Zitat von burpie
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Der Text hinter dem ersten Link dreht sich um die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland ganz allgemein. Das Thema Migration wird mit drei Sätzen abgehandelt: "Der ebenfalls gewachsene Anteil von Migrantinnen sei ein weiterer Grund. Im Ausland geborene Frauen hätten im Durchschnitt mehr Kinder. Dies gelte insbesondere für Frauen aus mehrheitlich muslimischen Ländern wie etwa der Türkei oder den arabischen Staaten." Trotz der komplexen Materie wird das da einfach mal so hingeklatscht, ohne Quellen, ohne weitere Aufschlüsselung der Daten, Diagrammen oder was auch immer. Da wundert es auch nicht, dass die zentrale Aussage schlichtweg falsch ist. Dazu siehe den fowid-Text mit seinen detailierten Tabellen, Diagrammen und Quellenangaben, dort insbesondere Abschnitt Nr.5 ("Die Situation in Deutschland und Österreich"):
- Da in Österreich bei der Geburt auch die Religionszugehörigkeiten der Eltern abgefragt werden, liegen dort recht genaue Daten vor. Im fowid-Text heißt es: "Die Fertilitätsrate [von Muslima aus der Türkei] ist seit 1992 kontinuierlich von 2,3 Kindern pro Frau auf 1,9 im Jahr 2015 gesunken. Mehr als zwei Kinder sind auch bei den eingebürgerten Türkinnen nur noch selten. Während sie 1980 noch ca. 4 Kinder bekamen, ist die Rate in Österreich auf unter 2 gesunken."
- Für Deutschland liegen Daten von den Mikrozensus-Befragungen vor. "Im Mikrozensus 2012 mit Daten zur weiblichen Bevölkerung in Deutschland, nach Migrationsstatus und Anzahl der geborenen Kinder, zeigt sich der Rückgang der Geburtenrate von türkischstämmigen Müttern in drei ‚Generationen‘. Die Daten der ‚Generationen‘ verringern sich von 3,33 auf 2,39 und 0,67 mit einem Gesamtdurchschnitt der Fertilitätsrate von 1,73. (...) Im Mikrozensus 2016, also vier Jahre später, zeigt sich die weitere Verringerung der Gesamtfertilitätsrate von 1,73 auf 1,67."
Der Text hinter dem zweiten Link beschreibt im wesentlichen allgemeine Integrationsprobleme und -kosten. Als Aufhänger für die Story werden Geburtenzahlen verwendet und im ersten Absatz abgehandelt. Dabei heisst es, dass "jedes fünfte Neugeborene eine ausländische Mutter [habe] – so viele wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik". Das ist so auch richtig, bedeutet aber keineswegs, dass die Zahl der Kinder PRO ausländischer Mutter größer sei oder würde. Stattdessen ist es schlicht eine logische Folge, wenn die Gesamtzahl von Frauen mit Migrationshintergrund ansteigt. Nur wird das im Artikel so nicht erwähnt. Dass das in der Überschrift auch noch als "Babyboom in Deutschland bei ausländischen Müttern" dargestellt wird, ist Clickbait vom Feinsten, denn der gesamte weitere Artikel dreht sich um Integration und deren Kosten.
Ich darf allgemein nochmal daran erinnern, dass es ursprünglich um die Behauptung ging, dass Frauen mit Migrationshintergrund, insbesonderes Muslime, höhere Geburtsraten hätten. Diese Behauptung ist falsch.
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