ISIS - Islamischer Staat in Irak und (Groß-)Syrien - SciFi-Forum

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    Ein Gast antwortete
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Rein rechtlich bräuchte man zum Vorgehen gegen eine Terrorgruppe, die von fremden Staatsgebiet aus operiert, die Genehmigung eben dieses Staates. Wenn man das Gebiet als Staat sieht, braucht man nur noch eine Überfluggenehmigung von den Nachbarstaaten. Hat eben alles so seine Vorteile. Aber - es wundert mich, daß ihr hier nicht auf einen viel wichtigeren Satz von dir eingeht:
    Und wie soll das völkerrechtlich funktionieren, dass man anderen Staaten (Irak, Syrien) riesige Teile ihres Staatsgebiets mal eben aberkennt und zu "IS" erklärt?


    Zitat von The Martian Beitrag anzeigen
    Außerdem kann man auf eingespielte Schmuggler-Netzwerke zurückgreifen, die noch unter Saddam entstanden sind, als das "Oil for Food Program" umgangen werden musste.
    Die komplette Führungsspitze des IS rekrutiert sich doch aus ehemaligen Saddam-Getreuen. Tolles Beispiel für die totale Sinnlosigkeit ständiger rein militärischer Interventionen, die nur darauf abzielen, den bösen Mann mit dem Schnauzer wegzumachen ohne irgendein Konzept zu haben, wie es langfristig weitergehen soll.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von Noir Beitrag anzeigen
    Ich bin kein militärischer Stratege, aber wieso klappt es nicht, die Nachschublinien des IS (und nein - ich werde nicht ISIS schreiben und damit die nette ägyptische Göttin beleidigen) trocken zu legen? Irgendwie müssen die ja an Lebensmittel, Waffen, Fahrzeuge etc kommen, bzw Geld und Güter (z.B. Öl und Kunstgegenstände) ins Ausland transportieren. Mit einem Überwachungssateliten muss man doch derartige Bewegungen feststellen und die dann unterbinden können - oder bin ich da zu blauäugig?
    Der IS kontrolliert eben ein riesiges Gebiet mit ~10 Millionen Einwohnern, da gibt es also ziemlich viel wirtschaftliche Aktivität und das alles zu trennen ist dann natürlich kaum möglich. Von der Versorgung mit Nahrung usw. kann man die Gebiete sowieso nicht abschneiden, wenn die Leute da nicht millionenfach verhungern sollen. Außerdem kann man auf eingespielte Schmuggler-Netzwerke zurückgreifen, die noch unter Saddam entstanden sind, als das "Oil for Food Program" umgangen werden musste.

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  • Noir
    antwortet
    Zitat von V-o-l-k-e-r Beitrag anzeigen
    Aber ich seh schon, ich bin anscheinend nicht der einzige der da momentan etwas ratlos ist was das richtige Vorgehen wäre.
    Ich bin kein militärischer Stratege, aber wieso klappt es nicht, die Nachschublinien des IS (und nein - ich werde nicht ISIS schreiben und damit die nette ägyptische Göttin beleidigen) trocken zu legen? Irgendwie müssen die ja an Lebensmittel, Waffen, Fahrzeuge etc kommen, bzw Geld und Güter (z.B. Öl und Kunstgegenstände) ins Ausland transportieren. Mit einem Überwachungssateliten muss man doch derartige Bewegungen feststellen und die dann unterbinden können - oder bin ich da zu blauäugig?

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  • xanrof
    antwortet
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    ...Bürgerrechte ausgehöhlt und durchlöchert, Bürgerrechte verletzt und Geheimdienste wie Polizei mit Befugnissen ausgestattet, die weit in das Privatleben der Bürger hineinreichen. Das hat dem Terror in Paris nicht wirklich irgendwas entgegengesetzt, und gelernt hat der Westen daraus gar nichts. Es braucht neue Methoden, keine weitere Verschärfung bei den schon eingeschlagenen Irrwegen.
    Frankreich will übrigens den Ausnahmezustand (= u.a. ausgesprochene Hausarreste, Wohnungsdurchsuchungen, ..., jeweils ohne Richterbeschluß, u.v.m.) auf 3 Monate verlängern.

