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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von Viola Beitrag anzeigen
    Diese Erfahrung habe ich nie gemacht, nicht mal in dem bigotten Dorf in dem ich aufgewachsen bin. Wo wirklich jeder jeden kennt, weshalb die Hemmschwelle, ungebeten irgendwo zu klingeln ungleich niedriger ist, als in einer anonymen (Groß-)Stadt.
    Vielleicht wirkt da die fehlende Anonymität auch genau umgekehrt, was die Hemmschwelle angeht Hab hier schon in einigen Threads die Behauptung gelesen, daß gerade die Anonymitäts des Internets Menschen darin bestärkt, sich schlecht zu benehmen.

    Wo ich jetzt lebe, hängen in der Regel dezente »Kommt zu uns«-Plakate wie z.B. Einladungen zu katholischen bzw. evangelischen Sondergottesdiensten, Wallfahrten oder Angebote für Beratungen in Lebenskrisen.
    Finde ich, wie gesagt, gut. Natürlich verhalten sich verschiedene Gemeinden halt bundesweit unterschiedlich. Vielleicht sind die Gemeinden hier auch an der Existenzgrenze angekommen, daß sie sich aggressiver verhalten. Kernpunkt dieser Herangehensweise ist aber, daß da deren Problem zu meinem Problem gemacht wird/werden soll, und das eben keine Rücksicht genommen wird, sondern sich selbst ein Recht eingeräumt wird, daß niemand hat.

    "Radikalere" Plakate finden sich vereinzelt von anderen christlichen Gemeinschaften. Das Internet ist im 21. Jh. doch ein weitaus effizienteres wie effektiveres Instrument, um Menschen anzusprechen.
    Dir ist also klar, daß die "christliche Gemeinden hier" und "christliche Gemeinden woanders" trotzdem im Namen Gottes/Christus/Wemauchimmer durchaus unterschiedlich handeln können

    Was soll der Staat denn machen? Eltern 14 Jahre lang unter Androhung der Kindesentziehung untersagen, ihrem Glauben in Anwesenheit ihres Kindes Ausdruck zu verleihen?

    Die Entscheidungsfreiheit, sich ab Vollendung des 14. Lebensjahres vom Religionsunterricht freistellen zu lassen, haben doch auch nur Kinder nicht-autoritärer Eltern. Mein Vater z.B. hätte dies nie und nimmer zugelassen, aber ich war auch zu neugierig, als dass ich freiwillig auf die für mich so spannenden Geschichten verzichtet hätte.
    Der Staat könnte den konfessionellen, getrennten Religionsunterricht, der Thema von "Ungleichbehandlungsvorwürfen" - und das in Einzelfällen auch zu Recht - durch verschiedene Konfessionen ist, abschaffen und durch einen einheitlichen, historisch orientierten Religionsunterricht ersetzen; dann würden Kinder schon wesentlich früher mit unterschiedlichen Glaubensansätzen konfrontiert. Was man weiß, was man kennegelernt hat, ist nicht mehr fremd; damit könnten Berührnungsängste früh abgebaut werden. Dabei muss natürlich sichergestellt werden, daß nicht ein übereifriger Christ usw. versucht, im staatlichen Religionsunterricht seine Religion besonders gut dastehen zu lassen; das wäre dann ein GAU, der nicht passieren dürfte.

    Aber ich weiß, was es heißt, zum Kirchgang und zum Beten gezwungen zu werden. Unter anderem musste ich jedes Jahr im Marienmonat Mai Tag für Tag mit meiner Taufpatin, der Schwester meines Großvaters, und deren Tochter, meiner Firmpatin, zur Rosenkranzandacht. Allerheiligen war selbstverständlich ebenfalls Pflicht, dabei fürchtete ich mich noch als Jugendliche vor der Atmosphäre auf dem Friedhof.
    Nicht schön für dich, aber gut für die Diskussion, daß du eben auch negative Seiten von Glauben und Religion kennengelernt hast.

