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  • Bynaus
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    Chloe, du begreifst es immer noch nicht.

    Atomenergie ist kostendeckend. Sie ist die günstigste CO2-freie Energieform, die wir haben. Sie ist auf jeden Fall günstiger als EE. Wenn sie nicht kostendeckend wäre, hätten die Betreiber ihre AKW schon längst selbst abgeschaltet und würden sich nicht für Laufzeitverlängerungen einsetzen, Mr. "erstes Semester Wirtschaftswissenschaften"...

    Ja, jedes AKW braucht - als Milliardeninvestition - gewisse Anschubsubventionen und Garantien. Wie EE-Anlagen oder andere grosse Infrastrukturanlagen auch. Staaten sind, gerade im Energiebereich, wichtige Garanten und Investoren. Ohne diese Subventionen und Garantien gäbe es in Deutchland kaum Windräder oder Solarzellen.

    Ja, AKW sind nicht für alle denkbaren Schäden versichert, die eine extrem kleine Eintretenswahrscheinlichkeit haben - aber das ist auch bei anderen Installationen so, etwa bei Staudämmen. Selbst du bist nicht für alle denkbaren Schäden versichert, die du anrichten könntest. Versuch mal, eine Haftpflichtversicherung über hundert Millionen Euro abzuschliessen - und jetzt erzähl mir nicht, es sei absolut ausgeschlossen, dass du jemals hundert Millionen Euro Schaden anrichten wirst...

    Ja, die Kosten für Entsorgung und Rückbau ist nicht in allen Ländern in den Stromkosten enthalten (in der Schweiz auf jeden Fall schon). Das macht allerdings nur einen sehr kleinen Betrag aus (die Atomstromkosten in Deutschland und der Schweiz sind auf jeden Fall nicht gross unterschiedlich).

    Emissionszertifikate wurden von Ökonomen entwickelt und sind unstrittig das effizienteste und marktkonformste Instrument, das zur Regulierung von Umweltschäden überhaupt verfügbar ist.
    Unstrittig, soso. Du redest nicht viel mit Ökonomen, was? Das Hauptproblem beim Emissionshandel hast du im letzten Post selber erkannt: Wenn weniger gebraucht wird, fällt der Preis der Zertifikate, so dass man es sich leisten kann, mehr zu emittieren.

    Ich würde sagen, dass wir das erst einmal abwarten, bevor wir Kaffeesatzlesereien betreiben. Ich finde es ziemlich gewagt, hier irgendwelche Prognosen anzustellen, da die energiepolitische Entwicklung erfahrungsgemäß bisher ziemlich schlecht vorhergesagt worden ist.
    2020 ist in 8 Jahren. Alle Kraftwerke, die dann laufen werden, sind schon heute geplant. Dass Deutschland wegen dem Atomausstieg zusätzliche Kohlekraftwerke baut, ist Fakt, ebenso, dass der Betrieb dieser Kraftwerke zusätzliche CO2-Emissionen mit sich bringen wird. Aber natürlich müssen wir "abwarten", oder mit anderen Worten, die Augen verschliessen vor der Tatsache, dass der Atomausstieg höhere CO2-Emissionen mit sich bringt (übrigens auch in Japan: "Befürchtete Stromausfälle bleiben aus - Japan braucht die AKW gar nicht" liest man allenthalben. Kein Wunder: schliesslich haben die Japaner für 20 Mrd $ zusätzliches Gas importiert und verbrannt, um die Strommenge in etwa zu halten. Atomausstieg heisst mehr CO2, mehr Kosten, mehr Umweltverschmutzung).
    Zuletzt geändert von Bynaus; 17.09.2012, 16:53.

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  • Chloe
    antwortet
    Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
    @Chloe: Subventionen und Rentabilität schliessen sich doch nicht gegenseitig aus.
    Selbstverständlich schließt sich das gegenseitig aus. Also bitte, erstes Semester Wirtschaftswissenschaften!

    All diese Subventionen gibt es bei erneuerbaren Energien auch (welcher Staudamm ist schon für einen Bruch versichert? Welches Grosssolarkraftwerk wird völlig aus der eigenen Tasche des Erbauers bezahlt?), oder bei jedem anderen grossen Infrastrukturprojekt (z.B. einer Brücke, einem Tunnel, etc.). Das ändert nichts daran, dass die Brück, der Tunnel oder das Solarkraftwerk danach rentabel sein kann und alle Kredite und Schulden zurückgezahlt werden: es geht um eine Starthilfe, nicht um eine ständige Subvention.
    Gegen Subventionen ist nichts einzuwenden, sofern sie dazu dienen, in der Markteinführungsphase die Schwellen zur Massenfertigung zu überwinden und Kostendegression soweit zu nutzen, bis die Technologie kostendeckend wird ( --> Solarzellenfertigung) oder wenn sie dazu dienen, positve externe Effekte zu vergüten. Beides ist bei der Atomenergie nicht der Fall. Von Massenfertigungsvorteilen kann man nicht reden, und was die Externalitäten angeht, geschieht das Gegenteil. Die Atomkraftbetreiber externalisieren seit Jahrzehnten Kosten und Risiken auf die Steuerzahler, indem sie die Risiken nur teilversichern und die Kosten für Endlagerung und dabei entstehen auch nur zu einem geringen Teil übernehmen.