    Bald dürfte aber der Punkt erreicht sein, an dem die Vertretbarkeit des Ausnahmezustandes fraglich werden wird. Doch wenn der Ausnahmezustand zum (gefühlten) Dauerzustand wird, was kommt danach?

    Zitat von V-o-l-k-e-r Beitrag anzeigen
    Schon das Wort Krieg wird vermieden, wenn es um das Thema Unterstützung geht wird gleich darauf verwiesen dass es ja abseits vom militärischen vielfältige Möglichkeiten gäbe, usw.
    Einfach nur peinlich, zögerlich, aber passt zu den meisten Deutschen: Waschlappen!
    Nun, was ich eher peinlich finde, sind Reflexdenker, die Angesichts einer solchen Situation gleich hirnlos in den Kampfmodus schalten. Damit ist keinem geholfen.


    EDIT:
    Nur, um das zu präzisieren: Ich plädiere keineswegs für Untätigkeit oder nur wieder eine neue Runde politischer Gespräche, die vielleicht nichts nutzen. Diese und andere Straftaten der letzten Zeit (Sinai-Absturz, ...) haben gezeigt, dass endlich "erfolgsorientiert" und nicht nur kosmetisch gehandelt werden muss.

    Auch die Paris-Anschläge haben mich besonders berührt, nicht nur weil meine Frau und ich 5 Jahre in F gelebt haben, sondern auch, weil mehrere Bekannte (ehemalige Kollegen, die Tochter von früheren Chef) direkt betroffen waren. Die haben sich mehrere Stunden in einem Cafe verbarrikadiert (runtergelassene Fensterläden, saßen unter den Tischen), während 50 Meter entfernt geschossen wurde. Über Facebook und Chat haben wir und viele andere das unmittelbar mitbekommen.
    Das war eine beschissen-aufregende Nacht, und ja, ich bin scheisse sauer auf diese Deppen.
    Ich habe aber auch genug Gehirnschmalz, um zu wissen, dass blinder Aktionismus (auf die Schnelle hier und da ein paar Bömbchen abgeworfen) nichts bringt.

    Ja, militärische Aktionen sind notwendig, aber bitte mit weltweiter Einigkeit und nicht blind losgeballert, um die Rachegefühle zu befriedigen. Franzosen und Russen, andere Europäer (inklusive Dtl), Amerikaner, vielleicht sogar Chinesen und weitere. Mit Unterstützung der UN. Die Weltgemeinschaft muss reagieren.

    Dazu aber bitte massive Hilfsaktionen für Flüchtlinge vor Ort. Verpflegung, Unterkünfte, Ärzte. Zeigen wir den Menschen dort vor Ort, insbesondere den Kindern, dass der "Westen" nicht der Feind der Muslime ist.
    Nehmen wir (Europa!) noch mehr Flüchtlinge auf. Ja, noch mehr, denn wir können das. Bilden wir ihre Kinder aus - ohne den Islam als Ganzes schlecht zu reden. Was anfangs viel kosten wird, wird sich am Ende rentieren. WIR müssen den Menschen dort eine Zukunft geben. Alles andere wäre ein ewiger, zermürbender Kampf gegen viele Einzeltäter und mit vielen Opfern - definitiv die teurere Lösung, in jeglicher Hinsicht.

    Junge Flüchtlinge von heute sind die Multiplikatoren von morgen! Egal, ob sie später mal in Europa bleiben und endgültig hier sesshaft werden oder ob sie wieder zurückgehen, um beim Wiederaufbau zu helfen. Die Gesamtheit der Flüchtlinge, denen wir (Europa, andere Länder) eine Zukunft geben, ist der Schlüsselfaktor, um den Fanatismus in den Köpfen auszumerzen und die Kosten der Kriege in der Zukunft zu reduzieren.