    Steht es denn nicht jedem frei, auf den Bibelschwur zu verzichten? Ich weiß nicht, wie es vor einem (deutschen) Gericht ist, aber ich bin Staatsbedienstete und ich musste nach Abschluss der Dienstprüfung einen Treue-/Verschwiegenheitseid ablegen, in welchen allein Vaterland Österreich einbezogen war.
    Aus Wikipedia:

    Eidesformel in Deutschland

    Die Vereidigung wird durch die Wiederholung der Eidesformel oder durch deren Bestätigung mit den Worten „Ich schwöre es!“ (ggfs. mit der religiösen Bekräftigung „so wahr mir Gott helfe“) beschlossen.

    Beispielsweise werden die Beamten des Landes Nordrhein-Westfalen mit der Formel

    „Ich schwöre, dass ich das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können verwalten, Verfassung und Gesetze befolgen und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

    vereidigt. Hier darf der religiöse Zusatz entfallen. Lehnt ein Beamter es ab, „Ich schwöre“ zu verwenden, können auch die Worte „Ich gelobe“ oder eine andere Formel genutzt werden. In Ausnahmefällen kann an die Stelle des Eides ein Gelöbnis treten.


    Das Wegfallen des religiösen Zusatzes wird dann zur Farce, wenn man dabei die Trennung von Staat und Kirche bedenkt. Im Gesetzbuch sollte daher die religiöse Formel gar nicht vorkommen. Die Formulierung "darf weggelassen werden" zeigt hier deutlich den Nachholbedarf, den Deutschland in diesen Bereichen hat. Und natürlich können Religionen fremder Kulturen sich hier benachteiligt fühlen; nicht in jeder Religion gibt es nur einen Gott und nicht in jeder Religion wird der ohne Namen bezeichnet, sondern nach seiner "Funktion". Hier ist keine Gleichbehandlung gegeben, und das ist teilweise direkt in Gesetzestexten des Grundgesetzes so verankert (zB Art. 56 GG mit dem Amtseid des Bundespräsidenten). Eine höchts bedenkenswerte Verquickung von Staat und Kirche.

    Bei der scheinbar wachsenden Zahl von Putin-Anhängern ist es wahrscheinlicher, dass die Berliner Mauer erneut hochgezogen wird.


    Lieben Gruß,
    Viola
    Damit würde sich für mich nix ändern. Ich leb immer nich auf der gleichen Seite der ehemaligen Mauer, und religiöse Eiferer haben auch schon vor dem Mauerfall ihr Unwesen getrieben.

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  • Viola
    antwortet
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Nein, absolut nicht. Es sind schon die Gläubigen, die primär die "Ungläubigen" eben nicht in Ruhe lassen. Das Christentum wird von seinem Religionsstifter aufgefordert, sein Wort zu verbreiten. Christen aller Art klingeln genauso bei Nicht-Gemeinde-Mitgliedern an deren Türen, wie es die Zeugen Jehovas tun.
    Diese Erfahrung habe ich nie gemacht, nicht mal in dem bigotten Dorf in dem ich aufgewachsen bin. Wo wirklich jeder jeden kennt, weshalb die Hemmschwelle, ungebeten irgendwo zu klingeln ungleich niedriger ist, als in einer anonymen (Groß-)Stadt.

    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Religionsorganisationen sollten zur passiv-Werbung verpflichtet sein (also Plakate mit "kommt zu uns"-Veranstaltungen statt "wir kommen zu euch und zegen so deutlich, daß wir euren wie-auch-immer bestehenden Unglauben nicht tolerieren!"). Ich zumindest spreche hier niemandem ab, was auch immer zu glauben - das ist zugesichertes Recht.
    Wo ich jetzt lebe, hängen in der Regel dezente »Kommt zu uns«-Plakate wie z.B. Einladungen zu katholischen bzw. evangelischen Sondergottesdiensten, Wallfahrten oder Angebote für Beratungen in Lebenskrisen. "Radikalere" Plakate finden sich vereinzelt von anderen christlichen Gemeinschaften. Das Internet ist im 21. Jh. doch ein weitaus effizienteres wie effektiveres Instrument, um Menschen anzusprechen.

