Menschen mit Sophie Scholl und nicht General XY identifizieren.

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  • endar
    antwortet
    Zitat von Ltd. Commander Data Beitrag anzeigen
    bzw. Guillotine
    Ich ahnte ja schon, dass sowas kommt. Sowas nennt man ein geflügeltes Wort.

    @Newman: Ja, auch das ahnte ich schon immer.

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  • newman
    antwortet
    Alle identifizieren sich mit Sophie und Christoph Scholl, aber eben keiner mit dem Staatsanwalt Mohr, der sie an den Galgen brachte.
    Also mir würden da schon ein paar Leute einfallen, die sich eher mit ihm identifizieren würden

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  • Ltd. Commander Data
    antwortet
    Zitat von endar Beitrag anzeigen
    Alle identifizieren sich mit Sophie und Christoph Scholl, aber eben keiner mit dem Staatsanwalt Mohr, der sie an den Galgen brachte.
    bzw. Guillotine

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  • blueflash
    antwortet
    Zitat von Sandswind
    Ich habe manchmal den Eindruck, dass genau das mit dem Gedenken suggeriert werden soll, Stauffenberg sozusagen (meinetwegen psychologisch verständlich) für die Gewissensberuhigung vereinnahmt wird: Seht her, "wir" haben eben doch Widerstand geleistet. So war es aber nicht.
    Natürlich dienen die Widerständler als positive Identifikationsfigur aber mehr im Sinne eines "so kann man es machen". Und da ist eben ein Uniformträger sehr gern gesehen, weil man schließlich lieber vertrauen in seinen Staat haben möchte.

    Zitat von endar
    Und selbstverständlich ist das deutsche Volk bzw. die damalige Gesellschaft am NS-Regime schuld bzw. trägt die Verantwortung dafür. Wer denn sonst?
    Wie wäre es mit einzelnen Personen? Natürlich findet man in der breiten Masse eine überwiegende Mehrzahl von Unterstützern, Mitläufern usw. Da hat jeder eine individuelle Schuld zu tragen. Aber eine kollektive Schuld? Wo gibts denn sowas? Das Deutsche Volk hat schließlich nix gemacht. Günther Grass zum Beispiel hat sich sicher schuldig gemacht, aber nur seiner SS Mitgliedschaft wegen kann man ihm doch nicht das Malmedy Massaker anlasten, das meine ich. Genausowenig kann Stauffenberg eben die "Ehre" der Wehrmacht retten.

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