    Milliardenschulden können einen Konzern auf der Stelle vernichten. Niemand investiert Milliarden, wenn er keine Garantie dafür hat, dass seine Investitionen sich auszahlen. Deshalb ist der Bau von AKW auf Staaten angewiesen, die den Investoren diese Garantie geben: nicht auf Teufel komm raus, aber indem sie Rahmenbedingungen schaffen, innerhalb derer die Investition funktionieren kann. Und genau das kritisiert der von dir verlinkte Bericht von Citigroup: dass die britische Regierung nicht bereit ist, die nötigen Sicherheiten für den Bau von AKW zu schaffen.
    Noch einmal: Es ist das Wesen der Marktwirtschaft, dass Investoren ihre Risiken selbst tragen. Alles andere ist kapitalistischer Sozialismus zugunsten von Atomkonzernen (um einmal Sahra Wagenknechts Charakterisierung der Situation bei den Banken auf diesen Sachverhalt anzuwenden). Es kann nicht angehen, dass Steuerzahler Kosten und Risiken für diese Investitionen übernehmen und die Konzerne die Gewinne und noch dazu Monopolrenten einstreichen - Risiken und Kosten sozialisiert werden, während die Gewinne privat bleiben.

    Wie gesagt, das gilt für EE auch. Würde die Einspeisevergütung abgestellt, würde der EE-Strom nicht mehr gegenüber allen anderen Quellen bevorzugt, die "Energiewende" würde sofort einschlafen, der weitere Ausbau wäre nicht rentabel, man hätte keine Garantie, dass man die Invesitionen wieder zurück bekäme. Das EEG schafft eben für die EE die oben genannten Rahmenbedingungen (im Gegensatz zu AKW laufen hier aber DIREKTE Subventionen), damit sich der Ausbau von EE lohnt. Genauso kann man die Rahmenbedingungen für AKW günstig oder ungünstig gestalten. In Deutschland tut man letzteres, in anderen Ländern der Welt ersteres. Das ändert aber wie gesagt nichts daran, dass einmal gebaute AKW ohne direkte Subventionen (a la EEG) auskommen.
    Den Unterschied habe ich oben erklärt. Es ist auch nicht geplant, erneuerbare Energien dauerhaft über die EEG-Umlage zu subventionieren. Es dürfte dir bekannt sein, dass die EEG-Umlage degressiv ausgestaltet und gedeckelt ist. Sie müssen früher oder später kostendeckend sein - und das gilt ebenso für die Atomkraft, nur dass die die Markteinführungsphase schon ein paar Jährchen hinter sich hat.

    Die Situation in Japan ist anders. Tepco ist nur ein kommerzieller Betreiber von AKW, kein Erbauer. In China betreibt der staatliche Energieriese die AKW, und entwickelt selbst welche für den späteren Export ins Ausland.
    Und weil der gute Vater Staat so fürsorglich mit seinen chinesischen Bürgern umgeht, dürfen wir davon ausgehen, dass in chinesischen AKW keinerlei Schlampereien oder Fehler passieren. Das ist hoffentlich nicht dein Ernst.

    Und genau aus diesem Grund ist das europäische CO2-Handelsystem völlig unbrauchbar. Es wäre viel einfacher, alle fossilen Rohstoffe mit stetig steigenden Steuern zu belegen. Dann würde der Markt das von selbst regeln.
    Kapitaler Unsinn. Emissionszertifikate wurden von Ökonomen entwickelt und sind unstrittig das effizienteste und marktkonformste Instrument, das zur Regulierung von Umweltschäden überhaupt verfügbar ist. Im Unterschied zu Steuern ermöglicht es nämlich, die Gesamtmenge der Emissionen zu deckeln und sie dort zu reduzieren, wo die Reduktion am effizientesten möglich ist. Steuern hingegen lassen keine Obergrenzen zu, scheren alle Emittenten über einen Kamm, führen deshalb NICHT zu einer effizienten Allokation der Emissionen und verursachen darüber hinaus noch einen höheren bürokratischen Aufwand. Der Emissionshandel der EU dürfte DER Hauptgrund sein, warum die EU als so gut wie einzige imstande war, die Kyoto-Ziele einzuhalten. Das einzige Problem an dem System ist, dass man die Ziele nicht ehrgeizig genug fährt und die Zertifikatmenge nicht reduziert.