    Das sind die Dimensionen, die man berücksichtigen muss. Alles andere wäre kurzsichtig und nicht erfolgsversprechend.

    Zuviel Idealismus? Denk ich nicht.
    Zuletzt geändert von xanrof; 17.11.2015, 19:35.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von spidy1980 Beitrag anzeigen
    Luftangriffe sind nicht realisierbar, denke ich mal. Man darf nicht den desolaten Zustand vergessen in dem sich die Technik der Bundeswehr bekanntlich befindet zur Zeit.
    Alter Pessimist! Ca. 10% der Eurofighter sind ja voll funktionstüchtig. Das sind doch eh schon ganze 10 Flugzeuge

    Ist halt noch die Frage ob es was bringt, denn momentan engagieren sich ja eh schon etliche Länder mit Luftangriffen.

    Die Peshmerga werden bereits seit über einem Jahr von uns unterstützt und geschult. Bei den Irakern ist das in der Art nicht notwendig. Die haben gute Ausrüstung und Schulungen von den Amis bekommen. Nützt nur alles nix weil die Kampfmoral praktisch nicht existent ist.
    Da hab ich erst vor einigen Wochen gelesen dass die US-Amerikaner diese Schulungseinsätze jetzt zurückfahren da es wohl so gut wie gar nichts gebracht hat.

    Ein Flugzeugträger ist recht autark und braucht eher keine Versorgungsschiffe. Eine Eskorte wird auch kaum nötig sein, denn der IS hat weder Flugzeuge noch Schiffe um dem Träger gefährlich zu werden. Das wäre also bestenfalls eine symbolische Geste.
    Das stimmt jetzt aber nicht. Ein Flugzeugträger ist doch immer als Kampfgruppe unterwegs, mit Fregatten und auch Versorgungsschiffen. Kann man z.B. hier nachlesen:


    Das mit der symbolischen Geste ist sicherlich richtig und da der Flugzeugträger schon entsandt wurde, ist sicherlich bereits alles an Begleitschiffen dabei was die Charles de Gaulle benötigt. D.h. da hätte man früher tätig werden sollen.

    Aber ich seh schon, ich bin anscheinend nicht der einzige der da momentan etwas ratlos ist was das richtige Vorgehen wäre.

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  • spidy1980
    antwortet
    Zitat von V-o-l-k-e-r Beitrag anzeigen

    Möglichkeiten gibt's ja einige:
    - Luftangriffe
    - bei der Ausbildung z.B. von irakischer/syrischer Armee oder den Peschmerga-Truppen unterstützen
    - Frankreich entsendet ja gerade seinen Flugzeugträger in die Region, auch da könnte Deutschland unterstützen indem es Fregatten/Versorgungsschiffe oder ähnliches zur Verfügung stellt
    Luftangriffe sind nicht realisierbar, denke ich mal. Man darf nicht den desolaten Zustand vergessen in dem sich die Technik der Bundeswehr bekanntlich befindet zur Zeit.
    Die Peshmerga werden bereits seit über einem Jahr von uns unterstützt und geschult. Bei den Irakern ist das in der Art nicht notwendig. Die haben gute Ausrüstung und Schulungen von den Amis bekommen. Nützt nur alles nix weil die Kampfmoral praktisch nicht existent ist.
    Ein Flugzeugträger ist recht autark und braucht eher keine Versorgungsschiffe. Eine Eskorte wird auch kaum nötig sein, denn der IS hat weder Flugzeuge noch Schiffe um dem Träger gefährlich zu werden. Das wäre also bestenfalls eine symbolische Geste.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Rein rechtlich bräuchte man zum Vorgehen gegen eine Terrorgruppe, die von fremden Staatsgebiet aus operiert, die Genehmigung eben dieses Staates. Wenn man das Gebiet als Staat sieht, braucht man nur noch eine Überfluggenehmigung von den Nachbarstaaten.
    Nicht zwangsläufig. Die rechtliche Basis für die westlichen Luftangriffe in Syrien ist aktuell das Selbstverteidigungsrecht des Iraks, dem man bei der Verteidigung gegen den IS hilft. Allerdings ist es umstritten, ob das Selbstverteidigungsrecht bei Angriffen von nichtstaatlichen Akteuren greift.

