Der 20.7. und der Widerstand um Stauffenberg - SciFi-Forum

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Der 20.7. und der Widerstand um Stauffenberg

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  • LuckyGuy
    antwortet
    Aber man kann nicht aufgrund (noch dazu auf Annahmen und Vereinfachungen basierender) ideologischer Differenzen mit historischen Personen ihnen die Leistung absprechen und eine stärkere Beachtung anderer anmahnen, das passt nicht zusammen.
    Es gibt eben Leute, für die kann kein Wehrmachtsoffizier, der nicht spätestens 1935 wegen Befehlsverweigerung standesrechtlich hingerichtet wurde, ein Held sein. Denn dann hat er zunächst ja mitgemacht...

    Und was bestimmte Leute hier unter "demokratischen" Widerstand verstehen... Naja. Per defintionem kann eben kein Widerstand "demokratisch" sein, der nicht auch sozialistischen Hintergrund hatte, weil nur Sozialismus auch demokratisch ist (Alles andere ist nur Diktatur der Besitzenden).

    Jedenfalls kann ich die Kritik, dass Stauffenberg zunächst eine Militärherrschaft errichten wollte, nicht nachvollziehen.
    Was hätte er denn machen sollen? Am 1. Mai mit einer roten Fahne über den Dorfplatz ziehen und Demokratie fordern? Dann wäre er erst recht kein Held gewesen, sondern grenzdebil. Die Nazis wären auch ohne Hitler noch sehr stark gewesen und hätten einen starken Gegenpart benötigt.

    In der damaligen Situation war eine Miltärdiktatur die einzige Alternative - und sie wurde ja auch konsequent eingeführt: Von den Briten, den Franzosen, den Amerikanern und den Russen.

    Alles andere hätte in der ersten Zeit doch gar nicht funktioniert.

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  • max
    antwortet
    Zitat von blueflash
    Lesen hilft: Stauffenberg war ein Held, weil er sein Leben für andere aufopfern wollte.
    Das reicht dir, um ihn als Held zu betrachten? Ich hatte ja oben für Valdorian schon ein entsprechendes Beispiel gebracht um zu zeigen, dass dies alleine eben keine Begründung ist.

    Ich sehe nicht, dass man aus Stauffenberg irgendetwas positives in Bezug auf Geschichte lernen könnte. Der Typ hat ja eben nie mit seinen autoritären Ideen gebrochen und wollte eben immer noch eine autoritäre, rechte Gesellschaft. Man könnte zwar sagen, dass eine Gesellschaft à la Kaiserreich besser als Faschismus ist, also eine typische "kleinere Übel"-Argumentation bringen. Aber es bleibt nun mal ein Übel.

    Es ist meiner Meinung entweder entlarvend oder seltsam, wenn so jemand hochgehalten wird. In Bezug auf die politische Vergangenheit der heutigen konservativen Parteien ist es natürlich entlarvend - da ihre Vorläufer (sowohl die Organisationen, als auch die Mitglieder) überwiegend damals zu den verantwortlichen Tätern gehörten - und man nur wenige Ausnahmen wie eben Stauffenberg finden kann, die aktiv Widerstand geleistet haben. D.h. aus Mangel an demokratischen Widerstandskämpfern des eigenen Lagers wird dann ein Antidemokrat wie Stauffenberg gefeiert.

    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Was Knopp angeht, er hatte da nur gesagt, dass es der aktuelle Stand der Forschung sei, dass das Motiv eben nicht nur der schlechte Kriegsverlauf, sondern auch die Empörung über Kriegsverbrechen waren.
    Wo ist der Hinweis, dass dies bei Stauffenberg selbst entscheidend war? Die schlimmsten Kriegsverbrechen hat die Wehrmacht in der Anfangsphase des Überfalls auf Russland begangen. Schon 1939 in Polen und ab 1941 in Jugoslawien hat die Wehrmacht Kriegsverbrechen begangen. Wo ist der Hinweis, dass Stauffenberg darauf reagiert hat?

    Ich zuvor etwas gesucht, aber in Bezug auf den Zeitpunkt, zu dem Stauffenberg im Widerstand aktiv wurde, gab es nirgends klare Angaben. Sicher ist, dass er z.B. den Blitzkrieg gegen Frankreich bejubelte, sehr wahrscheinlich ist, dass er erst irgendwann 1943 aktiv wurde. Als eben die Niederlage schon deutlich war.

    Knopp ist da keine Quelle - und in endars verlinkten Beiträgen habe ich direkt dazu auch nichts gefunden.