    Wir wissen einfach, dass der Atomausstieg Deutschlands allein bis 2020 zur Emission von zusätzlich 300 Millionen Tonnen CO2 führen wird.
    The carbon cost of Germany's nuclear 'Nein danke!' - environment - 02 August 2011 - New Scientist
    Ich würde sagen, dass wir das erst einmal abwarten, bevor wir Kaffeesatzlesereien betreiben. Ich finde es ziemlich gewagt, hier irgendwelche Prognosen anzustellen, da die energiepolitische Entwicklung erfahrungsgemäß bisher ziemlich schlecht vorhergesagt worden ist. Vor 15 Jahren hieß es, 10 Prozent Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2010 sei vollkommen illusorisch. Jetzt sind wir bei über 20.

    Wie gesagt - wir werden es sehen.

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  • Bynaus
    antwortet
    @Chloe: Subventionen und Rentabilität schliessen sich doch nicht gegenseitig aus. Es geht nicht darum, dass der Staat den Energiebetrieben Unsummen von Geld zusteckt, damit sie ihre AKW am Laufen halten können. Gebaute AKW sind absolut rentabel. Die Subventionen, von denen im Zusammenhang mit dem Bau von AKW die Rede ist, sind z.B.:

    - Kreditgarantien
    - Abnahmegarantien
    - Übernahme des nicht versicherbaren Risikos

    All diese Subventionen gibt es bei erneuerbaren Energien auch (welcher Staudamm ist schon für einen Bruch versichert? Welches Grosssolarkraftwerk wird völlig aus der eigenen Tasche des Erbauers bezahlt?), oder bei jedem anderen grossen Infrastrukturprojekt (z.B. einer Brücke, einem Tunnel, etc.). Das ändert nichts daran, dass die Brück, der Tunnel oder das Solarkraftwerk danach rentabel sein kann und alle Kredite und Schulden zurückgezahlt werden: es geht um eine Starthilfe, nicht um eine ständige Subvention.

    Milliardenschulden können einen Konzern auf der Stelle vernichten. Niemand investiert Milliarden, wenn er keine Garantie dafür hat, dass seine Investitionen sich auszahlen. Deshalb ist der Bau von AKW auf Staaten angewiesen, die den Investoren diese Garantie geben: nicht auf Teufel komm raus, aber indem sie Rahmenbedingungen schaffen, innerhalb derer die Investition funktionieren kann. Und genau das kritisiert der von dir verlinkte Bericht von Citigroup: dass die britische Regierung nicht bereit ist, die nötigen Sicherheiten für den Bau von AKW zu schaffen.

    Wie gesagt, das gilt für EE auch. Würde die Einspeisevergütung abgestellt, würde der EE-Strom nicht mehr gegenüber allen anderen Quellen bevorzugt, die "Energiewende" würde sofort einschlafen, der weitere Ausbau wäre nicht rentabel, man hätte keine Garantie, dass man die Invesitionen wieder zurück bekäme. Das EEG schafft eben für die EE die oben genannten Rahmenbedingungen (im Gegensatz zu AKW laufen hier aber DIREKTE Subventionen), damit sich der Ausbau von EE lohnt. Genauso kann man die Rahmenbedingungen für AKW günstig oder ungünstig gestalten. In Deutschland tut man letzteres, in anderen Ländern der Welt ersteres. Das ändert aber wie gesagt nichts daran, dass einmal gebaute AKW ohne direkte Subventionen (a la EEG) auskommen.

    So wie Tepco "ganz sicher keinen Unfall riskiert" hat? Man sollte meinen, dass es die Japaner auch nicht auf einen Unfall ankommen lassen, oder?
    Die Situation in Japan ist anders. Tepco ist nur ein kommerzieller Betreiber von AKW, kein Erbauer. In China betreibt der staatliche Energieriese die AKW, und entwickelt selbst welche für den späteren Export ins Ausland.

    Es wird emittiert, soviel Lizenzen da sind. Wenn nicht von den Kraftwerken, dann halt von anderen Akteuren. Die Lizenzen werden durch Kraftwerke mit niedrigen CO2-Werten nur billiger.
    Und genau aus diesem Grund ist das europäische CO2-Handelsystem völlig unbrauchbar. Es wäre viel einfacher, alle fossilen Rohstoffe mit stetig steigenden Steuern zu belegen. Dann würde der Markt das von selbst regeln.