    IMHO ist diese Diskussion allerdings ein Stück weit akademisch, da aktuell weder der Irak noch Syrien als Staaten existieren. Und ob sich daran nochmal etwas ändert, darf man doch bzweifeln, selbst wenn man den IS irgendwann vernichtet hat. Die Sunniten sympathisieren mit dem IS ja nicht, weil sie so auf Selbstmordattentate stehen, sondern weil sie vorher von den Regierungen in Bagdad und Damskus unterdrückt wurden, weshlab es kaum eine friedliche Lösung geben wird, ohne dass diese Regierungen sich grundlegend verändern oder die Staaten irgendwann zerfallen. Und die Kurden werden ihre neu gewonnene Unabhängigkeit und eventuelle Gebietsgewinne natürlich auch nicht wieder abgeben wollen.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von Seether Beitrag anzeigen
    Derzeit steht unsere Regierung "an der Seite" Frankreichs, aber nicht wirklich hinter der Grande Nation. Wir reden, und tun nichts, und der IS und seine terroristische Ideologie fühlen sich in ihrer Verachtung nur bestärkt: Wir haben nicht mal die Eier in der Hose, für unsere Werte, so falsch sie aus deren Sicht auch sein mögen, in Kampf zu ziehen, wenn wir angegriffen werden.
    Mir geht's da ähnlich wie Dir, ich fand Frau von der Leyens Auftritt bei Günther Jauch furchtbar peinlich. Schon das Wort Krieg wird vermieden, wenn es um das Thema Unterstützung geht wird gleich darauf verwiesen dass es ja abseits vom militärischen vielfältige Möglichkeiten gäbe, usw.
    Einfach nur peinlich, zögerlich, aber passt zu den meisten Deutschen: Waschlappen!

    Und damit hab ich jetzt genug geschimpft, gehen wir zum Kern des Themas:

    Zitat von Seether
    Wir müssen substantiell werden und den IS endlich als das behandelt, was er ist: Ein Staat, der sich mit der NATO und unseren Werten im Krieg befindet.
    Und wie würde diese Behandlung Deiner Meinung nach aussehen? Ich glaube da hat ja niemand von uns so wirklich ein Patentrezept.

    Dass Bodentruppen der falsche Weg sind, daran besteht wohl kaum ein Zweifel. Das würde bloß in einem langen zermürbenden Guerillakrieg ausarten.

    Aber ja: Es muss was passieren und ein mächtiges Land wie Deutschland hat die Verpflichtung aktiv zu werden. Gerade jetzt wo Frankreich sogar offiziell die EU um militärischen Beistand gebeten hat:
    Bitte an EU um Beistand: Paris schmiedet an weltweiter Anti-IS-Koalition - n-tv.de

    Möglichkeiten gibt's ja einige:
    - Luftangriffe
    - bei der Ausbildung z.B. von irakischer/syrischer Armee oder den Peschmerga-Truppen unterstützen
    - Frankreich entsendet ja gerade seinen Flugzeugträger in die Region, auch da könnte Deutschland unterstützen indem es Fregatten/Versorgungsschiffe oder ähnliches zur Verfügung stellt

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von spidy1980 Beitrag anzeigen
    Ist mir völlig wurscht. Ich würde diese Mörderbande nie in ihren Zielen legitimieren indem ich ihren "Staat" anerkenne. Warum nicht? Weil die es wollen.