    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Ich finde es nur bedenklich, wenn der Staat religiöse Gruppen eben nicht gleich behandelt und religiöse Gruppen dann auch noch meinen, eine eventuelle Sonderbehandlung stünde ihnen zu - im schlimmsten Falle inklusive Beugung der (Menschen-)Rechte anderer Nicht- oder Zwangsgläubiger (wie Kinder, die in einen Glauben hereingeboren werden und ihren Eltern dann 14 Jahre recht schutzlos ausgeliefert sind).
    Was soll der Staat denn machen? Eltern 14 Jahre lang unter Androhung der Kindesentziehung untersagen, ihrem Glauben in Anwesenheit ihres Kindes Ausdruck zu verleihen?

    Die Entscheidungsfreiheit, sich ab Vollendung des 14. Lebensjahres vom Religionsunterricht freistellen zu lassen, haben doch auch nur Kinder nichtautoritärer Eltern. Mein Vater z.B. hätte dies nie und nimmer zugelassen, aber ich war auch zu neugierig, als dass ich freiwillig auf die für mich so spannenden Geschichten verzichtet hätte.


    Aber ich weiß, was es heißt, zum Kirchgang und zum Beten gezwungen zu werden. Unter anderem musste ich jedes Jahr im Marienmonat Mai Tag für Tag mit meiner Taufpatin (der Schwester meines Großvaters) und deren Tochter (meiner Firmpatin) zur Rosenkranzandacht. Allerheiligen war selbstverständlich ebenfalls Pflicht, dabei fürchtete ich mich noch als Jugendliche vor der Atmosphäre auf dem Friedhof.

    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    […] So wird es nie zu einer Lösung kommen, in der alle Religionen zumindest innerhalb unseres Rechtsraums nicht nur auf dem Papier gleichberechtigt sind, sondern auch in der Umsetzung - Stichwort zB konfessioneller Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Oder das Schwören auf die Bibel vor einem staatlichen Gesetz. Oder staatliche Eidesformeln der Sorte "für Gott und Vaterland" oder "so wahr mir Gott helfe" - all das sind/waren unnötige Gängelbänder für Atheisten, die einfach nichts in einem Rechtsstaat zu suchen haben.
    Steht es denn nicht jedem frei, auf den Bibelschwur zu verzichten? Ich weiß nicht, wie es vor einem (deutschen) Gericht ist, aber ich bin Staatsbedienstete und ich musste nach Abschluss der Dienstprüfung einen Treue-/Verschwiegenheitseid ablegen, in welchen allein Vaterland Österreich einbezogen war.


    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    […] Wer einen Gottesstaat will, kann ja versuchen, den auszurufen An der Stelle wäre allerdings das Ende meiner Toleranz erreicht und der Kampf gegen eine verfassungsfeindliche Gruppierung würde beginnen.)
    Bei der scheinbar wachsenden Zahl von Putin-Anhängern ist es wahrscheinlicher, dass die Berliner Mauer erneut hochgezogen wird.


    Lieben Gruß,
    Viola

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von OliverE Beitrag anzeigen
    Die Studien würde ich gerne mal sehen; ich hab mit Google nichts gefunden. Zum anderen : Also ist jeder Preusse nicht friedfertig ? Was ist denn das für eine Aussage ? Im übrigen : bestimmt Volksgruppen per se zu verurteilen ist für mich in bedenklicher Nähe zum Rassismus.
    Da interpretierst du zu viel rein, sein Problem ist viel einfacher:

    Zitat von V-o-l-k-e-r Beitrag anzeigen
    ....Wenn sich am Telefon eine Stimme jung und sympathisch anhört, flirte ich auch ganz gern mal mit so einem Mädel....
    Er hat schon in anderen Threads klar gemacht, daß er sehr hormongesteuert funktioniert Ansonsten ist das mit den Werbeanrufen ein schlechtes Beispiel: Es gibt die Robinson-Liste und auch sonst hat die Gesetzgebung in den letzten Jahren gegen Telefongeschäfte dieser Art Stellung bezogen -> hier funktioniert es für den Bürger offensichtlich, sich zu wehren.