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  • blueflash
    antwortet
    Zitat von max
    Da fehlt jede Form von Begründung
    Lesen hilft: Stauffenberg war ein Held, weil er sein Leben für andere aufopfern wollte. Er wollte nicht nur die Bombe platzieren, sondern eben auch selber schießen. Das macht einen Helden aus.

    Zitat von KennerderEpisoden
    Wieso muss man überhaupt auf Teufel komm raus nach heldenhaften Widerständlern suchen?
    Muss man ja nicht. Aber man kann nicht aufgrund (noch dazu auf Annahmen und Vereinfachungen basierender) ideologischer Differenzen mit historischen Personen ihnen die Leistung absprechen und eine stärkere Beachtung anderer anmahnen, das passt nicht zusammen.

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  • Valdorian
    antwortet
    Zitat von endar
    Dazu gehörten zweifelsohne die Wiedereinführung rechtsstaatlicher Standards, die Auflösung der Konzentrationslager und die Beachtung "ritterlicher" Standards in der Kriegsführung.
    Das war ja genau das, was ich oben gesagt hatte.

    Was Knopp angeht, er hatte da nur gesagt, dass es der aktuelle Stand der Forschung sei, dass das Motiv eben nicht nur der schlechte Kriegsverlauf, sondern auch die Empörung über Kriegsverbrechen waren. Um zu sagen, was der aktuelle Stand der Forschung ist, muss man ja nur in die aktuelle Literatur schauen und keine eigenen Forschungen betreiben. Zumindest hatte ich ihn in der Sendung so verstanden, dass er einfach nur den Standpunkt der meisten Historiker zusammen fasst und sich nicht etwa auf eigene Forschungen beruft. Aber das ist mal eine gute Gelegenheit, um mich weiterzubilden, so dass ich mir mal ein bisschen aktuelle Literatur zu dem Thema besorgen werden (nicht von Knopp )

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  • endar
    antwortet
    Zitat von Valdorian Beitrag anzeigen
    Doch, tut es. Dass ist heute aktueller Stand der Forschung, zumindest wenn man auf Guido Knopp vertraut. Ich kenne mich da nicht so aus, sehe aber auch keinen Grund, warum Knopp vor Millionen Zuschauern dreist lügen sollte. Vielleicht kann jemand wie Endar mehr dazu sagen.
    LOL. Guido Knopp und Stand der Forschung. Knopps Dokus hängen der Forschung rund 20 Jahre hinterher. Außerdem betreibt er keine Dokumentationen, sondern suggestive "Staatsbürgerkunde". Die Rolle der Wehrmacht wird in der Knoppschen Schmiede grundsätzlich schöngefärbt. So wurde z.B. in der Reihe "SS" die Verstrickung der Reichswehr in die Morde vom 30.6.1934 dreisterweise einfach unterschlagen.
    Insgesamt muss man bei den "Verschwörern" des 20. Juli eine ganze Reihe von Motiven zugrundelegen, die je nach Beteiligtem anders aussehen. Ich meine, dass die Vorstellungen für die Zeit nach dem geglückten Attentat eher vage waren. Dazu gehörten zweifelsohne die Wiedereinführung rechtsstaatlicher Standards, die Auflösung der Konzentrationslager und die Beachtung "ritterlicher" Standards in der Kriegsführung.

    Bevor ich mich aber wiederhole...

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  • Valdorian
    antwortet
    Zitat von Mr. Viola
    Ach so, habe ich gar nicht gewusst dass es erst ab 1944 Kriegsverbrechen gab. Anscheinend sah er es nicht nötig gegen Hitler vorzugehen, als die deutschen Armeen durch Polen und die Sowjetunion marschierten. Aber durch die ganzen Paraden für die Siege des Führers hat STauffenberg wohl übersehen, was da in den besetzten Gebieten vorging.
    Am Anfang war Stauffenberg halt ein Anhänger Hitlers, er hatte krude Ideen, keine Frage, aber er hat erkannt, dass seine Ansichten falsch waren und mutige Schritte unternommen, um diese Fehler zu korrigieren. Nur wenige Menschen sind jemals bereit, überhaupt zuzugeben, Fehler gemacht zu haben. Auch das macht ihn in meinen Augen zu einem Helden.

    Zitat von Mr. Viola
    Und einen Rechtsstaat nach Wünschen eines Militaristen, toll das deutsche Kaiserreich war ja so wunderbar.
    Nö, war es nicht. Aber es war nun mal kein Staat wie das NS-Verbrecherregime.