    Glücklicherweise muss man das auch nicht anerkennen, man kann sie auch so bombardieren.
    Rein rechtlich bräuchte man zum Vorgehen gegen eine Terrorgruppe, die von fremden Staatsgebiet aus operiert, die Genehmigung eben dieses Staates. Wenn man das Gebiet als Staat sieht, braucht man nur noch eine Überfluggenehmigung von den Nachbarstaaten. Hat eben alles so seine Vorteile. Aber - es wundert mich, daß ihr hier nicht auf einen viel wichtigeren Satz von dir eingeht:

    Zitat von spidy1980 Beitrag anzeigen
    ....Das Problem ist halt, dass man das alles schon nach 9/11 probiert hat. War nicht sonderlich effektiv, wie man sehen kann....
    Das ist das eigentliche Kernproblem. Im Zuge des "Kriegs gegen den Terror" wurden bereits ausgiebig in den Staaten der sogenannten westlichen, zivilisierten Welt Bürgerrechte ausgehöhlt und durchlöchert, Bürgerrechte verletzt und Geheimdienste wie Polizei mit Befugnissen ausgestattet, die weit in das Privatleben der Bürger hineinreichen. Das hat dem Terror in Paris nicht wirklich irgendwas entgegengesetzt, und gelernt hat der Westen daraus gar nichts. Es braucht neue Methoden, keine weitere Verschärfung bei den schon eingeschlagenen Irrwegen.

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  • spidy1980
    antwortet
    Zitat von Seether Beitrag anzeigen
    Wenn du das als "Besatzung" beschreiben willst, ist das in meinen Augen semantische Spielerei.
    Ist mir völlig wurscht. Ich würde diese Mörderbande nie in ihren Zielen legitimieren indem ich ihren "Staat" anerkenne. Warum nicht? Weil die es wollen.

    Glücklicherweise muss man das auch nicht anerkennen, man kann sie auch so bombardieren.

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  • xanrof
    antwortet
    Passende Worte: John Oliver über die Anschläge.

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  • Seether
    antwortet
    Zitat von spidy1980 Beitrag anzeigen
    Wer denn? Syrer oder Iraker könnens ja nicht sein, wie man schon an den Bezeichnungen sieht. Gewalttouristen aus dem Westen? Auch nicht, die haben europäische Pässe.
    Kann man ein paar Hochburgen und kontrollierte Straßen wirklich als Staatsgebiet bezeichnen?
    Imho handelt es sich bei ISIS eher um Besatzungen als einen Staat.
    Der IS kontrolliert u.a. Mossul, das seit über einem Jahr. Mossul hat über zwei Millionen Einwohner. Das sind nicht einfach nur "ein paar Menschen", über die der IS Recht spricht, ihr tägliches Leben bestimmt und die Verwaltung führt. Wenn in eben beispielsweise Mossul nicht mehr der Irak das Sagen hat, aber "Mossulaner" selber auch nicht, sondern eine Drittmacht, dann leben sie unter dieser Drittmacht.
    Der IS sieht sich selbst als Staat, er generiert sich in Mossul als Staat, eben indem er Gesetze macht und deren Vollstreckung betreibt. Terroristen, die irgendwas in die Luft sprengen wollen, wollen in der Regel nicht als Polizisten auftreten oder eine "funktionierende" Verwaltung betreiben.

    Wenn du das als "Besatzung" beschreiben willst, ist das in meinen Augen semantische Spielerei. Wie lange muss man wartet, bis aus einem besetzten Gebiet ein Teil eines anderen Staates wird? Es steht und fällt mit der Akzeptanz Dritter, ihre Terminologie zu verändern, aber an der faktichen Situation, dass diese Menschen unter einer *Regierung* leben, die eben nicht in Bagdad sitzt, sondern in Al Raqqa oder wie die Stadt in der Wüste heißt, ändert das nichts.
    Der IS bestimmt seit Jahren das Leben von mehreren Millionen Menschen. Liechtenstein hat keine 40.000 Einwohner und gilt als Staat.