    Das Problem bei religiösen Eiferern ist eben, daß sich nicht "nur ihren Job machen". Das ist mehr für sie, und das sollte es natürlich auch sein - schließlich richten die im Extremfall ihr Leben danach aus, und in dem Bereich haben die meine Toleranz wie Unterstützung in Fällen, in denen Ungleichbehandlung vorliegt. Aber bei ihrem eigenen Leben muss auch die Grenze sein; das Vordringen in das Leben anderer zeigt halt, daß viele dieser missionierenden Religionen im Kern eben nicht tolerant sind. Und da endet bei mir jegliches Entgegenkommen. Und anders als in Bayern hält man in Westfalen nix von falscher Freundlich- wie Höflichkeit; verschwendete Energie. In wie weit "höflich" aber was mit "friedfertig" zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Abgesehen davon ist das Vordringen in fremden Lebensraum in bisher jeder Kultur ein feindlicher Akt. Ich geh jedenfalls nicht bei Zeugen Jehovas, Katholen, Evangelen, Orthodoxen, Buddhisten, Muslimen, Juden usw. rum, um für Gottlosigkeit zu werben. Und ich rechne es den Anhängern der jüdischen Religionen hoch an, daß sie meines Wissens nach auch nicht wahllos Leute aus dem Haus klingeln, um sie für ihre Weltanschauung anzuwerben oder ihr heiliges Buch gratis verteilen usw.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von OliverE Beitrag anzeigen
    Die Studien würde ich gerne mal sehen; ich hab mit Google nichts gefunden. Zum anderen : Also ist jeder Preusse nicht friedfertig ? Was ist denn das für eine Aussage ?
    Nein. Christen sind im Durchschnitt friedfertiger als Atheisten. Hab ich schon mal hier geteilt (mit Quellen), ich schau evtl. heut Abend mal. Aber da Quellen hier ja sowieso nicht beachtet werden, spar ich mir das für den Moment.

    Abgesehen davon glaub ich persönlich nicht dass Preussen weniger friedfertig sind. Nur halt etwas negativer, ernster, verbissener, meckernder,...! Aber wie gesagt, das ist nur meine persönliche Meinung.

    Im übrigen: bestimmt Volksgruppen per se zu verurteilen ist für mich in bedenklicher Nähe zum Rassismus
    Da red ich grad noch von "ernst/verbissen/negativ",...

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  • OliverE
    antwortet
    Zitat von Volker
    Also da muss ich gar nicht auf Deinen Wohnort schielen um mir denken zu können dass Du Preusse bist. Und wieder mal ein schöner Beleg für die Studien die nahelegen dass christliche Menschen im Durchschnitt friedfertiger sind als Atheisten.
    Die Studien würde ich gerne mal sehen; ich hab mit Google nichts gefunden. Zum anderen : Also ist jeder Preusse nicht friedfertig ? Was ist denn das für eine Aussage ? Im übrigen : bestimmt Volksgruppen per se zu verurteilen ist für mich in bedenklicher Nähe zum Rassismus.

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  • Gast
    Ein Gast antwortete
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Nein, absolut nicht. Es sind schon die Gläubigen, die primär die "Ungläubigen" eben nicht in Ruhe lassen. Das Christentum wird von seinem Religionsstifter aufgefordert, sein Wort zu verbreiten. Christen aller Art klingeln genauso bei Nicht-Gemeinde-Mitgliedern an deren Türen, wie es die Zeugen Jehovas tun. (...)