    Zitat von Mr. Viola
    Um ein Land, dass Militaristen und Kriegsverbrecher als Helden stiliert, muss es ja wirklich schlecht stehen.
    Um ein Land, dass sich nicht mal traut, einen Mann einen Helden zu nennen, der sein Leben gegeben hat, um das schlimmste Terroregime der Geschichte der Menschheit zu stürzen, ebenfalls. Außerdem hätte ich von dir gerne eine Quelle, aus der hervorgeht, dass Stauffenberg ein Kriegsverbrecher war.

    Zitat von max
    Das stimmt ja eben alles nicht.
    Doch, tut es. Dass ist heute aktueller Stand der Forschung, zumindest wenn man auf Guido Knopp vertraut. Ich kenne mich da nicht so aus, sehe aber auch keinen Grund, warum Knopp vor Millionen Zuschauern dreist lügen sollte. Vielleicht kann jemand wie Endar mehr dazu sagen.

    Zitat von max
    Nee, schliesslich hat Stauffenberg Hitler lange unterstützt und danach hat er auf einen Militärputsch gesetzt. So handeln sollte also niemand.
    Er hat seinen Fehler erkannt und versucht, ihn wiedergutzumachen um Millionen Leben zu retten. Jeder sollte so handeln.

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  • LuckyGuy
    antwortet
    Eben!

    Für den methodistischen Farmer im mittleren Westen ist George W. Bush ein Held - für den fundamentalisitschen Immam im Nahen Osten hingegen Osama Bin Laden.

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  • Ltd. Commander Data
    antwortet
    Vorallem Dingen ist so etwas wie ein Held doch nicht allgemeingültig sondern subjektiv.
    Für max ist er vielleicht kein Held, weil das n rechter war.
    Für irgendjemand konservativen schon, etc.

    Ist ja genauso wie "Vorbild". Jeder hat unterschiedliche Vorbilder.

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  • newman
    antwortet
    "Unglücklich das Land, das Helden nötig hat". Da steckt einiges an Wahrheit drin.
    Ja das stimmt.
    Mal ganz davon abgesehen, dass es keine Helden gibt. Es gibt Menschen, die handeln, aus unterschiedlichen Motiven heraus.
    Aber Helden oder Heilige sind etwas für Märchen oder Religionen.

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  • KennerderEpisoden
    antwortet
    Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
    Welche heldenhaften Widerständler bleiben denn dann noch?
    Wieso muss man überhaupt auf Teufel komm raus nach heldenhaften Widerständlern suchen?
    Am Ende von dem von max verlinkten taz-Artikel steht ein schönes Brecht-Zitat: "Unglücklich das Land, das Helden nötig hat". Da steckt einiges an Wahrheit drin.

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  • Pyromancer
    antwortet
    Zitat von max Beitrag anzeigen
    Warum ist er den ein Held?
    "Jedes Land hat die Helden, die es verdient. In Deutschland ist Michael Schumacher ein Held, weil er schnell um die Kurven fährt und keine Steuern zahlt."

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  • max
    antwortet
    Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
    Der Mann war ein Held.
    Da fehlt jede Form von Begründung

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  • blueflash
    antwortet
    Es ist doch völlig wurscht, was man an Anfeindungen aus ideologischen Gründen gegen Stauffenberg hervorbringt. Der Mann war ein Held. Er wollte Hitler ja am liebsten einfach erschießen, anstatt diesen Quatsch mit der Bombe zu versuchen, man ließ ihn aber nicht.

    Und wenn es danach gehen sollte: Der ganze KPD Widerstand hat ja nur Stalins Terroregime geholfen und war keineswegs demokratisch. Welche heldenhaften Widerständler bleiben denn dann noch?

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  • Mortok
    antwortet
    Trotzdem braucht es zeit solch einen Riskanten Plan zu verfassen und der richtige augenblick muss auch abgewartet werden!! Icg empfehle operation Walküre das Stauffenbergattentat, ist ein guter Film!! Viel politischer hintergrund wird meiner meinung nach zwar nicht angesprochen aber der Film ist doch sehr interessant

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  • Cu Chulainn
    antwortet
    Zitat von Mortok Beitrag anzeigen
    Natürlich hielt er es für nötig, aber es brauchte damals ja auch Zeit sich Leute ins Boot zu hohlen!! Niemand hat sich ja getraut aktiv gegen Hitler zu wirken!
    Um das mal klarzustellen: Stauffenberg war niemals der Führer des Widerstands oder hat diesen Aufgebaut.

    Was oft übersehen wird, ist dass es mit Oster und weiteren bereits 1938 Bestrebungen im Militär gab Hitler zu töten. Diese Leute waren sicherlich auch keine Demokraten, aber erkannten die Gefahr durch das NS Regime für den Frieden in Europa.

    Hans Oster ? Wikipedia

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