    Wir wissen einfach, dass der Atomausstieg Deutschlands allein bis 2020 zur Emission von zusätzlich 300 Millionen Tonnen CO2 führen wird.
    The carbon cost of Germany's nuclear 'Nein danke!' - environment - 02 August 2011 - New Scientist

    es wird nicht gebaut, weil der britischen Regierung die Unsummen an Subventionen in eine derart unsichere Sache zu teuer sind, oder sie die Subventionen erst gar nicht von der EU genehmigt kriegt
    In diesem Fall sieht es ganz anders aus: Mark Lynas World?s first nuclear waste-burning PRISM reactor moves a step closer in the UK

    With potential financing from the US Export-Import Bank, the UK taxpayer would not shoulder the risk of building the plant or even operating it, I am told. Instead, the NDA would pay the operator of the PRISM reactor per tonne of plutonium dealt with – a so-called ‘pay-for-performance’ model. This insulates the taxpayer from the risk that a plant might go over budget

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  • Chloe
    antwortet
    Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
    Ein Vergleich nach Wirtschaftlichkeit bezüglich China versus Deutschland ist recht sinnlos. In China gibt es ein staatliches Energiemonopol, alle Kraftwerke sind in der Hand von Staatsbetrieben, und der Strompreis wird zentral vom Staat reguliert. Rentabilitätsrechnungen wie für RWE, spielen hier für den chinesischen Staat eine weitaus geringere Rolle. Was hier für China attraktiv ist, muss es deshalb noch lange nicht für ein europäisches Industrieland sein.
    Natürlich ist das richtig. Es ging mir darum, zu widerlegen, dass neue AKW rentabel gebaut werden können. Wenn der Staat Preise reguliert und ein Energiemonopol hat, kann davon nicht die Rede sein. "In China werden sie ja auch gebaut, deshalb muss sich das rentieren" ist überhaupt kein Argument.

    Meine persönlichen Bedenken bei der Nukleartechnologie, liegen mehr beim menschlichen Unsicherheitsfaktor. Und damit meine ich jetzt weniger ein mögliches Fehlverhalten des Bedienpersonals eines Kraftwerks. Sondern den Risikofaktor Management und Politik, die durch Einsparungsabsichten, Ignoranz, Hinauszögern, und Unfähigkeit, es immer wieder schaffen den größtmöglichen Bockmist zu bauen.
    Eben. Deshalb ist das hier:

    Zitat von Bynaus
    Aber die Chinesen werden es sicher nicht auf einen Unfall ankommen lassen, vor allem weil sie die Technologie ja später kopieren und verkaufen wollen.
    auch kein Argument. So wie Tepco "ganz sicher keinen Unfall riskiert" hat? Man sollte meinen, dass es die Japaner auch nicht auf einen Unfall ankommen lassen, oder? Haben sie aber, wie wir spätestens durch den Untersuchungsbericht wissen. Es wurde nicht einmal aus vertuschten Kernschmelzen lange vorher gelernt.

    Übrigens sollltest du, @Bynaus, mal nachlesen, wie das europäische CO2-Emissionshandelsystem funktioniert. Allein durch den Bau neuer AKW werden überhaupt keine CO2-Emissionen reduziert - allein durch den Bau neuer Kraftwerke für erneuerbare Energien auch nicht. Es wird emittiert, soviel Lizenzen da sind. Wenn nicht von den Kraftwerken, dann halt von anderen Akteuren. Die Lizenzen werden durch Kraftwerke mit niedrigen CO2-Werten nur billiger.

    Wir werden ja sehen, was mit dem Transmutationsreaktor wird. Meine Prognose für die beiden wahrscheinlichsten Szenarien ist, a) es wird nicht gebaut, weil der britischen Regierung die Unsummen an Subventionen in eine derart unsichere Sache zu teuer sind, oder sie die Subventionen erst gar nicht von der EU genehmigt kriegt, oder b) es wird gebaut, und dann haben die Briten in ein paar Jahren ein Milliardengrab, das das der Franzosen und Finnen noch bei weitem in den Schatten stellen wird.

    In Großbritannien können sich die Transmutationseuphoriker jedenfalls nicht auf blöde Deutsche herausreden, die halt auf alles, was mit Atom zu tun hat, hysterisch reagieren. Wenn die Briten die Dreckschleuder Sellafield seit Jahrzehnten gewähren lassen, ist kaum damit zu rechnen, dass sie zum Massenprotest gegen einen Transmutationsreaktor auflaufen.