    Falsch. Unhöflich und unter Strafandrohung, und es läge am Staat, in diesen Fällen endlich das Recht derer, deren Wohnraum da mehr oder weniger verletzt wird, zu stärken und den Störenfrieden endlich Konsequenzen entgegenzusetzen.
    Also da muss ich gar nicht auf Deinen Wohnort schielen um mir denken zu können dass Du Preusse bist. Und wieder mal ein schöner Beleg für die Studien die nahelegen dass christliche Menschen im Durchschnitt friedfertiger sind als Atheisten.

    Wie oft klingeln bei Dir "Missionare" an der Tür und wollen Dich bekehren? Hört sich nach 2-3x pro Woche an und dann könnte ich Deinen Unmut verstehen.

    Wenn es allerdings wie bei den meisten Menschen wenige Male im Jahr passiert, warum muss man dann so aggressiv/ernst/verbissen/negativ sein? Tut mir leid, kapier ich nicht. Das ist genauso wie bei Werbeanrufen, diese Leute machen ja auch nur ihren Job.

    Freundlich aber bestimmt sagen dass man an keinem Gewinnspiel/Zeitungsabo/etc. interessiert ist, einen schönen Tag wünschen und auflegen. Wenn sich am Telefon eine Stimme jung und sympathisch anhört, flirte ich auch ganz gern mal mit so einem Mädel. Sie hat dann zwar auch nichts verkauft, aber am Ende gehen trotzdem beide mit einem guten Gefühl und einem positiven Erlebnis aus dem Gespräch.

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von Viola Beitrag anzeigen
    Also, wenn ich mir diesen Thread hier zu Gemüte führe, bin ich geneigt anzunehmen, dass Du mit Obigem primär die Ungläubigen im Auge hast?
    Nein, absolut nicht. Es sind schon die Gläubigen, die primär die "Ungläubigen" eben nicht in Ruhe lassen. Das Christentum wird von seinem Religionsstifter aufgefordert, sein Wort zu verbreiten. Christen aller Art klingeln genauso bei Nicht-Gemeinde-Mitgliedern an deren Türen, wie es die Zeugen Jehovas tun. Religionsorganisationen sollten zur passiv-Werbung verpflichtet sein (also Plakate mit "kommt zu uns"-Veranstaltungen statt "wir kommen zu euch und zegen so deutlich, daß wir euren wie-auch-immer bestehenden Unglauben nicht tolerieren!"). Ich zumindest spreche hier niemandem ab, was auch immer zu glauben - das ist zugesichertes Recht. Ich finde es nur bedenklich, wenn der Staat religiöse Gruppen eben nicht gleich behandelt und religiöse Gruppen dann auch noch meinen, eine eventuelle Sonderbehandlung stünde ihnen zu - im schlimmsten Falle inklusive Beugung der (Menschen-)Rechte anderer Nicht- oder Zwangsgläubiger (wie Kinder, die in einen Glauben hereingeboren werden und ihren Eltern dann 14 Jahre recht schutzlos ausgeliefert sind).

    Falls Du damit allerdings bspw. auf die Zeugen Jehovas anspielst, da kann man mitunter tatsächlich nichts anderes machen, als ihnen höflich, aber bestimmt die Tür vor der Nase zuzuknallen - leider.
    Falsch. Unhöflich und unter Strafandrohung, und es läge am Staat, in diesen Fällen endlich das Recht derer, deren Wohnraum da mehr oder weniger verletzt wird, zu stärken und den Störenfrieden endlich Konsequenzen entgegenzusetzen. Das ließe sich ganz einfach machen. Religion kann privat wie öffentlich stattfinden; öffentlich muss sie sich den Regeln des Staates beugen, in dem sie eine öffentliche Versanstaltung praktizieren will, privat auch - aber unter "Gleichgesinnten" wird sich kaum ein Kläger finden. In den Privatraum nicht-Gleichgesonnener vorzudringen ist in der Theorie schon anfechtbar, wird aber praktisch nicht forciert. Der passende Strafenkatalog würde das ändern.

    Die Personen meines Bekanntenkreises (Verwandtschaft väterlicherseits ausgenommen) neigen nicht zum Missionieren - weder in die eine noch in die andere Richtung.
    Glückwunsch. So funktioniert das schon Mal in die richtige Richtung.