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  • spidy1980
    antwortet
    Zitat von Seether Beitrag anzeigen
    Was mich bei der Berichterstattung über den IS mittlerweile aufregt, ist die Ambivalenz der Titulierung. Man redet nicht mehr von ISIS, sondern verkürzt nur noch vom "IS",[...]
    Also der Steinmeier hat erst heute wieder "ISIS" gesagt.
    Staatsvolk, gegeben.
    Wer denn? Syrer oder Iraker könnens ja nicht sein, wie man schon an den Bezeichnungen sieht. Gewalttouristen aus dem Westen? Auch nicht, die haben europäische Pässe.
    Staatsgebiet
    Kann man ein paar Hochburgen und kontrollierte Straßen wirklich als Staatsgebiet bezeichnen?
    Imho handelt es sich bei ISIS eher um Besatzungen als einen Staat.
    Sollte der IS hinter den Anschlägen in Paris stehen, handelt es sich endgültig um einen faktischen Angriff eines Drittstaates auf ein Mitglied der NATO.
    Ich nehme an du willst auf den Bündnisfall hinaus. Dafür brauchts aber gar keinen angreifenden Staat, der wurde schon für weniger ausgerufen, nämlich gegenüber Al Quaeda nach dem 11. September 2001.
    Derzeit steht unsere Regierung "an der Seite" Frankreichs, aber nicht wirklich hinter der Grande Nation. Wir reden, und tun nichts, und der IS und seine terroristische Ideologie fühlen sich in ihrer Verachtung nur bestärkt: Wir haben nicht mal die Eier in der Hose, für unsere Werte, so falsch sie aus deren Sicht auch sein mögen, in Kampf zu ziehen, wenn wir angegriffen werden.
    Das Problem ist halt, dass man das alles schon nach 9/11 probiert hat. War nicht sonderlich effektiv, wie man sehen kann.
    Ich finde aber, dass man hier die Entscheidung den Franzosen überlassen sollte. Bisher haben sie noch keinen Bündnisfall gefordert. Die aktuell verstärkten Bombardements halte ich auch für eine eher halbherzige Reaktion, vorallem da ISIS schon vor den Anschlägen ihre Kämpfer und sogar Teile der Bevölkerung aus den ISIS-Hotspots in Rakka evakuiert hatte.
    Wenn man wirklich militärisch was erreichen will reichen Luftschläge nicht. Da braucht es dann Bodentruppen und die wird Deutschland mit Sicherheit nicht stellen.
    Zudem muss man sich mit Putin einig werden. Derzeit möchte der Westen ja den Rebellen helfen, während Putin in Assad das geringere Übel sieht. Militärisch würde das ein "Clusterfuck" katastrophalen Ausmaßes.
    Den gestern beschlossenen Friedensplan finde ich da schon sinnvoller. Waffenstillstand (welcher nicht für die Terrormilizen gilt), Rebellen und Assad an den Verhandlungstisch, neue Verfassung ausarbeiten, von der UN überwachte Wahlen und gemeinsam gegen ISIS, Al Nusra und Co. Wichtig vorallem: Auch Putin hat dem Plan zugestimmt.
    Syrian Transition Plan Reached by U.S., Russia in Vienna - Bloomberg Business