    .
    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

    Chloe schrieb nach 1 Stunde, 49 Minuten und 1 Sekunde:

    Berlin kappt Geld für Iter-Forschung: Projektförderung wird eingestellt - n-tv.de

    Deutschland stellt die Projektförderung für den Kernfusionsreaktor Iter ein. Es werden keine weiteren Anträge angenommen, heißt es. Das Projekt sei schlicht erfolglos. Erhoffte Forschungsaufträge für Deutschland seien ausgeblieben.
    Na also, manchmal setzt sich halt doch die Vernunft durch, selbst in der schwarz-gelben Koalition.
    Zuletzt geändert von Chloe; 17.09.2012, 10:03. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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  • Enas Yorl
    antwortet
    Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
    China baut dieselben Reaktoren in deutlich kürzerer Zeit (und entsprechend deutlich tieferen Kosten).
    Schneller ganz sicher, günstiger nun ja, da wäre ich schon etwas vorsichtiger was die Zahlen angeht. Aber das ist in China, wo der Provinzgouverneur die Genehmigungsverfahren persönlich durchwinkt. Bei Hightech-Baustellen in China geht es heute recht ordentlich und aufgeräumt zu (bezogen auf die Arbeitsweise, und nicht auf das Lohnniveau), aber wirklich vergleichen mit einer deutschen Baustelle lässt sich das nicht. Das gleiche Bauvorhaben in Deutschland, würde deutschen Bau- und Arbeitsschutzvorschriften unterliegen, und dann wäre es Essig mit einer deutlich kürzeren Bauzeit.

    Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
    Wenn jemand mir erzählen will, Atomkraftwerke wären nicht subventioniert worden, in China herrschten dieselben Arbeitsbedingungen und Sicherheitsstandards wie in Deutschland und dann noch behauptet, besser zu wissen ob AKW rentabel sind oder nicht als der Vorstandsvorsitzende der RWE, dann lebt der offenkundig in einer anderen Realität, tut mir leid.
    Ein Vergleich nach Wirtschaftlichkeit bezüglich China versus Deutschland ist recht sinnlos. In China gibt es ein staatliches Energiemonopol, alle Kraftwerke sind in der Hand von Staatsbetrieben, und der Strompreis wird zentral vom Staat reguliert. Rentabilitätsrechnungen wie für RWE, spielen hier für den chinesischen Staat eine weitaus geringere Rolle. Was hier für China attraktiv ist, muss es deshalb noch lange nicht für ein europäisches Industrieland sein.

    Meine persönlichen Bedenken bei der Nukleartechnologie, liegen mehr beim menschlichen Unsicherheitsfaktor. Und damit meine ich jetzt weniger ein mögliches Fehlverhalten des Bedienpersonals eines Kraftwerks. Sondern den Risikofaktor Management und Politik, die durch Einsparungsabsichten, Ignoranz, Hinauszögern, und Unfähigkeit, es immer wieder schaffen den größtmöglichen Bockmist zu bauen. Und sag mir keiner, das so etwas im peniblen Deutschland nicht möglich ist. Die Schachtanlage Asse, ist ein reichlich trauriges Beispiel dafür, wie über Jahrzehnte hinweg, verschiedene Behörden entweder auf beiden Augen blind waren, oder ein effizientes Handeln hinausgezögert haben.
    Zuletzt geändert von Enas Yorl; 16.09.2012, 23:45.

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  • Chloe
    antwortet
    US-Dollar, lieber @Seether, nicht Euro. Das heißt, es ist in der Nähe von 2 Euro die Stunde.

    Ich habe das gestern auf der BLS-Seite gesehen, 2,69 US-$ für 2010. Momentan finde ich das nicht (die Seite ist schrecklich unübersichtlich) - nur die Zahlen für den industriellen Sektor für 2008.

    Manufacturing in China

    1,36 US-$ im industriellen Sektor im Jahr 2008. Anscheinend verdienen die Banker deutlich mehr, anders kann ich mir die Diskrepanz zu 2010 für alle Arbeitnehmer nicht erklären. Das war also noch deutlich zu optimistisch mit den 2,70 Dollar, wenn man das auf den Bau eines AKW bezieht.


    .
    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

    Chloe schrieb nach 21 Minuten und 18 Sekunden:

    Übrigens, aus dem Citigroup-Bericht:

    No where else in the world — Government policy remains that the private sector takes full exposure to the three main risks; Construction, Power Price and Operational. Nowhere in the world have nuclear power stations been built on this basis.
    Das "Nowhere Else" bezieht sich auf Großbritannien. Also: Nirgendwo auf der Welt werden AKW ohne Subventionen bzw. Risikoübernahme durch die Regierung gebaut. Auch in China nicht.
    Zuletzt geändert von Chloe; 16.09.2012, 20:39. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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  • Seether
    antwortet
    Witzig, dass du mit Bezug auf China 2,7 Dollar nennst. Das sind genau die Zahlen, die ich im Zusammenhang mit dem Bau von Atomkraftwerken in China auch gehört habe; da ich die Quelle jedoch nicht mehr wiederfinden konnte, habe ich darauf verzichtet sie anzuführen.