    (Das Kernproblem ist dabei allerdings nicht mal Religion/Glauben selbst. Das Problem liegt eher in unserem gesellschaftlichen wie politischem System: es wird immer wieder von ideologischen Prinzipien, auf denen unser Rechtssystem nomineller Weise basiert, aus wirtschaftlich wie opportunistischen Gründen abgewichen; diesen Teil der institutionalisierten Inkonsequenz den Religionsorganisationen, ihren Vertretern und/oder Anhängern allein anzukreiden, ist falsch.

    Allerdings sollten diese besagten Organisationen sich des Status "Sonderregelung" bewusst sein und lernen, diese einzuräumen; dann gibt's auch viel weniger Streit. Gleiches gilt für unser Stimmenfängerpack, das bei jedem Hinweis auf eine Aufweichung von Prinzipien versucht, sich mit "das ist aber was ganz anderes" oder "das ist aber auch unsere Leitkultur" rauszureden. So wird es nie zu einer Lösung kommen, in der alle Religionen zumindest innerhalb unseres Rechtsraums nicht nur auf dem Papier gleichberechtigt sind, sondern auch in der Umsetzung - Stichwort zB konfessioneller Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Oder das Schwören auf die Bibel vor einem staatlichen Gesetz. Oder staatliche Eidesformeln der Sorte "für Gott und Vaterland" oder "so wahr mir Gott helfe" - all das sind/waren unnötige Gängelbänder für Atheisten, die einfach nichts in einem Rechtsstaat zu suchen haben. Wer einen Gottesstaat will, kann ja versuchen, den auszurufen An der Stelle wäre allerdings das Ende meiner Toleranz erreicht und der Kampf gegen eine verfassungsfeindliche Gruppierung würde beginnen.)

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  • endar
    antwortet
    Zitat von Dannyboy Beitrag anzeigen
    Aus den Resten des römischen Reiches. Zum Teil aus Regionen, aus denen sie gerade vertrieben wurden. Natürlich ist die Haltung der Kirche auch nicht einheitlich. Tausende Juden wurden nach dem Alhambra-Edikt von der iberischen Halbinsel vertrieben.
    Wenn dir klar ist, dass die Haltung "der Kirche" nicht einheitlich war, dann schreib das doch einfach, sonst wirkt das ganze nämlich grob vereinfachend, wenn nicht gar geschichtsvergessen und/oder polemisch. Das Problem hat man natürlich immer, wenn man 1000 Jahre in zwei Sätze pfropft, aber das scheint ja auch Sinn und Zweck dieses Threads zu sein.

    Im Detail ist es natürlich anders. Da du ja die Sephardim erwähnst... Die Juden der iberischen Haldinsel ließen sich v.a. in Norddeutschland nieder, v.a. in Hamburg, einer schon damals freien Reichsstadt. Der Bischof war jedenfalls schon 700 Jahre vorher nach Bremen umgezogen. Auch in Ostfriesland ließen sich viele Juden nieder, da sie der dortige weltliche Herrscher unter ihren Schutz stellte. In Oldenburg war das nicht der Fall, weswegen es hier auch nur wenige Juden gegben hat.
    Die Rolle "der Kirche" kann hier unter keinen Umständen als entscheidend angesehen werden.

    Gleichzeitig ließ Papst Paul III. in Rom das Ghetto ausbauen, um geflüchtete Juden anzusiedeln.
    Rom lag nicht in den Grenzen des (fiktiven) Römischen Reiches deutscher Nation.
    Dieses Detail wäre also nur von Interesse, wenn wir vom heutigen Italien sprechen würden, was wir aber nicht tun.

    Jüdische Ansiedelungen waren sehr im Interesse der Oberschicht, die an den Handelskontakten, Kenntnissen und Dienstleistungen der Juden interessiert waren.
    Ja, "die Oberschicht" hatte ein Interesse daran. Nun sind "die Kirche" und die "die Oberschicht" nicht dasselbe.