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  • Seether
    antwortet
    Was mich bei der Berichterstattung über den IS mittlerweile aufregt, ist die Ambivalenz der Titulierung. Man redet nicht mehr von ISIS, sondern verkürzt nur noch vom "IS", was im Grunde eine Fortbewegung von einem Ziel hin zu einer Tatsache beschreibt, vermeidet aber gleichzeitig, den Islamischen Staat in der aktuellen Debatte um Terroranschläge auch als das zu bezeichnen, was er ist: Ein terroristisches Regime, aber eben genau das, ein Regime. Ein Staat. Der IS in Syrien und Irak erfüllt, sofern man mir im Politikunterricht nicht komplett Falsches beigebracht hat, alle Merkmale eines Staates: Staatsvolk, gegeben. Staatsgebiet und Staatsregierung ebenso. Dadurch, dass diese drei Merkmale zeitgleich auch seit mindestens letztem Jahr vorliegen, ist er auch zumindest nicht bloß vorübergehender Natur, sondern auf Dauer angelegt.
    Sollte der IS hinter den Anschlägen in Paris stehen, handelt es sich endgültig um einen faktischen Angriff eines Drittstaates auf ein Mitglied der NATO.
    Derzeit steht unsere Regierung "an der Seite" Frankreichs, aber nicht wirklich hinter der Grande Nation. Wir reden, und tun nichts, und der IS und seine terroristische Ideologie fühlen sich in ihrer Verachtung nur bestärkt: Wir haben nicht mal die Eier in der Hose, für unsere Werte, so falsch sie aus deren Sicht auch sein mögen, in Kampf zu ziehen, wenn wir angegriffen werden. Frankreich ist mit netten Worten und ein paar Waffenlieferungen an Kurden in Nordsyrien nicht geholfen. Wir müssen substantiell werden und den IS endlich als das behandelt, was er ist: Ein Staat, der sich mit der NATO und unseren Werten im Krieg befindet.

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  • Viola
    antwortet
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Ziemlich naive Sichtweise. Mit den Helfern verlässt meist auch das Geld wieder das Land. Die Helfer gehen oft nicht, weil das Projekt "fertig" wäre, sondern aus Angst ums eigene Leben - weil eben wieder ein Bürgerkrieg wegen Religion oder alten Stammesfehden ausgebrochen ist. Oder weil sich ein General zum Warlord erhebt und putscht.
    Hilfe zur Selbsthilfe ist schon per definitionem ein Projekt mit unfertigem Ende. Und wie schon gesagt, sprechen wir hier nicht von unmündigen Kindern. Meine Perspektive mag Dir ja naiv erscheinen, aber es ist die Perspektive einer schmerzhaften Erkenntnis: »Es gibt nur eine einzige Person, auf die Du zählen kannst – Dich selbst.«

    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Derartige rassistische Vorurteile hätte ich von dir gar nicht erwartet. Echte Hilfe zur Selbsthilfe wären eben faire Rohstoffpreise zu zahlen. Aber für den Europäer ist es einfacher, Edelsteine und Diamanten zu einem Spottpreis anzukaufen, pro Ladung (Bespiel!) 100 Millionen Gewinn zu machen und davon 10 Millionen in "Hilfsprojekte" fließen zu lassen, um das eigene Gewissen zu beruhigen.
    Es wird immer jemanden geben, der das Leid anderer zu seinem eigenen Vorteil nutzt. Die selbsternannte Elite lebte stets nach dem Motto: »Geld stinkt nicht«.


    Die Feststellung, dass der Metabolismus unter bestimmten klimatischen Bedingungen auf Sparflamme köchelt, ist neuerdings ein rassistisches Vorurteil? Ich glaube, Du misst meinem Schreibstil zu viel Gewicht bei.

    Andererseits weiß ich sehr wohl, welchen Einfluss heiße, trockene Sommermonate und triste Lebensbedingungen haben können. Meine Geburtsstadt beherbergte einst eines der größten Silber-Kupfer-Vorkommen Europas (mittlerweile ist die Mine anscheinend restlos ausgeschöpft). Mein Großvater und meine Onkel arbeiteten unter Tage. Mein Großvater starb nach jahrelangem Siechtum an einer Staublunge, meine Onkel dagegen nahmen ihre Pflicht nicht ganz so ernst; denn wenn sie keine Lust hatten, gingen sie nicht arbeiten. Die An- bzw. Abwesenheit wurde anscheinend bestenfalls sporadisch kontrolliert und einer meiner Onkel sagte einmal: »Schert eh keinen, ob ich da bin oder nicht. Mein Geld bekomme ich trotzdem.«

    Tja, lang lebe die südeuropäische Mentalität, der sich selbst der Kommunismus zu beugen hatte.
    Zuletzt geändert von Viola; 01.11.2015, 20:40.

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