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  • Chloe
    antwortet
    Wenn du schon an der Kompetenz von Terium zweifelst, vielleicht hilft dann das hier weiter.

    New Nuclear – The Economics Say No | Citigroup

    Von 2009 - VOR Fukushima - und nicht von Greenpeace, sondern von der Citigroup.

    Neue AKW sind nicht rentabel - nur wenn sie subventioniert werden. Eine Bankrott-Erklärung für eine Technologie, die vor einem halben Jahrhundert marktreif geworden ist. Warum glaubst du, betteln sie jetzt die EU um Subventionen an?

    Die Strategie von Vattenfall erklärt sich dadurch, dass immer noch Länder bereit dazu sind.

    Und was China angeht. Du hast China als Vorbild hingestellt, wie man schneller und billiger bauen kann. Schlag mal nach, wie hoch in China die Lohnkosten sind. Kein richtiges Billiglohnland mehr, dass ich nicht lache! 2 Dollar 70 die Stunde laut BLS! Schau dir mal an, wie die Arbeitsbedingungen in der Industrie dort sind - von wegen Umwelt- und Sicherheitsstandards! China ist eine Diktatur, die immer herangezogen wird als leuchtendes Beispiel, wenn man unbedingt Dinge durchsetzen will, die von der Bevölkerung abgelehnt werden.

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  • Bynaus
    antwortet
    Zitat von Chloe
    Das "Problem" ist, dass mehr Reaktoren stillgelegt werden, als neu in Betrieb genommen werden, und die installierte Kapazität sinkt. Das heißt, es handelt sich um ein Auslaufmodell.
    Das wird sich erst noch zeigen. Ausser in Deutschland werden noch funktionierende Atomreaktoren nicht einfach so abgeschaltet und durch fossile Kraftwerke ersetzt. China hat ein Ziel von hunderten von Reaktoren, viele aufstrebende Volkswirtschaften weltweit streben Atomreaktoren an. Das "Auslaufsmodell" redest du herbei.

    Atomkraftwerke wären nicht subventioniert worden
    Hab ich nicht gesagt. Atomkraftwerke werden subventioniert (z.B. Kreditgarantien, Laufzeitgarantien etc.), genauso wie z.B. grosse EE-Kraftwerke subventioniert werden. Bei AKW bekommst du bloss mehr Leistung für deine Investition. Wieviele hundert Milliarden hat Deutschland schon wieder in die Solarenergie investiert? Und wieviel Leistung ist dabei rausgekommen? Hätte man denselben Betrag in moderne AKW investiert, hätte man stattdessen etliche fossile Kraftwerke abschalten können und hätte REAL den CO2-Ausstoss vermindert. Stattdessen baut Deutschland nun halt Kohlekraftwerke für die Steckdose, und ein paar Windrädchen und Solarzellen fürs Gewissen der Wähler. Clever.

    in China herrschten dieselben Arbeitsbedingungen und Sicherheitsstandards wie in Deutschland
    Auch das hab ich so nicht behauptet. Aber die Chinesen werden es sicher nicht auf einen Unfall ankommen lassen, vor allem weil sie die Technologie ja später kopieren und verkaufen wollen.

    besser zu wissen ob AKW rentabel sind oder nicht als der Vorstandsvorsitzende der RWE
    Zumindest Vattenfall andere Energieriesen weltweit scheinen nicht der Meinung zu sein, dass AKW nicht zu finanzieren wären. Was mich entweder an der Kompetenz oder der Motivation des genannten Vorstandsvorsitzenden zweifeln lässt. Vielleicht liegts auch einfach der besonderen wirtschaflich/gesellschaftlichen Situation in Deutschland: Offenbar ist es mittlerweile politisch inkorrekt, für AKW zu sein. Lächerlich, und einer Demokratie unwürdig.

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  • lordhasen
    antwortet
    Zitat von Amaranth Beitrag anzeigen
    Hat auch jemand eine realistische Alternative?
    Was ist daran unrealistisch Raumschiffe zur Sonne sollten in Paar Jahrhunderten möglich sein . In der zwichenzeit kann man den Atommüll in der wüste Gobie verstecken tief in einem alten Bergwerk.