    Die Kölner Juden z.B. standen zeitweise unter dem gemeinsamen Schutz des Königs und des Erzbischofs. Dieses Faktum lässt sich durch ein "egoistisches Interesse" "der Kirche" nicht erklären, wohl aber durch ein herrschaftliches Handeln der Oberschicht. Es ist deshalb verkürzt, auf allein "die Kirche" zu verweisen.

    Es ist ja so: Die (Reichs)kirche war ein Herrschaftsmittel, wobei sich zwischen dem Handeln eines weltlichen Fürsten/Herzogs etc. pp. und einem kirchlichen Würdenträger mit angehöriger weltlicher Herrschaft kaum Unterschiede in der Praxis finden ließen. Das ist auch kein Wunder, da zumindest bis zum Investiturstreit die Kirchengüter von weltlichen Herrschern vergeben wurden. Erst zwischen 1803 und 1806 verloren die Bischöfe etc. in Deutschland ihre weltlichen Rechte, Besitztümer und Einfluss.

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  • Viola
    antwortet
    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Wenn der Einzelne in seinem Glauben dann noch die Menschen um sich herum mit eben seinem Glauben nicht belästigt, ist mir das eine der liebsten Einstellungen zum und Umgänge mit dem Thema Glauben.
    Also, wenn ich mir diesen Thread hier zu Gemüte führe, bin ich geneigt anzunehmen, dass Du mit Obigem primär die Ungläubigen im Auge hast?


    Falls Du damit allerdings bspw. auf die Zeugen Jehovas anspielst, da kann man mitunter tatsächlich nichts anderes machen, als ihnen höflich, aber bestimmt die Tür vor der Nase zuzuknallen - leider.
    Die Personen meines Bekanntenkreises (Verwandtschaft väterlicherseits ausgenommen) neigen nicht zum Missionieren - weder in die eine noch in die andere Richtung.

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  • Dannyboy
    antwortet
    Zitat von endar Beitrag anzeigen
    Woher hat die Kirche denn die Juden genommen?
    Und was wäre mit den Juden passiert, wenn es keine Kirchen gegeben hätte?
    Aus den Resten des römischen Reiches. Zum Teil aus Regionen, aus denen sie gerade vertrieben wurden. Natürlich ist die Haltung der Kirche auch nicht einheitlich. Tausende Juden wurden nach dem Alhambra-Edikt von der iberischen Halbinsel vertrieben. Gleichzeitig ließ Papst Paul III. in Rom das Ghetto ausbauen, um geflüchtete Juden anzusiedeln.
    Jüdische Ansiedelungen waren sehr im Interesse der Oberschicht, die an den Handelskontakten, Kenntnissen und Dienstleistungen der Juden interessiert waren.

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  • Karl Ranseier
    antwortet
    Zitat von Viola Beitrag anzeigen
    ....Glaube ist per se irrational. Entscheidend ist, was der Einzelne daraus macht.
    Wenn der Einzelne in seinem Glauben dann noch die Menschen um sich herum mit eben seinem Glauben nicht belästigt, ist mir das eine der liebsten Einstellungen zum und Umgänge mit dem Thema Glauben.

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  • Viola
    antwortet
    Zitat von OliverE Beitrag anzeigen
    Siehst du mich interessiert keine Definition des Glaubens, mich interessiert warum du es für notwendig erachtest an einen Gott zu glauben.
    Ich bin schon immer ein Atheist gewesen und kann kann es einfach nicht verstehen, deswegen suche ich nach Antworten von gläubigen Menschen.
    Gläubige Menschen faszinieren und stoßen mich im gleichen Maße ab. Ich will das (in meinen Augen) Absurde verstehen.
    Ich habe an verschiedener Stelle bereits angedeutet, warum ich glaube. Was darüber hinausgeht, ist zu persönlich. Wenn ich Dich aufforderte, Dein Innerstes nach außen zu stülpen, würdest Du dem Folge leisten?

