Oh, ein unabhängiger Palästinenserstaat ist also nur dann möglich, wenn die Nachbarn ruhig, stabil und demokratisch sind, also dann, wenn die Hölle gefriert? Haha, der Witz war gut. Weißt du was? Selbst, wenn morgen das Paradies in allen Nachbarländern entstehen würde, alle Waffen in Palästina zerstört und sämtliche noch so unhaltbaren Bedingungen von der Autonomiebehörde akzeptiert würden, würde es keinen eigenen Palästinenserstaat geben. Dessen Existenz wird von Israel nämlich nicht verweigert, weil sonst seine Sicherheit gefährdet wäre, sondern schlicht und einfach, weil das Westjordanland für Israel eine Kolonie ist, die es zur eigenen Bereicherung ausbeutet, dessen beste Gebiete es mit Siedlern kolonialisiert und dessen einheimische Bevölkerung es in Reservate pfercht.
Die von dir als harmlos eingeschätze Fatah ist das nämlich ganz und gar nicht.
Sagen dir die Al Aqsa Brigaden was?
Das war eine terroristische Gruppe die während der 2. Intifada auf der Bildfläche auftauchte und durch besonders mörderische und extrem brutale Anschläge "glänzte".
Das waren führende Fatah-Millizionäre aus dem Sicherheitsdienst der Autonomiebehörde, der naiverweise durch amerikanisches Geld finanziert wird.
Diese Selbstmordattentärer waren im Auftrag Arafats unterwegs.
Männer wie Abbas sind aus Pragmatismus verbal einigermaßen zurückhaltend, aber über ihre weltpolitische Positionierung sollte man sich keine falschen Illusionen machen.
Die Hamas auf der anderen Seite ist keine originär palästinenische Organisation die der Fatah in der Westbank mal eben so unterliegt und dann dauerhaft weg vom Fenster ist.
Zumal es ja NICHT so ist wie du es hier darstellst, dass beide Organisationen sich hier und heute Spinne Feind wären - vielmehr bilden sie heute in den Palästinensergebieten eine sogenannte "Regierung der Nationalen Einheit."
Die Hamas ist eine Terrororganisation die die palästinensische Sache "okkupiert" hat um sie in den Dienst ihrer von ISIS nicht so unendlich verschiedenen Ziele einer islamfaschistischen Diktatur im ganzen Nahen Osten zu stellen.
Die Hamas Organisation ist ein militärischer Arm der Muslimbruderschaft, einer radikalislamischen, antiwestlichen politischen Kraft mit riesigem ideologischen und materiellem Einfluss in der islamischen Welt.
In Ägypten haben diese Leute vor nicht so langer Zeit kurzzeitig die Regierung gestellt, bevor das Militär gegen sie geputscht hat um Ägypten vor dem Versinken im Islamfaschismus zu bewahren.
Hamas hat sehr große Reserven in der Hinterhand und die besten Geheimdienste der Welt haben sich an dieser dezentralen Organisation seit über 20 Jahren die Zähne ausgebissen.
Während die ehemals einigermaßen säkularen Nachbarländer in Terror und islamistischer Barbarei versinken einen Staat der Zankapfel dieser beiden oben dargestellten Gruppen sein wird vor den Toren Israels in die Unabhängigkeit zu entlassen ist Irrsinn.
Es steht fest was passieren wird: das was passiert ist nachdem man sich 2005 einseitig aus Gaza zurückgezogen hat in einer weitaus bedrohlicheren Größenordnung!
Wenn man so einen Palästinenserstaat in der Westbank dann doch schaffen will, dann sind diese von mir aufgezählten Bedingungen zu denen du sagst "Ja, und wenn die Hölle zufriert ..." das Mindestmaß was gegeben sein muss, damit sich die Sache für Israel nicht als staatsgefährdender Bumerang und damit für die ganze westliche Welt als schmerzliche Niederlage erweist.
Menschen und Bewegungen die auch nur im Entferntesten mit Terrorismus und Islamismus sympathisieren müssen auf der ganzen Welt von sämtlichen politischen Schalthebeln entfernt und nicht etwa dort eingesetzt werden.
Auf der anderen Seite (Achtung, jetzt wirds wieder interessanter für dich): verurteile ich manche Praktiken der Siedlerbewegung wie auch der israelischen Sicherheitskräfte scharf.
Wenn ich sage, ich achte jedes Volk und jeden Menschen, dann ist das keine Worthülse die für Muslime oder Palästinenser im speziellen nicht gelten würde.
Das derzeitige Besatzungsregime ist das kleinere Übel im Vergleich zu einer Unabhängigkeit unter islamistischen Vorzeichen, aber es ist weit davon entfernt gut zu sein wie es ist, weil es keinen Friedensprozess auf Gegenseitigkeit sondern eine Friedenssicherung durch ständige Gewaltanwendung darstellt.
Die palästinensischen Araber stecken dort im Moment in einer Hölle fest, eingekeilt zwischen teilweise durchaus vorhandenem israelischem Chauvinismus und ihrer eigenen furchtbaren Interpretation des Islam.
Wo würde ich eine Lösung sehen?
Z.b. darin auf Prozesse einer gutnachbarlichen Verständigung zwischen jüdischen und arabischen Bewohnern von Judäa und Samaria (= heutige Westbank) hinzuwirken, verbunden mit umfassenden wirtschaftlichen Entwicklungsprogrammen.
Am Ende könnten palästinensische Araber Schritt für Schritt die israelische Staatsbürgerschaft erhalten.
Aber bis dahin muss noch viel passieren - vor allem in den Köpfen - und viele engagierte Menschen müssen Brücken zwischen den Völkern bauen.
Das ist jedoch eine aus meiner Sicht sinnvolle Perspektive für einen Friedensprozess, die den Palästinensern in der Westbank den Anschluss an das hohe Lebens- und Kulturniveau Israels und nicht an die derzeitige unheilvolle Transformation der islamischen Welt ermöglichen würde.
Ich kann an dieser Stelle nur noch mal Werbung für das Buch von Mosab Hassan Yousef "Son of Hamas" machen.
Das ist erhellend in diesen Zusammenhängen.
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