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  • Chloe
    antwortet
    Das "Problem" ist, dass mehr Reaktoren stillgelegt werden, als neu in Betrieb genommen werden, und die installierte Kapazität sinkt. Das heißt, es handelt sich um ein Auslaufmodell.

    Wenn jemand mir erzählen will, Atomkraftwerke wären nicht subventioniert worden, in China herrschten dieselben Arbeitsbedingungen und Sicherheitsstandards wie in Deutschland und dann noch behauptet, besser zu wissen ob AKW rentabel sind oder nicht als der Vorstandsvorsitzende der RWE, dann lebt der offenkundig in einer anderen Realität, tut mir leid.
    Zuletzt geändert von Chloe; 16.09.2012, 12:06.

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  • Bynaus
    antwortet
    Ich sehe nicht, wo das Problem ist: eure Quelle bestätigt doch genau, was meine Quelle schreibt:

    Of the 59 units under construction in the world, at least 18 are experiencing multi-year delays, while the remaining 41 projects were started within the past five years or have not yet reached projected start-up dates, making it difficult to assess whether they are running on schedule.
    60 KKW sind also im Bau, davon bis zu 41 in den letzten 5 Jahren. Nicht anderes hab ich oben behauptet. In Seether's Welt jedoch baut kein Staat auf dem volkswirtschaftlichen Niveau von Deutschland mehr neue KKW... Das ist klar falsch: Frankreich, Südkorea, Kanada, die USA sind alles Staaten auf diesem Niveau. Genauso falsch war seine Aussage, Vattenfall plane nicht den Bau weiterer KKW. Vattenfall wird schon wissen, was sie auf ihrer Webseite überdeutlich schreiben, nicht?

    Es gibt angeblich einen industriereifen Zauberreaktor, der Atommüll verbrennen kann.
    Das ist schön. Wieso interessiert sich Siemens dann nicht dafür? Oder General Electric? Oder sonst wer?
    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: S-PRISM von GE Hitachi ist ein Integral Fast Reactor, wie schon ein paar Mal erwähnt. Grossbritannien klärt derzeit ab, ob es solche Reaktoren zum Abbau seines Atommülls bauen lassen will.

    Soweit die Fakten.

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  • HMS Fearless
    antwortet
    Last die Giftpfeile sein.
    Die Aussagen eines anderen Users als "Märchenstunde" abzuwerten, nur weil er andere Fakten und Quellen Zitiert, bzw. die Fakten anders interpretiert, ist der Diskussion nicht förderlich.

    Fakt ist, in der westlichen Welt ist Atomenergie derzeit auf einem Absteigenden Ast.
    Fakt ist aber auch, dass in anderen Teilen der Welt KKWs gebaut werden.
    Fakt ist, das Problem mit dem radioaktiven Abfall ist ungelöst.
    Und Fakt ist, auf eigene Kosten wird kein privatwirtschaftliches Unternehmen die Entwicklung von Entsorgungstechnologien vorantreiben. Das ist Marktwirtschft: Die Firma will Geld verdienen, Kosten und Risiken soll gefälligst jemand anderes tragen.