    Zitat von OliverE Beitrag anzeigen
    Ich bin zwar Atheist, stöbere aber gerne mal in der Bibel und meiner Meinung nach ist die Bibel definitiv KEIN moralischer Kompass...oder sagen wir mal ein schlechter.
    Da finden sich so viele Grausamkeiten.
    Diese Grausamkeiten nennt man Gleichnisse. Vergiss nicht, dass diese (über) 2000 Jahre alten Texte eigentlich nicht für uns Mimosen bestimmt sind, sondern sich an den Bedürfnissen von Individuen orientieren, die unter zumeist primitiven Umständen in einer kargen Landschaft ihr Dasein fristeten und für die Elend, Not und Tod zum Alltag gehörte.

    Zitat von OliverE Beitrag anzeigen
    Ich bekomme so langsam den Verdacht, das du an Gott glaubst, weil du unbedingt an einen Gott glauben willst, liege ich damit richtig ?
    Mein Gottesglaube gründet in meiner Lebensgeschichte. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

    Zitat von OliverE Beitrag anzeigen
    […] Also ist der Glaube rein emotional und hat mit der Ratio nichts zu tun. Faszinierend.
    Glaube ist per se irrational. Entscheidend ist, was der Einzelne daraus macht.

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  • endar
    antwortet
    Zitat von Dannyboy Beitrag anzeigen
    Die Existenz von Kirche hat überhaupt erst stark dazu beigetragen, dass Juden in Deutschland existierten. Im Gegensatz zum unorganisierten Volksglauben hat die organisierte und hierarchische Kirche jüdische Gemeinden aus egoistischen Gründen geschützt. Juden waren der Kirche wirtschaftlich nützlich.
    Woher hat die Kirche denn die Juden genommen?
    Und was wäre mit den Juden passiert, wenn es keine Kirchen gegeben hätte?

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  • Tibo
    antwortet
    Zitat von OliverE Beitrag anzeigen
    Die erste Frage die sich mir stellt : Woher willst du wissen ob diese Entität wirklich gut ist ?

    Oder ob sie nicht eine andere Definition von gut hat.
    Das weiß ich nicht. Aber an einen Gott zu glauben, der nicht meine Auffassungen von Gut und Böse teilt, hielte ich für dumm. Es würde mir auch keine Freude bereiten so zu glauben.
    Zitat von OliverE Beitrag anzeigen
    Du findest die Idee schön...aber ist das nicht einfach Wunschdenken ?
    Doch natürlich.
    Zitat von OliverE Beitrag anzeigen
    ...
    Zum Judentum : Ich kann eine Religion nicht gutheißen bei der Babys einem brutalen, archaischem und babarischen Blutritual (Beschneidung) unterzogen werden müssen um als "echte" Juden zu gelten.
    Niemand erwartet das von dir.

    - - - Aktualisiert - - -

    Zitat von Dannyboy Beitrag anzeigen
    Die Existenz von Kirche hat überhaupt erst stark dazu beigetragen, dass Juden in Deutschland existierten. Im Gegensatz zum unorganisierten Volksglauben hat die organisierte und hierarchische Kirche jüdische Gemeinden aus egoistischen Gründen geschützt. Juden waren der Kirche wirtschaftlich nützlich.
    Das ist ein Fall, der mir nicht unbekannt war. Danke dafür! Das zwinkernde Smiley am Ende des Satzes, den du zitiert hast soll übrigens dazu einladen das vorherstehende nicht zu wörtlich zu nehmen.

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  • Dannyboy
    antwortet
    Zitat von Tibo Beitrag anzeigen

    Ich bin Jude. Die Existenz von Kirchen hat uns Juden selten zum Vorteil gereicht.
    Die Existenz von Kirche hat überhaupt erst stark dazu beigetragen, dass Juden in Deutschland existierten. Im Gegensatz zum unorganisierten Volksglauben hat die organisierte und hierarchische Kirche jüdische Gemeinden aus egoistischen Gründen geschützt. Juden waren der Kirche wirtschaftlich nützlich.

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