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  • Seether
    antwortet
    Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
    @Seether: Ich weiss nicht, was das für eine Welt ist, die du dir da zurechtlegst: mit der Realität hat sie nicht viel zu tun. Derzeit sind weltweit 60 Reaktoren in Bau, in 13 verschiedenen Ländern, viele davon durchaus Länder auf dem "volkswirtschaftlichen Niveau" von Deutschland (und darüber). Plans for New Nuclear Reactors Worldwide
    Deinen Hurra-Atompatriotismus hat Chloe ja wiedermal glänzend widerlegt; da bleibt mir im übrigen auch nur darauf hinzuweisen, dass es für mich in letzter Konsequenz, egal, wie man die Zahlen drehen will, auch keinerlei Rolle mehr spielt, was andere Länder machen. Mir ist auch herzlich Popelegal, ob du meinst Brückenspringen mit Freunden sei ne gute Idee, weil die es immerhin auch tun.
    Die Realität, die du hier mit selektivem Zitieren von vermeintlichen Autoritätsargumenten ableugnest, hat dich und dein Hurra-Patriotismus von dir Gleichgesinnten längst zurückgelassen.
    Frankreichs staatlicher Atomkonzern ist einer der meist verschuldetsten Konzerne Europas, und das bei staatlicher Deckung und billigen Investitionen in der Aufbauphase durch Steuergelder. Frankreichs Entlagerungskosten bleiben an der Zivilgesellschaft hängen. Frankreich muss im Winter aus dem angeblich unzuverlässigen Deutschland Strom importieren, weil ihre Kapazitäten in der Heizphase nicht ausgereicht haben. Frankreichs EDF rechnet allein bis 2015 mit einem Anstieg der Wartungskosten um 40%. Sarkozy hat sich seinerzeit für diese Information bedankt, denn sie kam gerade kurz vor den Wahlen raus. Atomenergie durch Kernspaltung ist keine unerschöpfliche Energiequelle, und die Methoden, mit denen manche "Förderländer" ihren "Brennstoff" verkaufen, sind Zweifelhaft (s.o.).
    RWE und E.ON haben sich aus britischen AKW-Projekten verabschiedet. Nicht mehr kostentragend. Siemens hat sich aus der AKW-Sparte verabschiedet; der Konzern erfüllt lediglich noch laufende Verträge (s. skandinavisches Engagement). Der Grossteil der von dir angeführten AKW-Neubauten entfällt auf China, zu einem Betriebskostenpreis, der ungefähr 20% von dem Preis in der westlichen Welt (= unser volkswirtschaftliches Niveau) ausmacht. Ganz toll. Und ich bin sicher, ein Land, das enfach mal hundert tausende Menschen zwangsumsiedelt, wenns nen Staudamm bauen will, hält auch beste und höchste Sicherheitsstandards ein. Wenn diese AKW in China fertig sind, stammt der Grossteil der Stromproduktion des Landes aber immernoch aus Kohle. China baut im selben Zeitraum auch massiv seine EE-Produktion aus.
    Es gibt angeblich einen industriereifen Zauberreaktor, der Atommüll verbrennen kann.
    Das ist schön. Wieso interessiert sich Siemens dann nicht dafür? Oder General Electric? Oder sonst wer? Dreissig Jahre Probebetrieb und das verzweifelt um seine Machtstellung ringende RWE hat sich der Sache noch nicht angenommen, in Grossbritannien, oder in Bulgarien, oder in CHINA?
    Das alles ist Realität.
    Die Atomenergie-Märchenstunde ist erzählt, und jetzt wieder zurück zu den harten Fakten.

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  • Chloe
    antwortet
    2012 - World Nuclear Industry Status Report

    Key results of the assessment include:
    • Only seven new reactors started up, while 19 were shut down in 2011. On 5 July 2012, one reactor was reconnected to the grid at Ohi in Japan and another unit is expected to generate power on the site within two weeks. However, it remains highly uncertain, how many others will receive permission to restart operations in Japan.
    • Four countries announced that they will phase out nuclear power within a given timeframe.
    • At least five countries have decided not to engage or re-engage in nuclear programs.
    • In Bulgaria and Japan two reactors under construction were abandoned.
    • In four countries new build projects were officially cancelled. Of the 59 units under construction in the world, at least 18 are experiencing multi-year delays, while the remaining 41 projects were started within the past five years or have not yet reached projected start-up dates, making it difficult to assess whether they are running on schedule.
    • Construction costs are rapidly rising. The European EPR cost estimate has increased by a factor of four (adjusted for inflation) over the past ten years.
    • Two thirds of the assessed nuclear companies and utilities were downgraded by credit rating agency Standard and Poor’s over the past five years.
    • The assessment of a dozen nuclear companies reveals that all but one performed worse than the UK FTSE100 index. The shares of the world’s largest nuclear operator, French state utility EDF, lost 82 percent of their value, that of the world’s largest nuclear builder, French state company AREVA, fell by 88 percent.
    In contrast, renewable energy development has continued with rapid growth figures.
    • Global investment in renewable energy totaled US$260 billion in 2011, almost five times the 2004 amount. Over the same period, the total cumulative investment in renewables has risen to over US$1 trillion, which compares to nuclear power investment decisions of about $120 billion.
    • Installed worldwide nuclear capacity decreased again in 2011, while the annual installed wind power capacity increased by 41 GW in 2011 alone. Installed wind power and solar capacity in China grew by a factor of around 50 in the past five years, while nuclear capacity increased by a factor of 1.5. Since 2000, within the European Union nuclear capacity decreased by 14 GW, while 142 GW of renewable capacity was installed, 18 percent more than natural gas with 116 GW.
    • In Germany, for the first time, power production from renewables was only second to lignite, exceeded coal, nuclear power and natural gas. The German renewable electricity generation thus corresponded to 29 percent of French nuclear production.

    “The market for nuclear is shrinking year by year, while renewable energy deployment continues at pace and in an ever increasing number of countries. With nuclear power becoming more expensive than a widening range of renewable energy technologies this trend will only continue”, said Antony Froggatt, co-author of the report.
    'Soviel zu deiner Märchenstunde.

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